Gerichtsfaal.
Ehedrama.
Stuttgart, 17. Nov. Unter der Anklage des Totschlags, begangen an seiner Frau, steht der 1882 in Plattenhardt geborene Fuhrmann Gottlob Schweizer vor dem Schwurgericht. Für die Verhandlung, zu der 38 Zeugen und 3 Sachverständige geladen sind, find 1^/2 Tage vorgesehen. > Der Angeklagte hat am Abend des 27. August seine von ihm getrennt lebende Frau vor der Fabrik von Lang und Bumiller in der Böheimstratze, in der sie beschäftigt war, auf bestialische Weise niedergestochen. Er hat sich im August 1908 verheiratet. Die Ehe war durch seine Schuld keine glückliche. Schon wenige Monate nach der Verheiratung hat er begonnen, seine Frau zu mißhandeln. Auch sorgte er nicht für seine Familie, er vertrank den größten Teil seines Verdienstes. Die Frau trug zum Unterhalt der Familie bei. Sie ging mehrmals von ihm weg. Bor Antritt einer einmonatigen Gefängnisstrafe, die er wegen Körperverletzung und Bedrohung erhalten hatte, verkaufte er den ganzen Hausrat um 115 -K, so daß die Frau und die Kinder entblößt dastanden. Den Erlös verbrauchte er im Wirtshaus. Zwei Kinder kamen in das Kinderasyl, ein drittes wurde bei Verwandten untergebracht. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis wurde ihm eröffnet, daß er wegen Arbeitsscheu in die städtische Armenbeschäftigungsanstalt eingewiesen sei. Am Tag vor der Tat schickte er einen Bekannten zu seiner Frau, um sie zu veranlassen, wieder mit ihm zusammenzuleben. Die Frau lehnte das Ansinnen ab. Am Abend des 27. August wartete er vor der Fabrik auf seine Frau, nachdem er in verschiedenen Wirt
schaften gezecht hatte. Als ihn die Frau erblickte, sprang sie auf die andere Seite der Straße. Der Angeklagte lief ihr nach und stach auf sie ein, auch noch, als sie auf dem Boden lag. Zehn Messerstiche versetzte er seiner Frau. Einer traf die Hauptschlagader und hatte den sofortigen Tod zur Folge. Der Angeklagte macht geltend, daß er seine Frau nicht habe erstechen wollen. Er sei so aufgeregt gewesen, daß er nicht mehr gewußt habe, was er tue. Es traten verschiedene Zeugen auf, die bekundeten, daß der Angeklagte vor der Tat ihnen gegenüber geäußert habe, er ersteche seine Frau, wenn sie nicht zu ihm zurückkehre. Die Getötete wird als fleißige und geordnete Frau geschildert. Zeugen sagten aus, daß die Frau mehrmals aus Angst vor ihrem Mann geflüchtet sei und im Freien übernachtet habe. Einigen Zeugen hat sie erzählt, daß sie nichts zu essen habe, weil ihr Mann alles vertrinke.
*
Die Geschworenen sprachen in der Dienstagsitzung den Angeklagten des Totschlags schuldig unter Versagung mildernder Umstände. Der Staatsanwalt beantragte 15 Jahre Zuchthaus. Der Gerichtshof erkannte auf 12 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; 2 Monate Untersuchungshaft gehen ab.
kan-wrrtfch«ft und Märkte.
Stuttgart, 17. Nov. Landesproduktenbörse. Auf dem Eetreidemarkte hat in den letzten Tagen eine wesentlich festere Stimmung Platz gegriffen. Sie nahm ihren Ausgang von Argentinien, wo jetzt die Ernte vor der Tür steht und von wo anhaltend ungünstige Ernteberichte gemeldet werden. — Das Ge
schäft war lebhafter. Die Mühlen haben wieder größere Posten Mehl abgesetzt und entsprechende Deckungen in Weizen oorgenommen. Der starke Regen war von guter Wirkung für die Felder, die jetzt die nötige Winterfeuchtigkeit erhalten haben, ferner für die Schiffahrt, die schon allenthalben über Kleinwasser klagte. An der heutigen Börse war bessere Kauflust zu bemerken. Es kamen Abschlüße sowohl in einheimischer Ware, als auch in guten russischen und amerikanischen Weizen zu Stande. Wir notieren:
Weizen württ.
19.50 bis 20.50
„ fränk.
20 —
21.—
„ bayr.
20.50
„
21 50
„ Ulla
22.50
„
23.50
„ Saxonska 23.—
„
23.50
„ Azima
22.25
„
22.75
„ Kansas 11 23.25
23.75
„ Manitoba I 23.—
23.50
„
Dinkel
13 —
„
14.—
Roggen, neu
1675
„
17.50
Gerste, württ.
16.—
„
18.—
Gerste, Pfälzer
19.25
„
19.75
„
„ Tauber
17.50
„
18.—
„ fränk.
17.50
„
18.25
„
Futtergerste
13.50
„
14 —
„
Hafer, württ., neu 14.50
16.50
Mais, Laplata
15 —
„
15.25
mit Sack, Kasse 1°/>
> Skonto.
(Württ. I
Tafelgries
32.75
33.75
„
Mehl 0
32.75
33.75
1
31.75
32.25
2
30.75
„
31.25
3
29.25
30 25
4
25.75
„
26.75
Kleie
8.50
9.—
„
(netto Kasse
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Vuchdruckerei.
Vergebung um HWamrbetteu.
Für den Umbau des Verwaltungsgebäudes der Station Bad Liebenzell sind die nachbezeichneten Arbeiten auf Grund der im Gewcrbeblatt aus Württemberg Jahrgang 1912 Seite 113 bekannt gemachten „Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen" nach dem Preislistenverfahren zu vergeben:
Grabarbeit. Betonier-, Maurer- und Steinhauerarbeit, Zimmerarbeit, Verschindelung, Schieferdeckarbeit, Gipserarbeit, Schreinerarbeit, Glaserarbeit, Flaschnerarbeit und Anstricharbeit.
Die Verdingungsunterlagen können bei der K. Württ. Eisenbahnbauinspektion Pforzheim Luisenstroße 2, Zimmer Nr. 7, eingesehen werden. Auszüge werden gegen Ersatz der Herstellungskosten abgegeben.
Für den Zuschlag wird eine Frist von 4 Wochen, von der Eröffnung der Angebote an, Vorbehalten. Die Verhandlung über die Eröffnung der Angebote, die mit entsprechender Aufschrift versehen bei Unterzeichneter Stelle einzureichen sind, wird am
Samstag, den 29. November vormittags 11 Ahr stattfinden.
Pforzheim, den 18. November 1913.
-_ K. Mw. EiseMWmnsiiektiM.
Stadtgemeinde Calw.
Bei der nun eintretenden kälteren Fahreszeit ist die Nachfrage
nach
brauchbaren Stiefeln
für die Gäste der Wanderarbeitsstätte
eine sehr große. Die unehrliche Einwohnerschaft wird gebeten, abgelegte aber noch brauchbare, hauptsächlich große Stiesel, dem Ratsdiener Schüttle, Rathaus Zimmer Nr. 11, gegen eine kleine Entschädigung ab- zuliefern.
Calw, den 5. November 1913.
Stadtschultheißenamt:
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