st. Diensterledigungen. Die Bewerber um die Pfarrei Hirsau, Dekanats Calw, haben sich in­nerhalb 3 Wochen bei dem Evgl. Konsistorium zu melden. Erledigt ist die Stelle eines etatmäßi­gen Walzmeisters bei der K. Straßenbau­inspektion Calw. Bewerber aus dem Militäran­wärterstand, welche im Staatsdienst angestellt sind, sollen sich binnen 8 Tagen bei der Ministerial- abteilung für den Straßen- und Wasserbau durch Vermittlung der betreffenden Inspektion melden.

Vom großen Los. Die Nummer 13 731 des großen Loses der Klassen - Lotterie, das mit je 300 000 »st nach Berlin und Köln fiel, dürfte für abergläubische Spieler besonders verlockend seini sie hat vorn die ominöse13" und dieselben Ziffern in umgekehrter Reihenfolge hinten. In der Mitte be­findet sich dieböse" 7, die von Spielern so gern in ihrem Los gesehen wird. Diese Nummer wurde am siebenten Ziehungstage gezogen, und endlich ergibt die Zahl 13 731 vorwärts wie rückwärts gelesen das­selbe Resultat.

November-Wetterregeln und Bauernsprüche.

Wie wird der Winter werden? Das Volk verläßt sich bei Beantwortung dieser Frage noch immer auf die von den Vorfahren ererbten Sprüchlein. Im Volke heißt es:Wenn's Laub spät fällt, folgt starke Kält" und fernerBlühn die Bäume im November aufs neu, dann währt der Winter bis zum Mai". In anderer Variation heißt es auch noch in dieser Beziehung: Sitzt das Laub noch fest am Ast, kommt der Winter als böser Gast". Eine Bauernregel, die auf das Tierleben Bezug nimmt, lautet:Läuft viel herum die Haselmaus, bleibt Schnee und Eis noch lange aus". Auch die einzelnen Novembertage geben Prognosen. So heißt es vom verflossenen 11. Nov., dem Martinitage:Wenn um Martini Nebel sind, so wird der Winter nicht gelind". Der 19. November, der St. Elisabethtag, ist besonders wichtig, denn: St. Elisabeth sagt's an, was der Winter für ein Mann". Vom 23. November, dem St. Clemenstage heißt es:Clemens klar und hart, ist der Winter nach rechter Art" und vom 23. November, dem St. Katharinentage, sagt ein Sprüchlein:Zu St. Kath- rein wintert es ein.

11 . 12 . 13 . Der kommende Dezember bringt einen für Markensammler bemerkenswerten Tag, be­merkenswert durch die Zahlenreihe des Datums. Zum letztenmal im 20. Jahrhundert kann die Post drei aufeinanderfolgende Zahlen am 11. Dezember auf die Briefe stempeln, nämlich 11. 12. 13. Dieses Zahlenkuriosum ist alle 100 Jahre nur viermal mög­lich, am 8. 9. 10., am 9. 10. 11., am 10. 11. 12., am 11. 12. 13. Ferner kommen noch dreimal alle hundert Jahre die drei gleichen Zahlen im Poststem­pel vor, am 10. 10. 10., am 11. 11. 11., am 12. 12. 12. Man wird sich noch des Andrangs am 12. De­zember vorig. Jahres auf den Postämtern um 12 Uhr mittags erinnern, als Sammler die vier Zwölfer er­gattern wollten.

G Weilderftadt. 16. Nov. Beim Leichenbe­gängnis des Schmiedmeisters Ludwig Buhl ereignete sich ein überraschender Unfall. Als nämlich der Lei­chenzug sich an dem Hohenstein'schen Restaurant vor­beibewegte, fiel lötzlich Stadtpfarrer Truffner, jeden­falls von einem Schlag getroffen, zu Boden. Er wurde sofort in die Hohenstein'sche Wirtschaft ge­bracht, wo er sich soweit erholte, daß er unter Bei­hilfe eines Mannes nach Hause gehen konnte. Un­terwegs Wiederholte sich der Unfall. Ueber das Be­finden kann noch nichts näheres gesagt werden. Herr Stadtpsarrer Truffner erlangte später wieder das Bewußtsein.

Nagold, 13. Nov. In den letzten Tagen wurde bei der Grabung für eine Leitung im Seminarhof ein menschliches Skelett mit beigegebenem Zierrat gefunden.

Horb, 17. Nov. Der etwa 22 Jahre alte Karl Pfeffer, Stiefsohn des Adlerwirts Gramer in Bild- dechingen wollte einige von dem Wirbelsturm in Mühlen a. N. geknickte und von ihm getaufte Holz­stämme verladen. Ein großer Stamm geriet ins Rollen und zerschmetterte dem jungen Mann den Fuß. Der Verunglückte wurde mit der Bahn nach Tübingen llbergeführt.

Württemberg.

Aus dem Landtag.

Stuttgart, 13. Nov. Der staatsrechtliche Aus­schuß der Zweiten Kammer nahm heute seine Be­ratungen über die Nachtragsforderung zum Etat we­gen der Errichtung einer Landespolizeizentralstelle wieder auf. Abgeordneter Hasel (N.) erstattete seinen schriftlichen Bericht. Der Ausschuß beschloß, daß auch der Mitberichterstatter Dr. Lindemann (S.) ein schriftliches Referat erstatte. Die weiteren Ver­handlungen sollen in der zweiten Hälfte der 2. De­zemberwoche stattfinden.

Der Metallarbeiterverband und die Firma Bosch.

Stuttgart, 13. Nov. Wie die Schwäbische Tag­wacht' auf die gestern erwähnte Zuschrift an den Be­obachter erwidert, ist der Mitgliederverlusi des Deut­schen Metallarbeiterverbandes nicht auf 1200 Aus­tritte im August zurückzuführen, sondern auf den Ausschluß der Arbeitswilligen im Boschbetrieb und auf zahlreiche Abreisende, die wegen Arbeitsmangels Stuttgart verlassen haben.

Der Kandidat der Sozialdemokratie.

Tuttlingen, 16. Nov. In der heute mittag im Falken abgehaltenen Vertrauensmännerversamm­lung der sozialdemokratischen Partei wurde einstim­mig der Gewerkschaftssekretär I. Schowald als Kan­didat für die Landtagsersatzwahl aufgestellt.

Korntal, 15. Nov. Als gestern abend ^7 Uhr ein Personenzug von Weilderftadt in die Station Korntal eingelaufen war, entstand plötzlich ein furchtbarer Tumult. Einer Feuersäule gleich stürzte ein junger Mann aus einem Wagen und wurde von

anderen Fahrgästen über den Bahnsteig gewälzt, um die Flammen zu ersticken. Er hatte auf einer Bank Platz genommen, wo kurz voher einem anderen Fahr­gast Benzin ausgelaufen war, das sich beim Anzün­den einer Zigarre entzündete. Der Schwerverletzte wurde nach Anlegung eines Notverbandes ins Kran­kenhaus geschafft.

Münsingen, 16. Nov. Die Gemeinde Mehrstet­ten hatte seiner Zeit mit dem zum Voschkonzern ge­hörigen Munderkinger Elektrizitätswerk einen Stromlieferungsvertrag abgeschlossen, nachher aber ohne diesen Vertrag zu kündigen, sich auf Betreiben des hiesigen Oberamts dem Verband der Oberschwä­bischen Elektrizitätswerke angeschlossen, die schon vor einigen Wochen die Hausinstallationen in dem Orte beendigt haben. Jetzt haben einige Bürger von dem Munderkinger Werk die Mitteilung erhalten, daß es in einigen Wochen mit der Hausinstallation begin­nen werde. Die Opfer ihrer geschäftlichen Uner'fah- renheit erhalten nun eine doppelte Installation, doppelten Anschluß und doppelte Kosten nach dem alt­bewährten Grundsatz, daß doppelt fest hebt auch in der Elektrizität.

w-tt Zett.

Der Kaiser in Kiel.

Kiel, 13. Nov. Der Kaiser ist heute morgen 8 Uhr mit Gefolge im Sonderzug in Kiel eingetrof­fen. Er begab sich an Bord S. M. Schiff Kaiser, wo er Wohnung nahm. Am Mittag wohnte er der Vereidigung von über 8000 Marinerekruten im Exerzierhaus der 1. Matrosendivision bei.

Leutnant v. Forstner.

Die Entrüstung darüber, daß der Zaberner Leutnant v. Forstner noch immer seinen Dienst versieht, wird dadurch verstärkt, daß über die­sen Leutnant neue Dinge verbreitet werden, die, wenn sie sich bewahrheiten sollten, sein ganzes Benehmen in einem neuen Licht darstellen würden. DerElsässer" schreibt heute: Es ist nicht zu ver­wundern, daß der Leutnant auch jetzt in seinen Aus­drücken nicht vorsichtiger geworden ist. So hören wir, daß er bei der Besprechung der französischen Fremdenlegion zu seinen Rekruten gewandt, den Satz gebraucht haben soll:Meinetwegen könnt ihr auf die französische Fahne sch..." Das Blatt bemerkt, daß es diese Aeuße- rung des Offiziers nicht für möglich halten könne, scheint aber allen Grund zu haben, sie seinen Lesern mitzuteilen. Da anzunehmen ist, daß diese Worte heute abend in der gesamten Pariser Presse stehen werden, kann es nicht ausbleiben, daß möglichst rasch eine Aufklärung erfolgt.

Der König von Sachsen in München.

München, 13. Nov. König Friedrich August von Sachsen folgte heute vormittag der Einladung der Stadt und besichtigte das neue Rathaus. Nach dem Rundgang durch das Rathaus wurde dem König ein Ehrentrunk gereicht.

Das Ilnglnckskaus.

44.) Roman von Georg Türk.

Achtzehntes Kapitel.

Es gibt nichts auf der Welt, was so kalt und gleichgültig vorwärts schreitet als die Zeit. Ihr Ant­litz trägt immer die gleichen Züge. Leid und Freude kann sie nicht rühren. Ihr Auge blickt gerade aus, starr und ohne Zucken, in die Ewigkeit. Statt des Herzens trägt sie eine Uhr in der Brust. So schreitet sie dahin und an den Händen führt sie die Menschenkinder. Die müssen mit ihr wandern . . . immer weiter . . . Schritt für Schritt ....

Da möchte mancher ein wenig langsamer gehen, die Stunden des Glückes dehnen. Aber die Zeit dul­det es nicht.

Als Kinder trippeln die Menschen dahin an der Hand der Zeit. Und schon als Kind bleibt mancher am Wege liegen ... Da möchte die Mutter stille stehen ... Aber die Zeit duldet es nicht ...

Andere lassen die Hand der Zeit los im Früh­ling des Lebens, andere im Sommer und Herbst . .

Und mancher, dem der Schnee des Winters auf dem Haupte liegt, möchte sich hinlegen und ausruhen von dem weiten, bösen Weg, den er gegangen. Aber die Zeit duldet es nicht. Seine Frist ist noch nicht abgelaufen . . . Und wenn des Menschen Frist ab­gelaufen ist, dann wölbt sich über ihm seine Grab.

Die anderen aber müssen weiter an der Hand der Zeit.

Kalt und gleichgültig schreitet sie vorwärts.

Aber ihr erbarmungsloses Weiterschreiten birgt doch auch Segen.

Sie führt die Menschen weg, immer weiter weg von den Gräbern derer, die ihm teuer sind . . . . Sie läßt die Wunden vernarben, die schwer ge­blutet haben.

Jahre waren vergangen, seit Maria Hellmuth gestorben, seit Heinrich Hellmuth nach Amerika ge­gangen war.

Das Leben im Unglückshaus ging seinen alten Gang.

Die Mutter lebte still wie sonst. Ihr Haar war weiß geworden, so daß sie viel älter aussah, als sie war.

Und ein wenig kränklich war sie immer.

Auf ihrem Antlitz aber lag es wie Hoffen und Warten . . .

Ihre älteste Tochter Hedwig war immer um sie, wie früher.

Anna war Handarbeitslehrerin in Erlenstadt geworden. In reiner Schönheit war sie erblüht. Von Tag zu Tag glich sie mehr und mehr ihrer Schwester Maria. Nur viel ernster sah sie in die Welt.

Der Pfarrer Meinhart kam nach wie vor ins Haus.

Mit scheuem Blick sah er auf Anna . . .

Kein Wunder! Meinte er doch Maria vor sich zu sehen . . .

Viel war er auch draußen in Nußdorf bei Pfar­rer Altheimer. Sie führten manchen heftigen Streit über theologische Fragen. Das war gut für Mein­hart. In solchen Stunden vergaß er sich und sein Leid . . . Und mehr und mehr ward er ein Schüler Altheimers, der ihm neue Bahnen wies, ihn an­leitete, die Lehren der Kirche mit den Augen der Ge­genwart anzusehen. Er lehrte ihn, die alten Lehren und Dogmen als kostbare Schalen ansehen, anders geformt und gebildet je nach der Zeit, in der sie ent­standen. Und in diesen kostbaren Schalen ruhen ewi­ge Wahrheiten. '

Der Aeltere machte den Jüngeren stark im Glau­ben, und dieser Glaube half Meinhart, wenn ihn der Schmerz und das Sehnen nach der Toten mit All­gewalt überfiel.

Er fand auch an Altheimer eine Stütze, wenn die Reue ihn überfiel, wenn der Gedanke ihn quälte, daß er vielleicht mitschuldig sei an Marias Tod, weil er nach der Beichte der Mutter geflohen war, weil er nicht zu Maria gekommen war, die doch so sehr nach ihm verlangte.

Altheimer machte ihn stark, lehrte ihn, daß die Reue kein Hemmnis sein dürfe für unser Leben.

Die Vergangenheit darf uns nicht nach rück­wärts ziehen, unsere Füße nicht fesseln. Das Er­lebnis mit Maria, auch ihr Tod muß dich fördern! Wir müssen mit den Tatsachen rechnen. Das fort­währendewenn" undaber" hilft uns nichts. Und

wenn möglich dann müssen wir das Verfehlte wieder gut machen!"

Wie kann ich das?" fragte Meinhart begierig.

Der Pfarrer sah ihn an, zuckte mit den Achseln

und schwieg.

Er wußte wohl einen Weg, aber er wollte ihn von dem Freunde selber finden lassen.-

Die Leute von Erlenstadt merkten es ihrem Pfarrer an, daß er das Leid kannte.

Wie wußte er mit den Verzagten umzugehen, wie wußte er an Gräbern zu reden! Da war es ihm immer, als stünde Maria als lichter Engel neben ihm.

Und . . . leibhaftig sah er sie vor sich ... - wenn er Anna, Marias Schwester, in die Augen sah.

Eines Tages, da kam er zu Altheimer und schüt­tete ihm sein Herz aus

Ich kann es nicht mehr ertragen!" sprach er. Entweder ich muß fort, oder ich muß es ihr sagen, daß ich sie lieb habe wie Maria!"

Ernst entgegnete Altheimer:Wenn du sie lieb Haft, so sag' es ihr! Sei ihr das, was du Maria gewesen wärest! So kannst du gut machen, was du an der Entschlafenen gefehlt hast!"

(Fortsetzung folgt.)