Die Demokraten gegen den Bürgerblock in Württemberg.

Stuttgart, 1. Juni. DieSüdd. Ztg." erfährt z« der Frage der Regierungsbildung in Württemberg, daß die in den Verhandlungen am Samstag fortgesetzten Bemühun­gen, eine Koalition sämtlicher bürgerlichen Parteien in, Württemberg zustande zu bringen, an der Haltung der De­mokraten gescheitert sind, weil die Demokraten ablehnten,! den von dem Bauernbund und Bürgerpartei vorgeschlags-l neu Staatspräsidenten zu wählen. Im übrigen gehen die Verhandlungen am Montag weiter.

Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Amerika.

Paris, 1. Juni. Das japanische Kabinett hat beschlossen, bei der Regierung der Vereinigten Staaten in folgender Form offiziell Einspruch zu erheben:

Japan hat mehr als 10 Jahre hindurch die Besinn- mungen des Gentleman-Agrements und die Einschränkun­gen der japanischen Auswanderung nach Amerika praktisch und sehr streng durchgesührt. Die Vereinigten Staaten ha­ben nun auf Grund eines neuen kinwanderungsgesetzes nicht nur die enannte Konvention aufgegeben, sondern die Zulassung der Japaner nach Amerika völlig verboten. Das stellt offenkundig eine rechtliche Verletzung der Vestim»! mungen des Handelsvertrags zwischen Japan und Ame-j nka, sowie der auf der Washingtoner Konferenz unters Mchneten Verträge dar. Botschafter Hani-Hara wird nach» Leberreichung dieses Protestes an die amerikanische Regie--, arng in aller Kürze die Erlaubnis erhalten, in seine Hett pat zurückzukeh reu.*

* Rach der Sitzung des japanischen Kabinetts hat Austecks Minister Baron Matsui Journalisten erklärt, daß die end­gültige Annahme des antijapanische» Gesetzes in Amerika Ibn Interesse des dauernden FriÄ«ns der ganzen Welt sehr ped-? ! erlich sei.

Aus Elasts und Land.

Altensteig, 2. Juni 1924.

* Versetzt wurde aus dienstlichen Gründen: Studienrat Hölzle von der Latein- und Realschule Altensteig an das Reformrealgymnasium und die Oberrealschule Feuerbach.

* Das Sängerfest in Egenhausen nahm am gestrigen Sonntag bei prächtigem Wetter einen harmonischen Verlauf. 40 Vereine waren erschienen. Auch der Zustrom an sonstigen Gästen war ein außerordentlich großer. Wir werden über das Fest noch ausführlich berichten.

Steuern im Fnni 1924. 6. Juni: Steuerabzug vom Arbeitslohn für die in der Zeit vom 21.-31, Mai gezahlten Gehälter und Löhne. 10. Juni: Vor­auszahlung auf die Einkommensteuer der Gewerbe­betriebe und des Bergbaues. 10. Juni: Körperschaf­ten: Vorauszahlung aus die Körperschaftssteuer. Vor­auszahlung und Voranmeldung aus die Umsatzsteuer nach, dem Mai-Umsatz für größere Betriebe. 15. Juni; Steuerabzug vom Arbeitslohn für die in der Zeit vom 1.-10. Juni gezahlten Gehälter und Löhne. 16. Juni: Börsenumsatzsteuer. 25. Juni: Steuerabzug vom Ar­beitslohn für dis in der Zeit vom 11.20. Juni ge­zahlten Gehälter und Löhne. Sofern die Zahlungen nicht am Fälligkeitstermin bzw. bis zu»n Ablauf der Schonfrist (meist 8 Tage) bewirkt werden, tritt der Verzugszuschlag von 5 Prozent für jeden Halbmonat des Verzugs ein bzw. sind Verzugszinsen in HKHe von 18 «rostMt Mr das,Aahr M entrichte».

Die neuen Fahrpläne sind erschienen und zwar wurde ausgegeben ein kleiner (gelber) und ein großer (roter) Taschenfahrplan. Die kleine Ausgabe (Preis 60 Pfg.) enthält die Fahrpläne Württembergs und der Boden­seedampfschiffahrt, die große Ausgabe (Preis 1.30

So gieb mir auch die Zeiten wieder,

Da ich noch selbst im Werden war.

G oetch-e.

Des Hauses Sonnenschein.

Roman von Irene v. Hellmuth.

29. (Nachdruck verboten.)

Nach den Unterrichtsstunden begann dann gewöhn­lich eine lebhafte Unterhaltung, und das Helle fröh­liche Lachen Annelieses drang nicht selten bis i« das stille Krankenzimmer, wo Hans-Heinz noch im­mer still liegen nmßte und sich heimlich innerlich ausschalt.

,,O ich Tor, ich einfältiger, dummer Tori" mur­melte er dann.Weshalb mußte ich Vaul hierher­bringen? Niemand wußte etwas von ihm! Wie wenn nun die beiden an einander Gefallen fänden? Was dann? Er fühlte, daß seine ganze Zukunft cm dem Besitz des geliebten Mädchens hing, daß sein Leben wertlos werden nmßte, wenn er Anneliese verlor.

Eines Tages kam Schwester Brigitte zu ihrem Pfleg­ling, der in letzter Zeit recht unzufrieden und gräm­lich war, ins Zimmer, und lachend berichtete sie: Gerade wollte ich bei Herrn Doktor Krüger ein wenig aufräumen, wie ich das täglich mache, um die ge­plagte Hausfrau etwas zu unterstützen. Ich ahnte nicht, daß der Doktor zu Hause sei, weil er um diese Zeit gewöhnlich einen Spaziergang macht, und trat deshalb ohne anzuklopfen ein. Herr Doktor Krüger wandte mir deshalb den Rücken zu, so beurerkte er mich nicht. Er hielt einen Blumenstrauß in der Hand, schöne rote und weiße Nelken, und küßte jede der duf­tenden Blüten mit solcher Andacht, daß ich erst gar nicht wußte, was ich davon denken sollte. Er war ganz vertieft in seine Beschäftigung und ich wollte mich leise wieder zurückziehen. Ta bemerkte er mich und in sein blasses Gesicht stieg eine Helle Röte.

Tann sagte er freundlich: ,,Wie herrlich diese Blu­men duften, riechen Sie doch mal Schi.

Damit hielt er mir Len Stra. ) hin.

( G.-M.) außerdem die Fahrpläne der wichtigsten Anschluß- j j strecken in Baden, Bayern, Hessen, Vorarlberg und der > . Schweiz, die Fernverbindungen, sowie die Kraftsahrlinien r i und Postfahrten in Württemberg und Hohenzollern. Die : I Fahrpläne sind in der W. Rieker'schen Buchhandlung - i Altensteig erhältlich. >

z * Emmingen, 2. Juni. (Goldene Hochzeit.) Wilhelm j ) Bulmer, alt Lammwirt, und seine Frau, Katharine geb. ^ i Martini, konnten am gestrigen Tage das seltene Fest der ^ ? goldenen Hochzeit feiern. Er zählt 74 und sie 76 Jahre ! ! und beide sind geistig und körperlich noch frisch und gesund. ( s - Calw, 1. Juni. Die bäuerlichen Betriebe fangen an j in der Viehhaltung eine Umstellung vorzunehmen. In den l letzten Jahren sind viele Betriebe, namentlich größere Hof- ? güter dazu übergegangen, die Milchwirtschaft aufs notwen- - digste zu beschränken und sich mehr auf Nutz- und Fleisch- - vieh zu verlegen. Die Fleischpreise waren ja im allgemeinen i immer hoch und so gab die Mastviehzucht einen größeren ! Ertrag als die Milchwirtschaft. Gegenwärtig verändert s sich die Lage. Der Antrieb an Vieh auf den Schlacht- ? Märkten ist so stark, daß stets Ueberstand gemeldet wird, j Die Bauern können Fleischvieh nur langsam und mit wenig j Nutzen abstoßen. Ein Grund ist wohl darin zu suchen, daß der Absatz im besetzten Gebiete stockt und daß viel argen­tinisches Gefrierfleisch eingesührt wird. Manche landwirt­schaftlichen Betriebe gehen nun wieder zur Milchwirtschaft über, die mehr Nutzen abwirft, da Milch immer noch sehr gesucht ist und mit Eintreffen der Kurfremden ein ver­mehrter Absatz stattfinden wird. Ein benachbartes großes Hosgut mit über 200 Morgen gibt die Nutzviehwirtschaft auf und hat sich eine größere Anzahl von Milchkühen ge^ kauft. Die Milch wird hieher gebracht. Es ist anzunehmen, daß noch mehr bäuerliche Betriebe sich jetzt wieder auf die Milchwirtschaft legen.

- Calw, 1. Juni. Für Strombezug wurden bis 1920 ! Rabatte gewährt und zwar Betriebsstundenrabatte für Motoren mit mindestens jährlich 300 Stunden 5 Proz. und Verbrauchsrabatte nach dem Jahresbetrag. Ersterer Rabatt wird ganz aufgehoben, letzterer wieder neu einge- ^ führt, aber nicht mehr nach Jahreskosten, sondern nach ? dem monatlichen Verbrauch. Bei mindestens 25 Mk. ? Stromkosten werden 5 Proz., bei 50 Mk. 10 Proz., bei j 75 Mk. 15 Proz., bei 100 Mk. und mehr 20 Proz. Ra- ( batt gewährt. Durch die Rabattgewährung soll verhindert werden, daß die Handwerker eigene Dieselmotoren be­schaffen, da von den Geschäftsleuten behauptet wird, die eigene Stromerzeugung komme billiger als der Bezug vom Elektrizitätswerk. Es wurde aber nachgewiesen, daß diese Annahme irrig sei. In: Gemeinderat war im allgemeinen Stimmung für Rabatt, nur die Staffelung wurde be- r mängelt, schließlich fand aber der obige Vorschlag Zustim- ; nrung. Die Bewohner der neuen Siedlung Kapellenberg - leiden bei Trockenheit an Wassermangel. Sie haben des- ; halb um Abhilfe nachgesucht, obgleich ihnen beim Bauen ' ! dieser Umstand ausdrücklich bekannt gegeben wurde. Durch > ! Zuleitung des Hochdrucks kann zwar abgeholfen werden, j ! allein schon beim ersten (Versuch fand (ein Rohrbruch in ;

der alten Leitung, die aus engeren Röhren besteht, statt. ^ > Eine dauernde Hilfe, kann nur durch eine neue Wasser- . .< leitung über den hohen Felsen geschaffen werden, die i Röhren sind vorhanden, nur die Grabarbeiten machen bei ' , dem steinigen Boden Schwierigkeiten. Der Gemeinderat ! ( will aber sobald als möglich die neue Leitung ausführen ! lassen, um die Siedlung mit genügend Wasser versehen zu ! können, umsomehr da ein Brandfall die ganze Siedlung ? in Gefahr brächte. Künstlerische und geschichtlich wert­volle Bauten sollen in das Landesverzeichnis der Bau- : I denkmale ausgenommen werden. Es entfallen darunter ' eine große Anzahl städtischer und privater Gebäude. Unter ^

Ich tat, als Hütte ich nichts gesehen, aber ich weiß bestimmt, daß er die Blumen küßte. Wissen Sie, was ich denke, Herr Arnold?" fügte sie vertraulich hinzu. ,Zch glaube, daß die schönen Blumen von Fräu­lein Anneliese stammten, und daß der Herr Doktor in die junge Dame verliebt ist."-Sie hielt er­

schrocken inne, denn ihr Pflegebefohlener' stieß ein so bitteres, grimmiges Lachen aus, daß sie ihn be­sorgt bettachtete. Dann ritz sich Hans-Heinz wütend den Verband vom Kopfe, sprang aus dem Bette und schrie zornig:Ich will nicht länger mehr liegen bleiben, ich halte es nicht mehr länger aus! Ter Arzt kann sageu, was er will, ich werde jetzt aufftehsn!"-

Tie erschrockene Pflegerin eilte herzu und nötigte den aufgeregten Patienten mit sanften Worten wieder ins Bett.

Um Gotteswrlleu, Herr Arnold, was ist Ihnen?" stieß sie angstvoll hervor.So habe ich Sie noch nie gesehen! Sie dürfen noch nicht anfstehen, das könnte Ihnen den größten Schaden bringen! Ter Doktor hat es streng verboten! Ich bin dafür verantwortlich!"

Das ist mir egal!" klang es erregt zurück.Ich will einfach nicht mehr!"

Er ließ sich aber doch ins Bett zurückbringen und hielt geduldig still, als Schwester Brigitte den Ver­band wieder um den Kopf legte.

Verzeihen Sie," murmelte er,daß ich Ihnen so diele Mühe mache, ich bin so ungeduldig, ich hafte das Liegen wirklich nicht mehr aus! Warum mußte mir das passieren? Und gerade jetzt?" Schwester Bri­gitte sprach ihm Mut zu und fragte dann in ihrer sanften Weise:Soft ich Ihnen etwas vorlesen?"

Er nickte nurx sie holte ein Buch und setzte sich still neben dem Lager nieder, um gleich bei der Hand zu sein, wenn etwa derAnfall" sich wiederholen sollte. Aber Hans-Heinz lag ganz ruhig. Nur war Schwester Brigitte im Zweifel, ob ihr Pflegling zu­hörte. Seine Augen starrten trübe zur Decke empor. So verging eine Weile. Aber auf einmal zuckte er heftig zusammen, als von unten aus dem Garten das Helle, lustige Lachen Annelieses herauftönte.

Schwester Brigitte," bat er dann,sehen Sic do<b mal nach, ob ob mein Freund dort unten ist."

j den städtischen ^Denkmälern ist besonders das Wabr- , zeichen der Stadt, die Nikolauskapelle auf der r Waldhornbrücke zu nennen. Das Türmchen der i Kapelle mußte wegen Baufälligkeit abgenommen wer- > den. Es entstand nun die Frage, ob das alte Türm ! chen wieder neu hergestellt oder ein anderer Dach- i abschluß gefunden werden solle. Die Ansichten darüber sind ^ auch bei den Kunstsachverständigen geteilt und so kam die ' ganze Frage trotz verschiedener Projekte und Modelle noch s zu keiner Lösung. Nun hat Prof. Brühlmann-Stultgarr ! eine neue Lösung vorgeschlagen. Er will aus dem Dachfirst anstelle des Türmchens eine Figur, den heiligen 'Nikolaus ! anbringen und hat hiefür ein Modell angesertigt. Trotzdem j dieser Versuch sich von den seitherigen als der Beste auf- i weist, konnte sich der Gemeinderat noch "zu keiner endgültige!, s Lösung entschließen und hat die Sache einstweilen zurück-

! gestellt, weil gegen die architektonische Wirkung sich Bedenken

! erhoben. Die Gehwege in der Stadt sind teilweise sehr j schlecht geworden. Manche Hauseigentümer haben deshalb ! um Abhilfe nachgesucht. Früher wurden diese Gehwege von ! den Hauseigentümern mit Beiträgen der Stadt erstellt und ! es ist Sache der Hausbesitzer, die Gehwege wieder auszu­bessern. Da man aber gegenwärtig den schwer belasteten Hausbesitzern keine weiteren Auslagen mehr zumuten kann, hat der Gemeinderat eine prinzipielle Lösung beschlossen', die dahin geht, jeder Hausbesitzer erhält die zur Verbesserung der Gehwege notwendigen Platten von der Ltadt unent­geltlich, soweit sich die Verbesserung auf das Notwendigste beschränkt. Die Verlegung der Platten hat auf Kostendes Gesuchstellers zu erfolgen. Da es immer noch sehr an Wohnungen spannt, werden vom Gemeinderat Prämien für Freimachung von Wohnungen ausgesetzt und zwar für eine Wohnung mit 1 Zimmer und Küche 40 Mk.,sür 2 Zimmer 80 Akk., für 3 Zimmer 120 Mk., für 4 Zimmer 180 Mk., und für 5 Zimmer 240 Akk.

Stuttgart, 31. Mai. Die ordentliche Hauptver» sammlung des Vereins Württ. Zeitungs­verleger wurde am 25. Mai im Stadtgatten «nt« j Leitung des Vorsitzenden, Direktor Dr. Ester, abgehalte«.

, Direktor Dr. Esser schilderte die schweren Lasten, die den ! Zeitungen seit Beginn des Krieges, am meisten aber wäh- ! rend der Inflationszeit, auferlegt waren. Wenn auch die i Verhältnisse durch die eingetretene Stabilisierung unserer , Währung in den letzten Monaten sich erträglicher gestaltet hätten, so bedürfen die nach langer, schwerer Krankhest Noch sehr erholungsbedürftigen Zeitungsbetriebe einer lan­gen Eenesungszeit. Eine neue, schwere Belastung erwachse den Zeitungen ab 1. Juli durch die um ein Vielfaches erhöhten Postzeitungsgebühren. Dazu kämen drückende s Steuerlasten u. a. m. Die wirtschaftliche Lage sei demnach ! für die Zeitungen keineswegs eine rosige, wie vielfach an- ' genommen werde. Die satzungsgemäß ausscheidenden Vor- i standsmitglieder wurden durch Zuruf einstimmig wieder«

( gewählt.

: Stuttgart, 1. Juni. (Abschied.) Am 1. Jün!

i 1924 scheidet auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit nach j Vollendung des 60. Lebensjahres Oberregierungsrat ! Raunecker, zuletzt Vorstand der Verkehrs- und ^ Frnanzabteilung der Reichsbahndirektion Stuttgart, aus , beur Dienst der Eisenbahnverwaltung aus. Rauneckey i war Referent für den Berkehrsdienst.

^ ep. Von der Niakonrssenanstalt. Am Him- i melfahrtsfest fand das Jahresfest der Evang. DiakonH- ,'enanstaft hier statt, dem 25 Schwestern neu ei::- aefeguet wurden. Nach dem Kchresbericht haben die Liakonisfen der Anstalt im wetzten Jahre mehr (M 80 000 Kranke verpflegt und ist dis ZahL dSchwe» teru um 23 aus 1285, der Auhenfiattonen um 16 auf : L64 gestiegen, Zahle», welche die llnentbvhrLchkeÜ der Qrakoniffenarbeit für das VolkswoW deutlich vor Au-

Sofort erhob sich die Pflegerin und trat ans Fen­ster.Ja der Herr Tokwr und Fräulein Anneliese sind unten. Das Fräulein hat den Waldi auf den Herrn Doktor gehetzt, wie es scheint, denn Waldi zerrt wie wütend an dem Beinkleid Herrn Krügers herum, und das Fräulein will sich Ausschütten vor Lachen," berichtete Brigitte.Jetzt lockt sie den Hund wieder zu sich, und der Herr Doktor mutz so tun, als ob er dem Fräulein Anneliese etwas Böses zufügen wollte. Hören Sie nur, wie der Waldi bellt, wütend springt er an dem Herrn Doktor in die Höhe und schnappt nach seiner Hand!"-

Genug!" wehrte Hans-Heinz mit müder, trauriger Stimme ab, so daß Brigitte verwundert auf den Kran­ken sah. Dieser hatte das Gesicht gegen die Wand gekehrt und lag unbeweglich.

Drunten dauerte indessen das Hundegekläff und das Lachen sott. Keiner ahnte, welche Qualen der Eifer­sucht der Kranke litt.

Hans-Heinz schlief nicht in der folgenden Mcht- Bleich, müde und abgespannt lag er am andern Mor­gen in den Kissen. Seine getreue Pflegerin, die ihm frische Milch brachte, war erstaunt über den traurige" Ausdruck der sonst meist heiter blickenden Augen. Als sie nach etwa einer halben Stunde wieder zu ihm trat, stand die Milch noch unberührt an demselben Platze.

Aber, Herr Arnold," sagte sie vorwurfsvoll, »JA Frühstück haben Sie ganz vergessen! Tie Mich G ja kalt geworden!" ^

Lassen Sie, Schwester Brigitte, ich habe wirkluy kernen Appetit!" wehrte er leise.

Nein, nein, das geht nicht!" ereiferte sich Brigitte.

Sie müssen etwas genießen, sonst ist es nichts mit dem Aufstehen!"

Ich bin heute so abgespannt, so müde," klagte der Kranke.

Das kommt von der Hitze. Es ist am frühen gen schon so schwül, die Nacht brachte gar keine Abküh­lung. Herr Hofmeister sagt, daß wir heute noch ein tüchtiger Gewitter bekommen, dann wird auch Ihnen wieder besser," tröstete Brigitte.

' (Fortsetzung folgt.)