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Nr. 128.

ASSSSSSSS

Deutschland arbeitet wieder.

Ms zu Ende November 1923 in Deutschland 43 Mil- honen Arbeiter und Angestellte ganz oder teilweise er­werbslos waren und mit ihnen rund 10 Millionen Fanri-- - lienangehörige etwa ein Viertel der Bevölkerung des ! Reiches! wußte niemand in deutschen Landen, ob und! wie das deutsche Volk durch den vergangenen Winter hin­durchgehen würde, ohne daß Millionen von Volksgenossen verhungern sollten. Wenn auch die Hilfstätigkeit der pri­vaten Organisationen in weitem Umfang die vorhandene^ Not zu lindern wußte, so blieb doch die Frage offen, ob ! sie für die Masten der Verelendeten hinreichen würde. Daß die geringen Sätze der öffentlichen Erwerbslosenfürsorge ! zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, daß sonach , die auf diese Erwerbslosenfürsorge Angewiesenen dem. / Elend erbarmungslos preisgegeben sein würden, das aller-» dings wußte jedermann. Andererseits war es angesichts der Finanzlage des Reiches ausgeschlossen, die Erwerbslo- - sensätze entsprechend zu erhöhen. !

Trotz alledem sind wir durch die furchtbare Winterszeit ! hindurchgekommen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß - in dem Maße, in dem die Festigung der Währung, die ! Rückkehr also zu stabilen Kalkulations- und Arbeitsver- » HAtnissen möglich war, auch die Erwerbslosigkeit und zu- ! mal die Kurzarbeit abgenommen hat. So ist die Zahl der - unterstützten Erwerbslosen im unbesetzten Gebiet beispiels- , weise von 1474 000 am.1. Dezember auf 1440 000 am 1. s Februar und 476 000 am 16. April zurückgegangen. Zu- ! sammen mit den nichtunterstützten Erwerbslosen dürfte die > Zahl für das unbesetzte Deutschland etwa 660 000 betragen. - Dazu kommen danu noch etwa 700 000 Arbeitslose im be- : setzten Gebiet. s

Die Enrlastung. die diese Besserung des Arbeitsmäßig j für den Etat des Reiches bedeutet, mag aus der Tatsache ! ersehen werden, daß schon jetzt im Vergleich mit den Mo- ; naten Dezember oder Januar monatlich 2630 Millionen ! Goldmark weniger für die Zwecke der unproduktiven Er- ! werbslosenfürsorge ausgegeben werden müssen. Wenn auch : in manchen Gewerben, so insbesondere in der Exportindu- » ftrie, die Nachwirkungen der Inflationszeit noch fühlbar k find, wenn auch die Preise gewisser Wirtschaftszweige der ? allgemeinen Verarmung des deutschen Volkes und der Ao- ' nähme der Kaufkraft der breiten Massen noch nicht ent- ! sprechen, und wenn infolge dieser Erscheinungen die Ab- ! satzfähigkeit mancher Industrien noch zu wünschen übrig j laßt, so kann doch aus der Tatsache, daß in den Gewerben, ! die dem Konsum dienen Textilien, Bekleidung, Schuh- ! werk, Hausrat, Lebensmittel die Wirtschaftskrise über- s wunden zu sein scheint, auch für die nächste Zeit auf ein« weitere Besserung der Arbeitsmarktlage geschlossen werden.

Gewiß nicht weniger wichtig aber als diese wirtschaftliche Seite der Besserung der deutschen Wirtschaftslage ist ihre - politische: Millionen von Arbeitern und Angestellten und ? ihre Angehörigen konnten dem Elend der Arbeitslosigkeit ^ in verhältnismäßig kurzer Zeit entrissen werden. Das hat r «ns vor dem Sturz in den Abgrund, vor dem politische« ^ Ehac« gerettet, vor dem wir standen und der ohne diese : Besserung zweifellos eingetreten wäre. ^

Die Folgerung, die wir hieraus zu ziehen haben, ist Aar. i Sie lautet: Mit Men Mitteln zu versuchen, die Stabilität l Allerer Währung zu erhalten, indem wir für die weiter« r Aktivierung unserer Zahlungsbilanz und für die Balan« nerrmg des Reichshaushalts Sorge zu tragen. Ohne ! schwere steuerliche Opfer, ohne die äußersten Anstrengun- f Sen aller Faktoren der Wirtschaft wird dies freilich nicht - möglich sein. R. H. s

'e Seeschlacht vor dem Skagerrak.

Zum Jahrestag 31. Mai1. Juni 1916.

In diesen Tagen feiern vaterländische Kreise und Vers­ande die Wiederkehr des Sieges vor dem Skagerrak. Be» auerlicherweise bleibt die deutsche Oeffentlichkeit und das fegierungslose Reich zurück, um unserer tapferen Blau­racken zu gedenken.

^?Eals. an jenem prachtvolle« 1 . Znsi 1 A 6 , als et« wertz« Extrablatt auf de« FrühMckstisch des deutsche» Kretzers flatterte, war «au sich des deutsche» Si^es Sb« »7 kusche Riesenflotte «och nicht bewacht. W» «e Leute k" Anschlags« fich drängt« and stieße«, bis «t»» Säule hochkletterte und mit freudig bewegt« Stimm« arn^ ^r^^ündete: .Die deutsche Flotte hat in eimm «roßen Seeschlacht in der Nord«« die enalSch»

Alteusteig, Montag den 2. Juni

Jahrgang 1924

Skagerrak -war die erste SeHchlacht gewWa^Me düs Deutsche Reich überhaupt jemals geschlagen hatte. Eie war nn Sieg der jungen deutschen Marine gewesen. Daran a»- »ert alles Deuteln und Beschönigen seitens der geschlage­nen Brite» nichts. Gewiß, die Frage, wer in eis« See- Wacht Sieger Wh läßt tzch yLemäts i» leM bemvkoorten,,

TR öefßkner Landschlacht. In letzterer gilt im allgemei- , «en der als unterlegen, der sich zurückzieht, seine Etellun- ^ gen aufgibt. Nach einer Seeschlacht aber räumen beide ? Teile das Feld und ziehen fich in ihre Heimathäfen zurück. ! Auch die gegenseitigen Verluste find nicht ein ficherer Matz- j stM, an dem man die Größe des Sieges messen kann. Als j Regel kann jedoch gelten, daß die Flotte gesiegt hat, deren - Anselm in der Welt durch die Seeschlacht zugenommen : und diejenige unterlegen ist, die an Ansehen eingebützt ' hat. Dieser letzte Punkt Mer trifft auf die englische, der ? erste auf die deutsche Flotts zu. s

Den ersten Beweis, daß sich die englische Admiralität - nicht als Sieger fühlte, lieferte ihr Schlachtbericht, der den s Ort der Seeschlacht nach Horns Riff verlegt, also wesent- s lich südlicher, denn vor dem Skagerrak. Man wollte da- ^ mit in England den Eindruck erwecken, als habe sich dis , deutsche Flotte von ihrenSchlupfwinkeln" nicht zu weit - zu entfernen gewagt, obwohl der Kanonendonner an der s norwegischen Küste gehört worden war.. Nun lag aber der ^ Punkt, an dem die Schlacht stattfand, 360 Kilometer von i Wilhelmshaven-Helgoland entfernt. So weit läßt man sich ' aber nicht locken, sondern fährt mit überlegtem Entschluß - und eigenem Willen hin. Mit Stolz meldet darum auch - der deutsche Berichtum englische Flottenteile, die in letzter s Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste gemeldet wa« ? ren, zur Schlacht zu stellen". Der Impuls zum Angriffs , und damit allein schon der Wille zum Sieg waren also auf i deutscher Seite. Aber auch der Erfolg, der Sieg selbst. !

Die moralische Ueberlegenheit der deutschen Seestreift ? kräfte zeigte sich bereits im Einleitungskampf am 31. Mai, j nachmittags. Von dem unerschrockenen, kampferprobten , Vizeadmiral Hipper einem geborenen Bayern ge­führt, sichteten die deutschen Äufklärungsschiffe am 31. ' Mai, 4.30 Uhr nachmittags, vier Kreuzer der Kalliope­klasse und nahmen, als der Feind mit höchster Fahrt nach Norden fortlief, dessen Verfolgung auf. Erst als sechs eng­lische Schlachtkreuzer und Torpedobootszerstörer erschienen, hielt der Feind stand und entwickelte sich nach Süden. Im Verlauf dieses Einleitungskampfes wurden zwei englische Schlachtkreuzer und ein Zerstörer vernichtet: Es ist dies ein glänzendes Zeichen für die Ruhe der deutschen Blau­jacken gewesen. Denn tatsächlich hatten die Engländer durch in die Schlacht werfen von weiteren fünf Schiffen der Königin Elisabethklasse eine ungeheure Kraftvermeh- >rung erhalten.

j Inzwischen hatte das deutsche Eros (Hochseeflotte) un­ter Führung des Admrals Scheer in den Kampf eingegrif- fen. Die Tagschlacht gegen die englische Uebermacht dauerte bis zur Dunkelheit. In der Schlacht standen wie der deutsche Bericht meldete abgesehen von zahlreichen leich­ten Streitkräften zuletzt mindestens 25 englische Grosse kampfschiffe, 6 englische Schlachtkreuzer, mindestens 4 Pan­zerkreuzer gegen 16 deutsche Eroßkampfschiffe, 6 Schlacht­kreuzer, 6 ältere Linienschiffe, keine Panzerkreuzer. Die- Dunkelheit und die gebrochene Angriffslust trennte die : Gegner. In der Nacht aber gingen die deutschen Torpedo-- - bootsflotkllen, die bereits am Tage mit hervorragendem! Schneid und sichtlichem Erfolg bis zu dreimal hintereinan-> der angegriffen hatten, wiederum zum Angriff vor. Hier-! ' bei wurde ein Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der Achilles­klasse, ein, wahrscheinlich aber zwei feindliche kleine Kreu-> zer und wenigstens zehn feindlich- Zerstörer vernichtet. Das Spitzenschiff S.M.S.Westfalen" hat allein sechs feindliche Zerstörer abgeschossen. Auf deutscher Seite sank - ^S.M.S.Pommern", von einem feindlichen Torvedo ge­troffen. Außer diesem Schiff verloren die Deutschen rin! ^ Feuer selbst nur Miesbade«" undFrauenlob". Die schwer havarierten SchlachtkreuzerLützow" rmd die klei­nen KreuzerElbing" undRostock" wurden unter Mit­nahme aller Schwerverwundeten verlassen, da sie eis Hemmschuh für die noch weitere Kämpfe erwartende Flott» : gewesen wäre«. j

Unvergänglichen Lorbeer hatte sich die deutsche Flotte gewunden. Reitergeschwadern gleich waren die braven Torpedobootsflottillen in den Feind gestürmt, die auf dem Höhepunkt der Schlacht eingriffen, und im ganzen nur fünf Boote verloren. Ihr Schöpfer aber, dem auch die Güte des Materials zu verdanken ist, war Großadmiral v. Tirpitz aewesen. Der deutsche Geist von Skaaerrak war Opfermut.

Hekdenwille und Treue bis in de« Tod gewesen. Als wW ihn ausgaben, wurden wir zu Boden geschlagen und i» Fesseln gelegt.

Neues vom Tage.

Am Montag Reichstagssitzung.

Berlin, 1. Juni. Der Reichstag wird am Montag nach­mittag um 3 Uhr usammentreten, um über die Jmmuni« tätsanträge des Eeschästsordnungsausschusses für die zum Teil verhafteteen Reichstagsabgeordneten zu entscheiden. Die Hastentlassungsanträge vor dem Geschästsordnungs-

ausschuß

Berlin, 1. Juni. Der Eeschäftsordnungsausschuß des Reichstags hat unter dem Vorsitz Fehrenbachs nach länge­rer Beratung beschlossen, daß die Enthaftung des völkische« Abgeordneten Kriebel und der Kommunisten Landmann, Vuchmann, Florin und Schlecht zu verlangen sei.

Revision der Abbauverordnung.

Berlin, 1. Juni. Im Reichsfinanzministerium ist ei« Gesetzentwurf zur Personalabbauverordnung ausgearbei­tet worden, durch den u. a. die durch die Personalabbau­verordnung geschaffene Möglichkeit, entbehrliche Beamte jederzeit einstweilen in den Ruhestand zu versetzen, wieder beseitigt werden soll. Ferner befindet fich die Frage, »ktz bei der Penfionskörzung von der Anrechnung des Einkorns mens aus Privatvermöge« abgesehen «»«den kann, in er^ uenter Vrüsuna.

Vaterländische Verbände" und Regieruugsbilduug.

Berlin, 1. Juni. Am Sonntag fand eine Sitzung der Vertreter der Vaterländischen Verbände in Berlin statt, in der vor allem zu der Frage der Regierungsbildung. Stellung genommen wurde. Das Präsidium hat am Frei­tag getagt und seinen Beschluß der Deutschnationaleu Volkspartei durch den Abgeordneten Geisler übermittelt. Demnach haben die Vaterländischen Verbände erklärt, daß sie einem Kabinett Marx auch mit deutschnationalen Män­nern kein Vertrauen entgegenbringen könnten.

Deutschland «ud die Weltnothilfe.

Berk«, 1. Juni. Die deutsche Regierung hat dem Gene­ralsekretariat des Völkerbundes auf seine Aufforderung zur Stellungnahme zu dem Plane eines Weltnothilfsver­eins geantwortet, daß sie dem Entwurf lebhaftes Interesse und lebhafte Sympathie entgegenbringe und gerne bereit sei, sobald auch die übrigen Regierungen ihr Einverständ­nis erklärt habe«, an der Durchführung der Idee mitzuar- beiten.

Die Arbeitsaufnahme im Bergbau.

Bochum, 1. Juni. Me 4 Vergarbeiterverbände erlassen einen Aufruf an die Bergarbeiter des Ruhrreviers, in dem diese aufgefordert werden, die Arbeit geschlossen wieder aufzunehmen. Unter Hinweis auf die von den vier Bergarbeiterverbänden zurückgewiesenen Streikparolen der Kommunisten und llnionisten werden die Bergarbeiter ermahnt, auch in Zukunft nur den von den Organisatio­nen ausgegebenen Parolen zu folgen.

Neue französische Schandurteile.

Landau, 31. Mai. Vor dem französischen Kriegs­gericht wurden am 26. Mai lautLandauer Anzeiger" eine Reihe von Personen wegen Ausschreitungen zur Zeit der Separattonsherrschaft zur Verantwortung ge­zogen. Finanzsekretär Wolf aus Germcrsheim wurde wegen verbotenen Ansammlungen vor dem Bürger­meisteramt zu 6 Monaten Gefängnis und 600 Mark Geldstrafe verurteilt. Außerdem erhielten vier wei­tere Angeklagte Gefängnisstrafen von 14 Monaten. Das Militärpvlizeigericht verurteilte am 28. Mai 18 Personen wegen Paßvergehens bis zu 20 Jahren Ge­fängnis.

Benesch in Wien.

Prag, 1. Juni. Außenminister Venesch trifft auf der Reise von Rom in W';n ein und wird mit dem Bundes­kanzler Seipel und Außenminister Krünberger sprechen. I» österreichischen Kreisen mißt mau dieser Besprechung gliche Bedeutung bei. Man nimmt an, daß Dr. Benesch den Bundeskanzler über das in Rom abgeschlossene Ab­kommen, soweit es Oesterreich betrifft, uuLr-richten wirb.

Poiucares Rücktritt.

Paris, 1. Juni. Wie derTemps" mitteilt. HMen sich die Mitglieder des Kabinett» Poincare am Sonntag ins Elysee begebe« und dem Präsidenten der Republik das offizielle Deuniüonsiibreibeu überreicht.