Hitler-Prozeß Machmittagssitzung).
München, 4. März. Von den 11 Zeugen der Jnsan- terieschule waren in der geschlossenen Vormittagssitzung nur 2 vernommen worden; auf die 9 anderen wurde verzichtet. Zu Beginn der Nachmittagssitzung ivar eine Reihe von höheren Polizcibeamten als Zeugen erschienen. Zunächst wurden aber wieder von der Verteidigung verschiedene Ausführungen gemacht. Dabei gab Justizrat Dr. Schramm eine äußerst scharfe Erklärung gegen den Oberstleutnant Berchem ab, der den Angeklagten Hauptmann Rühm wegen seiner Aussage gegen den Oberleutnant Braun als den niederträchtigsten Verleumder bezeichnet hatte.
Es wurde in die weitere Zeugenvernehmung eingetreten. Oberregierungsrat Tenner von der Polizeidirektion München sagte über Frick aus, dieser sei durchaus rechts gestanden, habe mit der deutsch-völkischen Bewegung Beziehungen unterhalten, doch habe der Zeuge nicht den Eindruck gehabt, daß Frick sich einer Bewegung anschließen würde, die aus den gewaltsamen Sturz der Verfassung hinarbeiten würde. Er habe keine Anhaltspunkte dafür, daß Frick Kenntnis davon hatte, daß für den Abend des 8. November ein Putsch beabsichtigt war.
Es folgte die Vernhmung des Zeugen Regierungsrak Bernreuther. Auch er hatte im Oktober davon gehört,- daß im Falle eines bayerischen Umsturzes Frick für das Polizeipräsidium in Betracht komme. Der Zeuge machte dann Angaben über die Vorgänge im Bürger- bränkeller, wo er verhaftet wurde. Am Nachmittag des 9. November sei die ganze Villa Lehmann, wo man die Verhafteten untergebracht hatte, in Verteidigungszustand gesetzt worden. Anhaltspunkte dafür, daß Frick! von den Vorgängen wußte, habe er nicht gehabt. Bernreuther wurde weiter gefragt, ob die Staatsanwaltschaft ^ bei der Polizeidirektion den Aufenthalt Erhardts hätte erfahren können. Der Zeuge verneinte.
Auf den Hinweis eines Verteidigers, daß größere Geldbeträge wsggenommen wurden, die zu wohltätigen Zwecken an LÜdendorff geschickt waren, erklärte der' Zeuge, daß auf Anordnung des Generalstaatskommissariats solche Gelder beschlagnahmt, nicht aber für der-! fallen erklärt wurden. Der Staatsanwalt fragte, ob. in den Kreisen des Kampfbundes nicht schon lange Zeit vor September Bestrebungen auf einen gewaltsame«! Umsturz bestanden. Der Zeuge erwiderte, er wisse,! daß Mitte September Dinge existierten, die auf Aehn--! IlcheS abzielten. Auf die Frage Hitlers, warum das! Generalstaatskommissariat gegründet worden sei, er-j widerte der Zeuge: wegen der Befürchtung, daß bereits im September ein Umsturz von rechts erfolgen würde.!
Zeuge Regierungsrat Werberger sagte aus, er habe keine Anhaltspunkte dafür, daß Frick Kenntnis vo«, den Plänen des 8. November hatte. !
Neues vom Tage.
' Erleichterung in den Micirm-Verträgen.
Tüsseldorf, 4. März. Tie Micum hat im Verein mit der Rheinlandkommission und dem Zweckverband der Metallindustriellen des besetzten Gebiets in Düsseldorf nach monatelangen Verhandlungen jetzt 17 Zollermäßigungstarife abgeschlossen, die den Zeitraum vom 15. Februar bis 15. April umfassen, umfassen. Durch diese Verträge ist die Zollabgabe ermäßigt worden. Auf Sendungen, die nach dem unbesetzten Deutschland und nach dem Ausland gehen, wird außerdem noch eine Reparationsabgabe, schwank kend zwischen zwei Achtel und fünf Achtel, erhoben, die dem Deutschen Reich aus Reparationskonto gut- geschrieben wird.
! Dr. Schacht nach London.
! Paris. 4. März. Reichsbankpräsident Dr. Schacht ! reiste am Dienstag früh von Paris zur Fortsetzung ) seiner Kreditverhandlungen nach London. Die Sach- ^ verständigen dürften am 15. März ihre Arbeiten be- - endigen. ^
' Hast du der Wahrheit und dem Geist gelebt.
So ist das Alter Krone deines Strebens Hast du nur nach.Genuß gestrebt,
So ist's der Katzenjammer deines Lebens. Emmer
Die Bauerngräfin.
Roman oon Fr. Lehne.
ss (Nachdruck verboten.)
Und gerade der Frau, die so oft mit Absicht gekränkt,
mußte sie zu tiefem Dank verpflichtet sein. Das drückte Ke viel mehr noch als ihre Schuld dem Brnder gegenüber, hie esi gar nicht mal als Schuld empfand. Rudis Ungehorsam allein, den sie besonders unterstrich, war die Veranlassung zu diesem fatalen Zwischenfall gewesen.
Dennoch aber mußte sie, wenn auch schweren Herzens, ftr die Laubenbergfche Villa geben und sich nach dem Befinden der Gräfin erkundigen, ehe sie abreiste. Ihrem Beispiel folgten alle Damen des Regiments, deren Urteil sich mit einem Male zugunsten Rosemaries geändert hatte. Keine von ihnen hatte den Mut und die Kraft zu einer solchen Tat in sich gefühlt. Und Rosemarie Laubenberg gerade' hätte am allerwenigsten Ursache gehabt, ihre Gesundbeit ohne Besinnen aufs Spiel zu setzen, wo die Generalin Wokdeck verantwortlich gewesen war.
Rosemaries Boudoir, das an ihr Schlafzimmer stieß, yNch einem Blumenhain.
Die Genesende freute sich dock, wenn ihr Blick durch die fnete Tür ans die Blumcnpracht fiel, die ihr täglich ins s geschickt wurde. Keiner ließ es sich nehmen, ihr eine Susmerkfamkeit zu erweisen, vor allem natürlich der Oberst. D« „geborene Krause" war die Heldin des Tages geworden. <»te Elwuigeu zu Hans Eckardt sagte.
Endlich durfte Rosemarie Besuch annehmen. Seit «trügen Tagen war sie außer Bett. Sie war blaß und schmal geworden, fühlte sich aber ganr wobl. Ja einem Weichen, Weißen Schlafrock gebullt, emvsing sie den Oberst von Lnssert und seine Frau, die als erste sie sehen oursten.
Mit Tränen in den Augen küßte Frau von Lasiert Rose- warie ans beide Wangen.
„Wie soll ich Ihnen danken, Liebste, Beste —"
i Die nationale Bewegung und die deutschen Arbeiter.
I Berlin, 4. März. Eine oentsche Kundgebung hatte ' die Vereinigung national gesinnter Arbeiterführerkürz- » lich nach dem Kaiserfaal des „Rheingoldes" einberufen. > Die Veranstaltung erhielt ihr besonderes Gepräge und ihre politische Bedeutung durch den Umstand, daß sich diese Vereinigung in der Hauptsache aus ehemaligen und derzeitigen Sozialdemokraten zusammeusctzte, die sich das Ziel gesetzt hat, für den großen Kampf um Deutschlands.Rettung auch die Massen der deutschen Arbeiter auf nationalem Boden zu formieren. Unter den.Besuchern'brfand sich der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Bauarbeiterverbandes und spatere Ober» Präsident von Ostpreußen, August Wirrnig, der frühere Vorsitzende des deutschen Buchbinderverbandes, Emil - Koth, Arnold Franke, bis vor kurzem Leiter des so- H zialiftkfchsn „Firn", der ehemalige Sozialdemokrat Är- ! thur Kopsch und mancher sonst, der in dev Sozialdemo- k kratUchsn Partei früher eine Rolle spielte. Das Pro- f gramm der neuen Vereinigung entwirft Emil Unger, z der langjährige Mitarbeiter des „Vorwärts", und der sozialdemokratischen Provinzpresse. Der Redner legte die Gründe dar, die ihm und seinen Freunden das Verbleiben in der Partei der Internationalen unmöglich gemacht hätten. Die Vereinigung sei keine politische Partei, sie wolle innerhalb der Arbeiterschaft in nationalem Sinn wirken und mit den nationalen Organisationen Hand in Hand gehen. Eine ihrer Hauptaufgaben sei die Heranbildung national gesinnter Arbeiterführer. Die deutsche Arbeiterbewegung müsse ins nationale Fahrwasser geleitet werden, wenn das deutsche Volk groß und geschlossen dastehen und allen Anschlägen seiner Gegner trotzen wolle. Stürmischer Beifall folgte diesen Ausführungen. Die Kundgebung schloß mit dem Gesang des Deutschlandliedes. Mit der Kundgebung wurde das am gleichen Tage zum erstenmal erscheinende Organ der Vereinigung „Der deutsche Vorwärts" verbreitet, der mit frischem Temperament die Grundsätze der neuen Vereinigung vertritt.
Bruck) des Pfälzer Abkommens durch General de Metz.
Pirmasens, 4. März Die Polizeioberkommissarei Roth und Walter, Wehrkreiskommandant Müllers Amtsgerichtsrat Müller, die beiden Verlager der Pir-' masenser Zeitung und einige andere Bürger wurden- von den Franzosen in das Amtsgerichtsgefängnis nach Mainz gebracht, um wegen angeblicher Beteiligung andern Separatistensturz vor ein französischen Kriegsgericht gestellt zu werden. Trotz des Abkommens vom 16. Februar, das gegenseitige Repressalien verbietet» scheint jetzt das Unglaubliche wahr zu werden, daß ehrenwerte deutsche Bürger von den Franzosen abgeurteilt werden sollen, daß dagegen die Separatistenverbrecher heute noch unter dem Schutze der Franzosen! in Pirmasens herumlaufen und die Bevölkerung durchs Denunziationen usw. belästigen können. Angesichts die»! ses offenkundigen Verwais unter dem Schutze des Ge-- nerals de Metz, der zwar die Verantwortung für die Repressalien ablehnt, weil sie angeblich von den Mi-» litärbehörtzen erfolgen würden, der jedoch in Wirklichkeit allein Der Verantwortliche dafür ist, ist es höchste? Zeit, daß die Interalliierte Sonderkommission möglichst! bald in die Pfalz zurückkehrt, um hier nach dem Rechten! zu sehen, da sonst in Pirmasens die Ereignisse zu einer nochmaligen Katastrophe führen werden.
- Nm die Finanzkontrolle.
Paris, 4. März. Die Mitglieder der beiden Sach- Verständigen-Komitees haben sich über den Umfafng der für das deutsche Finanzwesen vorgesehenen interalliierten und neutralen Kontrollenoch nicht definitiv verständigt. Am Montag sind lediglich Einzelfraaen erledigt worden. Nach Anhörung des Reich sb an kpräsidenten wurde mitgeteilt, daß auch die näheren Bedingungen, unter denen die berühmte Emissionsbank des Dr. Schacht in die Goldnotenbank aufgehen sollte, noch nicht völlig ermittelt seien. Man rechnet daher damit, daß Dr. Schacht bereits ru Anfang nächster Woche wieder tu Paris sür-
„Dadurch, daß Frau Oberst nicht wieder davon sprechen Es war wirklich nichts. Kein bischen Heldentat, wozu man es anscheinend aufgebauscht hat. Rudi hätte sich auch allein wieder herausgefunden, davon bin ich überzeugt."
„Aber Ihre Krankheit, — nur durch Ihr Selbstlosigkeit —" »
„Ist nur ein unglücklicher Zufall. Ich bin ja so gut wie gesund. In kürzester Zeit darf ich reisen, hat mir der Arzt gestattet."
„Und bleiben dann so lange wie sie wollen!" sagte der Oberst. „Ich gebe dem Herrn Rittmeister unbeschränkten Urlaub."
Verwirrt scklug sie die Augen nieder. Hans Eckardt sah so flehend zu ihr hin. Wenn sie ja sagte; sie ahnte, wie gern er sie begleiten, um sie herum sein würde. Aber nein, das durste nicht sein, die Schranke durfte nicht fallen.
„Herr Oberst sind sehr gütig; doch wir wollen durchaus keine Bevorzugung!" entgegnete sie. „Mein Bruder, der Arzt, will mich begleiten; das aenüat, und so find wir sicher, daß mir der Gesundheit gelebt wird nnd keine Extravaganzen begangen werden! Im andern Fall: mein Mann und ich ünd große Freunde von Fußwanderungen und würden darin vielleicht sündigen. Und wiederum — ich möchte ihn nicht zur Langeweile zwingen. Damm ist es schon bester, er beurlaubt mich allein." Sie lächelte liebenswürdig die Herrschaften an, ohne Hans Eckardt anznsehen. Der war ganz blaß geworden vor Enttäuschung und Schmerz. Deutlich sagten ihm ihre Worte, daß sie keine Gemeinsamkett mtt ihm wünschte.
„Ach, liebe Gräfin, wir sind so in ihrer Schuld, und dennoch wollen Sie uns jede Gelegenheit nehmen, uns ein wenig erkenntlich zu zeigen," klagte die Frau Oberst.
„Wenn mir Frau Oberst auch fernerhin Ihr Wohlwollen bewahren wollen, würde ich Frau Oberst sehr dankbar sein."
„Mehr, als Sie es schon haben, können wir es Ihnen nicht geben. Liebste!" sagte Frau von Lasiert herzlich. „Ich weiß, Sie haben es nickt ganz leicht gehabt, wenn wir offen sein wollen — aber es wird anders werden! Und Rudi darf morgen mtt mir kommen? Er wollte Sie durchaus j beute schon sehen." !
Wichtig ging Rudi Lasiert am nächsten Taqe neben der! Mutter einher, einen in Seidenpapier «gehüllten, großen I
? treffen wird und sich in «er Zwischenzeit mir seine« ' Mitarbeitern sowie britischen und holländischen Finanzleuten in der Frage der provisorischen E Vssionsbank besprechen wird. „Newyork Herald" behauptet, aus zuverlässiger Quelle zu wissen, daß Deutschland sich gegen jedes finanzielle Ueberwachungsshstem sträube» das im Zusammenhang mit den Schlußempsehlungen der Sachverständigen die Oberhoheit Deutschlands beeinträchtigen könne. Die Franzosen und Belgier» schreibt das Blatt weiter, sind' bereit, auf einen Kompromiß einzugehen. Sie wünschen, daß Deutschland ' eine günstige Gelegenheit erhalte, seinen guten Willen ' zu bezeugen, den es insbesondere beweisen könne, wen« es der Eröffnung eines besonderen Kontos zu Reparationszahlungen in der Goldnotenbank zustimme. Gewisse Beträge könnten aus diesem Konto an Deutsch- ! land gezahlt werden, wenn die Erfahrung ergebe»
. daß die Sachverständigen sich in ihren Besprechungen der deutschen Verhältnisse für die nächsten 3 Jahre getäuscht hätten. Die britischen Sachverständigen seien, der Ansicht, daß nur eine Fortsetzung und intensive ' Finanzkontrolle, die die vom Garantiekomitee der Reparationskommission vor 18 Monaten vorgeschlagene - Ueberwachung beträchtlich übertreffe, der Welt von j neuem Vertrauen zu Deutschland einflößen könne.
^ Die innere Krise,
f Berlin, 4. März. Durch die Besprechung des Reichs- kanzlers mit den sozialdemokratischen Parteiführer« j Müller- Franken und Breitscheid über die durch ! die Notverordnungen der Regierung geschaffene Lage si und deren Behandlung im Reichstag ist, wie in parla- j mentarischen Kreisen verlautet, irgend eine Verände- : rung nicht eingetreten. Die Besprechungen zwischen ? dem Reichskanzler und den sozialdemokratischen Füh- » rern würden auch nicht weitergeführt werden. ! Von beiden Seiten sei der bekannte sich entgegen-- k stehende Standpunkt festgehalten worden, j Der Zweck der — übrigens vom Reichskanzler an» > geregten — Besprechung war der, wenn möglich zwi-> i schen dem Standpunkt der Regierung, wie er in dev ; bekannten Erklärung der Notverordnungen festgelegt s war und dem Standpunkt der Sozialdemokratie eine s Brücke zu schlagen. Der Versuch ist nicht gelungen, s weil die Zugeständnisse, die Herr Marx im Namen dev k Regierung zu machen bereit war, unmöglich genüge« ; konnten, um die schweren Bedenken der Sozialdemo» : kratischen Partei gegen einen Teil der Notverordnun- L gen, insbesondere gegen die dritte SteuerverordnUngf j nnd die Rechtsverordnungen» aus der Welt zu schas- i sen. Dis Regierung bleibt auf ihrem Standpunkt be- » stehen, wonach an den von ihr als lebenswichtig be- z trachteten Verordnungen vorerst Aenderungen nicht r vorgenommen werden dürfen, während die Sozial» ! demokratie darauf beharrt, daß einige dieser Verordn i nnngen, deren Abänderungsbedürstigkeit übrigens auch- ! Von den anderen Parteien nicht bestritten werden kan« k und nicht bestritten wird, unverzüglich einer Revision s zu unterziehen seien. Welches unter diesen Umstände« s der Verlauf der Reichstagsverhandlungen der nächsten : Tage sein wird, ist schwer vorauszusehen. Zunächst will' k sich Herr Marx noch mit den bürgerlichen r Parteien, d. h. in eryter Linie mit den Koalitions- j Parteien, über die Lage aussprechen und von "diesen s Besprechungen, die heute stattfinden, wird wohl das r Schicksal des Reichstags abhängen» der Mittwoch seine- s — vielleicht, ja wahrscheinlich letzten — Verhandlungen wieder aufnimmt.
s Tie Wahrheit über die deutsche Produktronsfähigkeit. i Berlin, 4. März. Havas wußte kürzlich mitzutei- i len, daß die Sachverständigenausschüsse der Repara»
! tionskommission bei -ihrem Aufenthalt in Berlin die z „auffällige Entdeckung" gemacht Hütten, daß Deutsch»! ! land seit dem Waffenstillstand 18 000 Lokomotiven und z 400000 Waggons gebaut habe. Das sei ern typisches z Beispiel für die deutsche Produktionsfähigkeit und i gleichzeitig für den Mangel angutem Willen, diese ? Produktionsfähigkeit in den Dienst der Vertragssrfül- Lrna Lu stellen. Wie das« bekannt wird, dürste»-di«
Rosenstrauß tragend, und ebenso wichtig legte er ihn nachher Rosemarie in den Schoß.
„Ich soll Ihnen auch schön danken, daß Sie mich aus dem Wasser gezogen haben, und — und —" Er stockte, und fragend sah er seine Mutter an. „Wie sollte ich Wetter sage« Mama? Ich habe es vergessen.
Die junge Frau lachte und zog ihn an sich. „Laste gut sein, Rudi, ich glaub's dir auch so." Sie schob ihm ein Stück Schokolade in den Mund, das er sich gut schmecken ließ.
„Sehen Sie nur ordentlich nach!" ries Rudi, „da ist nämlich etwas zwischen den Blumen für Sie — da!" Eifrig bog er die Blüten auseinander, griff selbst hinein und reichte ihr ein kleines Etui. „Das haben Sie von mir! machen Sie es nur ans."
Der Deckel sprang aus, und — aus blauer Seide gebettet lag ein herzförmiger, goldener Anhänger mtt der eingravierten Inschrift: „In steter Dankbarkeit! Rudi von Las- feri." Daneben das Datum seines Unfalles und auf der andern Seite sein Bild.
Rosemaries Augen feuchteten sich.
„Frau Oberst," stammelte sie, „Sie beschämen mich/
„Nein, liebe Gräfin, Sie dursten uns das nicht wehren. Doch — Sie haben ja selbst gewünscht, daß nicht mehr da- von gesprochen wird. Tun wir cs also auch nicht." —
Täglich kamen jetzt die Regimcrttsdamen nacheinander, ihren Besuch zu machen. Rosemarie war sehr herzlich nnd nahm durch ihre gewinnende Art diesen Besuchen das Steife imd das für die Damen Peinliche nach all dem Vorherge- gangcnen. Vielleicht hatte Sie auch das Gefühl, daß sie selbst durch einen übergroßen Stolz früher ein wenig gefehlt und sich zu sehr zurückgezogen hatte.
Es war am Tage vor ihrer Abreise.
Der Märzwind ging kühl und herb; doch er ließ den Frühling ahnen.
Sie wäre gern geblieben. Sie liebte es über alles, dieses, allmähliche Erwachen der Natur in kübleren Gegenden, und beinahe zärtlich betrachtete sie jeden Baum und Strauch, wie das Leben sich in ihnen regte und zur Entfaltung drängte.
(Fortsetzung folgt.)