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«r. 849.

Jahrgang ivrs

Wehret dem Chaos l

; Am Rhein und an der Ruhr Ausschaltung der deut­schen Staatshoheit, im übrigen Reich ein Chaos,. Ms wirtschaftlicher Not und politischer Gegensätzlichkeit , der einzelnen Länder das war das Ziel der fran­zösischen Politik nach dein Ausgang des Krie­ges und ist es noch heute. In Versailles, bei den Frie­densverhandlungen unter den Verbündeten, haben Eng­land und Amerika den ersten Anlauf zu diesem Ziel ge­hemmt. zugleich aber die Umwege freigegeben, auf denen kr wieder versucht und vorwärtsgetrieben werden konnte; sie haben der völligen Entwaffnung Deutschlands zuge- jpimmt, eine Besetzungsdauer gutgeheißen, der sie zuerst Iwiderstrebten und die durch Vorwände ausgedeutet und ausgedehnt werden konnte; sie haben unerfüllbare Ent- ffchädigungsforderungen in den sogenannten Vertrag ge­setzt, aus deren Nichterfüllung ein unversöhnlicher Sie- Aerwille weitere Bedrückung ableiten konnte, und sie Haben schließlich den offenen Vertragsbruch, den Frank-! weich beging, wohl mit Worten festgestellt, aber nichts zu (seiner Abwehr unternommen. Frankreich konnte zielbe­wußt die ursprüngliche Richtung seiner Politik auf geraden rund krummen Wegen weiterverfolgen. Deutschland aber war in der Abwehr so schwach, teils tatsächlich in­folge des unter dem Druck der Hungersnot angenommenen Versailler Zwangsvertrags, teils aus Mangel an einheit­lichem Nationalwillen, daß heute Frankreich sich dicht vor dem Ziele sieht. So schreibt dieKöln. Ztg."

Mir aller Kraft der Seele, mit dem letzten Aufgebot aller guten Geister, die noch im deutschen Volk sich regen, müßte versucht werden, das Chaos abzu­wenden. Auf einen außenpolitischen Erfolg ist dabei zurzeit nicht zu rechnen; nicht mit der Klugheit der Schlan­gen, noch mit Taubensanftmut wird es der deutschen Re­gierung gelingen, Frankreich verständigungswillig zu ma­chen. Auch ausländische Hilfe wird nicht wirksam, weil das Eingreifen Englands sich auf dieselben Waffen des Einspruchs in Reden und Zeitungsartikeln beschränkt, Ms die das ohnmächtige Deutschland angewiesen ist. Ver­gebens haben die Industriellen des Ruhrgebiets sich als Vermittler zwischen den Regierungen bemüht; aus der Berantwortungspflicht heraus, die von ihnen die Er­haltung ihrer Betriebe und die Ernährung von Millio­nen Arbeitern fordert, haben sie in örtlichen Verhandlun­gen versucht, die Wirtschaftsmaschine wieder in Gang zu setzen. Aber nichts von dem, was Frankreich, in Aussicht gestellt hatte, wenn nur die amtlichen Verord­nungen über den passiven Widerstand zurückgenommen würden, hat es nachher zugestanden, und sogar als die Reichsregierung die Eisenbahner unmittelbar anwies, die Arbeit für die Regie aufznnehmen, wurde dieses lieber- maß von Selbstverleugnung und gutem Willen mit fort­gesetzten Ausweisungen und der Wegnahme aller errcich- ibaren Geldsendungen für das Ruhrgebiet erwidert. Schritt für Schritt wird die deutsche Verwaltung aus dem besetzten Gebiet verdrängt, die Selbstbehauptung des Deutschtums durch Entfernung der Wortführer und durch Zerstörung des Pvlizeischutzes geschwächt und den Sonderbündlern die Bahn freigemacht zu einem Vorgehen, wie es jetzt >in Aachen begonnen hat. Die deutsche Regierung soll gezwungen werden, die besetzten Gebiete der. Fremdherr­schaft zu überlassen. "

Wenn dieser fürchterliche Druck von außen nicht oas völlige Versinken des deutschen Volkes zur Folge haben soll, so muß einmal die Zuversicht sich! als berechtigt er­weisen, daß am Rhein wie an der Ruhr der Wille zur 'deutschen Schicksalsgemeinschaft das Uebergewicht behält. Diese Zuversicht hegen wir unbedingt. Es muh aber weiter, die Aussicht gegeben sein, daß im ganzen Reich der Wille zur nationalen Einheit den Sieg da- vonträgt über die revolutionäre mrd klassenkämpferische Einstellung, die ein Erbteil der sozialistischen Bewegung, ist, an dem viele ihrer Führer heute selbst schwer tra­gen, während andere es erst recht Hochhalten. Besonders m Mitteioeutschland sind berufene und unberufene Führer der Arbeiterschaft in die alte Ueberlieferung zurückgefal­len, sie wollen in Sachsen und Thüringen wieder­holen, was zuerst in Bayern mit der Räterepublik un­ternommen und damals in blutigen Wirren überwunden worden ist. Wie damals in Bayern das Reich mit seiner bewaffneten Macht eingreisen mußte, so sieht es sich jetzt derselben Aufgabe in Sachsen gegenüber. Bayern aber, aus dem sozialistisch-kommunistischen Umsturz wieder­erstanden, will der starke Vorkämpfer sein gegen den Geist.

der den nationalen Willen, dkeftkaakliche Ordnung und die gedeihliche Wirtschaft gefährdet. Als nach der Ein­stellung des passiven Widerstands im Rnhrgebiet die Gegensätze der nationalistischen und der sozialistischen Ver­bände auseinanderplatzen wollten, hat die bayerische Lan­desregierung die Diktatur aufgerichtet und tatsächlich die Radikalen auf beiden Seiten im Zaume gehalten.

Davon muh man bei der Beurteilung des jetzt zwi­schen München und Berlin entstandenen Konflikts ansgehen, dessen äußeren Anlaß das Verhalten eines nationalistischen Blattes.gegeben hat. Wenn es richtig ist. daß Herr v. Kahr denVölkischen Beobachters von dem er selbst ebenfalls beschimpft worden war, von sich, aus bereits verwarnt hatte, als von Berlin der Befehl kam. nötigenfalls mit Waffengewalt das Erscheinen die­ses Blattes zu verhindern, wenn Herr v. Kahr gegenüber der, General, v. Lossow geltend gemacht hat, daß er durch den. Vollzug dieses Befehls nicht nur sein mit der Ver­warnung festgelegtes Wort verleugnen, sondern auH die bis dahin aufrecht erhaltene Ordnung und Sicherheit ge­fährden würde, wenn ferner der Reichskanzler Dr. Strese- mann dem Führer der Bayerischen Bvlkspartei, um diese von der Obstruktion gegen das Ermächtigungsgesetz abzu­halten, ldlas Zugeständnis gemacht hat, daß der General v. Lossow nicht gemaßregelt werden solle, dann muß, doch gesagt werden, da,ß die Berliner Stellen einen' 'großen Teil der Schuld für die unglückliche Wen­dung dieser Angelegenheit trifft. Bayern wird dadurch .nicht von der Pflicht entlastet, den von ihm überspannten Bogen wieder zu lockern und mit dem vollen Berant- (wortungsgefühl seiner unanfechtbaren deutschen Natro- nalgesinnnng aus das Einvernehmen hinzuwirken, das, Herr v. Kahr in einer seiner Kundgebungen anruft. Tie- fts Einvernehmen muß erzielt und alles muß, sowohl von den amtlichen Stellen wie von den Organen der öffent­lichen Meinung, vermieden werden, was die.erschreckend' anftesprungene Wamme der Zwietracht nähren könnte.

Bayern und das Neich.

Kahr und der Aufruf der NeichHregierung.

München, 23. Okt. Der bayerische Generalstaats­kommissar von Kahr empfing den Cheftedakteur der T.U., der um Aufschluß über Kahrs Stellung zu dem Aufruf der Reichsregierung gebeten hatte, von Kahr erklärte u. a.: Die Reichsregierung sucht in ihrem Aufrufe die gegenwärtige Streitfrage zwischen der bay­rischen und der RLichsregierung von dem rein poli­tischen Gebiete, auf dem sie liegt, auf das rein militärische Hinüberz uspieken. Das ist eine Irreführung der öffentlichen Meinung. Wenn der Neichswehrminister meint, ein General habe einfach den Befehlen der Vorgesetzten zu gehorchen, und sich nicht von politischen Erwägungen leiten zu lassen, so darf er eben einem General keine politischen Aus­gaben übertragen, wie er das tatsächlich getan hat. Die Reichsregierung ereifert sich, über meine Aeußerung, daß der vorliegende Streitfall letzten Endes zurück- zufiihren sei aus den Kampf zweier Weltan­schauungen: der marxistischen und der nichtmar- xrstischen. Es unterliegt für mich und für sehr viele im Reiche gar keinem Zweifel, daß die jetzige Reichs­regierung im Banne des Marxismus steht, dessen Ver­langen schon lange darauf gerichtet ist, Bayern, die sogenannte Hochburg der Reaktion, an die marxistisch« Gestaltung in manchen Reichsteilen anzugliedern. Man höre nur die verschiedenen Kampfansagen der soziali­stischen Führer und Zeitungen und frage sich anderer­seits, ob man der Reichsregierung die Kraft zutraut, künftighin landesverrüterische Reden eines Zeigner zu unterbinden. Die Episode Geßler-Seeckt-Lossow-Kahr ist nur ein Ausschnitt aus diesem marxistischen Pro­gramm, dem dieses Mal die militärische Disziplin als Deckmantel dienen muß. Es kann nicht bestritten wer­den, daß der Marxismus international also antinatio­nal, das ist undeutsch, eingestellt ist und daß auch iv diesem Falle Bayern sein nationales Stre­ben gegen den internationalen Marxis­mus verteidigt. Wenn die Reichsregierung das! Vorgehen des bayerischen Generalstaatskommissars un­erhört findet in einem Zeitpunkt, in dem sie daran gehen will, die Kräfte des ganzen deutschen Volkes, gegen den französischen Vernichtungswillen zu sam­meln, so ist sie reichlich spät an diese Aufgabe heran-! getreten und viele sind überzeugt, daß die­ser Reichsregierung die Sammlung des ganzen Volkes niemals gelingen wird Für mich handelt es sich bei dem ganzen Konflikt nur um die große deutsche Sache, um den Kampf für das Wie­dererwachen des Geistes derer, die unter der Rlaaae

schwarz-wern-riu pur 'Deulgeymnvs Meryerr in den Tod gegangen sind. ,

General Kreß von Kressenstein winkt ab. !

' München, 23. Okt. General Kreß von Kressenstein, hat seine Ernennung durch den Reichswehrminister zum Nachfolger des Generals Lossow abgelehnt, j

Ein Funkspruch Lossows. ^

6 Berlin, 23. Okt. General Lossow hat von der Funk­stelle in Nürnberg aus folgenden Funkspruch an dis Reichswehr in Berlin, Spandau, Stettin, Hannover,' Breslau, Dresden und Frankfurt a. O. gerichtet:Der Chef der Heeresleitung hat einen Aufruf an das Reichsheer erlassen, der den Schritt der bayerischen Regierung als gegen die Verfassung gerichtet erklärt. Die bayerische Regierung denkt nicht daran, d« m Reich die Treue zubrechen. Ni^ mand übertrifst uns Bayern an Reichstreue. Was! /wir wollen, ist, daß der bayerischen Regierung und dem? bayerischen Generakstaatskonrmcssar von der unter mar-! xistischem Einfluß stehenden Berliner Regierung nichts-, ausgezwungen werden soll, was Bayern, den Hort! deutscher nationaler Gesinnung, unschädlich machen soll.' Wir haben die selbstverständliche Pflicht, uns in diftem- Konflikt hinter die bayerische Regierung und den bay-i rischen Generalstaatskommissar zu stellen, die mit uns das bedrängte Deutschtum schützen wollen. -

Ter Schutz -ex thüringischen Grenze. ^

Weimar, 23. Okt. Das thüringische Ministerium des' Innern veröffentlicht einen Erlaß, in dem es u. a. heißt: Das Land Thüringen hat angesichts der ge-, spannten politischen Lage in Bayern als angrenzen-st der Staat an Bayern und Brücke zwischen Nord- und! .Süddeutschland besondere Aufgaben für die Sicherung des Reiches zu lösen. In Erfüllung dieser Aufgaben ist eine besondere polizeiliche Sicherung der thüringischenGrenze durchgesührt worden. Diese! Maßnahme ist unverzüglich der zuständigen Reichs-- stelle mitgeteilt worden. Sie dient nur einer vorbeu-i genden Abwehr.

Aufruf des neuen Reichssrnährungsmin'fterS an die Landwirtschaft.

Berlin, 23. Okt. Der neu ernannte Reichsernäh­rungsminister Graf Kanitz verSsi mtlickit' saftenden Ausruf an die Landwirtschaft:

An meine Berufsgcnoftcn!

In schwerster Not des Vaterlands habe ich das Reichsernährungsministerium übernommen. Zum er­sten Male ist ein praktischer Landwirt für dieses Amt ausersehen. Ich bin aus meiner Partei ausgeschieden, weil sie im Kampf gegen die heutige Regierungskoali­tion steht. Ich habe jeder Parteipolitik vorläufig ent­sagt, weil ich der Ansicht bin, daß auf dem Wege der. rein parteipolitischen Auseinandersetzung Deutschland, nicht gerettet werden kann und weil ich vor allem glaube, daß außerordentliche Zeiten auch außerordent­liche Entschlüsse und Opfer des Einzelnen erfordern. Deutschlands Not ist nicht zum wenigsten durch den erbitterten Parteikampf, im politischen Kampf aller gegen alle hervorgerufen. Nur wenn das Trennende zurückgestettt wird, wenn alle Hände zugreifen, wenn' keiner abseits steht, ist Rettung möglich. Ich werde für mein Vaterland arbeiten und meine Aufgabe darin sehen. Nahrungsmittel für das hungernde Volk zu schaffen, damit es die kommenden schweren Krisen über-- stehen kann. Daß ich als praktischer Landwirt mich zu keinerlei Maßnahmen verstehen werde, die die Pro­duktion lähmen und die zur Linderung der furchtbaren Not förderliche intensive Schaffung von Nahrungs­mitteln hindern könnte, ist selbstverständlich. Es geht nicht an, daß in größter Not des Vaterlandes wichtige Berussstände infolge parteipolitischer Bindungen oder anderer Hemmungen abseits stehen! Es geht nicht an, den Untergang des Vaterlandes lediglich zu prophe­zeien, ohne helfend beizuspringen! Das jahrelange Ver­harren wertvoller Teile des Volkes in negativer Oppo­sition ist sehr bedenklich, denn aus dem infolge solchem Beiseitestehen heute mit Sicherheit zu erwar­tenden wirtschaftlichen und politischen Chaos kann nur der Zerfall des Reiches, der endgültige Unter-- gang Deutschlands, nicht aber die wirtschaftlich« und nationale Erstarkung erstehen. Diese, die ich drin­gend erhoffe, wird nur kommen, wenn die Reichs­einheit erhalten bleibt und kein Hungerchaos entsteht. Diese beiden hauptsächlichsten Ziele im Auge behaltend, werde ich an meine schwere und vorläufig sicherlich sehr undankbare Aufgabe gehen. Ohne persönliche Opfer ist dem Vaterland« in dieser schweren Stunde nicht geholfen und mein Vaterland ist mir auch heute noch, und gerade heute, jedes Opfer wert! Schiff in Not! Alle Mann an Deck! Nur aus dreier