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Borschwer-nEntscheidungen.
Aufgabe de- passive« Widerstand-?
Am Sonntag Aussprache mit Vertretern aller Schichten des Ruhrgebiets, am Montag oder Dienstag Konferenz der Reichsregierung mit den Ministerpräsidenten 8er Länder, am Dienstag eine Kundgebung der Reichsregierung, die sich auf die Ergebnisse der sonntäglichen und montäglichen Beratungen zu stützen hätte, am Mittwoch Zusammentreten des Reichstags zur Entgegennahme einer parlamentarischen Regierungserklärung ^die Tage können sich noch etwas verschieben) — das ungefähr ist der äußere Rahmen, in dem sich wichtige Klärungen nach den bisherigen Dispositionen der zuständigen Stellen vollziehen sollen.
Niemals war es nötiger als jetzt, daß das gesamte Volk nach dem Wortlaut der Reichsverfassung „einig in seinen Stämmen" die Schritte versteht, die seine Regierung unternehmen will. Es ist daher geboten, den unsinnigen Gerüchten und Schl^gworten entgegenzutreten, die über angebliche Absichten der Reichsregierung in den letzten Tagen verbreitet wurden. Die Reichsregierung steht nach wie vor auf dem von Dr. Stresemann als Abgeordneten wie als Kanzler mehrfach klar ver- .tretenen Standpunkt, daß wir hinsichtlich Wirtschaft- ' licher Opfer für unsere Freiheit das möglichste Entgegenkommen zeigen wollen und müssen, daß aber gerade hierzu die freie Verfügung über das Ruhr- tzebiet nötig sei und die Sicherung der deutschen Souveränität an Rhein und Ruhr, mit anderen Worten die Sicherung der deutschen Reichseinheit wenigstens innerhalb der Grenzen, die uns der Versailler Vertrag gelassen hat.
Dieses Ziel steht unverrückbar fest; ist es doch, nüchtern betrachtet, das realpolitische Hauptziel, das nach dem verlorenen Krieg von allen Regierungen im Auge behalten werden mußte. Alle anderen Gesichtspunkte mußten und müssen vor diesem Ziel zurücktreten. Der Wiederaufbau unseres Volkes, unserer Wirtschaft, unserer nationalen, politischen und kulturellen Lebenskraft kann nicht das Werk weniger Jahre sein nach all dem. was seit 1914 geschehen ist. Dieser Wiederaufbau und seine weiteren Möglichkeiten sind die Aufgabe von mindestens einer Generation, und jedes Ding hat seinen Augenblick, jeder Stein in diesem Bau muß zur rechten Zeit und am rechten Orte gesetzt werden. Zuerst also der Grundstein: die Erhaltung der Reichseinheitim heute erreichbaren Maß. Erst dann, wenn dieser Grundstein festliegt, kann darauf weitergebaut werden, und die Leute, die uns in verführerischen Programmen die schönsten Fassadenstücke und Dachkonstruktionen zeigen, die sväter einmal dem deutschen Hause aufgesetzt werden könnten, sind heute drauf und dran, gerade die Grundsteinlegung Pu erschweren. Erst die Zukunft und vielleicht eine jüngere Generation wird die Entscheidung darüber treffen, ob wir, die wir dem Alter und der jeweiligen Beschäftigung nach der heute verantwortliche Teil des deutschen Volkes sind, unsere Pflicht erkannt und erfüllt haben. Wir werden sie erkannt haben, wenn wir im rechten Augenmaß und mit nüchterner Konzentration auf die Pflichten des heutigen Augenblicks uns nicht durch Zukunftsträume verwirren lassen, sondern in der .Härte einer entsagungsvollen Grundsteinlegung uns selbst die Gewähr dafür geben, daß die nächste Generation uns lobe, weil wir im rechten Augenblick gewußt haben, worauf es ankommt. Wir wollen es verhüten, daß die nächsten Generationen uns Träumer oder geistige Feiglinge schelten, die die schwere und harte, zunächst wenig lohnende Arbeit am Fundament versäumt haben, weil uns Erinnerungen aus der Vergangenheit oder vorgreifende Zukunftshoff- uungen von der Pflicht des Tages entfernt hätten. Auf der jetzt lebenden und im politisch verantwortlichen Alter stehenden deutschen Generation lastet die Pflicht einer Entscheidung, die für Jahrzehnte deutschen Schicksals nüchtern, ohne Eitelkeit und mit entsagendem Pflichtgefühl getroffen werden muß.
Die Regierung will nicht „kapitulieren"; im Gegenteil auf allen Wegen, die es nur gibt, das Ziel der deutschen Souveränität im Westen, der Erhaltung von Rhein und Ruhr beim Reich, anstreben. Wer dieses Ziel nicht aus dem Auge verliert, der hat in der Tat weder innerlich noch äußerlich vor dem Feinde kapituliert, der zwar nicht offiziell, aber praktisch uns gerade die Er
reichung dieses Zieles rauben will. Das Ziel also bleibt aufrecht; zu jedem Ziel aber gibt es mehr als einen Weg, und es ist daher falsch, wenn man den Weg des passiven Widerstandes nicht nur als den einzigen Weg, sondern geradezu mit verwirrender Begriffsver- wechflung schon als das Ziel selbst bezeichnet. Der passive Widerstand hat in der Tat gerade in Frankreich die früher dort sehr lebhaften Hoffnungen auf Abtrennung von Rhein und Ruhr stark herabgemindert, und den Beamten, Bürgern und Arbeitern an der Ruhr schuldet das Waterland Dank für die Leiden, mit denen sie zur Herabminderung der französischen Hoffnungen beigetragen haben. Wenn nun das Ziel, die Erhaltung des Reiches in den Grenzen von 1919, erreichbar wird, dann wird man diejenigen nicht schelten dürfen, die um diesen Preis das Mittel aufgeben würden.
Darum allein handelt es sich jetzt: es fällt der Regierung nicht ein, das Ziel, die Gemeinsamkeit von Reich, Rhein und Ruhr preiszugeben. Alles übrige ist eine Frage der Taktik, die eingeschlagen werden muß, um dieses Ziel erreichen zu können. Nicht weit gespannte Pläne, nicht verwirrende Vorwegnahmen späterer Möglichkeiten, nicht verführerische Zukunftsträume von einer heute nicht vorhandenen Macht dürfen uns davon abhalten, jetzt mit nüchternster Konsequenz das fest- Luhalten, was die Vorbedingung aller späteren deutschen ^ Entwicklungen ist. Kapitulation wäre es, wenn man die deutsche Souveränität über Rhein und Ruhr preisgeben wollte, alles Uebrige ist eine Frage der Taktik.
Die Stunde des Tages fwchcrt von uns nüchterne Erkenntnis und Erhaltung dessen, was uns geblieben ish,- kein Schielen auf Unerreichbares, dafür aber zähen und' nüchternen Willen, das Notwendige jetzt zu tun!
Die Pariser Prc^e und ver passive Widerstand.
Paris, 24. Sept. Die Pariser Presse weist mit Genugtuung darauf hin, daß die Einstellung des Passiven Widerstandes in Deutschland in den nächsten Tagen zu erwarten sei.
Der „Matin" spricht von der Kapitulation der Regierung Stresemann und sagt voraus, daß die Verordnungen über den passiven Widerstand im Laufe dieser Woche zurückgezogen würden. Das Blatt schreibt weiter: Gewiß bedeutet die Einstellung der Feindseligkeiten noch nicht den Frieden. Zweifellos werden noch einige schwierige Tage in den besetzten Gebieten zu erwarten sein, wenn die Arbeiter keine Unterstützung mehr bekommen und wenn sie die Arbeit wieder aufnehmen sollen, deren sie sich entwöhnt haben. Von dem Augenblick an, wo das Deutsche Reich offiziell das Ende des uns aufgezwungenen Wirtschaftskrieges ankündigt, ist Frankreich bereit, mit allen Interessenten zu verhandeln.
Der „Petit Parisien" schreibt: Weder Frankreich noch Vrtzl u könne eine Amnestie versprechen (fl. Sie werden keine Vorbedingungen annehmen, sondern verlangen, daß der Passive Widerstand beendet wird. Erst später wird man verhandeln und wenn die Ordnung wieder hergestellt ist, wird man die Gnadenmaßnahmen ins Äuge fassen.
Was der „Temps" über die Grundsätze schreibt, nach denen die Rückkehr der Ansgewiesenen behandelt werden soll, lautet wenig entgegenkommend. Er führt aus: Keine Begnadigungsmatznahme könne ungeordnet werden, ohne daß die alliierten Behörden jeden einzelnen Fall, der ihnen übermittelt wird, geprüft hätten. Sie müßten die Gewähr haben, daß durch die Beamtenschaft nicht die Sicherheit der Truppen, die Produktivität der Pfänder und die Ausführung des für Reparationszahlungen notwendigen Programms behindert werde. Das Blatt spricht auch von gewissen Vergehen, für für die keine Gnade walten könne, wenn man nicht etwa die Rückfälligkeit ermutigen wolle. Es wendet sich besonders scharf gegen die Rückkehr aller ansgewiesene« Beamten. Im übrigen habe die Berliner Regierung zuerst das Wort.
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Ser MW des Even Mechmdes SeMssen.
WTB. verli», S4. Sept. Heute Nachmittag um IS Uhr farid eine Besprechung des Reichskabinettst mit Vertretern olle« politischen Parteien au» dem besetzten Gebiet statt. Der Reichrkanzler legte die finanzielle Lage de« Reiches dar, die bei einer längere» Wetterzahlung der Ruhrkrrdit« Wirtschaft- liche, sozial» und innerpolitische Folgen zeitigen könne und voraussichtlich zeitigen werde, die von der Regierung und dem Volk nicht getragen werden könnten. Er gab brkauut, daß die Bemühungen der Reichsregierung, mit de« rhemali- gm Feiudwächte« zu Abmachungen zu gelangen, die Deutschland die Erfüllung seiner hauptsächlichste» Forderungen: Rückführung der Vertriebenen, Befreiung de» Gefangenen und Wiederherstellung de» Hoheitsrechte au Rhei« «ud Ruhr schon vor dem Abbruch des passive» Widerstandes zufich«», erfolglos geblieben sind. Damit sei auch oe» -er Feetsetzuug ses pesfive» Widerstandes kek» «rgebuist sä» »tue »efse- rnng der außenpotttischeu Last» «eh» zu erwarte».
I« der an die Darlegungen des Re chrksnzlers sich anschließende» Besprechung stellten stch die Vertreter der Variete« des besetzte» Gebietes mit A«s»ahme der Deutsch- satt»«»!«» geschlosse» »»f de» St«»dp»»It, daß a»st de» sich e»S der fiaarzielle» Srschrpfuug ergebe»»,» z»k»st««- de« Gründe« sfir dr» Abdrnch dest pesfive» Widerstandest der »»vermeidliche Tchlnß gezoste» werde« müsse, sonst besteh« die Gefahr, daß der passive Widerstand, der «in» wirksame Waffe gegen de« rechtswidrig,» Einbruch war, zu einer Waffe gegen das eigen» Volk werde. Die anwesende» Vertreter von Rhein und Ruhr würde« eS übernehme», die Bevölkeruvst des besetzten Gebetes zu geordneter Arbeit zurückzuführen.
Nachdem die politische« Partei»« ihre Erklärungen abgegeben hatten, stellt» der Reichskanzler fest, daß dk« Der- anlwertnng für dr» Satschluß z»«r Abba» be» vo« der Rhei«. ««d R»hrdrvötke,»«g seit S M»»»1e» geführt,» pesfive» Wld»rst»»drst aller« vo« der R»tchsr«gk»r»«g ge- trüge» werde. Er sprach gleichzeitig de» Vertretern der Parteien seine« Dank für die Bereitwilligkeit aus, bei de» nunmehr notwendig werdenden Maßnahmen «itzrrwirken.
Am Nachmittag fand im Retchzkaszlerhaus« die Zusammenkunft eines große« Kreise» von Vertreter» der WirtschaftS- grvppr« und Bernfsstände der besetzten Gebiete mit de» Mit» glilder» d,8 Reichs, und des preußischen Kabinetts statt. Der Rrichskarzler gab de» A»«»fe»-e» vo» der ek««Stige» A»ff«ss»«g brr R,ich»rrgier»«g über bieNetwrubrgkekt ber Stille,«ug dest pesfive« Wld»rsta«d,st «r»»t»ist. Hier- geie« wurde ve« Iet««s Seite Wlderspr«ch erhöbe». Der- trete» aller anwesenden Gruppen sprachen sich z» der ein,«- schlagenden Art des Abbaues aus und äußerte« ihre Wünsche hierzu im Interesse der Bevölkerung vou Rhein und Ruhr. Uebereinstimmung herrschte darüber, daß die Wiederaufnahme der Arbeit geschloffen »ach einheitliche« Richtlinie« erfolgt und ein Soudervorgehe« einzelner Gruppe» unbedingt unterbleiben muß. Z»m Schknß betoute brr Reichskarzler, beß bk« Reichstrrgkrr»»g anch »eiter a« ihr,« Ziel: Rück- sühr«»g der Drrtrt de«»», Befrei»»- s.r Et,gekerkerte» «»d Wkederherstevweg der H-Hetts'ichre a» Rhei» »»d Ruh» »»ter «lle» U«stS»de» seßhaften »erd». Die Versammlung endete mit einem sta km B.krmi.n s zsr inneren und äußeren Einheit des Reiches.
VreffrLnßer«nge«.
WLB. »er»«, 85. Sept. Die Mitteilung übe, die gestrigen Besprechungen der Relchskegierung mit den Ver- tretrru der besrtzten Gebiete über dr» Abbau des paifivea Widerstands wird von einem große» Teil dr» Preffe ohne Kommentar «iedergrgrbe». Vo« den deutschnatiouale» Blätter« äußert stch nur die »Deutsche Tageszeitung". Das Blatt saßt lei« Urteil in die Worte zusammen» Die »eue Regierung ist jetzt 6 Wochen am Ruder. Das bisherig« Er« gebuis ihrer Politik ist »ach außen ei« nicht «ehr zu ver- Meierndes Fiasko, nach inneu kaum bester, nämlich ein Nichts.
Das »Berliner Tageblatt" rechtfertigt dm Beschluß der Reichsregirrung über den Abbau de» passiven Widerstandes mit dem Hinweis auf die gewaltigen Mittel, die dieser Kampf »erschkiugt und nicht mehr länger zur Verfügung ständen. Habe doch dir letzte Woche dreitausend Billionen Püpiermark gekostet, eine Zahl, die in rascher Progression