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Zur Lage.

M Die englische Uegrerurrgserklärung. si Wieder Hat man eine Woche voll gespanntester Erwar­tungen hinter sich nach der Ankündigung einer eng­lischen Regierungserklärung zur Reparations- Mge. Aber diese Erwartungen und Hoffnungen der Welt, und vor allem der deutschen Optimisten, sind durch die Ausführungen d > englischen Ministerpräsidenten Baldwin am Donnerstag abend im englischen Unterhaus doch zum großen Teil zu nichts geworden. Wenigstens in ihrer Endwirkung^ und ihren praktischen Ergebnissen. Baldwin hat in dieser Beziehung nur angekündigt, daß England einen Entwurf zur Beantwortung des deutschen Memvrand.ums den Alliierten vorlegen werde, in dem die deutschen Vorschläge berücksichtigt werden. Diese Antwort hat zunächst den Zweck, wie aus zahlreichen Stellen der englischen Ministcrrede hervor- tzcht, die Einigkeit unter den Ententemächten herzustellen. Erst in zweiter Linie bildet sie einen Versuch, denehren­vollen Abschlüße des Ruhrkonflikts herbeizuführen, der trotz aller Worte, in denen die Politik Frankreichs,die in ihren Methoden nur zum Ruin Deutschlands füh­ren könne", mit keinem Worte näher umschrieben wird. Nor allem vermißt man ein Wort über den passiven Widerstand, eine Mahnung gegen Frankreich bezüglich sei­ner Gewalttaten und Ungerechtigkeiten an der Ruhr. Tests mehr fällt die Klarheit auf hinsichtlich der EinstA- b,ng gegen Deutschland:jede Maßregel zu ergreifen, um Deutschland zu zwingen, bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu zahlen." Aus, diesem Ge­danken hervor wächst der wirtschaftliche Unterton, den hoffnnngssellge Deutsche wieder aufgreifen werden, Denn Valdwm hat sehr deutlich gesagt, daß Frankreichs Rühr­einbruch kein produktives Pfand schafft, daß es weniger erhalt als vor der Besetzung und daß in dem Maße, wie die produktive Kraft Deutschlands erschöpft wird, die Möglichkeit der Wiederherstellung des deütschen Kre­dits und dm Bezahlung der deutschen Schulden schwin­det. Darin liegt zugleich die Verurteilung derMe­thode" Frankreichs an der Ruhr.

Frankreich aber hat das letzte deutsche Angebot durch Komcare und Millerand schroff verworfen. Daß Bald- wins Worte in Paris ein böses Echo wecken würden, war vorauszusehen. Trotzdem Baldwin den französischen Ver­bündeten mit freundschaftlichen Versicherungen bedacht hat, findet man, daß Baldwin vom großen Wohlwollen für Deutschland erfüllt sei. Die Rede sei deshalb zu bedauern.

Tie englische Erklärung bedeutet darum im letzten Grunde noch kein Programm der englischen Politik, sondern einen letzten Versuch, um Frankreich, Belgien und Italien zu einer gemeinsamen Politik gegen Deutschland zu bringen, die auf wirtschaftlichen Erwägun­gen fußt. Wahrscheinlich wird Frankreich diesen Weg der gemeinsamen Antwort an Deutschland nicht gehen und England deshalb eine Sondernote an Deutsch­land über die Regelung der Reparationen richten. Frankreich wird also vermutlich nicht einlenken. Und darin liegt trotz der mancherlei Unklarheiten der Rede eineEntscheidung. Baldwin treibt aktivere Politik als sein Vorgänger Bonar Law. In Deutschland kann man nur warten, wie sich diese neue englische Politik aus- wirkt. Poincare aber hat neue Gründe für eine Ver­zögerung, zumal die englische Antwort nicht vor Ende dieses Monats in Berlin überreicht wird.

Unterdessen aber tobt der Ruhrkrieg weiter und ver­nichtet täglich Milliardenwerte und Menschenglück ohne Zahl. Tie bange Frage, die unsere wirtschaftliche Ent­wicklung nahe legt, ob nicht ein Bankrott und Zusammen­bruch Deutschlands, vor Auswirkung der englischen Po­litik, bevorsteht, kann nicht beantwortet werden. Neue Verhandlungen, Noten, Konferenzen werden kommen. Aber unterdessen schreiten Deutschlands Wirtschaft und Finanzen in den Abgrund. Tie schwebende Schuld des Reiches ist aus 24 926 Milliarden Mark gestiegen und m der , letzten Woche kamen auf 50 Mk. Staatsausgaben ^ur 1 Mark Steuereinnahmen. Diese ruinöse Entwick­lung, die sich in einer maßlosen Teuerung und Geld- .entwcrumg weiter ausprägt, bildet den Gefahrpunkt der ^Mischen Lage nach außen und innen. Und deshalb ist Waldmins Erklärung, der diese Lage Deutschlands rrch- «Ä erkennt, weder'kalt noch warm", sondern eine Halb­st. Er will nicht mit Frankreich brechen. So wird.

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wenn nicht alle Anzeichen trügen, der englisch-französi­sche Gegensatz in der Reparationsfrage durch neue Berhandlungeen auf Kosten Deutschlands ausgetra­gen werden.

Daß England erst nach einem halben Jahr Ruhrkrieg dazu schreitet, einleitende Schritte zur Erledigung des Konflikts zu tun, beweist genug, daß wir unsere Hoff­nungen nicht hoch schrauben dürfen. Und dieses Ein­greifen ist nur auf die Erkenntnis zurückzuführen, daß England bei einer KatastroPhe'Deutschlands, die aus dem Ruhreinbruch immer grinsender ihr Haupt erhebt, wirt­schaftlich mitgeschädigt würde. Daher ist der Versuch unternommen worden, Frankreich moralisch zu isolieren. Ties ist gelungen, aber nicht die politische Absonderung. Jedesmal, wenn sich, irgendwo eine Lösung des Ruhrkon- Mts nur in weitester Ferne zeigte, warf Poincare so etwas wie eine Bombe dazwischen. Auch diesmal wieder. Ter neue Franzosenvorstoß ins unbesetzte Gebiet nach Clberfeld-B armen bedeutet doch einen Faustschlag gegen­über dem Versuch Baldwins, im Ruhrkonflikt eine Be--^ reinigung herbeizuführen. Eine politische Dro-^ h u n g nach London, die einschüchtern soll. Ob man dies dort versteht? Tie Bilanz des Halb­jahrkrieges hat zwar in Frankreich wirtschaftlich nicht befriedigt, aber die politische Macht triumphiert in der nationalen LeidemckaU und dem ^litischen Ziel, der 'Zertrümmerung des Deutschen Reiches und der Los- reißung der Rheinlande.

Im Völkerbundsrat in Genf ist gleichfalls auf eng­lischen Anhieb die Saarfrage erörtert und die Saar­regierung verhört worden. Und das Ergebnis war, daß England und Frankreich sich hinter verschlossenen Türen verständigten und alles. billigten, was die Fran­zosenleute der Saarregierung bisher taten. Frankreich ließ sogar die polnischen Freunde im Stich, als diese einen politischen Vorstoß gegen Danzig unternahmen. Die künftigen Streitfragen zwischen Polen und Danzig wie in der Minderheitenfrage entscheidet nun der Völker­bund.

Auch in Lausanne, wo der Friedensschluß mit den Türken bevorsteht, haben sich Engländer und Fran­zosen trotz ihrer verschiedenen politischen und wirtschaft­lichen Interessen imnahen Osten" soweit verständigt, daß Rückschlüsse auf die künftige Haltung in der Repara­tionsfrage möglich sind. Was soll es dann noch be­deuten, wenn man Deutschland unbedingt im Völ­kerbund haben will? Bei der jetzigen Einrichtung dieses Bundes, der bisher nur gegen Deutschland arbei­tete, ist alle Hoffnung ans Aenderung der Haltung in deütschen Fragen trotz des etwaigen Beitritts von Deutschland vergebens. Tie Vernichtung oder mindestens die Zertrümmerung Deutschlands ist Hauptziel in Paris und im Völkerbund. Ob England dies ändern will, werden die nächsten Wochen zeigen müssen.

Neues vom Tage.

Neuer Vorstoß der Franzosen.

Barmer», 1Z. Juti. Heute früh in der 7. Stunde rückte eine größere Abteilung französischer Truppen in Bar­men ein und besetzte verschiedene öffentliche Gebäude, darunter den Bahnhof, das Rathaus, die Handelskam­mer, den Schlachthof, das Postamt und die Reichsbank. Schupobeamte wurden, wo sie sich zeigten, entwaffnet und abgeführt.

Barmen, 13. Juli. Die Franzosen find gegen 11 Uhr aus Barmen vollzählig wieder abgerückt. Bei einer Besprechung mit dem Oberbürgermeister, der während der vorübergehenden Besetzung in seinem Tienstzimmer sestgehalten wurde, wurde diesem von einem Dolmet­scher erklärt, es handle sich bet dem Vorstoß um eine Strafmaßnahme gegen die dortige Schutzpolizei wegen des Zwischenfalls an der Ronsdorfer Grenze. Irgend welche Eingriffe in die Kassenbestände der Reichsbank oder der Stadt sind nicht erfolgt. Außer einigen Schutzpolizeibeamten ist der Reichsbankdirek­tor Krusius von den Franzosen verhaftet und fortgc- schleppt worden.

Die Presse zur. englischen Regierungserklärung.

Berlin, 13. Juli. TieDeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Tie englische Regierungserklärung bringt je- denfalls die Entwicklung wieder ins Rollen. Sie ist! in moralischer Beziehung wichtig und läßt die sachlich« r Antwort auf das deutsche Memorandum mit Spannung , erwarten. Vor allen übertriebenen Lokknunae« »N io-

denfal-ls auch dringend zu warnen. Tie Berliner'Bör­senzeitung" urteilt: Baldwin vermeidet einen starkem und energischen Anstoß für die Zukunft und für dis- Besserung. Tie Befürchtung liegt nahe, daß durch die englische Regierungserklärung das fruchtlose Hin und Her der Verhandlungen zwischen Berlin und London neu aufgelegt wird. Bis die Einigung über die Antwort an Deutschland erreicht wird, ist die Katastrophe da.

TerVorwärts" meint: Die Erklärung ist halb so gut und halb so schlimm, wie die Optimisten in Berlin und die Pessimisten in Paris erwartet hatten. TasBer­liner Tagblatt" spricht von einem neuen Aufschub TerTag" schreibt: Baldwin berührt die heikle Frage des passiven Widerstandes nicht um sich weder gegen Deutschland, noch gegen Frankreich zu binden. Tas gibt England Gelegenheit bei den weiteren Beratungen in Berlin wie in Paris unter der Marke des ehrlichen Maklers Ratschläge für die Beilegung des Menschen- und Wertezerstörenden Konfliktes zu verteilen.

Frankreich und die Erklärungen Baldwins.

Paris, 13. Juli. Die Pariser Morgenblätter be­sprechen ausführlich die englische Ministererklärung. Allgemein wird zugegeben, daß Baldwin den fran­zösischen Verbündeten mit sehr freundschaftlichen Ver^ sicherungen bedacht habe.Echo de Paris" findet in­dessen, daß die Rede im Grunde genommen von einem großen Wohlwollen des engl. Kabinetts für Deutsch­land eingegeben sei. Peinliche Ueberraschung und tiefe Enttäuschung verursacht hier der Umstand, daß der englische Premierminister allen Erwartungen entge­gen, die Passivs Resistenz Deutschlands mit keinem Wort verurteilte. Man werde in Frankreich die eng­lische Regierungserklärung um so mehr bedauern, als man sich vergebens darin nach einer Verurteilung des deutschen Widerstands umsteht. Einen nicht minder scharfen Ton schlägt derPetit Parisien" an: Ohne klare Vorschläge auszudrücken, mache sich die englische Regierung wohlgefällig den deutschen Vorschlag über die Sachverständigenkommission außerhalb der Repa- rationskommission zu eigen. Mit einem Wort, Bald­win habe den Wunsch, gerade jetzt mit Deutschland auf der Basis der letzten deutschen Vorschläge in Ver­handlungen einzutreten. Tas besage, daß England sich in schroffem Gegensatz zu den französisch-belgischen Ge­sichtspunkten stelle.

Befremden und Enttäuschung in Belgien.

Brüssel, 13. Juli. Tie Erklärungen der englischen Regierung haben in belgischen politischen Kreisen Be­fremden uns Enttäuschung hervorgerufen. Tie Jnde- pendance Belge schreibt: Tie Erklärung Baldwins be­weist, daß er auch sich noch nicht vollständig von der Politik seiner Vorgänger habe freimachen können. Man wisse in Frankreich und Belgien nur zu gut, wie nega­tiv die englische Politik Teulschland gegenüber schon immer gewesen sei. Auf die Ruhrbesetzung könne Frankreich und Belgien nicht verzichten, da sie höhere Interessen zu verteidigen hätten. , >

Londoner Echo zur Regierungserklärung.

London 13. Juli. Ter Eindruck der Regierungs­erklärung ist durchweg überall günstig. Tie Anhänger der Regierung bezeichnen die Feststellung des Minister­präsidenten als den einzigen der Regierung verbliebenen Ausweg aus dem gegenwärtigen Dilemma. Die Arbeiter­partei begrüßt die Erklärung ebenfalls. Auch die Presse betont vor allem die einmütige Billigung der Regie­rungserklärung durch alle Kreise und Parteien. TieLi­mes" schreiben, der vorgeschlagene Schritt sei alles andere als praktisch. Er bringe, was auch nicht notwendig sei, keinen Bruch mit den Verbündeten mit sich. Er "ent­hält an und für sich auch keine Einzelaktion. Er ist vielmehr ein letzter Versuch, eine gemeinsame Aktion zur Lösung jenes Problems zustande zu bringen, das schwer auf ganz Europa lastet. ^

Einstcheung von Tcvisenrnhetagen.

Berlin, 13. Juli. Wie der Berliner Börsenkurier erfährt, ist beabsichtigt, schon mit Beginn der nächsten Woche sogenannte Teviscnrnhetage einzuführen. Nur an den Tagen, an denen der Effektenverkehr aus­fällt, sollen Devisen und Noten notiert werden.

K ine Ansiiärnng dpr Duisburger Er. losion.

Berlin, 13. Juli. Aus Essen, 12. Juli, wird der Voss. Ztg." berichtet: Tie Untersuchung des Explo­sionsunglücks auf der Rheinbrücke von Tuisburg-Hoch- feld hat bisher noch zu keinerlei abschließendem Ergeb­nis geführt. Ueber die Täter herrscht nach wie vor völliges Dunkel. Die Gerüchte, die seit mehreren Ta­gen infolge der Sperre im Ruhrgebiet umliefen, haben kick nach dem. was bisher bekannt wird, nichr bestätiat.

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