veanlragl, ihn als krank aus der Haft zu entlassen. Ms die Gattin des Oberbürgermeisters den Gatten besuchen wollte, lehnte der französische General jeden Besuch ab. Gestern wurde einem Geistlichen gestattet, den Bürgermeister zu sprechen, aber nicht in seiner Zelle, sondern aus ausdrücklichen Befehl in einem besonderen Zim- ! mer. — Das Kriegsgericht in Bredeney verurteilte d.n i Kaufmann Dörnenburg aus Essen wegen angeblicher ! Beleidigung der Franzosen zu zwei Jahren Ge- ! fängnis und 4 Millionen Mark Geldstrafe.
Englische Arbeitervertrctcr im Ruhrgebiet.
Essen, 20. Febr. Mitglieder der englischen Arbeiterpartei sind hier eingctrofsen und haben eine Unterredung mit den Arbeitgebern gehabt. Dann begaben sie sich nach Bochu m, wo sie gleichfalls Besprechungen mit dem Vorstand der Bergarbeitervereine hatten, desgleichen in Essen mit den Metallarbeitern.
Tie Kosten der französischen Ruhraktion.
Paris, 20. Febr. Der französ. Kammer ist die Vorlage über die Ergänzungskredite für die Ruhrexpedition zugegangen. Tie Vorlage umfaßt Kredite für Zivilausgaben, Militärausgabrn und Ausgaben für die Eisenbahnen. Der Kredit für die Zivilausgaben beträgt 5 Millionen Franken. An Militärkreditcn werden für die Monate Januar und Februar 50 Millionen Frauken verlangt. Gegenwärtig befinden sich nach den Angaben der Vorlage 7 Divisionen im Ruhrgebiet. Für den Eisenbahnbetrieb werden 60 Millionen verlangt, die die Kosten des Betriebs der Eisenbahnen und ihre Organi- rung decken sollen.
Protest der finnischen Juristen.
Helsingsors, 20. Febr. Tie finnische Presse veröffentlicht einen von 230 namhaften Juristen des Landes Unterzeichneten Protest gegen den französischen Rechtsbruch im Ruhrgebiet, der mit den Worten schließt: Wir drücken die feste Hoffnung aus, daß das Rechts- bewußls.in des hochaufgeklärten französischen Volkes und besonders der Richter und Gelehrten Frankreichs sich gegen diese unwürdige Verfehlung auflehnt und dazu beitragen wird, dies zum Aufhören zu bringen. (Vergebliche Hoffnung. D. Sehr.!)
De» der Gre«ze der SrargeSkeiS.
WTV. TirklSmühle, SO. Febr. Die deutschen Zollbr. amten stad am 19 F br. durch französische Zollbeamte ersitzt morde«. Türkstmühle ist Grenzstation der Saargebietr.
deutscher Reichstag.
Berlin, 20. Febr.
Im Reichstag wurde am Dienstag die 2. Lesung des Haushaltplanes des Neichsministeriums des Innern fortgesetzt. Man unterhielt sich vor allem über Erziehungsund Wohlsahrtsfragcn. Der sozialistische Stadtrat Dr. Löwen st ein bedauerte, daß viele Hochschulprofessoren dem neuen Staat wenig freundlich gegenüberstehen, während Dr. Luther (D.Vp.) vor jeder Schroffheit im Kampf der Weltanschauungen warnte. Abg. Frau Dr. M ar z (D. Vp.) forderte stärkere Rücksichtnahme auf das Grenz- und Auslandsdeutschtum in den Schulen. Staatssekretär S ch ul tz teilte mit, daß das Berufsschulgesetz bereits dem Kabinett vorliege. Mit der Heranbildung junger Arbeiter zur Hochschulreife habe man in Württemberg gute Erfahrungen gemacht. In der Frage der Oberschule war es nicht möglich, die deutschen Länder zu einer einheitlichen Auffassung zu bringen. Fragen der Wohlfahrtspflege standen dann zur Erörterung. Die Linke verlangte ein Reichswohlfahrtsgesetz. Der Jnnenmini- ster Dr. O eser teilte mit, daß die Verwaltung aevrüft
In des Lebens Mai.
Roma» von Avt. Andrea.
(SS) (Nachdruck verboten^
Nach Tische zog sich Frau von Hochstätten zu einer Neuien Siesta zurück. Edel nahm die Zeit wahr, nm ein paar alte, Helle Gesellschaftstoiletten ihrer Mutter nach einem selbst entworfenen Modell in ein Sommerkleid für sich umzuwandeln.
Da kam das Hausmädchen mit der Meldung, daß jemand das „gnädige Fräulein" zu sprechen wünschte. „So n großes, scheenes Freilein mit 'nein Blumenhut und mächtig freiudllch. Soll ich ihr in den Sallona rin- lassen?"
Edel ging selbst hinaus. Das konnte nur Lite sein S,e ivar es in der Tat. Wie eine Frühlingsgöttin anzuschauen auf dem halbduukleu Flur, in dem weißen Reformkleid und dem großen Blumenhute. In der Hand hielt sie «inen prächtigen Rosenstrauß.
„Den bringe ich Ihrer Frau Mutter. Edel," sagte sie „Hier ist die Base dazu. In aller Eile noch bepinselt. Bitte, vorsichtig ausmickelnl"
Es war ein schlankes Glas im Sezessionsstil. Edel betrachtete voll Staunen die darauf gemalten Rosen. — Sie wetteiferten an Frische und Schönheit mit dem Strauße den Lite hineinstellte. ° '
„Das ist ja entzückend!"
„Ja. ich war gerade gut aufgelegt, weil ich ein Zettelchen von meinem Hauptmann bekommen hatte," bekannte Lite „Wir wollen mi§ um sieben zu einem Svaziernana NN Charlottenburger Schloßgarten treffen. Er wohnt da ni der Nahe. .Jetzt ist es vier. Ich habe also noch Zeit, hinzukommen." ^ '
Edel trug die Base mit den Rosen zu ihrer Mutter hinein. Als sie znrückkam. besichtigte Lite die Modelle und Schnittmuster ans dem Tische vor dem Fenster und prüfte den Stoff der alten, etwas verblichenen Kleider
„Netle Zusammenstellung." lobte sie. „Und dann die Modelle, — wo haben Sie die nur her?"
„Ach, so ivas mache ich mir immer allein," antwortete Edel kleinlaut. „Sie sehen, nicht 'mal eine Modepuppe kann ich zeichnen."
..Wer sagt das? Auch die Schnittmuster dazu?"
werde, um festzustellen, wo gespart werden könne. Er anerkannte die trostlose Lage der Kirchendiener, und bezweifelte, ob das Reich die Pflicht der Länder übernehmen könne. Der Präsident des Reichsgesundheitsamtes, Bnmm, gab ein erschreckendes Bild von dem Gesnndh- h its- oder vielmehr Krankheitszustand des deutschen Volkes. Nach einer Umfrage bei den Ländern geht die Volksgesundheit zurück. Die Teuerung verhindert jede Besserung der Lebenslags. Die Sterblichkeit hat wieder zugenommen. In Sachsen seien die Verhältnisse besonders trostlos. Die Tuberkulose hat ihr Würgen in verstärktem Maße wieder ausgenommen. Durch den französischen Einbruch im Westen werde Deutschland geradezu zu einem Seuchenherd gemacht. Abg. Lind (D.natl.) fordert den Ausbau der Untersuchungsämter für Lebensmittel.
Am Mittwoch geht die Aussprache weiter.
IMeurtetL 21. Tebrxar ISS».
ll.O. Entschließungen des Teutschen Landwirtschafts- rats. Von der 52. Vollversammlung des Teutschen Landwirtschaftsrats, an der auch Reichskanzler Tr. Cuno teilnahm, wurde unter anderem folgende Entschließung gefaßt: Die 52. Plenarversammlung des T.L.R. erklärt, daß eine Fortsetzung der bisherigen Zwangswirtschaft in Getreide für die Ernährung des deutschen Volkes verhängnisvoll sein würde. Tie Getreideproduktion wird noch weiter zurückgehen, wenn an der produktionsfeindlichen Umlagegesetzgebung festgehalten werden sollte. Für die Landwirtschaft kann nur die freie Wirtschaft in Frage kommen. Sofortige Entscheidung ist geboten, wenn noch ein Einfluß auf die kommende Ernte durch entsprechende Düngungsmaßnahmen erreicht werden soll. — Tie Landwirtschaft erkennt ferner an, daß es unter den heutigen Verhältnissen unbedingt notwendig ist, für die in Wirklicher Not befindlichen Kreise der Bevölkerung verbilligtes Brot zur Verfügung zu stellen. Sie wiederholt dabei aufs dringendste ihre Forderung, daß diese Verbilligung nicht wiederum einseitig auf ihre Kosten erfolgt. Sie fordert vielmehr, daß für diese Verbilligung alle erwerbenden ^Schichten der Bevölkerung herängezogen werden. Hinsichtlich der Zuckerversorgung der Bevölkerung erklärt die Plenarsitzung des T.L.R., daß angesichts der Mißstände, welche die bisherige Zwangswirtschaft in Zucker hervorgerufen hat, eine Aufhebung derselben unbedingt geboten ist, da sonst jeder Mehranbau der Zuckerrüben aus das höchste gefährdet ist und damit die Zuckerversorgung der Bevölkerung überhaupt in Frage gestellt würde.
— Ter Zuckerprvis für Februar. Die Württ. Landesversorgungsstelle hat den Höchstpreis für den Kleinhandel mit Verbranchszucker (sogenannter Mundzucker) für den Monat Februar wie folgt festgesetzt: Für Kristallzucker auf 670, Sandzucker 690, Würfelzucker. 710, Brotzucker (Zuckerhüte) ohne Verpackung gewogen 695 Mk. je pro Pfund.
— Schwabenhilfe für das Rnhvgebiet. Der von
den württ. Organisationen der Industrie, des Handels, Handwerks, der Banken und Privatversicherungsanstalten erlassene Aufruf zur Sammlung für Ruhr und Rhein hat einen vollen Erfolg gezeitigt und ist jetzt schon über 200 Millionen Mark eingebracht. Im einzelnen sind an dem Gcsamerttrag beteiligt: die Arbeitgeber der württ. Metallindustrie mit 76 Mill., der württ. Textilindustrie mit 40 Mill. Mk., der Papierindustrie und der chemischen Industrie mit je 15 Mill. Mk., des Großhandels mit rund 22 Mill. Mk. Die noch nicht abgeschlossenen Zusammenstellungen der Arbeitgeberspenden der Handwerkerorganisationen und der Banken weisen einen vorläu- figen B-traa von etwa 10 bzw. 15 Mill. Mk. auf.
' F«»d«»ßadt, SO. Febr. (Protestkandgebvvg.) ^ Sonntag vnoustaltelen die Vereinigte« Bewe,kschastm h, der dicht g'füllte» Turnhalle eine eindrucksvolle Pcotestkurd. gebuvg xegrn di, widerrechtliche Besitzung de» Ruhr. M badischen Gebiets, wobei als Hauptredner Bergarbeiter K. Rauschenberger au» Bochum sprach. Die l'/i ständige Rede, in welcher er dm großen Trust der Stunde betonte und di, er mit dem Ruf« schloß: Steht alle Mann für Mau», helft mitkümpseu und Mitarbeiten, dann wird der Sieg auf unser« Seit« sein, fand warmen W de, hall tu de« Herzen der Z«- börer. Zu« Schluß der Versammlung «mde roch folgende Resolution eirstimmig augruommen: «Die heute am 18. Februar in F-errde stadt fiattsefundene Piotestvrrsamwluvg, besucht au» allen Kreisen der Bevölkerung, spricht der durch di, Besitzung betroffene« Bevölkerung ihre wärmste Teil, uahme a«S und betrachtet die B«s tzung als eine nicht»wür> dige, gemeine Verletzuug de» an sich unerfüllbare» Versailler Vertrag» durch die sravzöfische Regierung und di« hinter ihr stehende« Kapitalisten. Wir find «n» darüber klar, daß di« Besetzung de» großen deutsche« WirtschaftSzeuirum» unser wirtschaftliches Leben aufs schwerste bedroht «ud in ihrer weiteren Auswirkungen Not und Elend tu steigendem Maße über unser gesauter Volk dringe« w rd. Wie in große« Teile« der deutschen Land, tu Massenkundgebungen bereit» schon geschehen, so will auch die Freudenstädter Bevölkerung i» ihrer heutigen Massenkundgebung feierlich erklären, besser eingedenk zu sein, daß nur rin einheitlicher «bwrh wille iS uni ermöglicht, da« deutsche Reich ,nd die deutsche Wirtschaft, dem militaristischen Wahnsinn Frankreichs zum Trotz, unversehrt ,u erhalten". Eine zuletzt vrranstaltete Samwlmg für die Ruhrspeude ergab die Summ« von US 000 Marl.
* Frerderstadt, SO. Febr. (Probeweise Inbetriebnahme de» Gl^tl-LsulerstollmS.) Nm gestrigen Tag wurde der Glatt Lautilstollm de» HrimbachkrastwerkS iu Betrieb genommen.
Schremterg, IS. Febr. Indirekt habe« wir den frauz- belg. Einsall durch eine riesige Teuerung bereit» zu verspüre» bekommen. Jetzt wird Schramberg auch schon direkt b«. troffen und zwar vorerst d«>ch den Zucker. Die Stadt wird in der Hauptsache von F ankenthal in der Psalz mit Zucker versorgt. Nu» Hab « die Franzose« glücklich «och di« ver- spätet« Januarlteferung beschlagnahmt.
Stuttgart, 20. Febr. (Staatspräsident Dr. Hieberzurpolitischen Lage.) In der Hauptversammlung der D.D.P. von Groß-Stuttgart sprach Staatspräsident Dr. Hieber über die politischen Ereignisse des Jahres 1922. Zum Franzoseneinbruch sagte er: Von der Erhaltung der bis jetzt nicht gestörten Einheitsfront hängt alles ab; unser Abwehrwille muß mit einem Abwehrverstand gepaart sein. Wenn Frankreich Erfolg hat, dann ist das gleichbedeutend mit dem Sieg des Romanismus über das Germanentum. Lauter denn je müssen wir die Revision des Friedensvertrages fordern. In Württemberg hat die äußerste Rechte und Linke kein Recht, sich über zu wenig Freiheit zu beklagen. Verdächtige Vereine wurden und werden heute noch im Auge behalten. Die bewußte Verhöhnung der staatlichen Ordnung, die in Göppingen versucht wurde, konnte sich die Regierung nicht gefallen lassen. Bezüglich der Verabschiedung politischer Beamten schweben noch Erwägungen, ebenso in Bezug auf die Lebenslänglichkeit. Man wird darauf beharren müssen, daß die Beamten die Republik als eine dauernde Einrichtung anzusehen haben. Ein vorsichtiger Abbau der Wokmungszwangswirtschaft, die völlig Schisfbruch gelitten habe, werde kommen müssen.
Stuttgart, 20. Febr. (Aus dem Finanzausschuß.) Der Finanzausschuß genehmigte 1800000 Mk. Darlehen an die Darlehenskasse der deutschen Studentenschaft. Arbeitsminister Keil gab Mitteilungen über die Notlage der öffentlichen Gaswerke in Württembera. Aus
„Freilich: Vas sind ja Kleinigkeiten!"
Lite prüfte alles aufs Genaueste.
„Und daS denken Sie sich so a»S und schnipseln und sticheln drauflos? Da haben ivir eS, mein Edelwild, — Ihr Talent! Für eine ältliche, gesetzte Modennternehinerin ließe sich ein Kapital heransschlagen."
„Ich werde am Ende vor der Zeit alt und gesetzt genug," — scherzte Edel, aber sie war dein Weinen nahe.
Mit einer Bewegung, die jeden Bildhauer entzückt hätte, legte Lite ihre Arme um sie.
„Sie werden sich hüten, mein Edelwild! Ich sage Ihnen, mir bleiben jugeiidjimg so lange wie möglich: das ist die Zeit, wo man glücklich ist, wo man liebt und wo Inspirationen einem zufliegen. Nachher — du meine Güte, damit belaste ich meinen wonnigen Lebensfriihling nicht! Nun höre 'mal, Kleine!" Sie nahm eines von den Modelle» und hielt es Edel hin: „Diese Dingerchen hier malst Du mit Deinem feinen Farbensinn und Deinem schüchternen Pinsel hübsch an, setzest ihnen den Allerweltsiuodekopf auf — dazu reicht eS bei Dir noch allemal — und wir schicken sie mit der übliche» Anpreisung Deiner übrigen, ins Modefach schlagenden Fertigkeiten einer großen Frauenzeitung eil». Ich wette, sie reißen sich um Dich. Du wirst noch 'mal die Schöpferin einer neuen Mode. Seien wir aktuell und sagen: einer Berliner Mode. Du, das ist eine Aufgabe, um die mancher Künstler Dich beneiden könnte. Aber, pardon, Edel, im Affekt duze ich die Leute immer: nehmen Sie es nicht übel!"
Edel war sehr erfreut über den herzlichen Ton, und zwischen Lachen und Weinen bat sie: ,Du von heute an, Du, Du! Ich habe eine Freundin nötiK. Du weißt nicht, wie verzagt ich manchmal gewesen bin l"
Lite sah Edel an — durch und durch schaute sie die neu« Freundin mit ihren prachtvollen Glauzaugen ; dann schüttelt« sie den Kopf. „Verzagt, Du? Dann klappt es irgendwo noch ,licht. Dein rechtes Talent haben wir glücklich; sollt« es mit — „dem andern" nicht stimmen?"
Edel tropften ein paar standhaft zurückgehaltene Tränen «US den Augen: „Ist eS denn nichts, seinen schönen Künstlerträumen entsagen zu müssen, um zum Handwerk überznschwenken?"
Aber Lite lachte.
„Ein gutes Handwerk ist stets einer schlechten Kunst »orzneieben. Nein, mein Edelwild. desbalb brklaae Dick
nicht. Sobald Du ein paar Reklame-Modepuppen fertig hast, fahren wir aus. Ich sammle inzwischen die Adressen unserer ersten Modezeitungeii. Vielleicht reüssieren wir in der Potsdamer Straße. Ich habe dort eine bekannte Dame in der Redaktion. Und nicht gefackelt, schönes Kind, wenn Dir ein Platz als technische Redaktrice geboten wird. ES gibt ein festes Gehalt mit der Aussicht auf Zulage. Sieh auch 'mal in Deinem Seelenschränkchen nach, ob sich das nicht ein paar lyrische Gedichte verkrochen haben. Es macht einen guten Eindruck, wenn man den Leutchen auch mit etwas Literatur auswarten kann."
> Edel trocknete ihre Tränen. Hoffnung und Freudigkeit erwachten wieder in ihr, und die junge Seele entfaltete ihre Schwingen. Sie fiel Lite um den Hals. „Wie soll ich Dir dies alles danken, Lite, wenn nicht — mit meinem , Vertrauen? Ja — auch das „andere" hat mich gequält. Ich weiß nicht, warum? Es macht mich doch so glücklich! Kannst Du Dir denken, wer es ist?"
„Der Hamburger?"-
Edel wurde glühend rot. Ihre Stirn faltete sich. „Die kommst Du auf den? Der ist mir nie sympathisch gewesen. Nein!"
„Dann ist's der philosophisch eloquente Mumm?"
Edel lachte die Freundin glücklich an: „Ja, der ist'SI"
„So," sagte Lite mit einem Untertone von Enttäuschung. „Na, der wird Dir zu schaffen machen: er ist halb Dichter und halb Taugenichts. Aber eS freut mich, daß Dein Herz sich an dies Problem herangemacht hat. Heute und morgen ! werdet ihr ja nicht heiraten."
„Denkst Du ans Heiraten, wenn Du nachher Deinen - Hauptmann im Schloßgarten triffst?" fragte Edel.
„Wie werde ich! Wir habe» immer an so viel Schönere»
> und Wichtigeres zu denken."
Ihrem toteu Kiinstlertranme weinte Edel keine Träne mehr nach. Mit einem Eifer, wie sie ihn eigentlich nie i» Fräulein Großmannk Atelier gehabt hatte, arbeitete sie an den Modebildern und Schnittmustern, und dabei wurden ihr alle die kleinen dilettantischen Jägdstncke und Stillebcn, di« einst so stolz den Speisesaal von Hohenfließ geschmückt hatten, zu feinen, klingenden Poesien. Wie ein Kranz a.r» Rosen und Vergißmeinnicht schlangen sie sich um das A»» denken ihres Vaters, und aus diesem rieselte und rauschst «ü. sie wußte nicht wie: ihre ersten lyrischen Gedicht«.
(Fortsetzung okgt.)