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Freitag de« ». Febr««.

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Der Wehrwolf.

Wer kennt sie nicht, die wuchtige Bauernchronik, die Hermann Löns ausgezeichnet hat zum Gedächtnis an zehrendes Leiden in deutscher Vergangenheit, an ent­schwundenes stilles Heldentum der Namenlosen im deut­schen Volke. Wer ist nicht im Innersten gepackt, nicht in den Tiefen seiner Seele aufgewühlt wordm durch die erschütternde Schilderung von dem grauenvollen Wüten desWehrwolfs", unter den niedersächsischen Heidebau­ern. Einem lodernden Brande gleich hat der Dreißig­jährige Krieg Saaten versengt, Wiesen, Wälder ver­wüstet, Dörfer und Städte zu Asche und Schutt ge­macht. Menschen wurden zu wunschlosen Lebewesen, die am Rande der Straße verdarben und starben, vom Hun­ger zu Tode gepeinigt, von marternder Seuche ausgemer­gelt. Alles das Fürchterliche, Entsetzliche haben Deut­sche vor zehn Menschenaltern erlitten. Nie wieder, wähn­ten Nachlebende Geschlechter in zitterndem Gedenken ihrer Ahnen, werde deutsches Land so schwer vom Elend heim­gesucht werden.

Und doch ist, so schreiben dieLeipz. N. Nachrichten", der grimmige Wehrwolf wiedergekehrt. Nach drei Jahrhunderten. Nicht in seiner natürlichen Gestalt, sondern gehülst in das Gewand des Friedensbringers. 140000 Milchkühe, 4000 Jungrinder, 120000 Schafe, 10000 Ziegen, 15 000 Mutterschweine und mehr noch hat er in seiner scheinheiligen Friedseligkeit verschlungen. Den Kindern vom Mutterleibe an hat er in maßloser Gier die Nahrung weggefressen, daß sie frühzeitig hin­welkten und rettungslos verkümmerten. Den Erwachsenen hat der Unersättliche Fleisch und Brot entrissen, daß sie kraftlos sich Hinschleppen und untüchtig werden zu nutz­bringender Arbeit. Im Preußischen Landtag hat kürz­lich der Wohlfahrtsminister Hirtsiefer bewegt den schweren Jammer des deutschen Volkes geklagt. Seine Stimme ist vielleicht von vielen Volksgenossen überhört worden, weil der Lärm des waffenklirrenden Poincarismus an der Ruhr in ihren Ohren gellte. Aber stärker und länger als diese schrillen Kampfesfanfaren werden auf die Dauer die Laute des Leidens klingen. Viele Säuglinge können nur noch mit Zeitungspapier bekleidet werden, und für viele Schulkinder ist ein reines Hemd ein Luxusartikel geworden. Da sie der für ihr Gedeihen unentbehrlichen Milch entsagen müssen, verfallen sie der Blutarmut und der Körperschwäche. Das Schuhwerk dünn und durch­lässig/ die Kleider fadenscheinig und zerrissen, so schleicht Deutschlands Zukunft zur Schule, um sich vorzubereiten für die Arbeit des Erwachsenen. Von normaler Ent­wicklung ist keine Rede mehr. Der schwer empfindliche Mangel an Nährstoffen hat die Jugend in ihrer körper­lichen Ausbildung schwer Zurückbleiben lassen. 6075 vom Hundert der schulpflichtigen Kinder sind unterer­nährt. Dieser fürchterliche, Schwächezustand macht sie be­sonders empfänglich für ansteckende Krankheiten, für ver­heerende Seuchen. Durch die rücksichtslose Wegnahme von Krankenhäusern, wie sie sich jetzt in Essen französische Roheit erdreistet, wird natürlich der Bernichtungsprozes; unter der deutschen Jugend nur beschleunigt. Clemen- c-aus lästerhafter AuSri'si Es gibt 20 Millionen Deut­sche zu viel! beginnt in ganz ungeahnter Art fürchter­liche Folgen haben zu sollen. Nicht durch Auswanderung, nein- durch Auszehrung, durch Aushöhlung, durch Kno­chenerweichung werden diese20 Millionen zuviel" er­ledigt. Denn neben den Kindern werden auch immer mehr Erwachsene Opfer des erbarmungslosen Wehrwolfs. Fleisch ist für die meisten deutschen Familien ein köst­licher Leckerbissen geworden, den man sich höchstens noch em Sonntag leisten kann: Und die Armen und die Alten, in deren Gedärmen ungestillter Hunger wütet, siechen dahrn oder bereiten, aus Schrecken vor dem langsamen Ende, sich selbst ein Ende mit Schrecken. So sind die schlimmen Zeiten wiedergekehrt, die sich in Hermann Löns Bauernchronik so ergreifend widerspiegeln. Grau­sige Wirklichkeit Hst für uns geworden, was bislang nur düstere Kunde aus der Vergangenheit war.

Während aber damals, vor dreihundert Jahren, die Verwüstung des deutschen Volkes eine unmittelbare Wir­kung der Kriegswirren war, geschieht heute diese Zer­setzung im Zeichen des Friedens, eines Frie­dens, der zur Völkerversöhnung und zum Wiederaufbau die Grundlagen bieten sollte. Daher ist das Schicksal des deutschen Volkes unserer Tage noch um villes härter und schwerer, als das der Zeitgenossen des großen Bern­hard von Weimar. Um so gewissenloser ist donn aber

, die Haltung derer, me zur mesen Wehrwolfs-Frie- oen mit verantwortlich sind, die sich scheuen, die natürlich längst begriffenen Fehler wieder gutzumachen, der Mensch­lichkeit unter den Völkern wieder zu Achtung und An­sehen zu verhelfen. Kein Finger rührt sich in England ;ur Linderung von Deutschlands Leid. Keine Hand wird ans aus Amerika herübergereicht, um uns endgültig wie­der auszurichten. Gefühllos, seelenlos sehen die anderen zu, wie das deutsche Volk stirbt.

Das alte Sprichwort: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott! hat trotz der Umwertung aller Werte in der Gegenwart auch heute noch seine Berechtigung. Die zähe Trotzigkeit und die mannhafte Widerstandskraft der wackeren West­falen, die am nächsten den Zugriffen der Feinde aus- gesetzt sind, müssen uns allen im unbesetzten Gebiet leuchtendes Vorbild, anfeuerndes Beispiel sein. Wie sich der Heidebauer Wulf mit seiner unerschrockenen Schar gegen denWehrwolf" des Dreißigjährigen Krie­ges behauptet hat, so werden und müssen auch alle Deut­schen ihre letzte Kraft anspauneu und zusammenraffen, um dem übermütigen Frankreich, dem Wehrwolf der Gegenwart, zu zeigen, daß auch gegenüber einem äußerlich zwar wehrlos gewordenen, aber inner­lich im Willen einigen Volke Tyrannen­macht eine Grenze hat.

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Man schreibt uns aus Bruchsal:

Wie eine Lawine, die mit furchtbarer Gewalt und Donner beim Eintreten von Tauwetter den Bergesab- hang sich hinunterstürzt, um vielleicht ein Gehöft, ja ein Dorf unter sich zu begraben, so hat der 11. Januar, der eine Katastrophe für uns bedeutet, gewirkt. Er wird in der Geschichte des deutschen Volles auf ewige Zeiten in schwarzen Lettern geschrieben stehen. Das Furchtbare ist geschehen: Französische Divisionen haben das Ruhr­gebiet besetzt. Unser Wirtschaftskörper hat einen furcht­baren Schlag erlitten, furchtbar, weil dessen Folgen noch nicht zu übersehen sind. Wer die Gegend schon gesehen, der weiß, welch gigantische Arbeit dort geleistet wird. Hier reiht sich Zeche an Zeche, Hütte an Hütte, Hoch­ofen an Hochofen, ja Stadt an Stadt. Wie der 28. Juni 1914, an dem Tage, wo der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Serajewo durch Mörderhand ihr Leben lassen mußten, und die ganze Welt wie ein Pulverfaß sich entzündete, so wird auch diese Katastrophe in Eu­ropa wirken. Europa ist erschüttert und im Fieberzu­stand. Neues maßloses Unheil scheint hereinzubrechen.

Schuld an all diesem ist die Politik Frank­reichs, jene Gewaltherrschaft, die alles mit Füßen tritt. Jene Politik, die gemacht wird in Paris. Clemenceaus Geist beherrscht Europa. Jener Mann, der 1870/71 in jedes Kinderherz die Worte pflanzte:kis jamam oudlier, ns ja.ina.i8 paräonnsr" Niemals vergessen, niemals verzeihen!

Der Störenfried ist Frankreich, Das Land, das den Tvd Tausender, ja von Millionen Menschen auf dem Gewissen hat. Das arbeitsame Deutschland ist der Hemm­schuh Frankreichs. 20 Millionen wären zuviel Deutsche auf oer Welt, aber diese werden wciterleben, eher wird die Welt in Trümmer gehen. Einig, fest entschlossen, un­verzagt und treu, wie die deutschen Herzen schlagen, zeigen wir, aufs neu. Paul Jsak.

Die Herrschaft des Terrors.

Immer neue französische Truppen.

, Essen, 1/Febr. Die Franzosen lassen immer neue ' Truppen Heranrollen. Immer mehr neue Bataillone - werden aus Frankreich und Elsaß an die Ostgrenze . äeworfen. Aus dem Elsaß sind zwei ganze Armee- « rorps unterwegs.

! Ausweisungen und Verhaftungen,

j Aachen, 1. Febr. DerKreuzzeitung" wird berichtet: Tie Rheinlandkommlssion hat 2 5 Studenten der Technischen Hochschule, fast ausnahmslos Rhein­länder, ausgewiesen. Tie Ausweisung soll voll­zogen werden, sobald ein gegen sie schwebendes Ver­fahren wegen Teilnahme an Kundgebungen abgeschlos­sen ist. Ferner hat die Rheinlandkommission eine sehr große Zahl Beamter neuerdings wiederum ausgewie­sen. Es sind Oberregierungsräte, Oberpostsekretäre, Postsekretäre, Bürgermeister, dann vor allen Dingen auch Zollbeamte in großer Zahl aus fast allen grö­ßeren Städten des alten und neubesetzten Gebiets.

Köln, 1. Fevr. Ter Bürgermeister von Cleve, Dr. Wolf, wurde verhaftet. Weitere Verhaftungen ste­hen bevor. Ter Bahnhof von Cleve ist von den Bel­giern besetzt worden. Die deutschen Eisenbahner wurden vom Bahnhof vertrieben.

Das Einbruchskommando im Ruhrgebiet.

. Paris, 1. Febr. Die gesamten Maßnahmen und die ganze Kommandogewalt im Ruhrgebiet liegen jetzt in den Händen des Generals Degoutte, dem sämtliche fran­zösische und belgische Behörden an der Ruhr unterstellt worden sind. Gleichzeitig wurde in Paris ein Komitee von 46 Personen unter dem Vorsitz PoincareS gebildet, zu dem auch ein belgischer Delegierter gehört- das die Vorschläge prüfen wird, die General Degoutte" diesen: Komitee unterbreiten wird.

Sie deutsche Industrie mit Köhlen versorgt.

Berlin, 1. Febr. Wie die T U. erfährt, wird an wirtschaftlich maßgebender Stelle der von den Franzo­sen geplanten Absperrung des Ruhrgebiets mit großer Gelassenheit entgegengesehen, da man eine hermetische Absperrung für undurchführbar hält. Sollte sie Wider Erwarten trotzdem gelingen, so ist die deutsche Industrie für absehbare Zeit mit Kohle reichlich versehen, während die lothrin gische und luexmburaische Industrie sich bereits heute in größter Verlegenheit befinden. 23 Hochöfen sind dort bereits stillgelegt.

2 Billionen für Bolksernährung und Ruhrhilfe.

Berlin, 1. Febr. Der Reichsrat nahm einen 10. Nachtragsetat für 1922 an, in dem nicht nur die Mehr­ausgaben für die Beamtenbesoldung enthalten sind, son­dern auch zur Sicherung der Volksernährung ein Be­trag von 1500 Milliarden zur Verfügung gestellt wird. Die Regierungsvorlage verlangte 1200 Milliarden. Die Vollversammlung des Reichsrats schloß sich der vom Aus­schuß befürworteten Erhöhung an. Weiter enthält der Nachtragsetat 500 Milliarden für das Ruhr­gebiet. Es handelt sich dabei um Fürsorge für Ver­triebene, für Beamte und Angestellte, für die Kleinrentner und Sozialrentner, für gemeinnützige Anstalten, Mittel zur Kinderfpeisung, Unterstützung des Ruhrgebiets mit Lebensmitteln, Entschädigung für Requisitionen und Kre­ditgewährung an leistungsschwache Gemeinden.

Errichtung von Kontrollstatione» im Ruhrgebiet

Düsseldorf, 1. Febr. Im neu besetzten Gebiet sind im ganzen 12 Kontrollstationen eingerichtet worden, v.m' denen gegenwärtig nur 2, nämlich Hörde und Brackel, in Betrieb sind. Alle anderen liegen still. Donnerstag mor- -'gen war noch nicht festzustellen, in welchem Maße dis neue Sperre wirkt. ü üM >> i

Muss vom Tags.

Entwurf eines Notgesetzes.

Berlin, 1. Febr. Dem Reichsrat ist der Entwurf eines Notgesetzes zugegangen. Ter Anlaß dazu ist durch den Einbruch in dys Ruhrgebiet mit seinen schwe­ren wirtschaftlichen und politischen Folgen gegeben. Die dadurch geschaffene Lage macht die Anpassung des> geltenden Rechts an die besonderen Verhältnisse nötig. Zugleich ist es erforderlich,, den Auswüchsen des Wirt­schaftslebens schärfer en^ ^enzutreten, als dies bis­her der Fall war. wichtigsten Bestimmungen

betreffen die Verschärfung der Anforderungen an Personen, die um Erlaubnis zum Schankgewerbebetrieb nachsuchen, Festsetzung und Handhabung der Polizei­stunde, Verbot des Ausschanks geistiger Getränke an Personen unter 16 Jahren und von Branntwein an Personen unter 18 Jahren. Weiter soll ermöglicht werden, Vergnügungen und Lustbarkeiten einzuschrän­ken. Ferner werden Strafbestimmungen und die Aus-

aus dem widerrechtlich besetzten Ruhrgebiet Ausgewie­senen für sich und ihre Familie Wohnungen vor­zugsweise erhalten.

Der Rapallo-Vertrag ratifiziert.

Berlin, 1. Febr. Am 31. Januar fand im Aus­wärtigen Ausschuß in Berlin der Austausch der Ratifikationsurkunden zum Rapallo- Vertrag zwischen dem Reichsminister von Rosenberg und dem russischen Botschafter Kreszinski statt.