Sensaus surrre sie enncyteoene Sprache der italieni­schen Presse die französischen Hoffnungen auf eine nach­trägliche Zustimmung Italiens zum Plan der Ruhr­besetzung erheblich herabstimmen.

Tie Einigung -er Internationalen.

Haag, 13. Dez. Die Vollzugsausschüsse der bei­den sozialistischen Internationalen von London und Wien haben unter Vorsitz von Henderson nach langer Erörterung eine Entschließung angenommen, in der der feste Wille bekundet wird, auf die Zusam­menlegung der sozialistischen Aktionen und Organisationen hinzuarbeiten. Dementspre­chend beschlossen die Vertreter der Vollzugsausschüsse von London und Wien, ein allgemeines Aktionskomitee von acht Mitgliedern zu bilden, dessen Hauptaufgabe die Vorbereitung der baldmöglichsten Einberufung einer internationalen sozialistischen Kon­ferenz ist.

Thrazien fordert Unabhängigkeit.

Lausanne, 13. Die in Lausanne anwesende Abord­nung der Flüchtlinge aus Thrazien hat der Kon­ferenz eine Note überreicht, in der die Unabhängigkeits- Erklärung Thraziens verlangt und vorgeschlagen wird, ^Thrazien als Pufferstaat zwischen Bulgarien, der Tür­kei und Griechenland unter den Schutz des Völker­bunds zu.stellen.

Tie Unruhen in Warschau.

Warschau, 13. Dez. Die Ruhe ist noch immer nicht hergestellt. General Haller spielt die Haupt­rolle bei den letzten Vorgängen, die mit Demonstra- ltionen gegen den Präsidenten begonnen haben, aber zu blutigen Szenen ausarteten. Die Nationälverbände treten gegen die jüdische Minderheit auf. In den -jüdischen Stadtvierteln herrscht äußerste Beunruhigung.

Erfrierungstod in Italien.

Rom, 13. Dez. Nach einer Meldung aus Rom sind VM Dienstag infolge der hier herrschenden großen Kälte nicht weniger als 5 Personen erfroren.

Deutschlands Aussaugung.

Berlin, 13. Dez. Die Verwaltung der interalliierten Militärkontrollkommission hat der deutschen Regierung ihre Kostenrechnung für den Monat Dezem­ber in Höhe von über 100 Millionen Papier­mark überreicht. Vereinbarungsgemäß wurden die Kosten der interalliierten Militär- und Marinekontroll­kommission eingerechnet in den allgemeinen jährlichen Besatzungskostenfonds von 220 Goldmillionen, die durch Sachleistungen von Deutschland zu decken sind. Da nach Auffassung der deutschen Regierung die Dek- kung der 220 Goldmillionen dieses Jahr bereits durch Sachleistungen überschritten ist, kann die Dezember­rechnung der interalliierten Militär- und Marine­kontrollkommission nicht ohne weiteres anerkannt wer­den. Dies umso weniger, da die interalliierte Kom­mission es nach wie vor ablehnt, eine Detaillierung ihrer Kostenrechnung aufzustellen. Eine Detaillierung der Kostenrechnung würde aber dem deutschen Volke vor Augen führen, daß sogar die Auslagen für den von der interalliierten Militär- und Kontrollkommis­sion gehaltenen Spionageapparat und für Waf­fendenunziationen an Deutsche gezahlten Bar­belohnungen von der deutschen Regierung zu tra­gen sind.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 13. Dez.

Am Mittwoch nahm der Reichstag in allen 3 Le­sungen die Verordnung zur Aenderung des Gesetzes über das Verfahren in Versorgungssachen an, ferner die Vorlaae zur Abänderung der Gewerbeordnung, wo­nach die Handwerkskammern eine Körversckaft des öf­fentlichen Rechts unter dem NamenDeutscher Hand­werks- und Gewerbekammerlao" bilden.

« Angenommen wird ein Gesetzentwurf, wonach die ^ ' Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats Zu- f schlage zu den Steuersätzen des Kraftfahrzeugsteuer- ' qesetzes festsehen kann, und der Gesetzentwurf zur Neuregelung der im Handelsgesetzbuch und der Ge- l Werbeordnung vorgesehenen Gebaltsgrenzen. l Beim 7. Nachtrag zum Reichshaushaltplan beim - > Rcichsarbeitsministerium erklärt Reichsarbeitsminister i f Brauns, für die Sozialrentner sei die Einkommens- i ; grenze von jährlich 18 000 auf 43 200 Mk. erhöht z

- worden. Dem Kabinett liege ferner ein Gesetz vor. i i das die Gemeinden verpflichte, für die Kleinrentner k ! einzutreten. Die Erwerbslosenunterstützung sei bereits

wieder erhöht. Ein Erwerbsloser über 21 Jahre be­komme jetzt pro Tag 260 Mk.

Abg. Dr. Koelz (Dem.) fordert die Kommunisten auf, die Milliarden, die die mitteldeutschen Aufstände und die zahllosen Streiks gekostet haben, für die Ar-

- bettslosen zu verwenden, dann wäre diesen geholfen.

! (Stürmischer Beifall rechts und in der Mitte, großer ' Lärm bei den Kommunisten.)

i , Ein kommunistischer Antrag, sofort 10 Milliarden ! für die Kleinrentner auszuwerfen, wixd gegen die r Linke abgelehnt, angenommen ein Antrag, der die j ! Regierung auffordert, für eine bessere Unterstützung ^ » der deutschen Kriegsopfer in der Schweiz zu sorgen.

Der Haushaltplan wird genehmigt.

Donnerstag 2 Uhr: Deutschnationale Interpellation über die Zustände im Flüchtlingsheim in Frankfurt an der Oder, Kleine Vorlagen, Einkommensteuer, Haushaltpläne.

Aus 5>taöt und Land.

14. Dezember 1»2S.

' Tie »rhöy*»ß der PostzebShre» IM mor-eu ein. Worauf wir unsere Leser helonL«» aufmerksam machen und auf de» «even Tarif h'nm-ijen. welche» wir auf der dritte» Seite ? ns"»« Blatte» «e öff-ntstch-n.

Fremvenlegronark. -von ser rmegsgesangcnen- stelle Württemberg-Baden wird mitgeteilt: Bekanntlich ^ befinden sich in der Fremdenlegion eine Anzahl Deut- t scher, wohl auch solche, die früher in Frankreich in Kriegs- ! gefangenschaft waren. Die Namen dieser Deutschen kön- s neu können nicht festgestellt werden, da nach Mittei- ! lung der französischen Regierung eine große Anzahl r ! Fremdenlegionäre sich unter falschem Namen und unter ! - Verschleierung ihrer Identität verpflichtet haben. Ferner i hätten sich die Legionäre aus eigenem Entschluß und ohne . ! i Druck der französischen Behörden verpflichtet. Der Aus- j ! tausch von Briefen zwischen Legionären und wen Lands- r ! leuten wird nicht verhindert, sondern ist völlig frei, r s Diejenigen, die ihre Familien in Unkenntnis über ihre > ^ gegenwärtige Lage lassen, tun daS demnach aus freien j Stücken. Da die französischen Behörden keine einen Le- ! gionär betreffende Auskunft ohne dessen ausdrückliche Er- l mächtigung geben dürfen, ist es also nicht möglich, diese ? Leute in einer Liste zusammenzufassen. ^ !

f Stuttgart, 13. Dez. (Der gefährdete Neckar- ^ kanal.) Bei der Beratung des Gesetzentwurfes über f die staatliche Bürgschaft für die Neckar-A G. wurden im f Finanzausschuß Mitteilungen über den Stand des Neckar- ! kanalbaus gemacht. Darnach ist der Bau auf zwei ba­dischen und fünf Württembergschen Banstellen in Angriff genommen worden. Der Voranschlag betrug ursprünglich 620 Millionen Mark, durch die Geldentwertung wurde der Voranschlag Ende Sept. 1022 auf 6 Milliarden, Ende Okt. auf 10 Milliarden, Mitte Nov. auf 13 Mil­liarden, Ende Nov. auf 20 Milliarden Mark errech­net. Auf Grund getrostener Vereinbarung der Beteiligten sollen nur noch die Baustellen Wieblingen und Neckar­sulm, wobei es sich um Herstellung von Kraftwerkanlagen bandelt, sertiaaestellt werden. Desaleick-en soll die Neckar-

Rheinlandstöchter.

Roma» vo» Elara Viebig.

(94) (Nachdruck verboten.)

Ä Sechsundzwanzigstes Kapitel. ^

Liebste Nelda, und nun sollen wir wirklich scheiden? Du gehst auf so lange fort?!" Frau von Osten hing sich an den Hals der Freundin und weinte bitterlich.Ach, »un habe ich niemand mehr, dem ich alles sagen kann!"

Es wird bald anders", tröstete Nelda.Glaube mir« alles wird noch besser! Du hast doch eben selbst erzählt, wie viel freundlicher und zugänglicher dein Mann ist!"

Ja, das ist er!" Das zarte Gesicht erhellte sich, ein» wärmere Blutwelle trat unter die durchsichtige Haut.Oh, wie bin ich dem lieben Gott dankbar!" Sie faltete die Hände und sah mit einem schwärmerischen Blick aufwärts. Ich war so ganz unglücklich, und nun habe ich doch wie­der Hoffnung!" Sie schauert« zusammen. «Oh« nrcht, wie schrecklich er war, am liebsten hätte er mich"> dnnkelrot werdend, brach sie ab und biß sich aus die Lippen. / ,

Man kann's ihm ja auch nicht verdenken, er ist eben sehr verwöhnt. Den« nur, sie muß ihn auf.einmal ab­gewiesen haben! Er^hat's zwar nicht gesagt, aber ich weiß es. Wenn er glaubte, es höre ihn keiner, dann sprach er mit sich und rannte wie verzweifelt aus und ab. Mir war ganz bang um ihn! Und dann hieß es auf einmal) Arnheims sind weg, für sehr lange, sie reisen Gott weiß wie weit. Ob ihr der liebe Gott das ins Herz gegeben -hat? Die arme Anselma! Sie tut mir doch leid; manch­mal denke ich, sie ist schlimmer daran als ich. Erst war Carlo ganz krank; er lag in seinem Zimmer auf dem Sofa, das Gesicht nach der Wand gedreht, er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Ich habe ihm Kompressen gemacht und die alle paar Minuten gewechselt. Das tat ihm Wohl. Und einen Tag sagte er er kam vom Dienst nach Haus, er hat jetzt gerade in der Hitze so viel ParadenLeg deine kühle Hand auf meinen Kopf, hierher, Agnes! Das tut mir gut!" O liebe, liebe Nelda, ich kann dir's nicht be­schreiben: da§ Herr stand mir still vor freudiaem Scbiecr?"

Sie hielt hochatmend inne und preßte beide Hände än di» erglühten Wangen.

Auch Neldas Gesicht färbte sich röter sie sah heut» blasser als sonst aus mit einem zustimmenden Lächeln nickte sie.Du kannst dich auch freuen, Agnes! Ja, ich habe immer geglaubt, wenn man jemanden sehr von Her­zen liebt, er müßte doch auch was für einen empfinden. Möchtest du's erringen!" Sie strich der Freundin zärtlich die Haare mit der ihr eignen, gleichsam schützenden Be­wegung.Du siehst besser aus, Agnes, du hast wieder Glanz in den Augen."

Ja, ja, mir ist auch besser!" Die junge Frau sah nicht mehr mit so matt verschleierten Augen drein.Und denke dir, mir kommt vor, als wäre er ordentlich von einem Bann befreit, seit sie weg ist; er hat doch wieder für was anderes Sinn. Gestern fuhren wir aus, seit langer Zeit mal zusammen; er kutschierte mich durch den Tier­garten. Wir kamen an zwei wunderhübschen Mädchen vorbei, da sagte er:Reizende Käfer! Sieh mal, Agnes, die links hat gerade Haare wie du!" Oh, mein Gott, wie war ich froh! Sag mal, Nelda" sie legte beide Hände auf Neldas Schultern und sah ihr von unten herauf mit inniger Frage in die Augennicht wahr, du glaubst auch, er wird sie nicht immer lieben, er wird mich noch nötig haben!" Sie wartete keine Antwort ab, sondern er- rötete und lächelte. »Ich glaube wirklich, er wird sie ver­gessen!"

Es war in der Berliner Stube, wo die beiden Freun­dinnen saßen und sprachen. Noch hing draußen an der Tür das SchildGeheimrätin Dallmer, Familienpen- stonat" aber es stimmte nicht mehr; seit gestern hieß Frau Rätin einfach Frau Schmolle. Auf dem großen Tisch lag nicht mehr das ewige weiße Tuch, sondern ver­schiedene Reiseutensilien; an der Wand standen ein paar Neisekörbe. Es war recht ungemütlich, Nelda packte, di« Mutter packte; Nelda reiste morgen früh, Schmolkes fuhren übermorgen an die Ostsee. Frau Schmolke war in hoch­gespannter Erwartung; sie hatte noch nie das Meer ge­sehen.

. Jetzt kam sie eben hereingeraschelt in einem funkel­nagelneuen steifgestärkten Kattunmorgenrock, eine Last Kleider über dem Arm.Ah, Frau von Osten!" Sie prallte zurück. «Ich wuLte nickn*

Verlegung bei Ober- und lintertürkheim zu Ende geführt werden. Ob und wann im übrigen die Arbeiten zur Er­ledigung gebracht werden können, ist von der Gestaltung der geldlichen Verhältnisse und Markstabilisierung ab­hängig.

Stuttgart, 13- Dez. (Verbot Nation alsozia- listi scher Versammlungen.) Das Ministerium des Innern hat die Veranstaltung von Versammlungen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bis au; weiteres verboten. Veranlassung zu diesem Verbot sind die Vorgänge in Göppingen, die in erster Linie durch die Heranziehung eines nicht Württemberg!schen natio- tzalsozialistischen Sturmtrupps verursacht worden sind und deren Wiederholung bei Zulassung weiterer Ver­sammlungen zu befürchten ist.

Besuch des Reichsgerichtspräsidenten. Der neue Präsident des Reichsgerichts, Dr. Simons, traf am letzten Sonntag, von München kommend, hier ein, um mit der württ. Regierung und den obersten Ju­stizbehörden Fühlung zu nehmen.

Straßenbahn tariferhöh ung. Vom Donners- kag ab kostet eine Straßenbahnfahrt von zwei Teilstrecken '40 Mk.^ bis 12 Strecken 50 Mk., darüber 60 Mk.

Hetlvronn, 13. Dez. (Politischer Prozeß.) Vor der Strafkammer findet Donnerstag die Berufungs- Verhandlung im Falle Bazille-Müller (Neckar-Echo") statt. Sämtliche drei Parteien, Staatsanwalt, der Ne­benkläger Bazille und der Beklagte haben Berufung ein­gelegt.

Tübingen, 13. Dez. (Tödl. Unfall.) Das 12jäh- rige Töchterchen des Viehhändlers Schneider ist beim Schlittenfahren dadurch verunglückt, daß ihr Schlitten von einem Buben während der Fahrt herumgerisfen wurde, wodurch es gegen einen Gartenzaun getrieben wurde und sich eine schwere Gehirnerschütterung zuzog, an der es starb.

Urach, 13. Dez. (Schlittenpost.) Die Kraftposten Urach Donnstetten Laichingen können wegen sehr starken SchneefaUs auf der Alb nicht verkehren. An ihrer Stelle wxrden Schtittenposten ausgesührt.

Ulm, 13. Dez. (Die GöpPi nger Vorgäng e.) Die Münchner 'Nationalsozialisten wurden in Ulm von einer Abteilung Ordnungspalizei angehalten und nach Waffen durchsticht. Dabei konnte ihnen ein Revolver und eine Handgranate abgenommen werden. Stuttgarter und Tübinger Studenten, die sich in Göppingen auf dem Weg zum Walfijchkeller vom Gros der Nationalsozialisten entfernten und zum Bahnhof gingen, wurden von den Arbeitern erkannt und zum Teil blutig geschlagen. Nach Abzug des Münchner Trupps war die Ruhe bald wie­der hergestellt. Die bedauerlichen Vorgänge, an deren blutigem Ausgang auch radikale Elemente der Arbei­terschaft neben den Nationalsozialisten nicht unschuldig zu sein scheinen, haben der Regerung Verainlajsung gegeben, Maßnahmen gegen die Wiederholung solcher Vorkommnisse vorzubereiten.

Ravensburg, 13. Dez. (Todesfall.) Der frü­here Reichs- und Landtagsabgeordnete Rechtsanwalt Al­fred Rem bald ist nach kurzer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Neben Gröber und von Kiene war Alfred Rembold einer der hervorragendsten Führer des württ. Zentrums. An der Spitze der württ. Zentrums­startei, deren Mitbegründer er anfangs der 1890er Jahre war, stand er seit 1894 und führte bis zur Re­volution die Geschäfte des Landesvorsitzenden. Nach sei­nem Rücktritt wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Par­tei gewählt. Von 18931903 gehörte er dem Reichs­tag, seit 1900 auch als Vertreter des Bezirks Gmünd dem Landtag an. Viele Jahre lang war er auch Mitglied des Ravensburger Gemeinderats.

O bitte, lassen Sie sich nutzt stören!" Agnes streckte ihr herzlich die Hand entgegen.Viel, viel Glück und gute Wünsche!"

Ich danke, ich danke!" Die Neuvermählte nahm die Gratulation mit Lächeln in Empfang.Es ist nur zu trau­rig, daß Nelda uns gleich verläßt, das trübt unser Glück." Sie zog das Taschentuch.Aber Nelda ist ja, leider Got­tes, immer eigenwillig gewesen, ich kann sie nicht ganz freisprechen vom Vorwurf des Egoismus. Sie hätte so gut mit uns reisen und mir nachher beim Einrichten der ireuen Wohnung helfen können, aber sie will ja nicht. Tut, als ob es sie brennte, zu ihrem Onkel zu kommen; mein guter Schmolke ist ganz verletzt. Wir ziehen Potsdamer Straße, eine reizende Wohnung mit Vorgarten; und über­all Teppiche. Darf ich Ihnen mal meine neuen Möbel zeigen? Es macht mir so viel Vergnügen!"

Sie war wirklich geschäftig und beseligt wie eine ganz junge Frau, als sie nun den Besuch in die Vörderstube führte, wo das mit rotem Plüsch neu bezogene Sofa stand und der große Teppich für den Salon zusammengerollt lag.

Nelda blieb im Berliner Zimmer zurück. Mit einem verlorenen Blick sah sie um sich, in Gedanken war sie schon so weit fort. Es war ihr bereits alles fremd. Seit sie gestern in der Kirche mit niedergeschlagenem Blick hinter dem rauschenden Grauseidenen der Mutter dreingeschrit­ten war, seit heute die Magd mit LachenFrau Schmolle", und nicht mehr Frau Rätin sagte, ging sie hier herum wie heimatlos. Sie hatte ihre Kraft doch überschätzt. Gestern abend, als Herr Schmolke in seiner Glückseligkeit sich einen harmlosen kleinen Schwips angetrunken hatte und sie immer wieder im Überschwang des Gefühls um-- armte, war es plötzlich über sie gekommen mit einem tiefen, erschütternden Schmerz. Sie hätte laut hinausschreien mögen:Vater, mein Vater!" Sie krampfte die Hände unterm Tisch zusammen und biß die Zähne aufeinander nur nicht weinen!

Es war ihr gelungen; die Tränen, die am Abend heiß, unaufhaltsam in ihr Kissen flössen, hatte niemand gesehen. Aber sie war heute zerschlagen an allen Gliedern wie nach einer schweren körperlichen Anstrengung; halb im Traum hatte sie ihre Habseligkeiten zusammengetragen; in der letzten Zeit war so viel zu tun gewesen, sie kam erst lebt in ellter Stunde dazu.

(K»rtfetz«»g folgt.)