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Donnerstag den 14- Dezember.
Sa-rgang isr»
Deutschlands Verelendung.
ep. Die Hungersnot in Deutschland und im Zusammenhang damit ein verhängnisvoller kultureller Verfall greift immer mehr um sich.
Gravine^er für die Stala der wirtschaftlichen Entwicklung ist die Wahrung. Die deutsche Mark, die im Sommer ein Vierhundertstel des Dollars betrug, steht heute auf 8000, sie ist in knapp Halbjahrsfrist um das Zwanzigfache gefallen. Daher sind die Lebensmittel 1VVV mal teurer als vor dem Krieg. Die Löhne und Gehälter der Beamten und Arbeiter sind demgegenüber nur um das Zweihundert- bis Dreihundertsache gestiegen. Sie besitzen noch etwa ein Viertel des normalen Kaufwerts, ein Mißverhältnis, das in den freien Berufen noch viel krasser in die Erscheinung tritt.
Hungeroedem und Skorbut, beides spezifische Hnnger- krankheite», treren, häufig tätlich, in wachsendem Umfang wieder auf. Besonders traurig ist vielfach der Gesundheitszustand des Nachwuchses. In einem Ausruf der Aerztekammer der Provinz Sachsen, einer autorativen Stelle, heißt es: „Vier Jahre nach dem Frtedensschluß aebt noch arausiaer als während des Krieges das klappende G" venü des Hungertods in den Städten um und fordert namentlich in der Kinder- w--lt, aber auch unter den Erwachsenen zahllose Opfer? ^"ht es weiter wie bisher, dann werden im kommenden hinter viele tausende deutscher Mitbürger den entsetz- *i^>en Oualen des Hunaers selber ein Ende machen." isür die jammervolle Klage der Kleinrentner zeugen die Bilder Kädft^er Not, die von der Presse immer wieder veröffentlicht werden.
Infolge des Hungers ist die Tuberkulose, vor dem Krieg durch Besserung der Lebensbedingunaen mit Er- losg. Schritt um Schritt zurückgedränqt. wieder Bolks- *rankheit geworden. Durch die Wohnungsnot, die Gesunde und auf ena^n Raum zusammendrängt,
durch den Mangel an Wäsche und Reiniaunasmitteln wird ihr Nml'^-r-iken befördert. Berichtet doch ein Arzt von 11 Fällen in kurzer Heit, wo die Vatientsn, bitweise aus den besten Ständen, die zu ibm in die Kv'-echstunde kamen, kein Hemd auf dem Leibe trugen. Und in München waren bei einer schulärztlichen Nnter- luchuna 68 Prozent der Schulmädchen verlaust. Die Industrie meldet erschütternde Beispiele mit diesen Zuständen zusammenhängender vermindeter Arbeit. Die ^unnbme der Selbstmorde ist der Schlußstrich unter die Todesbilanz des deutschen Volkes. „Weaen Nah- rungssorgen in den Tod gegangen" heißt eine nur zu oft wieverpebrende Wendung in der deutschen Presse.
Die Folgen für das aeiMg-e nnv kulturelle Leben TeutschlandL sind verb-'-'rend. Druckpreise, die um 62 000, Vahiervreise. die um 200 000 Prozent gestiegen sind, Bücher, iü'' die man das Dreihundert- fache zahlen muß: das ist der Tod der Wissenschaft. Ein Schulheft kostet 80 Mk. Die Lehrbücher, die ein Sextaner braucht, verschlingen eine Summe von 8000 Mk. Die höheren Schulen entvölkern sich, Bücher jeder Art sind für den gebildeten Mittelstand unerschwingliche Luxusware gev>o"den. Studenten, die tagsüber studieren und nachts in großen Geschäften Wächterdienste tun. sind keine Seltenheiten. Zahlreiche deutsche Familien werden in diesem Jahr auf den Christbaum verzichten müssen. Noch auf das Andenken teurer Entschlafener wirft der Irrsinn der Zeit seine Schatten, mit den stets wachsenden Beüattuuaskosten, die die Ueberlebenden unerträglich belasten. So sieht das Bild des heutigen Deutschlands aus. Die Schatten sind in den verschiedenen Geaenben verschieden dunkel, aber überall werden sie von Woche zu Woche tiefer. Der nach außen noch da und dort zutage tretende Schein des Wohlleben? "ann den ti-ier blickenden Beobachter nicht trügen. ..Der Kessel ist überheizt, er droht zu springen", hat der Franzose Loucheur soeben in Zürich gesagt und an die Solidarität der Völker appelliert, die allein aus dem Elend herausführen könne. Wird sie lebendig werden, ehe es zu spät ist?
Neues vom Daae.
Die Preisfestsetzung für das Nmlagegetreide.
Perlin, 13. Dez. Das Gesetz über die Regelung des Verkehrs mit Getreide überträgt die Festsetzung der Preise für das zweite und dritte Drittel der Umlage der Reichsregierung nach Anhörung eines Ausschusses von 20 Mitgliedern, der von den Ausschüssen des Reichsrats und des Reilsstags für Volkswirtschaft. sowie aus den Kreisen der Landwirtschaft und der Verbraucher gebildet wird. Dieser Zwanziger- Ausschuß ist unter dem Vorsitz des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft zusammengetreten und hat sich in der Mehrheit für folgenden Beschluß ausgesprochen:
i „Für die Festsetzung des Preises für das dritte i Sechstel der Umlage ist die Indexziffer des land - i wirtschaftlichen Produktiönsind exes, wie I er in der Mitte der Lieferungsperiode festgestellt ist, i zu Grunde zu legen. Es soll ferner beachtet wer- j den, daß der für das erste Drittel der Umlage vom j Zwanzigerausschuß geforderte und vom Reichstag fest- j gesetzte Preis auf der Grundlage einer von der Regie- i rung vorgelegten und durch Schätzung gewonnenen, ! aber durch die Tatsachen völlig überholten Berech- I nung zustande gekommen ist."
Die Minderheit des Ausschusses hat sich dafür ausgesprochen, den Durchschnitt der Marktpreise der letzten drei Monate, Dezember, November und Oktober, zu Grunde zu legen und um 25 vom Hundert zu kürzen. Nachdem die Aeußerung des Zwanzigerausschusses vorliegt, wird wird die Reichsregierung in Kürze den Preis für das dritte Sechstel des Umlagegetreides festsetzen.
1 Gegen das Versailler Diktat.
Berlin, 13. Dez. Die im Plenarsaal des Reichstags stattgehabte Protestversammlung der deutschen Spitzengewerkschaften nahm nachstehende Entschließung an: „Die am 11. Dezember 1922 im deutschen Reichstagsgebäude versammelten Vertreter der gesamten deutschen Gewertschasten erklären einmütig, datz sie den tiefsten Grund des immer mehr um sich greifenden deutschen Elends in dem auf die Alleinschuld Deutschlands am Weltkrieg aufgebauten Versailler Diktat erblicken. Sie rufen das ganze deutsche Voll zum einmütigen Protest gegen dieses Diktat aus. Sie werden nicht ablassen, der ganzen Welt gegenüber immer wieder das Recht des deutschen Volkes auf ein menschenwürdiges'Dasein zu vertreten. Sie fordern, daß der Vertrag von Versailles mit seinen unerfüllbaren Forderungen und seinen die Existenz des ganzen deutschen Volkes bedrohenden Lasten einer Revision unterzogen wird, wodurch Deutschland die Lebensmögtichkeir wieder gegeben wird. Insbesondere verlangen sie eine Verminderung der Reparationslasten aus ein erträgliches Mas;, wie sie sich andererseits nach wie vor bereit erklären, um Wrederausbau Europas nach Kräften mitzuwirken. Sie wenden sich mit Entschlevenheit gegen die unhaltbare Lüge von der deutschen Urheberschaft am Kriege und erwarten, daß die Geheimarchive alter am Krieg beteiligt gewesenen Staaten ebenso der Welt geöffnet werden wie die Akten des deutschen Auswärtigen Amtes. Von der deutschen Regierung erwarten die Gewerkschaften, daß fte im Interesse des Volkes ihre Politik ganz in der vorgezeichneten Richtung orientiere. Den Volksgenossen im oesetztert Rhein- und im abgeschnürten Saargebiet, die unter fremder Bedrückung schmachten, geben die gesamten deutschen Gewerkschaften die Versicherung unverbrüchlicher Liebe und Treue ab."
Eine Anfrage aus London?
Berlin, 13. Dez. Der „Lokolanzeiger" berichtet: An hiesiger amtlicher Stelle verlautet, daß neuerdings eine Fühlungnahme zwischen der englischen und deutsche» Negierung über die Frage der Anleihe stattgefunden habe. Die Initiative soll dazu von der englischen Regierung ausgegangen sein, die dem Wunsch Ausdruck gegeben habe, von der Reichsregierung darüber unterrichtet zu werden, ob die deutsche Industrie unter Umständen geneigt sei, eine Anleihe zu garantieren und wenn das der Fall ist, unter welchen Bedingungen.
Das L»arScn-Attentat vor Gericht.
Berlin, 13. Dez. Vor dem Schwurgericht wurde j gestern über das Attentat auf den Schriftsteller Ma» , ximilian Harden verhandelt. Angeklagt sind der Land« . Wirt Weichardt und der Buchhändler Grenz weaen S Mordversuchs und Anstiftung dazu. Der Haupttäter ! Ankermann ist flüchtig. Bei der Bildung der Ge- ! schworsnenban? wurde von der Verteidigung alle Trä- ! ger jüdisch klingender Namen abgelehnt. Der Vor- s sitzende mahnte die Geschworenen, die Politik aus i dem Gerichtssaal fernzuhalten und sich nicht durch - volitische Sympathien oder Antipathien leiten zu lassen.
Bonar Law's Antwort an den Reichskanzler.
Paris, 13. Dez. Reuter meldet, daß die Entscheidung der Ministerpräsidenten über die deutsche Note gestern abend in der Form einer kurzen und höflichen Antwortnote Bonar Law's an Herrn Cuno nach Berlin geschickt wurde. Bonar Law begnügt sich, rn ferner Antwort den Empfang der deutschen Note zu bestätigen und erklärt, daß sie von den verbündeten Ministerpräsidenten geprüft worden sei. Er fügt den druck des aufrichtigen Bedauerns hinzu, daß dre Ministerpräsidenten der Ansicht seien, rn den deutschen Vorschlägen unter den gegenwärtigen Umstanden keine Lösung für die Reparationsschwierigkeiten zu ftnden.
über seine Haltung in London.
Paris, 13. Dez. Poincare begab sich nach seiner Rückkehr aus London mit dem Finanzminister ins Elhsee, um dem Präsideten Millerand Bericht zu erstatten. Darnach empfing er die Pressevertreter, denen er folgende Mitteilung machte: Er lege Wert darauf, zu erklären, daß die Unterhaltungen in London sich ausgezeichnet haben durch ein völliges gegenseitiges Vertrauen. Wie weit die Zurückziehung der Balfour- Note geschehen könne und über die Möglichkeit, wie weit Frankreich seine Schuld England gegenüber mit Hilfe der L-Bonds regeln könne, darüber werde Bonar Law im Unterhaus eine Erklärung abgeben. Besonders ausführlich sprach Poincare dann über die deutsche Note. Er betonte, es sei wahr, daß darin nichts von Garantien, von einer Kontrolle, oder von Pfändern die Rede gewesen sei und selbstverständlich hätte sie als völlig ungeeignet abgelehnt werden müssen. Niemand habe außerdem die Absicht gehabt, Herrn Bergmann, der deswegen absichtlich von Berlin nach London gekommen sei, zu sehen. Er habe zuerst die Ansicht über die deutsche Note geäußert und habe die Genugtuung gehabt, daß sie von den übrigen Ministerpräsidenten geteilt wurde. Hinsichtlich der Pfänder ständen die französischen und englischen Anschauungen sich noch schroff gegenüber. Er habe sich seine Aktionsfreiheit Vorbehalten und er hoffe, daß bei den neuer? Verhandlungen im Januar irgend eine Einigung zwischen England und Frankreich erzielt werde, ohne datz cs dabei zum Bruch der Entente käme. Er habe ferner sich auf kein bestimmtes Pfand festgelegt. Wenn er tatsächlich daran gedacht hätte, die Ruhr zu besetzen. so würde er sich Wohl hüten, das jetzt vor aller Welt vorauszusagen. Er würde solche Entscheidungen treffen, datz keine weiteren Soldaten dazu notwendig seien. Tie Zeit der Drohungen ohne Ausführung sei vorüber.
Frankreich verzichte- aus die Ruhrbesetzung.
Paris, 13. Dez. Ministerpräsident Poincare hat dem Präsidenten der Republik über den Verlauf der Londoner Konferenz Bericht erstattet. Ueber die Unterhaltung, zwischen Millerand und Poincare verlautet, daß die beiden Staatsmänner sich wider Erwarten einigen konnten und den Verzicht auf die Besetzung des RuHr- aebietes beschlossen haben. Poincare versicherte Pressevertretern, es sei nicht möglich, heute bereits anzugeben, an welche Pfänder Frankreich denke, es sei aber sicher, daß ihre Erfassung keine militärischen Operation en erforderlich mache. Diese Erklärung Poin- cares hat unter den anwesenden Pressevertretern lebhafte Verwunderung erregt. Poincare erklärte, die französische Regierung werde an eine sofortige Aktion nur denken, wenn — entgegen allen Erwartungen >— die Reparationskommission vor dem 15. Januar Deutschland ein Moratorium gewähren würde. Diese Möglichkeit habe aber sehr wenig Wahrscheinlichkeit. Der wirkliche Beweggrund dieses schwerwiegenden Pariser Beschlusses ist, die Pariser Konferenz vom 2. Januar zu ermöglichen, da die Engländer erklärten, daß die Verhandlungen nur Erfolg hätten, wenn Poincare die Ruhrbesetzung fallen lasse. Unter diesen veränderten Gesichtspunkten ist auch eine neue Fühlungnahme Deutschlands zu erwarten, die bereits durch das weitere Verbleiben Bergmanns in London gegeben ist.
Italien gegen die Rnhrpläne.
Frankfurt, 13. Dez. Die „Franks. Ztg." meldet auS Rom: Die italienische Presse beurteilt den Aufschub der Londoner Konferenz entschieden pessimistisch, weil der englische Standpunkt mit dem französischen unvereinbar sei Dabei wächst zusehends das Verständnis der italienischen Presse für die eigentlichen französischen Ziele, sowie deren Gefahren für das europäische Gleichgewicht und Italiens Stellung. „II Mondo" schreibt: Alle bisherigen Konferenzen haben verkehrt am wirtschaftlichen Ende, statt am politischen, angepackt und die Kernfrage, nämlich das Rheinland, vermieden. Die nationalsozialistische .Lchea Nationale" schlägt über die französischen Ziele Alarm: Durch die Ruhrbesetzung erstrebe Frankreich eine Schwerindustrie- und Nüstungsvorherrschaft und den Ruin und die Zerstückelung Deutschlands. Frankreichs Verbündeten könnten das nicht zugeben. Insbesondere nehme Italien die untergeordnete Rolle, die ihm Poincare dabei zugedacht habe, nicht an. Darüber hinaus scKen sämtliche Abendblätter den Aufschub der Konferenz als den Ausbruch der bisher verschleppten Verbandskrise mit unabsebbaren Zukunitsiolaen an. ?te-