Deutscher Reichstag. I
^ Berlin, 12. Des '-
m Am Dienstag behandelte der Reichstag zunächst Oleine Anfragen.
Aba. Leicht (Bayer.Vp.) führt Beschwerde über die Beschlagnahme wertvollsten Kulturbodens zu Garnison- Kwecken durch die französischen Besatzungsbehörden in Meustadt a. H.
Staatssekretär Walther erwidert, daß tatsächlich die französische Besatzungsbehörde in Neustadt 280 000 Quadratmeter wertvollsten Kulturlandes zur Anlegung eines Garnisongebäudes und weitere 160 000 Quadratmeter zur Errichtung eines Exerzierplatzes beschlag^ -nahmt hat. (Lebhaftes hört, hört!) Das Vorgehen der Besatzungsbehörde in Neustadt steht in unlösbarem Widerspruch mit den Ausführungen des französischen Vertreters bei den Verhandlungen in Versailles. Die Stadt mit kaum 20 000 Einwohnern ist mit 2200 Mann Besatzung und 260 Pferden belegt. Dazu kommt, daß auch für die verheirateten Mannschaften Wohnungen bereitgestellt werden müssen. Die Verhandlungen "auf Verminderung oder Beseitigung der Besatzung verliefen vollständig ergebnislos. Die Gesamtausgaben für Neustadt belaufen sich auf mindestens 2 Milliarden Mark. (Rufe: Unerhört!) In der Pfalz sind jetzt 25 französische Garnisonen mit 25 000 Mann Besatzung. Das ist mehr als das Doppelte der ehemaligen deutschen Besatzung. (Hört, hört!)
Abg. Koch-Weser (Dem.) weist darauf hin, daß de» Zoll für 1 Pfund Tee jetzt auf 1606 Mark gestiegen ist und verlangt Herabsetzung des Zolls, da der Tee ein unentbehrliches Volksnahrungsmittel sei.
Ein Regierungsvertreter gibt zu, daß dieser Zollsatz sehr hoch ist. Die Finanzen des Reiches erlauben 'aber eine Herabsetzung des Zolles nicht.
Angenommen wird ein 8. Nachtrag zum Reichshaushaltplan, tzer den Finanzminister ermächtigt, Reichsschatzanweisungen zum Ankauf von Getreide bis zur Höhe von weiteren 300 Milliarden Mark auszufertigen.
Darauf wird die Geschäftsordnung des Reichstages nach den Beschlüssen der 1. Lesung angenommen. Sie tritt am 1. Januar 1923 in Kraft.
Die 2. Lesung des 7. Nachtrags zum Reichshaushaltplan wird darauf bei der Marine und beim Ministerium des Innern mit längerer Aussprache beendete
Mittwoch 3 Uhr: Kleine Vorlagen.
Aus Stadt und Land.
INtrirlel«, 18. Dezember l«s.
* v«rsr-»»i. Der Bezkttnotar Hirth in Horb ist seinem Ansuchen gemäß au da» Bezkksnotariat Tein ach versetzt worden.
Z»r <tz«m»i»drr»t-«ahl! Nachdem die eingereichten Wahloorschiäge amtlich bekannt gegeben find, rückt die Art und Weise der Srimmzettelaufstrllung und dar sich hieran» folgernde Schlußergebni» der Wahl selbst in den Norder- grund. Die 4 Wahlvorschläge, welche man z. B. mit ^ 8, 6 und v bezeichnet, enthalten zusammen 25 Kandidaten Zu beachten ist, daß die Wahlvorschläge 8 und 6 miteinander vrrbunde» sind, so daß sie den Wahlvorschlägen an derer Wählervereinigungen gegenüber alr rin einziger Wahrvorschlag anzusehrn und zu behandeln find. Die Wähler und Wählerinnen können nach Belieben die Ncw.en der ihnen genehme» Kandidaten dm verschiedenen Wahloor» schlügen entnehmen, sie können auch einen uuabgeänderten Stimmzettel abgrbrn. Auf alle Fälle dürfen aber nur Namen, die in einem der Wahlvorschläge enthalte» find, auf den Stimmzettel übernommen werden. Auf dem Stimm-
Ms Lereke»r»i. M
Ei», Löge ist wir ei« Gchneeball; je länger man ihn wälzt, je größer wird er. Luther.
Rheinlandstöchter.
Roman von Clara Viebig.
(93) (Nachdruck veckwten.)
Xylander sagt« kein Wort; er sah den Glanz auf Neldas Zügen kommen und gehen, ne schien ihm so groß, wie sie da stand und ihre Gestalt sich abhob gegen den lichten Hintergrund.
Jetzt ließ sie die Arme schlaff herunterfallen, der blond« Kopf neigte sich auf die Brust, aber mit einer stolzen Gebärde. „Ich muß es hinnehmen, wie es kommt!" Sie lächelte dabei, aber nicht resigniert, lebensvolles Rot färbte ihre Lippen. „Es ist mal unser Los, uns äußerlich zu fügen, aber innerlich, da Hab' ich mich durchgekämpft, da bin ich frei, ganz frei! Ich sag's ja offen, weiß Gottz ich wünschte, ich hätte ein Herz, das mir gehörte ganz mrd gar, aber wenn's nicht sein kann" — sie hob die Arme und ließ sie wieder sinken — „unglücklich werd' ich darum nicht. Ich will nicht unglücklich sein! "
Wie frei ihr Blick war! Um die kräftige Gestalt hing' das Helle Kleid in schlichten Falten, auf dem Scheitel' zitterten die goldenen Härchen im Sonnenlicht.
„Du darfst ihr immer die Hand küssen", lachte Frau Elisabeth. „Ich seh's doch, du möchtest gern. Nein, was der Mann für ein Don Juan ist, noch auf seine alten Tage!" —
Die Spaziergänger kehrten bereits in Scharen vom Tiergarten heim, im Westen war der Himmel von sanftem Rot gefärbt, als Nelda zum Aufbruch rüstete. Die Kinder wollen sie gar nicht weglassen. Etwas von der alten Lust war wieder über Nelda gekommen, sie war mit den vieren durch die Stuben getollt und hatte sich lachend sangen lassen. Als sie mit glühenden Wangen und wirrem Haar am Spiegel vorüberjagte, kannte sie sich selbst kaum.
Nun stand sie draußen auf dem Korridor, die Kinder
um sie der.
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i kann aber auch nur 3, 4 oder 5 usw. Bewerber auf sewrn « j Stimmzettel setzen und dafür einige, ihm besonders geeignet ! ? erscheinende Bewerber mit 2. höchstens 3 Stimmen bedenken.
- Im Ganzen darf aber die Stimmevzahl 7 nicht überschritten i
? werden. ,
§ Beispiel I: 1 Wähler nimmt den Wahlvorschlag ^ auf j i dem 5 Namen stehen, er läßt all« Namen stehe», gibt 2
^ ihm besonders zusagende Kandidaten je zwei Stimmen und ! i hat damit feinen gültiges, 7 Stimmen enthaltenen Zettel ! ? zusammengestellt. s
.! Beispiel II: Ich nehme den Wahlvorschlag 8 mit 7 l § Namen, streiche 5 mir nicht paffende Namen au», nehme > i 1 Namen vom Wahlvorschlag 6 herüber und habe auf diese ! Weise 3 Namen, davon gebe ich 2 besonders tüchtigen Kan- i didaten 3 Stimmen, indem ich hinter ihren Namen die Zahl i 8 setze, dem weiteren gebe ich 1 Stimme, gibt zusammen 7 > Stimmen. !
Beispiel III: Auf dem Wahlvorschlag I) stehen 8 Na- f r men. Ich streiche davon 3, nehme 2 Namen vom Wahl- ! t Vorschlag 8 und 1 vom Wahlvorschlag ^ herüber, gebe 1 j von de»-auf dem ursprünglichen Zrtttl verbliebenen 3 Kan- i didaten 2 Stimmen und erhalte somit wieder meinen Wahl- ? zettel mit 7 Stimmen.
Bet dem Herüber- und Hinübernehmen von Namen ist z aber zu beachten, daß die Stimmen nicht nur den einzelnen s Kandidaten, sondern auch «en Wahlvorschlag, dem der be- s s treffende Kandidat angehört, zugrzählt werden, «eil bei de« i ! Verhältniswahl zuerst errechnet werden muß, wieviel Ge- z s meinderatksttze auf den riazelneu Wah'vorschlag entfallen, j 8 Ein disziplinierter Wähler wird also den ihm genehmen j i Wahlvorschlag möglichst alle Stimmen, evtl, durch Stim- z s wenhäufung zukommen lasten. -
S — Einkommcnsteuerfreie Spareinlagen. Durch j ! das Einkommensteuergesetz ist die Möglichkeit gegeben, ° Spareinlagen zu machen, die im Steuerajhr 1922 bis i zum Betrag von 16000 Mk., 1923 bis zum Betarg von 32000 Mk. vom steuerpflichtigen Einkommen ab- ! gezogen werden dürfen. Diese Vergünstigung wird ge- - währt bei Spareinlagen auf den Todesfall oder bei s Altsrsrücklagen auf mindestens 20 Jahre. Die einkom- i menstenerfkreien Einlagen werden wie andere Sparein- ( i lagen verzinst. s
; ; « — Erstarrung ver Kapttalertragssteuer. Von -
! zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Das Reichsfinanz- z ! Ministerium hatte sich vor einigen Monaten zur Vermei- s s düng von Härten im Einzelfall damit einverstanden er- ? s klärt, daß Anträge von Kleinrentnern auf Erstattung von - s Kapttalertragssteuer nach Par. 44 des Einkommensteuer- j i gesetzes für die im Jahre 1920 bezogenen Kapitalerträge E > nicht als verspätet zurückgewiesen werden sollen, wenn - i der Antrag bis spätestens 30. September ds. Js. gestellt z
- würde. Jetzt hat sich das Reichsfinanzministerium wei- !
! ter damit einverstanden erklärt, daß diese Frist bis zum i ! 31. Dezember 1922 verlnägert wird. Es empfiehlt sich i
- deshalb, daß Kleinrentner, die bisher die Erstattung der ?
Kapitalerträge noch nicht beantragt haben, dies sofort s beim zustänidgen Finanzamt nachholen. i
st. Ber««ck, 11. Dez. Die a« verzang«»«» Sonntag! vo» Mitglied«» des hirstgev Jungsrauen-Vereins i« dankmi- ; wert« Weise ausgrführte HauSsammlnng für „Heimatuoi" ! batte da» schön« Eraebnis von üb« 16 000 Mr k.-
„Sie kommen doch nocb einmal, ehe Sie reisen?" bat Frau Elisabeth. „Und zu Ihrer Frau Mama komme ich in den nächsten Tagen und gratuliere ihr — das einzig Vernünftige, was sie tun konnte! Nein, ich kann Sie gar nicht begreifen, liebe Nelda, daß Sie uns das nicht gleich im ersten Moment erzählt haben, erst jetzt so hintennach und nebenbei. So etwas Gutes, solch ein Glück! Sie kommen aber doch wieder zurück von Ihrem Onkel?"
Nelda gab keine Antwort, sie bückte sich zu Fritz. Xylander, der am-Türpfosten lehnte, sah, wie sie blaß und dann rot wurde. Ein Schatten glitt über sein Gesicht. „Ich begleite Fräulein Dallmer zur Straßenbahn", sagte er kurz und langte nach seiner Mütze.
„Aber das ist wirklich gar nicht nötig, Nelda findet bester als du!" Eine kleine Regung von Eifersucht kam nun doch noch zum Vorschein bei Frau Elisabeth. „Ich gehe ja auch immer allein!"
Man nahm Abschied. „Komm bald wieder, Dante Nelda", schrien die Kinder noch übers Treppengeländer nach. „Papa, komm du auch bald wieder!" Das war Fritz, der war immer sehr besorgt um seinen Vater.
„Oh, wie glücklich Sie sind!" Nelda sah noch einmal zum Haus hinauf. „So viel Liebes da drinnen!"
Xylander vermied ihren Blick.
»Elisabeth ist die beste Hausfrau und Mutter und" — er brach ab. „Meine hiesige Bureautätigkeit ist mir außerordentlich zusagend — und dann meine Kinder!"
Ein weicher Ausdruck verjüngte sein Gesicht. »Sie find meine ganze Freude, meine ganze Hoffnung! Und wenn man eine Hoffnung hat, dann ist man reich; hoffe» ist an und für sich schon ein Glück!"
„Das ist wahr! Daß ich doch so oft denken muß wie Sie", sagte sie lächelnd. „Ich hoffe auch wieder!"
Schweigend gingen sie ein paar Minuten nebeneinander her. Und nun plötzlich sagte er. ganz unvermittelt: „Sie kommen nicht wieder, Nelda, nie wieder zurück. Ich weiß es!"
„Warum — meinen Sie?" Sie war ordentlich bestürzt; was sie laut noch nie ausgesprochen hatte, was nur heimlich in ihrem Innersten zum Entschluß geworden war, das sagte ihr der hier so geradezu? „Ich weiß nicht, wie Sie daraus kommen, ich weih ja selbst noch nicht, ich —"
„Ich habe den Schatten auf ihrem Gesicht gesehen, als Elisabeth das Glück Ihrer Mutter vries!"
Stuttgart, 12. Dez. (Das hauswirtjchaftl. Seminar.) Bei der Beratung des Finanzausschusses über das hauswirtschaftliche Seminar in Kirchheim u. T. wurden eingehende Darlegungen über die in vollem Gang befindlichen Einrichtungsarbeiten gegeben. Die nativen- digen baulichen Veränderungen an dem Gebäude in Kirchheim seien schon weit vorgeschritten, so daß die Aufnahme des Betriebs im nächsten Frühjahr in sichere Aussicht genommen sei. Die Bestimmungen über die Aufnahme und den Lehrplan seien in Bearbeitung. Die Kosten für die Einrichtung des Seminars werden bei der eingetretenen ungeheuren Preissteigerung den Voranschlag weit übersteigen. Das Kullministerium habe sich daher schon mit dem Finanzministerinin in Verbindung gesetzt und es werde ein Nachtragsplan eingebracht werden, bisher wurden 750 000 Mk., die für ein Lehrerseminar in Reutlingen vorgesehen waren, verwendet.
Cannstatt, 12. Dez. (Einbruchsdiebstahl.) Nachts wurden an den Schaufenstern des Goldwarengeschäfts Steichel in der Marktstraße die oberen Flügel eingedrückt und Waren im Wert van einer halben Million Mark gestohlen.
Zuffenhausen, 12. Dez. (Tödl. Sturz.) Am Sonntag abend stürzte der frühere Schriftsetzer Otto Wagner auf der Nebenbahn beim Ueberschreiten der Wagen während der Fahrt zwischen zwei Wagen ab. Auf dem Bahnhof Korntal fand man Wagner schrecklich verstümmelt zwischen den Wagen hängend tot vor.
Mühlacker, 12- Dez. (Erkannte Leiche.) Am 26. November wurde in der Nähe des Tonwerks am Bahngeleise eine weibliche Leiche anfgefnnden. Die Untersuchung hat ergeben, daß es sich um die 23 Jahre alte Rösle Dietrich von Brettacb, OA. Weinsberg, handelt. Das Mädchen war in Söllinaen bei Durlach bedienstet. Ein Verbrechen liegt nicht vor.
Hall, 12. Dez. (Tödl. Unfall.) In Gailenkirchen wollte der 37 Jahre alte verheiratete Schreinermeister Kettemann an seinem Motor eine Riemenscheibe ausvro- bieren, wobei dieselbe zersprang und ihm ein Sprengsiück derart an den Kopf geschlendert wurde, daß der Tod sofort eintrat.
Balingen, 12. Dez. (Einbruch sdieb stahl.) In der Nacht zum Sonntag wurde in der Verkaufsstelle des hiesigen Konsumvereins eingebrochen und derselbe um etwa 60 000 Mk. geschädigt.
Troffingen, 12. Dez. (Tödlicher Unfall.) Im Waldteil Reute war der 42iährige Bauer Elias Pfister mit noch anderen Fuhrleuten mit dem Schleifen des Gemeindeholzes beschäftigt. Von einem Ast einer stürzenden Tanne wurde ihm die Schädeldecke zertrümmert. Kurz darauf starb er.
Tuningen, 12. Dez. (Brau d.) Am Sonntag brach in einem der größten hiesigen landw. Gebäude, des Fr. Götz, Landwirt, Feuer aus, durch das das Scheunenwerk! ganz und von der Wohnung der Dachstock vernicklet wurde. Die Ursache des Feuers soll auf Kurzschluß zurückzufübren sei,:.
Vom Bodcnsee, 11. Dez. (Holzschreberp r a- zeh.) Im Oktober letzten Jahres erfolgte bekanm.ich oie Beschlagnahme eines mit Brennholz beladenen Last- Wiffes, das infolge Sturms im Dampferhafen von Friedrichshasen Schutz gesucht hatte. Die mit 90 Ster zollamtlich deklarierte Holzladung wies bei der Untersuchung das doppelte Quantum auf, weshalb das Holder Beschlagnahme verfiel. In der Gegend von Unteruhldingen wollten damals die Klagen kein Ende nehmen über das viele nach der Schweiz transportierte Holz, und man konnte es nicht verstehen, wie die Negierung angesichts der Holznot überbauvt die Aussubrbewilliäuna
„Aber ich sagte doch nichts!"
„Das war auch gar nicht nötig. Ich sah nicht bloß, ich hörte schon den Schatten in Ihrer Stimme, als Sie uns die Neuigkeit mitteilten. Es ist Ihnen sehr schwer geworden, sich in den zweiten Vater zu finden. Ich habe Herrn Schmolle gesehen!"
„Er ist gut."
„Gut, freilich, das glaube ich gern. Aber" — er sah ihr mit einem herzlichen Blick voll ins Gesicht — „stolze Vögel gehören nicht ins Spatzennest. Darum fliegen Sie nur aus, und wenn Sie aus ihrer stolzen Höhe sind, denke» Sie nicht daran, zurückzuflattern; es wäre Torheit!^
„Wie Sie mich kennen!" Sie hob ihm das Gesicht' frei entgegen, daß er jede Linie darin studieren konnte. »Sie haben recht, ich möchte nicht wiederkommen. Ja, wenn Mama mich braucht — aber sie hat jetzt alles, was ihr Herz begehrt. Ich bin ihr gär nicht böse. Nein, ich will mich nicht besser machen als ich bin! Erst war ich empört, ich hätte aufspringen mögen und laut schreie», aber dann" — sie senkte den Ton, er wurde zum andächtigen Flüstern — „dann dachte ich an meinen Vater. Er würde nicht zufrieden sein, wenn ich mich lieblos gegen Mama stellte; ich habe es ihm versprochen, ich will gut zu ihr sein. Sie sollen auch nicht glauben, daß es Feigheit von mir ist, zu gehen; so lange Mama mich brauchte, Hab ich nie daran gedacht. Ich werde überhaupt keinen Menschen verlassen, der mich wirklich und wahrhaftig braucht
nein, niemals!"
Xylander griff nach ihrer Hand mW behielt sie fest in der seinen. „Brav, Nelda, brav! Also Sie wollen keinen im Stich lassen, der Sie in Wahrheit zu seinem Leben braucht? Denken Sie daran, wenn die Zeit kommt!"
Sie sah ihn verständnislos an — warum war er auf einmal so ernst, fast feierlich? Sein Blick hatte etwas Wehmütiges und doch Freundliches. „Sie haben so gute Augen", sagte sie plötzlich.
Eine feine Röte stieg ihm ins Gesicht.
„Ich werde Sie sehr vermissen, Nelda. Kaum wieder- gesunden, heißt es auch schon Adieu. Aber es ist besser so — es ist besser so! Da kommt Ihr» Straßenbahn, schnelle- steigen Sie ein!" . ..
(Fortschun- fslgt.)