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Mtrrrßeis, Montag den 11 . Dezember.

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Ernährungsfragen.

Unsere Abhängigkeit vom Ausland.

Es ist von Bedeutung, zu wissen, welche Nahrungs­mittel aus dem Ausland bezogen werden müssen. In weiten Kreisen besteht darüber noch vollkommene Un­kenntnis; sie wird in einem Aufsatz von Professor Juckenack in derKlinischen Wochenschrift" behoben.

Es wird darnach fast die ganze Margarine, die wir essen, in Deutschland zubereitet, aber etwa 70 Pro­zent dieser Margarine wird in Fabriken gewonnen, die sich im Besitz von ausländischen Unterneh­mern befinden. Aber das Wichtigste ist, daß 96 Prozent des gesamten Fettes, das wir überhaupt in Form von Margarine genießen, Margarine soll mindestens 80 Prozent Fett enthalten, aus dem Auslande stammt. An deutschen Nntnrerzeugnissen enthält dem­nach die gesamte in Deutschland verzehrte Margarine nur ganz geringfügige Mengen inländischer- Fette, so­wie Magermilch und Kochsalz? Die Fettmenge, die dem­nach zur Versorgung unserer Bevölkerung mit Marga­rine eingeführt werden muß, entspricht einem Werte von mehreren Milliarden Papiermark monatlich. Die aus­ländischen Fette lieaen in Konsignationslaaern, aus denen die Rohstoff? alle paar Tage gekauft und entnom­men werdeir. Daraus ergibt sich auch, warum die Lliargarinepreise seit einiger Feit etwa alle drei Tage der Valuta entsprechend schwanken.

Aehnlich liegen die Verhältnisse beim Schweine­schmalz. Während wir vor dem Kriege etwa 16 Mil­lionen Schweine hatten, sollen setzt nur noch 8,6 zur Verfügung stehen. Schon vor dem Kriege hat die Einfuhr von Schweineschmalz und von Kunstspeisefett, seinem Ersatzmittel, eine große Rolle gespielt. Zurzeit muß fast das ganze in den Handelsverkehr gelangende Schweinefett aus dem Ausland bezogen werden, namentlich aus den Vereinigten Staaten, auch Südamerika und Dänemark. Die Gewinnung von Oel- saatcn hat im Inland keine wesentliche Bedeutung.

Im Jahre 1913 sind 642394 Doppelztr. auslän­dische Butter nach Deutschland eingeführt worden. Im ersten Halbjahr 1922 betrug der Bruttoimport dagegen nur 10184 Doppelztr. Mit einer Zunahme der Ein­fuhr ist bei dem Tiefstand der Mark nicht zu rechnen, auch sind Sibirien und das europäische Rußland als Butterlieferanteu ausgefallen. In Deutschland ist die Buttererzeugung stark zurückgegangen, weil 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch den Verpnller Vertrag ausgeliefert wurden, darunter in milch­wirtschaftlicher Beziehung unersetzliche Gebiete in Nord­schleswig und Westpreußen. Der Viehbestand hat im Kriege durch Abschlachtung schwer gelitten, nach Kriegs­schluß mußte Milchvieh an die Entente abgeliefcrt wer­den, es fehlt an ausreichenden Mengen von Futter­mitteln. Die Folge davon ist, daß der Buttermangel eine wirtschaftlich nicht begründete Preissteigerung her- bcigesührt und daß sich der Preis der inländischen Butter immer mehr dem Weltmarktpreis angepaßt hat.

-. In sehr empfindlicher Weise sind wir vom Ausland hinsichtlich der Hülseufrüchte abhängig. Wir be­ziehen Bohnen aus Rumänien, Jugoslawien, Kalifornien und Brasilien, Erbsen aus China.und den Balkaustaaten, Linsen aus Aegypten, Indien und Brasilien. Die Ge­treideernte soll, wie man rechnet, nur bis zum kommen­den Frühjahr reichen. Dann muß also das gesamte Mehl, Brot usw. bis zur nächsten Ernte im Auslande beschafft werden. Auch Fleischeinfuhr wird notwendig werden.

Auch bei Reis, Speise-Eigelb, Gewürzen usw. sind wir aus das Ausland angewiesen. Reis wird aus Schäl­mühlen, die im Hamburger und Bremer Freihafengebiet liegen, oder aus England, Brasilien und Kalifornien bezogen. Gewürze kommen aus Indien, England und Holland, Speise-Eigelb aus China oder mittelbar aus England. Als Eierl ieferanten kommen Südruß­land und Galizien nicht mehr in Frage, und da die deut­sche Eier-Erzeugung schon in Vorkriegszeiten auch nichr annähernd den Bedarf an Eiern gedeckt hat, ist der große Mangel an Eiern erklärlich, rn dessen Folge die Eierpreise so außerordentlich gestiegen sind.

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Der Mangel an Milch.

In derSüddeutschen Molkereizeitung" untersucht OLermediznialrat Dr. Grosse die Ursachen der Säualinassterblichkeit aus dem Laude, welche

bei uns vor vem »rnege wesenincy yoyer war cns m oen Städten v d auch heute noch trotz der erheblichen Ver­schlechte-ug im allgemeinen von den Städten nicht er­reicht ist. Er kommt zu dem Schluß, daß die bäuer­liche Wirtschaftsform grundlegend die Höhe der Kinder­sterblichkeit bestimme. Wo Körner- und Rübenbau vor­herrscht, finden wir in ganz Mitteleuropa hohe Kinder­sterblichkeit, auch bei der Viehzucht treibenden Landbevöl­kerung. Sobald aber die Bezirke, deren klimatische und Bodenverhältnisse es gestatten, zur Milchwirtschaft übergehen, sinkt die Säuglingssterblichkeit, und bei Ueber­gang zur zentralen Verarbeitung der Milch, also zur Verarbeitung außerhalb der bäuerlichen Familie, findet ein weiterer Abfall statt. Statistische Angaben aus den .bayerischen Alpeubezirken bestätigen dies. Eine starte ^Senkung der Kindersterblichkeit zeigte sich seit dein Ende sder 60er Jahre, der Zeit der aufblühenden Milchwirt- sschäft. Oeffentliche Fürsorge gab es damals noch nicht, idie Stillverhältnisse hatten sich nicht geändert, der Kiu- iberreichtum blieb anfangs noch gleich; alle Verhältnisse also, die sich in der Säuglingssterblichkeit auswirkcn, Oblieben unverändert, mit Ausnahme der Art des Wirt- Zchaftsbetri ' v

i In W>> . - i emberg findet man diese Zusammen­hänge bestätigt in einem kreisweifen Vergleich der Fahl der Molkereien mit der prozentualen Abnahme der Säug­lingssterblichkeit von 18,6 bis 1904, wobei sich zeigt, daß der Neckarkreis mit nur 53 Molkereien nur 14 Pro­zent Abnahme hat, während im Donaukreis mit 345 Mol­kereien die Abnahme 34 Prozent betrug. In Baden hatte ursprünglich das S. W.-Eck die größte Säuglings^ sterblicbkeit, heute-ist-sie dort, seit dem Uebergang zu« Milchwirtschaft, geringer als im übrigen Baden. Ittj ! Vorarlberg, wo die zentrale Milchverarbeitung stär­ker ausgeprägt ist als in Tirol, ist auch die Kinder--^ sterblichkeit geringer. Im sächsischen Vogtland sind die Bezirke Oelsuitz und Auerbach bekannt durch ihre Milchwirtschaft; die Kindersterblichkeit ist dort auch tat­sächlich am niedrigsten von ganz Sachsen.

Dr.' Grosse ficht den Grund für diese Erscheinung darin, daß bei Körner- und Rübenbau die Arbeitslast der Bäuerin größer ist. Mit dem Uebergang zur Milch­wirtschaft fällt die Arbeitsmenge; die Bäuerin kann sich mehr der Hauswirtschaft widmen. Dadurch steigt die Reinlichkeit und Ordnung sowie die Pflege der Kinder. Einen weiteren Fortschritt in dieser Richtung bringt der Uebergang zur zentralen Milchverarbeitung, zumal die durch die Empfindlichkeit der Milch bedingte Erzie­hung der Hygwne. vor allem aber die seith-r gestiegene Qualität der Milch mitsprechen.

Die Meerengenfrage in Lausanne.

Lausanne, 9. Dez. Die Vrüfung der Meerengen- fraqe wurde in der Sitzung des Ausschusses für terri­toriale Angelegenheiten fortgesetzt. Die türkische Dele­gation formilierte den türkischen Standpunkt in der Dardanellen frage folgendermaßen: Sie fordert:

1. daß Konstantinovel und das Marmara­meer gegen reden Angriff vom Meer und vom Lande gesichert werden.

2. daß die Seestreitkräfte, dis sich in das Schwarze Meer begeben, derart beschränkt werden, daß sie nicht die entmilitarisierte Zone zwischen den beiden Meerengen und dem Schwamen Meer gefährden. Diese dürfen nur aus leichten Kriegsschiffen bestehen, die znm Schutze des internationalen Handels bestimmt sind,

3. daß im Schwarzen Meer keine Kriegs­schiffe unterhalten werden,

4. die freie Durchfahrt der Handels­schiffe m Friedens-, wie in Kriegszeiten. Für den Fall, daß die Türkei nicht neutral bleibt, wird sie sich mit der unentbehrlichen technischen Kontrolle begnügen.

Jsmed Pascha batte folgende Bedenken gegen das Programm der Alliierten: diese beziehen sich haupt­sächlich auf das Marmarameer, die Verbindungen und die Verteidiaungen in Anatolien und Thrazien, wen­den sich gegen das Verbot der Truppen­bewegung in der entmilitarisierten Zone, sowie die vorgeschlagcnen Grenzen der letzteren, ferner gegen das Verbot der Unterhaltung einer Kriegs­flotte im Marmarameer, die Arsenale usw. Was die vier vor den Meerengen liegenden Inseln betreffe, so müsse über Jmbros, Tenedos und Samothrake die türkische Souveränität anerkannt und Lemnos autonom

werden. Ebenso müsse per Halbinsel Gallipoli ein Minimum an Verteidigungsmitteln gegen Angriffe zugestanden werden.

Tschitscherin behielt sich die Prüfung der türkischen Vorschläge vor. Das alliierte Programm gehe nur auf eine Schwächung und Entwaffnung Rußlands aus. Rußland schlage seinerseits für den Fall, daß seine Auffassung durchdringen, eine Konferenz der Ufer­staaten des Schwarzen Meeres vor, die beraten solle, wie die Sicherheit der Küsten gewahrt werde. Tschi­tscherin warnte Rumänien davor, ein zweites Griechen­land zu werden, wogegen sich Venizelos verwahrte. Der griechische Delegierte sprach seine Zustimmung zu dem alliierten Projekt aus, ebenso der südslawische Delegierte und der Vertreter Rumäniens. Der bulga­rische Delegierte entgegnete erst nach wiederholter Aufforderung Curzons, daß er im allgemeinen dem alliierten Projekt zustimmte.

Lord Curzon gab die Antwort der Alliierten aus die türkischen Vorschläge und stellte mit Befriedigung fest, daß die Türkei im Prinzip sowohl die Entmilitari­sierung als auch das Durchfahrtsrecht der Handels­schiffe und die Bildung einer internationalen Kom­mission anerkennt. Die Sachverständigen könnten nun­mehr daran gehen, die Gegensätze auszugleichen. Die größte Schwierigkeit sieht Eurzon in den russischen Forderungen für die Meerengenfrage.

Am Schluß der Sitzung kam es zu einem Zwischen­fall mit Tschitscherin, als dieser erklärte, die Russen seien bereit, an den Verhandlungen zur An­näherung der türkischen und alliierten Gesichtspunkte aneinander teilzunehmen. Lord Curzon erwiderte, das sei überflüssig, da es sich um Fragen handle, die Rußland nicht interessierten. Tschitscherin pro­testierte dagegen und erklärte, daß Rußland an dem ganzen Meerengenproblem interessiert sei und Rakowski berief sich aus die Einladungsschreiben, um die Teilnahme Rußlands an den weiteren Verhand­lungen zu fordern. Der französische Vertreter Barerre vermittelte und erklärte, es handle sich um private Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Tür­ken und Rußland könnte auch seinerseits solche private Verhandlungen, einleiten. Die Russen erklärten, einer« schriftlichen Protest überreichen zu wollen.

Neues vom Tage.

Reichsminister und Parteiführer.

Berlin, 10. Dez. In der Konferenz des Reichs­außenministers Dr. Rosenberg mit den Partei­führern besprach Dr. Rosenberg die Frage eines neuen RevaraUonsvlans, ebenso die Beantwortung der Note wegen der Vorfälle in Ingolstadt und Passau und die Frage der Umwandlung der Militärkontrollkommis­sionen in ein GarantiekomUre, ferner die Ostfragen, insbesondere die Erweiterung des Ravallovertrages.

Das frans fische Programm für London.

Paris, 10. Dez. Das französische Proaramm für die Londoner Besprechungen kann nach übereinstim­menden Aeußerungen der Pariser Blätter ungefähr überblickt werden. DerTemvs" bestätigt, daß die Frage der Herabsetzung der deutschen Re- varationsschuld durch eine Herabsetzung der interalliierten Schulden in London wohl kaum zur Sprache kommen werde trotz der viel bemerkten Anwesenheit amerikanischer Diplomaten. Frankreich' wird vorläufig keine Herabsetzung der Repara­tionsschuld anerkennen. Die Debatte könnte sich höch­stens auf den Vorschlag erstrecken, von den deutschen Schuldverpflichtungen zunächst nur die Obligationen ^ und 8 in Rechnung zu stellen und die Q-Obligatio­nen für den eventuelle: späteren Ausgleich mit den rnteralliierten Schulden zurückzn^ellen. Die Haupt­rolle aber werde in London die Moratoriums­frage spielen. DerTemvs" erklärt, daß für ein deutsches Moratorium vor allen Dingen eine wichtige Bedingung erfüllt werden müßte. Man müsse ein Pfand ergreifen und dieses Pf and sei die Ruhrkohle. Das Blatt bemüht sich wieder einmal, klar zu machen, das das jetzige Wirtschaftssystem in Deutschland den Ruin des Landes bedeute. Das sei der Hauptpunkt des französischen Programms für London.

Sitzung ves Auswsrtige« Ausschusses.

Berlin, 10. Dez. In der Sitzung des Reichstags- sschusses für Auswärtige Angelegenheiten führte den zrsitz Abgeordneter Stresemann (D.VP.). Zunächst, cach Außenminister von Rosenberg über dre tfraqen, insbesondere die Ausdehnung des Rapallo- rtraqs An der Debatte beteiligten sich die Abgeord- ten von Rheinbaben .(D.VP.), Hoetzsch (D.natl.), tKor 6. Koenen (Komm t. Graf Rernstorkk

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