Hemmnisse envttch Überwunden, die einer sachlichen Regelung der Reparationsfrage entgegenstehen, dann wird endlich auch der feste Punkt gefunden sein, dre Wirtschaft und die Preisfrage mit sicherem Erfolg der Gesundung entgegenzuführen. Wir sind entschlossen, schon vorher keinen Blick von diesem Problem zu lassen und alles zu tun, was notwendig ist. Deshalb richte ich den Appell an die Welt, es endlich zuzulassen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß Nur unser Volk aus diesem Wirrwarr und den sprunghaft gestiegenen Preisen, der Verteuerung und der Verschlechterung unserer Lebenshaltung durch Stabilrsre- rung der Mark endlich retten können.
Zum Schluß kam Reichskanzler Dr. Enno auch auf die Not der Presse zu sprechen. Mehr als irgend ein anderer Bekuf leide die Presse. Aus Hunderttausenden von Haushaltungen verschwinden die Zeitungen und Bücher. Soll wirklich zu der materiellen Verarmung die geistige Verkümmerung kommen? Mag die W^t ein armes Deutschland sehen, ein seelisch armes Deutschland. ein Deutschland, das weniger geistig rege und weniger deutsch ist als das Deutschland der Vorkriegszeit, soll sie nicht sehen. (Stürmischer Beifall.)
Neues vom Tage.
Kein Provisorischer Zahlungsaufschub?
Paris, 4. Dez. Die Presse beschäftigt sich mit der Frage, ob das britische Kabinett beabsichtige, den Vorschlag zu machen, Deutschland ein kurzes provisorisches Moratorium von höchstens zwei Monaten zu gewähren. Bonar Law habe die Ansicht ausgesprochen, es scheine ihm schwierig, die Reparationsfrage vor dem 31. Dezember zu regeln, weshalb man vielleicht ein Moratorium von ein- oder zweimonatiger Dauer ins Auge fassen müsse. Bonar L^ also keinen festen Vorschlag gemacht, sondern nur Poincare gefragt, und der französische Ministerpräsident habe sich gegen den Gedanken eines Moratoriums gewandt und, da Bonar Law nicht nach Paris gehen konnte, sich entschlossen, nach London zu reisen. Hierdurch sei der Vorschlag der britischen Regierung hinfällig geworden.
Kabinettskrise in Brüssel.
Paris, 4. Dez. Nach einer Meldung des Quai d'Orsay aus Brüssel rechnet man in dortigen politischen Kreisen mit dem baldigen S t u r z des Minister rums Theunis. Man hatte ursprünglich erwartet, daß Theu- nis bereits über die schwebenden Verhandlungen gestürzt würde und sieht sie wegen der besonders drohenden Schwierigkeiten bei der bevorstehenden Militärdebatte in der Kammer voraus. Besonders die Rechte arbeitet auf seinen Sturz hin und zwar noch vor der Brüsseler Konferenz. Es werden verschiedene Kandidaten als sein Nachfolger namhaft gemacht, vor allem Jaspar. Unabhängigkeitserklärung Westthraziens.
Paris, 4. Dez. Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" aus Sofia haben die türkischen Revolutionäre in Westthrazien die Provinz für unabhängig erklärt. Antivenizelistische Bewegung.
Athen, 4. Dez. In zahlreichen Provinzstädten Griechenlands, wo die Parteien Gunaris, Stratos und Theo- tikos auch nach Erschießung ihrer Führer noch Anhänger besitzen, sind gegenrevolutionäre Bewegungen ausgebrochen. Auf Korfu, der Heimat Theotikos, hißten die Anhänger desselben die englische Flagge und erklärten sich von der athenischen Regierung unabhängig, so lange dort die venizelistische Herrschaft sei. Die in Thrazien stehenden Truppen haben gemeutert und sogar ihre Formationen aufgelöst. General Nider, der bei Ausbruch der Revolution zu ihrem Kommandanten ernannt worden war, jetzt aber außerstande ist, die Disziplin wieder heczu- stellen, bat der Athener Regierung seine Demission ein-
W re»el,,,»t. B
Schied auch dir Muschel lange schon Vom Meer, da» ihre Heimat war, — Ja ihrer Tiefe rauscht ei« Ton Wie MeerrDheimweh immerdar.
Rhemlandstöchter.
Roma» von Tlara Nie big.
(87) (Nachdruck verboten.)
Der Junge wurde rot, es war ihm höchst peinlich, einmal ein Wickelkind gewesen zu sein. Dann aber riß er die Mütze vom Kopf und sah Nelda offen an, mit einem Laren, fragenden Blick.
„Grüß deine Mutier von Tante Nelda. hörst du?*
„Tante Nelda, ja!«
Sie bückte sich hastig und küßte ihn auf die Stirn. -Du lieber Kerl! O wie glücklich Sie sind!« wandte sie pch zu Xylander; es kam ihr aus tiefstem Herzen.
„Und Sie kommen zu uns, Nelda, Sie kommen?«
„Ich komme. Ich muß Ihre Kinder sehen, ich komme gern!«
„Komm jetzt, Papa«, sagte Fritz und faßte des Vaters »Hand. „Du, man muß Frauenzimmer nicht warten laffen, du weißt doch! Fall nicht, hier sind Stufen! Ich darf doch auf der Straße auch mit dir gehen, Papa, ja? Wir beide! Ich geh am liebsten immer mit dir.«
Im Berliner Zimmer war eitel Wehklage, Frau Statin schwamm in Tränen. Sie hatte sich eben zu sehr Lber Nelda geärgert. Sagte doch das undankbare Kind «us Anlaß des Briefes, der vom Onkel gekommen war — man hatte ihm von Neldas Krankheit geschrieben und er wünschte dringend, die Nichte zu ihrer Erholung bei sich -u haben, wollte umgehend das Reisegeld schicken — sagte doch das undankbare Kind da: „Mama, dann reis' ich gleich. Ich freu mich unsäglich bei Onkel Konrad zu sein und sehne mich nach Papas Grab!« Wie unzart, immer vom Grab zu sprechen! „Du wirst mich nicht mehr ver- mrsien. Mama«, hatte sie auch gesagt. Wie bockig.sie war.
gereicht. Auch ver „Neuyork Herald" weiß über eine gegenrevolutionäre Bewegung zu berichten, nur geht nach rhm die Bewegung von Athen selbst aus und trägt französischen Charakter.
Ministerpräsident Pasitsch tritt zurück.
Paris, 4. Dez. Nach einer Meldung des „Matin" aus Belgrad hat die serbisch-radikale Partei unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Pasitsch einstimmig beschlossen, die Koalition mit den Demokraten aufzugeben, Pasitsch Hot daraufhin dem König seine Demission ange- bvten, die dieser auf einige Tage verschoben bat.
Tke bayerischen Borfäle.
München, 4. Dez. Zu den Vorkommnissen in Passau und Ingolstadt wird amtlich gemeldet: Gelegentlich der hiesigen verbandsstaatlichen Bezirkskommission wurden am 24. Oktober in Passau und am 22. November in Ingolstadt die Mitglieder dieser Kommission von Teilen der Bevölkerung schwer beleidigt und teilweise mit Steinen beworfen. Diese Vorkommnisse wurden von den zuständigen Staatsbehörden sogleich eingehend untersucht, und dabei wurde festgestellt, daß den Polizeibehörden keinerlei Schuld beizumessen ist, schon deswegen nicht, weil sie über das Eintreffen der verbandsstaatlichen Kommission nicht unterrichtet waren und daher rechtzeitig polizeiliche Maßnahmen nicht treffen konnten. Die staatsanwalt- schaftliche Untersuchung gegen die Täter ist noch im Gange. Die Städte Passau und Ingolstadt richteten an die hiesige Kontrollkommission wegen der Vorkommnisse besondere Entschuldigungsschreiben. Darüber hinaus war es der Regierung auf Grund der Sachlage jedoch unmöglich, die von der verbändlerischen Militärkommission noch weiterhin verlangten Strafmaßnahmen (Versetzung des Verantwortlichen Polizeichefs) vorzunehmen. Trotzdem machen nun die Verbandsstaaten die örtlichen Polizeibehörden feierlich verantwortlich und verlangen von ihnen und von den beiden Städten die Erfüllung drückendster Verpflichtungen und außerordentlich hohe Geldbußen und Strafversetzungen und stellen bei Nichterfüllung bis zum 10. Dezember schärfste Sanktionen in Aussicht. Das Verhalten der Bevölkerung und ihre zunehmende Entrüstung über die dauernde demütigende Kontrolle ist für jeden national empfindenden Deutschen verständlich; dennoch verlangt das Gebot der Stunde kluge Zurückhaltung und Beherrschung der inneren Gefühle. Es muß den Verbandsstaaten auch der Schein des Rechtes genommen werden, uns immer wieder drückende und aänzlich unberechtigte Opfer auf- zuerlegen.
Tie Londoner Borkonferenz.
Frankfurt a. M., 4. Dez. Aus Paris wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Die Ministerpräsidenten von Frankreich, Italien und Belgien werden Freitag in London eintreffen. Sie werden von einem Stab von Mitarbeitern und Sachverständigen begleitet sein, so daß die ursprünglich als Vorbesprechung zur Vorbereitung der Brüsseler Konferenz in Aussicht genommene Zusammenkunft mehr und mehr den Charakter einer Tagung des Obersten Rats anzunehmen scheint. Nach den Mitteilungen der hiesigen Blätter soll bereits ein Uebereinkommen dahin erzielt sein, daß den Londoner Verhandlungen ein Plan der französischen Regierung als Grundlage dienen soll.
Deutscher Reichstag.
^ ^ Berlin, '4. Dez.
f Ter Reichstag nahm am Montag seine Sitzungen »wieder auf. tz-KD
f Der 6. Nachtrag zum Reichshaushalt,^ der die bekannte Erhöhung der Beamtenbezüge bringt, wird »ohne Aussprache in allen 3 Lesungen angenommen.
> Der Gesetzentwurf über die Erhaltung der Kriegergräber aus dem Weltkrieg aeht an den Rechtsausschuß.
jetzt gerade reifen zu wouen, wo man sie so notig brauchte!
Frau Rätin weinte ihr Taschentuch naß, dazwischen horchte sie aus die Stimme im Vorderzimmer. Wie fatal, daß sie nicht hineingehen konnte zu Xylander; aber mit den roten Augen, nein! Und ungezogen war sie auch nicht, über den Ärger mit Nelda mußte einem ja alles vergehen
— Gott, wie sollte das noch werden?!
Schmolle ging ab und zu und ermutigte. „Reden wir, rü>en wir man endlich frei von der Leber weg! Sie
werden sich doch nicht vor Ihrem eignen Fleisch u; Blut fürchten, Verehrtefte? Na, da brate mir einer 'nen Storch! Mir ist es sehr apropos, wenn die Sachs zum Klappen kommt. Sehen Sie mal, der erste Juli ist vor der Tür, wir kündigen, machen Hochzeit, feine Reise nach der Ostsee oder dem Harz oder nach Friedrichsroda, was?, Ersten Oktober sitzen wir gemütlich eingespunden in unsrer neuen Wohnung, Berlin VV Gott sei Dank können wir's ja!«
„Ach, wie schön!« Die Rätin seufzte sehnsüchtig, dann schaute sie ängstlich um. „Aber Nelda, Nelda —? I«
„Na, sie reist eben mit uns. Ich habe Neldachen sehr gern. Und es ist ja auch für sie höchst interessant!«
„Gott, Schmolle, wie Sie Nelda kennen« — der Ton war ganz ärgerlich — „als ob die so gleich Ja und Amen sagte! Ich möchte lieber sagen, ich habe einen lotgeschlagen, als ihr das erzählen. Ach, könnte man mal ein Glück haben, gleich wird es einem getrübt! Meinetwegen mag sie zu dem Bürgermeister, aber jetzt noch nicht; ich kann sie nicht entbehren. In ein paar Tagen läßt sich doch leine Hochzeit Herrichten; und so lange muß sie bei mir bleiben, die Dehors müssen gewahrt werden!«
„Aber, Werte, bei uns alten Leuten!« ' "
„Das ist ganz egal. Ich weiß gar nicht, Was Sie immer mit dem Alter wollen! Die Dehors müssen gewahrt werden, man ist das seinem Stand schuldig. Mein guter Dallmer war Regierungsrat, mein Vater Registrator und mein Onkel« — hier machte sie eine kleine Pause
— „Geheimer Rechnuttgsrat!«
„Ja, freilich, freilich!« Schmolle wurde ganz rot vor Bewunderung; sein Vater hatte Korinthen und Zichorien verlaust und die Düten selbst gedreht in dem dunklen Lädchen des kleinen märkucken LleckenS. Er war krob.
das Gesetz zur Aenoerung oes «t<yrsprergese«es an ve« Bildungsausschuß.
Dann wird die Beratung über die Reform der Geschäftsordnung des Reichstags fortgesetzt.
Abg. Fröhlich (Komm.) erhebt Einspruch gegen die Kontingentierung der Redezeit, welche nach den Ausschußbeschlüssen im allgemeinen »/-, Stunden nicht überschreiten darf.
Die Abstimmung wird ausgesetzt.
Nach den Ordnungsbestimmungen kann einem Redner das Wort entzogen werden, wenn er dreimal in derselben Rede zur Sache oder zur Ordnung gerufen worden ist. Verletzt er gröblich die Ordnung, so kann er von der Sitzung ausgeschlossen werden. Verläßt er den Saal nicht, so wird die Sitzung unterbrochen oder aufgehoben. Der schuldige Abgeordnete wird dann ohne weiteres für die folgenden 8 Sitzungstage ausgeschlossen. Bei wiederholtem Widerstand gegen die Anordnungen des Präsidenten tritt ein Ausschluß von 20 Sitzungstagen ein.
Abg. Eichhorn (Komm.) erhebt Einspruch gegen diese Ordnungsbestimmungen.
Abg. Dr. Kahl (D.VP.) tritt für die Aufrechterhaltung der Ordnungsbestimmungen ein. Der Reichstag müsse gegen den Terror oder die Unart Einzelner geschützt werden.
Abg. Schmidt (Soz.) empfiehlt einen Milderungsantrag.
Bei den nun folgenden Abstimmungen wird beschlossen, die Redezeit auf eine Stunde sestzusetzen. Die Bestimmungen über den Ausschluß von Abgeordneten werden in der Ausschußfassung angenommen. Ein deutschnationaler Antrag auf Errichtung einer Parlamentswache im Reichstag wird abgelehnt. Eine zweite Lesung wird später stattfinden.
Dienstag, 2 Uhr: Anfragen, 7. Nachtragsetat.
Aus Stadt und Land.
Alte»««»». 8. Dezember 1»«.
MStterbrrotuugSßuudr». Die Bezirkssürsorgerlu W, im Winter j den 1. Mittwoch im Monat von 2—4 Uhr Sprechstunde für Mütter und Pflegemütter im Jugendheim Di, Kinder find womöglich mitzubrlngev; wenn die» wegen schlechter Witterung u. a. nicht möglich ist, wird auch so Rat über Pflege und Erziehung »nd andere Angelegenheiteil erteilt.
Der La«»r»vrr»im» «ürtt. Amt-körperschasteu hielt am Montag, den 27. d. Mt», in Siuttgart seine jährliche Mir gliedrrvrrsammluvg. Der Vorsitzende, Oberamtmann Richter in Eßlingen, erstattete den Geschäftsbericht, in dem er einen Rückblick über die vom Verband geleistete Arbeit und über den Ausbau der Organisation gab, der nun alle rvürii. Amttköipttschafte», mit Ausnahme de» Bezirk» Laupheim, «»gehören. Der Verband hat in einer Reihe von Eingabe und Gutachten zu Entwürfen von Gesetzen «nd AuSfüh- runciblstimmungev, die sich aus die Amttkörprrschaftkoei- waltung beziehe», zur Wahrung der Rechte und Interest?» der AmtSkörperschaften Stellung genommen und an zahlreichen mündliche» Verhandlungen mit den zuständigen Staatsbehörde« te lgenowmen. Erwähnt feien nur die Kommunalverband»wirschüft, die Einrichtung von Jugendämtern, Tuberkulosensürsorgrstellen, landwirtschaftlich« Schulen, di« WohuunpSfürsorge, die Erhaltung von Wände,ar britsftätten ete. Entschiedener Protest wurde gegen di« vom Württ. Arrzteverband vorgeschlagene Errichtung von Ses»ndheir»ämter« in alle» Bezirke» erhoben. De» AmtSkörperschaften werde« von Reich «nd Staat immer neue Organisationen u»d Aufgaben, die eine« großen Kostenous wand verursache», zugemutot, «ährend die AmtSkörperschaften weder eigene» Vermögen besitzen noch bei der heutige» Kreditvot in der Lage find, die nötigen Mittel im W»gc der Echnldoufuahme zu beschaffen. Der LandeSverbard müßte deshalb ge««« die fortdauernde Abwälzung staatlicher
als es draußen zweimal klingelte, und verschwand. Nach fünf Minuten kam er mit Nelda wieder herein.
„Nun, wie war's?« Frau Dallmer hatte begründete Ursache, einen freundlicheren Ton gegen die Tochter anzuschlagen; sie sah, wie Schmolle an seiner Krawatte zupfte und den gestreiften Hemdbusen herausdrückte. Er präparierte eine Ansprache. Jbr schwindelte.
„Na, Neldachen«, sagte der gute Schmolle und klopfte dem Mädchen aus die Schulter, „das war ja 'ne Freude! Wirklich ein nobler Mann, außerordentlich Kobel, und das Jungchen ganz scharmant. Was Sie alles für Bekanntschaften haben! Aber nun bleiben Sie auch hier, nicht wahr, Nädachen? Sie werden doch Muttern nicht kränken und jetzt reisen? Sehen Sie mal« — er druckste und schluckte und räusperte sich — „wir können Sie jetzt absolut nicht entbehren. Wir« — er druckste wieder und schluckte und bekam sogar einen Hustenanfall — „wir — nämlich — sehen Sie mal« — Eine atemraubende Pause. Frau Rätin hatte das Gefühl, in ein Mauseloch kriechen z« müssen. „Wir, nämlich, die Frau Mama und ich — stnd^ gesonnen in den heiligen Stand der Ehe zu treten!« Es war heraus, Gott sei Dank!
Nelda fühlte ein eigentümliches Zittern in den Knien; sie mußte sich am Tisch niederlaffen und den Kopf in die Hand stützen, alles ging mit ihr rundum. „Also doch — also doch?!« War es ihre Stimme, die das sprach, merkwürdig starr und klanglos? Sie warf keinen Blick zur Mutter hinüber, sie konnte nicht; ein eisernes Gewicht drückte ihr den Nacken nieder, glühende Röte stieg, ihr bis in die Stirn — das war die Scham. „Oh, mein Vater, mein Vater«. Sie hätte laut herausschreien mögen: „Du bist vergessen, dein Name wird abgeworfen wie gar nichts — Vater, Vater, ist's möglich?!« Die Pein stieß ihr fast das Herz ab, die Kehle schnürte sich zu, kein Laut wollte über ihre Lippen.
Frau Rätin sah angstvoll nach der Tochter hin, sie halte einen lauten Ausbruch befürchtet. „Nelda, ach sei nicht böse«, bat sie kläglich, „es mag dir ja komisch sein, aber so eine arme Witwe wie ich! Und Schmolle ist so gut — und es ist ja auch gut für dich! Denk mal, dn brauchst dich nicht mehr mit Stundengeben quälen! Ach» Gott, du bist ja mein einziges Kind, wie liegst du mir am. Herzen — Neldachen, verdirb mir doch das Vergnügen' nicht!« (Fortsetzung folgt.)