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Aus den Tannen'

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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Alterrfisig-StadL. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und Freudenstadt.

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Sie Politik der nationalen kinignng.

! R. H. Wieder einmal hat eine neue Regier ung der deutschen Volksvertretung ihrProgramm" dnrgelegt. Aus dem Munde des Kanzlers ist eine erschütternde Dar­stellung deutscher Not gegeben wrden. Wir haben Worte^ der Hoffnung vernommen zur Rettung ausr'dcntZCHavs. ^ Aber sind wir nicht kleingläubig geworden,Wweifler! an den besten Worten und Absichten? Dürsten wir nicht Mit letzter Kraft unserer Seele nach derT at",^nach der erlösenden Rettungstat aus den ^tiefen Nöten unserer Tage? Zu oft schon ist das neue Mor­genrot verkündet worden und immer düsterer nur ward es um und in uns! Wer soll noch Glauben haben? ^Deutschland kann bedrückt und bedrängt werden, aber es kann nicht untergehen, wenn es nicht sich selbst aus- tzibt". Dieses Wort des neuen Kanzlers ist das Grund­motiv seiner ganzen Ausführungen. In dieser Erkennt­nis, in diesem Kampf gegen lähmend: Verzweiflung und Selbstaufgabe ist das ganze deutsche Volk einig, in dem Kampf gegen Kleinmut, Selbstsucht und Selbstgerechtig­keit.

Haben wir nicht gar zu schwachmütig immer nach fremder Hilfe Ausschau gehalten, sind wir nicht innerlich zu feige gewesen, Forderungen an uns selbst zu stellen? Waren wir stark nur im Fordern an die andern? Seien wir doch ehrlich gegen uns selbst und bekennen wir, wie unendlich oft wir wieder besseres Wissen handel­ten, daß wir vergaßen, vergessen wollten, Glieder eines Volkes zu sein, daß unser ganzes Tun und Trachten nur erfüllt war von den primitivsten Trieben unseres klei­nen vergänglichen Jchs! Was vor allen uns not tut, das ist die große Scham, daß wir unser Menschentum verkauft haben um ein paar Silberlinge, daß wir die edel­sten Güter unseres nationalen Daseins verachtet und ver­spottet haben, daß wir das Materielle Herr über uns werden ließen, statt dem Besten in uns zum Lichte zu ver­helfen: dem Geist und der deutschen Seele!

-" Zerrissen und zerspalten steht unser Volk da, Haß und Scheelsucht fressen uns auß-Ar-Zügier und Menschenver- Kchtung schwingen die Geißel über uns. Tote Buchstaben Häven das lebende, aus dem Herzen kommende Wort ver­drängt, Formeln schnüren uns ein, undGrundsätze" hemmen den Weg nach oben. Abweichende Gesinnung wird verdächtigt und verachtet. Deutsches Volk, hilf Dir selbst! Was kann der Kapitän tun, wenn die Mannschaft versagt. Seid erst Menschen, Deutsche, dann Parteileute in hundertfacher Schattierung. Habt ihr im jahrelangen Ringen, das keine Feder zu schildern ver­mag, einer Welt von äußeren Feinden Stand gehalten «m nun an SeWzerfleischung, moralischer Fäulnis, bil­ligem Zweislertum zugrunde zu gehen?

Stärkste, tiefste Einmütigkeit der Gesinnung, eine alle u mfassende Arbeit s- und Schicksals­gemeinschaft, eine eigene aufbauende Politik, posi­tive gemeinsame Arbeit, höchst e Leistung das sind die Forderungen der Stunde, die selbstverständ­lichen Forderungen des deutschen Volkes an sich selbst, wenn es noch Mut zu seiner Zukunft hat. Der Wege dahin können und werden manche sein das Ziel ist nur Eines: Rettung des deutschen Volkes. Nicht dasProgramm" wird darüber entscheiden, ob dem neuer: Kanzler Erfolg beschieden sein wird, sondern der Wille einer einmütigen Nation zur innersten, freudigsten und mutigsten Mitarbeit. Ist dieser nicht vor­handen in allen Schichten unseres Volkes, triumphiert weiter wie bisher das wie auch immer geartete Einzel­interesse -dann ist unser Geschick endgültig und mit Recht besiegelt, durch unsere eigene Schuld!

Am die Mehrarbeit.

Ein Wirtschaftskörper, der dauernd weniger erzeugt, als er verbraucht, muß das wirtschaftliche Defizit wach­sen sehen und muß erkennen, daß das Vertrauen der Welt zu seiner wirtschaftlichen Kraft und damit auch zu der Fähigkeit, das von ihm ausgegebene Papiergeld zum glei­chen Preise wieder zurückzukaufen, schwindet. Dieses schwindende Vertrauen ist die Ursache unserer Währungs- Verschlechterung. Sie ist natürlich nicht in erster Linie und allein dadurch entstanden, sondern durch die Zwangslieserung von Sachgütern und Geldwerten an die Entente. Infolge der ungenügenden Produktion und dieser Reparationsleistungen ist das Defizit der deutschen Wirtschaft so groß geworden, daß es, wie auch dev Reichskanzler Cuiro in seiner Programmrede feststellte, unmöglich ist, es allein durch innere Produktionssteige­rung zu beseitigen. Darum müssen wir eine Revision des Versailler Vertrages verlangen. Das ist das eine. Aber damit allein kommen wir aus dem Niedergang nicht heraus. Es steht fest, daß gegenwärtig auch ohne Re­parationsleistungen die deutsche Wirtschaft ein Defizit ausweift, weil der Ertrag der Arbeitsleistung zurück­gegangen ist und nicht genügt, das deutsche Volk zu er­nähren und zu erhalten, geschweige denn Werte zu schaffen, um darüber hinaus Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Um eine Produktionssteigerung kommen wir also nicht herum.

Wie ist dieser Rückgang der deutschen Produktion zu erklären? In erster Linie ist er eine Folge der Unstabili­tät des deutschen Geldes. Die Unmöglichkeit einer siche­ren Kalkulation und einer sicheren Berechnung der Ma­terialkosten, Preise und Betriebskosten hat dazu geführt, daß sehr häufig aus dem vollen Geldsack gewirtschaftet wird, und die Unmöglichkeit, bei schwindendem Geldwert einen genügend großen Kreditmarkt zu finden, ist schuld daran, daß die technische Ausgestaltung der deutschen In­dustrie und Wirtschaft und die Modernisierung der tech­nischen Arbeitsmethoden erheblich zurückgeblieben. Der Glaube, die Vermehrung der deutschen Produktion sei allein durch eine Verlängerung der Arbeits­zeit zu erreichen, ist irrig. Eine Steigerung der Ar­beitsleistung des Einzelnen ist in erster Linie durch ganz andere Faktoren bedingt. Zuzugeben sei, daß in einzelnen Fällen der Umfang der Arbeitsleistung lediglich von der Zahl der Arbeitsstunden abhängt (z. B. Straßen-- bahnschaffner, Pförtner usw.). Die Hauptursache für den Rückgang der Arbeitsleistung ist die Zerstörung der ganz selbstverständlichen psychologischen Voraus­setzungen für eine anständige Arbeitsleistung: die Konzentration auf den Arbeitsvorgang. In früheren Zeiten bei festen Wertverhältnissen des Geldes war der Arbeiter davor geschützt, einen unausgesetzten^ von früh bis abend währenden, Tag um Tag sich wiedev-l holenden Kampf gegen die Preise und um den Arbeits-j lohn führen zu müssen. Heute drängt sich überall, in! der Wohnung, an seinem Arbeitsplatz und während seiner! Arbeit die Sorge um die Existenz an ihn heran. Jede Woche wird eine neue Lohnbewegung nötig, well die Preise von Tag zu Tag höher springen. Wo soll bei dieser unausgesetzten Ablenkung des Geistes und dieser fortwährenden Erschütterung des seelischen Gleich­gewichts die Kraft Herkommen, sich ausschließlich auf die Arbeitsleistung zu konzentrieren?

Dazu kommt, daß die irrsinnigen Lasten des sog. Friedensvertrags jede Hoffnung, aus dem Niedergang herauszukommen, im Keime ersticken müssen. Der Reichshaushalt weist den ungeheuren Fehlbetrag von 890 Milliarden auf. Ein Gleichgewicht des Haushalts ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit angesichts der un­gedeckten Forderung von über 600 Milliarden Mark zur Ausführung des Friedensvertrages. Wir haben Stundung der Bar- und Sachleistungen gefordert, aber noch keine Antwort erhalten. Frankreich droht mitBe­schlagnahme" des linken Rheinufers und der Ruh-rbera- werke. Muh angesichts dieser fürchterlichen Lage nicht jeder Arbeitswille gelähmt werden?

Aber wir dürfen nicht verzweifln, wir müssen die lähmende Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung über­winden. Wir müssen unverzüglich zur Selbsthilfe schreiten, müssen arbeiten, mehr arbeiten als bisher. Es geht ums Leben des deutschen Volkes. Und wir haben keine Zeit mehr zu warten, auf die Hilfe von außen zu " Eurer für alle, alle für einen. Es liegt nicht aL

'Arbeiterschaft, eS liegt an uns allen.

Die Kanzlerrede.

Berlin, 4. Dez.

Wie alljährlich, so hat auch Heuer der Verein Berliner Presse am ersten Sonntag im Dezember sein gewohntes Konzert mit daran anschließendem Emp­fang in den gesamten Räumen des Reichstages ver­anstaltet. Er wurde eingeleitet mit einem Tee, an den sich eine längere Rede des neuen deutschen Reichs­kanzlers anschloß. Eine große Anzahl der bekann­testen Persönlichkeiten des politischen, wissenschaftlichen and künstlerischen Lebens hatten der Einladung Folge geleistet. So sah man unter anderem von Mitgliedern der neuen Regierung den Reichskanzler Dr. Cuno, die Minister Brauns, Sting, Grüner und Staats­sekretär Hamm. Unter diesen Umständen gewann die Rede des Reichskanzlers bei einem so zusammengesetz­ten Publikum noch mehr an Bedeutung. Die politische Versammlung wurde eingeleitet durch den Vorsitzenden des Vereins Berliner Presse, Georg Bernhard (Voss. Ztg.") Er erläuterte in längeren Ausführungen die Pflichten der Presse.

Reichskanzler Dr. Enno betonte zunächst die Not­wendigkeit des Zusammenarbeitens von Parlament nnd Regierung, die beide die gleichen Ziele, das Wohl und die Wiederaufrichtung des deutschen Volkes anstreben. Der Kanzler betonte weiterhin, daß das Kabinett Cuno sich sofort an die fachliche Arbeit gemacht habe, daß es fest aus dem Boden der Verfassung stehe und er bisher nichts von Meinungsverschiedenheiten im Kabinett gehört habe. Die Beziehungen zu den Ländern feien sofort angenommen worden. Cuno erklärte dann, wir haben neben der Einheit im In­ner« auch die Einheit nach außen bitter notwendig. Vielleicht wird sich das schon in den nächsten Tagen besonders zeigen. Das Kabinett wird solange seine Pflicht tun, solange es getragen ist von dem Vertrauen des Volkes und des Parlaments. Es fehlt in Deutsch­land an dem Vertraue« zwischen den einzelnen Schich­ten. Dieses Vertrauen muß gegründet sein aus einer festen Grundlage von Moral und Autorität. Der Kanz­ler erinnerte an die neuen Reichen, die sich noch nicht aller Pflichten des ReichstumS bewußt sind. Der Kanz­ler wies ferner auf seine Erklärungen im Reichstag hin. Man habe sie nicht überall so ausgenommen^ wie sie gemeint waren. Man hat namentlich in fran­zösischen Kreisen gefunden, daß die Erklärungen zur Reparationssrage enttäuschten und daß man den gu­ten Willen vermißte, zu leisten auch nur in dem Umfange, der damals in der Note vom 13. November abgegrenzt war. Beides ist irrig. Der Grundsatz, daß wir nicht mehr als im Rahmen der Note vom 13. No­vember leisten können, kann den verständigen Men­schen, der die deutsche Wirtschaft kennt, nicht ent­täuschen. Eine andere' Erklärung hätte nur einen unverständigen Menschen enttäuschen rönnen. Ich habe keinen Anlaß, mich Frankreich gegenüber anders zu stellen, als gegenüber anderen Staaten. Wir müsse» mit Frankreich in Ordnung kommen. Nur durch sach­liche Verhandlungen können die Grenzen abgeschwächt werden, nicht durch Ultimaten und Einmarsch-Drohun­gen. Das Kabinett steht nach wie vor auf dem Stand­punkt der Note vom IS. November. Die Mitglieder des Kabinetts sind in mühsamer Arbeit bemüht ge­wesen, eine Lösung der Reparationsfrage zu finden. Bei unserer Arbeit brauchen wir das Vertrauen des Inlandes und des Auslandes. Wir werden bet un- serer Tätigkeit mit Parlament und Wissenschaft in engster Fühlung bleiben. Ob der Erfolg «intreten wird, hängt nicht von uns ab. Der Kanzler kam dann auf die neue französische Note wegen der Zwi­schenfälle in Passa« und Ingolstadt zu sprechen und erklärte bezüglich des Tones dieser Note, das sind 'eine Worte, die darnach klingen, als ob man Ver- tändnis habe für die Zusammenarbeit der Völker und > als ob ein wahrer Friede schon eingekehrt der Note gegenüber zu sagen ist, wird von der ReickiS- regierung im Einvernehmen mit der bayerischen Ne­gierung geprüft werden. Wir werden die Tatsm! feststellen. Wo Unrecht geschehen ist, da muß es s gemacht werden. »

Den Einmarschdrohnngen aber, die im Rheinla d beunruhigen, in einem Land, wo jeder Stein von de:..- schem Wesen spricht, allen diesen Drohungen gegen­über wollen wir mit einem Wort nur erklären, dnA das Rheinland fest zu Deutschland gehört und Dentsch-- land fest zum Rheinland steht. (Stürmischer Beifall! und Händeklatschen.) Wir können und werden es nicht' zulassen, daß das Rheinland, die Rheinprovinz, die Pfalz, Rheinhessen und das Saargebiet jemals preis­gegeben, ihre Befreiung gefährdet oder hinausgescho­ben werde. Darauf können sich unsere Brüder und Schwestern im Rheinland fest verlassen. (Wiederholter stürmischer Beifall und Händeklatscken.) Werden die