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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für AlLensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw und jreu-enstrdt

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Jahrgang 1922

Unsere Zeitung beAells»!

M Reichssinanrmmifter in München.

Reichsfinanzminister Tr. Hermes hat am Samstag, Skglcitet von Staatssekretär Tr. Zapf und Regierungsrat Tr, Terdenge vom Reichsfinanzministerium, der Stadt München einen Besuch abgcstattet. Nach einer Besichtigung des Neubaus des Deutschen Museums unter Führung von Gchcimrat v. Miller und Kultminister Tr. Matt folgte er einer Einladung des 1. Bürgermeisters zum Besuche des Rathauses. Tie beiden Bürgermeister, Vertreter der Stadtratsfraktion, ferner der Syndikus des bayerischen Städtebundes, Bürgermeister a. T. Dr. Knorr, hatten sich zur Begrüßung um 12 Uhr im Repräsentationssaal des Rathauses eingefunden.

Bürgermeister Schmid begrüßte den Reichsminister und kam auf die Besprechung der Städtevertreter im Reichs- siuanzministerium über die Notlage der Gemein­den zurück. Ter Bürgermeister erkannte dankbar an, daß inzwischen bereits ein Teilerfolg zu verzeichnen ist, beionte aber, daß die vorschußweise gewährten Mittel nur die Bedürfnisse eines Monats decken und daß die Olwberverpflichtungen wieder vor der Türe stehe stehen. Wenn der Betrieb der Stadtverwaltungen nicht zusammen­brechen soll, sind sie auch fernerhin auf das Entgegen­kommen und die Hilfe des Reichsfinanzministeriums an­gewiesen, da die gesetzliche Regelung der Zuschuß- und Stcuerfrage erst angebahnt ist. Namens der Stadtverwal­tung dankte Bürgermeister Schmid sodann dem Reichs­minister dafür, daß er der Einladung zum Besuch des Rathauses Folge leistete, und bat ihn und feine Beglei­ter, zur Erinnerung an diese Stunde ihre Namen in das Gedenkbuch der Stadt einzutragen. Wenn die Herren bei der Besichtigung des Rathauses manches Schöne sehen, so wollen sie daraus nicht den falschen Schluß ziehen, als könnten wir im Wohlstand und Bürgerglück schwelgen. Tas Haus und seine Einrichtung stammen aus einer früheren Periode. Man klagte zwar auch damals über Geldnot, hohe Steuern usw., doch waren die Verhält­nisse im Vergleich mit der Jetztzeit mit den'Friedensvik- taten und den unersättlichen Forderungen der Ententk goldene zu nennen. Zum Schlüsse betonte der Bürger­meister, der Reichsminister möge die Ueberzeugung ge­winnen, daß die verantwortlichen Faktoren in den Ge­meinden bemüht sind, der schlimmen Situation .Herr zu werden. Aus eigenen Kräften vermögen sie jedoch Tinge nicht mehr zu meistern. Im Interesse der Erhal­tung und der Geschlossenheit des Reiches erbitte er darum nochmals ausreichende Hilfe in dieser schweren Zeit.

Reichsminifter Tr. Hermes dankte für die freundlichen AHgrüßungsworte und erwiderte, daß er volles Ver­ständnis für die Finanznot der Gemeinden habe und gerne bereit sei, soweit es die schwierige Finanzlage des Rei­ches irgendwie gestatte, die berechtigten Ansprüche der Gemeinden zu berücksichtigen. Durch die Konferenz mit den Vertretern der Städte habe er so recht Einblick in die fi­nanziellen Nöte der Kommunalvcrwaltungen bekommen, Was auf Grund dieser Besprechung den Gemeinden bis­her Angewiesen werden konnte, könne gewissermaßen nur als eine Abschlagszahlung betrachtet werden und bilde den Auftakt zu einem harmonischen' Zusammenarbeiten zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, Allerdings muß bei der Finanzpolitik Rücksicht genommen werden. Hiebei streifte Minister Tr, Hermes in kurzen Zügen auch die Finanz- und Reparationspolitik der letzten Tage und wies auf die schwierigen Verhandlungen der nächsten Woche hin. In warmen, Worten gedachte er sodann der hohen Kulturwerte, die Bayern und namentlich. München ^fitze. Wenn man auch mit Besorgnis den kommenden Zeiten, insbesondere dem Winter, entgegensehen müsse, w hoffe er bestimmt, daß wir unser Vaterland wieder hochbringen werden,

, Nachdem sich die Herren in das Gedenkbuch der Stadt ewgetragen hatten, besichtigten sie die Bürgermeister- zimmer, Sitzungssäle und die Stadtratsbibliothek, wobei Stadtrat Held den Gästen zwei interessante Wiegendrucke ^igte. Nach einer Führung durch den Regieweinkeller der Stadt wurden dem Reichsminister und seinen Begleitern lm Grütznerstübchen des Rathauses Proben aus der städti­schen Weinkellerei gereicht. Nach fast zweistündigem Auf­enthalt im Rathaus fuhr der Reichsminister mit seinen Begleitern und Geheimrat Tr. v. Miller im Kraftwagen, Starnberg, von wo aus er sich nach Oderammergau Fum Festspiel begab, (Münchn. N.N.)

Neues vom Tage.

Aeutzerungen der belgische« Unterhändler.

s^>?En, ?. Sept. Aus Paris wird derTägl. Rund­bau berrchtst: Einer der belgischen Vertreter, die heute nach Berlin reisen, erklärte angeblich einem Ver­treter des ,^>ntransigeant", daß Belgien Sicherheiten fordern wird, damit es, wenn es Geld brauche, dieses N ^ deutschen Schabwechsel im Betrage von

^7« Millionen Äoldmark von der Bank von England, der Bank von Holland und der Welttrust Co. erhalte» ^/"re. Wenn diese Sicherheiten angeboten würde»,' sei alles rn Ordnung. Gehe Deutschland die Verpflich- tung ern, daß die Reichsbank den Gegenwert des Be- träges rn Schatzwechseln in Gold bereitstelle, und jeder- zeit zur Verfügung der Inhaber der Schatzwechsel halte, so wurde eine Ueberführung des Goldbetrages an eine Verbündeten nicht verlangt werden. Zur «eichsbank könne man das nötige vertrauen haben. Dre Banken, die die Schatzwechsel zu diskontieren hät- fEN'.wurden srch Mit einer derartigen Zusicherung wahr- schernlrch auch zufrieden geben. Wenn Deutschland aber nrcht genügend Sicherheiten anbiete, müßte das Gold der Rerchsbank verlangt werden. Die Vorschläge müß­ten aber rn diesem Falle von Deutschland ausgehen. Wenn dre Sicherheiten abgelehnt, auch die Goldüber- wersung nicht zugestanden werden sollte, so werde der Wrederherstellungsausschuß um Aufhebung seines letz­ten Beschluss«^ ersucht werden. Der belgische Ver­treter ist aber der Ansicht, daß es nicht so weit kam!-, inen werde.

Der belgische Vertreter Delacroix erklärte einem Mit­arbeiter der ..Liberte": Der Wiederherstellungsausschuß hat die Au brache erweitert und den engen Rahmen, in dem die Negierungen sich bisher ergebnislos bewegt haben, durchbrochen. Jetzt scheint die Wieberherstel» lnngssrage in ihrer Gesamtheit in Angriff genommen^ zu werden, und Belgien bietet sich an, sic z« löse«, wenn man ihm dafür einige Vollmachten gewährt, lieber die finanzielle Lage Deutschlands erklärt Dela­croix, daß man nicht auf die deutschen Wiederhersteb- lungszahlungen rechnen dürfe, so lange der deutsche Kredit nicht wieder hergestellt sei. Es sei ein schwerer Fehler des Versailler Vertrags gewesen, die deutsche Wiedergutmachuttgsschuld nicht sofort festzusetzen Da­rum habe bis Mai 1621 niemand gewagt, Deuto and einen Kredit zu eröffnen. Der Entschädigungsb Rrag von 132 Milliarden Goldmark habe allgemein er­schreckt. Man habe aber unrecht gehabt. Dieser Be­trag fei gerecht. Wenn er früher bekannt gewesen märe, hätte Deutschland diese Schuld durch eine Kapitalsteuer bezahlen können. Die Verluste, die die deutschen Er­sparnisse durch den Marksturz erlitten hätten, seie» bedeutend höher als das deutsche Vermögen durch! eine Kapitalstener eingebracht hätte. Aus diesem! Grunde verlange die Wiederherstellungskommission vor allem eine gründliche Gesundmachung der deutsche» Finanzen. Ohne eine solche Reform könne nichts un­ternommen werden.

Tie Auflösung des Jungdeutschen Ordens. i

Berlin, 5. Sept. Auf Grund des 8 14, Abs. 2 i» Verbindung mit 7 und 8 des Gesetzes zum Schutze der Republik hat der Minister des Innern den Jung­deutschen Orden mit allen seinen Unterorganisationeu ausgelöst. Die Auflösung des Ordens wird damit be­gründet, bei der Betätigung des Ordens sei als nach­gewiesen anzusehen, daß Bestrebungen verfolgt wer­den, die verfassungsmäßig festgesetzte Staatsform des Reiches oder eines Landes zu untergraben.

Eine Saar-Tenkschrist.

Saarbrücken, 5. Sept. Die politischen Parteien des Saargebietes und 20 von den 30 Mitgliedern des Lan­desrates haben unter dem 24. Juli 1922 die Bitte an den Völkerbnndsrat gerichtet, bei der bevorstehenden Erneuerung des Mandats des saarländischen Mitglieds der Regiernngskommission Dr. Hector nicht mehr mit diesem Amte zu betrauen. Sie haben ge­beten, das saarländische Mitglied d« Regierungskom­mission entweder aus allgemeinen Wahlen Hervorgel,en zu lassen, oder, ivenn hierzu die Zeit nicht ausreichen sollte, es auf Vorschlag des Landesrats zu ernennen. In Ergänzung dieser Eingabe haben jetzt die politischen Parteien dem Bölkerbundsrat durch eine Abordnung von drei Mitgliedern des Landesrats eine Denk­schrift überreicht, in der es heißt:

Unter den vielen Gründen, die Dr. Hector um daS Vertrauen der Bevölkerung gebracht haben, ist einer, ! daß er in der Stadt Saarlouis eine ganze Reihe von ^ Handlungen begangen hat, die ihn dort unmöglich I machte». So wurde in der Stadtverorönetenver- ! sammlung am 28. Juni 1919 unter dem Vorsitz des ' Bürgermeisters Dr. Hector eine von ihm vorgeleate ,

Denkschrift verlesen, gerichtet an die noch nich:

französische Regierung weitergereicht. Diese franzöü he Denkschrift ist in jeder Hinsicht tendenziös abgesaßt. Die deutsche Denkschrift, wie sie von den Stadt­verordneten gebilligt wurde, hatte den Zweck, unter den gegebenen neuen Verhältnissen, wie sie durch den Ver­trag von Versailles nach seiner Annahme durch die Nationalversammlung in Weimar auch für das Saar­gebiet feststand" für die Stadt Saarlonis die Er­füllung einer Re.he von wirtschaftlichen Wün­schen zu erbitten, wie Verlegung des Sitzes der Re­gierungskommission und des Oberen Gerichtshofes nach Saarlouis, Aufrechterhaltung von Saarlyuis als Gar­nisonsort, wenn überhaupt Militär im Saargebiet' sein sollte, usw. Diese rein wirtschaftlich gehaltene Schrift der Stadt Saarlouis macht die französische Uebersetzung durch Weglassungen und Hinzu­fügungen zu einer Erklärung, daß Saarlouis ge­treu seiner französischen Vergangenheit sei und daß es dem Adressaten, in diesem Falle also Frankreich, seine Treue und Loyalität versichert, daß es sich über die preußische Staatseisenbahnverwaltung beschwert, kurzum, die Uebersetzung fälscht die deutsche Eingabe in eine Lohaltätserklärung für Frankrech. Auf diese Weise wurde ebensosehr die Bevölkerung des Saaroe- biets wie die französische Regierung getäuscht. Der ersten legte man ein harmloses Schriftstück vor, das allerhand Wünsche in wirtschaftlicher Hinsicht aus­sprach, während die französische Uebersetzung eine po­litische Ergebenheitsadresse war, die die Stadtverord­neten niemals gebilligt haben würden. Ter franzö­sischen Regierung übergab man eine Ergebenheits­adresse, die mit dem wirklichen Geiste der Bevölkerung nichts zu tun hatte."

Es folgt dann eine Gegenüberstellung der beiden Denkschriften in Deutsch und Französisch, aus der die von Dr. Hector begangene Urkundenfälschung klar hervorgeht. (Württ. Ztg.")

Ein neues Unrecht -es Völkerbundes.

Genf, 5. Sept. Ter Völkerbundsrat bestätigte für ein neues Jahr das Mandat des saarländischen Mitgliedes der Regierungskommsision des Saargebietes, Tr. Hec­tor, trotz der gewaltigen Protestkundgebungen, die im ganzen Saargebiet gegen Hector stattgefunden haben.

Tas Stinnes-Abkommen.

Berlin, 5. Sept. In politischen Kreisen steht das Wiederaufbauabkommen, das zwischen Stinnes und der . französischen Wiederaufbau-Genossenschaft abgeschlossen » worden ist, im Vordergrund des Interesses. Es han- 1 delt sich um einen Lieferungsvertrag großen Stils, der sich auf die Lieferung von Baustoffen und Mate­rialien verschiedenster Art erstreckt. Es soll sich um insgesamt 190 000 Hausbesitzer handeln, deren Ent­schädigungsforderungen einen Wert von 13 Mil­liarden Franken ausmachen. Ter sozialdemokra­tische Parlamentsdienst verlangt die Einzelheiten des Vertrags zu wissen und richtet an die Reichsregierung die Anfragen: 1. ob bei diesem Abkommen ein Aus­tausch je eines Aufsichtsratsmitgliedes des Stinnes- unternehmens und des Generalverband? der Genossen­schaften in Aussicht genommen sei, und 2. ob es zu- tresse, daß Stinnes für die Vermittlung 0 Prozent beziehe?

T r Reichspräsident in Kiel.

Kiel, 5. Sept. Im Laufe des gestrigen Nachmittags besichtigte der Reichspräsident die Hafen- und die Indu­strieanlagen der Stadt Kiel. Später wohnte er der Auf­führung desHirtenliedes" von Gerhart Hauptma im Schauspielhaus bei. Auf dem Wege dorthin durchfuhr der Reichspräsident mit einem Wagen ein Spalier von Fakel- trägern, das sich bis zum Rathaus erstreckte. Hier hatten sich wiederum Tausende eingehenden, um den Reichs räsi- dcnten nochmals zu begrüßen. Dieser nahm Gelegenheit, einige Worte an die Menge zu richten und sagte: In Ihrer Kundgebung zum Reich und zu seiner Politik liegt das Bekenntnis zu den Bestrebungen, die Demokratie und Republik zu festigen und zu sichern, ein Bekenntnis zu den Bestrebungen, unser unterdrücktes Vaterland wirtschaftlich und sozial wieder aufzurichten, aber auch ein Bekenntnis zur Abwehr der Vernichtungspolitik unversöhnlicher Machtpolitiker, ein Bekenntnis zum'Kampf um unser staat­liches und unser wirtschaftliches Dasein, um unser Dasein als Volks und als Staat. In diesem Kampf um unsere Selbstbehauptung werden wir die Mitwriknng aller un­serer Volksgenossen brauchen. Deshalb muß der Gedanke einer festgefügten Volksgemeinschaft uns mehr und mehr

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