Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für AlLensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalro und Freudenstadt
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Re. ros.
Altensteig, Samstag de« r. September.
Jahrgang
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Sonntaasaedanken.
Schmerz ist Reifen.
Ertrage du's! Laß schneiden dir den Schmerz scharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz! Tas ist der Pflug, nach dem der Sämann sät, daß aus der Erden Wunden Korn ersteht.
Korn, das der armen Seele Hunger stillt — mit Korn, o Vater, segne mein Gefild!
Reiß deinem Pflug erbarmungslos den Pfad, doch wirf auch ein in feine Furchen Saat!
Ferdinand Avenarius.
Zur Lage.
Die Rrparationiko «Mission hat mit 3 zu 1 Stimme den Vorschlag Bradbury», Deutschland ein bedingungsloser Moratorium zu gewähren, ab gelehnt. Dagegen wurde der belgische Vorschlag, wonach Deutschland seine Schulden in Schatzanweisungen von sechrmonatltcher Fälligkeit bezahlen müsse, einstimmig angenommen.
Tic Entscheidung in Paris ist gefallen. Nicht so, wie man sie hätte vom wirtschaftlichen Standpunkte aus wünschen sollen. Sie trägt den Stempel eines Kompromisses. Selbstverständlich war es Poincare, der das von England vorgeschlagene bedingungslose Moratorium zum Scheitern brachte. Es wird jenseits des Kanals recht übel vermerkt werden, daß Bradbury Schiffbruch litt. Tie Reparationskommission hat sich als ein völlig unselbständiges Institut erwiesen, als weiches Wachs in den Händen Pvincares. Durfte man bei dem Vorschlag des Engländers eine gewisse Großzügigkeit konstatieren, so ist bei dem nunmehr zustande gekommenen Komvromiß gerade das Gegenteil der Fall. Vermutlich hat der , inoffizielle" Vertreter Amerikas, der sich schon vor der Rede des deutschen Staatssekretärs Schröder in diesem Sinne äußerte, für Belgiens Kompromißantrag gestimmt. Nur so erscheint die einstimmige Annahme dieses Vorschlages einigermaßen erklärlich. ^ Dieser ging dahin, die heikle Frage des Moratoriums dadurch zu umgehen, daß mau an Stelle der 5 Goldraten von je 50 Millionen Mark Schatzwechsel mit-sechsmonatiger Laufzeit von der deutschen Negierung verlangen solle. Soviel steht aus jeden Fall fest: das letzte Wort ist hiermit noch nicht gesprochen. Es muß noch der Beschluß des französischen Minister- rates abgewartet werden und damit die Zustimmung oder Ablehnung des französischen Machthabers. Tas halbe Moratorium bedeutet für Deutschland herzlich wenig, kaum eine Ruhepause wird uns gewährt, von Sicherheit ganz zu schweigen. Sollte der französische Ministerrat auch diesen Beschluß nicht sanktionieren, dann ist es mit der deutschen Kreditfähigkeit vorbei. Poincare hat die Würfel in der Hand, das sagt genug und beschwert das deutsche Herz mit neuen, schwersten Sorgen! — —
Ter wirtschastspolitische und der Reparationsansschuß des Reichswirtschastsrates hat am 29. August in einer gemeinsamen Sitzung eine Entschließung betreffend die Ursachen und Folgen des Zusammenbruchs der Markwährung und die zu seiner Bekämpfung anznwendenden Maßnahinen einstimmig angenommen. Tie Ausschüsse erheben nachdrücklich und feierlich Einspruch gegen die Behauptung, die Markentwcrtung sei durch Maßnahmen der Regierung und durch- das falsche Verhalten der maßgebenden Wirtschastsfaktoren herbeigesührt worden. Ter Ausschuß fordert Regierung und Parteien, Unternehmer, Arbeiter und Angestellte, Industrielle, Gewerbetreibende, Handwerker, Beamte und Angehörige der freien Berufe wf, gemeinsam an die Aufgabe der Erhöhung der Produktion der deutschen Mrtschaftserträgnisse heranzu- treten. —
, Die Union für Freihandel hat beschlossen, an Balfour einen Brief über die Schuldenfrage zu richten. Tarin ivird der Beschluß der britischen Regierung, daß die Kriegsschulden cn bloc behandelt werden müßten, gebilligt und erklärt, die öffentliche Meinung in England würde nicht damit einverstanden sein, daß Großbritannien auf alle feine Guthaben verzichte, während es zugleich feine eigenen Schulden bezahle. Auf die Kriegsschulden müsse beträchtlicher Rabatt gewährt werden, denn die Liefe- tungsoerrräge seien sowohl von Men der Bereinigten Staaten als auch- Großbriwnniens Zu außerordentlich »oben Preisen abgeschlossen worden. Tie englische Re
gierung wird anfgefordert, von dm Vereinigten Staaten ! zu verlangen, wenn die britischen Schulden in 25 Jahren ! zurückgezahlt werden sollen, alle britischen Waren bis zur ! Höhe des Wertes der Zinsen und der Amortisationsrate ! frei nach den Vereinigten Staaten zu lassen. Endlich er- s Mt der Brief gegen die französische Regierung den . Vorwurf, die unglückseligsten Bestimmungen des Versailler
- Vertrages verschuldet zu haben und tritt dafür ein, daß i England, die Vereinigten Staaten, Italien, Belgien und
- die neutralen Länder Zusammenwirken müßten, um eine ' Revision des Vertrages und eine Herabsetzung der Rüstung-n zu erreichen. —
f Der VW'erbundsrat beschäftigte sich letzthin neben - , nigen anderen Angelegenheiten mit der österreichischen ! Frage. Von österreichischer Seite waren Gras Mens- ! dorsf sowie der Außenminister Grünberger anwesend. ^ Ter Präsident der jetzigen Session, der Londoner Bot- l schafter Brasiliens, Ta Game, wies auf die Wichtigkeit , und Dringlichkeit der österreichischen Frage hin und er- f klärte, daß es seinerzeit nicht der Völkerbund gewesen sei, E der eine Lösung dieser Frage verhinderte. Heute sei die i Situation in Oesterreich noch bedeutend ernster gewor-
> dm als damals, und er schlage deshalb vor, daß das s Finanzkomitee des Völkerbundes sofort in eine erneute z Prüfung der wirtschaftlichen Lage Oesterreichs eintrete. ? Am kommenden Mittwoch sollen dann die Darlegungen s der österreichischen Delegierten mtgegmgmommm werden. ? Ter Rat genehmigte diesen Vorschlag.
j Es bedarf in diesen Tagen vor allem auch eines dent- ' lichen Hinweises aus die schier übergroße deutsche Z.e i- ! tungsnot. 144 Zeitungen und Zeitschriften haben
> allein im letzten Monat ihr Erscheinen einstellcn müssen.
- Tie geradezu unerhörten Preiserhöhungen für Papier sind
> es namentlich, die im Verein mit dm gestiegenen Gehäl- s tern und Löhnen der deutschen Presse die größten Schwie-
- rigkeitm bereiten. Ohne Zeitung kann heute niemand , existieren, der ein Wort mitsprechen will im Freundes-
> kreise und anderswo. Tie Zeitung unterrichtet rasch und s billig über alle Tagesereignisse, bringt die neuesten Bör- ! senberichte und sorgt auch mit kleinen Erzählungen für das z Lesebedürfnis der Abonnenten. Gegenüber allen Lebens- s Mitteln und Bedarfsartikeln ist der Bezugspreis für die r Zeitung auch heute noch als gering zu bezeichnen. Wenn ! man bedenkt, welchen Aufwandes an Arbeitskraft die Her- k stellung eines Blattes bedarf, so wird jeder gern den « erhöhten Abonnementspreis bezahlen. Wir stehen im k Zeichen des Dollars, der die Welt regiert und der das t Barometer unserer deutschen Wirtschaft geworden ist. Ta ! ist es nicht verwunderlich, wenn auch der kleinste Artikel » zu bisher ungeahntem Preise angebotm wird. Tie deut- k sche Volkswirtschaft liegt am Boden, geknebelt und ge- ! knechtet vom unerbittlichen Feind. Tas einst blühende k deutsche Vaterland, das Land der Kultur, ist nicht mehr,
» wir stehen vor den Trümmern eines stolzen Baues. Um- s svmehr ist es Pflicht jedes einzelnen, mitzuwirken am c Wiederaufbau, an der Wiedergenesung Deutschlands von ^ dm schweren Wunden, die ihm Feindcshaß schlug. Mit- k zuhelfen an diesem schönen Werke ist die deutsche Presse
s allzeit bereit, sie kämpft in ihren Spalten für das Vater- ? land, kämpft für Recht und Freiheit! Darum laßt Eure s' Zeitung in diesen schweren Tagen nicht im Stich, haltet s zu ihr getreu wie in den Tagen des Glückes, sie wird es s Euch danken mit gleicher Treue. Laßt diesen Appell nicht unaehört an Eurem Ohre vorbeiklingen, die deutsche t Zertung ist eine gute Waffe im Kampf ums Recht, laßt sie nicht aus der Hand, sondern hütet sie wohl!-
Neues vom Tage.
. Tie Note an die deutsche Regierung, s Berlin, 1. Sept. Die Reparationskommission über-
- sandte der Kriegslastenkommission gestern abend mit ' folgender Note die von ihr in der Reparationsfrage ' getroffene Entscheidung:
Die Reparationskommission beehrt sich anliegend der , deutschen Regierung ibre Entscheidung Nr. 2119 als i Erwiderung des Scheribens zu übersenden, welches der : Reichskanzler an sie am 12. Juli gerichtet hatte, s Da die Reparationskommission die von der deutschen Regierung beantragte Stundung nicht bewilnaen zu sollen geglaubt hat, hat sie es nicht für angezcigt erachtet, sich im Augenblick über die von der deutschen s Regierung in Betracht gezogenen Vorschläge -,r ändern
- Welche die genaue Ausführung der von der Rekarra- ^ tionskommrssion vorgeschriebenen Kohlen- rrV Kolz- ^ liefcrnnaen sichern sollen. Tie Reparationslom u.isiior»
EhSlk sich aber Vas Recht vor, vre Fnkrastselmng ähnlicher Abmachungen, wie die von der deutschen Regierung vorgeschlagenen, zu fordern, wenn in Zn- knnst die Kohlen- und Holzlieferungen nicht in zufriedenstellender Weise ausgefnhrt worden sind.
Hierauf folgt die gemeldete Entscheidung.
Ter Eindruck in Paris.
Paris, 1. Sept. Den ganzen 31. August hat der Wiederherstellungsausschuß dazu gebraucht, um 7- ,. Uhr abends ein wahrhaft salomonisches Urteil zu fällen. Das „Moratorium" wird verweigert, aber aus der anderen Seite erhält Deutschland für seine Barzahlungen im Jahre 1922 derartige Erleichterungen, daß diese dem verweigerten Zahlungsaufschub gleichkommen. Nun fragt irch nur, ob Deutschland uni»
!Frankreich mit Dieser Lösung einverstanden sind. DSU Poincare sich trotz abwehrender Haltung n U der scherdung des Wiederherstel^ungSauSschusies zufrieden gegeben hat, dürfte darauf zurnckzuführen sein, daß der französische Beauftragte des Wiederbsrstellungs» ansfchufses, Herr Dubois, noch gestern zwischen 5 und 6 Uhr nachmittags, kurz vor der Abstimmung eine Besprechung im Ministerium des Aeußern mit Poincare gehabt hat. Jedenfalls wird in dieser Beziehung der heute im Elhsee stattfindende Ministerrat Klarheit schaffen. Ter Grundton, der heute in der regierungsfreundlichen Presse vorherrscht, ist, daß der Beschluß des Wiederherstellungsausschusses eine Gennatuung für me französische Regierung enthält. So schreibt das „Echo": Die Verweigerung des Zahlungsaufschubs ist eine'Genuqtuuna für Frankreich.
Auflösung -es sächsische» Landtags.
Dresden, 1. Sept. Der Rechtsausschuß des sächsischen Landtags beschäftigte sich gestern mit dew Volksbegehren nach sofortiger Auflösung des sächsischen Landtags sowie mit dem diesbezüglichen kommunistischen Antrag. Dieser A Sag wurde nach längerer fruchtloser Debatte gegen die Stimmen der Mehr- heitssozialisten und Unabhängigen angenommen, so daß hierdurch die sofortige Auflösung des sächsischen Landtags eine beschlossene Tatsache ist.
Ter Völkerbund und die Saarsrage.
Gens. 1. Sept. Vorgestern ist erneut eine Delegation aus dem Saargeüiet unter Führung des Kommerzienrats Röchling in Genf eingetroffen, um bei der Behandlung der Saarfrage im Völkerbund zugegen zu sein. Im Anschluß an die gestern nachmittag stattgefundene öffentliche Sitzung beschäftigte sich der Rat bereits gestern abend in einer Geheimsitzung mit verschiedenen Saarsragen und zwar zunächst mit der von der Saarregiernng beabsichtigten Zurverfügungstellung einer Reihe deutscher Beamten an das Deutsche Reich, die von der Saarregierung mit Ersparnismaßnahmen begründet wird. Da zur Zeit noch Verhandlungen hierüber mit der deutschen Regierung schweben, entschied der Völkerbundsrat, daß erst diese Verhandlungen abgewartet werden sollen, daß aber.in der Zwischenzeit die finanzielle Situation der Beamten keine Aenderung erfahren dürfe. Die zweite Frage, betreffend die Vorbereitungen für die Volksabstimmung im Jahre 1935, entschied der Rat dahin, daß die Aufstellung der Listen noch nicht so eilig sei und daher dieselbe noch nicht endgültig vorgenommen werden solle. Es sollen lediglich vorbereitende Maßnahmen zur Aufbewahrung der Archive getroffen werden, die später als Grundlage für die Abstimmungslisten dienen sollen. Die Listen aus diesen Archiven sollen im Sekretariat des Völkerbundes für den Rat aufbewahrt werden, um sie später bei der Volksabstimmung zu benutzen.
Kohlenpreiserhöhnng.
Berlin, 1. Sept. Nach den von den amtlichen Kohlenstellen genehmigten Vorschlägen des Kohlenshndi- kars sind die Kohlenpreise zunächst ohne Steuer wie folgt festgesetzt worden: Steinkohle, Ruhrgebiet 1722 Mk., Niederschlesten 2198 Mk., Sachsen 2906 pro Tonne. Braunkohle aus Ostelbien und Mitteldeutschland als Rohkohle, ungesiebt und unsortiert, -erhielt einen .Zu- :cyiag von 561 Mark, Bräunkohlenbrikets schlugen 1480 Mark ans, Rheinische Braunkohlen erfuhren eire Steigerung um 289 Mark und Braunkohlenbriketts eine solche von 867 Mark pro Tonne. Der Verkaufs- vreis für Ruhrkohle stellt sich einschließlich Steuer auf 3993 Mk. prZ Tonne.
Ein s chwerer d eutsch-belgischer Zusammenstoß. ^
Düsseldorf, 1. Sept. In der Düsseldorfer Vorstadt Oberkassel auf dem linken Rheinufer kam es in der vergangenen Nacht zu Streitigkeiten zwischen belgischen Soldaten and Ansässigen vor einer Gartenwirtschaft. ZWÜ belgische Soldaten wurden erschossen.