auch zu dem Erfolg eines Anleiheabschlusses nickst oder ! noch nicht hat führen können, doch den großen Fortschritt - prinzivieller Anleihebereitschaft der führenden Kreise der ^ Weltfinanz gegenüber Deutschland klar zum Ausdruck gebracht hat. Das wäre nicht möglich gewesen — so wenig ; wie die seitdem weitergeführte, die Anleihelinie näher und ; näher kommende Diskussion —, wenn nicht das Ausland j Vertrauen zur Stabilität der politischen Verhältnisse - in Deutschland, Vertrauen zur festen Fundierung der deutschen Republik gewonnen hätte. Die internationale Anleihe und die mit ihr zwangsläufig verbundene Neuregelung der finanziellen Kriegsliguidation, der Reparation, ist für das staatliche und wirtschaftliche Deutschland eine unentbehrliche Voraussetzung seiner Existenz. Von der Lösung dieser Fragen hängt unser Währungswesen, hängt unsere Verbindung mit dem Weltmarkt, hängt direÜ und indirekt unser staatliches Budget, unsere Steuerpolitik ab, sie üben ihren bestimmenden Einfluß auf jeden Teil der deutschen Wirtschaft. Der Mord au Rathenau setzt uns der schwerwiegenden Gefahr aus, das Vertrauen des Auslandes zu uns und zu der Sicherheit der inneren Verhältnisse in Deutschland vermindert, vielleicht erheb- lich vermindert zu sehen. Der Anleihekrcdit hängt davon ab, daß der Geldgeber keine Zweifel an der Sicherheit seines Kapitals für Zins und Amortisation hegt. Es liegt aus der Hand, wie der heimtückische innere Kampf gegen die deutsche Republik, wie die Folge von ? Mordtaten und Mordversuchen gegen Führer und pro- i minente Persönlichkeiten des republikanischen Deutschland ? auf die Anleihefähigkeit Deutschlands am Weltfinanz- t markte wirken muh. Schon zeigt die Bewegung der i Währungswerte die erneute Kreditminderung an, die wir > erleiden. Die Verantwortung der Kreise, die den Kampf ! gegen die Republik in unseren Grenzen führen, ist unge- ? Heuer, der mit jedem Niedergang der Anleiheaussichten, ! mit jeder Währungsentwertung verbundene erneute An- > stieg der Teuerungskurve zeigt, wie schwer alle Teile dös ! Volkes zu leiden haben. Es ist nichts anderes als ein i Verbrechen am deutschen Volke, auch an seiner j monomischen, wie an seiner politischen Existenzkrast, das , systematisch begangen wurde, und in der Ermordung Rathenaus, auf dessen Wirken ein wesentlicher Teil der zu- ! nehmenden Kreditwürdigkeit Deutschlands beruhte, seinen Höhepunkt gefunden hat. Die Republik hat sich zu schärfstem Kampfe ^egen die Reaktion entschlossen, ihre Führer sind gewillt, mit entschiedenem Durchgreifen die Stabilität unserer politischen Verfassung zu sichern, mit jeder Energie alle Versuche, Deutschland in die Zeiten der Verwirrung zurückzuwerfen, zu verhindern. Die große Mehrheit des deutschen Volkes steht hinter der Regierung, um sie in dieser Aktion zu unterstützen. Wir hoffen, daß das Ausland, das den ernstlichen Willen der deutschen Republik zur Arbeit an der eigenen wirtschaftlichen Erneuerung und zur Mitarbeit an der Gesundung der Weltwirtschaft anerkannt hatte, aus dem Vorgehen der Reichsregierung und aus dem Verlause der Reichstagsverhandlungen die Gewißheit entnimmt, daß jeder Versuch, die Konsolidierung Deutschlands auf republikanisch-demokratischer Basis zu stören, mit Kraft zurückgewiesen und zur Aussichtslosigkeit verurteilt sein wird. Wir hoffen, daß diese Erkenntnis beruhigend wirken und der weiteren Entwicklung der Anleihefrage förderlich sein wird. Dabei möge man nicht außer Acht lassen, daß eine billige, der Lei- stuugskraft Deutschlands gerecht werdende Regelung der Reparations- und Anleihefrage wie nichts anderes geeignet sein wird, die Basis, auf der das republikanische Deutschland steht, zu befestigen und damit die Ordnung der Dinge in Deutschland und in Europa sicher zu stellen.
(Franks. Ztg.)
Die Wirtin z. goldenen Tamm.
Kriminalroman von Otto Höcker.
<54! (Nachdruck serbötM.)
„Weiter," drängte der Untersuchungsrichter, „hakten Sie sich nicht bei Unwesentlichem aus."
„Kommt schon," lachte Mehlig wieder. „Ich ging H also wieder auf die Straße zurück und Schritt um i Schritt durch den tiefen Schnee. Da höre ich auf - einmal vor mir laute Stimmen, ich höre deutlich den i Lammwirt mit seinem rauhen Baß und dann fällt plötzlich ein Schuß. Nun riß ich die Augen doppelt auf, einige Schritte weiter sehe ich den Schlitten vor mir, der hält mitten auf der Straße, gerade im Hohlweg. Mir ahnt nichts Gutes und ich werfe mich platt in den Schnee, damit der Lammwirt mich nicht sehen soll. Nun seh' ich ihn aus dem Schlitten steigen, er bückt sich, nimmt aus dem Schnee den schlaffen Körper eines andern auf und schleppt diesen bis zum Wegrand links, wo an den Felsen sich eine Schneemulds gebildet hat. In diese gräbt er den Körper ein, häuft wieder Schnee darüber, setzt sich wieder in den Schlitten und fährt in der Richtung nach Höhenbronn davon. Ich bleibe mäuschenstill liegen, bis ich den Schlitten nimmer sehen und hören kann. Dann rapple ich mich auf und gehe an die Schneewehe heran. Wie ich von dieser den Schnee kratze, da kommt richtig ein Menschenkörper zum Vorschein, ein Mann war's, noch blutwarm, aber wie ich ihm ins Gesicht schaute, da wußte ich auch schon Bescheid. Maustot war er und von der einen Schläfe rieselte aus einem kleinen runden Loch sparsam das Blut und färbte den Schnee."
„Was taten Sie nun?" fragte der Untersuchungsrichter dazwischen. „Ihre Christenpflicht wäre es jedenfalls gewesen, ins Dorf zu laufen und Lärm zu .schlagen."
Reichstaa.
Berlin, 26. Juni.
Der Reichstag fand sich am Montag abend zu einer 2. Sitzung zusammen, um ein deutsch-polnisches Abkommen zu erledigen. Da im Sitzungssaal selbst die Vorbereitungen für die Trauerfeier getroffen wurden, fand die Sitzung im großen Saal des Hauptausschusses statt. Hier hatten sich etwa 100 Abgeordnete versammelt.
Präsident LöSe eröffnet die Sitzung um 8.10 Uhr und teilt mit, daß die Vorlage, die gewisse Fragen der Rechtsüberleitung im oberschlesischen Abstimmungsgebiet regelt, sehr dringend sei. daher sei die Sondersitzung des Reichstags notwendig gewesen.
Minister Eckardt empfahl die Vorlage zur Annahme. Es handelt sich im wesentlichen um die Ueberleitung der interalliierten Gerichtsbarkeit und um die Klärung des Loses der Gefangenen. Die Vorlage wird darauf ohne Aussprache in allen 3 Lesungen einstimmig angenommen.
Das Haus vertagt sich. Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr. Tagesordnung: Weitere deutsch-polnische Abkommen, Getreideumlage, Arbeitsnachweisgesetz.
*
Der Aeltestenrat des Reichstages hat gestern nachmittag beschlossen, daß in dieser Woche noch am Mittwoch, Freitag und Samstag Plenarsitzungen stattfinden, während der Donnerstag als katholischer Feiertag sitzungsfrei bleibt. Das Gesetz zum Schutze der Republik und das Amnestie-Gesetz sollen noch erledigt werden. Dann soll eine kurze, etwa 8tägige Pause eintreten und darnach werden die drei Steuergesetze, Zwangsanleihe, Aenderung des Einkommensteuergesetzes sowie das Erbschaftssteuergesetz zur Beratung gelangen.
Neues vom Tage.
Tine Besprecht»»! »er Mi»iste,Präsidenten der La«der.
WTB. verN», 37. Juni. Die Ministerpräsidenten der Länder find auf Donnerstag Nachmittag zu einer Besprechung der politischen Lage mit drr Reichsregirrung eingeladen worden.
Ailsnal,nstand nr Thüringen.
. Jena, 27. Juni. Das thüringische Staatsministerium hat über Thüringen den Ausnahmezustand verhängt. Zur Verfolgung der Mörder werden die Züge in Jena von der hiesigen Kriminalpolizei untersucht und streckenweise mitgefahren. Sämtliche Reisende, die den Bahnsteig passieren, müssen sich ausweisen und ihr Reisegepäck vorzeigen. Auch werden alle Kraft- Wagen angehalten und untersucht.
Ein Memorandum der Reparationskommission.
London. 27. Juni. „Daily Mail" erfährt, das britische Schatzamt prüfe ein Memorandum der Reparationskommission über die Möglichkeiten für Deutschland, die Forderungen der Alliierten zu erfüllen, sowie über die besten Methoden für die Steuerpolitik der deutschen Regierung. Die Grundzüge des Memorandums würden auf der Haager Konferenz bekanntgegeben werden. Man hoffe, bis zum nächsten Monat ein Einvernehmen in diesen Fragen erzielt zu haben, und daß Lloyd George in der Lage sein werde, mit Poineare in Paris zusammenzukommen. j
Die Bestattung des Marschalls Wilson. !
Paris, 27. Juni. Gestern vormittag gegen 11 Uhr s fanden die Trauerfcierlichkeiten für Marschall Wilson ! statt. Marschal! Foch folgte dem Trauerzug. Die Mit- s glieder des englischen Kabinetts wohnten dem Gottes- s dienste bei. z
„Schön gehütet habe ich mich. Da wußte ich Besseres zu tun, auf die Christenpflicht pfiff ich. Ich schaufelte den Schnee wieder über der Leiche zusammen, hockte mich daneben und wartete auf des Lammwirts Rückkunft. Ich hatte mich in der Annahme nicht geirrt, er würde den Körper nicht an der Landstraße liegen lassen, wo er gefunden werden mutzte. Richtig — es mochte kaum eine halbe Stunde verflossen sein kam er wieder des Weges zurück. Na, er erschrak nicht t schlecht, als er mich erblickte und hätte am liebsten » auch mich kalt gemacht, aber er wagte es nicht. Er ! wußte, daß ich daheim etwas verwahrte, was in höllisch in die Tinte hätte reiten können. Nun er sah, daß er mich kaufen mußte, wollte er nicht das Spiel verlieren, kamen wir rasch zu einer Verständigung. Wie er mir sagte, war ihm zuvor Sanders in den Weg gesprungen hatte das Pferd beim Zügel gepackt und hatte mit ihm abrechnen wollen. Der Narr, er Hütte den Lammwirt besser kennen sollen! Wenn den die Wut packt, war er wie ein Vieh. Ehe der Sanders es gewahr wurde, hatte er den Revolver gezogen und ihn niedergeknallt. Nun war er ins Dorf gefahren und hatte sich einen Strick besorgt. Sein Plan war schon fertig, er wollte den Körper nach dem Steinernen Meer Hinaufschleppen und ihn dort in eine Felsspalte versenken. So ist's auch geschehen und ich habe ihm dabei geholfen das ist mein Verschulden, wenn es überhaupt eines ist."
„Was Sie da Vorbringen, klingt alles sehr wenig wahrscheinlich," unterbrach ihn der Untersuchungsrichter. „Wie fand denn nachher der Lammwirt ebenfalls seinen Tod?"
„Weiß ich's?" gab Mehlig frech zurück. „Ich kann doch nur berichten, wie sich's zugetragen hat und ich's mit meinen beiden Augen hier gesehen habe. Also der Lammwirt war rein wie von Sinnen. Er begriff, daß es ihm an den Kragen gehen mußte, fand man den Toten. Er mochte Wohl auch sonst noch trif-
Aus Stadt und kand.
Ulteurtels. 28. Juni iw,.
* Uevertrage» wurde eine Lehrstelle in Neuweiler OL. Calw dem Hauptlehrer Karch in Tonbach OA. Freudenft-,^
* Erhöhung der Fahrpreise bei de» P«rs,»„p,,„' Vom 1. Juli 1933 an werden die Fahrpreis« Lei den Kraft.' Posten ans 1.80 DU., bei den Personenposten mit Pferd., betrieb und bei den Karriolposten auf 1 DU. fürbass^.» kilometer erhöht.
* «rrurck, 37. Juni. Die hiesige Stadtschultheißensteile
wurde einstweilen durch einen Amtsverweser besetzt und zwar mit Stadtakziser Roller von Haiterbach, der am gestrig«, Montag durch Oberamtman Münz in sein Amt einaefti,, wurde, vorläufig auf ein Jahr. ^
* Wildbrrg, 37. Juni. (Jubiläum). Am Sonntag fM hier die 60jährige Jubiläumsfeier de« hiesigen Turnverewr statt. Nach dem Werturnen bildete sich rin Festzug. U„k dem Urfiplatz hielten Stadtschultheiß d'Argent und der Tag, Vorsitzende Staudenmeyer-Calw Ansprachen. Im Aufträge drs Gaues Überreichte letzterer den KreiSehrenbries und Ehreu- urkunden für einzelne Mitglieder des Vereins für langjährige treue Mitgliedschaft. Im Anschluß folgten Turnvorführungen Geräteturnen und Keulenübungen, letztere seitens der Damen! abteilung Calw. Den Schluß bildete ein Freundschaft;, ballspiel und dir Preis Verteilung.
* Horv, 33. Juni. Das HauptversorgungSamt Stuft, gart beabsichtigt, das Versorgungsamt Horb auf. zulöstn mit der Begründung, daß der Amtsbezirk zu W» sei. Der Gemrinderat beschloß, eine Eingabe zur Erhaltung des VersorgungSamtS Horb zu machen und das Oberamt zu bitten, dieser Eingabe Leizutreien.
Stuttgart, 27. Juni. (Tagung ves Vereins württembergisch er Zeitungsverleger.) Zur Notlage der Zeitungen nahm eine am vergangenen Sonntag in Stuttgart abgehaltene Hauptversammlung des Vereins wnrtt. Zeitungsverleger Stellung. Die von Dr. Wolf-Oberndors geleitete Versammlung gab ihrem Bedauern und der Verabscheuung über das Attentat auf den Reichsminister Dr. Rathenau Ausdruck und erhob sich zu Ehren des auch um die deutsche Presse verdienten Mannes von ihren Sitzen. Aus einem von Direktor Esser-Stuttgart erstatteten Bericht über die Lage ging hervor, daß der von der Reichsregierung eingebrachte Gesetzentwurf zur Behebung der Notüge der Zeitungen keineswegs eine nur annähernd durchgreifende Besserung der Wirtschaft, lichen Notlage des ZeitungSwefens herdsizuführen geeignet sei. Wenn trotzdem die meisten Zeitungsver- leger sich an diese beabsichtigte Staatshilfe wie der Untergehende an einen Strohhalm klammerten, so geschehe es in der Hoffnung, daß in aller Kürze ein Zustand herbeibeführt werde, der wenigstens einer kleinen Atempause gleichkomme. Sehr zu beklagen sei, daß die Länder bei der Schaffung des neuen Gesetzentwurfs nicht von vornherein zur Beratung zugezogen worden seien und daß nun verschiedene Bedenken auftauchten, die geeignet seien, eine weitere Verzögerung in der von der Regierung und den Parlamenten beabsichtigten Staatshilfe aufkommen zu lassen. Zahlreiche Zeitungen aber ständen an der Grenze ihrer Existenzmöglichkeit, so daß sie bei einer verspäteten Hilfe überhaupt nicht mehr aufrecht erhalten werden könnten. Die Versammlung erkannte einmütig, daß die Selbsthilfe auch weiterhin Anwendung finden müsse, wenn die Zeitungen nicht einer sicheren Verkümmerung oder gar dem Untergang entgegen gehen sollen. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten überbrachte der als Gast anwesende Geschäftsführer des Vereins südwestdeutscher Zeitungsverleger, Direktor Hofmann -Karlsruhe, unter Betonung der engen und fruchtbringenden Zusammenarbeit, die Grüße der Nachbarvereine.
tige Gründe genug haben, die ihm ein Verschwinden (nahe legten. So setzte er mir seine« Plan auseinander' und versprach mir gowene Berge, wenn tH ihm behilflich sein wollte. Es sollte den Anschein haben, als sei man ihm selbst ans Leben gegangen. Daraufhin zielte auch die Komödie mit dem durchgegangenen Pferd, die ich dann aufsühren mußte. Das ist die ganze Wahrheit, wie ich sie weiß," schloß er. „Bis der Lammwirt den Toten in den Felsspalt geworfen, waren ohnehin schon Stunden verflossen, ich wartete dann noch weiter und fuhr schließlich nach «der Stadt zurück. Sie wissen ja, wie ich ankam und was weiter geschah," wendete er sich an den Amtsrat. „Den Lammwirt aber habe ich nicht mehr gesehen, nach dem er mich im Hohlweg verlassen hatte; ich trieb rasch den Gaul an, um nur fortzukommen, denn ich fürchtete mich vor ihm, das ist alles."
Martini war dicht an ihn herangetreten. „Was Sie uns sagten, ist zu viel, um nur erlogen sein»» können, und zu wenig, um als Wahrheit zu gelten, begann er. „Wie erklären Sie die Auffindung der leeren Brieftasche des Lammwirts auf der Landstraße, während dessen Geldscheine durch einen Boten beider Jungnickelschen Ehefrau abgegeben wurden?"
Mehlig war um eine Antwort nicht verlegen, „gerade das hatte Bindewald fein ausgetüfelt," erklärte er, „es sollte doch der Anschein erweckt werden, als fei er selbst ermordet worden. Da mußte doch ein i Täter aufgefunden werden. Nun hatte ihm Sander- sdoch gesagt, daß er bei seinem Schwiegersohn unter- geschlüpst sei. Gab der nun die gezeichneten Banknoten aus, so mußte er deren Herkunft erweisen. Für Bindewald waren sie wertlos, sie hätten schließlich noch aus seine Spur geführt. So rief er einen Bauernjungen an, der gerade mit einer Holzlast angekeucht kam, dein gab «r die Scheine, die er in ein Zeitungspapier geschlagen hatte, und schärfte ihm ein, was er tun sollte.
Fortsetzung folgt.