chwarzwäldev Tageszeitung

Mus den Tannen"

///

Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und Freudenstadt

Btt vrr Pvst und dm Agemen dezoaru i» Monat Juni Mark 18.. Rnreigenprrl», DK .

^MWrschetma der Leitung kHolge HSHerer «r»att oder »rtttev»Wr««, deftr-t kttuSürspruch auf Lieferung, «im» Luftrag» S ML Bei

lr «der der« «au» Mt-, die Rrklamezelle 8 ML Mtndestbetre» Sokmgen Rabatt. »Ri Zahlungsverzug ist der Rabatt MfLlli».

«r. NI.

Atteusteig, Dienstag den rv. Smri

Jahrgang rvrr.

Wen Augenblick

Me» Zf» sich de»I»»e«, nnrei'e Leltsng klr ckzr devorrte»e«Se ysartal rn betteile». Senn ttrte»r benötige« 5ie eine Leitnng nnil rwei- te»r lkönne» Zie «eine billigere e»-erre>in«g berieben sir Sie SchivarrwSläer Lsgerreitnng Nnr äe» rannen

Die Befestigung -er Mark.

/ Trotzdem die Befestigung der Mark an sich ein wäh- i«mgs- und Wirtschaftspolltisches Problem ist, ist es mehr oder weniger gelungen, auch rein macht- und parteipoli­tische Erwägungen in die Unternehmung des Problems Hineinzutragen. Hierbei handelt es sich nicht nur um grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, sondern sehr «st auch um bewußte Fälschung und Verschiebung der Tatsachen . Es werden für die Beweisführung Dinge aneinander gereiht, die weder eine äußere noch innere ^Verwandtschaft haben, die aber gleichwohl in einen schein­bar folgerichtigen Schluß zusammengepreßt werden. Der «Ausgangspunkt des Streites ist doch, ob die Befestigung Der Mark mit geldpolitischen Mitteln allein möglich ist, Kerner, ob die Befestigung nicht unbedingt zu schweren Mckschlägen führen muß, jedenfalls dann, wenn die Be­festigung unvermittelt erfolgt. Es geht nicht an, für die MÜfung der besonderen Währungsverhältnisse Deutsch- Mds die Erfahrungen herauszuziehen, die vielleicht in «^amerikanischen Ländern mit geldpolitischen Versuchen gemacht worden sind. Das Problem ist für Deutschland «nendlich verwickelter, weil die Zerrüttung unserer Wäh- !«mg nicht nur das Ergebnis einer ungeheuren inneren «Md äußeren Verschuldung ist, sondern auch die einer stark rückläufigen Erzeugung. Leider ist die deutsche Statistik «och nicht so ausgebaut, um diese rückläufige Erzeugung «durch Tatsachen und Ziffern zu belegen. So vollziehen .sich die wirtschaftlichen Vorgänge hinter den dichien Schleiern der Papiergeldzeichen, die uns so hindern, das M erkennen, was ist. Besähen wir eine zuverlässige »nt> umfassende Erzcugnngsslatistik, so könnten wir statt mit Papiergeldzahlcn, mit wirklichen Werten messen. Wir Vnnten sagen, daß wir heute so und soviel Tonnen Kohlen, Stähl und Eisen erzeugen, um diese Mengen Mit denen der Vorkriegszeit zu vergleichen. Weiter müßte die Erzeugungsstatistik noch verfeinert werden, um festzu- stellen, wieviel Arbeitskräfte zur Erzeugung einer be­stimmten Menge im Verhältnis zur Vorkriegszeit heute notwendig sind Das gibt die Grundlage für die Unter­suchung, ob unsere Wirtschaft die sogenannte Befestigung der Mark onhe nachhaltige Erschüttern "a aushaltcn kann. Es wird von keiner Seite bestritten, da ' Befestigung, wenn sie unmittelbar und sprunghaft >. Gen-

Handel nahezu vollständig abdrosseln m - P-

kt wird, das seien nur Hemmungen m en

während des Ueberganges, so wird dal-, d h. die kapitalarme Lage der deutschen <

'achtet. Wir dürfen uns durch die hohen P^., - und Rücklagen nicht blenden und irresühren lassen, -^mgt die Kaufkraft der Mark, so werden beispielsweise die Rücklagen der Unternehmungen ihre Kaufkraft dem Nenn­wert von heute nach nicht behalten. Diese Rücklagen sind nicht deshalb erfolgt, um Kapital zu hinterziehen oder zu verkleinern, sondern sind vielmehr echte Vcrsicher-ungs- und Wiederausbauprämien. Daß die Entwertung der Anklagen unvermeidlich ist, geht schon daraus hervor, sie in Werten angelegt sind, die eben auch von der Steigerung des Markkurses erfaßt werden. Verfügt ein Werk heute über Rücklagen zu zwei oder dreihundert Mil­lionen Mark, so wird ihr Nennwert nach der Befestigung der Mark sinken. Aber nicht darauf kommt es an, sondern auf die durch die wirtschaftliche Lage bedingte Kaufkraft des inneren Marktes. Diese ist abhängig von vw- Erzeugung, d. h., hat sich diese nicht wesentlich ge­lben, so weä>en die Preise nicht etwa sinken, sondern wirklich anziehen. Die Werke sind dann außerstande, Mit ihren verfügungsfrcien Kapitalien Erneuerungen vorzunehmen, Robstniie anszukmiien. um so den Betrieb

vurkMhanen: ^veun^HP^-mnSlägen reichen dazu MM aus, der Geldmarkt kann erst recht nicht aushelfen, weil die unzulängliche Erzeugung die Kapitalbildung ver­hindert hat und noch verhindert. Der Goldmarkt zeigt heute schon eine außerordentlich starke Anspannung, so daß der Kapitalbedarf der Wirtschaft nicht vollständig mehr befriedigt zu werden vermag. Die Befestigung des Markkurses ist also nicht nur ein geldpolitisches, sondern in der Hauptsache ein wirtschaftliches, d. h. Erzeugungs­problem. Hier ist der Hebel anzusetzen.

Die Entschädigung der vertriebenen Reichsdeutschen.

Ende Juni dieses Jahres läuft, wie noch viel zu wenig bekannt, die Frist zur Anmeldung von Schaden­ersatzansprüchen vertriebener Reichsdeutscher ab. Be­kanntlich sind durch den verhängnisvollen Ausgang des Krieges viele Tausend deutscher Volksgenossen noch da­durch besonders betroffen worden, daß sie aus den von Deutschland abgetrennten Gebieten, aus den ehemaligen deutschen Schutzgebieten oder aus dem Auslande unter Zurücklassung ihrer gesamten Habe vertrieben wurden. Selbstverständlich ist es Pflicht der Gesamtheit des deut­schen Volkes, diesen schuldlos Leidenden zu helfen und sie nach Kräften zu unterstützen. Es wurden am 28. Juli 1921 drei Gesetze erlassen, das Verdrängungsschädengesetz, das KÄonialschädengesetz und das Auslandsschädengesctz, durch welches man diesen vertriebenen Reichsdeutschen zu Hilfe kommen wollte. Kriegsschäden an Leib und Leben und Liquidationsschäden (das sind solche Schäden, die da­durch entstanden sind, daß die feindlichen Mächte aus Grund des Friedensdiktates das Vermögen deutscher Reichsangehöriger beschlagnahmt und liquidiert haben bzw. liquidieren werden), sind durch besondere Gesetze ge­regelt worden.

Bei Verlust des Entschädigungsanspruches sind also Anträge auf Grund der obigen drei Gesetze bis zum SO. Juni 1922 einzureichen. Es ist möglich, daß die Frist verlängert wird, trotzdem d ars aber keiener, der An­spruch aus Entschädigung hat, es unterlassen, seine An­sprüche rechtzeitig anzumelden, da immerhin das Ver­fahren und die Prüfung der Entschädigungsansprüche «eine geraume Zeit in Anspruch nehmen würde. Man hat die Vorprüfung der Ansprüche den Vertretungen der vertriebenen Reichsdeutschen übertragen und zwar sind dies: Der Hilfsbund für die Elsaß-Lothringer, der deutsche Ostbnnd, der Reichsverband der Kvlonialdeut- schen und Kvlonialinteressenten, der Bund der Ausländs­deutschen und der Verband der im Ausland geschädigten Jnlandsdeutschen. Diese Vertretungen haben im Reiche zahlreiche Prüfungsstellen errichtet, die Entschädigungs­ansprüche sind diesen Vvrprüfungsstellen unter Be­nutzung amtlicher Formulare einzureichen. Die endgültige Entscheidungen treffen die Spruchkammern desReichs­entschädigungsamtes für Kriegsschäden", gegen deren Ent­scheidung gibt es noch eine Berufung an das Reichswirt- schastsgericht. Auf diese Weise wird es möglich sein, sehr vieles Unrecht, das den deutschen Volksgenossen durch den unbegründeten Haß feindlicher Länder zugefügt wur­de, wenigstens zum Teil wieder gut zu machen. Das Deutsche Reich befindet sich zwar selbst geldlich in einer außerordentlich beschränkten Lage, aber wichtiger als die Wiedergutmachung der feindlichen Ländern zuge­fügten Schäden muß dem Reiche doch die Entschädigung für die eigenen Volksgenossen sein, die schließlich nur deshalb, weil sic Deutsche waren, Hab und Gut und Ge­sundheit verloren. Viele von ihnen-waren im Auslände Pioniere des Deutschtums und der deutschen Kultur, und viele von -hnen haben als Märtyrer für das Vater­land gelitten.

Neues vom Tage.

Verdoppelung de? Brotpreises nach -er Ernte.

Berlin, 19. Juni. Der Gesetzentwurf über die Ge­treide Umlage ist am Samstag dem Reichstag zu­gegangen. Dazu wird von der Reichsgetreidestelle er­klärt:Das Jnlandsgetreide deckt unseren Bedarf nicht. Das Auslandsgetreide kommt durch den freien Handel nicht in genügenden Mengen herein. Durch Angebot und Nachfrage ist der Bedarf nicht zu regeln. Die Landwirtschaft glaubt auf freiem Wege die notwendigen Mengen an Jnlandsgetreide schaffen zu können. Die Regierung glaubt dies nicht. Die Landwirtschaft wollte zwei Millionen Tonnen zum freien Marktpreis der Reaiernna zur Verfüauna stellen. Dazu müßte die

Landwirtschaft sink-neue'Vrgantiatiori schaffen, ist ein Experiment. Der Preis würde außerordentlich getrieben werden, zeitweise vielleicht über den Welt­marktpreis hinaus. Das Auslandsgetreide liegt na­türlich über dem Preis des Jnlandsgetreides. Da wir aber auf Befehl des Verbandes keine Zuschüsse für den Ausgleich der Preise in diesem Jahre be­kommen können, müssen wir den ganzen Eingang an Getreide vom Inland und Ausland zusammenwerfen. Darin liegt preismäßig eine Härte für die Landwirt- Wirtschaft, die nach Möglichkeit ausgeglichen werden soll. Ein Opfer aber muß von der Landwirtschaft im Interesse des Vaterlandes gebracht werden. Im Laufe des Jahres soll der Preis nachgeprüft werden, so daß ein so großer Unterschied zwischen der Um­lage und dem freien Preis wie im Vorjahre nicht wieder entsteht. Eine weitgehende Mitwirkung der Landwirtschaft bei den Verteilungsmaßnahmen ist vor­gesehen. Brotkarten sollen an solche nicht mehr aus­gegeben werden, die durch erhebliches Einkom­men und Vermögen nicht darauf angewiesen sind Eine endgültige Entschließung darüber liegt noch nicht vor, doch würde dadurch ans alle Fälle eine wesent­liche Minderung des einzuführenden Auslandsgetreides herdeigeführt werden. Eine wesentliche Erhöhung des Verkaufspreises der Reichsgetreidestelle muß eintreten. so daß der Brotpreis sich etwa aus das Doppelte erhöhen dürfte. Das Wesentlichste in der Brot­versorgung sei nicht die Billigkeit, sondern die Siche­rung der Versorgung. Die Eintreibung der Umlage werde in diesem Jahr sich bedeutend schwieriger gestal­ten als im Vorjahre. Die Regierung denkt, daß die Landwirtschaft sich dem Gesetz gegenüber anders stel­len wird, als dem Gesetzentwurf gegenüber, zumal man ihr im Punkte des Preises entgegenkommt."

Die Hauptpunkte der Besprechung zwischen «loyo George und Poincare.

Paris, 19. Juni. Nach den Meldungen der hie­sigen Blätter aus London sind es vor allem 3 Kragen, die den Gegenstand der Besprechung zwischen Lloyd George und Poineare bilden werden: Die Haager Konferenz, die Orientkonferenz, die Tanger-Frage, der französisch-englische Garantie-Vertrag und das Rcpa- rationsproblcm. Hinsichtlich der Haager Konferenz sei es die Frage des Privateigentums, die im Vordergrund stände und in der die Divergenz der Auffassung un­vermindert fortbestände. England vertrete nach wie Vör­den Standpunkt, daß jeder Staat das Recht zu Konsig­nationen habe, wenn er dafür angemessene Entschädi­gungen gewähre und daß Frankreich Unmögliches ver­lange, wenn es die Rückgabe des sequestrierten Eigen­tums seiner- Staatsangehörigen schlechthin fordere. In der Ocienksrage mache man in London der französischen Politik zum Vorwurf, daß sie die Kemalisten in ihrem Widerstand gegen die von der englischen Regierung vorgeschlagene Lösung unterstütze. Zur Regelung des Statuts in Tanger beabsichtige London die Einberu­fung einer Konferenz vorzuschlagen, an der Frankreich, England, Spanien und der «Sultan von Marokko teil­nehmen sollen. In der Frage des englisch-französischen Garantie-Vertrages sei die Stimmung in Londq« wenig günstig. Trotz der offiziellen Erklärung, daß der Ab­schluß an keinerlei Konzessionen auf anderem Gebiet geknüpft werden solle, mache man doch in den politi­schen Kreisen Englands geltend, daß ihm eine Eini­gung in den zahlreichen seit langer Zeit zwischen Frankreich und England schwebenden Fragen voran­gehen müsse, ehe man daran denken mne, die beiden Länder durch ein Abkommen zu bin v.-. das nach fran­zösischem Wunsch über den Charakrer der von Eng­land im Jahre 1919 angebotenen Garantien gegen einen Angriff Deutschlands weit hinausgehen soll. In der Repärationsfrage endlich suche man in ? ndon nach einem Kompromiß. Es sei möglich, daß der Vor­schlag Sir Robert Horne's und Sir Basil Blackett wie­der ausgenommen würde, der bekanntlich dahin geht, daß Frankreich gestattet werden soll, sstn seiner Schul­den gegenüber England und den Vereinigten Staaten in Reparationsbons der Serie L zu entledigen, was praktisch einer Annullierung der französischen Schul­den in Verbindung mit einer entsprechenden Redak­tion der deutschen Verpflichtungen gleich kommen wür­de, Allerdings sei diese Lösung nicht möglich ohne Zustimmung Amerikas, die keinesfalls sicher sei. Ader es müsse auf diese Weise erreicht werden, daß die Frage der Reparationen mit der der interalliierten Schulden nunmekr verknüvit werde

Frankreichs Furcht vor Isolierung.

Paris, 19. Juni. Ein offenbar offiziös inspirierter Artikel desTemps" läßt auf eine bevorstehende Schwenkung der französischen Politik gegenüber Ruß­land schließen. Im Widerspruch mit ihrer frnberen Haltung und den zahlreichen Erklärungen in der fran­zösischen Presse scheint die franzö'i-che Regierung stch entschlossen ri> baben, nunmehr doch an den direkten