i.

chwarzwälder TageszeitMg

.Aus den Tannen

ILrnsprechLL

R?N

Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und Freudenstadt

VN SK Post Md »m «gemeo bezogen tm Monat Juni Mark 16.. > M»rrige»»fetr, Die Istaltige ZNle oder der«! Rau« L, AN-, dir ReklmnezcUe 8 Mk. Mtnürstüerr..- der Kettnvs tnkolae Lerer Gemalt oder BetriwiMSrun« leheüt teioSwivruck auf Aeknma. > einer Auftrag» 8 Mk. Bei MederMuageu Ncckatt. Lei Zahlungsverzug ist der Rabatt hinfällig.

«r. ISS.

I

Mteufteig, Samstag de« 17. Smri

Jahrgang isrr.

Es gibt keinen Stillstand'

««der irr der großen Politik, noch im wirtschaftlichen Leben, da» fortgesetzt dem Wechsel unterworfen ist.

ES ist deshalb für Jedermann eine dringende Not­wendigkeit, sich eine Tageszeitung zu halten, welche den Leser über alle politischen und wirtschaftlichen Verände­rungen unterrichtet und aus dem Laufenden hält. Dazu ist besonders die Schwarzwälder Lage»- ' zettuug,AuS den Tannen* berufe«, die in übersicht­licher und schnell«: Weise Bericht erstattet und dem Leser bietet, was ihn interessiert.

Die Psstbezieher bitte« wir, die Bestellungen für das »eue Quartal rechtzeitig zu betätigen.

Zur Lage.

ob. Frankreich ist heute wieder Sieger. Das Scheitern Ider Anleihe hat der Semeregierung wieder einmal den i Rücken gestärkt. Wir haben es in allererster Lime Herrn iPvincare und seinen Helfershelfern zu danken, daß wir leer ausgegangen sind. Es muß wundernehmen, daß man der französischen Obstruktion nicht wirksam entgegen­zutreten vermochte, daß man soviel Rücksicht nahm auf den ewigen Widersacher gegen Deutschland. Am grünen Tische wurde dabei ganz und gar übersehen, daß es schließlich auch Europa an die Meren geht, wenn eines seiner vorbildlichsten und best fundiertesten Länder wirt­schaftlich am Boden liegt. Man hätte geglaubt, daß der unparteiische Amerikaner Morgan einer objektiveren Behandlung dieser Lebensfrage fähig gewesen wäre, als es in der Tat geschah. Frankreich hat sich auch in dieser Angelegenheit als schlauer Fuchs erwiesen, es erklärte, nicht mehr grundsätzlich an der Ablehnung festhalten zu wollen, sondern sieinsoweit zu beschränken, als franzö­sische Forderungen dadurch herabgedrückt würden". Zieht man aber in Betracht, daß die französischen Forderungen allein 52 Prozent der Entschädigungsmilliarden ausma- !chen, Md der das Unternehmen leitende Bankier die Gesamtschuld von 132 Milliarden auf zirka die Hälfte zu reduzieren vorschlug, so ist zwar ersichtlich, daß Frank­reich etwas nachgelassen hätte, aber nur dann, wenn olle anderen beteiligten Mächte ihre deutschen Ansprüche dem Winde anvertraut hätten. Das ist eben französischer Egoismus, wie er im Buche steht und wie er krasser nicht formuliert werden konnte. Ans dem Bescheid des Bankieransschusses geht alles dies ganz eindeutig her- l«r, er übt harte Kritik an den französischen Sanktions- grlüsten. Doch was tuts? Frankreich hat einen breiten Rücken, kaltlachelnd geht es darüber hinweg. Es ist der Politische Wegelagerer unserer Zeit, der Raubritter der vtrahe, neinRitter" ist zuviel Ehre, der Plünderer der Warenzüge, die den Frieden und die wirtschaftliche He­bung daherführen wollen. Die bisherigen Konferenzen "ß Washington, Cannes und Genua haben ja zur Ge- gezeigt, weU Geistes Kinder da drüb n jenseits des Rheines regieren. Dem gallischen Hahn ist der Kamm mächtig geschwollen, Herr Poineare nimmt diegloire" für sich in Anspruch. Man kann aber mit gutem Ge- Wen von einer moralischen Verurteilung Frankreichs sprechen, mitnichten ist das Ansehen dergrande Nation" w den letzten Tagen gewachsen. Der da droben sorgt Mn dafür, daß die Bäume nicht bis zum Himmel auf- AM, er wird auch der deutschen Eiche neues Wachstum NM os an der Zeit ist. Was hilft es uns, wenn BankierlonfersnA erklärt, daßDeutschlands finanzielle sD Mn ernster Gefahr bedroht ist", wir hatten posi- ^ Leistungen erwartet und stehen nun am Grabe un­srer Hoffnungen. Wir hatten auf Sand gebaut, als wir «übersichtlich nach Paris zu blicken wagten. Es ist auch anzuuehmen, daß sich unser Erbfeind eines beß- ksinnt, käme Poineare zu Fall, so wäre es immrr- ^ möglich, doch sind alle Gerüchte hierüber noch mit größten Vorsicht aufznnehmen.

Er Reichskanzler und der Reichsaußenmimster haben . g,uttgart den besten Eindruck hinterlassen. Hatte ^Kanzler schon in einer Pressebesprechung großes ^trauen gewonnen, so geschah dies umsomehr durch Ursprachen in derLiederhalle", zu der Rathen au "dolle Ergänzungen bot. Was die beiden Minister

mDtzefühirt HWenT'M weserrrMy^ähin zu charakterisieren, daß sie betonten, daß man die Pariser Verhandlungen alsEtappe in dem ganzen Weg vom Mai 1921 bis zu dem unbekannten Tag der endlichen Verständigung ari­schen müsse". Geduld muß der rote Faden sein, der alles politische Denken dieser Tage durchzieht.

Der Killinger-Pwzeh hat mit der Freisprechung des an- geklagten Kapitänleutnants sein Ende gefunden. Viel Neues konnte nicht zu Tage gefördert werden. Der ganze Prozeß war eine Aufrollung der Frage, sind Schulz und Tillessen die Mörder oder nicht? Es ist wohl allen, die mit Aufmerksamkeit der breit angelegten Verhandlungen verfolgte, klar geworden, daß über die Täterschaft der Beiden schlechterdings kein Zweifel mehr bestehen kann. Alle Zeugen konnten Momente berichten, die mehr oder weniger belastendes Material ergaben. Die Geschworenen mußten die Schuldsragen verneinen, unter Hochrufen der Menge verließ Killinger das Gerichtsgebäude. Die Kosten des Prozesses sollen sich auf mehr als eine Viertel- million belaufen, die nunmehr der Staatskasse zur Last fallen.

Endlich hat nun auch die Reichsregierung beschlossen, der Not der Zeitungen zu steuern. Im Reichskabinett ist der Beschluß gefaßt worden, eine diesbezügliche Vorlage demnächst einzubringen. Im Reichstag machte man sich nach Pfingsten an große Aufgaben. Zu diesen gehört die Zwangsanleihe und eine Abänderung des Gesetzes über die Einkommensteuer und die Erbschaftssteuer. Den brei­testen Rahmen aber wird das Getreideumlagegesetz ein- nehmcn. Die Landwirtschaft fordert absolut freie Wirt­schaft und wehrt sich mit Erbitterung gegen diesen letzten Zipfel der Zwangswirtschaft. Dagegen fordert die So­zialdemokratie die hälftige Zwangsbewirtschaftung des Ge­treides als Lohn für ihr Verbleiben in der Koalitions­regierung.

Aus Oberschlesien drangen wieder Hilferufe an unser Ohr. Das arme geplagte Land soll nicht zur Ruhe kom­men. Die schurkischen Polen ersinnen immer neue Schand­taten und tun es den gemeinen schwarzen Franzosen im Rheine gleich, die ihren tierischen Gelüsten frönen dür­fen. Am Donnerstag abend erfolgte nun die Unterzeich­nung des oberschlesischen Uebergabeabkommens.

Blicken wir außerhalb Deutschlands umher, so finden wir im Nachbarlande Oesterreich die Wirtschaftslage direkt katastrophal. Die österreichische Währung hat mit dem letzten Kurssturz beinahe den Todesstoß erlitten. Die französische Kämmer bewilligte einen 55 Millionen­kredit, diese immerhin enorme Summe wird nicht allein helfen können. Der Reichspräsident hat auch! deutsche Hilfe versprochen, ein Plan des Kanzlers Baur findet allgemeine Beachtung.

Man las auch letzthin von einem mysteriösen Ver­trag zwischen Frankreich und der Tschecho-Slowakei, der im Jahre 1918 abgeschlossen und im Frühjahr 1921 er­gänzt worden sein soll. Einer der Punkte dieses Ver­trages bestimmt, daßi, falls die Anschlußbewegung Oester­reichs an Deutschland nicht mehr auf diplomatischem Wege verhindert werden könnte, die Tschecho-Slowakei unter Verantttxrrtung der französischen Regierung die Landes­hauptstädte Linz, Salzburg sowie Wien besetzen werde, während französischerseits Graz und Klagenfirrt besetzt werden sollten. Das ist im wesentlichen das Wichtigste des Vertrages, der den beteiligten Mächten alle Ehre macht.

Sonst isst vom europäischen Kontinent nichts Neues zu berichten. Alles geht seinen Gang, mchr oder weniger ersprießlich. Was die kommenden Wochen bringen wor­den, weißmuemand zu sagen,. '-

Neues vom Tage.

Einladung des Reichspräsidenten zur Uedcrsee-Woche.

Hamburg, 16. Juni. Der Senat hat anläßlich der Uebersee-Woche an den Reichspräsidenten eine Ein­ladung zum Besuche Hamburgs gerichtet. Der Reichs­präsident hat die Einladung angenommen.

Zrrm Tode des schweizerischen Gesandte« in Berkin.

Berlin, 16. Juni. Der schweizerische Bundesrat hat die Ueb erführ ung der Leiche des Gesandte» Carlin nach Bern angeordnet. Samstag vormittag findet in der Hedwigskirche eine Trauerfeier für die schwei­zerische Kolonie statt. Die Beisetzung erfolgt auf dem Friedhof in Bern. Mit der Vertretung der schweize­rischen Gesandtschaft in Berlin ist der frühere schwei­zerische Gesandte in Washington, Minister Dr. Leo Vogel, als Geschäftsträger betraut worden.

Sine deutsche Anleihe.

Paris. 15. Juni. Der Berliner Korrespondent des Petit Parisien" hatte seinem Blatte gestern gemeldet, die deutsche Regierung habe die Absicht, mit eini­gen der alliierten Regierungenwegen der Auflegung einer Anleihe von mäßiger Hö­he in Fühlung zu treten. Trotz des von deut­scher Seite bereits erfolgten offiziellen Dementis hält der Korrespondent diese Mitteilung aufrecht, und be­hauptet. zu wissen, daß die Vorbereitungen dafür sehr weit gediehen seien.

Argentinische Biehkieferungen «ach Deutschland.

Bnenos-Aires, 16. Juni. Ein Vertreter der ar­gentinischen Regierung Unterzeichnete unter Vorbehalt der Zustimmung seiner Regierung einen Vertrag, rn dem sich Argentinien verpflichtet, jährlich einem deu^ schen Syndikat 50 000 Stück Vieh und 60 00« Tonnen Gefrierfleisch zu liefern. Die Gegen»! leistung soll in Waren erfolgen.

Eröffnung der Haager Vorkonferenz. i

Haag, 16. Juni. Bei der Eröffnung der Haag« Vorkonferenz begrüßte der holländische Außenminister- van Karnebeek die Teilnehmer namens der nieder­ländischen Regierung. Die niederländische Regierung fei der Meinung, daß es sehr vorteilhaft sein könne, aufs neue zu versuchen, die Probleme der Wiederauf-- richtung Rußlands und des Wiederaufbaus des Frie­dens auf einer gemeinsamen Grundlage zu lösen. Karnebeek wies sodann auf die Schwierigkeiten hin, die sich aus den tiefgehenden Unterschie­den in den Prinzipien und Methoden S o w- jetrußlands von denen der Verwaltungen der übri­gen Staaten ergeben und darauf, daß das in Sowjet­rußland herrschende System den Wiederaufbau dieses Landes zu hindern scheine. Nach der bedeutungsvolle» Konferenz in Genua sei eine neue Periode eingetreten. Der Weg der ruhigen Ueberlegung fei geöffnet. Die Versammlung wählte Karnebeek einstimmig zum Vorsitzenden der Vorkonferenz.^ .

Tie Schutzpolizei der Länder.

Berlin, 16. Juni. Nach einer vom Reichsminister des Innern auf Anfrage erteilten Antwort ist der Ent­wurf eines Reichsgesetzes über die Schutzpolizei der Länder dem Reichsrat bereits vor einigen Wocherfi Angegangen. Die Regierung legt den größten Wert darauf, daß das Gesetz noch in der lausenden Tagung des Reichstags vor den Sommerferien verabschredet wird.

Ausdehnung des Rapaklo-Bertrages auf die Sowjet-Ukraine.

Berlin, 16. Juni. Wie die T. U. von privater Seite erfährt, dürfte die Ausdehnung des Rapallovertrages auf die Sowjet-Ukraine in absehbarer Zeit durchgeführt werden, ohne daß dabei die Frage der Auszahlung der 400 Millionen Mk., die Deutschland seinerzeit für die Getreidelieferungen aus der Ukraine deponiert hat. nach irgend einer Richtung hin eine besonders hin­dernde Rolle spielen könnte.

Neues englisches Memorandum an Frankreich.

Paris, 16. Juni. DerDaily Mail" zufolge soll Lord Hardinge dem Ministerpräsidenten i rare ein Memorandum über reicht haben, worin i e! gk i daß eine englisch-französische Alianz erst d n u > -

kommen könne, wenn die verschiedenen ' n

Fragen und ganz besonders die Frage i gelöst seien. Dieser englische Standpunkt ist und wäre also in dem Memorandum nur nsr^ . s betont worden.

England und Atalien

Nom, 16. Juni. Nach einer Meldung derTri- buna" wird die Reise Schanze rs nach London vorläufig noch nicht erfolgen. Was das Ver­hältnis zwischen England und Italien betrifft, so sei in den letzten Tagen der Konferenz von Genua die Grundlage für bessere und innigere Beziehungen Mi­schen beiden Ländern gelegt worden. Es handelt sich hierbei um das östliche Mittelmeer, die Rohstofflie­ferungen und die Petroleumkonzessionen. Es sei somit nicht von einem Bündnis, sondern nur von der Ver­besserung der Handelsbeziehungen zwischen Italien und England die Rede.

Sowjetrnßland und die Randstaate«.

Paris, 16. Juni. DerDaily Telegraph" berichtet von einer Abrüstungskonferenz, zu der Lrtwinoff die polnische, finnische, lettische und esthländische Regie­rung eingeladen habe. Die Sowjets seien auch bereit, mit der rumänischen Regierung die gleiche Frage zu beraten. ,