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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Alten steig-Stadt. Allgem einer A nzeiger für die Bezirks Nagold, Lalw und jreudenstadt

wE»rrtt« kr Psst Md Se» Slgenlva ürzogta im Monat Juni Mark 16..

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H»»ei-l»lpretr» Bi- Ifpalttz« Zttle «vrr seren Km»m 2, Mk., di« AettameMr 8 Mk. Msdestbetra» eine« UnftragS 8 Mk. Bei WitderLoiuagen Rabatt. Bei AahbmgSverzug ist der Rabatt hinfälligi

Mlesrfterg, Dienstag den iS. Juni

Jahrgang LS».

NaKem der Berichit die Schwierigkeiten, die sich sei- ,«er Arbeit cntgcgenstellte, und die Gründe für den Ab­bruch der Verhandlungen festgestellt hat, macht er über die künftigen Möglichkeiten für eine Anleihe die folgenden Bemerkungen:

gii Berücksichtigung dieses verneinenden Ergebnisses uo obwohl der Ausschuß sich nicht in der Lage sieht, der Aufforderung der Mehrheit der Kommission, die weitere Frage in?einzelnen zu prüfen, zu entsprechen, hält et der Ausschuß für nützlich, folgende allgemeine Bemer­kungen darüber hinzuzufügen:

ch Eine wesentliche Bedingung einer auswärtigen An­leihe zu jeder Zeit besteht darin, daß die Oeffentlichkeit unter dem Eindruck stehen muß, daß Deutschland selbst eine tatsächliche, wesentliche Anstrengung unternimmt, seine öffentlichen Finanzen auf eine befestigte Grund­lage zu stellen. Er ist von größter Bedeutung, dgß durch die von Deutschland zu gebende technische Sicher­heit und die Wiederherstellung einer finanziellen Lage Deutschland klar seinen Wunsch zum Ausdruck bringt, seinen Verpflichtungen zu entsprechen, in der Hoffnung, daß es durch die Erfüllung dieser Verpflichtungen fei­nen Kredit wiederherstellen wird.

ch Die zweite wesentliche Bedingung ist die Beseitigung der gegenwärtigen Unsicherheit hinsichtlich der Entschü- digmigsverpslichtungen.

e) Dem Ausschuß lag eine Aufzeichnung vor, wonach amerikk nische Bankiers und Kapitalisten unter diesen Um­ständen in erheblichem Maßt an dem Ankauf deutscher Schuldverschreibungen interessiert werden können, aber nur für den Fall der Erfüllung einer weiteren grund­legenden Bedingung, nämlich, daß eine derartige Anleihe auf das einmütige Ersuchen und zum Nutzen der ver­bündeten Nationen erfolgen würde. Diese Einmütigkeit könnte auf keinem Wege einen besseren Ausdruck finden, als durch aktive Mitarbeit der Bankiers der verbündeten und neutralen Länder bei der Verteilung der Schuld­verschreibungen an ihre eigenen Staatsangehörigen. Als eine der grundlegenden Bedingungen einer Beteiligung Amerikas ergab sich deshalb Einmütigkeit unter den Geld­gebern wie Herstellung des Kredits des Geldnehmers.

ä) Die meisten der Mitglieder des Ausschusses find sich wohl bewußt, daß jede gutachtliche Aeußerung ihrer­seits diese Bedingungen zwar befördern, aber nicht als solche hätte sicherstellen können. Sie würdigen beispiels­weise voll, daß, wenn sie als wesentliche Bedingung einer Anleihe eine Begrenzung von Deutschlands jährlichen Zahlungen empfehlen, die beteiligten Länder in Würdi­gung der Wirkung auf ihre finanzielle Lage notwendiger­weise ihre eigene äußere Verschuldung beachten würden. Sie würdigen, daß eine Lösung, so wünschenswert sie an sich selbst sein mag, sich! tatsächlich als ungangbar er­weisen kann, wenn sie nicht die damit verbundenen finan­ziellen Ausgleichungen vorbereitet. Das Element der Unsicherheit, das die Last der Verpflichtungen Deutsch­lands verschärft, bildet ebenfalls einen ernstlichen Zustand hinsichtlich der äußeren öffentlichen Schulden der ver­bündeten Länder. In diesem Zusammenhang wünscht, der Ausschuß zu wiederholen, daß bei Prüfung der Be­dingungen für die Wiederherstellung von Deutschlands allgemeinen Kredit er Gewißheit als wesentlich ansieht. Vlvßle Nachsicht bei der Erzwingung der Verpflichtungen, wie sie die Kommission beweisen könnte, ohne die Ge­samtverpflichtung zu ändern, genügt nicht.

Das Schlutzergebnis.

Das Schlnßergebnis des Berichts des Anlciheaus- chusses wird im Bericht wie folgt zusammengefaßt: ..^benn der Ausschuß sich gezwungen sah, die Aus- üchtm einer Anleihe bei der gegenwärtigen Lage Deutschl­ands entmutigend zu beurteilen, so wünscht er als Schlnß- argebnis nicht weniger deutlich! seine Ueberzeugung fest- Mstellen, daß, sofern die' notwendigen Bedingungen für vH Belebung des deutschen Kredits verwirklicht werden onnen, ansehnliche Anleihen auf allen Hauptmärkten der tchlt flüssig gemacht werden könnten. Nein finanzielle Be­llten sind jetzt der Ausgabe solcher Anleihen ent­

schieden

. gmchiger als zu irgend einer Zeit seit dem Kriege. , ^ Ausschuß ivünscht der Wiederherstellungskommission y verpchcru, daß er den ernstesten Wunsch hat, alles, was llwer Macht liegt, zu tun, um die Aufnahme solcher ^ - öu fördern, wenn die Bedingungen, aus die er Nmeim hat, sichergestellt werden können.

Er ist siih im'Innersten Vewüßt, welche weitgehende Hilfe für die wirtschaftliche Wiederherstellung der ganzen Welt durch die allmähliche Umwandlung der deutschen Verpflichtungen aus einer an Regierungen in eine Schuld an private Kapitalisten geboten werden würde, die sich wie andere öffentliche Schulden nicht auf äußere Zwangs­maßnahmen (Sanktionen), sondern aus den allgemeinen Kredit des Schuldnerlandes grüirden würde. Er ist aller­dings der Meinung, daß die Wiederaufnahme regelmäßi­ger Handelsbeziehungen zwischen den Ländern und die Festigung der Währung ohne endgültige Regelungen der Entschädigungszahlungen und anderer öffentlicher Schulden unmöglich ist. Wenn daher zu irgend einer Zeit die Wiederherstellungskommission in der Lage ist, durch einstimmige Entschließung die Einladung zu wiederholen, die jetzt nur durch Mehrheitsbeschluß eine Auswirkung erfahren hat, wird der Ausschuß sich freuen, wieder zu­sammenzutreten und die jetzt unterbrochene Untersuchung wieder aufzunehmen. Er kann nicht wissen, ob die ver­bündeten Regierungen in der Lage sein werden, die not­wendigen Bedingungen anzunehmen. Aber für diesen Fall wiederholt es sich, daß er die Hoffnung hak, daß ansehn­liche Anleihen ausgenommen werden könnten. Endlich wünscht der Ausschuß darauf hinzuweisen, daß in der Zwischenzeit und selbst während des Zeitraumes zwischen einer erneuten Einladung und dem Abschluß der folgen­den Verhandlungen Deutschlands finanzielle Lage offen­sichtlich mit ernster Gefahr bedroht ist. Weitläufige Ver­handlungen über eine große und langfristige Anleihe können zu lange dauern, wenn ihnen nicht sofortige Hilfe vorhergeht. Äber falls die Frage unter den angeregten besseren Umständen und mit wirtlicher Aussicht auf eine endgültige Regelung erwogen werden sollte, ist der Aus­schuß der Ansicht, daß die Hindernisse, die gegenwärtig einer vorläufigen Anleihe entgegenstehen, sich wahrschein­lich nicht als unüberwindlich erweisen werden. Mit wirklicher Hoffnung auf eine endgültige Regelung in­nerhalb angemessener Frist würde er viel leichter eine kurzfristige befestigte Anleihe zustande bringen in einem Maß, um Deutschlands Kredit vor dem Zusammenbruch während der Dauer der Verhandlungen zu bewahren.

Ter Ausschuß braucht kaum hinzuzufügen, daß er unter diesen Umständen sich freuen würde, jede in seiner Macht liegende Unterstützung, sowohl hinsichtlich einer derartig begrenzten Anleihe, wie hinsichtlich der größeren und bedeutungsvolleren Fragen, zu gewähren.

Der Prozeß Killinger.

Fortgang der Zeugenvernehmung im Kcllingerprczst

Offen bürg, 12. Juni.

In der Samstag-Nachmittagssitzung wurden die Zeu­gen vernommen, die in Oppenau mit Schulz und Tillessen zusammengekommen sind und die Bahnbe­amten der Eisenbahnstation Appenweier, wo die Rench- talbahn von der Hauptstrecke Heidelberg-Basel abzweigt. Bekanntlich wohnten Schulz und Tillessen in Gries­bach unter falschem Namen im GasthausZum Hir­schen". Die Wirtin Rothe "^hlt, daß am 22. August die beiden Männer angek *"'"n und sich fol­gendermaßen eingetragen h Riese, Stndent

aus Düsseldorf, Kurt Bcr,, »s Jena.

Meistens sind die beider enanzug und

ohne Kopfbedeckung weggeg.. . *'nke Ohr

des einen war verstümmelt. rite eine

Narbe auf der Nase. Am . sind sie

gekommen, am 23. August wollten ,-gr früh ge­weckt sein, um einen Spaziergang zu machen, weil es an diesem Tag aber geregnet hat, haben sie erst um zehn Uhr gefrühstückt. Sie-blieben den ganzen Tag im Gasthaus. Am 25. August wollten sie bereits um 6 Uhr geweckt sein, um eine große Tour zu unter­nehmen. Am Morgen sagten sie dann, sie wüßten nicht, ob sie abreisen würden, weshalb die Wirtin bat, ihr rechtzeitig die Abreiseabsicht mitzuteilen. Sie vereinbarten dann, daß sie in Oppenau bleiben woll­ten, wenn sie nicht bis 4 Uhr nachmittags das Zim­mer äbbestellt hätten. Sie kamen erst abends zurück und erzählten, daß es wunderschön gewesen sei. Sie seien auf den Bergen gewesen. Am 26. wollten sie noch früher geweckt sein, film 7 Uhr sind sie abmarschiert und abends nach 4 Uhr wiedergekom­men. Sie sagten dann, sie seien naß und wollten sich umziehen, bestellten Kaffee und machten sich zur Ab­reise bereit. Inzwischen war die Nachricht von der Ermordung Erzbergers in Oppenau bekannt ge­worden. Die Wirtin fragte die beiden, ob sie etwas davon gehört hätten, worauf der Große erwiderte, er habe gemeint, Crzberger sei in Berlin.

In "dieser Zeit ist der 'Avg. Dietz herbeigeführt worden. Kurz nach 6 Uhr abends verließen denn auch die beiden das Gasthaus und fuhren mit dem Zuge 6.45 Uhr nach Appenweier weiter. Mit den Gästen haben sie sich nicht unterhalten.

Während der Vernehmung dieser Zeugen trifft beim Gericht ein Brief aus Borkum ein, den der Vor­sitzende sofort verliest. Es wird darin behauptet daß der Verfasser von Gewissensbissen getrieben dem Schwurgericht mitteile, daß ein gewisser Hendri.v in Recklinghausen nähere Auskunft geben könnte. Er sei durch große Geldmittel zum Stillschweigen gewonnen worden. Zurzeit trage er sich mit Auswanderun-Z- gedanken. Der Vorsitzende teilt mit Zustimmung :s Staatsanwalts mit, daß solche namenlose Anzeigen .ei der Untersuchung wiederholt eingegangen seien. Die Nachforschungen nach den meisten dieser Anzeigen hät­ten zu keinem Ergebnis geführt.

Darauf wird die Vernehmung der Hirschwirtin fort­gesetzt. Sie erzählt, daß sie am 28. August auf den Gedanken gekommen sei, daß die bei ihr gewesenen Gäste die Mörder Erzbergers gewesen sein könnten. Ihr Mann habe sie wegen dieser Gedanken ausgelacht. Die beiden Gäste hätten sich viel über Politik unter­halten, mit den übrigen Gästen dagegen keinen Verkehr unterhalten. Meistens habe einer die Zechen der beiden bezahlt. Der Gastwirt Rothe habe seine beiden Gäste sehr wenig gesehen, nur einmal hätten sie über den Weg, der von der Klosterruine Allerheiligen nach der Zuflucht führt, gefragt. Dabei hätten sie eine Karte vor sich liegen gehabt, die in der Ecke den VermerkPeterstal" trug.

Der Sohn dieser Wirtsleute hatte beobachtet, daß die Mieter des gegen den Bach liegenden Zimmers sich täglich rasterten und das Papier in den Bach warfen. Er hat die aufgefundenen Papierschnitzel dem Gericht überreicht. Aus einem dieser Zettel standBeuron", andere mußten zusammengesetzt werden. Auch ein Zim­mermädchen im GasthausZum Hirschen" hat solche Papierschnitzel bemerkt, ferner erinnert sie sich, daß während der ganzen Zeit, während der die beiden Fremden im Gasthaus gewohnt hätten, zwei Flaschen auf dem Waschtisch gestanden hätten, von Denen -ine ein Haarfärbemittel zum Dunkeln der Haare enthielt, während die andere mit Javol gefüllt war.

Regierungsrat Dr. Hagemann sagt über seine Er­hebungen in Oppenau kurz nach der Tat aus: Obwohl er darauf gedrungen habe, daß die Papierschnitzel­funde geheim bleiben sollten, sind sie doch in der Oef- fentlichkeit bekannt geworden. Erkundigungen in Jena und Düsseldorf hätten ergeben, daß dort keine Namen der Art, wie sie die beiden der Tat Verdächtigen ein­getragen Hütten, vorhanden seien.

Zeuge Rückert berichtet ebenfalls über die Papier­schnitzelfunde, er habe noch am gleichen Tag diese zusammengesetzt und daraus die Mitgliedskarte eines Hamburger Handlungsgehilfen-Vereins zusammenge- stellt, ferner eine Rechnung über drer Koffer.und Auf­schriften.

Maria Kimmag, Aushelferin beim Stationsamt Op­penau. sagt aus, daß sie bemerkt habe, wie zwei Kar­ten vierter Klasse nach Appenweier abgegeben worden seien.

Eifenbahnschaffner Karl Huber teilt mit. daß er von zwei iungen Herren nach den Zügen nach Mann­heim, ob Personen- oder Schnellzug, gefragt worden sei. Der eine der beiden sei groß und blond, der andere klein und schwarz gewesen. Der Große trug eine Mütze. Der Zeuge kann sich entsinnen, daß einer ein verkrüpveltes Ohr hatte.

Der Zeuae Heinri-ll Wievemer sagt aus, daß einer der aufreoe^enen Ko'fer außergewöhnlich schwer gewesen sei, so daß sie von einem Backsteinreisenden sprachen.

Zeuge Albert Wirth, Bruder des Reichskanzlers und sozialdemokratischer Abgeordneter, teilt mit, daß er zwei jungen Leuten Fahrkarten verkauft habe. Er habe dabei als der eine sich vor dem Schalter bückte, dessen verkrüppeltes Ohr gesehen. Der zweite habe einen dniffe^lcmen Anzug getragen. Als er in den darauffolgenden Tagen in der ..Ofsenburger Zeitung" las, dal? die beiden der Tat Verdächtigen in Sportkleidern gesehen wurden, sich aber nachher um­gezogen hätten, war er sofort überzeugt, daß diese beiden, die zu ihm an den Schalter gekommen seien, die Täter sein müßten. Der eine habe gefragt, ob der Zug 8.03 Uhr nach Karlsruhe fahre und als ihm die Antwort erteilt wurde, daß dies ein Morgenzug sei. sei der Fragesteller sehr verblüfft gewesen.

Zeuge Rudolf Maier, Stationsgehtlfe in APPen- wewr, berichtet, daß zwei Fahrkarten nacn Karlsruhe und Heidelberg, eine zweiter Klasse und eine dritter Klasse abgegeben worden seien. Der Vorsitzende bemerkt, dak die betreuenden Karten auf diesen Sta-