Beurkundung an das Präsidium des Württ. Krieger­bundes einzusenden.

8cb. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist fortgesetzt zeitweilig bedecktes, wenn auch vorübergehend aufheiterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

O Bad Liebenzell, 18. Sept. Um den Preis von 30 000 -4t ging das in der Kirchstraße gelegene An­wesen des verst. Bäckermeisters Ludw. Haisch in den Besitz von Bäckermeister Weber aus Stuttgart über. Das Haus des verst. Friseurs Walldorf in der oberen Kirchstratze wurde um den Preis von 12 000 -N von Joh. Fenchel, Kettenmacher, erworben.

Wildbad, 19. Sept. Das bekannte Hotel Maisch ging mit dem gesamten Inventar an Oskar Klotz von hier über. Die Kaufsumme beträgt 135 000 -11. Die Uebernahme erfolgt am 2. Oktober.

Ungetreuer Kassier.

X Neuenbürg, 19. Sept. In dem benachbarten Schwann hat sich der 69 Jahre alte verheiratete Kas­sier und Vorstand des dortigen Darlehenskassenvereins, (Zentner, geflüchtet. Er soll Unterschlagungen in Höhe von 2025 000 -N begangen haben. Wie wir nach­träglich erfahren, hinterlätzt (Zentner etwa 3040 000 Mark Schulden. Eentner ist verheiratet und Vater von 5 Kindern, von denen zwei verheiratete Söhne mit in die Sache verwickelt sein sollen. Der Konkurs ist angezeigt; eingeweihte Kreise glauben, datz ein Ar­rangement von vielleicht 20 zustande kommen werde. Die Unterschlagungen wurden am Samstag entdeckt, als ein Mitglied des Darlehenskassenvereins Geld holen wollte und keines ausbezahlt werden konnte. Die Ge­schädigten sind hauptsächlich jung verheiratete Leute mit Einlagen von 2000 und 3000 -N, die in der Haupt­sache verloren sein und die Geschädigten z. T. an den Rand des Ruins bringen dürften.

Württemberg.

Vom Manöver.

Neustem, 19. Sept. Die Truppen der 27. Dvision manöverierten gestern in Anwesenhei des Komman­dierenden Generals von Fabeck zwischen Kupferzell und Neustein. Die nordwestlich von Kupferzell liegende 53. Brigade (Rot) wurde von Generalmajor von Moser, die südlich Kupferzells stehende 54. Brigade (Blau) von Generalmajor von Anwärter befehligt. Die Hauptkräfte der Gegner stießen bei der Domäne Hohebuch in hef­tigen Kämpfen zusammen, schwächere Streitkräfte bei Hesselbronn. Rot wurde geworfen und zog sich, von Blau energisch verfolgt, über Mangoldsall-Tiergarten zurück. Um 12 Uhr gingen beide Parteien zur Ruhe über und stellten Vorposten aus.

Oehringen, 18. Sept. Bei dem Aufstieg einer Rumplertaube auf der Fliegerstation Waldenburg ver­fing sich der Apparat in einer Höhe von ca. 4 Metern in den Bäumen. Die Flieger konnten unverletzt die Maschine verlassen, die unerheblich beschädigt ist. Die Truppen hatten vorgestern außerordentliche Marsch-

Das Schloß Dürande

IS. von Joseph von Eichendorff.

Die Zunächststehenden im Hofe wollten eben nach der bezeichneten Stelle hineilen, als plötzlich mehrere Diener wie Herbstblätter im Sturm über den Hof da­herflogen: die Rebellen, hieß es, hätten im Seitenflügel eine Pforte gesprengt, andere meinten, der rotköpfige Waldwärter habe sie mit Hilfe eines Nachschlüssels heimlich durch das Kellergeschoß hereingeführt. Schon hörte man Fußtritte hallend auf den Gängen und Trep­pen und fremde, rauhe Stimmen da und dort, manch­mal blitzte eine Brandfackel vorüberschweifend durch die Fenster.Hallo, nun gilt's, die Gäste kommen, spielt aus zum Hochzeitstanze!" rief der Graf, in nie gefühlter Mordlust aufschauernd. Noch war nur erst ein geringer Teil des Schlosses verloren; er ordnete rasch seine kleine Schar, fest entschlossen, sich lieber unter den Trümmern seines Schlosses zu begraben, als in diese rohen Hände zu fallen.

Mitten in dieser Verwirrung aber ging auf ein­mal ein Geflüster durch die Leute: der Gras zeige sich doppelt im Schloß, der eine hatte ihn zugleich im Hof und am Ende eines dunkeln Ganges gesehen, einem an­dern war er auf der Treppe begegnet, flüchtig und auf keinen Anruf Antwort gebend, das bedeute seit ur­alter Zeit dem Hause großes Unglück. Niemand hatte jedoch in diesem Augenblick das Herz und die Zeit, es dem Grafen zu sagen, denn soeben begann auch unten der Hof sich schon grauenhaft zu beleben; unbekannte Gesichter erschienen überall an den Kellerfenstern, die Kecksten arbeiteten sich gewaltsam hervor und sanken, ehe sie sich draußen noch aufrichten konnten, von den Kugeln der wachsamen Jäger wieder zu Boden, aber über ihre Leichen weg kroch und rang und hob es sich immer von neuem unaufhaltsam empor, braune ver­wilderte Gestalten, mit langen Vogelflinten, Stangen und Brecheisen, als wühlte die Hölle unter dem Schlosse sich auf. Es war die Bande des verräterischen Wald- wärters, der ihnen heimtückisch die Keller geöffnet. Nur auf Plünderung bedacht, drangen sie sogleich nach dem Marstall und hieben in der Eile die Stränge entzwei,

anstrengungen von Mergentheim bis Villingsbach zu bestehen. Dabei wurden 20 Mann schlapp und ein In­fanterist vom Regiment 121 wurde schwerkrank in das Spital nach Bartenstein verbracht.

Stuttgart, 19. Sept. Die bürgerlichen Kollegien mit Oberbürgermeister Lautenschlager an der Spitze haben heute nachmittag unter der Führung des städti­schen Gartenbaudirektors Ehmann und des derzeitigen Verwalters der Parkanlagen, Stiegler, die Villa Berg einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Im An­schluß daran fand im Rathaus eine nichtöffentliche Eemeinderatssitzung statt, deren Ergebnis der Ankauf der Villa Berg samt Waldpark zum Preise von 2 850 000 durch die Stadt Stuttgart war.

Schussenried, 19. Sept. Im Stationsgebäude auf dem Hauptbahnhof wurde eingebrochen und aus der Schalterkasse etwa 23 -N entwendet. Zur Ermittlung des Täters ist ein Polizeihund beigezogen worden.

Waldsee, 18. Sept. Der 16jährige Sohn des Schu­machermeisters Vonier in Haisterkirch verletzte sich vor etwa 14 Tagen an einem Getreidehalm, der ihm zwi­schen die Zehen geriet. Am gleichen Nachmittag wurde er am gleichen Fuß auch noch von einem Insekt ge­stochen. Nach einigen Tagen eiterten beide Wunden, es trat Blutvergiftung ein, und der junge Bursche mußte unter qualvollen Schmerzen sein Leben lassen.

«»» Welt »«d Zeit.

Der Liebe Leid im Fürstenhause.

Heidelberg, 18. Sept. Die heute nacht verstorbene 25jährige Prinzessin Sophie von Sachsen-Weimar hat durch Selbstmord geendet. Sie wurde von dem herbei­gerufenen Arzt mit einer Schußwunde in der Stirn tot im Bett aufgefunden. Die Prinzessin hatte sich, wie allabendlich, von den Ihrigen verabschiedet und auf ihr Zimmer zurückgezogen. Im Schloß waren die mei­sten Bewohner schon zu Bette, als plötzlich ein Schuß vernommen wurde. Man eilte in das Zimmer der Prinzessin, wo man sie schon als Leiche auffand. Sie hatte sich in die Stirn geschossen. Dieses plötzliche Ende der Prinzessin ist um so unerklärlicher, als sie sich stets heiter und lebenslustig zeigte und niemals Zeichen von Lebensüberdruß bei ihr bemerkt wurden. Sie hatte erst vor kurzem eine längere Automobiltour durch Tirol unternommen. Vor einigen Monaten wurde der Name der Prinzessin im Zusammenhang mit dem Berliner Finanzmann Hans von Bleichröder genannt und es hieß, daß beide sich zu verloben beabsichtigten. Durch Zufall war seinerzeit die Nachricht von der Verlobung der Prinzessin mit Hans von Bleichröder in die Öffent­lichkeit gedrungen, bevor die Prinzessin ihren Eltern ibre Neigung gestanden hatte. Infolgedessen wurde die Verlobung von den Eltern dementiert. Der be­kannte Dichter Richard Voß versuchte für das sich lie­bende Paar zu vermitteln. Der Widerstand gegen die Ehe ging weniger von den Eltern aus als, wie die Nationalzeitung meint, von dem großherzoglichen Hof in Weimar, da der Eroßherzog verlangte, daß die Prin-

um sich der Pferde zu bemächtigen. Aber die edlen schlanken Tiere, von dem Lärm und der gräßlichen Helle verstört, rissen sich los und stürzten in wilder Frei­heit in den Hof; dort mit zornigfunkelnden Augen und fliegender Mähne sah man sie bäumend aus der Menge steigen und Roß und Mann verzweifelnd durcheinander ringen beim wirren Wetterleuchten der Fackeln, Jubel und Todesschrei und die dumpfen Klänge der Sturm­glocken dazwischen. Die versprengten Jäger fochten nur noch einzeln gegen die wachsende Uebermacht; schon um­ringte das Getümmel immer dichter den Grafen, er schien unrettbar verloren, als der blutige Knäuel mit dem Ausruf:Dort, dort ist er!" sich plötzlich wieder entwirrte und alles dem andern Schlotzflügel zuflog.

Der Graf, in einem Augenblick fast allein stehend, wandte sich tiefausatmend und sah erstaunt das alte Banner des Hauses Dürande drüben vom Balkon we­hen. Es wallte ruhig durch die wilde Nacht, auf ein­mal aber schlug Wind wie im Spiel die Fahne zurück da erblickre er mit Schaudern sich selbst da­hinter, in seinen weißen Reitermantel tief gehüllt, Stirn und Gesicht von seinem Federbusch umflattert. Alle Blicke und Rohre zielten auf die stille Gestalt, doch dem Grafen sträubte sich das Haar empor, denn die Blicke des furchtbaren Doppelgängers waren mitten durch den Kugelregen unverwandt auf ihn gerichtet. Jetzt bewegte es die Fahne, es schien ihm ein Zeichen geben zu wollen, immer deutlicher und dringender ihn zu sich hinaufwinkend.

Eine Weile starrt er hin, dann, von Entsetzen überreizt, vergißt er alles andere, und unerkannt den Haufen teilend, der wütend nach dem Haupttor dringt, eilt er selbst dem gespenstischen Schloßflügel zu. Ein heimlicher Gang, nur wenigen bekannt, führt seitwärts näher zum Balkon, dort stürzt er sich hinein; schon schließt die Pforte sich schallend hinter ihm, er tappt am Pfeiler einsam durch die stille Halle, da hört er atmen neben sich, es faßt ihn plötzlich bei der Hand, schauernd sieht er das Banner und den Federbusch im Dunkeln wieder schimmern. Da, den weißen Mantel zurück­schlagend, stößt es unten rasch eine Tür auf nach dem stillen Feld, ein Heller Mondblick streift blendend die

zessin auf alle Titel verzichten solle, was diese jedoch nicht wollte.

Schluß des Gustav Adolf-Festes.

Kiel» 18. Sept. Am Donnerstag nachmittag fand das Gustav Adolf-Fest seinen Abschluß. In einer Mit­tagsversammlung wurde zunächst der Jahresbericht des Zentralvorstandes genehmig und dem Kassierer Ent­lastung erteilt. Zuckler aus Stanislau sprach über die evangelische Diaspora für Galizien. Es wurde beschlos­sen, der Gemeinde Euhringen in Westpreußen 24 000 Mark, der Gemeinde Huckarde in Westfalen 18 446 und für die Diaspora Doben 85 462 -4l zu bewilligen. Die Hauptverbände Hamburg-Altona, Stuttgart und Dresden stifteten für Doben noch 500 oll. Als Ver­sammlungsort für das nächste Jahr wurde Freiburg im Breisgau festgelegt. Die Versammlung im Jahre 1915 soll in Breslau, im Jahre 1916 in Bremen abgehalten werden. Die Versammlung wurde mit einer Dank­ansprache des Vorsitzenden geschlossen. Nachher ver­einigte ein Festessen die Teilnehmer auf längere Zeit.

Die Cholera.

Berlin, 18. Sept. Der Reichsanzeiger meldet, daß wegen der Ausbreitung der Cholera im Südosten Euro­pas und in Kleinasien die aus den Häfen des Schwar­zen, Asowschen Meeres, des Bosporus, des Marmara- Meeres, des Aegäischen Meeres, der griechischen Häfen, des Jonischen Meeres, nach einem deutschen Hafen kommende Schiffe und ihre Insassen einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen sind.

Wien, 18. Sept. In der Gemeinde Slawsco in Galizien ist ein neuer Cholerafall festgestellt worden.

Deutschland vor England.

New Castle, 18. Sept. Die Ausschreibung der Koh- len-Lieferung für die russischen Staatsbahnen ist zur größten Enttäuschung englischer Kohlengrubenbesitzer in der Hauptsache nach Rheinland und Westfalen gefallen. Die Ruhrkohlenbergwerke haben einen Auftrag von 126 000 Tonnen erhalten, während New Castle nur mit 35 000 Tonnen berücksichtigt worden ist. Wahrschein­lich wird auch die Lieferung für die dänischen Staats­bahnen in Höhe von 80 000 Tonnen Westfalen über­tragen werden.

Schweizer Truppenübungen im Junyfraumafsiv.

Kleine Scheidegg, 18. Sept. Erstmals in der Ge­schichte der schweizerischen Truppenübungen hat gestern eine Marschprobe in Schnee und Eis in den höchsten Eebirgsregionen des Jungfraumassivs stattgefunden. Die Truppenbewegung wurde inszeniert zur Begegnung eines durchs Vrettotal eindringenden Feindes. Einzelne Truppeneinheiten des Oberlandes sollten über den höch­sten Alpenkamm unter Zuhilfenahme der Bergbahnen ins Wallis geworfen werden. Sie erreichten vom Waf­fenplatz Thun aus Jnterlaken im Dampfer am Diens­tag, marschierten dann zu Fuß nach Lauterbrunnen und wurden zum Teil von hier noch am gleichen Abend nach Wengen und Station Eigergletscher der Jungfrau­bahn befördert. Der Haupttransport erfolgte Mitt-

Eestalt, sie wendet sich.Um Gottes willen, Ga­briele!" ruft der Graf und läßt verwirrt den Degen fallen.

Das Mädchen stand bleich, ohne Hut vor ihm, die schwarzen Locken aufgeringelt, rings von der Fahne wunderbar umgeben. Sie schien noch atemlos.Jetzt zaudere nicht," sagte sie, den ganz Erstaunten eilig nach der Tür drängend,der alte Nicolo harrt deiner draußen mit dem Pferde. Ich war im Dorf, der Re- nald wollte mich nicht Wiedersehn, so rannte ich ins Schloß zurück, zum Glück stand noch ein Fenster offen, da fand ich dich nicht gleich und warf mich rasch in deinen Mantel. Noch merken sie es nicht, sie halten mich für dich; bald ist's zu spät, laß mich und rette dich, nur schnell!" Dann setzte sie leiser hinzu:Und grüße auch das schöne Fräulein in Paris, und betet für mich, wenn's euch wohl geht."

Der Graf aber, in tiefster Seele bewegt, hatte sie schon fest in beide Arme genommen und bedeckte den bleichen Mund mit glühenden Küssen. Da wand sie sich schnell los.Mein Gott, liebst du mich denn noch, ich meinte, du freitest um das Fräulein?" sagte sie voll Erstaunen, die großen Augen fragend zu ihm aufge­schlagen. Ihm war's aufeinmal, wie in den Himmel hineinzusehen.Die Zeit fliegt heut' entsetzlich," rief er aus,dich liebte ich immerdar, da nimm den Ring und meine Hand aus ewig, und so verlaß mich Gott, wenn ich je von dir lasse!" Gabriele, von Ueber- raschung und Freude verwirrt, wollte niederknieen, aber sie taumelte und mußte sich an der Wand festhalten. Da bemerkte er erst mit Schrecken, datz sie verwundet war. Ganz außer sich ritz er sein Tuch vom Halse, suchte eilig mit Fahne, Hemd und Kleidern das Blut zu stil­len, das auf einmal unaufhaltsam aus vielen Wunden zu quellen schien. In steigender, unsäglicher Todesangst blickte er nach Hilfe rings umher, schon näherten sich verworrene Stimmen, er wußte nicht, ob es Freund oder Feind. Sie hatte währenddes den Kopf müde an seine Schulter gelehnt.Mir flimmert's so schön vor den Augen," sagte sie,wie dazumal, als du durchs tiefe Abendrot noch zu mir kamst ;nun ist ja alles, alles wie­der gut." (Forts, folgt.)