beleuchtete. Gegen den dreifachen Feind bildet die Innere Mission in den Spuren Wicherns die Soldaten aus, Verufsarbeiter, ohne die es nicht mehr geht! So auch die Brüder- und Rettungsanstalt Karlshöhe bei Ludwigsburg; Brüder zum Anstaltsdienst, zum Kampf gegen den Alkoholismus, Iugendhelfer, Ee- meindehelfer, Herbergsväter, Krankenpfleger usw. Zn Mutterhäusern und Kongressen sind sie organisiert, denn ohne Organisation keine Kraft. Immer größere Anforderungen werden gestellt an die geistigen Fähigkeiten und die Gesundheit. Am meisten Leute werden gebraucht für die Zugendhilfe und Gemeindepflege in den Großstädten. 300 Verufsarbeiter stehen im Dienst — ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch hier der Notruf: Leute! Geld! Man müßte in weiteren Kreisen begreifen lernen, daß wir uns selber gefährden, wenn wir die Not wachsen lassen, und schon aus Klugheit die Innere Mission unterstützen. Wir haben auch kein Recht, Heidenmission zu treiben, wenn wir nicht Innere Mission treiben. Darum gilt es für uns alle, uns opfernd und betend hinter das Werk zu stellen. — Die Nachversammlung im blumengeschmückten Saal des „Ochsen" hat wieder ihre große Anziehungskraft ausgeübt. Stadtpfarrer Sandber- ger dankte den Rednern, diese selbst gaben noch einen! vielfach mit Humor gewürzten Nachtisch aus ihrer Ar-! beit zum Besten. Pfarrer Z l g - Unterreichenbach hrelt die Echlußansprache. Das Opfer, das je hälftig der Basler Mission und der Karlshöhe zukommt, ergab den Betrag von 130 M.
— Gechingen, 14. Sept. Dank der warmen Witterung anfangs der abgelaufenen Woche ist auch hier nun die Dinkelernte beendet. Freilich könnte wohl mancher noch einen Wagen voll aufbewahren, denn in den Garben schlug es sehr zurück, wie man allgemein hört. Im Dreschen zwar soll es recht ergiebig sein. Haber ist auch schon viel eingeführt; zwar geht es in den Niederungen nicht sehr rasch voran mit der Reife. Was die Quantität betrifft, befriedigt sie beim Haber besser als beim Dinkel. — Ein gleiches Verhältnis ist es bei den Hopfen. Den ganzen Sommer durch haben diese zu solch schönen Hoffnungen berechtigt. Es war wirklich eine Lust, wie sie Heuer ohne alle Nachhilfe an den Stangen hinaufrankten, bis oben hinau. Aber der aufmerksame Beobachter sah schon längst, daß vielerorts die Ceitentriebe fehlten und wo sie vorhanden waren, leer standen. Selbst die, welche ihre Hoffnungen nicht so hoch schraubten, sind über das Ernteergebnis noch enttäuscht. Deshalb ist auch die allgemeine Ansicht, daß die Preise noch bester in die Höhe gehen dürften, um den Ernteausfall etwas zu decken.
Neuenbürg, 16. Sept. Als vor 14 Tagen im benachbarten Erunbach das Gasthaus z. Hirsch abbrannte, fiel der Verdacht der Brandstiftung auf den ledigen Zimmermann Ludwig Walz. Er wurde auch verhaftet. Gestern weilte die Untersuchungsbehörde von Tübingen hier, um die Angelegenheit an Ort und Stelle zu untersuchen. Das Ergebnis wird erst wohl in einigen Tagen bekannt.
X Grunbach OA. Neuenbürg, 13. Sept. Am vergangenen Sonntag war hier die Generalversammlung des Nagoldgau-Sängerbundes. Herr Vorstand Bayer-Calw begrüßte die in großer Zahl erschienenen Sänger namens der Eauleitung und Herr Hauptlehrer Geh ring entbot deutschen Sängergruß im Auftrag des Gesangvereins Erunbach. Nach den üblichen Berichten des Kassiers und Schriftführers, denen für ihre Arbeit der Dank ausgesprochen wurde, war eine reichhaltige Tagesordnung zu erledigen. Zunächst wurden 2 Vereine, Altensteig und Mindersbach, neu ausgenommen. Mit Wort und Lied wurden sie in dem Bund begrüßt. Von seiten des nur noch 5 Vereine zählenden Enzgau-Sängerbundes war die Anregung gegeben worden, beide Gaue in einem Gau unter dem
Namen „Nördlicher Schwarzwaldgau" zu vereinigen. Der Antrag wurde abgelehnt, doch die Bereitwilligkeit ausgesprochen, daß Vereine aus dem Enztal ganz wohl in den Nagoldgau eintreten können. — Im nächsten Jahr findet ein Gaufest mit einem Preissingen statt. Altburgu. Effringen kommen dabei als Abhaltungsort in Frage. Bei dem Preissingen werden zwei Preisrichter ihres Amtes walten. Rasch wurde die Tagesordnung erledigt. Darnach wurde Herrn Bayer von dem Liederkranz Hohenwart eine künstlerisch ausgeführte Urkunde über die ihm von diesem Verein verliehene Ehrenmitgliedschast überreicht. Durch Vorträge verschiedener Lieder durch die Vereine Erunbach und Hohenwart wurde die Versammlung sehr erfreut.
Pforzheim, 16. Sept. Der Hausmeister der Schützengesellschaft wird seit 8 Tagen vermißt. Er soll 1800 unterschlagen und sich eines Sittlichkeitsverbrechens schuldig gemacht haben.
Pforzheim, 15. Sept. Der Stadtrat hat dem Bürgerausschuß eine Vorlage wegen einer Lustbarkeitssteuer zugehen sassen.
Württemberg.
Der neue Forstdirektor.
An Stelle des Präsidenten v. Eraner, dessen Ausscheiden aus dem Dienst s. Zt. ein gewisses Aufsehen machte, ist jetzt das älteste Kollegialmitglied Oberforstrat v. Keller zum Direktor der Oberforstdirektion ernannt worden.
Stuttgart, 15. Sept. Die Assistentenvereinigung hat bekanntlich dem Oberbahnsekretär, Landtagsabgeordneten Baumann, ihrem ersten Vorsitzenden, heftige Vorwürfe gemacht, er habe ihre Interessen im Landtag nicht genügend vertreten. Daraufhin legten Baumann, sowie der zweite Vorsitzende, Sekretär Reiter, ihre Aem- ter nieder unter Verzicht auf eine Wiederwahl. Zur Klärung der Lage hatte nun die Verkehrsöeamtenver- einigung auf gestern eine außerordentliche Landesversammlung im Bürgermuseum einberufen, und beschlossen, bis zur nächsten ordentlichen Tagung im Frühjahr 1914 einen interimistischen Vorstand in der Person des Rechnungsrats Eichler zu wählen. Als erster stellvertretender Vorsitzender wurde Stationskassier Huber, als zweiter Sekretär Finn ernannt. Die Versammlung brachte dem Abgeordneten Daumann einstimmig eine Vertrauenskundgebung entgegen.
ep. Heilbronn, 15. Sept. Der württ. Landesverband des evang.-sozialen Kongresses hält seine Herbsttagung unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Hartenstein-Ludwigsburg am Montag, 6. Oktober im Neckarhotel in Heilbronn ab. Die geschlossene Mitgliederversammlung findet 3 Uhr nachmittags statt. An dieselbe schließt sich eine öffentliche Versammlung, bei der Stadtpfarrer Dr. Lempp-Crailsheim, der längere Zeit soziale Studien in Amerika getrieben hat, über „Soziales aus Amerika" sprechen wird. Ein geselliges Zusammensein beschließt die Tagung.
Rottenburg, 15. Sept. Gestern vormittag ist nach langem Leiden unerwartet rasch Domdekan Ottmar v. Ege im Alter von 66 Jahren gestorben, v. Ege, päpstlicher Hausprälat, Kommentur 2. Klasse des Friedrichs- crdens, Inhaber des Ehrenkreuzes des Kronenordens und der silbernen Jubiläumsmedaille, war geboren am 24. Februar 1847 zu Eisenharz OA. Wangen. Er erhielt 1871 den Preis der theologischen Fakultät, wurde am 22. August 1872 zum Priester geweiht und war dann Vikar in Oberteuringen bei Friedrichshafen, 1874 Präfekt am Martinihaus in Rottenburg, Repetent in Tübingen, 1880 Pfarrverweser in Mochenwangen OA. Ravensburg, dann Stadtpfarrer in Friedrichshafen, 15. April 1885 Stadt- und Earnisonspfarrer in Tübingen, zugleich Direktor des Wilhelmstiftes, 6. April 1893 Domkapitular, 27. Januar 1899 Eeneralvikar und seit 1.
Mai 1899 Domdekan in Rottenburg. Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 17. September, vormittags in Rottenburg statt.
Laupheim, 16. Sept. Als die Witwe Hepfer gestern nacht ihr Schlafzimmer aufsuchen wollte, wurde sie in de: Dunkelheit vor der Türe plötzlich von einem in Frauenkleidern steckenden, vermummten Manne überfallen und so gewürgt, daß sie bewußtlos niedersank. Auf das Röcheln der Frau eilten einige, sich eben aus der Wirtschaft entfernende Gäste nach oben, wo ihnen der Täter entgegeneilte und mehrere Schüsse auf sie abgab, ohne jedoch zu treffen. Er entkam in der Dunkelheit.
Friedrichshafen, 15. Sept. Das königliche Hoflager wird von morgen ab nach Bebenhausen verlegt werden. Die Abfahrt des Königs erfolgt vormittags 8.35 Uhr mit Extrazug. Anfangs Oktober kommt der Hof nochmals auf kurze Zeit zu den Jagden hierher.
Vom Bodensee, 16. Sept. Sonderbare Gäste statteten der Stadt am Sonntag einen Besuch ab. Es war jenes junge Paar, das, wie die Konstanzer Zeitung berichtet, auf Grund einer Wette eine große eiserne Kugel in zwei Jahren um das ganze Deutsche Reich rollen will. Im Januar 1912 verließ das unternehmungslustige Pärchen Düsseldorf gegen Norden; am 15. Dezember muß es über Elsaß-Lothringen und Rheinland, die noch nicht durchwandert sind, den Ausgangspunkt wieder erreicht haben. Die Kugel, die etwa 6 Meter Umfang hat und mit Grün und Wimpeln geschmückt war, wird von einem untersetzten Pferdchen gezogen, das auch den Rest der Strecke ohne Beschwerden zurücklegen dürfte, so daß die Reisenden den Preis der Wette, 10 000 M, wohl sicher einheimsen werden. Zahlreiche Neugierige betrachteten das eigenartige Gespann auf der Fahrt durch die Stadt und kauften den Reisenden Postkarten ab, die sie als Andenken feilboten.
Ar«« Wett ««d Zeit.
Mordtat eines Pfarrers.
Newyork, 15. Sept. Das Verbrechen an dem jungen Mädchen, dessen Leiche vor etwa 8 Tagen im Hudson-River zerstückelt aufgefunden wurde, ist nunmehr aufgehellt. Ein katholischer Pfarrer, Hans Schmidt, ein gebürtiger Deutscher, bei dem die Ermordete bedienstet war, ist wegen Mordverdachts verhaftet worden. Der Geistliche soll das Verbrechen eingestanden haben. — Der in Newyork wegen der Ermordung eines Mädchens verhaftete Kaplan Schmidt hat in Mainz das Gymnasium besucht. 1907 erhielt er die Priesterweihe und begleitete verschiedene Kaplanstellen, so zuletzt in Eensenheim, von wo er sich 1909 ohne Aufenthaltsangabe entfernte. Wie das „Mainzer Journal" meldet, war Kaplan Schmidt wegen verschiedener Betrügereien in München verhaftet, aber wegen geistiger Minderwertigkeit freigesprochen worden. Daraufhin war er nach Amerika ausgewandert. Von seiner Verwendung als Priester in Newyork ist der Mainzer bischöflichen Behörde nichts bekannt. — Die Ermordete heißt Anna Aumüller und stammt aus Oodenburg in Ungarn.
Aschaffenburg. 15. Sept. Zu der Mordtat des Geistlichen Schmidt in Newyork meldet die „Aschaffenburger Zeitung": Die hier wohnhaften Eltern und Verwandten Schmidts erfuhren erst heute mittag aus den Zeitungen von der furchtbaren Tat. Sie halten Schmidt nicht für geistig normal, da in der Familie wiederholt Fälle von Geisteskrankheit vorgekommen sind. Von dem Gericht in München ist Schmidt übrigens einmal für geistig unzurechnungsfähig erklärt worden. Gestern früh kam bei seinen Eltern eine von ihm gesandte Ansichtskarte an, in der er schrieb, er freue sich auf ein baldiges Wiedersehen und den Aufenthalt in Aschaffenburg. Schmidt war seinerzeit, entgegen seinem eigenen Willen, dem Wunsche seiner Mutter sich fügend, Geistlicher geworden.
Das Schloß Dürande
12. von Joseph von Eichendorff.
Da ließen sich auf einmal unten Stimmen vernehmen, drauf hätte man jemand eilig die Treppe heraufkommen, immer lauter und näher. „Ich muß herein!" rief es endlich an der Saaltür, sich durch die abwchrenden Diener drängend, und bleich, verstört und atemlos stürzte der Waldwärter in den Saal, in wilder Hast dem Grafen erzählend, was ihm soeben im Jägerhaus mit Renald begegnet. —
Der Graf starrte ihn schweigend an. Dann, plötzlich einen Armleuchter ergreifend, richtete er sich zum Erstaunen der Diener ohne fremde Hilfe auf. „Hüte sich, wer einen Dürande fangen will!" rief er, und gespenstisch wie ein Nachtwandler mit dem Leuchter quer durch den Saal schreitend, ging er auf eine kleine, eichene Tür los, die zu dem Gewölbe des Eckturms führte. Die Diener, als sie sich vom ersten Entsetzen über sein grauenhaftes Aussehen erholt, standen verwirrt und unentschlossen um die Tafel. „Um Gottes willen", rief da auf einmal ein Jäger herbeieilend, laßt ihn nicht durch, dort in dem Eckturm habe ich auf sein Geheiß heimlich alles Pulver Zusammentragen müssen; wir sind verloren, er sprengt uns alle mit sich in die Luft! — Der Kammerdiener, bei dieser schrecklichen Nachricht, faßte sich zuerst ein Herz und sprang rasch vor, um seinen Herrn zurückzuhalten, die andern folgten seinem Beispiel. Der Graf aber, da er sich so unerwartet verraten und
überwältigt sah, schleuderte dem nächsten den Armleuchter an den Kopf, darauf, krank wie er war, brach er selbst auf dem Boden zusammen.
Ein verworrenes Durcheinanderlaufen ging nun durch das ganze Schloß; man hatte den Grafen auf sein seidenes Himmelbett gebracht. Dort versuchte er vergeblich, sich noch einmal emporzurichten, zurücksinkend rief er: „Wer sagte da, daß der Renald nicht wahnsinnig sei?" — Da alles still blieb, fuhr er leiser fort: „Ihr kennt den Renald nicht, er kann entsetzlich sein, wie fressend Feuer — läßt man denn reißende Tiere frei aufs Feld? — Ein schöner Löwe, wie er die Mähnen schüttelt — wenn sie nur noch so blutig wären!" — Hier, sich plötzlich besinnend, riß er die müden Augen weit auf und starrte die umherstehenden Diener verwundert an.
Der bestürzte Kammerdiener, der seine Blicke allmählich verlöschen sah, redete von geistlichen Beistand, aber der Graf, schon im Schatten des nahenden Todes, verfiel gleich darauf von neuem in fieberhafte Phantasien. Er sprach von einem großen, prächtigen Garten, und einer langen, langen Allee, in der ihm seine verstorbene Gemahlin entgegenkäme, immer näher und Heller und schöner. — „Nein, nein", sagte er, „sie hat einen Sternenmantel um und eine funkelnde Krone auf dem Haupt. Wie rings die Zweige schimmern von dem Glanz! — Gegrüßt seist du, Maria bitt für mich, du Königin der Ehren!" — Mit diesen Watten starb der Graf.
Als der Tag anbrach, war der ganze Himmel gegen Mor
gen dunkelrot gefärbt; gegenüber aber stand das Gewitter bleifarben hinter den grauen Türmen des Schlosses Dürande, die Sterbeglocke ging in einzelnen, abgebrochenen Klängen über die stille Gegend, die fremd und wie verwandelt in der seltsamen Beleuchtung heraufblickte. — Da sahen einige Holzhauer im Walde den wilden Jäger Renald mit seiner Büchse und dem Hunde eilig in die Morgenglut hinabsteigen, niemand wußte, wohin er sich gewendet.
Mehrere Tage waren seitdem vergangen, das Schloß stand wie verzaubert in öder Stille, die Kinder gingen abends scheu vorüber, als ob es drin spuke. Da sah man eines Tages plötzlich droben mehrere Fenster geöffnet, buntes Reisegepäck lag auf dem Hofe umher, muntere Stimmen schallten wieder auf den Treppen und Gängen, die Türen flogen hallend auf und zu und vom Turme fing die Uhr trostreich wieder zu schlagen an. Der junge Graf Dürande war auf die Nachricht vom Tode seines Vaters rasch und unerwartet von Paris zurückgekehrt. Unterwegs war er mehrmals verworrenen Zügen von Edelleuten begegnet, die schon damals flüchtend die Landstraßen bedeckten. Er aber hatte keinen Glauben an die Fremde und wollte ehrlich Freud' und Leid mit seinem Vaterlande teilen. Wie hatte auch der erste Schreck aus der Ferne alles übertrieben! Er fand seine nächsten Dienstleute ergeben und voll Eifer und überließ sich gern der Hoffnung, noch alles zum Guten wenden zu können.
(Fortsetzung folgt.)