Gegenüber solchen Tatsachen und Beweisen ist dre Rn- i Rage, Deutschland habe für das Jahr 1914 einen Angriffskrieg vorbereitet, Purer Schwindel. -
Neues vom Tage.
Zur Wahl des Reichspräsidenten.
Berlin, 23. Febr. Zu der nun in Bälde bevorstehenden Neuwahl des Reichspräsidenten schreibt der „Deutsche Zeitungsdienst" (Deutsche Volksparter), dre Sozialdemokraten werden ohne Zwersel Ebert wre- der als Bewerber aufstellen. Die Besetzung dürfe aber nicht wieder zur Parteisache gemacht werden, vielmehr müsse eine Persönlichkeit an die Spitze des Reichs berufen werden, die in der internationalen Poimr Deutschland mit allem Nachdruck vertreten kann. Alle deren Parteien müssen sich daher auf einen solchen Mann einigen, die Wahlbestimmungen könnten sonst vielleicht doch Ebert zum Sieg verhelfen, auch wenn er die unbedingte Stimmenmehrheit nicht erhielte. Es wäre ein beklagenswertes Schauspiel, wenn auch die Präsidentenwahl in Parteizank ausarten sollte.
AuS dem besetzten Gebiet.
Mainz, 23. Febr. Beim hiesigen französischen Oberkommando ist eine Hauptstelle für die Anwerbung zur Fremdenlegion eingerichtet worden.
Die Zusammenkunft Lloyd Georges mit Poincare.
Paris, 23. Febr. Wie verlautet, wird die Zusammenkunft Lloyd Georges mit Poincare in Calais oder Boulogne stattfinden. Dis beiden Ministerpräsidenten werden sich voraussichtlich darüber einigen, daß auf der Konferenz von Genua, deren Verschiebung vorauszusehen ist, keiner der bestehenden Friedensverträge behandelt oder in Frage gestellt wird, daß somit auch die deutsche Entschädigung außer jeder Erörterung bleibt. Vielmehr soll der Völkerbund, in dem der französische Einfluß überwiegt, mit der Behandlung der Fragen beauftragt werden, die in Genua nicht besprochen werden, außerdem soll ihm die Ausführung der Beschlüsse von Genua übertragen werden. Die Beteiligung der Sowjetregierung an der Konferenz von Genua soll noch nicht die rechtliche Anerkennung dieser Regierung bedeuten, doch sollen wirtschaftliche Abkommen mit Rußland abgeschlossen werden können.
— Diese Bedingungen der Verständigung würden den Glatten Sieg Poincares über Lloyd George bedeuten.
Die RegicrungskrisiS in Italien. i
Mailand, 23. Febr. Dem „Popolo" zufolge besteht der wahre Grund der nun über zwei Wochen dauernden Regierungskrisis in dem Kampf zwischen Gio- kitti und Nitti auf dem Gebiet der Außenpolitik. Während Giolitti nach Frankreich neigt wie Sforza, nähert sich Nitti der sogenannten europäischen Politik Lloyd Georges. Giolitti hat die Unterstützung der Katholischen Volkspartei und der Sozialisten, Nitti diejenige de-- alten italienischen Liberalismus-
Aus dem besetzten Gebiet.
Mainz, 23. Febr. Ein Fußballklub in Schnorbach hatte das im besetzten Gebiet verbotene Theaterstück „In der Strafkompagnie von Avignon" aufge- ,führt und zwar unter Uebertragung in russische Ver- chältnisse mit dem Titel „Das Grab von Sibirien". Di e französische Behörde hatte aber von der Auffüh- jrnng Kenntnis bekommen und der Vorsitzende des Hereins wurde zu drei Monaten Gefängnis und der Leiter des Theaterabends zu drei Monaten Gefängnis und 1516 Mk. Geldstrafe verurteilt.
Die deutsch-polnischen Verhandlungen.
Genf, 23. Febr. Die bisherigen deutsch-polnischen Herhandlnnäen lassen erkennen, daß sich eine zufriedenstellende Lö'ung kaum erzielen läßt. In einigen Fragen iwird man die Entscheidung des Präsidenten Calonder
Wenn leise dein Gewissen spricht.
Zum Lasten oder Tu» dich mahnt,
Dan» überhör' di« Stimme nicht,
In Demut folg« und in Treue;
Den» sicher, ehe du'S geahnt,
Erfaßt zu spät dich bittre Re«e.
-»
Im Aampf um (isbe.
Roma» »on Rudolf Zolling« r.
7G (Nachdruck verboten.)
Er hatte wohl mit Wärme gesprochen, aber ganz oyns dis heiße Leidenschaft des Verliebten, und wieder glitt da- wehmütige Lächeln von vorhin über Luisa Magnus' schönes, trauriges Gesicht.
„Nein, ich habe Ihnen wegen dieser Zweifel nie gezürnt, wie schwer icki auch unter ihnen gelitten haben mag! Aber das, was Sie mir jetzt bieten wollen» mein Freund — es kommt leider zu spät."
»Zu spat, Luisa?" fragte er verständnislos. »Und «arum zu spät?"
„Weil ich inzwischen innegeworden bin, daß ich mich »an allem Anbeginn in einem verhängnisvollen Irrtum desunden habe!"
»In einem Irrtum — über meine Person oder metne« Charakter?"
»Rein — lch befand mich in einem Irrtum über mich selbst. Die reine, innige Freundschaft, um die ich einst so heiß gerungen, heute könnte ich sie als ein Geschenk von Ihnen, Herr Rodeck. schon deshalb nicht mehr auyehmea»
anrufen müssen. Dieser hat als äußersten Schlußtermin für die Besprechungen des 10. März festgesetzt, über den hinaus keine Besprechungen mehr abgehalten werden sollen.
Deutschlands; Sachliefcrungen für Frankreich.
Paris, 23. Febr. Der französische Minister für öffentliche Arbeiten schlägt vor, Deutschland einen großen Auftrag an Eisenbahnschienen, Streckenmateriak und Material für elektrische Leitungen zu übergeben. Diese Forderungen könnten auf den Friedensvertrag gestützt werden, der die Verbündeten berechtigt, solche Sachlieferungen zu verlangen, die geeignet sind, den( wirtschaftlichen Wiederaufbau zu fördern.
Die italienische Zustimmung.
Paris, 23. Febr. Einer Meldung aus Rom zufolge hat die italienische Regierung der französischen Forderung auf dreiwöchentliche Verschiebung der Konferenz von Genua zugestimmt.
England soll mit der Rückzahlung der Schulden a« Amerika beginnen.
' Paris, 23. Febr. Aus Washington wird gemeldet, Präsident Har ding habe in der Haushaltkommisston des Parlaments gesagt, er hoffe, daß England mehr als eine Milliarde Dollars in Schatzscheinen auf Konto der amerikanischen Anleihe an England zurückzahlen werde.
t Landtag.
* Stuttgart, 23 Sehr.
112. Sitzung. Die Verhandlung über den Antrag Stetter fand heute eine unerquickliche Fortsetzung, zunächst mit den Frauen als Rednerinnen. Die sozialdemokratische Frau Hill er sprach von einer Hetzjagd der Polizciorgane auf die Frauen, von erpreßten Geständnissen vom Zweikindersystem der oberen Gesellschaftsschicht, skandalöser Rechtsprechung und einer Begünstigung der Quacksalberei. Sie verlangte die Möglichkeit, daß der Arzt innerhalb drei Monaten eingreifen dürfe. Frl. Planck (Dem.) beklagte ebenfalls die vielen Verurteilungen und forderte eine Revision des Strafrechts, nicht aber die Abschaffung des Par. 218, sondern nur eine Milderung sonne die Zuziehung von weiblichen Juristen. Dann folgten scharfe Angriffe durch den Abg. Ziegler (Unabh.) auf den Justizminister sowie auf die angeblichen „Schweinereien" der Polizei und Justizbehörden. Es sei ein Skandal, „katholische Grundsätze" einzuführen, und eine Kulturschande.
Der Iustizminister verschmähte cs, auf diesen Ton einzugehen. Er wolle den Wunsch der Parteien nach weiterer Milde bei den Begnadigungen prüfen. Für freie Liebe und freie Eingriffe sei er nimmer zu gaben. Präsident Haag vom Ministerium des Innern verteidigte mit großer Energie die im Lauf der Debatte angegriffene Landeshebammenschule und das Hebammenwesen überhaupt. Dr. Fürst von der Bürgerpartei lehnte namens seiner Partei die Aushebung von Par. 218 ab. Die individualistische Weltanschauung wolle sogar staatliche Abtreibungsanstalten einrichten, aber die Gelüste und Interessen der Einzelnen hätten ihre Grenze am Wohl der Gesamtheit. Auf denselben Standpunkt stellte sich namens der D. Volksp. Abg. Bickes. Abg. Hey mann (Soz.) wollte die Paragraphen des Gesetzes nicht entbehren, aber die Anklagepraxis gemildert sehen. Nach einer weiteren Erklärung des Kommunisten Stetter, der sich einige Ordnungsrufe holte, wurde die Frage begraben.
Das Gesetz über die Erhöhung der Geldstrafe e n auf das lOfache wurde gegen die Stimmen der Kommunisten und Unabhängigen angenommen; ebenso in 1. Lesung die Verzehnfachung der Forststrafen. — Freitag vormittag 9 Uhr Fortsetzung. _ ^
I weil ich sie nicht auf die gleiche Weise zu vergelten vermöchte."
„Und womit habe ich es verschuldet, daß Sie mich heute geringer einschätzen, als vor Monaten oder Wochen?"
»Ich habe nicht gesagt, daß ich Sie geringer einschätze. und Sie wissen auch ohne meine Versicherung, daß es nicht der Fall ist. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich heute Ihre Freundin und Ihr wunschloser Kamerad nicht mehr sein könnte. Weil ich eine Frav bin, darf ich es Ihnen nicht sagen l"
Seine Schwerfälligkeit, sie zu verstehen, hatte sie gezwungen, mit ihren Worten bis an die äußerste Grenze zu gehen: mit Augen- und Mienenspiel aber ging iie noch um einen Schritt über diese Grenze hinaus. Und so virtuos beherrschte sie alle Mittel der Schauspielkunst» Laß Hermann Rodeck eine rosige Blutwelle unter der feinen Haut ihrer pfirsichzarten Wangen aufsteigen sah, und daß das raschere Heben und Senken' ihres Busen» für jbn eine überzeugende, nicht mißzuverstehende Sprache war.
Da überkam ihn eine gewaltige Ergriffenheit, und er unterlag der mächtigen Wirkung des Augenblicks, wie io mancher Mann von Fleisch und Blut ihr unterlegen ist. Dies Mädchen, das ihm seine Liebe offenbarte in demselben Augenblick. wo es sicb von ihm verschmäht glaubte und bereit war, sich für immer aus seinem Leben hinwegzustehlen — dies Mädchen schien ihm so rührend, so hochsinnig und so groß, daß er es lieben mußte. War »k bei früheren Gelegenheiten wiederholt in Gefahr gewesen sich an ihrer berückenden, körperlichen Schönheit bis zur Sinnlosigkeit zu berauschen — diesmal war es etwas anderes, das ihn gefangennahm. Und weil es diesmal etwas war, das nicht zu seinen Sinnen, sondern zu seinem Herzen sprach, darum blieb ihm nicht wie sonst die KrafL der Gefahr siegreich zu widerstehen.
»Luisa! Berstehe ich Sie recht? Sie können meine Freundin nicht mehr sein, weil —weil Sie nur als meine Frau neben mir leben könnten?"
Laut aufschluchzend warf sich die Brasilianerin über das Sofa und drückte ihr Gesicht in die Polster. Hermann Rodeck aber legte den Arm um ihre herrliche, zitternde Gestalt und richtete sie sanft empor, um sie an seine Brust L« Sixtzk».
! Aus Stadt und Land.
1Me«rtesg, «4. Februar iss,
" K»»lschl»ß. Durch Kurzschluß entstand gestern im hiesigen Güterschuppen ein Brand, der im Entstehen wieder gelöscht werde« konnte.
Ei» Lchtsplelha»- 1« Nagold. Es wird uns g«schrie, den: Unser der Führung der Ka serbaulichtspiel« in Stutt- gart wird am Sawswg, den 85. Februar die Löwen! cht. spiele in Nagold ihre Pforten öffnen. Das neue Unternehmen zeigt bei seinem Eröffwng'Programm einen der größt«, F lme der Weit, betitelt »Der erste Kcruzzug* oder die Befreiung Jerusalems unter Gottfried von Bullion. Dieser historische Filwwerk ist erstklassig, in seiner Art einzig da. st.hend. ES «»twickelt i» seiner Handlung eine wahrheitr- getreue Begebenheit aus alter Zeit. Große Muffensceu«, von zirka tO 600 M'twv finden, wirklich dargestellte Schlacht,, vor den Mrurrn Jerusalems, wunderbare Naturbilder M i« diesem Filmwerk enthalt»«.
W>r möchten rS nicht versäumen noch darauf hinzuweise», daß in diesem F lmwerk »Jerusalem* und »Jericho* wunder, bar in Natur photogrefierl ist. Wir empfehlen Jedermann, eS nicht zu versäumen, dieses Filmwerk sich anzusehen. Der > Film ist auch sür Jugendliche unter 18 Jahren.
I Die Sommerzeit wird in Frankreich auch in die- s sem Jahr wieder eingeführt. Durch die Sommerzeit s sollen im Vorjahr 200 000 Tonnen Kohlen und 1, » Million Franken in Frankreich gespart worden sein? j — Das wäre nicht eben viel!.
! Ein deutsches Privatabkommen in Rußland. Der i „United Telegraph" meldet nach einer bolschewistischen i Zeitung, der deutsche Neichstagsabgeordnete Freiherr ! von Lersner (Deutsche Volksp.), vormals Vorsib ! zender der deutschen Friedensabordnung in Versailles,
! habe in Gemeinschaft mit dem Russen Tschadajew vm der Sowjetregierung die Erlaubnis erworben, große Holzbestände im Gouvernement Kutais (Transkauka- sien, am Schwarzen Meer) auf 40 Jahre auszubeuten mit der Verpflichtung, Zellulosewerke zur Papierherstellung und elektrische Kraftwerke zu errichten. 15 bis 20 Prozent der Produktion müssen an die Sowjetrepubliken Rußland und Aserbeidschan abgeliefert werden. Nach 40 Jahren gehen die Werke in das Eigentum der Republiken über.
— Deutsche Kriegergräber Fürsorge im Ausland. Eine besondere bulgarische Kommission, die aus Vertretern der bulgarischen Ministerien des Innern und Aeußern besteht, ist mit der Feststellung der deutschen Soldatengräber in Bulgarien beauftragt worden. — Das englische Arbeitsministerium befaßt sich mit Maßnahmen zur dauernden guten Instandhaltung der Gräber aller in England gestorbenen deutschen Kriegsgefangenen.
— Gegen die neuerliche Erhöhung der Güter» tarife NM 20 Prozent hat der Reichsverband für das Ver.chrswesen Deutschlands, Sitz München, teie- Mraphisch Widerspruch beim ReichsverkehrsministeruM- eingelegt. Der neue Milchfrachtentarif würde nicht ! nur eine 80prozentige Erhöhung, sondern auch ganz bedeutende Lasten sür Milchversender und Empfänger, die das Ein- und Ausladen der Milch selbst besorgen sollen, bringen, ohne daß seitens der Eisenbahnverwaltunz irgendwelche Haftung bei Unglücksfällen übernommen wird.
— Führung durch das württembergische Franke».
Das württembergische Landesamt für Denkmalpflege und der Verein zur Förderung der Volksbildung in Stuttgart veranstalten vom 26.—30. April dieses Jahr- für Geistliche, Angehörige des Lehrerberufs, Bau- und , Museumsbeamte eine wissenschaftliche Führung durch l das württembergische Franken. Die Fragen der Denk- ! malpfleae, der Vorgeschichte, der römischen und frän-
und nun war es, als könne sie dem tobenden Sturm in ihrem Innern nicht länger Widerstand leisten. Mit einem halb unterdrückten Aufschrei schlang sie die Arme um seinen Hals, und ihre weichen, brennenden Lippe» waren es, die zuerst die seinigen suchten und fanden.
LI. Kapitel.
Es war spät am Morgen, als Hermann Rodeck a« einem unruhigen, von peinlichen Träumen beeinträchtigten Schlummer erwachte. Er fühlte in den Schläfen einen dumpfen Druck wie nach einer durchschwärmten Nacht, und eine lähmende Schwere lag ihm in allen Gliedern. Er erinnerte sich, daß er von Gerhard Holthausen geträumt hatte. Die Einzelheiten waren seinem Gedächtnis entschwunden, aber es mußte etwas Fürchterliches gewesen sein» da das Grausen noch immer in seiner Seel« nachzitterte. Verwirrt blickte er in dem fremden Zimmer umher, bis ihm allmählich zum Bewußtsein kam. wo er sich befand. Und mit diesem Bewußtsein kam auch die Erinnerung an das, was gestern gescbehen war. Er griff sich an die schmerzende Stirn und spürte erst jetzt di» sieberische Hitze in Kopf und Hand. War er denn krank und war dies alles, was er da erlebt zu haben glaubte, vielleicht doch nur eine tolle Fieberphantasie? Hatte er Luisa Magnus wirklich in seinen Armen gehalten ? War sie seit gestern seine Geliebte, seine Braut» sein ihm bestimmtes Weib? War er seit gestern mit unzerreißbare» Ketten an sie geschmiedet?
Er dachte nach, und er besann sich auf alles, bis in die kleinste Einzelheit. Es mußte also doch Wahrheit sein» wenn er auch noch immer Mühe hatte, es zu begreifen. Aber er war nicht imstande, weiter zu denken. Ueber di« einfache Feststellung, daß es Wahrheit sei, kam er vorerst noch nicht hinaus. Er wurde sich nicht klar darüber, o» das Gefühl, das ihm so seltsam beklemmend und bedrückend an das Herz griff, nur ein fassungsloses Staunen über das Geschehene, oder ob es die Qual der Reue war.
Und nun fielen seine Augen auf einen Brief, den ihm das Stubenmädchen auf das Nachttischchen gelegr haben mutzte, ohne daß er durch ihren Eintritt aus dem EchlMimer geweckt worden war-
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