MHrn «arve. Was die E«1fchÄ»ts«ns Vs trifft, st har

ore Wiederherstellungs'ommission einen Aufschub be­willigt, aber die Verbündeten müssen von Deutschland gewisse Zah'ungSsicherheiten verlangen. Deutschland hat nicht das Recht, die Revision des Friedensvertrags -u verlangen.

Briand ruft: Zn Genua kann es das nicht tun.

Poincare antwortet: Zwingen Sie mich nicht, auf Einzelheiten einzugehen. Deutschland wird mittelbar versuchen, die Frage aufzuwerfen und deshalb hat der Reichskanzler sagen können, daß Deutschland sein Ziel erreicht habe.

Briand erhebt sich und sagt: Wir und unsere Ver­bündeten würden alsdann genötigt sein, uns von der Konferenz zurückzuziehen, wenn Deutschland eine solche Haltung einnehmen sollte. (Beifall.)

Ter sozialistische Abgeordnete Blum ruft: Es ist sicher, daß Deutschland die Frage stellen wird!

Poineare antwortet: Sie Haben vollkommen recht, Venn ol ne dies würde die Konferenz von Genna zu nichts diene». Ich will gern annehmen, daß Deutsch­land sich demokratisiert und pazifistisch wird, aber in­zwischen muß ich feststellen, daß Deutschland weder moralisch noch materiell abgerüstet hat. Der Vertrag von Versailles bindet alle untereinander, wie er Deutschland den Verbündeten gegenüber bindet. (Leb­hafter Beifall.)

Wenn man die Erklärung Potncares und seine dar­auf folgend: Rode liest, kann man sich eines Gefühls des Eckels nur mit Mühe erwehren. Dieser Mann, der Jahr: hindurch im Verein mit der panslawistischen Kriegspartei in Rußland aus den Krieg hingearbeitet und bei seinen wiederholten Reisen nach Petersburg die letzte noch kurz vor dem Kriegsausbruch den schwachen Zaren durch Täuschungen für den Krieg zu gewinnen versucht hat, was ihm übrigens nur unvollkommen gelang, dieser Mann findet den Mut. sich vor i.:r französischen Kammer als Hüter der Ver­träge hii^ustellen, sich mit seiner Ehrenhaftigkeit zu brüsten und all: Li: verlogenen Anschuldigungen gegen Deutschland wieder vorzubringen. Er scheut sich nicht, zu behaupten, Deutschland vergeude absichtlich seine Staatsmittel, nur um keine Entschädigungen zahlen zu müssen. Poincare erklärt Deutschland aufs neue den Krieg und spricht sich mit wegwerfender Gebärde von der Gemeinschaft der Verbündeten im Obersten Rat los. Fürwahr, er mußte eines großen Rückhalts im Parlament sicher sein, um in so unerhörter Weise Vorgehen zu können. Aber allerdings, den Rückhalt besitzt er in d» fanatisi:rt:n Gesellschaft des Parla­ments, wie die erstaunliche Abstimmung für sein Pro­gramm zeigt. Parlamentsabstimmungen sind nun frei­lich nicht immer zuverlässig, wie erst Briand er­fahren mußte. Auch Poincare wird es erfahren. Aber bis dahin kann noch viel Unheil gestiftet werden, das uns treffen wird. Nur Toren können noch auf die Konferenz von Genua eine Hoffnung setzen

Neues vom Tage.

Tie angebliche« monarchistischen Umtriebe in Bayern.

München, 20. Jan. DieMünch. N. Nachr." ver­öffentlichen eine ihnen zugeslozene geheime Denkschrift Lber angebliche monarchistische Umtriebe in Bayern, Die in den amtlichen Kreisen Berlins im Umlauf ist. Wie in den berüchtigten Weißmannschen Geheimbe­richten, die sich alle als unwahr herausstellten, wird in der Schrift behauptet, in Bayern werde ein Heer von 250000 Mann (!) für die Wiederherstellung der Monarchie gebildet. Zwischen dem Erzherzog Albrecht und dem Kronprinzen Rupprecht sei ein Vertrag ge­schlossen. nach dem die Wittelsbacher über Bayern. Tirol, Vorarlberg, Salzkammergut und Deutsch öster- reich, die Habsburger über Ungarn herrschen sollen. DieM. N N." erklären, solch unwahre Phantasien und Die fortgesetzten Ber iner Schnüffeleien in Bayern kön­nten nur zur Beunruhigung und zür Schädigung deS -Reichs und des deutschen Volks dienen.

Tie Schraube ohne Ende.

Münzen, 20 Jan. W:gen der bevorstehenden Brot- berteuerung nahm der Bundesausschuß Bayern des Deutschen Gewerkschaftsbunds eine Entschließung an. Ln der eine durchgreifende Aenderung der Lohn- und Gehaltstarife verlangt wird. Die Bayerische Volks- Lartet und die Sozialdemokraten haben im Landtag Anträge zum Schutz der Minderbemittelten eingeüracht.

Fach hinter Poincare.

Berlin, 20. Jan. DieTägl. Rundschau" erfährt aus Paris: Marschall Fach hat sein gut Teil des Verdien­tes am Sturz Briands zu buchen. Die französische Generalität war es, deren Einflüsse Millerand bewo­gen haben, den Strich durch die Perhandlungen zwi­schen Lloyd George und Briand zu ziehen. Auf Grund derselben militärischen Einflüsse ist die französische Regierung in Belgien vorstellig geworden, um eine beschleunigte Befestigung der belgischen Kü­ste durchzusetzen, zu der Belgien durch das militärische Abkommen mit Frankreich verpflichtet ist. Als Mittel- Punkt dieser Befestigung ist Brügge in Aussicht ge- »ommen

Reichstag.

Berlin, 20. Jan.

(155. Sitzung.) Auf der Tagesordnung stehen zu­nächst kleine Anfrage. Die Postanstalten sind ange­wiesen, den im Ruhestand befindlichen Offizieren (An­frage Tr. Wienbeck (D.natl.) Borschüsfe auf erhöhte Teuerungszulagen zu geben.

Abg. v. «allwitz (T.natl.) bittet um Auskunft über den Stand des Verfahrens zur Ermittlung der Mörder Grzbergers.

Geheimrat Wörner teilt mit, daß wegen Verdachts der Teilnahme von dem bad. Untersuchungsrichter in Offenburg eine Voruntersuchung gegen den Kaufmann Heinrich Schulz und den Oberleutnant zur See a. D. Tittesse» geführt werde. Beide seien flüchtig. Unter

der Beschuldigung, den Tätern schon vor der Tat DK- stand nach vollbrachter Tat zugestanden zu haben, be­findet sich der Kapitänleutnant a. D. von Killinger in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Bei den Nachforschungen in München wurde eine Geheimorganisation entdeckt, die aus ehe­maligen Offizieren der Marinebrigade Erhardt bestand, sich über große Teile des Reich sersteckte und politische Ziele hatte. Schulz. Tillessen und Killinger gehören ihr an. Gegen die Mitglieder der Oberleitung, sowie gegen die Leiter des Organisationsnetzes sei ein Ver­fahren wegen Geheimbttnde'ei eingeleiwt.

Abg. Wulle D.natl.) verweist auf die Not der Wolga­deutschen, die man nach Deutschland nicht hereinlasse, während seit 1918 mehr als 200 000 Ostjnden ein. gewandert seien.

Ein Vertreter des Auswärtigen Amts erklärt, die Produktions- und Arbeitslosigkeit zwinge Deutschland dazu, bei der Aufnahme von Deutschen aus anderen Staaten Zurückhaltung zu üben. Die Reichsregierung habe Maßnahmen getroffen, um der Not der Wolga­deutschen abzuhelfen.

Das Arbeitsnachweisgesetz wird dem Sozialpoliti­schen Ausschuß überwie'en. Das Per'o nenschädengefetz geht an den Ausschuß für Kriegsschäden.

Aus Sladr und Land.

-U!r»r1ei, St Januar 1» S

Streik »»d »«-sperr«», in der Hol, «lust'le. Za

d m in der gestrigen Nmvrr dieser Z-»ung rrlchstnenen Ait k.l wrd urS gesar-ben: ,N chdrm die Veieinigien Arbeitgeber Verbände d>e Avtsperung über sämtliche Be- 1 rbe verl,ä»pt haben, ist auch tue Freie Schied eiinnung Nago d als Mit,lud d,s Schreiner» erst,r V.rbandeS für Wüill rnberg und Hadrnzollern ve'pflchtkt, dielen Beichlutz siottzugiben, und müssen tue Mlgl eder der Innung dir Aussperrung rbrvsoli» ve länsei'. Ta aber in allen Be- tiiebin eine pewelnlame Ardeittoidnunp eng-tührt ist, nach welcher eine 14 tägige Kündigung v«rei> dort ist, so tritt d e Aussperrung erst vom Montag in 14 Ta,en an in Kraft. E» 'st im Inter sse jd« >inz»ln>n Arbeirls za hoffen und U» wüi scheu, doß in der Zw sch,nz>it die Verha dlung-u, de jede,.soll» wrieig sührl werden, zu einer baldig,n Auf hetung der Cpe re führen, zumal d eser Kampf nur von einem Te l der Groß'adi Arbeiter, unterstützt von ihren Ge nurklchaf ssührern, vom Z un gedrochin wurde und keine- soll» im So ne der Iän> tichen Arbeiter ;efüht wi d. E» ist nachgewirsen, daß der p'öß e Teil drr Holzarbeiter mit den vor, den Arbeitgeber-Vertänden vorpeschloge, en Zalog-n, die für den B zrk N gold >in,n Sph wohn von 9 Mark pro Stunde voisehin, vollauf brsueotgt wäre. An dem Schadin, der j de» kinz'lnrn A> beiter in der gegen willigen Z it durch die Autsp rrunp imrfindbch 1, fft, sind olo die Arbeitgeber uniäuldig viilwehr tragen die Führer vom Hol,a,beiter Verbrnd mit ihren maßlosen Forderungen, deren Erfüllung ganz unn ögltch ist. die B-rantwortung.*

Tie Erdrosselung des Expreßgutverkehrs. In Ba­de:! haben we^en eines ganz außerordentlich starken Rückgang? des Expreßguiverkehrs in den letzten Ta­gen bereits dir Stadtannahmestellen in Karlsruhe, Mannheim und Freiburz geschlossen werden müssen.

' Nagold, 21. I n. Am vergangenen Mittwoch huie-r Fors w ul R>uch uud Gär uerribisitzer Reule das seltene Jagdglück, am Schlrßbirg einen Ed,lma>ber zu erlegen.

:: Tornfe te,, 20. Jan. Dr landw. Bezirk«, verein hi<lt l tz en Mittwoch tm Saale der Bahnhof- wir'schafi hier die Prämiierung langjäh iger neuer Dienst boten ab, die durch ein gemeinsaae« Mi tagrffeu der AuS- z»z?1chne, den rinrele>t,t wurde. N ch einer warmen An- p ache de« Vorsitz nden, G Braun - Schopfloch, fand die Verteil»'g der Ehrenurkur den und Geldprämien an 60 Derstboien st 11: bet einer Derstzeit von 710 Jahc-N wurden 30 Mk., 1020 Jahren 50 Mk., über 20 Juh-en 70 Mk. oenä rt.

G/lbp ämlen von 70 Mk. rebü Eh^enu kunbe erh'elten für SO bi? Skjöhr'xe Dtcist»ii:H lzlnger, Fr., bet CH. Hoin eaer. Witilens- n eie r Merz, Fr. ret K. Gaiiee, Hnllwan ei ; Kriecher K., bet E. Hoi Merger <S önegründ; ler C^r, bet Anwat F ty Schein­dach; Küble- C r., bei Geb>. Bocher, Freude, siadi; Brrh Mt'rae', ret M. Mcst, I.el berg; Braun Fr., bei Weber zurS nie F ru- benstott; Mer, M ri, bet I. Malter, Kälbert» oi n; HoiMer^rr C!»rtsitn , tet I K, Iler, DunwetU'; F,on Maite, be> K Hau, F eudens'odt; Scheu I >», nna, bet Ehr. R.n schlcr, Psal,grafenwe ler.

Dienst.ett erhielten: Zeel» Guft v. bet M. Lmser zum R poen, F drnstabt; Kat frr> K, bei K ih. Biösan te, jiätberbiorn; Fr,y Fr., '> aul Wols, ; Klur pp Fr, bet F-ry zur Sonne, ; Kaltem Cor., bet G- Gökelmann, Oe en oolft; Waller F ., bet W. Ktlg Oederwal ; Mast Fr. bet M Z efle, Wörnerbde ,; Weigol» I bet M Bcuh, rz. Schömberg; K immer Fr tz bei Chr. H as, Lau bach ; Morirck Cbr tft., bet C r Haas, WI lientu erb,; Töt e I. d t vr. Br,»n, Cchrpf och; W'ßner Cor., bei FInibeiner z Drettö Freubenftodt; P>e fl Joh., bei Weber z. Sonne, F e, de, stabt; S > Fr., bet B eun ng z. Schwanen Pfalz r. senn etter; La» mbib Fr zttka, bet Chi. Schittenhilm, To n enen; Müller Mbet A. WS struienhof; Schwenk Chr. bei Hetnzelman» N nerzru; Statt C bei I Süll, Dmrwtver: Th«,»er Kath, bet B. Tölker, WUtle w il >; Gats r K th., bei W K lguS, Lo bürg; Seeger M, b.iC Schwank, Tumlingrn; Günther Magdal ne bet M. Betlharz. Echo >e g: He bst e»h Ba,b. bet I Ho er U kentM; Schm d Anna, I Boff rt, Lombrch; Cp lngnann M. te> Marie Rübe, Diele wetl r; Ga s r Anna b r I. Klnmpp, Dsttersweiler: Bukender M. bet D. Sch ivlr Aach; Hornbe ger K. bet O. geritzt, Lotzbu Wiz-m, nn M. brt G. Pseifle,'Bes.nf ld.

Gclbp äm'en von SO Mk. nebst t tplom de- Lanbw.Bezirk?-Ver.: Seid' Wilh bei I Söffner, Schöneg ünd; Volk Pius b. M. Läufer j ., Roppen-F tudenstadi; g,ick Fr. . H. Gökelmann Oedenwald; Ruos Ba b. b. Chr. K chler-Avch; Wörth Elsa b..th-Neuneck, B aun Fr b Marte Äul nbach-Wörnrrederg: Ruatz Ma-ie b i I G. Hamann-Dorn eiten; Sckmtd Esther bet I. G. F schc, UnterIfl'ngen; Keller Lm be'A. Schl.H-Durrwest r; Krandüchler Ä.bei Chr. S -rägle- Neuneck: Klumpp Emma b. Fr. EberhardtHgeloberg; Mos-r K tr b F . Haar-A lttendarf; Maler Anna b.t'.K gler u Bauer, Kalh. b. C >r. Ftnkdohner-Schopfloch; PfauM.beiM.Fischer-Unteitfl noen; Völliger A. b. M. F.anz Wtltendorf; Lamparth A. bri Lchurr-Edelweilrr.

Nach der Verteilung sprach einer dar Prämiierten dem landw. Bezirktverein den Dank au».

Nentllngcn, LO. Jan. (WeidmannsPech.) ZwM

hi sige Nsmrode mach en sich auf den Weg, um einens Dachs auf den Leib zu rücken. Da der Faulpelz sich nichk meldete, hetzten sie ihm ihre beiden Hunde in den Bauu Wuch diese kehrten nicht wie gewünscht zurück. Num versuchten di: Jäger, das Ungeheuer auszuräuchern unq leg en Feuer vor den Eingang zum Dachsbau. DaU Resultat war überraschend: zwei tote Hunde im Wer« von einigen tausend Mark, der Dachs soll jedoch hmtq -loch lebecr. _

^tu.tgart, 20. Jan. (Evang. Landeskirchen-» Versammlung.) Der in Bälde zusammentretende» Evang. Landeslirchcnversammlung wird der Entwurf ei­ner Wahlordnung mit 47 Wahlkreisen (KirchenbezirkerH unter Verlängerung der Wahldauer um ein Jahr vor- gelcgt werden.

ep. Stuttgart, 28 Jan. (Um den Religions­unterricht.) Die Eingabe an den Landtag in Sache» des evang. Religionsunterrichts in der evang. Schul« findet nach dem, was bisher darüber bekannt geworden ist, zahlreiche Unterschriften. Nach einer vorläufigen Zu­sammenstellung sind aus 101 meist ländlichen Gemein­den mit 115 000 evang. Einwohnern bisher 43000 Unter­schriften eingelaufen. Es ist übrigens zu beachten, daß keineswegs, wie es von anderer Seite mehrfach hinge- stellt worden ist, eine Vermehrung des Religionsunter­richts gefordert wird, vielmehr soll nur eine Verkürzung des Religionsunterrichts abgewehrt werden. Gefordert ist nur die bisher im Lehrplan für den Religionsunter­richt ausgestellte Stundenzahl, bei den obersten Klassen nicht einmal diese ganz. In den 4 Stunden, die für die ausgebaute Schule Klasse 28 erstrebt werden, soll auch der an die Stelle des bisherigen Katechismus­unterrichts tretende, durch die Geistlichen abzuhaltende Schülergoltesdienst eingerechnet sein. Für di: nicht aus-- gebauten Schulen soll es bei der Stundenzahl des bis­herigen Lehrplans bleiben.

Stuttgart, 20. Jan. (Stuttgarter Porzel- langeld.) Nach sächsischem Vorbild wird nun auch, die Stadtverwaltung Stuttgart Porzellangeld be­schaffen, das in der Ludwigsburger Porzellanmnnufaktuv hergestcllt wird. Die technischen Umstände bringen cA mit sich, daß das neue Geld nur in verhältnismäßig kleiner Zahl den Sammlern und Liebhabern zugänglich^ g-macht werden kann. Im ganzen sind vis jetzt nur 5000 Stück hergestellt worden. Das Geld wird also nicht in den allgem inen Verkehr kommen, sondern sozialen Zwek- ken, der Kinder- und Mittelstandsnothilfe, dienstbar ge­macht werden. Die Münze selbst, im Nennwert von 5 Mk., in Elfenbcinton q halten und galdumrändert» weist auf ihrer Vorderseite hin aus die Ausgabestelle Stutt­gart und auf den Herstellungsort Ludwigsburg, aus der Rückseite ist sie gekennzeichnet durch das schöne Stutt­garter Stadtbild, das alte Schloß, mit der JahrcsrakL 1921.

^ Aus dem GerkchLsfaal.

Der Heidelberger MordproziH. > fi»V-idell»-rg, 80. Jan. Gerichtschemiker Tr. PopA vcluu.Let: In dem Nock deS Liefert hat man auch di« Brieftasche V. M. gesunden. Tie Tasche war rings­herum stark blutig ? Wer sie angegriffen hat, muß als» frische blutige Finger gehabt haben. Man sah dann: auch, daß in die Tasche hineingegrisfen worden war, denn auch in der Tasche waren blutige Fingerabdrücke. Ich habe die Tasche mit ihren blutigen Abdrucken genau! nachgevrüst und fand zwei genaue blutige Fin­gerabdrücke. In einem Fall zeigten sich 47 Linien, dkv mit den Abdrücken Sieferts übereinstinnnen.

Ter Vorsitzende teilt mit. daß das Gericht zur Auf­klärung über die Zuverlässigkeit des Fingerabdruckver­fahrens eine Autorität auf dem Gebiet der Daktyloskopie in der Person des Geh. Rats Prof. Hein he au» Berlin berufen habe. Tiefer leistet den Sachverstäng digeneid und führt dann n. a. ans: Man kann die Fin-j gcrlinien scbon an d"in viermonatigen Embryo finderrl Man hat festgestellt, daß sich diese Fingerlinien bis znn» Tod des Menschen alcich bleiben. Tie Fingerlinim deH Mensche» ändern sich' nicht, selbst wenn dieser noch soj große Veränderungen seines Arnßern mi'macht. Jede« Mensch Hot seine eigenen F-inaerlinien. Man hat nom k-ckne alZchen Linien bei zwei Menschen beobachtet. Anchj nicht b'i Zwillingen. Deshalb setzten die Chinesen schon- vor tausend Jahren an Stelle der Unterschrift den Fin4 gerabdru'?. von dem sie wußten, daß er nur einmas vor-j kommt. Wenn in ein-m bestimmten Fall durch Taklyls^ skopie sedg-stM worden ist. daß der Fingerabdruck ans einem Gegenstand übereinstiipmt mit dem FinaerbilbH einer Person, so ist damit der absolut zuverlässige Vewei« erbracht, daß er nur von einer einzigen Person Herrühe«» kann und von keiner andcren. '

Sodann wurden Zeugen vernommen, die Aussagen dar­über macken soU-m. was Sickert vom Tag des MordH bis zu seiner Verhaftung getan hat. Fast alle Zengel« ans Ziwelhansen haben Sievert am Abend deS Mord­tags (P-ter und Paul) nna's ähr zwischen 10 nnd r/sll Uh« in der Richtung von der Ziegelhäuser Brücke auS in seine Wohmmg znrückkehren sthen. Im Hause seiner Wirtiiv in Zwgelhmisen Liefert noch zn Nacht. Tie AnS- sogen der Zeugen sind hinsichtlich der Zeit ziemlich einig. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Liefert in seines Erzählung über die Fahrt nach Jagstfeld erklärte, dag er erst abends mit dem Schnellzug in Heidelberg ange-- kommen sei und zu seiner Rückfahrt nach ZieaelhanseH den letzten Straßenbahnwagen benützt habe, der vo»h Heidelberg-Karlstor nach Schlierbach-Ziegelhansen gebt und dort erst um V--12 Uhr eintn'ft. Tie Anssage Sw', ferts widerspricht also den Aussagen der Zeugen.