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»»»dnude- Die auf den gestrigen Mittwoch Nachmittag in den Saal de- Grünen Baum anberaumie Versammlung des Wültt. Bauern- und WeingärtnerbundeS wies keine so zahlreiche Beteiligung aus, -wie erwartet wurde. Landwirt Dürr-Sulz begrüßte die Versammlung und betonte in einer Einleitung, daß der Bund den Veriuch machen wolle, auch dei unS mehr Fuß zu soffen und daß der Zusammenschluß des Bauernstandes eine dringende Notwenoigkeit sei. Nach ihm ergr ff LandtagSab-. Dingler C >lw das Wort, welcher ha p sächlich über die Arbeit im Landtag sprach und üaer das, was die Revolution brachte. Der Redner fü.rte einleitend aus, daß, wenn die Revolution nicht gekommen wäre, es bester um uns stehen würde; sie habe nichts Gutes gebrachi. Wohl sei durch die eiste Wahl die Z.sammenstellung de» Parlaments eine bessere geworden, aber zu einer M H heit der Rechten habe es nicht gereicht. Er betonte das Zusammengehen deS Bundes mit der Bü'ger- partei. Die Versuche, beide zu trennen, seien nicht gelungen und werden nicht gelingen. Der Redner kam dann auf die andern Parteien zu sprechen, auf das Z-ntruw, das in der Regel umfalle, wenn man glaube, bei rhm Unterstützung zu finden, auf die Volkepartei, die Demokratie und die Sozialdemokratie in ihren Schattierungen. Er glaube, daß das Zentrum den Anschluß nach rechts noch suchen «rüste. Brächte mau Baueinbund, Bürge,Partei und Zentrum zusammen, so könnten diese zusammen den Ausschlag geben und bürgerliche Politik machen. Was den Bauernstand anbelange, so me f« «an ihm vor,' daß er Wucher treibe, bei der Industrie kümmere Man sich um die Preise dogeg'N nicht und mache ihr auch keine Vorwürfe. D e Geldentwertung müsse aber nicht nur bei den industriellen, sondern auch bri den landwirtschaftlichen Erzeugnissen zum Ausdruck kommen. I der Landwirt müsse w sten, daß man eine parlamentarische Mehrheit haben maste, um seine Hebe zrugung zum Durchbruch bringen zu können. Das parlamentarische System bringe eS mit sich, daß die Koalitionkparteien auch die Minister stellen und b-i deren Auswahl komme es nicht mehr darauf an» ob sie etwas verstehe» oder nicht; sonder» ausschkoggrhe» d sei die große Schwarte. Man habe es gewagt, dem Bauernstand «ine» soz aldem. Emährungiminister vor die Nase zu setzen, «inen Mann, der auS seiner Segne,schaff gegenüber der Landwutschaft keinen Hehl gewacht Hab«. Auch sonst sei bet der jrtzigrn Regierung keine große BauernfreundNchkeit zu verzeichnen. Der Redner kam dann auf daS neuaeschaf. seue Pr,fstamt zu sp-echen, in welchem nur Männer der gegenwärtigen R-gierunyspartelen vertreten seien und dann auf die Arbeiten des Landiags selbst. Er selbst sei im Landtag rasch zum S'vßlrupp gekommen, als er sich gegen die ZwrngSmußnahm n im Calwer und Nagolder Bezirk anläßlich der zwangsweisen Abholung des Getreid-s wehrte. Der Redner hoffe, daß man zum letzten Mal das Umlageverfahre« habe und daß man wieder frei verkaufen ki-me, entsp echend dem Maikpreis. Ein Projekt wie die Neckar» kanolisation durch-führen, sei bei der großen Schuldenlast, die wir Hab «, nach seiner Ansicht eine Unmöglichkeit und vollends in einer Zeit, wo man bald gar nicht mebr wisse, wo man die Gehälter für die Beamten hernehme. Für das Wohuungsabgabegisetz habe sich sein» Pa-t't nicht begeistern könne«. Es komme für den Wohnungsbau da^ei wenig heraus. Beim Wohnungsbau grbe/auch der Achtstundentag seinen «anteilige« Umschlag. Bet den Baumaterial» preisen wirke der 8'iündiae Arbeitstag wesentlich pre'serlöhend. Seine Partei stehe aus dem Standpunkt der Abschaffung des Acht stund -va>beils>oges. Auch der Haus^esitz-r seufz« unter dem Zwang. Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung würde wohl die Miete steigern, aber man komme nicht darüber hinweg, dvß auch hier der g-sunk ne Geldwert seinen Ausdruck fi ide. Die Steigerung der Miete liege aber auch im Sinne der Mieter selbst, denn dadu-ch würde w'eder ge-
Hß rerekrur»«. M
Stunden der Not vergiß, doch was sie dich lehren, nie.
Aamxf um Liebe.
Roman vo« Rudolf Zollinger. l57> sNachdruck verboten.)
Schon »ährend er die ersten Zeilen diese- Briefe» gelesen, war alle Farbe aus Herma»» Rodecks Wangen gewichen. Und nun, da er zu Ende gekommen war. fühlte er einen Druck aus der L-rust, als würde sie von eiserne» Reifen zusammenzepreßt. Die Kunde von dem grauenhaften Schicksal seines Freundes hatte ihn so zermalmend getroffen, als müsse er sich die Schuld oder doch einen Teil der Schuld an diesem Schicksal zuschreiben. Und es war ihm, als hätte sich plötzlich ein dicker, grauer Rebelschleier über alles gelegt, was ihm noch eben voll lachenden Sonnenscheins und voll leuchtender Farbe er» schienen war. Und zugleich ergriff ihn eine beklemmende Angst, daß er wirklich zu spät,kommen könnte, um Gerhard Holthausen seiner unverminderten Freundschaft und seine» innigen Mitgefühls zu versichern. Er eilte an seinen Bücherschrank und riß das Kursbuch heraus. Minutenlang mußte er suchen, bis er im Stationsoerzeichnis den Namen Langendurg gefunden; denn es flimmerte Ihm vor den Augen, und die Buchstaben schienen wie ein Hausen ousgeschenchter Ameise» durcheinanderzulaufen. Endlich hatte er den richtige» Fahrplan u»d überzeugte sich, daß der einzige Zug, den er »och benutzen konnte, wenn er in der Frühe de» nächsten Tages am Ziel sein wollt«, in einer halben Stunde vom Hauptbahnhof ad- ging. Er behielt also weder Zeit, sich umzukleiden, noch konnte er irgendwelche anderen Reisevorbersitungen treffen. Die notwendigsten Toilettengegenstände nur steckte er so, wie sie ihm gerade unter die Finger kamen, in ein« Handtasche, benachrichtigte seine Wirtschafterin mit wenigen nnteda» Wart«», daß «r lusalg« einer plötzlich erhaltenen
baut werde«. Bezüglich der Erhöhung der Gebühren der Wanderaewerbesteuer betonte der Redner, daß es nicht notwendig sei, den Hausierhandel zu unterstütz n, ganz besonders hälten aber die bansierenden Ausländer in der Steuer wehr berangezogen gehört, was der famose Friedensvertraq von Versailles jedoch umr ö lich mach». Die Steuerlast werde für den Bauernstand eine recht drückende werden Die Steuerz-ttel, d'e nun nacheinander kommen w rden die Bauern, di« sei her glaubten, es werde nicht so gefährlich werden, zu anderer Ansicht bringe«. Bei der Festsetzung d>r Steuern sei d'e Industrie durch ih e Buchführung k»st r daran als die Lontwirischaft, wo man von Steuersachen men'g verstehe, und selten Bücher führe. Das Führen von Büchern sei die einzige Möglichkeit, sich vor zu hoher Steuer zn schützen. Die Eir.kammensteuerbelafiunr werde eine wesentlich Köhere als seither. Eine derariioe Belastung, wie si- in den vorgesehenen Sätzen beabsichtig, sei, könne van der Lrndm'rt» schaff nicht getragen werden. Es sei deshalb g'gen die Sätze von 1930 protestiert worden; hätte man d ese a-erkannk, io käste man auch gegen dl-jemgen von lgzs nichts einwenden können. Der Redner kam daun auf die Bildung von n-uen Steuerämiern und auf die ungeheure V-rorößeruna dieses Apparats und des Beamtevh-eres zu forschen So kö me es einfach nicht weltergehen. Auch bei der E s-nbabn seien eS viel zu viel Leuts. Außerdem sei die schematische Bezahlung nach dem Alter nichts; es soll« noch der Leistung bezahlt werden. Kinderzulagen bis zu 31 Jabre- zu bezahlen, das g h- auf die Dauer e'nfach n'cht. D'e Specht',- k-it werde noch prämiert, indem mau auch d'e Zulaa-n für uneheliche K nder gebe. D'e Berliner W't'chaft sei auf die Dauer unert'ä lick. Er sei nicht aeaen Preuß n, aber gegen die Berliner Schweinewirtschast. Man dürfe aber n'cht vergessen, daß wir »in deuisches Volk seien und r i n Vaterland Kaden und daß d'-s 8 Ba'erland in groß r Not sei. Der Redner weist auf Frank-e'ch und auf den Deutschenhasser Poi- rare hin. der nun wieder auS Ruder gelangt ist; auch auf den V-rlust in Obersch'-si-n, von Elsaß Lolh in en, das Saargeb'et, das oefädrdete Rb-irr- land und das Ruhroebiet und wie es no'm-ndig ist rusanr- m nzustehen. In einem nationalen Black solle man sich zusammer finden, dies wä'e im Interesse unseres Vaterlandes und auch in dem des Bauernstand-?. B'sma-ck ha^e in seinen Erinnerungen gesa t, daß wenn d'e Lrndwirischast zu Grunde gehe, auch da» B'terland zu Grunde gebe. Die Rückkehr zur Scholle allein könne nns »nieder in d'e Höhe bringen. M t diesen skineu Ausfüdrunaen fand der Redner lrt hasten Beifall. Herr Tü r sprach ihm d'N Dank aus u. erössnete die D skusst >n, d'e dem Bauernanwalt Maier- Nagold noch Gelegenheit zur Mcinungsöußerung bot. Er bedauerte, daß die Be'-iliaung in der Versammlung ke'ne größere sei, sprach ebenfalls über die Steuerpolitik nnd betonte di« Notwendigkeit sich mit der St-ner bekannt zu machen und Buch zu füh en. Er hoff', d ß w-nn wi-der e>n Besuch, wie derjenige des Landtazsabz. Dmgler-Cflw komm«, die Beteiligung eine andere und größere sei, daß alle?aud- wirte kräftig Mitarbeiten, damit es bei uns bald bess-r auS» sehe. D r Vorsitz-»de Dürr weist in se'nen Sch'ußmo-t-n noch darauf hin, wie eS jedem Bauern se'ne Pflicht se', sich zu seinem S ande zu bekennen und die Führer zu unterstützen. E müsse entschieden größere« Ju'er ss- gezeigt wer- den, sonst sei der Bauernstand ein verlorener Stand. Mit einer Empfehlung des Bauernbundes und mit dem Dank an die erschienenen Zuhörer schloß er die Versammlung.
* Do« Ev«»g. volk»b»ud Bezdk Nago'd, wird in der Zeit von Samstag, 31 Jrnuar, bis Di-msta , 34. Januar im Vereinkhaus in Na old ein KurS für Gemeinde« arbeit ab «halte", für welchen ein« Reihe von Vorträgen vorges.hen sind. Näheres geht aus der Bekanntmachung im Inseratenteil hervor.
— Krankmeldung der Postbeamten. Die bisherig? Hebung, daß ein Beamter des Reichs erst nach fünftägiger Erkrankung ein ärztliches Zeugnis beizubringen hak. hat die Postverwa'tung. veranlaßt durch vielfachen Mißbrauch, dahin abgeändert, daß ein Zeugnis schon binnen 48 Stunden vörzulegen ist.
— Münzprägungen. Im Dezember 1921 wurden an Reichsmünzen geprägt: für 837 451.20 Mk. - eiserne Fünfpfenniistücke. für 3 580 952.40 Mk. Zehnpfenntg- stücke aus Zink und für 16 034 391.50 Mk. Aluminium- Fünfzi-ovlennigstücke.
— Fiit'e nur von Pi'zen. Auf der Versammlung der Bilzforscher und Pilzfreunde in Nürnberg machte der Leiter der bakteriologischen Anstalt der Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen, Prof. Dr. Röbiger Mitteilung von Versuchen der Verfütterung von Pilzen an Haustiere. Die Pilze wurden verabreicht ohne Rücksicht darauf, ob sie als giftig oder giftfrei gelten. Die Ergebnisse waren sehr gut, von Vergiftung sei nichts zu bemerken gewesen, da-regen haben sich die Pilze als nahrhaftes Futter bewährt. )
F W ldbad, 16. I n. Im G meinderat kam u. ». auch Me Postlinte W i I db ad—E n, k l ö st er l e—A lt en- steig zur Sprache. Die Obeipostdiiektion Stuttgart macht di« Wei ersührung der Posttinte Wtldbad—Enzk österle bis Alst isieig davon abhängig, daß die hiesige Sladlgemeinde einen Schuppm für zwei bis drei Kraftfahrzeuge erst.llt und ihn der Poswe waitung zur Velfkssung füllt. Nachdem si tz die Kcof wagengrsellschaft Neuenbürg vor kurzem vrr- pfl chtet hat, ab 1. April 1933 eine tägliche zweimalige Vecbindung »och Enzklö'terle wüh end des ganzen Iihres herzustellen, und zwar ohne Zuschüsse seitens der hüstgen Stadt^eweinde, l egt lüc d ese kein Anlaß vor, dem Ansinnen der Obe postdirek >on auf Erst llung einer Wage«-- remise zu entsp.echen. Der Antrag letzerer wird der halb ab^elehnt.
Neueubürg, 18. Jan. Der am 11. Januar vor. I». gegründete Konsum- und Sparverein hat sich rasch entw'ckelt. Die Mck^liede'zidt ist gegenüber der Gcünbung mit 15- auf 4"0 Ende 1931 gestiegen. Es stad Schritte tm Gange, den Verem zu »iuer Bezirkszentrale auszubauen.
* ködltuze«, 18. Jan. Ein schweres Unglück er» eignete sich am Dient» az früh bet Abbruchs'bei en der Brauerei Zahn. D»rch »ine emstürzrnde Mauer wurde dem jing verh irateten W lh Rebmann die Schädelrecke und der Brustkasten ringrdrkck und d,m ledipen Georg Fink der Fuß am Obersche, k t abgeschlagen. Ersterer erlag nach kurz r Zeit seinen Ve>lctz -ngen.
' E«lz a. N., 17. Jan. Auf dem Heimwege von Bet» tenhan'e» nach Eaipfiigcn vem-glückt« in der Nacht zum 14. d. Mis bei der Giaitbachbrück« der Getreide Händler Christian Walter von Empfingen röalich. Ob rin Verbrechen vorl'e^t, wie die Hwieibliebenen vermuten, oder ei« U'glück»fall, wird die ringeleitete gerichtliche Untersuchung ergeben.
ir. seonverg, IS. Jan. (Wasserfund.) Die
städ'ische Waiserlcitung ist s.it Frühjahr vorigen Jahrs geschlossen. Nur hin und wieder konnte die Leitung an einzelnen Tagen geössnet werden. Um der Wasscrno- abzuhelsen, ist eine Quelle im Rotwildpark, unterhalt. des bekannten Gasthauses zum Schatten, ge aßt worden Das Wasser wird in einer 8 Klm. langen Leitung rne: einem Kostenaufwand von über 2 Millionen Mark dev Stadt zngesührt. Bei den Grabarbeiten der Leitungs- anlage stieß man nun im Glemstal auf eine Quelle. Das Wasser schießt von einem Fclsspalt und zwar in einer M.nge von 12 Sekundenlitern hervor. Das Masse, dieser Quelle ist wieder unterirdisch verschwunden, da die Glems hier höher liegt als die Quelle selbst. Ob es möglich ist, das Wasser der Stadt znzuii'chren, muß erst vo» Sachverständigen geprüft werden.
Nachricht gezwungen sei, auf zwei ober mehrere Tage zu verreisen, und warf sich unten in die erste Automobcl- drojch e, deren er habhaft werden konnte.
In der Tat kam er nicht um eine Minute zu früh auf dem Bahnhof an. und das erste Abfahrtszeichen war b.reits gegeben, als er die Aateiltür ausrig. Länger ave», war ihm noch nie in seinem Leben eine Eis.naahnfah.t geworden als diese. Das Aechzen und Schnaufen des Zuges klang ihm ins Ohr, wie das Stöhnen eines von fürchterlichen Leiden gepeinigten Menschen, und aus dem Raffeln und Dröhnen der Räder glaubte er immer nur ein einziges in schauerlich monotonem Rhythmus wiederholtes Loort herauszuhöcen — das gräßliche Wort: „Wahn—sin—nigl — Wahn—sin—nig I- Er versuchte zu lesen, aber er war außerstande, seine Gedanken zu etwas anderem zu zwingen, als zu der einen Vo.stellung, die sein Gehirn ganz und gar zu erfüllen schien. Und als einer der Mitreisenden sich mit einer höflich harmlo en Frage an ihn wandte, fuhr er so erschrocken auf und starrte den Sprechenden mit so großen, verständnislosen Augen an, daß der Mann in Heller Bestürzung auf eine Antwort und auf jeden weiteren Annäherungsversuch verzichtete.
Nach Verlauf von Stunden erst kam dem jungen Maler eine Erinnerung an Luisa Magnus und daran, daß sie ihn morgen vergebens erwarten würde. Für einen Moment dachte er daran, sie von irgendeiner Zwischen- station aus telegraphisch zu benachrichtigen. Aber er gaa die Absicht sogleich wieder auf. Was kümmerte es ihn» «ie sie über sein Ausbleiben dachte, und ob sie ihm deshalb zürnte! War doch das Gfühl» das jetzt in seinem Herzen aufstieg, wahrlich nicht sehr weit entfernt von einem Gefühl leitzrnschastlichen Hasses. Er zweifelte nicht daran, daß ihr Gerhard Holthausens Schicksal be» kannt gewesen war. als sie ihn — strahlend ln Heiterkeit und Lebenssrische — in München ausgesucht hatte. Und er war voll des hestigsten Zornes, daß sie Dicht mit einem eiazlgen Wort davon gesprochen hatte. Das entsetzliche Geschick des Manne», dem sie einst am Totenbett des Ber- lobten ihr Jawort gegeben, es hatte ihr ja zum zweite« Male den Weg in die goldene Freiheit erschlossen, und sie genoß Lies- Freiheit in vollen Zügen, ohne dem Un», glücklichen, dem sie sie verdankte, auch nur einen Ge» Mitleid» zu schenken. Nein, auf sie hgM Mf
keine Rücksicht zu nehmen, und solange diese grauenvolle Eisenbahnfabrt währte, hatte er in bezug auf st« keinen anderen Wunsch als den, sie niemals wiederzu» sehen.
Ohne auch nur für eine kurze Viertelstunde die Wohl- tat besänftigenden Schlummers genossen zu haben, langt« Nodeck mit dem Anbruch des jungen Tages am Ziel sein« traurigen Reise an. In dem Hotel, wo er sich von dem Staub der Fahrt befreit und einen kargen Imbiß hinuntergewürgt hatte, erhielt er ohne Schwierigkeit die Auskünfte, deren er bedurfte. Ja. es gab eine Irrenanstalt in Langendurg, zwar privaten Eharakters, aber von ausgezeichnetem Ruse. Der Chefarzt war der als Psychiater hochgeachtete Doktor Rieger. und in dem kleinen Ort genoß er offenbar auch um seiner menschlichen Eigenschaften willen das höchste Ansehen. Nach einigem Zögern kam Rodeck deshalb zu dem Schluß, daß es am beste» sein würde, wenn er zuerst mit diesem Arzte Rücksprache nähme, und noch eye die achte Morgenstunde geschlaoe«. stand er in dem freundlich ausgestatteten Wartezimmer, das ebensowenig wie die hübschen, im Billenstil errichteten Einzelbauten der Anstalt in dem Besucher de» Eindruck wecken konnte, sich in einer Irrenanstalt zu befinden.
Ein paar Minuten nur brauchte er sich zu gedulden, dann öffnete sich eine Tür» und Doktor Rieger ersuchte ihn. in sein Arbeitszimmer einzutreten.
Rodeck war überrascht, sich einem mehr zierlichen als imponierenden Manne von noch jugendlichem Alter gegenüber zu sehen, einem weltmännisch sicher auftretenbea Herrn mit feinem Gelehrtenkopfe. Er nannte seine» Namen und mit wenigen Worten auch den Anlaß seine» Hierseins. Schon bei seinen ersten Worte« spiegelte sich in den Zügen des Arzte» das lebhafteste Interesse, und mit einer Wärme, die ohne Zweifel «ine aufrichtig empfundene war, sagt« er:
„Sie haben sehr gut daran getan, mein Herr, «Hem Impuls Ihres Herzens Folge zu leiste». Denn wenn sich auch nicht Voraussagen läßtz welche Wirkung Ihr Besuch auf den Patienten üben wird, so glaube ich doch, Latz Sie ihm damit ein« Wohltat erweisen. Besser sreWch wäre es gewesen, wen» Sie da» schon «e! jrüher hätten tun können."
Forschung s»lA