Aus Sladl und Land. >

INteaetei«. ». Dezember 1»r>' ^

* Fritz Renter-Ldend. Da» Gastspiel de» Onkel BrSstg- ' Darsteller» Anton Melzer au» Wiesbaden war tatsäch. ltch ein Ereignis für Altensteig, besonders in der Hinsicht, daß schon im Vorverkauf die zur Verfügung gestandenen Eintrittskarten fast auSverkaust waren und der Brünbaum­saal kaum die Besucher der Veranstaltung zu fasten vermochte. Lnto» Melzer ist ein Meisterdarsteller Fritz Reuters Onkel »räsig. Er hat in seinen prächtigen Darbietungen allen Reuterfreundeu zweifellos einen großen Genuß verschafft, be­sonders denen, die im vorderen Teil des Saale» Platz gefunden hatten; hinten im Saal aing dagegen vieler ver­loren, hauptsächlich die vollendete Mimik, die Melzer so vor­züglich beherrscht.

Der Expretzgutverkehr wird totgeschlagen.

Statt bei ihren Preiserhöhungen Schädigungen des Ver­kehrs möglichst zu vermeiden, hat sich, so lesen wir im Pforzheimer Anzeiger", die Eise ahnverwaltung ent­schlossen, den Expretzgutverkehr totz:'chlagen. Das ge­ringste Expreßgut, das früher für 25 Pfcp befördert wurde, soll seit 1. Dezember 12 Mk. oder das 48fache kosten. Damit ist dieser Zweig des Bahnverkehrs erledigt. Bor dem Krieg war die Expreßgutbesörderung in Süd­deutschland sehr verbreitet.

Nene Bierpreiserhöhung. Der Brauereiver­band kündigt eine neue Erhöhung der Bierpreise an.

D.6. Mllchschafhaltung. Immer mehr breitet sich auch in Süddeutschland die Haltung des ostfriesischen Milchschafs aus. Und mit Recht. Jeder, der einen Ver­such mit diesen anspruchslosen und so überaus nützlichen Tieren gemacht hat, ist gewiß befriedigt;- sie verursachen so gut wie gar keine Mühe und Unkosten. Wer einen größeren Grasgarten hat, läßt dort einige Schafe zusam­men mit dem Geflügel laufen; nur im Winter brauchen sie eine Zugabe von Heu oder Rüben. Sie geben natür­lich nicht ganz soviel Milch wie Ziegen, dafür ist ihre Milch aber ungemein wohlschmeckend und fettreich, sie läßt sich vorzüglich zu Käse verarbeiten, das Fleisch und die Wolle sind gut zu verwerten, sodaß Milchschafhaltung der Ziegenhaltung oftmals vorzuziehen ist. Nur steht der Milchschafzüchtung in vielen Fällen ein Hinder­nis entgegen, nämlich: wo bekommt man im Herbst einen guten wassereinen Schasbock her? Es lohnt sich meistens nicht, für die eigenen paar Tiere einen Bock zu halten. Wäre es nun nicht zweckmäßig, wenn die Milchschafzüch­ter sich zu Verbänden zusammenschließen würden? Und vom Verband aus könnte vielleicht in den betreffenden Bezirken, wo das wünschenswert erscheint, ein Schafbocl- Halter gewonnen werden, der sich verpflichtet, einen rasse­reinen ostfriesischen Milchschasbock zu halten.

ll vom Morgtal, 8 . De,. (Rätselhaft). Der Ober. Wachtmeister Hettlrr aus Weisenbach fuhr abend» um 11 Uhr mit einem Auto von Kaltenbronn weg. Da» Automo­bil kam ohne den Wachtmeister in Reichental an. Die In­sasse» wußten nicht, wo er geblieben war. Am andern Morgen fand ihn Forflwart Wieland halb «froren und blutüberströmt auf der Straß- Kaltenbronn-Reichental. Man weiß noch nicht, ob eS sich um einen Uuglücksfall oder um ei» Verbrechen handelt.

Stuttgart, 8 . Dez. (Städtische Finanznöte.) In- einem ersten Nachtrag zum städt. Haushaltplan wer­den weitere 78,6 Mill. Mark angefordert, davon 45 Mill. für Verteuerung der Betriebsstoffe, der Fuhrlöhue usw., 81 Mill. für Erhöhung der Beamten- und Arbeiterbs­soldungen usw. Die Deckung soll durch einen Zuschlag von 150 Prozent auf den Wasserzins, Erhöhung des Lichttarifs auf 4 Mk. für 1 Kilowatt-Stunde und des

'Gaspreises auf 2.20 Mk. für den Kbm. erfolgen. Als - weiteres Weihnachtsgeschenk wird der Fahrpreis auf dep Z Straßenbahn um rund 50 Prozent erhöht, jo daß die kür- i zeste Fahrt 1.50 Mk. kostet.

Stuttgart, 8 . Dez. (Stuttgart Ortsklasse L.j > Das neue Ortsklasfen-Verzeichnis ist jetzt dem Reichsrat vorgelegt worden. Darin wird vorgeschlagen, Stuttgart j in die Ortsklasse H. auszunehmen. I

Vom Tage. In der Nacht zum Dienstag wurde im Lagerraum einer Strickwarenfabrik im westlichen j Stadtteil eingebrochen und 300 Stück Sweater für Kin­der und 16 Geschäftsröcke gestohlen.

Zuffenhausen, 8. Dez. (Raub.) Abends zwischen r /28 und Vs9 Uhr wurde auf dem Nachhauseweg von Zuffenhausen nach Stammheim der 22jährige, ledige Metz­ger Erwin Eberlen, wohnhaft in Stammheim, über­fallen und eines Geldbetrages von über 51000 Mk., des Erlöses aus dem Verkauf zweier Ochsen, beraubt.

Eßlingen, 8 . Dez. (Verpaßte Gelegenheit.) Die allgemeine Ortskrankenkasse hier hat am 11. Novem­ber die Erwerbung des Mineralbads Brandenburg Lei Dfttenhnm, OA. Laupheim, zu einem Erholungs­heim für die Versicherten zum Preis von 970 000 Mk. einstimmig abgelehnt. Dieser Tage ist lautLolksztg." Bad Brandenburg zum Preis von über 2 Millionen Mk. in andere Hände übergegangen.

Gcrabronn, 8 . Dez. (Brand.) In Söllb 0 th ist die Toppelschcuer der Landwirte I. Stapf und Gronbach mit reichen Vorräten und allen Maschinen niedergebrannt.

Spaichingen, 8 . Dez. (Rohlinge.) Auf dem ersten Bahnzug nach Tuttlingen drangen auf Station Wurm- linaen-Ort mehrere iüygere Arbeiter gewaltsam in einen vollbesetzten Wagen ein. Als ihnen die Fahrgäste den Eindrang verwehren wollten, schlugen sie in rohester Weise um sich und verletzten mehrere Arbeiter. Endlich zog ein Fahrgast die Notbremse, worauf der Zug sofort hielt.

Schwenningen, 8 . Dz. (Betrügerischer Ban - kerott.) Das Amtsgericht Rottweil hat in den letzten Tagen zwei hier wohnhafte Uhrengroßbändler wegen be­trügerischen Bankerotts und einen hiesigen Schreiner wegen Beihilfe hiezu verhaftet. Wie dieNeckarquelle" hört, werden weitere Personen in die Sache verwickelt.

Rißtiffen, 8 . Dez. (Brand.) Stall und Scheuer des Josef Schesf 0 ld sind abgebrannt Innerhalb ein s halben Jahrs ist dies das vierte Schadenfeuer im Ort, wodurch insg samt 6 Häuser vernichtet sind.

Leonberg, 8 . Dez. (Unerfreuliche Aussich- t e n.) Bei dem Brennholzverkauf des hiesigen Forstamts' wurden folgende Durchfchniltserlöse erzielt: für buchene Scheiter 297 Mk., buchene Prügel 249 Mk., weißbuchene Roller 350 Mk., eichene Scheiter 290 Mk., eichene Prügel 185 Mk., birkene Scheiter 222 Mk., birkene Prügel 173. Mk., eschene Roller 360 Mk., eschene Prügel 176 Mk., erlene Scheiter 166 Mk., erlene Prügel 136 Mk., Nadel- h.'lzfcheiter 227 Mk., Nadelhvlzprügel 142 Mk., Nadel­holzanbruch ebenfalls 142 Mk. pro Raummeter.

Nordhsim, OA. Brackenheim, 8 . Dez. (Einbruch im Bahnhof.) In der Nacht auf Dienstag wurde in das Dienstgebäude des hiesigen Bahnhofs eingebrochen. Die vordere Tür wurde gewaltsam geöffnet. Als der diensttuende Beamte morgens nach 4 Uhr die Hintere Türe öffnete, sah er noch den Täter durch die vordere Türe ver­schwinden. Die Verfolgung war jedoch erfolglos. Die Beute war gering; es sollen nur 20 Mk. entwendet wor­den sein.

Ebingen, 8 . Dez. (Verhafteter Dieb.) Der Dieb, der am 31. Oktober dem Kaufmann Gottlieb Weber in Frommer» 14 000 Mk. gestohlen hatte, ist ermittelt und dem Gericht übergeben worden. Es ist ein 22jähriger led.

! Bursche aus Frommer».

Im Aamxf um Liebe.

Roma» von Rudolf Zollinger.

(S1) (Nachdruck verboten.)

La verbeugte er sich zustimmend, uno naa, einer Nemen Weile, wie wenn sie erst die nötige Krast dazu Härte sammeln müssen, fuhr Luisa fort:Um jene Zeit war es, als mir mein Vater, der damals noch zeitweilig unter Menschen geben konnte, freudestrahlend mitteilte, daß Herr Jens Ienssen bereit sei» ihm durch ein größeres Darlehen über seine schlimmsten Verlegenheiten hinweg­zuhelfen. Es sei ihm gelungen, ihn davon zu überzeugen, daß ferne Angelegenheit in -ngstens einem halben Jahre zu einem siegreichen Aus g gelangt sein müsse, und I " chm dann auf H« und Pfennig die fünfzehn- tausend Mart zurückzahlen ürde, die er jetzt von ihm erbeten» Ich erschrak in innerster Seele, als ich es hörte. Denn ich wußte ja. daß der unverwüstliche Optimismus meines Vater» nicht mehr die geringste Berechtigung hatte, und mein Ehrgefühl lehnte sich gegen die Bor. ftellung auf. einen gutgläubigen Menschen getäuscht zu »ehen. Obwohl die sünszehntausend Mark für uns in der Tat nicht viel weniger als die Entscheidung über Sein «der Nichtsein bedeuteten, war ich doch vom ersten Augen- »lick an nicht darüber im Zweifel, daß Ienssen an ihrer Her;abe verhindert werden müsse. Ich wäre mir wie die Mitschuldige an einem abscheulichen Betrüge ooraekomme». «en« ich es hätte geschehen lassen/

»Vas ist eine Denkungsart, die Hochachtung, ja, ich «öchte beinahe sagen: Bewunderung verdient, Fräulein Magnus l Und Sie haben i« Wahrheit nach diese» Ent- Htzluffe gehandelt?*

»Gewiß habe ich das getan! Und ich bin «eit ent- Jernt, in der Erfüllung einer einfachen Anstandspflicht etwas Bewunderungswürdiges zu sehen. Da mir eine schriftliche Verständigung nach Lage der Dinge unmöglich n. setzt« ich alle kleinlichen Schicklichkettsrückfichten bei- D,te und sucht« Ihre» Oukel i» sein« Wohnua« aus. «r

oehandelte mich mit mehr Ritterlichkeit uno Zartgefühl, als ich es bei seinen etwas ungeschlachten Manieren zu Hofen gewagt hatte, und als ich ihm mit rückhaltloser Offenheit die Aussichtslosigkeit des von meinem Vater ge­führten Kampfes dargelegt hatte, erklärte er mir rund­heraus, daß auch er nicht einen Augenblick an einen günstigen Ausgang der Angelegenheit geglaubt habe und nicht die geringste Hoffnung hege, sein Geld jemals zurück- verhalten. Aber er fei ein wohlhabender Mann, für en eine Summe von fünfzehntausend Mark nicht allzu viel bedeute, und es mache ihm Vergnügen, uns in der unverschuldeten Bedrängnis beizustehen l"

»Das ist in der Tat sehr viel mehr, als ich der Groß­mut des Herrn Ienssen jemals zugetraut hätte! Und nach solcher Begründung hatten Sie ja in der Tat keinen Anlaß mehr, das Anerbieten zurückzuweisen."

Wieder traf ihn jener seltsame erstaunte und schmerz­lich vorwurfsvolle Blicks der ihm vorhin so wunderlich zu Herzen gegangen war.

Sagen Sie mir doch, Herr Rodeck, ob Sie es an­genommen hätten, wenn Sie an meiner Stelle gewesen wären! Sie schweigenl Nun wohl, auch ich achtete meinen Vater und mich selbst nickt so gering» daß ich einem fremden Menschen gestattet Hütte, uns mit einem Almosen beizustehen I Und ich zögerte nicht eine Sekunde lang, Ihrem Onkel das zu erklären. Es mag sein, daß ich dabei vielleicht sogar heftiger und unfreundlicher wurde, ak eine gute Absicht es verdient hatte. Und ich machte mir in der Stille des Herzens Vorwürfe wegen meines allzu schroffen Benehmens, nachdem ich ihn ver- lassen. Natürlich glaubte ich, daß damit alle Beziehungen zwischen ihm und uns zu Ende seien, und ich war nicht wenig überrascht, als mir am nächsten Tage in Abwesen­heit meines Vaters der Besuch des Herrn Ienssen gemeldet wurde. In feierlicher Kleidung und mit feierlichem Wesen trat er ein, und schüchtern wie ein Jüngling kam er mit der Frage heraus, ob ich sein« Hilfe auch dann -urückweisen würde, wenn er mir mit ihr zugleich sein Herz und seine Hand anzubietrn wage. Ich war 00« dein Unerwarteten so überrascht und betroffen, daß ich nicht sogleich eine Antwort zu finden wußte. «bw«hl ich natürlich nicht im Zweifel darüber war, wie diese Ant­wort ««»fallen «ütze. Ihr Onkel aber »ar «es«»,«.

Pforzheim, 8. Dez. (Ueb er fahren.) Auf dem Bahnhof in Niefern wurde bei der Einfahrt eines Zugs die 42 Jahre alte Frau des Gendarmerieoberwachtmei­sters Kraft von Niefern überfahren und sofort getötet. Die unglückliche Frau litt seit einiger Zeit an Geistes­störung und hatte in den letzten Tagen keine Nahrung mehr zu sich genommen. Ihr Mann wollte sie mit der Eisenbahn nach Pforzheim bringen.

Pforzheim, 8 . Dez. Auf den 23. Juni 1922, dem 400jährigen Todestag Johannes Reu ch lins, einem Sohn Pforzheims, soll in Verbindung mit dem Stadt­geschichtlichen Museum ein Reuchlrndenkmal er­richtet werden. Nach einer Uebereinkunft des Ar­beitgeberverbands und der verschiedenen Metallarbeiter­verbände sollen ab 1. Dezember von dem Stundenloh» und der Teuerungszulage fürWeilarbeit" für die erste und zweite Stunde 20 Prozent, für die dritte und vierte Stunde 40 Proz., für Nacht- und Sonntagsarbeit 80 Prozent Zuschläge bezahlt werden. Daraufhin wurde dis Weilarbeit in vollem Umfang wieder ausgenommen.

Vom Bodensee, 8 . Dez. (Folgen der Waren­sperre im kleinen Grenzverkehr.) Tie Ein­schränkung der Warenausfuhr im kleinen Grenzverkehr hat, wie vorauszusehen war, die Wirkung hervorgerusen, die cingekauften Waren auf unerlaubtem Weg über die Grenze nach der Schweiz zu bringen. Für derartige Zuwiderhandlungen hat die Staatsanwaltschaft Kvnstanr im Verlauf des vergangenen Monats allein wegen der bei den Grenzüberwachungsstellen in Konstanz ermittelte» Vergehen Strafbefehle im Gesamtbetrag von rund 400 000 Mark beim Amtsbericht Konstanz erwirkt.

Ludwigshafen. 8 . Dez. Der vom Reichstag ein­gesetzte Untersuchungsausschuß des OPPauer Unglücks befaßte sich mit der Frage der Explosions­fähigkeit des AmmonsulsatsalpeterS. Der chemische Gutachter Prof. Dr. Gut bi er erklärte, es sei nichts bekannt, daß Ammonsulfatsalpeter gefährlich sei. Ueber die Explosionsfähigkeit der einzelnen Bestandteile des Ammonsulfats wisse man ebenfalls nichts. Eine Spren­gung könne die Ursache der Explosion gewesen ft n. Prof. Dr. Fink schloß sich im wesentlichen diesen Ausführungen an, während Prof. Dr. Wöhler- Darmstadt es für möglich hielt, daß durch vorhan­dene Eisenkeimungen eine Explosion verursacht werde. Prof. Eskales-München glaubte, das Unglück sei auf Sprengungen zurückzuführen. Es sei gefährlich, Ammonsalpeter zu sprengen. Man müsse allerlei Um­stände, wie erhöhte Salztemperatur, Formgröße usw. berücksichtigen. Prof. Dr. Käst von der chemisch-tech­nischen Reichsanstalt bemerkte, bei der Explosion eine- Körpers komme es weit mehr auf dessen physikalische Eigenschaften als auf die chemischen an. Vielleicht seien Fehler in der Mischung gemacht worden. Bon sach­verständiger Seite wurde erklärt, die Frage spitze sich dahin zu, ob Ammonsulfatsalpeter gesprengt werden dürfe.

i Karlsruhe, 8. Dez. In Darmstadt werden am

12. und 13. Dezember Reichswirtschaftsminister Schmidt, die zuständigen Ministerien der Einzelländer und Refe­renten znsammenkommen, um die gegenwärtige Wirt­schaftslage und die sich aus ihr ergebenden Maßnahmen der Reichsregierung zu besprechen.

WeihNW-Mmte

für die Sonnlagsnummrr

bitten wir frühzeitig, größere spät. Freitag mittag» oufzuaebe«.

genug, meinem Zaudern die rechte Deutung zu gebe») und er benutzte die Frist, die ihm durch die Verzögerung meiner Abweisung gegeben wurde, um mir mit männ- lichem Freimut seine Gedanken und Empfindungen zu offenbaren. Er sei nicht so töricht, sagte er, die Bedenk- lichkeiten zu übersehen, die ich gegen eine Annahme seines Antrages hegen mühte. Er sei von seinem sechzigsten Geburtstage nicht mehr allzu weit entfernt, und er sei weder ein schöner noch ein gebildeter oder geistreicher Mann. Wenn er schon in seinen besten Jahren kaum die Fähigkeit besessen habe, ein Frauenherz in Flammen i zu setzen, so dürfe er sich darauf jetzt, in seinem oorge- rückien Alter, natürlich noch viel weniger Hoffnung machen, und alles, was er im günstigsten Fall von mir. erwarten würde, sei ein Gefühl aufrichtiger Freundschaft und Anhänglichkeit. Er wolle mir denn auch viel mehr ein aufrichtiger, hingebender und uneigennütziger väter­licher Freund als ein anspruchsvoller Gatte sein. Und nie würde er von mir mehr fordern, als mein Herz ihm aus eigenem Antrieb zu gewähren vermöchte."

Rodeck suchte sich seinen Onkel in der geschilderten Situation vorzustellen, und aufs neue wallte jenes Ge­fühl der Abneigung und der Verachtung in ihm auf, da» nun einmal mit jeder Erinnerung an die Persönlichkeit dieses Mannes untrennbar verbunden war.

So ungefähr pflegen ja vermutlich alle zu sprechen," «sagte er.die noch in solchen Jahren ein junges Mädchen für >ich zu gewinnen suchen. Und sie konnten sich wohl' kaum einer Täuschung hingeben über die Natur der- Wünsche, die hinter diesen verlegene» Redensart«» «v»» dorgen waren?"

Wenn wir Frauen Mißtrauen setzen wollten in sede« Wort, das ein Bewerber zu uns spricht» so hätte« wir dazu vielleicht noch besseren Grund denen gegenüber, die unausgesetzt ihre große Leidenschaft und ihren heroische» Opfermut im Munde führen. Auf die Gefahr hin, Ihne« sehr töricht und unerfahren zu scheinen, muß ich gestehen, daß ich mich von der ehrlichen Schlichtheit Ihre» Onkel« überzeugen ließ, und daß ich bi» zur Stunde seine» Tode» nicht einen Augenblick irre geworden bin an seiner Wahr- daittgteit."

K»«sch*-kg folgt.