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«r. 274
Stte«r«iU. Mittwoch de» LS November
^Sachrgaug^HAI^
Die Konferenz in Washington.
Die Siede BrtavdS.
Zum Schluß seiner gestern gemeldeten Rede führte vriand über Deutschland noch aus:
An der Spitze der Regierung befinde sich ein Manu, den er für aufrichtig und loyal halte. Das sei Dr. Wirth. Seine Anstrengungen, die unterzeichne-cu Verpflichtungen zu erfüllen, seien ehrlich. Es handle sich aber um eine schwache Negierung. Deutschland habe insgesamt 260 000 Mann zur Verfügung. Er frage das amerikanische Volk, ob es seine Augen vor einer solchen Gefahr verschließen würde. Mau sage, Deutschland habe kein Material mehr. In Deutschland sei noch alles vorhanden, um Kanonen, Maschinengewehre und Gewehre zu fabrizieren.
Tie Antwort der Verbündeten.
Nach Briand ergriff Balfour (England) das Wort. Er erklärte, daß die freimütige Erklärung BriandS von allen Mitgliedern der Konferenz voll gewürdigt würden. Balfour erkennt mit Trauer an, daß die Rede, die Briand gehalten habe, im Augenblick (einen ermutigenden Ausblick auf die Lösung der Frage Ser militärischen Abrüstungen gebe. Briand befürchte, Frankreich könne sich moralisch isoliert fühlen, das väre tragisch. Die Freiheit der Welt im allgemeinen und die Frankreichs im beson- Serenmüssegegenjedeherrsch süchtige Politik der Frankreich benachbarten Nationen sicher gestelltwerden.
Schanze r, der italienische Vertreter, teilte -nit, daß die italienische Regierung die Frage neuer Herabsetzungen prüfe.
Admiral Kalo erklärte für Japan. Japan wolle für sein Heer nur die für die Staatsverteidigung durch- f ins Mtwsndigen Kräfte. i
Der belgische Botschafter Kartier de Mar- j Hienne sprach von der Verletzung der belgischen Neu- i kralität. Belgien könne seine Bewaffnung nicht weiter ^ herabsetzen. Jedoch sei kein Staat mehr gegen den s Krieg 'eingenommen, unter dem es so viel gelitten ; habe, als Belgien.
Staatssekretär Hughes dankte schließlich Briand, so beredt und vollkommen die Stellung der Politik Frankreichs definiert zu haben. Die Worte Briand? würden begreifen lassen, daß Frankreich den Willen habe, trotz aller Schwierigkeiten den ewigen Frieden zu erreichen.
Schließlich überwies die Konferenz die Frage der Abrüstung zu Land der Kommission der Vertreter der fünf Großmächte, die schon mit der Frage der See- ab'-Mung beschäftigt ist. (Diese Vorstellung auf der Konferenz mutz ein erhebendes Schauspiel gewesen ein. D. Schr.) . : u . u
England und Amerika einig.
Washington, 22. Nov. In unterrichteten Kreisen ver- autet, zwischen den Vertretern Englands und den Sereinigten Staaten bestehe volle Einmütigkeit. Frankreich scheint sich auf die Seite des vereinsamt stehenden Man - --en zu wollen.
Neues vom Tage.
Die Plünderungen in Berlin.
Berlin, 22. Nov. Die Plünderungen in den Strafen Berlins werden fortgesetzt. Die Sicherheitsvorkeh» mngen der Stadt und der Regierung sind durchaus» ingenügend. Gestern nachmittag zog der Pöbel durch« nehrere Straßen, zerschlug die Scheibe» einer großen Konditorei und plünderte sie aus. Demselben Schickst verfiel ein Herrenartikelgeschäft in der Königstraße. §odann zog die Menge, nachdem in der Rosenstraße roch mehrere Läden ausgeraubt waren, in ein Herren- ileidergeschäft in der Gertraudenstraße und raubten es wllständig aus. Die Plünderer zogen die neuen Klei- >er sogleich an. Das Publikum nahm nun eine »rohende Haltung gegen die Plünderer ein und -er Polizei gelang es, 40 derselben festzunehmen. Man sat den Eindruck, daß die Plünderer nach einem msgearbeiteten Plan verfahren. Stundenlang starrten gestern abend noch die Leipzigerstraße und die stebenstraßen unter der Herrschaft der Massen. 13 Geichäste, darunter zwei große Kaufhäuser, wurden fast tanz ausgeräumt.
Visitation vurch Fremde.
München, 22. Nov. Die Abordnung der Genfer Arbeiterschutzkonferenz ist gestern hier eingetroffen, um Sie Deutschen Werke zu besichtigen, (Die Svandauer betriebe wurden gestern von einer Anzahl ausländischer Pressevertreter „besichtigt".)
Feuer ans einen« öftere. .Kriegsschiff.
Toulon, 22. Nov. Stuf dem ehemaligen österreichischen jetzt an Frankreich nusgelieferten Panzerkreuzer „Prinz Eugen" ist ein Brand ausgebrochen. Zur Löschung mußten die unteren Schiffsräume unter Wasser gesetzt werden. Die Löscharbeiten dauerten sechs Stunden. Ein ähnlicher Brand war schon vor einiger Zeit auf dem „Prinz Eugen" ausgebrochen. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Ter ütcn c . .^ r über die Ultima:-.»iszahlnng. Berlin, 22. Nov. Im Steneransschuß des Reichstags »richtete heute Reichskanzler Dr. Wirth über die (ntschädigungszahlung. Er führte aus: Die Wiedererstellungskommission sei nach Berlin gekommen, um ie Sicherheiten für die Goldzahlungen voin Januar «nd Februar festzustellen. Alle die — und dazu zähen auch wir — die ge., .int haben, daß die Frage der Siederherstellung, die eine Wirtschastsfrage ist, erör- rrt werden würde, seien enttäuscht. Auch über einen sahlungsausschub zu verhandeln, habe die Kommission bgelehnt und zwar auch über die Frage eines bedingen Aufschubs, wenn die Januar- und Februar-Zah- ungen geleistet werden. Die Kommission habe ufmerksam das Hilfeangebot der deutschen Industrie erfolgt. Sie wünschte wiederholt, endgültiges darüber u erfahren. Die Erklärung, etwas Bestimmtes könne «och nicht gesagt werden, habe auf die Kommission ent- äuschend gewirkt. Der Reichskanzler wies auf die gro- jen Sachwerte hin, die die Kommission der Jndustrie- «ilfe beilegte. Er erwähnte die von der Industrie geteilten Bedingungen, zu denen die Regierung n wenigen Tagen Stellung zu nehmen gedenke. Es ei unmöglich, diese Bedingungen mit der Bemer- nng abzutun, es seien „politische Unmöglichkeiten", die Kreditfrage sei verknüpft mit dem Ausgang der Vashingtoner Konferenz. Es handle sich »arum, daß die freien Gelder auf dem Weltmarkt nicht n den großen Abgrund de? Wettrüstens Hineinrutschen. §r gehe einer Unternehmung ans lange Sicht mit größter Zuversicht entgegen, falls in Washington eine krklärung möglich wäre. Die Negierung sei bereit, auch «inen Mittelweg zu gehen zwischen einem langfristigen md kurzfristigen Kredit. In Frage koinme, daß die Zndnstrie vielleicht unter gleichzeitiger Förderung der kredithilse auf lange Sicht einen Vorschuß erhalten !önne, der zur Abdeckung der Januar- und Februar- Verpflichtungen herangezogen werden könnte. Ein lurzfristiger Kredit sei für die Zukunft nach der :ingetretene,l großen Katastrophe für die deutsche Mart sicht mehr möglich. Wenn wir einen Kredit zur Zahlung der Januar- und Febrnarrate falls sie in Gold bezahlt werden »nützte, mit einer Rückzahlungssrist von «mr 2 oder 3 Monaten ausneymen müßten, wäre das 'ür unsere Währung geradezu vernichtend. Er sei nicht n der Lage, die Frage der Kredirhilfe mit den übrigen von der Industrie gestellten Fragen zu verbinden. Dü Keichsregierung werde ihren Weg gehen, auch wenn die Industrie nicht folgen sollte. Sie nehme aber an, daß Sie Industrie neben ihr marschieren werde auf dem Weg ,u einem Kredit, wenn auch nicht auf lange Sicht, so Soch zu solchen Bedingungen, die nach menschlicher VoranKsi;)t eine ökonomische Grundlage haben.
Hungerstreik politischer Sträflinge.
Berlin, 22. Nov. Nach dem Vorbild von Torgar und Lichkenburg haben nun auch die politischen Strafgefangenen der Gefängnisse in Tegel und Neugard di« Nahrungsaufnahme verweigert.
Berlin, 22. Nov. Nach einer kommunistischen Versammlung schlug gestern abend ein Haufe von 500 Personen die Schaufenster eines Schuhwarengeschäfts unt einer Kolonialwarenhandlung in Neukölln ein und plünderte die Geschäfte. Die Schutzpolizei konnte keim Verhaftung vornehmen.
Neuyork, 22 Nov. Nach der „Associated Preß" sagte der italienische Vertreter in Washington, eine weitere Herabsetzung des italienischen Heers aus 175 OlX Mann und 35000 Mann farbige Truppen sei bereits geplant.
lv Millionen Mark Siaatsgelder für die Kartosselversorgung Sachsens.
Dresden, 12. Nov. Dem sächsischen Landtag ist eine Vorlage der Regierung zugegangen, in der der Landtag- rrsucht wird, dem Wirtschaftsminister ein BerechnungS« zeld bis zu 50 Millionen Mark für die Zwecke der Kartoffelversorgung zur Verfügung zu stellen.
der deutsch« Sanitätszug nach dem russische« Hunger« gebiet unterwegs.
Berlin, 22. Nov. Der Sanitätszug des Deutschen Koten Kreuzes, der vor einigen Tagen nach Kasan und >em weiteren Hungergebiet der Wolga abgegangen ist, sesteht aus 24 Wagen, die trotz aller Schwierigkeiten »orzüglich ausgerüstet sind. Die mitgeführien Lebensnittel werden es ermöglichen, wenigstens den Kranken, >ie sich vom deutschen Sanitätspersonal behandeln lasen, kräftige Mahlzeiten zu verabfolgen. Die deutsche Kote Kreuz-Erpedsiion hat darüber hinaus Maßnah- nen ergriffen, zur Organisation von bakteriologischen Ztudien sowie zur Auffüllung der mitgeführten L-or- :äte an Heil- und nainentlich auch an Lebensmitt: :n.
Die deutschen Holzlicfernnge» an Frankreich.
Paris, 22. Nov. Minister Loucheur erklärte auf »ie Anfrage eines Abgeordneten über die Einfuhr von wutschen Hölzern nach Frankreich, es werden keine reuen Bestellungen in Deutschland gemacht werden, ,evor nicht die französischen Läger geräumt seien. Für ede deutsche Lieferung müsse der Einfuhrzoll be- lühlt werden.
Politische Rechte kür die Dentsche« in Südwest.
London. 22. Nov. Die „Times" berichten, daß di« südafrikanische Regierung beschlossen habe, einen gesetz- gebenden Rat für das Protektorat (Deutsch-Südwest) zu »«hassen. Es sei die Absicht des Union-Kabinetts, gesetzgeberische Maßnahmen einzusühren, durch die die M den Protektoraten ansässigen Deutschen, deren Zahl rtwa 9000 betrage (bet einer weißen Bevölkerung von msgesamt 19 200), in der Lage sein werden, politische Rechte und das Bürgerrecht zu erwerben.
Der Papst über den Frieden.
Rom, 22. Nov. Nach einer Stefani-Meldung sagte Üer Papst im Konsistorium, die nach dem Krieg durch Neugründung entstandenen Staaten oder vergrößerter bereits bestehenden Staaten haben keinen Anspruck darauf, die vom Heiligen Stuhl anderen Staaten durch Konkordat oder besondere Abmachung gewährten Bon rechte für sich zu fordern. Infolgedessen haben diese jeS für sie keine Gültigkeit mehr. Wenn diese Staater jedoch neue Verträge abschließen wollten, sei der Heilig Stuhl bereit, mit rhnen zu verhandeln. Die Volke« wünschten den inneren und äußeren Frieden. Er be dauere, seststellen zu müssen, daß der Friedens- vertrag nicht mit dem Geiste des Friede«, erfüllt sei und daß fast alle Nationen, besonders dr europäischen, sich noch immer in sehr schweren Kämpfe, zerfleischen, daß man täglich mehr empfinde, wie not wendig die Hilfe Gottes sei. Zum Schluß kam dv Papst auf die Einschränkung der Rüstungen A sprechen. Er hege den innigen Wunsch, daß die Arbeiten der Washingtoner Konferenz erfolgreich sein möch ten, fordere aber alle auf, Gott zu bitten, ihnen seine, Beistand zu leihen, damit die Völker von einer fast un erträglichen Last befreit werden und die Gefahr neu« Kriege immer mehr entfernt werde.
England will Frankreichs Verzicht ans den AngorGj Vertrag.
London, 22. Nov. Der Streit um Angora hat durck Briands Antwort ein so ernstes Ansehen gewonnen daß sich das Parlament in dieser Woche damit beschütz tigen wird. Der Leitartikel des „Daily Chronicle" stell! Frankreich faktisch vor die Wahl des Verzichts auf dil Entente oder auf den Angoravertrag
Urteile über Briands Rede.
London, 22. Nov. In den Besprechungen der Red« Briands heben die Blätter die Erklärung Balfours hervor, daß die Rede für die Verminderung der R ü st ungen zu Land im gegenwärtigen Augenblick nicht hoffnungsvoll sei. „Daily Herald" bezeich. net die Rede als ein kaltes Sturzbad für die Konferenz und schreibt: Wenn Briand erklärt, daß das französische Volt keinen Haß gegen das deutsche Volk hegt weshalb verfolgt die französische Regierung eine Po