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Nr. 17 L.

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^ Sahrgang L»ri.

Minister Dr. Schall über Ernährungssrogen.

Der tvürrt. Arbeitsminister Dr. Schall gab den Ver­tretern der Stuttgarter Presse, zugleich als vorläufige Antwort auf eine Anfrage des Abg. Groß (Ztr.) im Landtag, nähere Auskunft über den Stand der Ernäh­rung und die Teuerungsveweguilg. Der WMttfler vo­lonte einleitend, daß wir es noch gewöhnt sind Sü­den Zeiten der Zwangswirtschaft, sofort nach der Re­gierung zu. rufen, wenn die Preisbildung andere Wege schreitet, als es uns angenehm ist. Die Zwangswirt­schaft ist säst willkommen abgebaut, die Einwirkungs­möglichkeit oer Regierung viel beschränkter. !

Beim Fleisch ist ein gewiser Preisabbau zu vev- ! zeichnen, der dem gesunkenen Viehpreis entspricht. Diese ! Tendenz wird verstärkt durch derb Futtermangel infolge d der Trockenheit. ' -

In allen übrigen Dingen stehen wir vor einer neuen i Teuerung. Das gilt auch! vom Brot und Mehl, f bei dem ab 16. August eine neue Form der Bewirtschaf­tung durchgeführt wird. Die Verbraucher werden jedoch ! dieselbe Ration auf Karten erhalten, ferner besteht die f Möglichkeit, aus dem nichterfaßten Getreide sich Zu- k schu.sr zu erwerben. Der neue Brotpreis werde etwa ! 48 Prozent höher sein als der bisherige auf Grund eines ! Beschlußes des Reichstags und zwar deshalb, weil der S Preis für das Umlagegetreide höher ist als im Vor- z fahr und weil die Zuschußrvirtschaft für Auslandsgetreid« seitens des Reichs eingeschränkt wird. Wie sich der Preis für das freie Getreide, Mehl und Brot entwickeln wird, weiß man noch nicht genau. Man macht heute bereit» die Beobachtung, daß sich Händler und Private daraus stürzen und Preise vereinbaren, die nicht gerechtfertigt sind. Der Preis für das Umlagegetreide deckt die Er- Mgungskosten der Landwirtschaft und bietet zugleich einen angemessenen Gewinn. Die Gefahr, daß das rationierte Mehl und Brot (85 Prozent Ausmahlung, Gerste 75 Prozent) schlechter sei als das freie, läßt sich aus ein Mindestmaß beschränken, zumal Streckungsmittel nicht mehr zur Verwendung kommmen sollen.

Für Butter, Eier, Obst, Gemüse, Beeren und Kar­toffeln, die nicht mehr öffentlich bewirtschaftet werden, ist es nicht möglich, Höchstpreise durchzuhalten. Freie Wirtschaft hat notwendig freie Preisbildung zur Folge.

Bei der Übergangswirtschaft in Milch und Milch­produkten versuchte man, Höchstpreise festzuhalten. Die Entwicklung der letzten Wochen ist darüber hinwegge- schritteu. Das ist nicht zu verwundern, denn nur Bayern und Württemberg als die einzelnen Länder in Deutsch­land haben den Versuch gemacht, die Preisbildung zu becinflusen. Bayern hat seit 1. Juli jedoch auch für Milch und Milchprodukte freie Wirtschaft. Die Einfuhr von holsteinischer Butter nach Stuttgart war rechtlich nicht zu beanstanden, ebenso war eine rechtliche Grund­lage zu einem Verbot für Butterversand in Paketen nicht gegeben. In Bayern hat man ein solches Verbot er­lagen, 'müsse es aber am 1. Juli wieder aufheben.

Die bayrische Preisnotierungsstelle für Milchprodukte in Kempten ist nach einem Beschluß der beteiligten Organi- sationqn in Aulendorf nun auch für die Erzeugm.se des wichtigsten württ. Erzeugungsgebiets maßgebend. Das Ausfuhrv erbot von Butter und Käse aus Würt­temberg ist mit Zustimmung des Reichsernährungsmini- steriums verlängert worden. Die Aus.uhr ganz z« verhindern, auch beim Postpaketverkehr, ist nicht möglich Der Milchpreis ist in Württemberg auf den Abmachung:» von Anfang Juni stehen geblieben und die Milchprodu­zenten und Verarbeiter im württ. Allgäu haben beschloss», daß dieser Preis gehalten werden soll unter der Voraus­setzung, daß. auch die Händler ihre Preisbildung diesem anpassen.

Die Preisentwicklung bei Obst, Gemüse und Bee­ten ist unerfreulich, überall ist eine starke Er­höhung der Preise zu bemerken, so daß diese jetzt das 1015 fache des Friedenspreises betragen. Dies hängt mit der Preisbildung im übrigen deutschen Wirtschafts­gebiet zusammen, mit dem starken Mißverhältnis zwischen 'Angebot uild Nachfrage, mit der Trockenheit und mit her Unmöglichkeit, etwa bei Beeren oder Obst eine Aus­fuhrbeschränkung zu schaffen. In Württemberg besteht ! km Brennverbot, das übrige Reich hat keines. Es ist ! also die Möglichkeit gegeben, daß Beeren und Obst ans j

Württemberg" zu B re n »zwecken ausgesührt werden, ohne daß man es verhindern kann.

Die Frühkartoffelernte war gering. Die Preise für die Herbstkartosfeln werden sich in Württem­berg nach den großen Kartofselgebieten des Nordens rich­ten. Den Preis kennt heute noch niemand, da er mit den Witterungsverhältnissen der nächsten Wochen zusammen­hängt. Bei Fortdauer der Trockenheit wird der Preis steigen. Im Zusammmenwirken von Erzeugerorganisa- tionen und großen Verbrauchergemeinden (Städtetag)) soll Heuer wieder die Versorgung der Bevölkerung mit Kar­toffeln sichergestellt werden. Wucherischer Preisbildung wird auf allen Gebieten entgegengetreten werden. Immer­hin gber sind die Einwirkungsmöglichkeiten der Regie­rung bei der freien Wirtschaft gering.

Die neue Preiswelle, die bei den meisten Lebensmit­teln zu erwarten ist, führt zu einer Verteuerung der gesamten Lebenshaltung. Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß dies: Verteuerung eine entsprechende Auswirkung auf die Lohngestaltung haben muß. Diese Erkenntnis muß sich bei den in Frage kom­menden Kreisen so rechtzeitig einstellen, daß Gefahren, die in dieser Entwicklung liegen, vermieden werden. Dies bedeutet allerdings eine Verteuerung der Produk­tionskosten für die gesamte Industrie, eine Entwicklung, die immer mehr die Preise in Deutsch­land an den Weltmarktpreis «»gleicht. Ob dabei unsere Jndinttie konkurrenzfähig bleibt, wird sich zeigen'sen.

Zusammentritt -es Obersten Rats am 4 . August.

Pari-, 20. Juli. Der französische Gesandte b London hatte gestern abend mit Lord Curzon neue Besprechungen. England und Frankreich sind sich nun­mehr über eine Abhaltung des Obersten Rates am 4. August einig. Auch hinsichtlich der Sachverständigenkom­mission ist man zu einer Verständigung gelangt. Italien wird ebenfalls hiezu seine Einwilligung erteilen. England wird heute seine dr« Abgeordneten für die Kommission ernennen, die sich sofort nach Paris begeben: Sir Shesfir Hurst, juristischer Berater des Auswärtigen Amts, Charles Tuston, Leiter des polnischen Bureaus im Aus­wärtigen Amt und Major Clark, englischer Offizier, der sich noch vor wenigen Tagen in Oberschlesien aushiell und am letzten Freitag die Weisung erhielt, sich nach Paris zu begeben. Die Sachverständigen-Kom­mission wird nicht, >vie bisher geplant, ihre Arbeiten in aller Ruhe vollziehen, sondern es wird sich um eine einfache Vorbereitung bis zum 4. August handeln. Dir Schwierigkeiten hingegen sind immer noch nicht beigelegt, was die Entsendung der neuen Division nach Ober- schlcsien anbetrijft. Die englische Regierung erachtet e- als unmöglich, der deutschen Regierung anzuratcn, die notwendigen Maßnahmen für den Durchzug dieser fran­zösischen Division zu treffen. Die englische Regierung widersetzt sich der Entsendung neuer Truppen nicht. Sie verlangt aber, daß man diese Expedition auf- schicbe, bis der Oberste Rat über ihre Notwendigkeit entschieden hat.

Wie derJntransigeant" meldet, wird die Tagesord­nung des Obersten Rats außer der oberschlesischen Frag« noch folgende Punkte umfassen: Die Regelung der tüvi kischen Meerengen, dieSanktionen", die Bestrafung der Kriegsbeschädigten, die Frage der belgischen Priori­tät, sowie damit im Zusammenhang stehende Fragen, insbesondere ein Finanzausgleich zugunsten Italiens, das durch die Zahlungsunfähigkeit Oesterreich-Ungarns und Bulgariens benachteiligt werde, ferner die Frage der Finanzhilfe für Oesterreich und einer Hilfsaktion gegen die russische Hungerkatastrophe, endlich die Frage deZ nahen Ostens.

WTB. London, 86. Jul'. Wie Reuter erfährt habt« die britische n»b die fra»,östsche R-giernn- «««mehr ei« Et,verpS«d«i- über die Fra««» vo» prinzipieller Bede«- t«»g erreicht, die mit Obrrschleste« ia Z,samme,ha,g stehe».

Wie bereit» mitgeteiit wurde, hat die französische Reg'erung sich damit einverstanden erklärt, daß der Oberste Rrt am 4 August zusammentritt. Die briiische Regierung hat den Vorschlag angenommen, vor dem genannten Zeitpunkt eine Sachverständigenkonferenz stattfinden zu lasten. Um den Wünschen B .iand« entgegenzukommen, hat sie dem zugestimmt, daß die Konferenz des Obersten Rats in Paris stattfindet. Die britischen Sachverständigen Sir Ereil Kurst, Rechtsbeirat

des Auswärtigen Amts, Tuston, Vorsitzender des Mittel­europäischen Departements und Waterloo, Mitglied dieses Departements, sind heute Abend nach Paris abaereist. Als Ergebnis der Auseinandersetzungen zwis Herr den Regierungen ist eine viel bessere Atmosphäre entstanden. In der Tat besteht jeder Grund zu der Annahme, daß die obnschlestsche Frage sich auf dem besten Weg zur Lösung befindet.

Neues vom Tage.

Das Reichsratsgesetz.

Berlin, 86. Juli. Der dem Reichstag zuaegangene Entwurf eines Gesetzes über die Vertretung oer Län­der im Reichsrat bestimmt, daß in größeren Ländern auf je 700000 Stimmen je eine Stimme kommen solle, doch darf kein Land mehr als zwei Fünftel aller Reichs­ratsstimmen haben. Die Ueberschüsse an Einwohnerzahl werden erst dann berücksichtigt, wenn diese 350000 über­steigen. Diese Aenderung würde folgende Stimmender, teilung im Reichsrat ergeben: Preußen 26, Bayern jlO, Sachsen 7, Württemberg 4, Baden 3, Hessen, Thü­ringen, Hamburg je zwei Stimmen, ferner zehn Klein­staaten mit je einer Stimme, insgesamt 66 Stimmern Der Gesetzentwurf verlangte eine Aenderung der Reichs- Verfassung, in deren Artikel 61 bestimmt ist, daß aus je eine Million Einwohner eine Reichsratsstimme kommt Gewerkschaftliche Bertreterwahlen.

Berlin, 26. Juli. Bei der Urabstimmung zu den 'gewerkschaftlichen Bertreterwahlen für den im September ! m Jena stattsindenden Verbandstag des Deutschen Me- ! tallarbciterverbands wurden in Berlin insgesamt 53517 Stimmen abgegeben. Davon erhielt Liste A (Amsterdam) ! f30523, Liste L (Moskau) 22994 Stimmen. Liste L ! ist somit mit einem Vorsprung von etwa 7500 Stimmen ! gewählt.

' Unwirksame Entlassung ans dem Staatsdienst.

Karlsruhe, 26. Juli. Der Amtmann Bau mann in Lörrach war vor einiger Zeit wegen Verweigerung ! des Eides auf die republikanische Verfassung auf Veran- ; lassung des sozialistischen Ministers des Innern Rem- ! viele aus dem Staatsdienst entlassen worden. Der Amt­mann hat darauf eine Klage gegen den badischen Staat j angestrengt. Das Landgericht hat nun das Urteil dahin j entschieden, daß die Entlassung ohne jede gesetz­liche Grundlage erfolgte und deshalb unwirt- s am sei und daß Baumann heute noch badischer Staats- ! beamter sei und als solcher Anspruch aus dolles Ge­halt habe.

Die deutsche Gegenliste.

München, 26. Juli. In einer von mehreren tau­send Personen besuchten Versammlung der Deutschen Ar­beitsgemeinschaft für Wahrheit Ehre und Recht und der Reichsvereinigung ehemaliger deutscher Kriegsgefangener l wurde einstimmig die sofortige Herausgabe der Gegen- j liste feindlicher Kriegsverbrecher durch die Reichsrcgie- ! rung gcsordert. Verschiedene ehemalige Kriegsgefangene > trugen Schilderungen der empörenden Quälereien vor, denen die deutschen Kriegsgefangenen jahrelang ausge­lebt waren.

Die Lage in Oberschlesien.

Berlin, 26. Juli. Infolge eines Zusammenstoßes zwischen deutschen Eisenbahnern und polnischen Aufstän­dischen, die bei Dzierkowitz den D-Zug BreslauRatibor beschossen hatten, ist in den Rybuiker Gruben der Ge­neralstreik ausgerufen worden. Im Kreise Rybnik sammeln sich starke polnische Banden. Große Wasfen- transporte aus dem Kreise Rybnik in die Grenzdörfer i des Kreises Ratibor werden bestätigt. In Neuberim ! werden drei Panzerzüge mit sechs 10,5 Zentimeter-Ge­schützen von den Franzosen für die Polen ausgerüstet. Die Blätter erblicken in diesen Vorkommnissen Anzeichen für das unmittelbare Bevorstehen eines 4. polnischen Ausstands.

Oppeln, 26. Juli. In Kostellitz fand gestern abend in bis 60 Mann griffen das Kommando der Apo an. 2 Stan­der 11. Stunde ein neuer Aufständischenangrisft statt. 50 den später steckten die Aufständischen die Paprotny-Mühll in Brand. Aus der Richtung Wilhelmsmühle wurde sehr stark geschossen. Es wurde festgestellt, daß dort eine starke Schützenlinie von polnischen Äufständi'ch:n von regulären Truppen unterstützt, vor der Mühle lag. Die Paprotuy- mühle ist vollständig abgebrannt.