Hirsau, 14. Aug. Frl. v. Kochler-Schwan- dorf ist Heuer zum 37. Mal Kurgast in Hirsau. Sie feierte am 10. August ihren 80. Geburtstag und aus Dankbarkeit für ihre Anhänglichkeit an Hirsau brachte ihr der Kirchenchor ein Morgenständchen.

Bad Liebenzell, 14. August. Die unermüdliche Kurverwaltung des beliebten Bade- und Kurortes Liebenzell veranstaltet morgen Freitag ein großes Gartenfest für Klein und Groß. Das reiche Pro­gramm der Veranstaltung, dessen unterhaltender Teil für die Kleinen bestimmt ist, enthält u. a. Kinderwettspiele, Juxlotterie, ein japanisches Feuer­werk. Wie bei allen bisherigen Festveranstaltungen hat sich auch diesmal die Direktion des allseits be­liebten städt. Kurtheaters in den Dienst der Sache gestellt und wird zum erstenmal als Freilichtauf­führung das Märchen Hänsel und Eretel zur Dar­stellung bringen. Ein ganz besonderer und wahr­haft origineller Anziehungspunkt des fröhlichen Festes wird ein Chokoladekränzchen sein, in dem die Kurverwaltung alle anwesenden Kinder mit Eratis-Chokolade und Kuchen bewirten wird. (Siehe Inserat).

Bad Liebenzell, 14. August. Als ein Pforzheimer Au­tomobilist von hier nach Unterreichenbach fuhr und eben seine Laterne angezündet hatte, stieß er beim Eingang letzteren Orts auf zwei 1012jährige Buben, die sich, die Köpfe gegenein­ander, auf die Straße gelegt hatten, um Fuhrwerke zum Hal­ten zu bringen. Mit Mühe konnte das Auto noch stocken, sonst wären die Buben totgefahren worden. Als der Streich ge­lungen war, sprangen sie lachend davon.

Neuenbürg, 13 August. Zwischen den Streik­enden und Arbeitswilligen der Waldbauerschen Fabrik kam es zu einem Zusammenstoß und einer Schlägerei. Ein Arbeiter namens Müller wurde wegen schwerer Körperverletzung verhaftet.

Pforzheim, 14. August. Der 30jährige Buchhalter einer hiesigen Bijouteriefabrik entfernte sich dieser Tage unter dem Vorwand einer militärischen Uebung. Bald aber wurde man gewahr, daß er etwa 10 000 unterschlagen hatte. Der Flüchtling ist noch nicht gefaßt.

Altensteig, 13. August. Am Sonntag wurde das 75jäh- rige Jubiläum des Liederkranzes in der festlich geschmückten Stadt gefeiert. Es beteiligten sich u. a. 19 Gesangvereine mit ihren Fahnen, auch verschiedene Wagen nahmen an dem Festzug teil. Die Festrede hielt Hauptlehrer Schwarz, oer Dirigent des Vereins. Die beiden Massenchöre wurden von lO Vereinen mit ca. 270 Sängern vorgetragen. Zur Be­förderung der Gäste hatte die Eisenbahnverwaltung einen Sonderzug eingestellt.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Aug. Der Haupttag des Volksfestes ist in diesem Jahr auf Samstag, den 27. September anberaumt worden.

Stuttgart, 13. August. Ins Handelsregister eingetra­gen wurde die Firma Süddeutsche Zeitung, G. m. b. H. hier, Gesellschaft im Sinne des Reichsgesetzes vom 20. April l892, 20. Mai 1898. Auf Grund des Gesellschaftsvertrags vom 30. Juni 1913. Gegenstand des Unternehmens ist die Herausgabe einer Zeitung, der Betrieb einer Buchdruckerei, sowie der Betrieb von weiteren, mit einer Buchdruckerei und einem Verlagsunternehmen verbundenen Geschäften. Tie Gesellschaft ist befugt, gleichartige oder ähnliche Unternehmun­gen zu erwerben oder sich an solchen Unternehmen zu betei­ligen. Das Stammkapital beträgt 300 000 Die Gesell­schaft wird durch einen Geschäftsführer vertreten. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so erfolgt die Vertretung durch mindestens zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäfts­führer und einen Prokuristen. Zum alleinigen Geschäfts­führer ist vorerst bestellt: Alfred Walcker, Verlagsbuchhändler hier. Den Kaufleuten Oskar Baur und Emil Döttling ist Gesamtprokura erteilt. Die Bekanntmachungen der Gesell­schaft erfolgen nur durch den Staatsanzeiger für Württemberg.

Hohenheim, 13. Aug. Bei den Diplomprü­fungen, die gestern ihren Abschluß fanden, hat sich die Studierende Fräulein Henny Kindermann be­teiligt und gut bestanden. Sie ist die erste diplo­mierte Landwirtin in Württemberg und wohl auch in Deutschland.

Heilbronn, 13. Aug. Im Krankenhaus sind zur Zeit, einem amtlichen Bericht zufolge, 31 Typhuskranke untergebracht, davon 19 in Heilbronn und 5 auswärts wohnhaft und 6 Lehrer, die an einem Konferenzessen im Jugendheim teilgenommen hatten. Eine Person hatte sich im letzten Monat in Nordafrika mit Typhus infi­ziert und nach seiner Ankunft in Heilbronn im Kran­kenhaus Aufnahme gefunden. Außer diesem letzten Fall stehen alle Erkrankungen in direktem Zusammenhang mit dem Jugendheim. Es handelt sich in all diesen Fällen um eine einmalige Infektion, die am 9. Juli stattfand. Die Untersuchung des Personals des Jugend­heims ergab, daß sich unter diesen ein Küchenmädchen befindet, das, ohne selbst Krankheitserscheinungen zu zeigen, Typhusbazillen ausscheidet und das als schuld­lose Urheberin der Krankheit anzusehen ist. Das Mäd­chen ist im Krankenhaus untergebracht. Alle Vorsichts­maßregeln sind getroffen, um einem weiteren Umsich­greifen der Krankheit vorzubeugen. Die Epidemie ist

auf ihren Herd beschränkt geblieben und man darf mit Sicherheit annehmen, daß neue Erkrankungsfälle nicht mehr auftreten werden.

Neckarsulm, 14. Aug. Gestern abend 6 Uhr starb im Krankenhaus zu Heilbronn Stadtschultheiß Söller von Neckarsulm. Er war erst 11< Jahre Stadtschultheiß und 42 Jahre alt.

Freudenstadt, 14. August. Der am 30. Oktober 1896 geborene Sohn des Ortskrankenkafsenkafsiers Bauer von Vaiersbronn ist von Villingen aus seit einigen Tagen von einem angeblichen Karl Schienbein aus Elberfeld, 29 Jahre alt, verschleppt worden. Schienbein hatte Bauer veranlaßt, seine Kleider zu verkaufen und den Erlös mit ihm zu teilen. Zweifellos ziehen beide nun bettelnd herum. Nach dem Ver­bleib des Bauer fahnden die Behörden.

Horb, 13. August. Nur von wenigen bemerkt, zog heute früh kurz nach 5 Uhr ein Zeppelinluftschiff über einen Teil unseres Bezirks. Es schien aus der Stuttgarter Gegend zu kommen und flog über Hochdorf-Freudenstadt zu. Das Sur- n der Propeller kündigte sein Nahen an und wurde noch lange nach seinem Verschwinden gehört. Das Luftschiff bot einen imposanten Anblick dar, wie es stolz und sicher seine Bahn durch den Nebel verfolgte.

Schwenningen, 13. August. Wie dieBaar- zeitung" aus angeblich zuverlässiger Quelle mitteilt, findet die Landtagsersatzwahl im Bezirk Rottweil Ende Oktober oder Anfangs November statt. Der Tag der Wahl sei noch nicht festgelegt. Es sei wah- scheinlich, daß die Ersatzwahl im Bezirk Eerabronn auf denselben Termin gelegt werde.

Rottweil, 13. August. In der gestrigen öffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien stand u. a. auf der Tages­ordnung der Antrag der Zentrumspartei auf Zustimmung zur Landtagskandidatur des Stadtschultheißen Glükher. Nach­dem dieser die Gründe, die ihn zur Annahme der Kandidatur bewogen, in eingehender Weise erörtert hatte, verließ er den Sitzungssaal. Sämtliche Redner äußerten sich in zustim­mendem Sinne. Einstimmig wurde dem Herrn Stadtschult- beißen die Genehmigung erteilt.

Dietingen, OA. Roltroeil, 13. August. Die Neuwahl anstelle des verstorbenen Schultheißen Majer findet am Samstag den 23. August statt.

Tuttlingen, 13. Aug. Gestern mittag ist der 53 Jahre alte Bäckermeister Franz Schneider in der Wilhelmstraße auf recht bedauerliche Weise ums Leben gekommen. Er hatte im Keller ein zwei Meter tiefes Senkloch und machte sich nach dem Mittagessen an diesem zu schaffen. Als seine Ab­wesenheit zu lang dauerte, sah seine Frau nach ihm und fand ihn mit dem Kopf in dem etwa einen halben Meter tiefen Wasser und Schlamm, die Füße nach oben. Die Nachbarn zogen ihn heraus. Der alsbald herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des fleißigen und nüchternen Mannes fest­stellen.

Geislingen a. St., 12. Aug. Der Verband selbstän- drger Buchbindermeister in Württemberg hielt gestern hier seine Jahresversammlung ab. Die aus dem gan­zen Lande gutbesuchte Tagung befaßte sich mit allge­meinen Berufsangelegenheiten.

Herrlingen O. A. Blaubeuren, 13. August. Gestern abend fiel bei Arnegg ein Einjähriger, der aus Anlaß der Festungsübungen auf einem Baum beobachten sollte und an­scheinend eingeschlafen war, vom Baum herunter und brach einen Fuß.

A»» Welt «nd Zeit.

Mannheim, 13. August. Der Oberbürgermeister Paul Martin ist im Alter von 56 Jahren heute früh in Bad Nau­heim an einem Herzschlage gestorben.

Mannheim, 13. Aug. Der Wahltermin für die Zweite Kammer ist auf den 21. Oktober, der für die Erste Kammer auf den 12. November festgesetzt worden.

Kreuznach, 13. August. Nach der Kaiserparade in Mainz begab sich der Kaiser mit Gefolge in mehreren Automobilen über Bingen und Strom­berg nach der Oberförsterei Entenpfuhl zur Ent­hüllung des mitten im Soonwald stehenden Denk­mals für denJäger aus Kurpfalz".W^^ - MK

Stettin, 13. August. Die hiesigen Werftarbeiter haben heute nachmittag in einer von 3200 Arbeitern besuchten Ver­sammlung beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen entspre­chend den Beschlüssen der Berliner Zentrale. Für die Ar­beitsaufnahme stimmten 2500, dagegen 672 Mann. Un­gültig waren 84 Stimmen. Die Arbeiter haben die Vor­stände gleichzeitig beauftragt, mit dem Verband der In­dustriellen in Verbindung zu treten wegen der Form der Wie­deraufnahme der Arbeit. Die hiesigen Werften haben in den Arbeitsnachweisen der Metallarbeiter einen Anschlag erfolgen lassen, wonach die Arbeitsaufnahme nur durch den Arbeits­nachweis erfolgen kann. Damit erklären sich die hiesigen Ar­beiter nicht einverstanden. Sie wollen die gleichzeitige A:- beits-Anstellung unter Umgehung des Arbeitsnachweises ge­nau so wie im Jahre 1910. Gleichzeitig sprachen sich auch die Hirsch-Duncker'schen Gewerkschaften in einer Versamm­lung ohne Abstimmung für die Wiederaufnahme der Arbeit aus. Auch hier wurden die Vorstände beauftragt, mit de» Verband der Industriellen wegen der Form der Wiederauf­nahme der Arbeit in Verbindung zu treten. Die hiesige Orts­

gruppe des Verbandes deutscher Metallarbeiter erhielt aus Hamburg die Mitteilung, daß dort die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen worden ist und zwar durch den Arbeits­nachweis. Die Anstellung ist glatt erfolgt. Maßregelungen der Arbeiter sind nicht zu verzeichnen. Auch aus Kiel kommt die Nachricht, daß die Arbeitswiederaufnahme in glei­cher Weise wie in Stettin beschlossen worden ist.

London, 13. Aug. Bei der dritten Lesung des Finanzgesetzes erklärte der Schatzkanzler Lloyd George, es sei nicht die geringste Aussicht auf ein Abnehmen der Rüstungsausgaben vorhanden. Alle Länder hätten sich gegenseitig zu großen Ausgaben gereizt. Ehe nicht eine vollkommene Verständigung und ein vollständiges Zusammenarbeiten unter den Ländern hergestellt sei, um den Rüstungsausgaben Einhalt zu tun, sei keine Möglichkeit vorhanden, diese einzuschränken. Vielleicht sei ein internationales Zusammenwirken nicht unmög­lich, besonders nach den Ereignissen des laufenden Jah­res, wo es der öffentlichen Meinung zum Bewußtsein gekommen sei, wie schrecklich und verderblich ein Krieg für das industrielle und soziale Leben des betroffenen Landes sei. Diese wahnsinnige Aufregung habe eine Atmosphäre geschaffen, in der die Völker die Dinge nicht verständig beurteilen könnten. Das Ergebnis sei der Argwohn, der unter Umständen zu einer furchtbaren Katastrophe führen könne. Wenige Leute wüßten, wie nahe man ihr in den letzten 12 Monaten gewesen sei.

Kvnstantinopel, 13. August. Eine Deputation unter der Führung des Kabinettschefs des Finanzministers wird alle europäischen Hauptstädte besuchen, um dahin zu wirken, daß Thrazien unter türkischer Herrschaft verbleibt. In einigen Provinzstädten sind Versammlungen abgehalten worden, in denen gegen den letzten Schritt der Mächte protestiert wurde. Es wurde der Schwur geleistet, für Adrianopel zu kämpf:n. Die gefaßten Resolutionen sind den fremden Botschaftern übermittelt worden.

Peking, 13. August. 1000 Mann Regierungs­truppen schlugen gestern 1500 Mann Rebellen in der Nähe von Shanghai. Die letzteren griffen die Regierungstruppen an, indem sie Salven abgaben. Als die Rebellen anfingen zu schwanken, griffen die Nordtruppsn mit 'dem Bajonett an und töteten 200 Mann. Der aufständische Gouverneur von Kiangsi versucht, den Widerstand neu zu organi­sieren.

Newyork, 13. Aug. Präsident Wilsons Prinzipien seiner mexikanischen Politik gehen nach demNewyork Herald" einmal dahin, einen dauernden Frieden zu schaffen, dann aber den mittel- und südamerikanischen Republiken ein Exempel zu statuieren, um ähnliche Revolutionen und Erhebungen, wie sie General Huerta vor Monaten gegen Madero unternahm, ein- für alle­mal zu unterbinden. Präsident Wilson hofft, daß ihm dieses gelingen wird.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 12. August. Mißhandlung wehrloser Kin­der. Das Schöffengericht hatte heute über eine Mutter zu urteilen, die ihre beiden leiblichen Kinder, ein 4jähriges Söhnchen und ein 5jähriges Töchterchen, fortgesetzt in bru­talster Weise mißhandelte. Auf Grund einer .eingehenden Voruntersuchung, in deren Verlauf die Kinder eine große Anzahl der Mutter schwer belastender Angaben gemacht hat­ten, war das Hauptverfahren wegen Körperverletzung gegen die brutale Mutter eröffnet worden. In der heutigen Haupt­verhandlung schränkten hie Kinder, sichtlich unter dem Ein­fluß der von ihnen gefürchteten Mutter ihre Aussagen bedeu­tend ein, aber zwei Fälle schwerer Mißhandlung ließen sich doch feststellen. Einmal hat die Mutter im Zorn dem Mäd­chen einen Blechlöffel an den Kopf geworfen und einmal hat sie ihrem Töchterchen die Zähne eingeschlagen. Das Gericht nahm ein Vergehen fortgesetzter Körperverletzung an und ver­urteilte die Mutter zu einer Geldstrafe von 20 ^., mußte sie aber wegen der Anklage der Körperverletzung an dem Söhn­chen freisprechen, weil urteilsfähige Anhaltspunkte sich nicht ermitteln ließen. Die Kinder durften wieder mit der Mutter von dannen ziehen und sind der bmtalen Behandlung, die die Mutter auf übergroße Nervosität zurückführt, aufs neue ausgeliefert.

Sprechsaal.

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Die Frage der Almandbäume hat schon wiederholt die Oeffentlichkeit beschäftigt und gibt in letzter Zeit wieder Ver­anlassung zu erregten Erörterungen in den Kreisen der Be­sitzer solcher Allmandbäume. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde die Anpflanzung von Obstbäumen durch Private auf den städtischen Allmanden von seiten der Stadt­verwaltung lebhaft unterstützt und gefördert, so daß im Laufe der Jahrzehnte sich ein sehr schöner Bestand von Obst- bäumen entwickelte, der verkauft und vererbt wurde und heute einen Wert von ca. Mk. 25 000 repräsentiert. Zu Streitigkeiten gab der Umstand, daß die Bäume Privateigen­tum, der Grund und Boden städtisch war, keine Veranlas­sung, sei es, daß man sich früher gegenseitig bester vertrug, oder daß sich damals die Stadtverwaltung weniger als Obrigkeit und mehr als die Vertretung der bürgerlichen Inter­essen, auch des kleinen Mannes, bettachtete. Eine Wendung in den bestehenden patriarchalischen Beziehungen trat mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900