Unruhen vorzugehen. „Daily Expreß" sagt, entweder werde der Streik durch die Anstrengungen des Staats gebrochen oder er werde sich zu einein Zustand entwickeln, der Revolution genannt werden könn-
Die Schlichtirngsordnung.
Berlin, 5. April. Der Entwurf einer Schlichtung?- rcdnung ist dem Reichswirtschaftsrat zugegangen. Der Entwurf überläßt den Beteiligten die freie Vereinba- nrng über die Arbeitsbedingungen; der Schwerpunkt ist ruf die tariflichen Schlichtungsausschüsse gelegt. Da- s Br sind vorgesehen: Schlichtungsausschüfse, Landesei- f aignngsämter und ein Reichseinignngsamt (an Stelle des ^ Reichsarbeitsministeriums). Ausstände und Aussperrun- . len dürfen nicht vorgenommen werden, ehe nicht das i Schlichtungsverfahren durchgciochten ist. Strafen sind ! »icht vorge'ehen. Die Schiedssprüche sind nur verbindlich, > soweit es die Aufrechterhaltung des allgemeinen Wirt- . schaftslebens erfordert. i
Der Gläubiger Europas. !
Paris, 3. April. Nach der „Chicago Tribüne" empfängt Amerika als Gläubiger Europas jede Woche ein« Goldsendung aus Europa. Seit dem 1. Januar sind ungefähr für 2 Milliarden Franken eingegangen.
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Magdeburg, 3. April. In einer Pulver- und Munitionsfabrik in Burg entstand gestern ein großer Brand, der in den späten Abendstunden noch nicht gelöscht war. Durch den Brand explodierten zahlreiche Granaten. Bisher wurden 3 Tote festgestellt. In das städtische Krankenhaus wurden 4 Schwerverletzte eingeliefert, doch dürft« die Zahl der Toten und Verletzten noch weit höher sein.
Essen. 5. April. Die Ausstand Bewegung im rheinisch westfälischen Industriegebiet kann als beendigt angesehen Verden. Die Schachtanlagen des linksrheinischen Gebiets sind von den belgischen Besatzungstruppen besetzt.
London, 3. April. Die „Times" bestätigt, daß di« Ansicht immer mehr Platz greife, im Fall eines Streiks des Arbeiterdreibunds werde Lloyd George das Unterhaus auflösen und Neuwahlen anordnen.
Aus Stadt und Land.
Mteurtri«, 6. April issi.
Soldaieu-LuSgrahuuge». Für die im Münstertal einst jahrelang stebenven wü'tt. Regimenter dürfte es von besonderem Jnt-rreffe sein, deß zur Zeit in Br eit en b ach in der Näbe der RetchsackerkopfeS Lnamiten damit beschäftigt sind, die Ueberreste der in der Umgebung begrabenen Soldaten auszugraben und sie auf einem groß n Friedhof für ge'allene deutsche Soldaten in der Nähe des Krähender gs beizus.tzen.
Aufträge für die Besatzuugstruppe« d«s RhiiulandS.
Der Reichrlchatzminister hat, wie dem Hansa-Bund miigeteilt wird, die Reichsoermögensverwallunq für das besetzte rheinische Gebier w gewiesen, bei der Vergebung von Aufträgen für die Bedürfnisse der Besohongstruppen das GerveBe des besetzien Gebietes bei angem ssenen Preisangc boten im bevorzugten Maße zu berücksichtigen.
— Zunahme der Konkurse. Die Zahl der neueröffneten Konkurse bew.gt sich ständig in steigender Rich tuna. Nach einer Zusammenstellung der Finanzzeit- ichnft „Die Bank" sind im März 308 Konkurse eröffnet worden (im. Februar 236). Im ersten Vierteljahr 1924 beträgt die Zahl 739 (gegen 212 in der vorjährigen i Berg'eickszsttl. ?
— Der württ. Staatshaushaltpla» 1921. Von
zuständiger Stelle wird miigeteilt: Dem Staa.sministe- rium liegt zur Zeit der Entwurf eines Gesetzes über di» Feststellung des Staatshaushaltsplans für das Rech Nungsjahr 1921 vor, wonach sich für 1921 belaufen der Staatsbedarf des ordentlichen Diensts auf 577 006 537 Mark, die Deckungsmittel des ordentlichen Diensts aus 546910 384 Mark. Der Fehlbetrag von 30096173 Mark soll, soweit nicht eine Deckung aus dem wirklichen Anfall an Einnahmen möglich wird, aus dem Betriebsund Borratskapital der Staatsüauvtkasse vorgeschossei, .oerden. Im einzelnen sollen, mit gewissen Einschränkun gen, die Bestimmungen und Beträge in Kraft bleiben, dt für das Rechnungsjahr 1920 zu den Kapiteln und Titeln des Plans verabschiedet worden sind.
— Pensionsgesetz für Körperschaftsbeamte. Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das württ. Staatsministerium hat sich dieser Tage mit dem Entwurf eines Pensionsergänzungsgesetzes für Körperschaftsbeamte be-> schästigt, der dem Landtag demnächst zugehen wird.
— Beleuchtet die Fahrzeuge! Ein Mißstand, der zu den ernstesten Folgen führen kann, ist die fehlende Beleuchtung vieler Fahrzeuge (Wagen, Handkarren und vor allem Fahrräder) zur Nachtzeit auf den Landstraßen. Es ist ein wahres Wunder, daß sich nicht mehr Ün- glücksfälle durch den Zusammenstoß unbeleuchteter Fahrzeuge ereignen. Da es jetzt wieder jedermann möglich ist, sich die nötigen Beleuchtungsmittel zu verschaffen, müssen die in Betracht kommenden Vorschriften wieder aufs genaueste eingehalten werden.
— Die Verteurung der Postkarten um 5 Pfg
vom 1. April ab ist vom Publikum mit auffallender Gelassenheit hingenowmen worden, ein Beweis, daß daZ Geld gar keine Rolle mehr spielt. Als während des Kriegs der Preis der Postkarte von 5 auf 7x4 Pfennig erhöht wurde, gab es ein gewaltiges Rumoren; jetzt ! kostet die Postkarte 30 Pfennig, das schlechte Papier s muß obendrein mit 5 Pfennig bezahlt werden und nie- > rnand findet etwas Besonderes dabei. So ändern sich die Zeiten.
— Trichinengefahr. Die Empfänger amerikanischer Liebesgaben werden darauf aufmerksam gemacht, daß das in den Liebesgaben enthaltene Schweinefleisch nichj auf Trichinen untersucht ist und nicht selten Trichinen enthält, die bekanntlich beim Genuß des Fleisches in rohem Zustand auf den Menschen übertragen werden und schwere, häufig tödliche Erkrankungen Hervorrufen. Den Empfängern von Liebesgabenpaketen wird daher dringend empfohlen, Speck und Schweinefleisch auf Trichinen untersuchen zu lassen (tierärztlich) oder auf alle Fälle das Fleisch zur Verhütung von Gesundheitsschädigungen vor dem Genuß abzukochen.
— Die Kohlen- nnd Rra-^v-rtenrnng r-r« Fnk-zen. Die Folaen der EBöbnng der EEcnbahn- tarife machen sich bereits bemerkbar. Die ReicbBtelli für Zement teilt mit, daß vom 1. Avril ab, vorbehaltlich der Entseb-idnng des R-ickiswirt'cha''tsmin'9erinmi infolge der Erhöhung d-r K-chlenstacksten eine EBöAinß der Zementvreise nrn 90 Mk. für 10000 Kg. eintn'tt. Wntere Erhöhung der Listenve-esse des M'emisth-West- fälischen Zementverbanbs entfielst vom 1. Avril an dadurch, daß anR die Frachten für Sendnnaen von Ze- rn-nt eine Erhöhung um 60 Prozent erfahren haben. Außerdem ist eine Erhöhung der .Koblenpreise mit Wirkung vom 1. Au-stl ohg-schto^en ward"», die in einem Ausmaß von 33 P^oz. eine entsvrechende der 'Zementpr-ste no-b Z-3 zielstn wEd
Stuttgart, 5. April. (Kleine Anfrage.) Die bürgcrparteilichen Abgeordneten Wider und Baumgärtner haben folgende Kleine Anfrage eingebracht: Nach Mitteilungen soll der ganze Anfall der Schlacke der württ. Eisenbahnen an die Jura-Oelschieferwerke A.-G-, an der der württ. Staat mit großen Mitteln beteiligt ist, vergeben werden. Durch diese Maßnahme muß die württ. Schlak- kenstein-Jndustrie, die 42 Firmen und 600 bis 800 Arbeiter umfaßt, dem Ruin anheimfallen. Außerdem ivird ein wichtiges Baumaterial unnötigerweise wesentlich verteuert. Ist die Regierung bereit, den geplanten Vertrag zu verhindern oder wenn nicht, welches sind die Gründe für ihre Zustimmung zu einem, die private Industrie schwer schädigenden Abkommen zwischen einer Reichsbehörde und einem Unternehmen, das zum großen Teil mit Mitteln der Steuerzahler betrieben wird?
Stuttgart, 5. April. (Feier des Tags von Worms.) Die Ministerialabteilnng für die höheren Schulen und der Evangelische Oberschulrat geben bekannt: Das Gedächtnis des 18. April 1521, an dem Luther vor dem Reichstagen Worms stand, wird von evangelisch!- kirchlicher Seite, festlich begangen werden. Nach einem Ausschreiben des Evang. Konsistoriums sind dabei Son- dcrseiern für die schulpflichtige wie für die schulentlassene Jugend nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse in Ans icht genommen. Die Beteiligung hieran ist de« evangelischen Lehrern und Schülern zu ermöglichen, indem zu diesem Zweck für sie der Unterricht ausfällt, wen« eine solche Feier am Vormittag eines Schultags stattfindet. Den evang. Religionslehrern wird außerdem anheimgegeben, im Religionsunterricht, soweit dies wegen der Ferien möglich ist. des Tages von Worins zu gedenken.
Stuttgart, 5. April. (Oberbürgermeister-, p o.hl.) Die Meldung der „Augsburger Zeitung", daß lntcr den bürgerlichen Parteien eine politische SammeH landidatur angcstrcbt wird, bestätigt sich. Staatsmini-i her a. D. Professor Dr. v. Köhler wird jedoch eint Kandidatur für den Stuttgarter Oberbürgermeisterposteis »icht annehmen. Die Kandidatenfrage muß übrigens üj Wn nächsten Tagen endgültig erledigt werden, da det ÜLahltermin am 9. April abläust. s
Börrnigherm OA. Besigheim, 3. April. (Amts< - »iederlegung.) Stadtschultheiß Möhner hat sein ! Amt ans Gesundheitsrücksichten niedergelegt. Die Neu- ! wähl soll in Bälde erfolgen. . ..
! Estkiu^eu. 5. April. (Sturmschaden.) Das erst« Frühstngso-witier. das am Montag abmd, verbunden mit heftigem Sturm, üb-r die Stadt hinzoa, legte auf der Heimstättenkol-mie Neckarhalde einen noch nicht eingedeckten und nicht anscprieg-lten Neubau nieder.
Lirdwi^skmL'ch, 5. April. (Heilbad Hoheneck/ Um dem Abmangel, dm der Fortbekn-b des Heilbads Hoheneck v-rur'acht. zu mindem. b-schloß der Gemeinderatz das Bad mir in den Monaten Juni, Juli und Anguß offen zu halten. Die Bäderprcise wurden um IMtz erhöht.
Bichis^anseu. OA. Münsingen, 5. April. (Neuei Einbruch.) Nachts wurde z»m zweitenmal in du Ferienwolnmng d s Schriftleiters Freht ag von Reut» singen, auf dem Schloßbcrg zu Gnndelstngen, eingebrochen Nachdem das erstemal u. a. die Bsttm gestohlen wurden nahmen die Dstbe dstsmal die Matratzen, eine Nähmw schinc und Vorhänge mit. Die Einbrecher schassten di« Gegenstände nur vor den Ort hinaus und versteckten sil hinter einer Hlstzbenge. um die Sachen van Vorübergchew den gesehen wurden, die Anzeige erstatteten.
Lanterbach, OA Oberndorf, 5. Avril. (Blitz schlag.) Am Montag mittag zog das erste Gewib ter über unst^e Opamd. wobei der Blitz in das Anwese»
Frühlingszeit.
Won Landwirtschaftslehrer A. Kalber-Karlsruhe.. - Es grünt die Saat und sproßt «mpor, cwt Und jubelnd singt der Vögel Chor: -4
's ist Frühlingszeit — 's ist .Hoffnungszeit, Das schreibt ins Herz Euch, weit und breit.
Lange vor dem 21. März, der im Kalender als Frühlingsanfang steht, hat der Frühling bei uns seinen Einzug gehalten. In Feld und Wald, im Garten, auf Wiese und Acker sproßt es. Ueberall strecken junge Knospen ihre Köpflein unternehmungslustig in die Welt und lachen der Sonne entgegen. An Rainen, unter Hecken blühen die Veilchen, die Wiesen schmücken sich mit gelben Schlüsselblumen, wcißen Gänseblümchen. Hie und da schwirren Bienen an unserem Ohr sorbei, die auskund- schaiten müssen, ob der Sonnenschein warm genug ist und ob Mutter Erde schon für ihre Kinder den Tisch gedeckt hat. Im Wald schaut die Sonne durch die Bäume und weckt auch hier die Schläfer. Ueber Nacht schießen überall die weißen Anemonen heraus. Kuckucksblumen heißen sie unsere Kinder. Ein griesgrämiger Dachs blinzelt gähnend zur Sonne, kratzt sich hinterm Ohr und schüttelt dann den Winterschlaf samt einer Reihe zwickender Tierchen aus dem Pelz.
Aus grünenden Hecken tönt schmetternder Finkenschlag und in den Lüften singt die Lerche ein Loblied dem Schöpfer all der Frühlingspracht. Unsere gefiederten Sänger, die weit fort in wärmeren Gegenden den Winter verbrachten, kehren zurück, um bei uns ihr Nest W kauen, das bald zur Kinderstube wird.
Die Menschen verlassen die dumpfen Stuben, wandern nnd freuen sich an dem schönen Frühlingskleid der Erde, Für den Bauer kommt jetzt eine Zeit voll Arbeit. Dei Kus klingt durch die Dörfer:
Heraus den Pflug! Der Winter schied,
Des Lenzes Bolen mahnen,
Heraus den Pstug ans Feld und Ried,
Dem Glück den Weg zu bahnen.
Leichr und froh wird es dem Bauersmann, wenn er wieder hinter dem Pstug hergehen kann. Ueber ihm hängt die Lerche im Blau des Himmels, um ilsti laufen hie emsigen Stare, die das h.'ransgepflügte G.würm sorgfältig zusammenlesen. Wohlig zieht er den kräftigen Geruch d.s Ackerbodens ein.
Das Ende des Lenzmonats brachte uns auch das Osterfest, das Fest der Auferstehung und Frcude. Mit dem Läuten der Osterglocken zog neue Hoffnung in unser Herz und zuversichtlicher blicken wir wieder in die Zukunft.
Unsere Kleinen konnten den Ostermorgen kaum erwarten. Schon lange hatten sie ihr Hascngärtlein gebaut, schön mit Mo.s ausgepolstcrt, damit der Osterhase auch weich sitzt, wenn er seine Eier legt.
Kinderchen, ich sag' eüch was:
Jetzt kommt wieder der Osterhas',
Legt die rund.n, bunten Dinger,
— Mutter hat dann rote Finger — —
Die Alten freuten sich über die Jungen, die in ihrem Eifer o,r noch das Schwänzchen des Osterhasen hinter sein Nest verichwinden sahen. Selig, o selig, ein Kind noch zu sein. —
Auf den März folgt der April, ein launischer, wetter- wendiger Geselle. Jetzt scheint die liebe Sonne dem arbeitenden Bauersmann noch warm auf den Rücken, im nächsten Augenblick hat der April einen Wolken- mantel um sie gelegt, kalt Pfeift der Wind aus Norden, ein Regenschauer durchnäßt den Landmann bis aus die Haut.
Heute ist es zur Mittagszeit schön warm, am Abenh gefriert das Wasser in den Pfützen und Grüben und am anderen Morgen haben die Dächer weiße Hauben miß Wie manches Blümchen, manche Knospe, die allzu vor-» witzig waren, erfrieren in der kalten Nacht. Traurig hängen am Morgen die Köpfchen zur Erde. Das ist der wcttcrwendige April, der heute lacht, morgen weint. Tag für Tag bangt der Landwirt für seine Gewächse. Niemand ist so abhängig vom Wetter wie der Bauer. Das Wetter kann die ganze Mühe und Arbeit in kurzer Zeit zunichte machen.
Der Witt'rung wechselvolles Walten Beherrscht des Landvolks schwankend Los- Bald leiden wir vom Nord, dem kalten,
Bald von der Hitze übergroß.
Erflehen wir den Fluren Regen,
So dörrt uns ans der Sonnc Glut,
Und naht die Ernte, ungelegen Ergießt sich schwerste Wasserflut.
Drum jeden Abend, jeden Morgen,
Den uns geschenkt der Herr der Welt,
Aufs Wetterglas sehn wir mit Sorgen, 's
Ob es gestiegen, ob es fällt. '
Kalenderheil'ge sind uns wichtig, f
Zum Monde schan'n wir prüfend auf.
Doch selten prophezeih'n wir richtig, i — Es geht das Wetter seinen Lauf.
Hoffen wir, daß der, der über den Sternen waltenL sitzet, uns Sonnenschein und Regen zur rechten Zest schicht, auf daß die Früchte des Feldes wachse» und M» «leihen. ^