bauern Leben und Gestalt, und zeigte darin eine Meisterschaft, die ihn neben die besten Bildner dieses Charakters stellt. Als ausgezeichnete Vertreterin der Rolle der Vroni ragte mit Herrn Blumau Frau Direktor Kraus unter den Darstellern des Wer­kes hervor es dürfte schwer halten, an ihrem Spiel und ihrer Auffassung des Charakters der Vroni, wie ihn Anzengruber zeichnete, irgend etwas We­sentliches auszustellen; man vergegenwärtige sich die Szene, in der Vroni den Kreuzweghofbauer als Meineidbauer" entlarvt, zu welch prachtvoller Figur wuchs darin diese Vroni in Frau Kraus aus! Zu den beiden genannten Künstlern gesellten sich in gleicher Frische, Natürlichkeit und Lebendigkeit die andern Darsteller; Herr Willy Meinberg als Ja­kob brachte es fertig, wahr und natürlich zu sein bei der Lösung einer Aufgabe, in der jeder Schau­spieler, der nicht mit einem Tropfen künstlerischen Oeles gesalbt ist, scheitert: bei Darstellung körper­licher und seelischer Qualen. Mit innerlicher Be­friedigung, reich angeregt, konnten die Theater­freunde aus dem Saal scheiden, dankbar dafür, daß es ihnen wieder möglich gemacht war, einige Stun­den lang ein Bild aus dem Leben betrachten zu können, das ein Großer mit Meisterhand ausge­schnitten hatte.

ep. Die Frauenstage auf dem Lande. Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege in Württemberg und Hohenzollern hat in den letzten Wochen die Frauenfrage auf dem Lande in das Bereich seiner Tätigkeit gezogen. Der Arbeit dieses gemeinnützigen Vereins liegt die Erkenntnis zu Grunde, daß eine wirksame Bekämpfung der sich leider auch bei uns mehr und mehr ausbreitenden Landflucht nur durch eine Besserung der ländlichen Verhältnisse möglich ist. In dieser Erkenntnis sucht der Verein die Hebung der Landbevölkerung in sittlich­religiöser und wirtschaftlich-materieller Beziehung Herbeizufuh­ren. Für die Frauen auf dem Lande ist nun in diesem Stück bisher sehr wenig geschehen. Der Verein für Wohlfahrts-s pflege hat sich nun mit den größeren Frauenverbänden un­seres Landes in Verbindung gesetzt, um mit diesen gemein­schaftlich die Arbeit an den Frauen und Töchtern unseres Landvolkes in die Hand zu nehmen. In Verhandlungen mit dem Schwäbischen Frauenverein ist erreicht worden, daß dieser Verein, der bisher schon Kochkurse auch für Landmädchen abhalten ließ, solche Kurse in Zukunft auch mit ganz ein­fachem den ländlichen Verhältnifsenen angepaßtem Lehrplane veranstaltet. Die durch diese Vereinfachung gewonnene Zeit soll dann zu einer weitergehenden Einführung der Landmäd­chen in das Gebiet des ländlichen Haushalts verwendet wer­den. Dadurch ist zu erwarten, daß auch auf den wichtigen Gebieten der Säuglings- und Kinderpflege, der Jugendfür­sorge, Krankenversorgung, Wohnungspflege u. a. wesentlich mehr als biher geleistet werden kann. Der Verein für ländl. Wohlfahrtspflege begrüßt jede Mithilfe auch auf die­sem Gebiete seiner Tätigkeit mit Dank und Freude.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist zwar meist trockenes, aber vielfach be, wölktes und mäßig warmes Wetter zu erwarten'

Hirsau, 9. August. Hirsau hat von der Königin die Er-' laubnis erhalten, seine neuen Kuranlagen den NamenKö­nigin Charlotte-Anlagen" zu geben.

Bad Liebenzell, 9. August. Zum erstenmal wird am Sonntag das aus Mitgliedern des Stuttgarter Schauspiel­hauses bestehende Städt. Kurtheater den Versuch unternehmen, Moligres humorvolles LustspielDer eingebildete Kranke" auf der Naturbühne in einer Neubearbeitung erstehen zu las-

Amina.

21) Roman von Gerhard Büttner.

Schon sanken die ersten Schatten des Abends auf die Adria hernieder, als es endlich allen vereinten Kräften ge­lang von der Klippe loszukommen. Frischauf drehte die Omra mehr südwärts, mehr seewärts und konnte dann seine Fahrt fortsetzen.

Doch lieb war diese Fahrtrichtung in diesen Kriegszeiten dem Kapitän nicht. Die jetzt eingeschlagene Route war die für italienische Schiffe übliche. Leicht konnte man hier einem Kriegsschiffe der andern Nation begegnen, was man aus un­endlich vielen Gründen vermeiden wollte und eigentlich nmßte. Hatte doch die Omra außer Warenvorräten einen türkischen Diplomaten an Bord, der den Italienern gewiß ein begehrter Gefangener gewesen wäre, zudem noch eine nette Duantität Waffen deutscher Lieferanten für Antivari bestimmt, von wo aus sie sicher den Weg nach der Hauptstadt der Türkei nehmen sollten.

Es war jedenfalls die größte Vorsicht geboten.

-Inzwischen wurde es Nacht, tiefe, finstere Nacht.

Zudem zogen weite, düstere Wolkenheere am Horizont dahin und nahmen dem Monde den Raum weg. Nur hin und wieder lugte ein Schein schwach und kraftlos von der nächt­lichen Majestät des Firmaments auf die Adria hernieder.

Ben Hassan Omir wachte mit Alia an dem Lager der erkrankten Amina und der kleinen Giovanna. Man hatte sie auf einen Lederdivan gebettet.

Zuweilen erzählte Amina etwas.

Aber sie sprach nicht viel, und ihre Stimme war matt und kraftlos.

Das Kind aber schlief, während Amina treue Wärterin zu bleiben versuchte, jedoch ermüdet bereits schon manchen kleinen Nicker gemacht hatte.

sen. Die außerordentlich glückliche Lage der Wandelhalle in den Städt. Kuranlagen ermöglicht eine reizvolle und schöne Gestaltung des Bühnenbildes und der künstlerischen Dar­stellungsmöglichkeiten. Wir möchten nicht versäumen, auch an dieser Stelle auf die Veranstaltung hinzuweisen. (Siehe Inserat.)

Unterreichenbach, 9. August. Vor vier Wochen brannte das gemeinsame Wohn- und Oekonomiegebäude von Stein­metz und Schöninger hier ab. Als der Brandstiftung ver­dächtig wurde der Miteigentümer Goldarbeiter Johannes Schöninger verhaftet. Nach längerer Untersuchung hat jetzt das Landgericht Tübingen die Freilassung Schöningers ver­fügt, da sich keine schlüssigen Beweise für seine Schuld bei- bringen ließen.

Herrenberg, 8. August. Ein junges, kaum flügges Pär­chen, das sich auf der Straße getroffen und Gefallen an gemeinsamem Wandern gefunden hat, wurde verhaftet, weil die beiden in Entringen in einem Laden eingebrochen und gestohlen haben.

Freudenstadt, 8. August. Dem bereits gemeldeten großen Diebstahl, der an argentinischen Kurgästen, die auf der Reise nach Freudenstadt begriffen waren, verübt wurde, liegt folgen­des zugrunde: Im D-Zug Freiburg-Bern sind wahrschein­lich von internationalen D-Zugdieben gestohlen worden: eine braunlederne Handtasche bezeichnet M. R., enthaltend folgende Gegenstände im Gesamtwerte von etwa 100 00 Francs: ein schwarzledernes Etui mit zwei Ohrringen mit je einem gro­ßen Diamanten; ein Perlenhalsband mit Anhänger, ein klei­nes Kollier mit goldenem Kreuz, letzteres mit Diamanten und Perlen besetzt, zwei Ohrringe mit Saphir, umgeben von Diamanten, zwei Platinhalsketten tnit gelben Topasen, ein Anhänger mit rosarotem Topas, umgeben von Diamanten, ein Anhänger mit drei roten Tormalinsteinen, ein Anhänger mit blauem Saphir, ein goldener Damenring mit großem Dia­mant und weißer Perle, ein goldener Damenring mit gelbem Diamant,, ein goldener Damenring mit grünem Diamant, ein goldener Damenring mit Saphir, umgeben von Diamanten, ein goldener Damenring mit Rubin und zwei Diamanten, ein goldener Kettenring mit Smaragd zwischen zwei Diamanten, eine goldene Damenuhr, Monogramm M. I. S. P. A. ver­schlungen, Fabrikat Pateck Philipp, Genf, ein goldenes Arm­band mit großem Diamanten, eine goldene Brosche, Form Lilie mit Diamanten, eine goldene Brosche mit Querstab und drei Seitenstäbchen mit Diamanten besetzt, eine goldene Email­brosche mit Kopf einer Holländerin, ein goldener Ketten­schieber: Form: Schildkröte mit Diamanten und Smaragden besetzt.

Württemberg.

Stuttgart, 7. August. Professor l)r. Huber, Syndikus des Münchener Handelsvereins und früher Handelskammer­sekretär in Stuttgart, ist gestorben. Der Verstorbene war Gründer des Exportmusterlagers in Stuttgart und Dozent an der Technischen Hochschule. Er ist bekannt durch grundlegen­de Werke in Währungs-, Kartell- und Ausstellungsfragen.

Stuttgart, 8. August. 1500 Personen sind, wie jetzt verlautet, nach dem Streik bei Bosch nicht wieder eingestellt worden. Sie beanspruchen eine Fortsetzung der Streikunterstützung.

Korntal, 8. August. Es wird in letzter Zeit viel Klage darüber geführt, daß besonders in den Korntaler Wäldern um­fangreiche waghalsig ausgeführte Wilddiebereien Vorkommen, ohne daß es den vereint arbeitenden Landjägern von Zuf­fenhausen, Korntal und Stammheim bisher gelang, der Uebel- täter habhaft zu werden. Die Forstverwaltung sollte sich den Plattenhardter Vorfall zu Herzen nehmen und keine Mühe

Da eilte auf wenige Sekunden der Kapitän in die Kajüte und flüsterte Ben Hassan Omir ins Ohr:Soeben auf Entfernung von halber englischer Meile italienisches Pan­zerschiff gesichtet. Wir löschen Buglicht und steuern ost­wärts, seid auf der Hut. Wenn der Frechdachs Schein­werfer spielen läßt, dann sind wir verloren."

Wie ein Windhund aber sprang er aus der Kajüte hin­aus. Amina aber hatte alles verstanden.

Weshalb fürchten wir die Italiener?" fragte sie leise.

Weil ich ein türkischer Diplomat bin, Teuerste. Wenn man uns entdeckt, wird man uns Flagge signalisieren lassen. Flaggen wir richtig, dann müssen wir Revision passieren und die haben wir zu befürchten. Der Kapitän führt außer mir Waffen an Bord mit. Beides aber hat die nachbarliche Re­gierung verboten. Amina, beim allmächtigen Gott, an den ich glaube, beten sie um sich und um uns. Beten Sie! Ich aber will an Bord, um die Situation zu erspähen. Ich werde trachten der Gefahr um Ihretwillen möglichst ganz zu ent­rinnen. Haben Sie Vertrauen in mich; ich habe eine Stimme in meinem Herzen, die für Sie kämpft, so lange ich atme. Glauben Sie mir das?"

Ja," sagte Amina.

Ein leichtes, frohes Lächeln zog über sein Gesicht.

Ich danke Ihnen, Amina", sagte er, nahm ihre Hand, die kalt und doch auch wieder so fiebrig feucht war, und preßte sie an seine Lippen.

Dann ging er; nicht, ohne noch einmal einen tiefen Blick in ihre Augen zu tun und Alia weckend zuzurufen:

Wachen Sie, wir kommen in Gefahren, in denen Ihre Herrin auch Ihrer Obhut bedarf!"

4. Kapitel.

DieOmra" und das italienische Kriegsschiff lagen Bord an Bord.

scheuen, eine gründliche Säuberung des Korntaler Reviers vorzunehmen.

Göppingen, 7. August. In der sozdem.Freien Volks­zeitung" erläßt die hiesige Ortsgruppe des Zentralverbandes proletarischer Freidenker Deutschlands einen Aufruf zum Aus­tritt aus der Kirche. Es heißt darin u. a.:Der Kirchenaus­tritt muß mit ein Protest werden dagegen, daß die Religion als hauptsächlichstes Rasführungs- und Ausbeutungsmittel benutzt wird."

Göppingen, 8. August. Eine enthauptete Leiche wurde heure früh auf der Bahnstrecke zwischen hier und Faurndau aufgefunden. Es handelt sich um einen älteren noch unbekannten Mann, der sich wahrscheinlich in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen legte und von dem Schnellzug Stuttgart- Ulm überfahren wurde. Auch der Rumpf wurde gräßlich von den Rädern zerschnitten. Die Schienen waren etwa 30 Meter weit mit Blut befleckt.

Hausen O.-A. Riedlingen, 9. August. Bei dem letzten Gewitter fuhr der Blitz in das Wohnhaus des Bauern Johann Missel und erschlug dessen Ehefrau, die im Schlafzimmer be­schäftigt war.

Ulm, 8 August. Der Osfiziersflieger Ober­leutnant Donneoert und der Beobachtungsoffizier Leutnant Mechner, die in Coburg zur Einweihung des dortigen Flugstützpunktes waren, trafen gestern auf ihrer Rumplertaube hier ein. Sie waren in Coburg um 3.25 Uhr nachmittags aufgestiegen und ohne Zwischenlandung hierher geflogen. Die Lan­dung erfolgte hier glatt um 6.25 Uhr abends. Die Flieger nehmen an der Pionierübung teil, die vom 11.-14. August hier stattfindst.

Ulm, 8. August. Zur Teilnahme an der großen Pionierübung, dis vom 11. bis 14. Aug. hier statt­findet, treffen von auswärts zahlreiche Truppen hier ein, die zum Teil in Ortschaften der Umge­bung einquartiert werden. Von württ. Truppen kommen hier am Samstag vom Trainbataillon 13 2 Offiziere, 60 Mann und 124 Pferde; am Sonn­tag das 2. Bat. des Jnf.-R. 125, das nach Ehingen weitergeht. Von bayerischen Truppen treffen ein am Samstag 2 Züge der bayer. Korpsfern­sprechabt., die nach Erbach kommen; am Sonntag das 2. und 3. Bat. des 1. bayer. Jnf.-Reg., die ebenfalls nach Erbach weitergehen; vom bayer. Kraftfahrbat. 5 Offiziere, 88 Mann und 3 Fahr­zeuge, Unterkunft in Ehingen; vom 4. bayer. Pio- nier-Bat. 6 Offiziere und 253 Mann, Unterkunft in Allmendingen; am Montag vom 2. bayer. Pion.- Bat. 6 Offiziere und 248 Mann, Unterkunft eben- ralls in Allmendingen; aus Berlin kommen am Samstag von der Manöver-Luftschifferabteilung 11 Offiziere und 155 Mann hier an; aus Elsaß- Lothringen am Montag vom Pion.-Bat. 19 21 Offiziere und 319 Mann; vom Pion.-Bat. 20 20 Offiziere und 460 Mann, Unterkunft in Ehingen.

Friesenhofen O. A. Leutkirch, 8. August. Dieser Tage kam eine Ziegeunerin in das Haus des Müllers Engstler in Rimbach. Dort war die 20jährige Tochter des Besitzers al­lein zu Hause. Das Mädchen wurde von der Zigeunerin geradezu hypnotisiert und von ihm auf diese Weise zwei 20 Markstücke, eine Uhr samt Kette, Schmucksachen und ein gutes, blaues Kleid herausgelockt. Unter dem Einfluß der Hypnose wollte das Mädchen von dem benachbarten Käser sogar noch 330 Mark entlehnen, um auch diese zu opfern. Der Käser traute der Sache nicht und gab Pas Geld nicht her. Die

Nachdem des Feindes Scheinwerfer sie gesichtet hatte, war das Signalement ausgetauscht worden, und es war ge­kommen, wie es Ben Hassan Omir vorausgesehen hatte.

Man mußte Anker werfen, bis das italienische Schiff nahe genug war, um sich über den Inhalt und die Mannschaft der Omra zu orientieren.

Nun lag man also fast friedlich Bord an Bord.

Kapitän Geldern stand an der Brüstung seiner Omra, während ihm gegenüber der italienische Offizier lehnte und herüberrief:

Was führt Ihr mit Euch?"

Baumwolle, Kapitän, verwebt! Gibt Arbeitskleider und Hemdenleinen. Wollt Ihr herüber?"

Ihr habt auch Soldateska an Bord, gebt Ihr es zu?"

Nein. Wir sahen keinen Soldaten, seit wir fahren. In Passagierkajüte nur ein Liebespärchen, ansonst Mannschaft aus Triest: Deutsche, Türken, Oesterreicher gemischt, deren Politik der Kautabak ist und ein herber Schlug Ungar!"

Ihr sprecht eine vermaledeite, fertige Sprache; just wie ein verkrachter Advokat, der jetzt Seedienst tut. Aber Ihr werdet doch trotzdem vor einer Visitation eingestehen, daß Ihr zum mindesten Waffen an Bord habt, wie? Führt Ihr keine Waffensendung?"

Keine. Haben fast keine Mordinspmmente an Bord außer einem Stilet, daß ich einem ausgerifsenen Landsmann von Euch abgenommen habe, als er mir in Durazzo im voigem Sommer nach kräftigem Diebstahl auskniff."

Mannschaft! Brücken legen!" befahl der italienische Kommandant.

Und ein ganzer Schwarm hastiger, gieriger Hände be­gann diese Arbeit von Dampfer zu Dampfer, die immerhin reichlich acht Meter voneinander auf den Wogen, welche nur leise wiegten, ruhten. _ , .