löst sich alles in Wohlgefallen auf. Allgemeiner, stür­mischer Beifall wurde den Darstellern zuteil.

Nagold, 15. Juli. Gestern vormittag 10 Uhr er­folgte die feierliche Amtseinsetzung und Verpflichtung des neuen Stadtschultheißen Maier im dekorierten Rat­haussaal durch Oberamtmann Kommerell. Dem feier­lichen Akt wohnten die städtischen Beamten, Körper­schaftsbeamte und Staatsbeamte, die bürgerlichen Kol­legien und eine Anzahl Festgäste bei. Es wurden ver­schiedene Ansprachen gehalten, so auch beim nachfolgen­den Festesten im Hotel Post.

Württemberg.

Die Zweite Kammer hat während ihrer vom 9. Januar mit 2 Monaten Unterbrechung bis zum 11. Juli währenden Tagung in 78 Sitzungen ihre Geschäfte erledigt. Den Haupt­anteil daran beanspruchte die Beratung des Haupt­finanzetats 1913/14 und eine Reihe Vorlagen, wie das Eisenbahnbaugesetz, Ruhegehalt der Beamten der Tierärztlichen Hochschule, Aenderung des Lehrerbesol­dungsgesetzes, Zivilliste, Eerichtskosten und Notariats­gebühren; von weiteren gesetzgeberischen Entwür­fen gelangten diejenigen über die Pensionsrechte und über die Unfallfürsorge für Körperschaftsbeamte zur ersten Lesung und zur Durchberatung im Ausschuß der 2. Kammer; die Entwürfe von Gesetzen betr. den Staats­haushalt und den Rechnungshof wunderten ohne eigent­liche erste Lesung in den Finanzausschuß; dort ruht auch der Entwurf über eine Aenderung der Besteue­rungsrechte der Amtskörperschaften und Gemeinden. Der in der 1. Kammer bereits durchberatene Entwurf über die öffentlichen Lichtspielvostellungen ist nach seiner ersten Lesung im Plenum der 2. Kammer dem Justizausschuß überwiesen worden. Diese Entwürfe und eine Anzahl von übrig gebliebenen Anträgen aus dem Hause, dann vor allem auch die aus dem Etat 1913/14 vorläufig herausgeschälte Frage der Landespolizei­zentrale werden die ersten Aufgaben sein, die bei Wie­derzusammentritt im Herbst die Abgeordneten beschäfti­gen werden. Von den in der Thronrede für die lau­fende Periode angekündigten Vorlagen steht nur noch die Wegordnung aus. Unerledigt blieb auch die An­frage des Abgeordneten Haußmann über die elsaß-loth­ringischen Ausnahmegesetze.

Stuttgart, 15. Juli. Wie die Kriminalpolizei be­kannt gibt, ist am Sonntag nachmittag zwischen ^5 und 9 Uhr in der Wohnung einers Juweliers in der Olga­straße ein schwerer Einbruch verübt worden, wobei den Tätern außer einer Geldsumme Edelsteine und Schmuck­sachen im Werte von 10 000 -4t in die Hände gefallen sind. Die Diebesbeute war zwar in einem modernen Kassenschrank verwahrt, aber die geriebenen Gauner fanden den zu dem Kastenschrank gehörigen Reserve- schlüstel in einem Kleiderschrank und konnten so mühe­los zu ihrer Beute gelangen. Der Juwelier hat auf zwei gut gekleidete Herren Verdacht, die sich ausländi­schen Anstrich gaben und vor dem Einbruch dem Ju­welier eine Besuch abgestattet hatten, wobei sie sich einen wertvollen Brautschmuck vorlegen ließen, dann aber mit einer Nadelsicherung von wenigen Mark und mit dem Hinweis auf ihr Wiederkommen verschwanden. Der Juwelier glaubt, daß die beidenAusländer" ihm nur deshalb den Besuch abgestattet haben, um sich zu orientieren. Einigermaßen verdächtig, den Einbruch verübt zu haben, sind mehrere Personen; etwas Sicheres hat sich allerdings bis jetzt noch nicht ermitteln lasten.

Freudenstadt, 15. Juli. An der scharfen Kurve beim Gasthaus zur Glocke stürzte von drei an­einander gehängten Heuwagen eines Baierbronner Fuhrmanns der mittlere Wagen, auf dem mehrere Personen Platz genommen hatten, um. Ein Mann namens Haist und seine Frau erlitten Gehirner­schütterungen. Eine ältere Frau namens Fahrner, die neben dem Wagen ging, wurde vom Vorderrad überfahren und erlitt einen komplizierten Schenkel- bruch. Die Verletzten wurden nach Anlegung der Verbände nach Baiersbronn gebracht.

Rottweil, 13. Juli. Der 9. Verbandstag des Lan­desverbandes württembergischer Gemeindeunterbeamter fand heute hier statt. Nach dem Bericht des Landes- verbandsschriftfllhrers zählt der Verband gegenwärtig 3954 Mitglieder gegen 3941 im vorigen Jahre in 60 Vereinen gegen 62 im Vorjahr. Eingegangen sind die Vereine Neresheim und Gaildorf. Die Verbandskasse hatte Einnahmen von 2949 und Ausgaben von 2249 Mark. Das Verbandsvermögen beträgt rund 700 -K. Die Unterstützungskasse hatte eine Einnahme von 4138 und eine Ausgabe von 1659 -4t. Der Verbandsvor­sitzende, der als Rekonvaleszent am längeren Sprechen verhindert war, hatte einen Vortrag über die Hebung der Lage der Unterbeamten ausgearbeitet, der zur Ver­lesung kam und in dem Wunsche gipfelte, daß das Pen­sionsgesetz wenigstens im kommenden Winter seiner Er­ledigung zugeführt werde, sodaß es am 1. April 1914 in Kraft treten könne. Weiter wird verlangt die Fest­setzung eines Beschwerderechtes gegen die Dienstkündi- gung und die Festsetzung von Mindestgehältern für die Unterbeamten im öffentlichen Sicherheitsdienst in einer Höhe von mindestens 400 -4l. In der Debatte wurde der Mißstimmung darüber Ausdruck gegeben, daß das Pensionsgesetz bis jetzt noch nicht zustande gekommen ist und in einer Entschließung die Bitte ausgesprochen, das Gesetz bis 1. April n. Js. in Kraft treten zu lasten. In Eßlingen findet der nächste Verbandstag statt.

Tübingen, 15. Juli. Die Nachricht von der Berufung des Nationalökonomen Prof. Wilbrandt nach Bonn bestätigt sich zum Glück nicht. Professor Pomsteckj, der Geologe, hat den an ihn ergangenen Ruf nach Straßburg abgelehnt.

Reutlingen, 15. Juli. Nach einem Zechgelage fiel der 48 Jahre alte Fabrikarbeiter Christian Schenk von Sondelfingen vor seiner Wohnung so schwer auf das Pflaster, daß er bewußtlos liegen blieb. Ein Nachbar, der ihn morgens 5 Uhr mit einer klaffenden Wunde am Kopfe auffand, veranlaßte seine Ueberführung in das Vezirkskrankenhaus, wo er abends 8 Uhr seinen Verletzungen erlag. In der gleichen Nacht zum Sonn­tag rannte sich der 55 Jahre alte Taglöhner Georg Hartmann von Schlaitdorf an einem eisernen Brunnen­stock den Schädel ein. Drei Stunden nach diesem Unfall war er eine Leiche.

Tailfingen, 15. Juli. Der vermißte Musketier Göhr von hier ist unterwegs nach Straßburg aufgegriffen worden.

Bad Mergentheim, 15. Juli. Gestern abend 8 Uhr war auf der Straße zwischen hier und Stup- pach das Privatautomobil einer erst vorgestern zur Kur hier eingetroffenen Familie aus Freilassing auf der Rückfahrt von einem Ausflug begriffen, als ein zweites Automobil von hinten Vorfahren wollte. Letzteres Automobil streifte das Vorderrad des ersteren und schlug dem Lenker die Führung aus

Ämina.

7) Roman von Gerhard Büttner.

Sommers Anfang war's damals gewesen, als er seinem Heimatsorte, den glückwünschenden Eltern, sei­ne beiden Schwestern und ach so vielem Heimatlichen und der so oft besuchten, nahe seinem Elternsitz ge­legenen Stadt Klagenfurt, Lebewohl gesagt hatte. Er, als einziger männlicher Sproß einer Bauernfamilie, hätte eigentlich Landwirt werden sollen. Aber mit Hilfe der Mutter bekam er die väterliche Erlaubnis, im alten Wien an der schönen, blauen Donau die Tech­nische Hochschule zu besuchen, auf der er drei Semester ausharrte, um sie dann mit der Grazer Hochschule zu vertauschen. Vierundzwanzig Jahre zählte er, als er so ausgebildet ins praktische Leben trat und in einer Hamburger Eroßrheederei sein Wirken begann. Seit­dem hatte ihn die Arbeit und das Schicksal weidlich durchs Weltall geschickt. Vor sechs Jahren war er in Amerika gewesen, vor erst zwei Jahren in Indien, ab­gesehen von allen Wanderfahrten durch die deutschen Gaue, England, Frankreich, Belgien und die Schweiz, Italien und Albanien. Von zauberschönen Gegenden wußte er imposant zu erzählen, so, daß ihm Freunde und Fremde stundenlang zuzuhören vermochten. Aber über allen Herrlichkeiten dieser Welt, hatte doch schon seine Liebe zur alten Heimatscholle nicht gelitten. Und wie wunderbar berührte ihn alles, was er vom schönen Kärntnerlande hörte und las. Sein tiefstes Inneres war dann eben mit dabei und hielt eine Art Gedenk­feier, umsomehr, als er seit seinem Auszug in die Ferne nicht wieder in das Haus seiner Eltern zurückzukehren vermocht hatte. Die Zeit hatte immer gefehlt. Zwar wußte er vieles daheim durch ständigen Briefwechsel,

wußte, daß Eltern und Schwestern gesund waren, die ersteren alterten, die letzteren reiften, und alles sonst noch sein sollte, wie einst im Maien der Jugend. Aber trotzdem! Ganz so wie einst vermochte er sich das väterliche Besitztum nicht mehr vorzustellen. Die Jahre hatten etliches doch verblassen lasten.

Da half der Erinnerung denn immer wieder so ein Kärntnerlied nach. Er hörte dann die Heimatlichen sprechen, Vater und Mutter und alle die Lieben; hörte wieder der weidenden Herden Elockenklänge auf den Triften der Bergeshänge, vermeinte einHusch, husch" in den Wald hineinzurufen und ein herrliches Echo wieder­zuhören, und war so ein wenig heimatsselig. Und nun klangen nach den Kärntnerliedern die Klänge der Volks­weise an sein Ohr:Wenn ich den Wandrer frage.." und dann die schwermütigen Schlußtöne:Hab keine Heimat mehr...", zu denen er schweigend ein Ja nicken mußte! Da durchzog ein schneidender Schmerz sein Herz. Er hielt sich die Hand vor die Augen, schloß sie ein wenig und schien für einen Moment die Gegen­wart zu vergessen.

Dann aber fuhr er auf, strich wie erwachend mit den Fingern über die Augen und blickte sich um. Er hatte Tritte gehört, und wollte nicht, daß Fremde ihn schwermütig sähen. Wenn man ihm aber etwa seine Gedanken von der Stirne ablesen konnte? Würde man ihn nicht etwa für einen Verweichlichten halten und ihn verlachen?

Da sah er die Signora kommen, begleitet von ihrer Dienerin Alia. Einen leichten Shawl hatte sie um die Schultern geschlungen. Der gab ihrem feinen Profil einen wirksamen Rahmen. Frisch, licht, wie die Mor­gensonne selbst sah sie aus; ihr bräunliches Haar lag jetzt frei um ihre Schläfen, kräuselte in winzigen Löck­

der Hand, so daß der Wagen eine Böschung hinab­fuhr und sich überschlug. Der Besitzer, seine Frau und ihr Töchterchen wurden schwer verletzt ins Krankenhaus Karolinum geschafft. Der Sohn, der den Wagen lenkte, kam fast ohne Verletzung davon. Man hofft, die Verunglückten am Leben zu er­halten.

Crailsheim, 15. Juli. Zum Psarrdorf Marktlustenau gehörig liegt 459 Meter über dem Meer in einer Tal­weitung zwischen Waldbergen wohlgeborgen Tempel­hof; ursprünglich ein Bauernhof, wurde 1648 nach dem Brand Schloß Kreßberg die ganze Anlage zur Residenz der Herrschaft erbaut. Wenig über 100 Jahre, von 1699 bis 1805 war Tempelhof brandenburg-ansbachisches Lehen, ging dann von Preußen an Bayern über und wurde von diesem 1810 durch Staatsvertrag an Würt­temberg abgetreten. 183839 kaufte die Krone Würt­temberg das Gut, auf dem 1843 die Kinderrettungs­anstalt und 2 Jahre später die Schullehrerbildungs­anstalt eröffnet wurde. Am Mittwoch, den 16. Juli, feiert die Anstalt ihr 68. Jahresfest. Festredner sind: Schulrat Remppis-Heilbronn, Pfarrer Sayler-Dettingen a. E., Missionar Braun-Crailsheim, Stadtpfarrer Hart- lieb-Eiengen a. Br.

Waldsee, 15. Juli. In Bergatreute ist gestern abend der 23 Jahre alte Bauernsohn Arnold im Talmühle­weiher beim Baden ertrunken. Die Leiche ist noch nicht geborgen. Ein Freund, der ihm zu Hilfe eilte, hat bei- nahe selbst das Leben eingebü ßt.

Aus Wett und Zeit.

Ludwigshafen, 15. Juli. Der Mörder der zwölfjährigen Irma Kelchner, deren zerstückelte Leiche, wie gemeldet, am Sonntag früh auf einem freien Platze im nordwestlichen Teile der Stadt gefunden wurde, ist heute mittag verhaftet worden. Es ist der 31jährige Fabrikarbeiter Jakob Siegl, der etwa 30 Meter von der Fundstelle entfernt wohnt. In dem Abort seiner Wohnung wurden die der Leiche fehlenden Eingeweide gefunden. Der Täter ist geständig. Das Haus, in dem er wohnt, wird von einer großen Menschenmenge umlagert.

Dresden, 15. Juli. Gestern nachmittag ist ein Teil der im Bau begriffenen Luftschiffhalle eingestürzt. In der vorigen Woche waren zwei der Hallenbogen fertig montiert worden. Vor drei Tagen begann man mit dem Emportreiben des dritten Bogen. Ohne daß irgendwelche Anzeichen vorausgegangen waren, brach plötzlich die Eisenkonstruktion im Gewicht von 33 000 KZ zusammen. Ein wahres Wunder war es, daß von den etwa hundert anwesenden Arbeitern nur ein einziger verletzt wurde; er hat leichte Quetschungen erlitten.

Berlin» 15. Juli. Die Reichstagsersatzwahl in Landshut ist auf den 31. August festgestellt worden. Es ist dies wohl der erste Fall, daß eine Reichstagswahl an einem Sonntag stattfindet.

Berlin, 15. Juli. Die Morgenblätter melden aus Rom: Der malerische See bei Canterno ist plötzlich ver­schwunden. Ein Krater von 4 Meter Umfang hat ihn verschluckt. Mit furchtbarem Gurgeln verschwand das Wasser. Feuer stieg aus dem Schlund auf. Ueber das ganze Seebett sind tausende von Fischleichen zerstreut.

Zürich, 15. Juli. Auf dem Zürichberg wurde gestern nacht ein Chauffeur ermordet. Neben dem von sieben Kugeln getroffenen Leichnam stand noch das Automobil. Anscheinend liegt Raubmord vor.

chen über die Stirne und sogar auf ihren Wangen lag ein rötlicher Schimmer.

von Haller merkte es sich selbst an: Signora Amina Thomaso machte Eindruck auf ihn, tiefen Eindruck! Und wie an einer viel bewunderten Rosenblüte hingen seine Blicke an ihrer Schönheit.

Ungewollt war er aufgestanden, als wollte er ihr entgegengehen. Doch dann besann er sich, daß sie ihm gegenüber ja eine fremde Frau war und ihm seine flüchtige Bekanntschaft von heute morgen kein Recht gab, sie anzureden; so setzte er sich denn wieder.

Mit vollen Tönen hallte die Musik herüber. Als Amina an seinem Platz vorüber kam, schien sie ihn gar nicht zu bemerken. Ihn aber kostete es Mühe, an sich zu halten, um nicht Unschicklichkeiten zu begehen.

Da kam ihm der Zufall zu Hilfe.

Kaum, daß die beiden Frauen an seinem Platze vorbei waren, bemerkte er, daß eine der beiden eine Spange verloren hatte, wie man sie im Orient allgemein zum Halt dr Gewänder trägt. Er hob sie auf. Es schien ein kostbares Stück, das wohl der Herrin zugehören mochte: ein runder Goldreif, darinnen ein Emaillebild­nis, ein Männerkopf von markanter Schönheit, gehal­ten war.

Hutlos, wie er war, ging er den beiden Frauen nach, sagte einige höfliche, aber gleichgültige Worte und reichte Amina den Fund.

Sie hier, noch hier?" fragte sie.Ich traf Ihre Freunde längst am Strande. Die See geht so prächtig, das Panorama ist grandios. Das haben Sie eben hier gefunden? Das ist ja mein venetianischer Schmuck; ich danke Ihnen!"

(Fortsetzung folgt.)