Der Bericht der R uh riom Mission.

Frankfurt a. M., 22. April. DieFranks. Ztg." Nleldet aus Krefeld: Tie feindliche Kommission, die über die Zustände im Ruhrgebset sich unterrichten soll, be­richtet, daß die Reichswehrtruppen sich immer noch im Ruhrgebiet befinden; es haben wohl Verschiebungen statt­gefunden; aber geräumt sei das Gebiet nicht. Kriegs­material sei nicht gefunden wordeir, es müsse also ver­steckt sein. Die unmittelbare Auslieferung des Materials müsse sofort von der deutschen Regierung verlangt werden.

Das Krankenversicherungsgesetz.

Berlin, 22. April, Sämtliche bürgerliche Frak­tionen der Nationalversammlung haben einen Antrag ein­gebracht, daß der ursprüngliche Regierunasantrag, die Verpflichtung zur Krankenversicherung auf Einkommen bis 12 000 Mk. auszudehnen, wiederhergestellt wird. (In der Kommission war ein sozialdemokratischer Antrag durch­gedrungen, die Einkommensgrenze aus 20000 Mk. zu er­weitern.)

Major v. Gilsa beurlaubt.

Berlin, 22. April. Der frühere Adjutant Noskes, Major v. Gilsa, ist beurlaubt worden. Er soll eine andere Verwendung erhalten.

Der 1. Mai.

Berlin, 22. April. Die sozialdemokratische Fraktion hat in der Nationalversammlung den angekündigten An­trag eingebracht, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Das Zentrum hat sich dagegen ausgesprochen und von den Demokraten wird nach demB. T." nur ein Teil für den Antrag stimmen, der wahrscheinlich keine Aussicht auf Annahme hat. (Im vorigen Jahr wurde der 1. Mai alsWeltfriedenstag" gefeiert.)

Rücktritt Gradnauers.

Dresden, 22. April. Ter Ministerpräsident Tr. Gradnauer wird zurücktrete». Wie berichtet wird, hat das zögernde Verhalten Gradnauers gegenüber dem Banditen Hölz in Sachsen große Unzufriedenheit er­regt. Gradnauer zählt zu den befähigtsten Mitgliedern der sozialdemokratischen Partei. '

Lohnbewegung.

Dresden, 22. April. Die Bankeninhaber haben den Schiedsspruch in den Lohnstreitigkeiten im Bankgewerbe abg lehnt. Die Regierung will das Streikpostenstehen verbieten. (?)

Düsseldorf, 22. April. Die Angestellten der Banken beschlossen, in den Streik einzutreten, bis ein neuer Tarif abgeschlossen ist.

Wien, 22. April. Morgen werden 70000 Industrie- Angestellte Oesterreichs in den Ausstand treten, da die Jndurstiellen zwar die Gehaltssorderungen bewilligt, aber einen allgemein gültigen Rahmenvertrag, der eine Ab­stufung dm: Gehälter wie bei den Staatsbeamten vor- siehr, abgelehnt haben.

Keine Räumung Frankfurts.

Paris, 22. April. Im Kammerausschuß teilte ein Re­gierungsvertreter mit, in Frankfurt liegen 14 OM, in Hanau 2000, in Darmstadt 35M Mann. Es sei nicht in Aussicht genommen, die Truppen zurückzuzieheu. Bredereck festgenommen.

Berlin, 22. April. Rechtsanwalt Bredereck, btt Pressechef der Kapp-Regierung, der sich unter dem Na­men eines Ingenieurs Paul Schuldig in Geltow bei Rotterdam aufhielt, ist dort festgenommen worden.

Königsberg i. Pr., 22. April. DieOstpreußische Zeitung" wurde durch deu Reichs- und Staatskommissar bis zum 5. Mai verboten. ___^

Vermischtes.

Die Uhren am See. In einem Städtchen am Bodensee. Tie Uferorte sind nie so besucht gewesen wie in diesem Jahr. Alle Gast- und auch die meisten Privathauser waren überfüllt. Wohl dem, der Wochen vor seiner Ankunft sich ein Zimmer gesichert, wohl dem, der in letzter Stunde ein Bett bekam! Man versicherte überall:Ich bezahle jeden Preis" und konnte überall darauf rechnen, höflich abgewiesen zu werden. Auch mir schien es so zu gehen. In glühendem Sonnenbrand war ich von Tür zu Tür gegangen und rechnete schon damit, die Nacht auf einer Uferbank zubringen zu müssen, als ich endlich erhört wurde. Ich fragte frischweg einen Mann in Arbeiterkleidung, ob er nicht ein Zimmer für mich wisse. Er wußte eins. Bei ihm selber. Freilich: An­sprüche dürfe ich nicht machen. Er sei Witwer, lebe allein. Die Wohnung sei eng. Macht nichts, wenn ich nur ein Wett Habel Durch Gäßchen kreuz und quer führte er mich an ein altes schmales Haus. Eine krachende Stiege hinan. Er schloß eine Tür auf:Hier ist das Zimmer". Erschöpft und ausgedörrt, wie ich war, sah ich nur das Bett und versicherte den freundlichen Mann meines dau­ernden Tanks, empfing den Haus- und Türschlüssel, Stolperte die Treppe hinunter, stürzte, selig meines Glücks, 8n das nächste Weinhaus. Tann wieder an den See, dann in die Kirchen, zu den Sehenswürdigkeiten, auf die Hö­hen. Hundemüde lande ich spätabends in meinem Quartier, finde mich zurecht, kratze die Kerze an, grüße den Voll­mond, der durchs gardinenlose Fenster scheint, entkleide mich, falle ans das Bett. Als Sonderzulage für die Nacht hatte ich vorher einen Liter Roten getrunken. In wenigen Minuten mußte ichhinüber" sein. Ich kam nicht hinüber, nicht für eine halbe Stunde. Sie denken an hüpfende Mitbewohner des Betts? Sie irren! Es war durchaus sauber! Mäuse? Nein! Schnarchen aus dem Nebenzimmer? Auch nicht! Also? Geduld! Ich hatte mich kaum ausgestreckt, da tat eine Wanduhr drei Schläge.

Die Untersuchung gegen die Marineoffizrere.

Berlin, 22. April. ' Unter dem Vorsitz des Reichs­wehrministers fand heute eine Besprechung mit den Ver­tretern der Marinebehörden von Kiel und Wilhelms­haven, der oldenburgischen Regierung und dem Zivil- kommissiar von Kiel statt. Alle Teile waren sich klar darüber, daß auf die Dauer der Dienstbetrieb ohne Offi­ziere nicht möglich sei. Die Untersuchung gegen die vom Dienst enthobenen Offiziere wird durch das Untersu­chungsamt des Ministeriums geführt und das Ergebnis durch einen parlamentarischen Ausschuß geprüft.

Der Ruck nach links.

Berlin, 22. April. Eine Versammlung der sozial­demokratischen Parteivertreter nahm eine von den Redak­teuren desVorwärts", Stampfer und Krüger« vorgeschlagene Entschließung an, die Reichstagswahlen zur Schaffung einer so zialdemo kr atischen Pa r- lamentsmehrheit auszunützen und sich zu einer Einigung mit der Unabh ängi gen so z. Par­tei auf dem Boden rein demokratisch-sozialistischer Politik ohne Diktatur bereit zu erklären.

Verhaftung.

Hamburg, 22. April. Der Bürgermeister von Kiek, Dr. Lindenmann, der in den Putschtagen die Inter­essen der Kapp-Regierung in Kiel vertrat, wurde heute morgen hier verhaftet.

Der Schrecken Millerands. '

Paris, 22. April. Wie der Sonderberichterstatter desMatin" meldet, haben Nitti und Lloyd George Millerand den Gedanken nahe gelegt, die deutsche Re­gierung zur Teilnahme an der Konferenz von San Remo ein zulad en. Der Berichterstatter bemerkt, man könne sich die Wirkung dieses Vorschlags aus Milterand leicht vorstellen.

'Dresden, 22. April. Mit Gradnauer wird daS ganze Ministerium znrücktreten.

London, 22. April. DieTimes" meldet aus Neu- york, Wilson sei durch die Ablehnung feiner Vorschläge über die Türkei seitens der Konferenz von San Remp sehr verstimmt. Er habe deshalb öffentlich kundgegeben, haß er seine Ansichten den Verbündeten nicht bekannt- gebcn werde, bis der Senat den Friedensvertrag von Versailles bestätigt habe. (Das heißt doch wohl bis zum St. Nimmerleinstag. D. Schr.)

Hamburger Sorgen.

Hamburg, 22. April. Die Bürgerschaft beschloß, die Einholung eines Rechtsgutachtens des Reichsgerichts dar­über, ob Hamburg nach der Reichsverfassung verpflich­tet ist, schon jetzt den Religionsunterricht wieder einzu­führen und damit die Verordnung des Arbeiter- und Soldaten-Rats aufzuheben.

Die gemäßigten Mitglieder der Unabhängigen soz. Frak­tion der Bürgerschaft haben dem Vorstand der Bürger­schaft ihren Rücktritt angezeigt.

Eine znm Nachmittag nach dem Heiligen Geist-Feld« einberufene Versammlung Erwerbsloser ist von der Sicherheitspolizei verhindert worden. Versuche einzel­ner Gruppen, nach dem Rathaus zu ziehen, wurden durch Absperrung vereitelt, ebenso ein Versuch, den Mster-Pa- villon zu stürmen. Einige Rädelsführer wurden festge­nommen.

Deutsche Kriegsschiffe nach Amerika.

Amsterdam, 22. April. Wie dieTimes" melden, ist ein Transporrt-Schiff mit 1100 amerikanischen Offizie­ren und Mannschaften nach Rosyth unterwegs, um die den Vereinigten Staaten zugetei.ten deutschen Kriegs­schiffe zu übernehmen.

rrya, es war ^11 Uhr. Gut. Nach einer Weile^tat es wieder drei Schläge. In diese hinein drei andere. Nach einigen Augenblicken schlug es wieder dreimal. Ich sprang, nervös auf, machte Licht, schaute mich um: An den Wänden hingen vier Uhren, jede mit Schlagwerk. Das konnte ja nett werderi! Wenn das so weiter ging, dann schlugen diese Zeitmesser in der nächsten Viertelstunde zusammen 44 mal, in der folgenden 4 mal, in der zweiten 8 mal, m der dritten 12 mal, dann um 12 Uhr 48 mal! Das war ja zum Rasendwerden? Und diesem Quartett sollte mein nach Schlaf lechzender Kopf standhalten! Die Uhren schlugen pünktlich d. h. nacheinander 44 mal. Nun wußte ich's doch sicher: es war 11, hatte auch das Vergnügen, feststellen zu können, daß eine rahe Kirchen- nhr vor- oder nachging. Ich lag mit offenen Augen und Martere erregt. Tie Minuten gingen. Bald, bald, bald jetzt: 1 Schlag, dann in gehörigem Abstand die anderen. Und so fort. Viertelstunde um Viertel­stunde schepperte, brummte, schrillte, sang sich dahin. Tie Uhren vertrieben mir die Zeit. So ging die Nacht vorbei, so kam der Tag heran, erwartet von den schep­pernden, brummenden, schrillenden und singenden Uhren. Man übersteht so vieles! Immerhin: als mein Wirt sehr frühzeitig mit wundermildem Gesicht in meine Stube trat, um zu fragen, wie ich geschlafen, wäre ich ihm beinahe an den Hals gesprungen. Doch ich faßte mich, schaute ihn giftig an und zeigte auf die Uhren.Gell," sagte er,man gewöhnt sich bald daran? Tie Uhren sind meine Liebhaberei: wenn ich sie nur einmal so weit bringen könnte, daß sie zusammen schlagen. Aber das gelingt mir nit." Also ein neuer Karl V., der'ja auch den Uhrenfimmel hatte. Daß 4 Uhren, die alle Viertel schlagen, einem den Schlaf nehmen können, kam dem Bra­ven nicht zum Bewußtsein. Ich verzichtete darauf, Skan­dal zu machen, ich heuchelte sogar Interesse für die Geschichte der 4 Zeitmesser. Während ich frühstückte, zeig­te mir mein Hausherr auch noch drei Taschenuhren. Zwei waren ihm aus dem Felde geschickt worden, beide Söhne waren gefallen. Da wurde ich. weich. Die dritte stammte

Dev Ruin Oesterreichs.

London, 22. April. Bei Besprechung deo Friedens- Vertrags mit Oesterreich im Oberhause sagte Lord Mil- ner, es sei den Abmachungen, die zum Eingreifen Ita­liens in den Krieg seinerzeit abgeschlossen wurden (dem englischen Geheimvertrag), zuzuschreiben, daß nicht uner­hebliche deutsche Vollsteile unter italienische Herrschaft gekommen seien. Mit dem völligen Ruin Oester­reichs müssen wir rechnen, nachdem die Donaumonarchie nun einmal so zerstückelt worden ist. Dieser Ruin wird sich kaum aufhalten lassen trotz der Hilfe, die die Mier- ten Oesterreich angedeihen lassen und trotz der Bemü­hungen der englischen Regierung, die wirtschaftlichen Bestimmungen des Vertrags von St. Germain mit größ­tem Entgegenkommen auszulegen. (!)

Oesterreichische Länderkonferenz.

Linz, " 22. April. ' Gestern ist die Länderkonserciiz eröffnet worden, an der Bevollmächtigte aller politi­schen Parteien der Länder Oesterreichs teilnehmen. Zu­nächst wurden die eingegangenen Verfassungsentwürfe be­sprochen.

Verbotener Kongreß.

Neucnburg (Schweiz), 22. Avril. Der Regiermizs- rat des Kantons Neuenburg hat die Abhaltung des für übermorgen änberaumten kommunistischen Kon­gresses verboten, da seine Ziele der öffentliche» Ordnung zuwiderliefen.

Poststreik in Italien?

Mailand, 22. April. In Italien leidet der Post- und Telegraphenverkehr durch den Widerstand der An­gestellten sehr. Die Verbindungen mit Oberitalien sind nur mit Mühe anfrechtzuerhalten. Tausende von Tele­grammen können nicht befördert werden. In gleicher Weise hänfen sich in Rom die Postsäcke mit Briefen usw., sodaß die dortige Postvcrwaltung die Beförderung von ' Wertsachenpaketen und Drucksachen gesperrt hat. Man nimmt an, daß die Post- und Telegraphen-Angestellten nach Empfang ihres Gehalts zum Streik übergehen wer-c den.

In Genua sind zwei Schiffe aus Odessa mit Et- zeuqnissen aus Sovjetrußland eingetroffen.

Keine Vermögensabgabe in England.

London, 22. April. Im Unterhaus hob Chamber- lain hervor, daß für das laufende Jahr eine weitere Verminderung der Staatsschulden um 3M Millionen Pfund Sterling (6 Milliarden Goldmark) zu erwarten sei, ohne Ausnahmemaßnahmen zu ergreifen. Später würde möglicherweise eine Mgabc ans die durch den Krieg erworbenen großen Vermögen gelegt werden. Tie von der Arbeiterpartei vorgeschlagene allgemeine Ka­pitalabgabe bezeichnte er als ungerecht.

Churchill antwortete auf eine Anfrage über die Ver­wendung deutscher Zivilisten in englischen Diensten im Rheinland als Ofsiziersburschen, Schreiber usw., er hebe Bericht eingefordert-

Keine Antwort ist auch eine.

London, 22. April. Auf die Anfrage, ob es wahr, daß Lord French allein oder mit der ganzen Regierung von Irland zurückgetreten sei, gab die Regie­rung im Unterhaus keine Antwort.

Die Finanzkonferenz des Völkerbunds.

Amsterdam, 22. April. Englischen Blättern zufolge ist an !sie Vereinigten Staatep eine besondere Einla­dung zur Teilnahme an der Internationalen F-inanzko»- ferenz in Brüssel ergangen. Auch andere Staaten, dar­unter ehemals feindliche, sollen an der Konferenz teil­nehmen, um sich über besondere Fragen zu äußern.

von scirer Frau. Voriges Jahr war sie gestorben am Herzschlag. Ans einer Hamster fchrt. Sie sei sehr voll blütig gewesen. Ich reichte ihm geröhrt die Hard.

. R. G. imMittagsblatt*.

Das Helium-Luftschiff. Ein Riesenluftschiff nm Gondeln, deren Querschnitt an den eines modernen Ozean­dampfers erinnert, mit vier Stockwerken, in dessen ober­stem die Paare sich im Tanze drehen, während der zweite den Speisesaal und die Kabinen enthält und die un­teren Küche und Gepäckräume ausweisen das ist das Zukunftsbilds wie. es die Amerikaner mit Hilfe des He­liums verwirklichen wollen. Vor einigen Monaten kam die Meldung, daß''es gelängen sei, das Heliumgas, dessen Erzeugungspreis sich bisher auf etwa 60000 Dollar für den Kubikmeter gestellt hatte, in hinreichenden Mengen und für 31/2 Dollar herzustellen, sodaß es nunmehr indu­striell verwertet werden könne. Damit wäre ein Füll- gas für Luftschiffe gewonnen, das gegenüber dem bisher verwendeten außerordentliche Vorteile infolge seiner Un- rntflammbarkeit, seines hohen Auftriebes und seiner nur halb so großen Diffusionsgeschwiudigkeit aufweift. In­genieur Gohlke, der im neuesten Heft derUmschau" die zur Heliumgewinnung benutzten Verfahren schildert, weißt auf die Vorteile hin, die ein solches Luftschiff dem Flugzeug gegenüber haben würde. Zunächst ist das Luftschiff dem Flugzeug durch seine Befrachtungsmög­lichkeit überlegen, dre mit zunehmender Größe steigt un­schön bei den heutigen deutschen Starrschiffen an Nutz­est über 50 Prozent des Gesamtaustriebs ausmacht. Es ist ferner im Gegensatz zu der oft ausgestellten Behaup­tung weniger Landungspersonal für das Luftschiff nötig, als für das Flugzeug, wenn man nämlich beide auf der Basis gleicher Befrachtungsmöglichkeit miteinander ver­gleicht. Nach einer englischen Statistik betrug die für eine geflogene Stunde m Anspruch genommene Mann- schaftszahl bei Flugzeugen 3,5, bei Luftschiffen jedoch «ur 1H3.

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