Er wurde Lehrer der Mathematik und Mitglied der Akademie in Petersburg, kehrte 1744 in die Heimat zu­rück und wurde Professor an der Universität Tübingen, wo er schon 1754 starb.

8cb. Mutmaßliches Wetter. Für Donnerstag und Freitag ist meist trockenes und etwas wärmeres Wetter zu erwarten.

llnterhaugstett, 8. Juli. Der Unfug, daß junge Leute Schußwaffen mit sich tragen, hat auch hier zu einem gefährlichen Unfall geführt. Ein Idjähriger Junge hatte ein kleines Terzerol geladen zu sich ge­steckt. Beim Ausdertaschenehmen desselben ging der Schutz los, das Geschoß drang durch die rechte Bauch­wand in den Leib und verletzte den Darm. Der Ver­unglückte mutzte so rasch als möglich in das Kranken­haus nach Calw verbracht werden, wo er operiert wurde. Sein Befinden ist befriedigend.

Lcbm. Bad Liebenzell, 8. Juli. Kurtheater. Am Sonntag ging bei vollbesetztem Hause derEinsiedler" in Szene und fand sehr beifällige Aufnahme. Den Sanitätsrat Schlomann spielte Earl Blumau sehr gut, nicht minder Fanny Remmers die Frau Sanitäts­rätin. Den jungen Dr. Siegfried Cornelius gab recht naiv Willy Meinberg und Edith, seine Frau, fand in Fräulein Fanny Kaden eine gute Vertreterin. Der Oberkellner Ferdinand von Max Malen war durch und durch echt; Mary Horn als Zimmermädchen und Will). Müller-Diener als Hausbursche patzten sich der Sache ganz an. Reicher Beifall wurde den­selben für ihre vorzüglichen Darbietungen gespendet. Der 2. Teil brachte diebunte Bühne" und die Künstler unterhielten das Publikum aufs beste, und als zum Schluß Carl Blumau zwei lustige Couplets brachte:Der Stiefelputzer" undDie wahre Liebe ist das nicht", erntete er anhaltende Hervorrufe. Den Schluß des Abends bildete Tanz, dem in ausreichendem Matze zugesprochen wurde, denn außer Gästen aus Calw, Hirsau und Schömberg waren die Kurgäste zu dem Abend zahlreich erschienen.

Württemberg.

Aus dem Landtag.

Stuttgart, 8. Juli. Die Zweite Kammer debattierte heute über die Anfrage des Abgeordneten Heymann (S.) an den Kultminister, ob ihm bekannt sei, datz von Rektoraten einzelner Schulen an Väter von Schülern die Aufforderung gerichtet werde, sich unterschriftlich zu verpflichten, ihre Kinder nicht im Turnunterricht der Arbeiterturnvereine teilnehmen zu lassen. Kultmin. v. Habermaas erklärte, daß weder dem Ministerium noch der Oberschulbehörde eine solche Aufforderung, bezw. Beschwerde hierüber bekannt sei. Die Besprechung lief darin aus, datz auf der einen Seite behauptet wurde, die Arbeiterturnvereine seien politisch, und von der an­deren Seite diese Behauptung bestritten wurde. Die Sitzung wurde um K-8 Uhr auf Mittwoch 9 Uhr vertagt.

Horb, 8. Juli. Nach den durch die bestellten Sach­verständigen vorgenommenen Abschätzungen betragen die Schäden, welche durch den Sturm vom 4. Juni d. I. im Bezirk verursacht wurden, an Gebäuden in den Gemeinden: Ahldorf 3 370 -4l, Baisingen 62 560 -4t,

Eutingen 12 340 -4t. Mühlen 59 810 °4t, Rohrdorf 1000 Mark, zus. 139 080 -4l, wobei Staatsgebäude nicht be­rücksichtig sind; anObstbäumen in den Gemeinden:

Ahldorf 17 519 -4t, Baisingen 146 749 ^lt, Eutingen 40 008 -4t, Göttelfingen 5 639 -4t, Mühlen 25 396 -4t,

Rohrdorf 5 474 -tt, zus. 240 785 -4t. Zur Dachausbesse­rung sind gegen 800 000 Stück Ziegel erforderlich ge-, __

worden. Die übrigen Schäden, namentlich auch an den gung der Tierbestände und der Versuchsfelder mit nach

Wäldern, sind noch nicht sicher festgestellt. Mit der Auf­räumung und Aufbereitung des dem Sturm zum Opfer gefallenen Holzes ist jetzt eine größere Anzahl Wald­arbeiter aus dem Oberamt Freudenstadt beschäftigt. Der Schaden an den Feldfrüchten läßt sich jetzt noch nicht bestimmt beurteilen. Es hat hiefür zu einem nicht unbedeutenden Teil die Norddeutsche Hagelversicherungs­gefellschaft aufzukommen. Immerhin werden Hopfen nur mehr einen geringen Ertrag liefern. Die Winter­frucht ist zum größten Teil verhagelt, während die Eom- merfrucht, welche im Wachstum nicht so weit vorgeschrit­ten war, sich noch einigermaßen erholen wird. (St.-A.)

Horb, 8. Juli. In Jhlingen ist in der mit Heuvorrären gefüllten Scheuer der Wirtschaft zum Grünen Baum im Heustock heute Feuer ausgebrochen. Die Flammen sprangen auf die Wirtschaft über. Der Besitzer Hellstern war bereits in den Stein­bruch gegangen, seine beiden noch schlafenden Kinder konnten noch gerettet werden, ebenso das Vieh und die Wtrtschaftsfahrnis. Das Uebrige scheint alles ein Raub der Flammen geworden zu sein. Haupt­gebäude und Scheuer brannten in der Zeit von kaum einer halben Stunde bis auf die Grund­mauern nieder.

Freudenstadt, 8. Juli. Im Wohnhaus des Direk­tors Huppenbauer fand, während der Besitzer verreist war, ein frecher Einbruch statt. Dem Langfinger fiel eine nicht unbeträchtliche Summe an Geld und Wert­sachen in die Hände.

Stuttgart, 8. Juli. Zur Reform der Gemeinde- Einkommensteuer haben der Wiirttb. Bund für Handel und Gewerbe und der Verband der Rabattsparvereine Württembergs eine eingehende, mit statistischem Ma­terial belegte Eingabe an die Landstände gerichtet.

Stuttgart, 7. Juli. Auf der am 26. und 27. Juli hier stattsindenden Landesversammlung der sozialdemo­kratischen Partei Württembergs kommt u. a. ein An­trag zur Verhandlung, der alle Parteigenossen, die aus ihren Mandaten im Reichstag, Landtag oder in kom­munalen Vertretungen Diäten beziehen, ein Drittel da­von an die Kreiskasse abzuliefern verpflichten will. Auch die Doppelmandate sollen in einem weiteren An­trag von neuem bekämpft werden, und außerdem solche Mitglieder aus der Partei als unwürdig ausgeschlossen werden, die Vereinen mit patriotischen Bestrebungen angehören.

Hohenheim, 7. Juli. Der Verein ehemaliger Hohen- heimer Ackerbauschüler hielt gestern hier seine General­versammlung ab. Oekonomierat Gabriel-Hohen­heim empfing die Teilnehmer, die mit Extrawagen von Stuttgart herkamen, und gab ihnen die Führung durch die Hohenheimer Felder mit Erläuterungen. An­schließend fand das Mittagessen im Blauen Saale der Speisemeisterei statt, an dem sich 90100 Personen be­teiligten. Der Vorsitzende begrüßte die Festteilnehmer, insbesondere die in so stattlicher Zahl erschienenen älteren. Hierauf gab er einen kurzen Rückblick über das abgelaufene Berichtsjahr. Durch Erheben von den Sitzen wurde des verstorbenen langjährigen verdienten Oberlehrers und nachherigen Bezirksschulinspektors Mangler gedacht. Der Schriftführer, Oberl. Rentsch- ler - Hohenheim erstattete den Rechenschaftsbericht, nach dem der Verein 182 Mitglieder zählt gegen 162 im Vorjahr. Die Kasse schließt mit einer Einnahme von 708.09 -4l und einer Ausgabe von 226.76 -4l ab. Auf der Sparkasse sind nunmehr 500 -4l angelegt. Wirt­schaftsassessor Huber hielt einen prächtigen Vortrag überEine Studienreise durch Elsaß-Lothringen, die Pfalz und Unterbaden". Sodann fand eine Besichti

klmina.

1 ) Roman von Gerhard Büttner.

Dann kam der Tag, wo ich es nicht mehr ertrug. Du weißt es ja, Alia, der Signor war in der Stadt. Da bat ich Dich, mit mir und Eiovanna-Refia zu ent­fliehen. Er hatte mich geschlagen, weil ich von einer Sippe sei, die ihm das Glück mißgönne. Die Flucht hat uns hierher geführt, nach einem schönen Erden­winkel. Niemand wird es ahnen, daß Viktor Tomasos Türkenweib an den Gestaden eines fernen Meeres eine Stätte wußte, wo sie des Gatten Wort nicht hört, nicht seine Hände fühlt, die nach ihr schlagen, nicht jene Blicke sieht, die sie Haß erkennen lassen, dieselben Augen, die sie einst so glühend und voll liebender Leidenschaft verzehrten!"

Still schritt die alte Dienerin neben ihrer jungen Herrin den Strandweg gen Steinkirchen entlang. Sie war es schon gewohnt worden, daß Amina Tomaso ihr jetzt fast alle Tage von ihrer unglücklichen Ehe erzählte. Es lag viel Herbes in diesen Erzählungen. Aber zu sagen wußte Alia zu all dem Traurigen nichts mehr. Sie kannte das alles ja zum größten Teil aus eigenem Miterleben. Ihrem Verständnis für der Herrin trau­rige Lage hatte sie durch emsige Beihilfe zur Flucht und ihren Mitzug in fremde Lande Ausdruck verliehen. Was sollte, was konnte sie als Dienerin noch tun. Mit­trauern und mitweinen, wenn Amina immer wieder

der Schmerz packte? Sie vermochte weder das eine noch das andere und pflegte daran festzuhalten, daß Schmer­zen leichter sind verwunden, wenn kein Echo sie gefunden.

Die Wipfel der Föhren in den Strandwaldungen am Ufer der Ostsee rauschten über den Häuptern der beiden Frauen melancholisch in lauem, spätsommerlichem Abendwinde. Vom talwärts landein gelegenen Dörf­chen Steinkirchen klangen die Abendglocken herauf. Da­zu sangen leichte Wogen der Ostsee ihr ewiges Lied: müssen uns wiegen, müssen uns schmiegen, brüderlich, schwesterlich treu; müssen uns mühen, wachsen und blühen, kennen kein Welken dabei. Murmelgreiskinder sind wir und Gründer weltewiger Loreley, weltenweit eilen, weltentief weilen wir wagemutig und frei.

Alia," sagte Amina und blieb ein wenig stehen, Durazzo ist nicht so kühl, aber auch lange nicht so herrlich. Diese deutschen Wälder haben einen so köstlichen Duft! Und das Rauschen des Meeres, hörst Du's, Alia? Es ist so wunderba. Unser blaues Adriatisches Meer ist prächtig, aber hier ist die Küste grandioser. Der Wellen Rauschen wird durch des Waldes Stimme kraft­voll erhöht. Fühlst Du Dich wohl hier, Alia?"

folgendem gemütlichen Beisammensein im Adler in Plieningen und im Herzog Karl statt.

Sulzbach a. M.> 8. Juli. Gestern mittag ließ sich der 63 Jahre alte Emil Schwinger vom Zug überfahren und war sofort tot. Er wurde 400 Meter vom hiesigen Bahnhof entfernt aufgefunden. Schwinger war seit einiger Zeit in der hiesigen Gegend als Viehfütterer beschäftigt und ist von Oeschelbronn OA. Waiblingen gebürtig. Er trug sich schon lange mit Selbstmordgedanken.

Riedlingen, 8. Juli. Hier wurde das im früheren Kameralamt untergebrachte Krieger- Erholungsheim bezogen. Die erste 21 Mann starke Gruppe Veteranen wurde vom Militärverein am Eingang des Ortes empfangen und in das Erholungsheim, das mit seiner sauberen Einrichtung einen ganz behaglichen Eindruck machte, geleitet. Die offizielle Eröffnungsfeier findet erst am 21. Juli statt.

Ochsenhausen, 8, Juni. Gestern verunglückte in Hattenburg beim Graben eines Brunnens für das Käsehaus der verheiratete 32 Jahr alte August Kaiser. Er wurde von dem beim Aufziehen sich loslösenden Kübel so schwer getroffen, daß er seinen Verletzungen erlegen ist. Er hinterläßt eine Frau mit vier Kindern.

Ravensburg, 7. Juli. In einer der letzten Sitzun­gen der bürgerlichen Kollegien gab es eine große Fleischpreisdebatte. Es wurde den Metzgern vorgehal­ten, daß die Fleischpreise in Biberach beständig weit billiger sind, als in Ravensburg und daß trotz des be­deutenden Sinkens des Einkaufspreises für Schweine der Verkaufspreis gerade in Ravensburg noch mehr als anderswo aus unverhältnismüßiger Höhe gehalten werde. Schweinefleisch sei aber die überwiegende Fleischnahrung der minderbemittelten Kreise. Es wurde deshalb als eine Ungerechtigkeit der Metzger bezeichnet, daß diese sich auf den Standpunkt stellen, den am Ochsen- und Kalbfleisch entgehenden Gewinn durch eine Hoch­haltung der Schweinefleischpreise auszugleichen. Einem Metzgermeister, der einen Preisabschlag eintreten ließ, wurden im städtischen Schlachthaus die Schoßteile zer­schnitten, sodaß er es nur noch mit Schaden in kleinen Portionen verkaufen konnte. Die Metzger beriefen sich darauf, sie könnten wegen der strengen Fleischbeschau mit ihren Preisen nicht heruntergehen, ein Vorwurf, dem der Oberbürgermeister Reichle mit der Bemerkung begegnete, daß man den Beamten eine Verletzung der gesetzlichen Vorschriften nicht zumuten dürfe. Be­sonders geklagt wurde darüber, daß kein Metzger in ein Lieserantenverhältnis zum Konsumverein treten könne, was sicher zu einer Ermäßigung der Preise führen würde. Aber die Metzger schließen jeden aus der In­nung aus, der dem Konsumverein liefere. Auch kann ein solcher Metzger sich nicht an der Häute- und Fell­genossenschaft beteiligen, was ihm einen empfindlichen Schaden bereitet. Es ist sogar früher vorgekommen, daß einem Lieferanten des Konsumvereins die Häute der Tiere im Schlachthof zerschnitten wurden. Auf An­trag des Oberbürgermeisters wurde beschlossen, in eine nochmalige Besprechung des Schlachthausausschusses mit den Metzgermeistern über eine Herabsetzung des Schwei­nefleischpreises einzutreten. Wie der Oberschwäbische Anzeiger mitteilt, sind ihm aus den Kreisen der Metz­ger Drohungen unerhörter Art zugegangen, für den Fall, daß er einen Bericht über diese Verhandlungen bringe!

Friedrichshafen, 8. Juli. Dem Grafen Zeppelin sind zu seinem 75. Geburtstag aus allen Teilen Deutschlands

Alia nickte.

Ein frohes Leuchten zog über das scharfgeschnittene vom Schein der sinkenden Sonne ein wenig mit rotgol­denem Hauche umspielte Antlitz der Türkin. Aminas tiefschwarze Augen nahmen zudem einen sehnenden Ausdruck an, und dann wies sie mit langgestrecktem Arm über das Meer, indem sie zu Alia meinte:Dort ostwärts muß es nach Riga gehen. Da ist Borislaw Tumanow zu Hause. Kennst Du ihn?"

Ihr meint den langen, hageren Schwarzkopf, Her­rin, der gestern abend auf diesem Wege Euer Begleiter war; er hat ein blasses Gesicht und spricht wie ein Buch. Meint Ihr den?"

Ja."

"hui", machte Alia und schüttelte sich ein wenig.

Warum schüttelst Du Dich und warum brummst Du?"

Es ist so kalt hier oben am Strande, Herrin, und was den Fremden betrifft, so dachte ich an seine russische Heimat. Da wird's wohl noch kälter sein. Him", machte sie wieder und schüttelte sich erneut.

Das frohe Leuchten aus Aminas Augen verschwand, und es war fast, als legte sich eine Falte des Unmuts um ihre feinen, blutleeren Lippen, die sie fest aufein­ander biß.

Noch einmal blickte sie ostwärts über das Meer und dann wandte sie sich dem talwärts führenden Wege zu. der dem Strandweg gegenüber nach Steinkirchen eine gute halbe Stunde ersparte. (Forts, folgt.)