Materialienhändler, Buchhandlungen usw. in ganz er­heblicher Weise geschädigt worden. Ist der Herr Staats­minister des Kirchen- und Schulwesens bereit, den be­rechtigten Wünschen der Händler und Gewerbetreiben­den entgegenzukommen und auch eine Aufhebung bezw. Abänderung des genannten Erlasses hinzuwirken?"

Stadt» Bezirk «nd Nachbarschaft

Talw, 26. Juni 1913.

ep. Häuser der Barmherzigkeit. Wer in den Tagen des Alters auf fremde Hilfe angewiesen ist, ist übel daran. Solchen alten armen, erwerbsun­fähig gewordenen Volksgenossen beiderlei Geschlechts ohne Unterschied der Konfession wollen dieHäuser der Barmherzigkeit" eine Zufluchtsstätte und Hei­mat bieten. Die erste dieser Heimstätten, eine Schöpfung der Königin Olga, wurde im Jahre 1865 in Wildberg mit 25 Pfleglingen eröffnet, eine zweite wurde im Jahre 1873 in Eßlingen errichtet und nachdem sie zu klein geworden, 1904 auf das frei, gesund gelegene Hofgut Staigacker bei Back­nang verlegt. Im Sommer 1912 beherbergten die beiden Anstalten 186 männliche und 109 weibliche Pfleglinge. 107 von ihnen erhalten Alters- oder Unfallrente, aus der das Kostgeld ganz oder we­nigstens zum Teil gedeckt werden kann. Für eine Anzahl bedürftiger Pfleglinge wird ein etwa nö­tiger Zuschuß von den beteiligten Armenverbänden geleistet. Aber noch gibt es viele alleinstehende Leute, die von Alter und Schwachheit gebeugt, einer gesicherten Unterkunft dringend bedürfen, für welche aber die zur Bestreitung des Kostgeldes er­forderlichen Mittel nicht aufzubringen sind. So­weit möglich, wird solchen Pfleglingen aus dem Karl-Olgafonds ein Beitrag gewährt. Infolge der Steigerung der Lebensmittelpreise usw. sind jedoch die Betriebskosten der Anstalt gewachsen; dazu kommt eine auf dem Haus lastende große Bauschuld. Deshalb wäre eine weitere Verstärkung des Fonds durch besondere Beisteuern oder Vermächtnisse sehr erwünscht. Vielleicht wollen da oder dort freund­liche Gönner der hilflosen, oft in den traurigsten Verhältnissen lebenden alten Leutchen gedenken und es dem Karl-Olgafonds noch mehr als seither er­möglichen, ihnen einen friedlichen Lebensabend in einer der Heimstätten zu gewähren!

Rabattsparbücher und Rabattmarken. Aus Kreisen der Rabattsparvereine wird berichtet, daß neuerdings mit den Büchern und Marken dieser Vereine an einzelnen Orten ein Mißbrauch ge­trieben wird, der mehrfach zu strafrechtlicher Ver­folgung und Verurteilung geführt hat. So wurden in einigen Fällen von unbefugter Seite Rabatt­marken gegen Bar oder Waren (Kinder bekamen Schleckereien!) von Nichtmitgliedern angekauft und bei den Vereinen eingelöst. Von den Gerichten wurde dieses Eebahren als unlauterer Wettbewerb gebrandmarkt und unter Strafe gestellt. Ebenso wird da und dort versucht, teilweise gefüllte Ra­battbücher durch Uebernahme der Marken oder ganzer Blätter aus anderen Büchern auszufüllen. Auch diese Manipulationen sind unstatthaft und können eine Zurückweisung der betreffenden Bücher zur Folge haben. Gegen diese Mißbräuche wird allerorten ein verschärftes Kontrollsystem ange­wendet; mehrfach wurde auch, wie erwähnt, mit Erfolg Klage erhoben.

Eine Verkannte. Wohl kaum ein Gewächs wird mehr verachtet und geringer eingeschätzt als die Brennessel. Sie ist allerdings äußerlich und ober­

flächlich betrachtet, rauh und ungeschlacht, und kann gar bissig werden. Aber wer es versteht, mit ihr manierlich zu verkehren, dem offenbart - sie ihte guten Seiten. Man ist zur Erkenntnis gekommen, daß sie zu den nützlichsten Pflanzen gehört, die ein Gewächs ist, das man nicht mit Rumpf und Stumpf ausrotten, sondern geradezu kultivieren sollte, wie es anderwärts schon seit längerer Zeit geschieht. Die Brennessel gilt als hervorragende Futterpflanze, die bezüglich des Nährwerts sogar über die Luzerne gestellt wird. Nur kann sie als Futtermittel nicht allein gereicht werden, da sie erhitzend wirkt. Als Futter für junge Gänse ist die Brennessel auch bei uns schon bekannt und in Verwendung. Sodann ist die Vrennessel eine Gespinstpflanze. Zwar hat sie nicht die Vorzüge des Hanfes und Flachses; doch werden ihre Bastfasern und Garne gesponnen und ihr Werg vom Seiler verarbeitet. Auch die Papierfabrikation hat bereits schon nach der Brenn­nessel gegriffen. Die Stengel junger Brennesseln geben ferner ein treffliches Streumittel, das in mancher Hinsicht dem Stroh vorgezogen wird und einen wertvollen Dünger abgibt. Die Wurzeln der Pflanze enthalten einen Farbstoff, der in die Likörfabriken wandert. Der ölige Samen eignet sich als Eeflügelfutter. Auch die Arzneikunde hat sich die Brennessel schon zu Nutzen gemacht und be­dient sich ihrer als Mittel gegen Eicht und Rheu­matismus, sowie gegen verschiedene Hautkrank­heiten. Endlich ist auch die Kochkunst schon hinter die Brennessel geraten und hat sie wie Spinat zubereitet.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist zeitweilig aufklärendes, strichweise mit Niederschlägen verbundenes und mäßig warmes Wetter zu erwarten.

r. Eechingen, 25. Juni. Eine heute beim Kaufmann B. vorgenommene Haussuchung förderte viele zur Konkursmasse gehörige Artikel zu Tage, die in Kisten verpackt, hauptsächlich in der Scheune ver­steckt waren. B. hatte schon ein Fuhrwerk bereit, um die Kisten fortzuführen; denn auf den 1. Juli wollte er nach Stuttgart übersiedeln. Auch etlche Hundert Mark bar Geld wurden bei ihm gefunden. Noch heute abend ist er nach Calw eingeliefert worden; indes die fraglichen Artikel auf dem Rat­haus h ier zurückbehalten werden. Schon am Frei­tag hätte B. vor dem Amtsgericht zur Ablegung des Offenbarungseides erscheinen sollen, was er aber nicht tat, wodurch er verdächtig wurde.

Weilderstadt, 25. Juni. Beim Dachdecken eines Scheunen-Neubaues stürzte der 44 Jahre alte ledige Maurer Anton Lutz von hier durch das Dach auf die Scheunentenne. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Spital verbracht. Im nahen Merk­lingen sind die Vorbereitungen auf das dort statt­findende Sängerfest in vollem Gange. Den Anmel­dungen nach dürfte es auf großen Besuch zu rechnen haben. Der Verband der selbständigen Maler des Bezirks Leonberg plant diesen Sommer eine Rheinreise mit Besuch des Niederwald-Denkmals.

Altensteig. 25 Juni. Ein entsetzlicher Unglücks­fall ereignete sich gestern nachmittag aus der Baier- sägmühle Gemeinde Ueberberg. Als der 17jährige Wilhelm Klumpp von der Aichelberger Sägmühle mit Bretterstreifen beschäftigt war, fiel ein Bretter­stoß um und drückte diesen mit dem Kopf auf die im Gang befindliche Kreissäge, so daß ihm ein

Das Wirtshaus im Spessart. I

40) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Ich war froh darüber und sagte zu, und sie gab mich einem Meister in Würzburg in die Lehre. Ich hatte Geschick zur Arbeit und brachte es bald so weit, daß mir der Lehrbrief ausgestellt wurde, und ich auf die Wander­schaft mich rüsten konnte. Dies schrieb ich der Frau Pate, und flugs antwortete sie, daß sie das Geld zur Wanderschaft gebe. Dabei schickte sie prachtvolle Steine mit und verlangte, ich solle sie fassen zu einem schönen Geschmeide, ich solle dann solches als Probe meiner Geschicklichkeit selbst überbringen, und das Reisegeld in Empfang nehmen. Meine Frau Pate habe ich in mei­nem Leben nicht gesehen, und ihr könnet denken, wie ich mich auf sie freute. Tag und Nacht arbeitete ich an dem Schmuck, er wurde so schön und zierlich, daß selbst der Meister darüber erstaunte. Als er fertig war, packte ich alles sorgfältig auf den Boden meines Ran­zels, nahm Abschied vom Meister und wunderte meine Straße nach dem Schlöffe der Frau Pate. Da kamen," fuhr er in Tränen ausbrechend fort,diese schändlichen Menschen und zerstörten alle meine Hoffnung.. Denn wenn eure Frau Gräfin den Schmuck verliert, oder ver­gißt, was ich ihr sagte, und das schlechte Ränzchen weg­wirft, wie soll ich dann vor meine gnädige Frau Pate treten? Womit soll ich mich ausweisen? Woher die Steine ersetzen? Und das Reisegeld ist dann auch ver­loren, und ich erscheine als ein undankbarer Mensch,

der anvertrautes Gut so leichtsinnig weggegeben. Und am Ende wird man mir glauben, wenn ich den wunderbaren Vorfall erzähle?"

Ueber das letztere seid getrost!" erwiderte der Jäger.Ich glaube nicht, daß bei der Gräfin Euer Schmuck verloren gehen kann; und wenn auch, so wird sie sicherlich ihn ihrem Retter wiedererstatten und ein Zeugnis über diese Vorfälle ausstellen. Wir verlassen Euch jetzt auf einige Stunden, denn wahrhaftig, wir brauchen Schlaf, und nach den Anstrengungen dieser Nacht werdet ihr ihn auch nötig haben. Nachher laßt uns im Gespräch unser Unglück aus Augenblicke ver­gessen, oder besser noch, auf unsre Flucht denken."

Sie gingen; Felix blieb allein zurück und ver­suchte dem Rate des Jägers zu folgen.

Als nach einigen Stunden der Jäger mit dem Stu­denten zurückkam, fand er seinen jungen Freund ge­stärkter und munterer als zuvor. Er erzählte dem Gold­schmied, daß ihm der Hauptmann alle Sorgfalt für die Dame empfohlen habe, und in wenigen Minuten werde eins der Weiber, die sie unter den Hütten gesehen hatten, der gnädigen Gräfin Kaffe bringen und ihre Dienste zur Aufwartung anbieten. Sie beschlossen, um ungestört zu sein, diese Gefälligkeit nicht anzunehmen, und als das alte, häßliche Zigeunerweib kam, das Früh­stück vorsetzte und mit grinsender Freundlichkeit fragte, ob sie nicht sonst noch zu Diensten sein könnte, winkte ihr Felix zu gehen, und als sie noch zauderte, scheuchte sie der Jäger aus der Hütte. Der Student erzählte I dann weiter, was sie sonst noch von dem Lager der

Stück vom Hinterkopf weggesägt wurde. Ein Bruder des Verunglückten, der in der Nähe arbeitete, wurde durch das Umfallen des Bretterstoßes auf das Un­glück aufmerksam, konnte aber nur mit Hilfe her­beigeholter Leute den toten Bruder aus seiner Lage befreien. (A.dT.)_

Württemberg.

llntertiirkheim, 25. Juni. Wie über Stuttgart, so hat gestern nachmittag auch hier das Gewitter eine un­gewöhnlich hohe Zahl von Blitzschlägen mit sich ge­bracht, sodaß man geradezu von Massenentladungen sprechen kann. In der Badanstalt im Neckar, bei der Firma Herdegen, in einem Kaffee und in sonstige Ge­bäulichkeiten schlug der Blitz ein. Zum Glück hat er nirgends gezündet und auch kaum großen Schaden an­gerichtet. Zu erwähnen wäre höchstens noch der Strahl, der ins Elektrizitätswerk fuhr und eine Betriebsunter­brechung im Industrieviertel für einige Zeit veranlaßte.

Tübingen, 25. Juni. In der chirurgischen Kli­nik hier ist der Bäckermeister und Gemeinderat Esrörer aus Nufringen OA. Herrenberg gestorben, der beim Schweinekauf den Stall eines Nachbarn betreten und von einem Rind durch einen Schlag auf den Leib eine schwere Darmverletzung erfahren hatte. Efrörer war seit mehreren Jahren Vorstand des Veteranen- und Militäroereins.

Münsingen, 25. Juni. Gestern nachmittag K>4 Uhr kam vom Neckartal herüber ein schweres Gewitter ge­zogen, das strichweise mit starkem Hagelschlag verbun­den war. Insbesondere wurde das Landgestüt Marbach an der Lauter, das zur Gemeinde Dapfen gehört, heim­gesucht. Es fielen dort Schlossen bis zur Größe von Haselnüssen.

Hall, 26. Juni. Der Hausknecht des Wirts zur Germania stürzte beim Ausreiten eines Pferdes mit samt diesem und mußte unter dem Tier hervorgezogen werden. Er war so schwer ver­letzt, daß man ihn in das Diakonissenhaus brachte. Ein anderer Pferdeknecht namens Hoffmann wurde von einem ausschlagenden Gaul so schwer auf den Magen getroffen, daß er trotz einer sofort vorge­nommenen Operation in Lebensgefahr schwebt.

Aalen, 26. Juni. Der anfangs der 20er Jahre stehende, aus Straubing in Bayern gebürtige und bei der Stuttgarter Elektrizitätsfirma Stotz tätige Monteur Schnaipel kam gestern im benachbarten Hüttlingen der Starkstromleitung der Ueberlandzentrale zu nahe und wurde sofort getötet.

A»» Welt ««d Zeit.

Frankfurt a. M., 25. Juni. Soeben kommt die Mel­dung hierher, daß in England zwei Frankfurter Be­amte bei einem Ausflug nach Folkestone unter Spio­nage-Verdacht verhaftet worden seien. Es soll sich um den Königlichen Baurat Landesbaumeister Wernecke, der als Vertreter der Landesdirektion Wiesbaden an dem Internationalen Straßen-Kongreß in London teil­nimmt, und den Vertreter der Stadt Frankfurt auf demselben Kongreß, Stadtbaumeister Vespermann, han­deln. Die Nachricht war von privater Seite aus Eng­land nach Wiesbaden gekommen, und hat nicht ge­ringes Aufsehen hervorgerufen. Den amtlichen Stellen ist von der Sache nichts bekannt, doch hat der Magistrat von Frankfurt sich vorsorglich nach Berlin gewandt, um eine allenfalls nötig werdende Vermittlung herberzu- führen.

Gotha, 25. 6. Eine auf dem Gute Eroßfahner beschäftigte polnische Arbeiterin nahm nach einem Streit mit ihrem Mann ihr 6 Wochen altes Kind,

Räuber gesehen.Die Hütte, die Ihr bewohnt, schönste Gräfin," sprach er,scheint ursprünglich für den Haupt­mann bestimmt. Sie ist nicht so geräumig, aber schöner als die übrigen. Außer dieser sind noch sechs andere da, in welchen die Weiber und Kinder wohnen, denn von den Räubern sind selten mehr als sechs zu Hause. Einer steht nicht weit von dieser Hütte Machender andere unten am Weg in der Höhe, und ein dritter hat den Lauerposten oben am Eingang in die Schlucht. Von zwei Stunden zu zwei Stunden werden sie von den drei übrigen abgelöst. Jeder hat überdies zwei große Hunde neben sich liegen, und sie alle sind so wachsam, daß man keinen Fuß aus der Hütte setzen kann, ohne daß sie anschlagen. Ich habe keine Hoffnung, daß wir uns durchstehlen können."

Machet mich nicht traurig, ich bin nach dem Schlum­mer" mutiger geworden," entgegnete Felix;gebet nicht alle Hoffnung auf, und fürchtet ihr Verrat, so lasset uns lieber jetzt von etwas anderem reden und nicht lange voraus schon kummervoll sein. Herr Student, in der Schenke habt Ihr angefangen, etwas zu erzählen, fahrt jetzt fort, denn wir haben Zeit zum Plaudern."

Kann ich mich doch kaum erinnern, was es war," antwortete der junge Mann.

Ihr erzähltet die Sage von dem kalten Her­zen, und seid stehen geblieben, wie der Wirt und der andere Spieler den Kohlenpeter aus der Türe warfen."

Gut, jetzt entsinne ich mich wieder," entgegnete er,nun, wenn ihr weiter hören wollet, will ich fort­fahren."