legte es auf den Hackklotz und schlug ihm mit der Axt den Kopf und beide Beine ab. Sie beging den Mord zu der Zeit, als der von ihr mißhandelte Mann zum Gendarmen gegangen mar. Die Mörderin wurde verhaftet.
Rom, 25. Juni. Der König und die Königin reisen am 1. Juli von San Rosoro nach Schweden ab und treffen am 3. Juli morgens in Kiel ein: Die Begegnung mit den deutschen Majestäten findet am Nachmittag desselben Tages an Bord der „Trinacria" statt: Der König und die Königin wohnen dem Schlüsse der Kieler Woche bei, fahren am 3. Juli abends oder am 4. Juli morgens ab, treffen am 5. Juli in Stockholm ein und reisen am 7. Juli höchst wahrscheinlich von Kiel nach Italien zurück.
London, 25. Juni. Wie das Reutersche Bureau erfährt, kann die Gefahr eines Krieges zwischen Bulgarien und Serbien jetzt als beseitigt angesehen werden. Es ist zwar noch nicht sicher, daß Serbien das Schiedsgericht des Kaiser von Rußland über die bestehenden Meinungsverschiedenheiten bedingungslos annimmt, jedoch sind hinreichend bestimmte Zusicherungen gegeben worden, sodaß man dem Ausgang der bevorstehenden Verhandlungen mit Zuversicht entgegensehen kann.
Sofia, 25 Juni. Ein heftiger Wirbelsturm ist über die Stadt Ochrovitza bei Tirnovo, die erst jüngst von einem Erdbeben heimgesucht wurde, niedergegangen und hat sie vollständig zerstört. 50 Eisenbahnwaggogs wurden auf dem Bahnhof umgestürzt. Die Zahl der Opfer des Erdbebens wird jetz t auf 62 Tote und 200 Verwundete angegeben.
Gerichtssaat.
Ulm» 25 Juni. Das Kriegsgericht der 27. Division verurteilte den Unteroffizier Krall vom Ulanenregiment 19, der dem Ulanen Eberhard beim Nachexerzieren im Unmut über dessen Ungeschicklichkeit einen Schlag über den Kopf versetzte, zu 2 Monaten Gefängnis. Ein Zusammenhang mit einem Leiden, dem Eberhard vor einigen Tagen erlag und dieser Mißhandlung, sowie der Tatsache, daß Krall bei Nachzielübungen den Eberhard mit anderen Ulanen öfter auf nassen und schmutzigen Boden liegen ließ, konnte nicht festgestellt werden. Vielmehr wurde behauptet, daß Eberhard schon mit Tuberkulose behaftet zum Militär kam und auch gestorben wäre, wenn er den Anstrengungen des militärischen Dienstes nicht ausgesetzt gewesen wäre. Freilich wäre der Tod dann wohl nicht so früh eingetreten. Also doch ein Zusammenhang!
Ulm, 25. Juni. Das Schwurgericht hat heute die 31 Jahre alte Bergmannsehefrau Anna Müller von St. Ingbert (Rheinpfalz), die am 19. August v. I. auf einer Wanderschaft von Deggendorf (Niederbayern) in ihre Heimat aus Verzweiflung über ihre Notlage ihre beiden jüngsten Kinder, einen 4 jährigen Buben und ein 5)4 jähriges Mädchen bei Uhingen in die Fils warf, wo die Kinder ertranken, wegen Totschlags unter Zubilligung mildernder Umstände zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Ulm, 25. Juni. Ein Rabenvater. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge hatte sich gestern der Fabriktaglöhner Karl Gottlob Weiß von Notzingen OA. Kirch- heim zu verantworten. Der Angeklagte, der als jähzorniger Mensch geschildert wurde, soll durch rohe Mißhandlungen den Tod seines ein Jahr alten Kindes verursacht haben. Er verheiratete sich im September 1911. Am 27. Februar 1912 wurde ihm eine Tochter, Anna Frida, geboren. Kaum war das Kind ein halbes Jahr alt, hatte es vom Vater Mißhandlungen zu dulden.!
Er schlug das arme Würmchen, das infolge englischer Krankheit Schmerzen hatte und deshalb öfter schrie, in roher Weise und wurde deshalb vom Schöffengericht Kirchheim zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Strafe wirkte aber keineswegs bessernd auf sein Gemüt. Als er am 16. Februar ds. Js. ein Söhnchen bekam, ließ er auch an diesem seine Wut aus, als es etwa einen Monat alt war. Ja, in der Verhandlung kam gestern zur Sprache, daß er dem Kinde schon wenige Tage nach der Geburt Schläge auf das Gesäß verabreicht hatte. Das Kind hatte blaue Male, Schwellungen und Kratzstellen im Gesicht. Auch dieses Falles bemächtigte sich das Gericht, das Weiß zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt hatte. Die vom Gericht als grausame Mißhandlungen gekennzeichneten Rohheiten hörten damit aber nicht auf. Noch als die Frau des Angeklagten im letzten Wochenbett lag, fingen die Mißhandlungen des älteren Kindes wieder an. Wenn es nachts unruhig war und weinte, geriet der unnatürliche Vater so in Zorn, daß er dem schwächlichen Wesen kräftige Schläge aufs Gesäß, ins Gesicht und auf den Kops gab. Dabei schrie er das Kind an, sodaß dieses förmliche Anfälle bekam. Die Frau hinderte er auch, dem Kind ordentlich und genügend Nahrung zu reichen und als sie dies am 11. März tun wollte, riß er ihr das Kind weg und ließ es einigemale mit dem Kopf auf die Tischplatte fallen. Die Folge dieser Mißhandlung war eine Gehirnerschütterung mit Blutaustritt in das Gehirn. Dadurch wurde am 15. März der Tod des Kindes herbeigeführt. Bei der Sezierung der Leiche ergab sich, daß das ohnehin schwächliche Kind sehr heruntergekommen und in einem auffallend schlechten Ernährungszustand war. Der Darm war fast ganz leer. Aus der Verhandlung ging hervor, daß der Angeklagte auch seine Frau und seine Schwiegermutter traktierte, sodaß diese sich vor ihm fürchteten. Er will zu den Mißhandlungen dadurch veranlaßt worden sein, daß Frau und Schwiegermutter ihn im Dorfe verschwätzt haben. Bei der Züchtigung der Kinder will er keine böse Absicht gehabt haben. Er will nur durch das Weinen der Kinder in Zorn gekommen sein, und habe sie durch Schläge veranlassen wollen, das Weinen einzustellen. Er bestritt, die Frau verhindert zu haben, dem Kinde in genügender Menge Nahrung zu geben, er habe nur haben wollen, daß die Frau nicht zu viel Nahrung gebe, weil sie das Kind nicht behalten konnte) und er meinte, bei den Gäulen mache man es ja auch so. Die Geschworenen sprachen Weiß der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig. Das Urteil lautete auf 3 Jahre 6 Monate Gefängnis.
Winchester, 24. 6. Der deutsche Zahntechniker Klare stand heute vor den Geschworenen unter der Anklage, sich ein geheimes Flottenbuch der Werft von Portsmouth verschafft zu haben. Der Angeklagte erklärte, daß er nicht schuldig sei. Er wurde jedoch für schuldig befunden und zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Konstantinopel, 25. Juni. In dem Prozeß wegen der Ermordung des Eroßwesirs wurden außer den bereits zum Tode Verurteilten 23 Personen zu lebenslänglicher Festungshaft und 3 Personen zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 7 Angeklagte, darunter Oberst Kiamil, wurden freigesprochen._
Landwirtschaft «nd Märkte.
Zuchtpferdeprämiierungen. Die K. Landesgestütkommission nimmt im Laufe dieses Jahres folgende Prämiierungen ausgezeichneter Zuchtpferde >und Fohlen vor, zu denen die genannten Summen
zu Preisen bestimmt sind: 1. für Pferde des Landschlags: in Vaihingen a. E. am Dienstag den 8. Juli 1913 für Stutfohlen im Alter von 2—4 Jahren, für Stuten, sowie für Familien 4800 in Leutkirch am Dienstag 15. Juli, ebenso 4000 in Saulgau am Mittwoch 16. Juli, ebenso 5000 in Münsingen am Donnerstag den 17. Juli ebenso 4200 2. für Pferde des kaltblütigen Schlags;
in Gingen a. Br. OA. Heidenheim am Donnerstag 10. Juli für Hengste, für Zuchtstuten und Familien und für Fohlen 4200
Kurzer Eetreidewochenbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrates vom 10.—23. Juni 1913. Während die Berichte Uber den Felderstand aus dem westlichen un südlichen Deutschland nach wie vor günstig lauten, haben sich die Aussichten in vielen östlich der Elbe gelegenen Gebieten, die bisher wenig Feuchtigkeit abbekommen hatten, bei andauernder Trockenheit neuerdings verschlechtert. Es gilt dies weniger für Weizen, der ungünstigen Witterungseinflüssen bisher verhältnismäßig gut Widerstand geleistet hat, als für Roggen und Hafer. Von elfterem wird berichtet, daß er häufig durch die Stürme und den Nachtfrost der Vorwoche in der Blüte gelitten habe und daß die andauernde Trockenheit die Körnerbildung zu beeinträchtigen drohe. Am empfindlichsten macht sich der Einfluß der Dürre beim Hafer bemerkbar, der vielfach kurz bleibt, am Schossen behindert wird und auf besonders leichten Böden schon mehrfach ausgebrannte Stellen zeigt. Auch für die Hackfrüchte, sowie für den zweiten Futterschnitt sind durchdringende Niederschläge schon sehr erwünscht. In Nordamerika ist die Winterweizenernte im Gange, und es stellt sich immer mehr heraus, daß das Ergebnis nicht unerheblich hinter den ersten überschwänglichen Schätzungen Zurückbleiben dürfte. Die Hauptbesorgnisse beziehen sich drüben aber auf den Frühjahrsweizen, der unter Hitze und Trockenheit bereits empfindlich gelitten zu haben scheint. Bezüglich Rußland fehlt zur Zeit noch eine klare Uebersicht, doch scheinen die in der letzten Woche vorgekommenen Niederschläge die Befürchtungen im Süden wieder zerstreut zu haben. Aus den übrigen Produktionsgebieten liegen meist günstige Berichte vor, und wenn Frankreich auch in der nächsten Saison auf Import angewiesen sein dürfte, so halten die gebesserten Ernteaussichten die Stimmung immerhin unter Druck. Das gleiche ist auch in England der Fall. In Deutschland hat das Warengeschäft keine Belebung erfahren. Das Angebot ist zwar nicht dringend, zumal der Anreiz, der sonst in dem Aufgelds gegenüber der neuen Ernte liegt, diesmal fehlt. Aber andererseits besteht wenig Kaufneigung, das Exportgeschäft ruht, und nur feiner Hafer wird zur Erfüllung früherer Abschlüße gesucht. Im Lieferungsgeschäft hat Weizen seinen Preisstand in den letzten 14 Tagen nicht viel geändert, nur September hat um IX Mark angezogen. Für Roggen steigerten Provinzkäufe die Preise um 2—3 während Hafer mit einer Besserung von IX bezw. 3X schließt. Gerste hielt sich im Preise, Mais war von Argentinien etwas höher gehalten. _
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Rettameteil.
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Das kalte Herz.
Zweite Abteilung.
Als Peter Munk am Montagmorgen in seine Glashütte ging, da waren nicht nur seine Arbeiter da, sondern auch andere Leute, die man nicht gerne sieht, nämlich der Amtmann und drei Gerichtsdiener. Der Amt- man wünschte Petern einen guten Morgen, fragte, wie er geschlafen, und zog dann ein langes Register heraus, und darauf waren Peters Gläubiger verzeichnet. „Könnt Ihr zahlen oder nicht?" fragte der Amtmann mit strengem Blick. „Und macht es nur kurz, denn ich habe nicht viel Zeit zu versäumen, und in den Turm ist es drei gute Stunden." Da verzagte Peter, gestand, daß er nichts mehr habe, und überließ es dem Amtmann, Haus und Hof, Hütte und Stall, Wagen und Pferde zu schätzen; und als die Gerichtsdiener und der Amtmann umhergingen und prüften und schätzten, dachte er, bis zum Tannenbühl ist's nicht weit, hat mir der Kleine nicht geholfen, so will ich es einmal mit dem Großen versuchen. Er lief dem Tannenbühl zu, so schnell, als ob die Eerichtsdiener ihm auf den Fersen wären; es war ihm, als er an dem Platz vorbeirannte, wo er das Elasmännlein zuerst gesprochen, als halte ihn eine unsichtbare Hand auf, aber er riß sich los und lief weiter, bis an die Grenze, die er sich früher wohl gemerkt hatte, und kaum hatte er, beinahe atemlos: „Holländer Michel! Herr Holländer Michel!" gerufen, als auch schon der riesengroße Flözer mit seiner Stange vor ihm stand.
„Kommst du?" sprach dieser lachend. „Haben sie dir die Haut abziehen und deinen Gläubigern ver
kaufen wollen? Nu, sei ruhig; dein ganzer Jammer kommt, wie gesagt, von dem kleinen Elasmännlein, von dem Separatisten und Frömmler her. Wenn man schenkt, muß man gleich recht schenken und nicht wie dieser Knauser. Doch komm," fuhr er fort und wandte sich gegen den Wald, „folge mir in mein Haus, dort wollen wir sehen, ob wir handelseinig werden."
„Handelseinig?" dachte Peter. „Was kann er denn von mir verlangen, was kann ich an ihn verhandeln? Soll ich ihm etwa dienen, oder was will er?" Sie gingen zuerst über einen steilen Waldsteig hinan und standen dann mit einem Mal an einer dunkeln, tiefen, abschüssigen Schlucht; Holländer Michel sprang den Felsen hinab, wie wenn es eine sanfte Marmortreppe wäre; aber bald wäre Peter in Ohnmacht gesunken, denn als jener unten angekommen war, machte er sich so groß wie ein Kirchturm und reichte ihm einen Arm, so lang als ein Weberbaum, und eine Hand daran, so breit als der Tisch im Wirtshaus, und rief mit einer Stimme, die heraufschallte wie eine tiefe Totenglocke: „Setz dich nur auf meine Hand und halte dich an den Fingern, so wirst du nicht fallen." Peter tat zitternd, wie jener befohlen, nahm Platz aus der Hand und hielt sich am Daumen des Riesen.
Es ging weit und tief hinab, aber dennoch ward es zu Peters Verwunderung nicht dunkler; im Gegenteil, die Tageshelle schien sogar zuzunehmen in der Schlucht, aber er konnte sie lange in den Augen nicht ertragen. Der Holländer Michel hatte sich, je weiter Peter herabkam, wieder kleiner gemacht, und stand
nun in seiner früheren Gestalt vor einem Haus, so gering oder gut, als es reiche Bauern auf dem Schwarzwald haben. Die Stube, worein Peter geführt wurde, unterschied sich durch nichts von den Stuben anderer Leute als dadurch, daß sie einsam schien.
Die hölzerne Wanduhr, der ungeheure Kachelofen, die breiten Bänke, die Gerätschaften aus den Gesimsen waren hier wie überall. Michel wies ihm einen Platz hinter dem großen Tisch an, ging dann hinaus und kam bald mit einem Krug Wein und Gläsern wieder. Er goß ein, und nun schwatzten sie, und Holländer Michel erzählte von den Freuden der Welt, von fremden Ländern, schönen Städten und Flüssen, daß Peter am Ende große Sehnsucht danach bekommend, dies auch offen dem Holländer sagte.
„Wenn du im ganzen Körper Mut und Kraft, etwas zu unternehmen hattest, da konnten ein paar Schäge des dummen Herzens dich zittern machen; und dann die Kränkungen der Ehre, das Unglück, wozu soll sich ein vernünftiger Kerl um dergleichen bekümmern? Hast du's im Kopf empfunden, als dich letzthin einer einen Betrüger und schlechten Kerl nannte? Hat es dir im Magen wehe getan, als der Amtmann kam, dich aus dem Hause zu werfen? Was, sag' an, was hat dir wehe getan?"
„Mein Herz," sprach Peter, indem er die Hand auf die pochende Brust preßte; denn es war ihm, als ob sein Herz sich ängstlich hin und her wendete.
(Fortsetzung folgt.)