Nummer 5 des Kur- und Fremdenblattes gelangt morgen zur Ausgabe. Darin enthalten sind die Kur­listen der Badeorte Liebenzell und Teinach, und die der Kurorte Calw, Hirsau und Unterreichenbach. Längere und kürzere Berichte aus Bad Liebenzell und aus Calw vermitteln den Uebergang zu größeren, dem Unterhaltungsbedürsnis dienenden Aufsätzen. Dar­unter seien erwähnt ein GedichtMorgen" von Wil­helm Schüssen;Der Kirchenraub" von Auguste Supper;Saaltöchter" undAus dem Guckkasten". Der Einzelpreis der Nummer beträgt 10 Pfg. Das Blatt ist aus unserer Geschäftsstelle zu erhalten.

b. Zehn Gebote des Waldschutzes. 1. Schonet die Gewächse des Waldes, denn sie sind ein Schmuck der Gegend und sollen noch viele erfreuen und neues Le­ben bilden. 2. Ein bescheidener Blumenstrauß ist je­dem gerne gestattet, doch dürfen nicht Zweige abgebro­chen, Bäume verstümmelt und die Pflanzen rnit den Wurzeln ausgerissen werden. 3. Jungwüchse und An­pflanzungen bedürfen der Schonung. 4. Werfet kein Papier, keine Eierschalen in den Wald es sollen sich auch noch andere nach euch an oder in dem Walde er­freuen. 3. Vermeidet vor allem das Fortwerfen von Flaschen und Glasscherben! Herumliegende Glasscherben haben schon oft Unheil angerichtet. 6. Vorsicht beim Rauchen, besonders bei trockenem Wetter und in der Nähe junger Anpflanzungen! Keine glimmende Zi­garre, kein brennendes Streichholz fortwerfen! 7. Stö­ret nicht die Tiere des Waldes, freut euch an ihnen! 8. Schonet die Vogelnester, die Käfer und das Gewürm des Waldes. 9. Lasset den Hund nicht jagen! 10. Der Wegweiser sei eurer Schonung empfohlen, er soll noch nach euch andern Rat erteilen, er ist ein Freund der Wanderer.

8cb. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist vielfach bewölktes, zu häufigen Gewittern geneigtes und kühleres Wetter zu erwarten.

G Bad Liebenzell, 19. Juni. In seiner letzten Sitzung hat der Kurausschuß das Unterhaltungsprogramm für die diesjährige Saison festgelegt. Neben den Vorstellungen des städtischen Kurtheaters (Stuttgarter Schauspielhaus), die vom 1. Juli an jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag stattfinden, ist für Sonntag, den 29. Juni, ein Gartenfest mit japanischem Tagesfeuerwerk vorgesehen. Für den Juli sind eine Burgbeleuchtung, ein Sommernachtsfest mit Be­leuchtung der Kuranlagen und ein Kinderfest geplant. Eine zweite Burgbeleuchtung, ein großes Kunstfeuerwerk und ein Militärkonzert finden im August statt. Somit dürfte es an Unterhaltung und Abwechslung nicht fehlen.

Agenbach, 19. Juni. Am 25. Juni feiern Holz­hauer Friedrich Maisenbacher im Alter von 77 Jahren und seine Ehefrau Christine Magdalene, geb. Kübler im Alter von 78 Jahren die goldene Hochzeit. Wäh­rend die Ehefrau etwas leidend ist, zieht der rüstige Jubilar täglich in den Wald, frohen Mutes die schwere Arbeit verrichtend.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Juni. Als dieser Tage der Württem- bergische Verein für Baukunde von Oberbaurat Lupfer durch die Bahnhofumbauten geführt wurde, gab der Letter des Baus auch einige Ziffern bekannt, so über die Ueberführungs- bauten bei der Wolframstraße, die zum Teil auf 12 Meter langen Pfählen erfolgen müssen und für die 21 Kilometer Pfähle geschlagen sowie 63 000 Kubikmeter Beton verarbeitet wurden. Letzterer mußte in 700 Eisenbahnzügen mit 13 000 Wagen herangeschafft werden. Dieser Teil der Umbauten kostet 2,8 Millionen und wird im Spätherbst fertig werden. Ursprünglich war die Beendigung erst für den nächsten Som­mer in Aussicht genommen. Die Auffüllungsarbeiten an

Kaspar war in einem Augenblick bei ihm, riß ihm das Mordwerkzeug aus der Hand, erfaßte das Veil, schwang es hoch in der Lust und ließ es mit solcher Gewalt auf des geliebten Tieres Kopf fallen, daß es, ohne zu zucken, tot zu seines Herrn Füßen niederstürzte.

Ein Blitz, begleitet von einem Donnerschlage, folgte dieser raschen Handlung, und Falke starrte seinen Freund mit den Augen an, womit ein Mann ein Kind anstaunen würde, das sich das zu tun getraute, was er selbst nicht gewagt. Strumpf schien aber weder von dem Donner erschreckt, noch durch das starre Er­staunen seines Gefährten außer Fassung gebracht, son­dern fiel, ohne ein Wort zu reden, über die Kuh her und fing an, ihr die Haut abzuziehen. Als Wilm sich ein wenig erholt hatte, half er ihm in diesem Ge­schäfte, aber mit so sichtbarem Widerwillen, als er vorher begierig gewesen war, das Opfer vollendet zu sehen. Während dieser Arbeit hatte sich das Gewitter zusammengezogen, der Donner brüllte laut im Gebirge, und furchtbare Blitze schlängelten sich um den Stein und über das Moos der Schlucht hin, während der Wind, welcher diese Höhe noch nicht erreicht hatte, die untern Täler und das Gestade mit wildem Heulen erfüllte. Und als die Haut endlich abgezogen war, fanden sich beide Fischer schon bis auf die Haut durchnäßt. Sie breiteten jene aus dem Boden aus, und Kaspar wickelte und band Falken, so wie dieser es ihn geheißen, in derselben fest ein. Dann erst, als dies geschehen war, brach der arme Mensch das lange Stillschweigen, und

dieser Stelle erfordern eine halbe Million Kubikmeter Boden, der von Kornwestheim herangeschafft wird. Der neue Cann- statter Doppeltunnel, der bekanntlich 330 m lang wird, 4 Meter höher liegt als der alte und im Tagbau ausgeführt wird, wurde zum Teil bereits wieder überfüllt. Auch die neue, 320 Meter lange, mit 7 Oeffnungen versehene vier- gleisige Neckarbrücke ist zur Hälfte fertig betoniert.

Stuttgart, 19. Juni. Der volksparteiliche Ab­geordnete Augst-Eerabronn ist so schwer erkrankt, daß er ins Wilhelmsspital geschafft werden mußte.

Leinfelden OA. Stuttgart, 19. Juni. Beim Aus­laden von Heu auf den Wegen ist der verheiratete Karl Reinold von hier kopfüber derartig vom Wagen ab­gestürzt, daß er eine lebensgefährliche Verletzung des Hinterkopfes erlitt und im Wagen nach Hause gebracht werden mußte.

Eßlingen, 19. Juni. Im Anwesen des Metzger­meisters Barth in der Pliensaustraße stürzte das 2jähr. Bübchen eines Hausbewohners, des Lokomotivführers Queitsch, von der Plattform in den Hofraum hinab. Der arme Kleine trug eine Gehirnerschütterung, einen Oberschenkelbruch und noch weitere Verletzungen davon.

Döffingen OA. Böblingen, 19. Juni. Der frühere Eeflügelhof von Pflüger ging durch Kauf um den Preis von 8 000 in die Hände von Wilh. Blessing aus Holzgerlingen über. Das Gebäude wurde vor einigen Jahren um ca. 16 000 -N neu erbaut. Blessing will darin eine mech. Möbelschreinerei betreiben.

Tuttlingen, 19. Juni. Die Kinder des seit 6 Wochen verwitweten Adolf Heni in Fridingen baten ein er­wachsenes Nachbarkind, es möge ihnen das vom Vater an einem höheren Ort verwahrte Beil zum Reißver­machen herunterholen. Kaum war das Beil in ihren Händen, als schon 2 Finger des 21- Jahre alten Schwe­sterchens abgehauen waren. Den genauen Vorgang konnten die Kinder selbst nicht angeben.

Niederstetten, 19. Juni. Hier und in der Umgebung gingen heute nachmittag schwere Gewitter nieder, die mehrere Brände verursacht haben. Mit Bestimmtheit stehen bis jetzt folgende Brände fest: In Wallhausen brannte eine Feldscheuer nieder, in Hollenbach schlug der Blitz in das stattliche Anwesen des Bauern Walter. Haus und Scheune brannten bis auf den Grund nieder. Die Nachbarhäuser waren gefährdet.

Buchau, 19. Juni. Der 21 Jahre alte Unterlehrer Martin Meier von Bösingen b. Rottweil badete gestern abend mit einigen Freunden im Federsee. Plötzlich sank er lautlos unter und ertrank, ehe seine Freunde ihm beispringen konnten. Nach seiner Leiche wurde gestern abend und heute früh vergeblich gesucht. Der hoff­nungsvolle junge Mann wollte heute zu seinen Eltern fahren, um ihnen über die Ferien bei der Heuernte zu helfen. Nun wird er als Leiche ins Elternhaus zurückkehren. ___

Aus Wett und Zeit.

Berlin, 19. Juni. Bei einem Brande in einer Neu-Köllner Laubenkolonie wurde heute ein 5jähriges Mädchen, das die Eltern unbeaufsichtigt zurückgelassen hatten, völlig verkohlt unter den Trümmern einer Laube aufgefunden.

Pyrmont, 19. Juni. Bei der heute stattgehabten Reichstagsstichwahl erhielt Amtsgerichtsrat Vietmeyer (W. V.) 6427 Stimmen und Friedrich Naumann (F. V.) 6593 Stimmen. Naumann ist somit gewählt.

Altona, 18. Juni. Ein verstorbener Bürger hat der Stadt Elmshorn 60 000 vermacht mit der Bestimmung, nach seinem Tode durch Leichenträger von Altona nach Elmshorn getragen zu werden. 17 Leichenträger führten den Transport in 1Z4 Tagen aus.

indem er mitleidig auf seinen betörten Freund hinab­blickte, fragte er mit zitternder Stmme:Kann ich noch etwas für dich tun, Wilm?"

Nichts mehr," erwiderteder andere,lebewohl!"

Lebewohl," erwiderte Kaspar,Gott sei mit dir und vergebe dir, wie ich es tue!"

Dies waren die letzten Worte, welche Wilm von ihm -'rte, denn im nächsten Augenblick war er in der imm. nehmenden Dunkelheit verschwunden. Und in demst Augenblicke brach auch einer der fürchterlich­sten Ae. 'terstürme, die Wilm nur je gehört hatte, aus. Er fing an mit einem Blitze, welcher Falken nicht nur die Berge und Felsen in seiner unmittelbaren Nähe, sondern auch das Tal unter ihm, mit dem schäumenden Meere und den in der Bucht zerstreut liegenden Fel­seninseln zeigte, zwischen welchen er die Erscheinung eines großen, fremdartigen und entmasteten Schiffes zu erblicken glaubte, welches auch im Augenblick wieder in der schwärzesten Dunkelheit verschwand. Die Don­nerschläge wurden ganz betäubend. Eine Masse Fel­senstücke rollte vom Gebirge herab und drohte fthn zu er­schlagen. Der Regen ergoß sich in solcher Menge, daß er in einem Augenblick das enge Sumpftal mit einer hohen Flut überströmte, welche bald bis zu Wilms Schultern hinaufreichte, denn glücklicherweise hatte ihn Kaspar mit dem oberen Teile des Körpers auf eine Er­höhung gelegt, sonst hätte er auf einmal ertrinken müs­sen. Das Wasser stieg immer höher, und je mehr

Braunschweig, 19. Juni. Seit Dienstag war der 6 Jahre alte Sohn des Tischlers Gintes ver­schwunden. Nach langem Suchen wurde die Leiche des Kindes am Mittwoch abend in einem Schrank gefunden. Der Knabe war durch einen Revolver­schuß in den Kopf und einen Messerstich in die Brust getötet worden. Der Tat verdächtig ist eine zu Besuch weilende Nichte des Eintes, die seit Auf­findung der Leiche verschwunden ist. Sie hat sich auch Wertsachen angeeignet.

Paris, 19. Juni. Auf dem Flugfelds von Etam- pos stürzte der Militärflieger Debover aus 30 m Höhe ab. Er erlitt einen Schädeldruch und starb.

Paris, 18. Juni. Der russische General v. Manteuffel wurde gestern im Expreßzug ParisNizza bestohlen. Im Coupe lernte er einen Offizier kennen, der sich als Oberst der französischen Kolonialarmee vorstellte. Als der General für einen Augenblick das Abteil verließ, bemächtigte sich der Pseudo-Oberst der Handtasche des Generals und verschwand auf bisher unaufgeklärte Weise aus dem fahrenden Zuge. Die Tasche soll eine große Summe baren Geldes sowie Schmucksachen enthalten haben.

Paris, 19. Juni. Nach Blättermeldungen aus Sa­loniki soll die Cholera unter den in Mazedonien stehen­den bulgarischen Truppen in erschreckender Weise um sich greifen. Es wird befürchtet, daß die Seuche sich auch aus die griechischen Truppen überträgt.

Paris, 19. Juni. Auf dem Exerzierplatz von Rennes explodierte bei einer Artillerieschießübung ein Schrap­nell, wodurch ein Hauptmann, ein Leutnant und drei Artilleristen lebensgefährlich verletzt wurden.

Ascot, 19. Juni. Während des Rennens um den Eoldpokal warf sich ein Mann mit einer Fahne in den Farben der Frauenrechtlerinnen vor das führende PferdTracery" und brachte es zu Fall. Der Mann kam dabei zu Tode, während der Jockey unverletzt blieb.

Newyork, 19. Juni. DerImperator" hat gestern abend Newyork erreicht. Es findet großer Empfang auf dem Schiffe statt.

Newyork, 19. Juni. Zwei maskierte Räuber über­fielen nachts den Lokomotivführer des Schnellzugs Chi­cagoSt. Louis und zwangen ihn, den letzten Wagen, der Geldsendungen enthielt, abzuhängen und ohne die­sen weiterzufahren. Dann versuchten sie, den Gepäck­wagen mit Dynamit zu sprengen, was ihnen aber nicht gelang. Auf die Anzeige des Lokomotivführers machte sich die Polizei an die Verfolgung der Räuber, die jedoch entkamen.

Konstantinopel, 19. Juni. Nach heute von einer hochstehenden Persönlichkeit hier eingetroffenen Nach­richt ist die Volksstimmung in Bulgarien derartig, daß der König, um eine Revoluion zu vermeiden, Serbien den Krieg erklären muß._

Gerichtssaal.

Leipzig, 18. Juni. Das Reichsgericht verwarf die Re­vision des Papierfabrikarbeiters Wollner, der am 21. April vom Schwurgericht Karlsruhe zum Tode verurteilt wurde. Wollner hatte am 16. September v. I. in Dillweißen - stein dem Papiermaschinenführer Kraus aufgelauert und ihn durch einen Revolverschuß so schwer verwundet, daß er kurz darauf starb.

Nancy, 18. Juni. Das Kriegsgericht verurteilte von 5 Soldaten, die sich am 18. Mai geweigert hatten, in der Patrouille mitzumarschieren, die Meuteker verhaften sollte, 2 zu einem Jahr und 3 zu zwei Jahren Gefängnis. Einer von ihnen ist Mitglied des Arbeiterverbandes. Das den Angeklagten zum Vorwurf gemachte Vorgehen bestand, genau genommen, darin, daß sie sich geweigert hatten, das Bajonett aufzupflanzen.

Wilm sich anstrengte, sich aus seiner gefahrvollen Lage zu befreien, desto fester umgab ihn die Haut. Umsonst rief er nach Kaspar. Kaspar war weit weg. Gott in seiner Not anzurufen, wagte er nicht, und ein Schauder ergriff ihn, wenn er die Mächte anflehen wollte, deren Gewalt er sich hingegeben fühlte.

Schon drang ihm das Wasser in die Ohren, schon berührte es den Rand der Lippen.Gott, ich bin ver­loren!" schrie er, indem er einen Strom über sein Gesicht Hinstürzen fühlte aber in demselben Augen­blick drang ein Schall wie von einem nahen Wasser­fall schwach in sein Gehör, und sogleich war auch sein Mund wieder unbedeckt.. Die Flut hatte sich durch das Gestein Bahn gebrochen. Und da zu gleicher Zeit der Regen etwas nachließ, und das tiefe Dunkel des Him­mels sich etwas verzog, so ließ auch seine Verzweif­lung nach, und es schien ihm ein Strahl der Hoffnung zurückzukehren. Aber obgleich er sich wie von einem Todeskampfe erschöpft fühlte und sehnlichst wünschte, aus seiner Gefangenschaft erlöst zu sein, so war doch der Zweck seines verzweifelten Strebens noch nicht er­reicht, und mit der verschwundenen unmittelbaren Le­bensgefahr kam auch die Habsucht mit all ihren Furien in seine Brust zurück. Aber überzeugt, daß er in seiner Lage ausharren müsse, um sein Ziel zu erreichen, hielt er sich ruhig und fiel vor Kälte und Ermüdung in einen festen Schlaf.

(Fortsetzung folgt.)