schiedener Parteien erklärten sich für den Antrag, der dann auch angenommen wurde. Im weiteren Verlauf der Debatte teilte Finanzminister v. Geßler mit, daß das Werk in Ludwigstal durch Erstellung eines Neubaus wesentlich verbessert worden sei, mit einem Kostenaufwand von 50 000 bis 60 000 der aus dem Werk selbst gedeckt wurde. Notwendig sei die Erstellung einer Walzdreherei in Königsbronn bei einem Kostenaufwand von 500 000 Er bittet, diesem Projekt zuzustimmen, wenn es seinerzeit dem Ausschuß unterbreitet werde. Die Abstimmung über den Antrag Graf (Ztr.) auf Schaffung etatsmäßiger Stellen für 32 Meister wurde auf morgen verschoben.
Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.
Ealw, 19. Juni 1913.
Gewitter zogen gestern nachmittag und in der vergangenen Nacht über die Stadt. Während das eine am Nachmittag sich nur mit einem schmetternden Schlage und dunkel am Himmel sich zusammenziehenden Wolkengebilden bemerkbar machte, brachte das andere heute früh 3 Uhr strömenden, wolkenbruchartigen Regen, Blitz und Donner, um sich dann aber wieder grollend zu verziehen. Dem Landmann, der noch Heu draußen hat, werden diese Störungen nicht gerade willkommen sein, andererseits jedoch kommt der Regen für die Saaten nicht ungünstig. — Auch aus anderen Gegenden hört man Nachrichten über Gewitter. Dem schweren Gewitter, das vorgestern nachmittag ^2 Uhr über Freudenstadt und Umgebung niederging und bei dem eine Person durch Blitzschlag getötet wurde, folgte eine Stunde später ein zweites. Weitere Gewitter werden gemeldet aus dem oberen Donautal, von Tuttlingen und Sigmaringen, ferner aus dem oberen Neckartal vom Bezirk Oberndorf und aus dem Alb- trauf vom Bezirk Balingen.
8t. Die diesjährige zweite theologische Dienstprüfung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Gottlob Hitler von Zavelstein.
L. k?. Schutz dem Segler! An den schönen Sommerabenden, wie wir sie gegenwärtig genießen dürfen, sieht und hört man die Turmsegler in gewandtem, reißendem Flug über die Stadt sausen unter lautem „krih-krih"-Gefchrei. Merkwürdig, wie diese Vögel, die den Schwalben so viel ähneln, mit diesen die Beliebtheit gar nicht gemein haben! Im Gegenteil, allgemein besteht geradezu ein Haß gegen die Vögel, den sie gewiß nicht verdienen, und der hier bekämpft werden soll. Der Haß liegt so tief im Volk, daß es den Vogel „Raubschwalbe" geheißen hat (fälschlicherweise auch Rauchschwalbe), gewiß ohne sich Rechenschaft zu geben, inwiefern der Vogel ein Räuber sein soll. Mit einem Raubvogel hat der Segler nur das gemein, daß er sehr scharfe Krallen und einen krummen Schnabel hat; im übrigen aber ist er einer der nützlichsten Vögel, die wir haben. Man denke, wieviel dieser unruhige, durch seine ungeheuren Flüge kraftverbrauchende und futterbedürstige Vogel in jedem Tag frißt, und da er ausschließlich Insekten, und zwar lästige Insekten, frißt, ist der Vogel unseres höchsten Schutzes wert. Woher statt dessen geradezu die Verfolgung? Das einzige, was man ihm nachsagen kann, ist, daß er ab und zu einen Staren aus der Nisthöhle hinauswirft und selber darin nistet. Aber ist das so was Arges? Gewiß, der Star ist ein lustiger und mit Recht beliebter Vogel, allein hat er ganz allein Anspruch auf unsere Pflege? Wieviel Starenkästen sind im Frühjahr mit flüggen Jungen bevölkert, noch ehe der Segler zu uns zurückgekommen ist; wenn ab und zu einmal der Segler der zweiten Brut der Staren die Nisthöhle wegnimmt, so ist das ein Kampf ums Dasein, der in der Natur alltäglich ist, der aber dem Menschen kein Recht zu rohem Eingreifen gibt. Man bedenke dabei nur, daß diese Vögel nicht
die Raubgier treibt, sondern der Trieb des Nistens und der Fortpflanzung. Die Tiere leiden mit sämtlichen Höhlenbrütern schwer unter dem Rückgang der Nistgelegenheiten, und sie müssen sich so oder so einen Raum schaffen. Man mißgönne ihnen doch nicht einen Starenkasten und freue sich des schönen, eleganten Flugspiels, das die Vögel um unsere Dächer treiben. In meinen Starenhöhlen sind jedes Frühjahr Staren, und sobald die erste Brut ausgeflogen ist, kommen die Segler und nehmen kampflos von den Kästen Besitz. Der Star als Frühlingsverkünder, der Segler als Sommervogel, das gehört mir schon völlig zu den Jahreszeiten; beide haben Platz nebeneinander, und es ist ein Unrecht, diese hervorragenden Flieger zu verscheuchen oder gar zu töten. Nur als Märchen kann man es bezeichnen, daß der Segler wirklich ein Raubvogel sein soll; was sollte er denn rauben? und darum: Schutz diesen schönen, nützlichen Sommervögeln!
Schwäbische Gedenktage. Am 17. Juni 1716 ist in Geislingen a. St. geboren Joh. Leonh. Schneider, Hofmaler in Ansbach, gestorben 1762. — Am
18. Juni 1463 trat die Stadt Rottweil in ein Bündnis mit der schweizerischen Eidgenossenschaft, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dauerte. — Am
19. Juni 1411 belehnte Abt Friedrich von Reichmar den Friedrich von Enzberg mit Nendingen (O.-A. Tuttlingen). — Am 20. Juni 1809 wurde in Neuhausen ob Eck (O.-A. Tuttlingen) geboren^zsaak Aug. Dorner, gestorben als Professor der Theologie zu Berlin 1884. — Am 21. Juni 1837 wurde in Leutkirch der bekannte Landwirt und Schriftsteller Fritz Möhr- lin geboren, er starb 1892. — Am 22. Juni 1632 kamen die Schweden nach Mühlheim (O.-A. Tuttlingen) und hausten schrecklich. — Am 23. Juni 1677 starb in Hirsau Herzog Ludwig Wilhelm von Württemberg.
8Lb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist stark gewittriges und zumeist trübes Wetter zu erwarten.
8c. Station Teinach, 19. Juni. In der Wirtschaft der Station Teinach ist, als das Dienstmädchen nach der Gaslampe sehen wollte, eine Explosion entstanden, bei der sich das Mädchen den ganzen Arm und die Hand verbrannte. Die Gäste mußten durch das Fenster flüchten, halfen aber das entstandene Feuer löschen, ehe es weiter um sich greifen konnte.
G Bad Liebenzell, 18. Juni. Unter den vielen Gratulanten, die unseren Kaiser zu seinem Regierungsjubiläum beglückwünschten, befindet sich auch die Kur- und Badestadt Liebenzell. Am Montag wurde nämlich an den Kaiser folgendes Telegramm abgesandt: „Aus Württembergs herrlichem Schwarzwald entbietet Eurer Majestät die Bäderstadt Liebenzell zu allerhöchst deren Regierungsjubiläum ehrfurchtsvollste Glück- und Segenswünsche." Darauf ist am Dienstag folgendes Antworttelegramm eingelaufen: „Seine Majestät der Kaiser und König lassen für die freundlichen Glückwünsche danken. Der Geheime Kabinettsrat v. Valentini."
—r. Gechingen, 17. Juni. Hin bedauerlicher Unglücksfall, der leicht noch schlimmer hätte ausfallen können, ereignete sich hier am Montag mittag. Dem Bauern Karl Vetter gingen an der ziemlich steilen Ortsstraße von der Krone abwärts seine beiden Pferde mit dem geladenen Wagen durch. Vetter dachte wohl im ersten Augenblick, die Pferde noch zu meistern, wurde aber eine Strecke geschleift und kam dann unter den Wagen, wobei ihm ein Fuß abgedrückt wurde. Auch die Achsel sowie der Arm sollen sehr zerschunden sein. Seine Eltern, die sich auf dem Wagen befanden, kamen mit dem Schrecken davon.
kelheit der Nacht, und der eben losbrechende Sturm zwang ihn, unter den nahen Felsen Zuflucht zu suchen. Hier schlief er vor Ermüdung ein, um im Schlafe, von einer ungezügelten Einbildungskraft gepeinigt, aufs neue die Qualen zu erdulden, die ihn sein rastloses Streben nach Reichtum am Tage erleiden ließ. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen auf den jetzt ruhigen Spiegel des Meeres, als Falke erwachte. Eben wollte er wieder hinaus an die gewohnte Arbeit, als er von ferne etwas auf sich zukommen sah. Er erkannte es bald für ein Boot und in demselben eine menschliche Gestalt; was aber sein größtes Erstaunen erregte, war, daß das Fahrzeug sich ohne Segel oder Ruder sortbewegte, und zwar mit dem Schnabel gegen das Ufer gekehrt, und ohne daß die darin sitzende Gestalt sich im geringsten um das Steuerruder zu bekümmern schien, wenn es je eins hatte. Das Boot kam immer näher und hielt endlich neben Wilms Fahrzeug stille. Die Person in demselben zeigte sich jetzt als ein kleines, verschrumpftes altes Männchen, das in gelbe Leinwand gekleidet war und mit roter, in die Höhe stehender Nachtmütze, mit geschlossenen Augen, und unbeweglich wie ein getrockneter Leichnam dasaß. Nachdem er es vergebens angerufen und gestoßen hatte, wollte er eben einen Strick an das Boot befestigen und es wegsühren, als das Männchen die Augen aufschlug und sich zu bewegen anfing, auf eine Weise, welche selbst den kühnen Fischer mit Grausen erfüllte.
„Wo bin. ich?" fragte es nach einem tiefen Seufzer auf holländisch. Falke, welcher von den holländischen Heringsfängern etwas von ihrer Sprache gelernt hatte, nannte ihm den Namen der Insel und fragte, wer er denn sei, und was ihn hierher gebracht.
„Ich komme, um nach dem Carmilhan zu sehen."
„Dem Carmilhan? Um Gottes willen! Was ist das?" rief der begierige Fischer.
„Ich gebe keine Antwort auf Fragen, die man mir auf diese Weise tut," erwiderte das Männchen mit sichtbarer Angst.
„Nun," schrie Falke, „was ist der Carmilhan?"
„Der Carmilhan ist jetzt nichts, aber einst war es ein schönes Schiff, mit mehr Gold beladen, als je ein anderes Fahrzeug getragen."
„Wo ging es zugrunde, und wann?"
„Es war vor hundert Jahren; wo, weiß ich nicht genau; ich komme, um die Stelle aufzusuchen und das verlorene Gold aufzufischen; willst du mir helfen, so wollen wir den Fund miteinander teilen."
„Mit ganzem Herzen, sag' mir nur, was muß ich tun?"
„Was du tun mußt, erfordert Mut; du mußt dich gerade vor Mitternacht in die wildeste und einsamste Gegend auf der Insel begeben, begleitet von einer Kuh, die du dort schlachten und dich von jemand in ihre frische Haut wickeln lassen mußt. Dein Begleiter muß dich dann niederlegen und allein lassen, und ehe es ein Uhr schlägt, weißt du, wo die Schätze des Carmilhan liegen."
Auf diese Weise fiel der alte Engrol mit Leib und Seele ins Verderben!" rief Wilm mit Entsetzen. „Du bist der böse Geist," fuhr er fort, indem er hastig davon ruderte, „geh zur Hölle! Ich mag nichts mit drr zu tun haben."
Das Männchen knirschte, schimpfte und fluchte ihm nach; aber der Fischer, welcher zu beiden Rudern gegriffen hatte, war ihm bald aus dem Gehör, und nach-
Ein Wunder ist es nur, daß bei dem lebhaften Fuhrwerksverkehr an diesem schönen Tage sonst ein größeres Unglück verhütet wurde. — Bei dem heute stattgefundenen Verkauf des kaufmännischen Geschäfts von Christian Beißwanger wurde dieses dem von hier gebürtigen Kaufmann Gottlob Schwarz ,Sohn des Fritz Schwarz, als dem höchsten Bieter um die Summe von 23 000 zugeschlagen.
Pforzheim, 19. Juni. Im benachbarten Hohenwarth sind heute früh drei Wohnhäuser und drei Scheuern vollständig abgebrannt.
Württemberg.
Stuttgart, 19. Juni. Als der Rangiermeister Wilhelm Wunder gestern abend gegen 10 Uhr auf dem Gleis 4 des Hauptbahnhofs von einem Rangierzug absprang, geriet er direkt unter den Zug und wurde vollständig zermalmt.
Stuttgart, 17. Juni. Im kommenden Herbst wird wiederum unter der Leitung des Leipziger Professors Dr. Steindorff eine von dem hiesigen Geheimen Hofrat Dr. Ernst v. Sieglin ausgerüstete archäologische Expedition in Aegypten und Nubien Ausgrabungen veranstalten, die zunächst in einer mittelägyptischen Totenstadt beginnen soll.
Untertürkheim, 19. Juni. Heute früh 4 Uhr hat sich, wie vom Flugplatz Johannistal-Berlin hierher telegraphisch mitgeteilt wurde, dort ein schreckliches Fliegerunglück ereignet, das unsere hiesigen hoffnungsvollen Flugzeugwerke von Baumann Sr Freytag schwer betrifft. Diese haben sich an den in Johannistal stattfindenden Flügen um die Nationalflugspende mit einem eigenen Apparat beteiligt und zu diesem Zweck einen Berliner Flieger, Hans Krastel, verpflichtet, der übrigens hier noch nie gefahren ist. Das Werk hat ferner seinen bewährten Werkmeister, den 36jährigen, aus Pommern gebürtigen, aber seit Jahren hier tätigen, verheirateten Karl Gerbitz, wohnhaft in der Taubenheimerstraße in Cannstatt und Vater von zwei Kindern, nach Berlin entsandt. Diese beiden stiegen heute früh 4 Uhr auf, um sich auf einem Bau- mann-Freytag-Doppeldecker an dem Zweistundenslug um die Nationalflugspende zu beteiligen. Krastel hatte die Führung. Man hatte schon mehrere Runden zurückgelegt, als sich die Maschine plötzlich überschlug und aus 20 Meter Höhe zu Boden stürzte. Beide Insassen stürzten aus der Maschine und wurden tot neben der völlig zerstörten Maschine aufgefunden.
Waiblingen, 18. Juni. In der Heilanstalt Winnenden versuchte ein verheirateter Sattler aus Stuttgart, sich und seine Frau, die in der Heilanstalt untergebracht ist, zu erschießen. Beide erlitten Verletzungen, dürften aber mit dem Leben davon kommen. Der Sattler erklärte, er habe aus Liebe zu seiner armen Frau gehandelt, die mit seiner Tat einverstanden gewesen sei.
Bebenhausen, 18. Juni. Die Königin und die Fürstin zu Wied mit Gefolge begaben sich am Montag vormittag zur Jagdhütte auf dem Steingard, wo dann die Mittagstafel stattfand. Zur Feier des Tages brachte in Abwesenheit des Königs die Königin einen Trinkspruch auf den Kaiser aus.
Ebingen, 17. Juni. Auf dem Sommerfest der Volkspartei, 13. Juli, spricht über die politische Lage der Landtags- und Reichstags-Abgeordnete Kopsch-Berlin. Die Festrede hält Reichstagsabgeordneter Payer. Das Programm wird in den nächsten Tagen versandt werden.
Tuttlingen, 18. Juni. Gestern abend 8 Uhr fiel das 3^ Jahre alte Söhnlein des Josef Fritz, Bierführer hier, rücklings über das Geländer der Donaubrücke und zog sich so schwere Verletzung zu, daß es ihnen heute vormittag 11 Uhr erlegen ist.
dem er um einen Felsen gebogen, auch aus dem Gesichte. Aber die Entdeckung, daß der böse Geist sich seinen Geiz zunutze zu machen und mit Gold in seine Schlingen zu locken suchte, heilte den verblendeten Fischer nicht, im Gegenteil, er meinte die Mitteilung des gelben Männchens benutzen zu können, ohne sich dem Bösen zu überliefern; und indem er fortfuhr, an der öden Küste nach Gold zu fischen, vernachlässigte er den Wohlstand, den ihm die reichen Fischzüge in andern Gegenden des Meeres darboten, sowie alle andern Mittel, auf die er ehemals seinen Fleiß verwendet, und versank von Tag zu Tage nebst seinem Gefährten in tiefere Armut, bis es endlich oft an den notwendigsten Lebensbedürfnissen zu fehlen anfing. Aber obgleich dieser Verfall gänzlich Falles Halsstarrigkeit und falscher Begierde zugeschrieben werden mußte, und die Ernährung beider jetzt Kaspar Strumpf allein anheim fiel, so machte ihm doch dieser niemals den geringsten Vorwurf; ja er bezeugte ihm immer noch dieselbe Unterwürfigkeit, dasselbe Vertrauen in seinen bessern Verstand als zurzeit, wo ihm seine Unternehmungen allezeit geglückt waren; dieser Umstand vermehrte Falles Leiden um ein Großes, aber trieb ihn, noch mehr nach Gold zu suchen, weil er dadurch hoffte, auch seinen Freund für sein gegenwärtiges Entbehren schadlos halten zu können. Dabei verfolgte ihn das teuflische Geflüster des Wortes Carmilhan noch immer in seinem Schlummer. Kurz, Not, getäuschte Erwartung und Geiz trieben ihn zuletzt zu einer Art von Wahnsinn, so daß er wirklich beschloß, das zu tun, was ihm das Männchen angeraten, obgleich er, nach der alten Sage, wohl wußte, daß er sich damit den Mächten der Finsternis übergab.
(Fortsetzung folgt.)