in der Aula, die zu diesem Zweck einen besonderen Schmuck erhalten hatte. Erschienen waren außer den Professoren und Studierenden, darunter die Vertreter der Korporationen mit den Fahnen, zahlreiche Gäste, darunter der Ministerpräsident, der Kultminister, der Kommandierende General und der Oberbürgermeister mit dem Bürgerausschutzobmann. Die Festrede hielt Oberstudienrat Dr. Egelhaaf. Die Feier war umrahmt von Gesängen des akademischen Liederkranzes.

Stuttgart, 15. Juni. Das Jubiläumsschietzen der Neuen Schützengesellschast Stuttgart" nahm gestern sei­nen Anfang.

Stuttgart, 15. Juni. Vom schönsten Wetter begün­stigt nahmen heute abend die Freilichttheater aus dem Bopser bei nahezuausverkauftem Haus" (es sind 2500 Sitzplätze) ihren Anfang. An derselben Stelle, wo einstens der junge Karlsschlller seinen Kameraden seine Räuber" vortrug, kam dies Erstlingswerk im Dunkel uralter Tannen und Föhren in freier Eottesnatur zur Aufführung.

Stuttgart, 14. Juni. Zum Andenken an den ver­storbenen ehemaligen Reichs- und Landtagsabgeordne­ten Friedrich Schrempf wollen ihm seine zahlreichen Freunde ein einfaches, würdiges Grabdenkmal setzen, wozu eine Sammlung im Freundeskreise bereits im Gange ist.

Ebingen, 14. Juni. Das offizielle Sommerfest der Volkspartei wird, wie bereits früher angekündigt, mit einer Feier der 25jährig. Parlamentstätigkeit des Abg. Hautzmann verbunden. Als Tag für das Sommerfest ist nunmehr der 13. Juli bestimmt worden.

Sontheim OA. Heilbronn, 14. Juni. Der 67 Jahre alte, verheiratete Bauer Wilhelm Reichert hier ist beim Strohabwerfen in der Scheuer 5 Meter tief auf die Tenne abgestürzt, wo er von seinen Angehörigen im Blute schwimmend und lebensgefährlich verletzt aufge­funden wurde.

Friedrichshafen, 14. Juni. Blättermeldungen zu­folge soll die Luftschiffbaugesellschaft Zeppelin eine neue Werftanlage zu bauen beabsichtigen und zwar in Pots­dam, wo sie mit dem dortigen Luftschiffhafen vereinigt werden soll, dessen Halle vermöge ihrer Grütze als Werft dienen kann, wenn die nötigen Werkstätten und Ver­waltungsgebäude dazu gebaut werden. Mit dem Bau soll, da die Pläne bereits vorliegen, demnächst begonnen werden. Der Zweck des Neubaus beruht darauf, datz die meisten Schiffe in Norddeutschland stationiert sind und datz in der hiesigen Halle gleichzeitig nur zwei Schiffe untergebracht werden können, von denen aber mindestens eins entfernt werden mutz, sobald die Zu­sammensetzung eines Neubaus beginnen soll. Eine Be­stätigung durch die Verwaltung der Zeppelinluftschiff­baugesellschaft liegt noch nicht vor.

««» Welt und Zeit.

München, 14. Juni. Der Student der Medizin Andreas Vogel hat heute vormittag zuerst seine Mutter mißhandelt und darauf seinen Vater durch mehrere Revolverschüsse nieder­gestreckt. Vogel wurde erst kürzlich aus einer Irrenanstalt als geheilt entlassen. Er dürste die Tat wohl in einem neuen Anfall begangen haben. Der Mörder wurde bald nach der Tat verhaftet.

Potsdam, 15. Juni. Heute als dem 25. Todestage Kai­ser Friedrichs III. nahmen die Majestäten an dem Gottes­dienst in der hiesigen Garnisonskirche teil. Die Stadt Pots­dam hat reichen Festschmuck angelegt. Festlich gefeiert in Sitzungen, Presse, deutschen Vereinen wurde das Kaiser­jubiläum in Prag, Stockholm, Paris, Petersburg, London, Wien, Rom und Brüssel.

Dortmund» 14. Juni. Wie bestimmt verlautet, wird dem Licentiat Traub wahrscheinlich durch einen Ena- denakt der Pfarrertitel wieder verliehen.

Danzig, 14 .Juni. In Preußisch-Stargard ereignete sich gestern auf dem Militärübungslatz ein schwerer Unfall. Der Vorderführer eines Geschützes des dort in Garnison stehenden Feldartillerie-Regiments Nr. 72 fiel vom Pferd und wurde überfahren. Er blieb tot auf dem Platze liegen. Die Uebung wurde abgebrochen.

Sofia, 14. Juni. Das vom 11. Juni datierte Antwort­telegramm des Königs der Bulgaren auf das Telegramm des Kaisers von Rußland besagt, daß es die serbische Re­gierung ist, die, indem sie sich dem Schiedsspruch entzieht und feindliche Kundgebungen gegen Bulgarien häuft, fort­fährt, die Gefahren eines brudermörderischen Kampfes herauf­zubeschwören. Bulgarien habe nicht nur Rechte auf Maze­donien, auch unausweichliche Pflichten gegen die Bevölke­rung, die stets bulgarisch gewesen sei und um jeden Preis bleiben wolle. Diese Pflichten seien durch Jahre hindurch von Rußland selbst anerkannt worden.

Anadarko, 14. Juni. Ein 18jähriger Neger wurde gestern von einer tausendköpfigen Menge gelyncht, als er aus dem Gerichtsgebäude herauskam. Er hatte ein junges Mädchen ermordet und war deshalb angeklagt. Die Menge hängte den Leichnam an einen Baum, begoß ihn mit Petroleum und zündete ihn an.

Gerichtssaal.

^"lbronn, 14. Juni. Wegen Milchfälschung wur- den rn letzter Zeit folgende Personen verurteilt: Am 1013. vom Schöffengericht Weinsberg: Karl Rehm» Bauer in Scheppach OA. Weinsberg, zur Geld­

strafe von 50 <R, Wasserzusatz 68 Prozent. Friedrich Lepenseder, Bauer in Jlsfeld, zur Geldstrafe von 50 -R, Wasserzusatz 7 Prozent. Am 20. Mai vom Schöffen­gericht Marbach: Julius Kreher, led. Bauer in Eöhl- bach AO. Marbach, zur Geldstrafe von 40 -1t, Wasserzu­satz 44 Prozent. Am 27. Mai vom Schöffengericht Weinsberg: Christiane Seyffert, Weingärtnersehefrau in Gellmersbach, zur Geldstrafe von 50 -1t, Wassezusatz 68 Prozent. Am 28. Mai vom Schöffengericht Heil­bronn: Karoline Müller, Bauersehefrau von Verren- berg OA. Oehringen, zu Geldstafe von 50 -1t, Wasser­zusatz 45 Prozent. Am 6. Juni vom Schöffengericht Brackenheim: Gottlob Hörmann, Bauer in Niederhofen, zur Geldstrafe von 100 -1t. Wasserzusatz 44 Prozent. Jakob Schmid, Bauer in Niederhofen, zur Geldstrafe von 60 -1t; Wasserzusatz 29 Prozent. Juliane Weitzert, Bauerswitwe in Niederhofen, zur Geldstrafe von 60 -1t, Wasserzusatz 29 Prozent. Anna Weitzert, Bauersehe­frau in Niederhofen, zur Geldstrafe von 15 -R, Wasser­zusatz 89 Prozent. _

Landwirtschaft »nd Märkte.

Stuttgart, 15. Juni. Die Erdbeer-(Prestling-)Saison ist auf ihrer Höhe angelangt. Die Zufuhr hat den höchsten Stand erreicht, da fast überall vorwiegend Frühsorten an- gepflanz sind. Die Früchte kommen nun doch reinlicher zu Markt. Es hat eine schärfere Kontrolle eingesetzt. Die Preise blieben auch gestern sehr fest. Gegen Ende des Mark­tes konnte man sogar eine aufwärts gerichtete Tendenz wahr­nehmen. Dagegen vermag der Kirschenmarkt sich trotz der großen Anstrengungen der Händlerschaft, die von allen Sei­ten Ware heranzuschaffen bemüht ist, nicht zu beleben. Mit dem Verschwinden der Erdbeeren wird der Markt leider eine Zeit lang ein ganz ausländisches Gepräge erhalten. Pfirsiche, Aprikosen und Himbeeren fehlen, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Pflaumen, ebenso Frühäpfel und Birnen kommen in einheimischer Ware nur wenig in Erscheinung. Für Zwetschen dagegen bestehen bessere Aussichten.

Wiirttembergischer Saatenstand zu Anfang Juni. Die Winterfrüchte haben sich von den Frostschäden im Monat April recht gut erholt und zeigen im all­gemeinen einen befriedigenden Stand; nur der Rog­gen hat nicht durchweg die Wirkungen der Fröste auszugleichen vermocht und ist mancherorts etwas dünn. Auch die Sommerfrüchte stehen gut; häufig sind sie allerdings stark mit Unkraut, besonders He­derich, durchwachsen, wodurch ihr Ertrag einiger­matzen beeinträchtigt wird. Die Kartoffeln sind in den milderen Gegenden schön und gleichmäßig auf­gegangen, in den rauheren Gegenden sind sie in der Entwicklung noch zurück. Die Futtergewächse Klee und Luzerne sind Heuer sehr verschieden; teilweise zeigen sie einen ganz schönen Stand, teilweise sind sie aber, nicht allein infolge der Fröste im Monat April, sondern auch infolge der trockenen Kälte im Monat Februar, lückenhaft und sehr verunkrautet; nicht selten müssen noch nach dem ersten Schnitt die Kleeäcker ganz oder zum Teil umgeackert werden. Die Wiesen stehen allenthalben recht schön und lie­fern einen guten ersten Schnitt, mit dessen Einheim- sung mancherorts bereits begonnen worden ist. Der durch die Aprilfröste an den Obstbäumen angerichtete Schaden ist doch wesentlich größer, als anfangs an­genommen wurde; auch infolge Auftretens von Rau­pen haben sich die Obstaussichten verschlechtert. Von den Kirschen versprechen nur die späten Sorten noch einigen Ertrag. Von den Pflaumen ist kaum.ein Ertrag zu erwarten. Besser steht es bei den Zwetsch­gen, welche in späten Sorten noch einigen Ertrag in Aussicht stellen. Aehnlich steht es beim Kernobst. Späte Sorten (so namentlich der Taffetapfel), welche vielfach jetzt erst blühen, versprechen noch ordentliche Erträge. Im ganzen genommen steht aber Heuer eine nur geringe Obsternte in Aussicht. Uebrigens wird vielfach berichtet, datz in Kernobst Heuer auch ohne die Aprilfröste kein oder wenig Ertrag zu er­warten gewesen wäre, da die Obstbäume, wohl in­folge der vorjährigen reichen Ernte, keine oder nur wenige Vlütenknospen angesetzt hatten. Auch das Beerenobst hat durch die Fröste sehr gelitten; in den Hauptbeerensorten Stachel- und Johannisbeeren wird nur eine geringe Ernte zu erwarten sein, wo­gegen Erdbeeren und Prestlinge, welche erheblich weniger betroffen sind, ordentliche Erträge in Aus­sicht stellen. Ebenso versprechen die Heidelbeeren, welche gut durch die Blüte gekommen sind, eine gute Ernte. Auch die sonstigen Gartengewächse haben sich von dem Frostschaden zumeist wieder gut erholt. Die Urteile über den durch die Fröste in den Weinbergen verursachten Schaden lauten verschieden, je nach Ge­gend, Lage und Sorten. Die niederen und wärmeren Lagen haben sehr viel stärker gelitten als die höheren Berglagen; auch sind bestimmte Sorten, besonders Lemberger, Affentaler, Elbling, Malvasier und Laska, empfindlicher betroffen worden als z. B. Sylvaner, Trollinger, Portugieser, Riesling. Aus mehreren der Weinbaugebiete, wie namentlich der Marbacher, Heilbronner, Weinsberger, Neckarsul- mer, Maulbronner Gegend und dem Zabergäu wird berichtet, datz sich die Weinberge wesentlich besser ge­macht haben, als anfangs angenommen wurde. So

ist, wenn auch zweifellos durch die Aprilfröste ein grosser Schaden verursacht worden ist, bei günstigem Witterungsverlauf immerhin noch ein bescheidener, zum Teil sogar ein befriedigender Ertrag der Wein­berge zu erhoffen. _

Mrtteutberger im Kampfe mit Liitzows Freikorps am 17.3uni 1813.

Von Professor Karl Bauder in Stuttgart.

Nachdruck verboten.

Die Affäre bei Kitzen am 17. Juni 1813 ist von Anfang an dahin ausgebeutet worden, die Ehre der Württembergs zu verunglimpfen, indem die Vernich­tung des Lützow'schen Freikorps ohne allen und jeden Grund dem Ehrenwortbruch eines württembergischen Offiziers zugeschrieben wurde. Leider werden die ge­genwärtigen Jahrhundertfeiern des öftern von nord­deutschen Schriftstellern dazu benutzt, ungerechte Vor­würfe gegen Württemberg zu erneuern. Darum ist es zwecks Ehrenrettung des württembergischen Namens un­sere Pflicht, auf Grund von Archivalakten die reine Wahrheit in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Keine der Taten Württembergs im Jahre 1813 braucht das Licht zu scheuen.

Zwischen Napoleon und den Verbündeten war es am 4. Juni 1813 zum Waffenstillstand gekommen. Eine Bestimmung des Vertrags lautete, datz alle Korps der verbündeten Armee, welche auf der linken Seite der Elbe sich befinden, am 12. Januar um Mitternacht auf die rechte Seite des Flusses zurückgekehrt sein müssen. Vom Abschluß des Waffenstillstandes bekam Major von Lützow mündliche Kunde, als er etwa 150 Kilometer links von der Elbe auf dem Marsche von Weimar her am 9. Juni nach Hof gekommen war, aber erst in Plauen, wo er am 10. Juni einrückte, wurde er mit Vorwissen Napoleons im Auftrag des Königs von Sach­sen von den näheren Vertragsbestimmungen am 14. Juni in Kenntnis gesetzt. In einem Schreiben an den sächsischen General von Eersdorff erklärte Lützow die Annahme des Waffenstillstandes. Dieses Schreiben wurde Napoleon und seinem Marschall Berthier vor­gelegt. Am 15. Juni endlich brach Lützow mit seinen 600 Reitern und 300 Mann Fußvolk auf, um auf dem kürzesten Weg über Gera, Zeitz, Kitzen und Leipzig an die Elbe zu kommen.

Auf unmittelbaren Befehl Napoleons wies der französische Divisionsgeneral Herzog von Padua am 14. Juni den württembergischen Oberstleutnant v. Kechler schriftlich an, mit 200 Mann Infanterie und 100 Rei­tern von den in Leipzig liegenden Württembergern Thüringen zu durchkreuzen, um bewaffnete feindliche Truppen zu entdecken, festzunehmen, zu entwaffnen und nach Leipzig zu bringen oder, sofern sie sich nicht er­geben würden, niederzusäbeln. Die Marschrichtung der Württemberger war so, datz sie und Liitzows Kolonne aufeinander stoßen mutzten.

In Zeitz, wo Kechler am 16. Juni einrückte, er­fuhr er, datz die Lützower in der Gegend sich aufhalten. Dyese kamen auch bald gen Zeitz, sie kehrten aber, als Kechler sie nicht passieren ließ, sogleich um. Hie­von machte Kechler in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni durch seinen Adjutanten dem Herzog von Padua die pflichtschuldige Meldung. Jedoch ehe der Adjutant von Leipzig zurllckgekommen war, kam am 17. Juni um 6 Uhr in der Frühe der dem Major von Lützow bei­gegebene sächsische Marschkommissar nach Zeitz und be­nachrichtigte im Aufträge Liitzows den Oberstleutnant von Kechler, datz infolge des Waffenstillstandsvertrags Lützow unter Führung des Kommissars den nächsten Weg an die Elbe nehmen, an Zeitz ohne Berührung der württembergischen Vorposten vorbeimarschieren werde und hoffe, datz Kechler ihm nichts Feindseliges zufügen werde. Kechler antwortete dem Marschkom­missar, datz er, da die Sache sich so verhalte, das Lützow- sche Korps nicht belästigen werde, dasselbe solle nur weitermarschieren. Den Bericht des Marschkommissars und seine Folgen meldete Kechler alsbald nach Leipzig, bekam aber keine Antwort.

Gegen 12 Uhr nachmittags kam Kechlers Adjutant von Leipzig nach Zeitz zurück und brachte den münd­lichen Befehl, Lützow sei zu stellen und zu benachrich­tigen, datz er nicht weitermarschieren, sondern den Offi­zier abwarten solle, welchen der Herzog von Padua zu seiner Führung ihm zuschicken werde. Dieser Offizier kam, es war der französische Divisionsgeneral Fournier. Wie und wozu er kam, werden wir später hören. (Fortsetzung folgt.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war ein« vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern. Erhältl. nur in Apoth., Dose Pulver M. 1.50 od. Karton Cigarillos M. 1.50. Apotheker Neumeier, Frankfurt a. M.

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