Achtung, die jeder deutsche Bürger seinem Kaiser schuldet und entgegenbringt, sondern erweckt darüber hinaus im ganzen Volke ein herzliches Gefühl der Ehre und Liebe. (Starker Beifall.) Sie aber, meine Herren, fordere ich auf, an dem Tage, an dem wir hier im Reichstag das 25jährige Regierungsjubiläum Seiner Majestät feiern, den Gefühlen, die uns alle beseelen, Ausdruck zu geben und den Wünschen, die wir für eine lange, glückliche und segensreiche Regierung Seiner Majestät des Kaisers, für sein Wohl und für das Wohl des ganzen kaiserlichen Hauses zum Ausdruck bringen wollen, diesen Gefühlen und Wünschen Ausdruck zu geben, indem Sie mit mir rufen: Seine Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm II. König von Preußen, lebe hoch, hoch, hoch! — Auf Antrag S ch u l tz e - Bromberg (Rpt.) vertagt sich das Haus auf Dienstag 1 Uhr.
Berlin, 14. Juni. In der Budgetkommission des Reichstages wurde heute die erste Lesung der Vorlage über die Erhöhung des Kriegsschatzes zu Ende geführt. Nach Annahme eines Zentrumsantrages zu der Vorlage sprach sich die Budgetkommission einstimmig für die Vorlage aus.
Aus dem Landtag.
Stuttgart, 14. Juni. Die Zweite Kammer setzte heute, nachdem Präsident v. Kraut zu Beginn der Sitzung dem Kaiser anläßlich seines Regierungsjubiläums herzliche Worte gewidmet hatte (vgl. Nr. 136 d. Bl.), die Beratung des EtatsdesJnnern fort und erörterte zunächst die Frage der Urbarmachung der Moore. Minister v. Fleischhauer erklärte, die Moore seien nicht von Bedeutung, und ehe man weitere Maßnahmen zu ihrer Kultivierung treffe, müsse man das Ergebnis der Arbeitserfolge von Sachverständigen ab- warten. Der Antrag Mohr (Ztr.), weitere 5000 für die Kultivierung vorzusehen und die Verwendung von Strafgefangenen in Erwägung zu ziehen, wurde angenommen. Die Debatte wandte sich dann der Hagelversicherung zu. Auf die Ausführungen verschiedener Redner erwiderte der Minister, eine staatliche Hagelversicherung könnte nicht billiger arbeiten als die Norddeutsche Hagelversicherung. Der Hagelversicherungsfonds betrage jetzt 4,5 Millionen. Die Regierung habe sich überzeugt, daß der Gesellschaft eine Abänderung der Satzungen zugunsten der Weingärtner nicht möglich sei, da sonst die Prämien erheblich erhöht werden müßten. Aus dem Hause wurde der Wunsch laut, daß der Fonds bis zu 10 Millionen aus gebaut und dann an eine Verstaatlichung der Versicherung gegangen werden solle. Die Pferdezucht wurde gleichfalls eingehend besprochen. Beim Kapitel Straßenbau sprach Wieland (Natl.) die Erwartung aus, daß mit der Wegordnung eine vollständige Neuordnung der Straßen, auf denen Kraftwagen verkehren, einzutreten habe. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde ein Antrag Graf (Ztr.) angenommen, betreffend die Gewährung von Staatsbeiträgen an bedürftige Gemeinden zu den Kosten für die Herstellung und Instandhaltung der Straßen, anläßlich der Einführung von Kraftwagenlinien. Beim Kapitel Flußbau erklärte der Minister v. Fleischhauer insbesondere auf Ausführungen Wielands (Natl), die Verhandlungen mit Bayern zwecks Aufteilung der Wasserkraft der Iller seien noch im Gange, er werde auf eine Beschleunigung der Verhandlungen dringen. Der Frage der Schiffahrt auf der Strecke Regensburg—Ulm wende die Regierung ihre volle Aufmerksamkeit zu. Sie bemühe sich, auch die Verunreinigung der Flüsse durch Abwasser zu beseitigen. Dienstag Fortsetzung der Beratung.
Stuttgart. 16. Juni. Der gemeinschaftliche Ausflug der beiden Kammern, der entweder nach Heidenheim oder Mergentheim hätte führen sollen, kann infolge der geschäftlichen Verhältnisse im Landtag nicht stattfinden, er ist aus das nächste Frühjahr verschoben worden.
Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.
Talw, 16. Juni 1913.
Schwarzwaldvereinsausflug. Wieder einen schönen, befriedigenden Spaziergang hinter uns! So oder ähnlich dachten wohl alle 34, die unter Herrn Th. Hartmanns kundiger Führung an dem auf gestern festgelegten Nachmittagsausflug nach Wildberg über Emmingen und den Kühlen Berg sich beteiligten. Es hätten mehr Teilnehmer sein sollen,' der gemütliche, fröhliche Verlauf des Ausflugs wäre es wert gewesen, daß ihn noch mehr Mitglieder genossen hätten. Die Bahn brachte die Herrschaften nach Emmingen, von dort wunderte man unter angeregter Unterhaltung mit allerlei Schnick- Schnack oder unter beschwingtem Sing-Sang auf die Ebene des Kühlen Berges, um dort sich die Aussicht zu besehen, die nicht gerade ausgezeichnet, aber immerhin so gut war, daß man mit dem bloßen Auge badische Schwarzwaldberge, dann den Hohenzollern, die Lochen, die Achalm, vielleicht auch den Neuffen herüber grüßen sah. (Frdl. Dank dem Herrn Oberförster von Wildberg fürs Fernglas — wir hatten alle unsere vergessen!) Und die prachtvollen intimen und großzügigen Landschaftsbilder, die weiterhin während des Marsches die einzige Schönheiten unserer Schwarzwaldheimat dartaten, sie weckten das richtige Frohgefühl des Manderns mehr und mehr. Im Schwarzwaldhotel in Wildberg stärkte man sich fürs Geleistete und auf das Kommende; sang, hörte verschiedene Reden Herrn Hartmanns und des Wildberger Ortsgruppenvorstandes an und ließ einige Deklamationen und gesangliche Vorträge gutwillig über sich ergehen. Aber — warum setzt sich denn nie eine der Schwarzwaldvereinlerinnnen ans Klavier? Sie sind doch sonst nicht so scheu! Hätten wir gestern nicht Herrn Oberlehrer Beutel gehabt, dann wäre die ganze schöne Versammlung beim gemeinschaftlichen Gesang glatt aufgesessen! Das muß doch anders werden; auch sollten nicht immer ein und dieselben Mitglieder bei derartigen Anlässen ihre Kräfte in den Dienst des Vereins zu stellen haben. Alle müßten mittun. Also: auf gute Besserung! Wald Heil!
Schutz der Stechpalme im Schwarzwald. In neuerer Zeit ist Klage darüber geführt worden, daß die Stechpalme, eine für den Schwarzwald charakteristische Pflanze, eine bedauerliche Verminderung erleide und stellenweise der Ausrottung entgegengehe, weil ihre Reiser in übermäßiger Menge, sei es von Spaziergängern, die sie meist wieder wegwerfen, sei es von gewerbsmäßigen Sammlern, die sie an Gärtner verkaufen, geplündert werden. Da die Erhaltung dieser schon jetzt seltenen Planze im Interesse des Heimatschutzes gelegen ist, hat die König!. Forstdirektion die beteiligten Königl. Forstämter beauftragt, den wirksamen Schutz der Stechpalme durch nachstehende Maßnahmen anzustreben: Alljährlich zu Beginn der Ausflugszeit ist öffentlich auf das Verbot des Abpflückens von Reisern durch die Spaziergänger wie des gewerbsmäßigen Sammelns für den Verkauf in fremdem Walde hinzuweisen. Zu diesem Zweck haben diejenigen Forstämter, deren Vorstände mit Verfehung der Amtsanwaltschaft für Forstrügesachen betraut sind, zugleich im Namen der übrigen beteiligten Forstämter dem alljährlichen Ersuchen an die Schultheißenämter um öffentliche Bekanntmachung der feuerpolizeilichen Vorschriften zur Verhütung von Waldbränden ein solches um Bekanntmachung der Bestimmungen über Pflanzenschutz, insbesondere der Stechpalme, anzufügen. Es ist periodisch oder mindestens alljährlich die Belehrung und Ermahnung der Schuljugend zum Pflanzenschutz, insbesondere der Stechpalme, und zwar in Verbindung mit Erinnerung derselben an die feuerpolizeilichen Vorschriften zu veranlassen. Dies geschieht zweckmäßigerweise in dem Ausschreiben an die Schultheißenämter. Das Abreißen, Sam-
Das Wirtshaus im Spessart.
31 ) Erzählung von Wilhelm Hauff.
Den folgenden Tag, als eben Said mit dem Eroß- wesir bei Harun saß, trat Messour, der Oberkämmerer, herein und sprach: „Beherrscher der Gläubigen, so es anders sein kann, möchte ich dich um eine Gnade bitten."
„Ich will zuvor hören," antwortete Harun.
„Draußen steht mein lieber leiblicher Vetter Kalum-Bek, ein berühmter Kaufmann auf dem Basar," sprach er, „der hat einen sonderbaren Handel mit einem Mann aus Balsora, dessen Sohn bei Kalum-Bek diente, nachher gestohlen hat, dann entlaufen ist. und niemand weiß wohin. Nun will aber der Vater seinen Sohn von Kalum haben, und dieser hat ihn doch nicht. Er wünscht daher und bittet um die Gnade, du möchtest kraft deiner großen Erleuchtung und Weisheit sprechen zwischen dem Mann aus Balsora und ihm."
„Ich will richten," erwiderte der Kalif. „Zn einer halben Stunde möge dein Herr Vetter mit seinem Gegner in den Eerichtssaal treten."
Als Messour dankend gegangen war, sprach Harun: „Das ist niemand anderes als dein Vater, Said, und da ich nun glücklicherweise alles, wie es ist, erfahren habe, will ich richten wie Salomo. Du, Said, verbirgst dich hinter dem Vorhang meines Thrones, bis ich rufe, und du, Eroßwesir, läßt mir sogleich den schlechten und voreiligen Polizeirichter holen. Ich werde ihn im Verhör brauchen."
Sie taten beide, wie er befohlen. Saids Herz pochte stärker, als er seinen Vater bleich und abgehärmt, mit wankenden Schritten in den Eerichtssaal treten sah, und Kalum-Beks feines, zuversichtliches Lächeln, womit er zu seinem Vetter Oberkämmerer flüsterte, machte ihn so grimmig, daß er gerne hinter dem Vorhang hervor auf ihn losgestürzt wäre. Denn seine größten Leiden und Kümmernisse hatte er diesem schlechten Menschen zu danken.
Es waren viele Menschen im Saal, die den Kalifen Recht sprechen hören wollten. Der Eroßwesir gebot, nachdem der Herrscher von Bagdad aus seinem Thron Platz genommen hatte, Stille, und fragte, wer hier als Kläger vor seinem Herrn erscheine.
Kalum-Bek trat mit frecher Stirne vor und sprach: „Vor einigen Tagen stand ich unter der Türe meines Gewölbes im Basar, als ein Ausrufer, einen Beutel in der Hand und diesen Mann hier neben sich, durch die Buden schritt und rief: Einen Beutel Gold dem, der Auskunft geben kann Uber Said aus Balsora. Dieser Said war in meinen Diensten gewesen, und ich rief daher: Hierher, Freund! ich kann den Beutel verdienen. Dieser Mann, der jetzt so feindlich gegen mich ist, kam freundlich und fragte, was ich wüßte. Ich antwortete: Ihr seid wohl Benezar, sein Vater? und als er dies freudig bejahte, erzählte ich ihm, wie ich den jungen Menschen in der Wüste gefunden, gerettet und gepflegt und nach Bagdad gebracht habe. In der Freude seines Herzens schenkte er mir den Beutel. Aber hört diesen unsinnigen Menschen, wie ich ihm nun wei-
meln und Feilbieten von Stechpalmenreisern ist strenger als seither, zumal an Sonn- und Feiertagen, sodann an Werktagen, zu überwachen und das Forstschutzpersonal von Staat und Gemeinden mit entsprechenden Weisungen zu versehen. Etwaigen Gesuchen um Erlaubnis zum Sammeln von Stechpalmenreisern in Staatswaldungen in größeren Mengen und insbesondere für den Verkauf ist ohne diesseitige Genehmigung nicht zu entsprechen.
scb. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch ist anfangs warmes und trockenes, dann aber zu Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Sommenhardt, 15. Zuni. Aus Anlaß des Kaiserjubiläums veranstaltete auch der hiesige Militärverein in Gemeinschaft mit dem Männergesangverein eine Feier. Morgens war gemeinsamer Kirchgang. Am Nachmittag versammelten sich die Mitglieder im Gasthaus zum „Löwen", um einem Vortrag zu lauschen, welcher in großen Zügen ein Bild von der 25jährigen erfolgreichen Regierung unseres Kaisers entwarf. Durch Vorträge des Gesangvereins wurde die Feier stimmungsvoll umrahmt.
-r. Eechingen, 15. Juni. Gegenwärtig gibt es hier billiges Schweinefleisch, indem zahlreiche Notschlachtungen vorgenommen werden müssen, wobei das Pfund zu 70 L, bezw. 65 ausgehauen wird. Unsre Metzger werden zwar nicht gut dazu sehen; denn wohl oder übel werden sie den Ladenpreis auch herabsetzen müssen. Auf ortsübliche Weise wurde heute abend noch bekannt gemacht, daß im benachbarten Althengstett die Schweinepest ausgebrochen sei. Das könnte man gerade noch brauchen.
—e— Deckenpfronn, 15. Juni. Auf Einladung des Militärvereins versammelten sich 90 bis 100 hiesige Bürger im Gasthaus zum Rößle, um das 25jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers festlich zu begehen. Pfarrer Oehler berichtete über die Erhebung des deutschen Volkes nach dem Untergang der großen Armee in Rußland. Die Liedervorträge des Gesangvereins und die gemeinsam gesungenen patriotischen Lieder brachten die Anwesenden in die richtige Festesstimmung. Kassier Dongus rühmte die Bedeutung der deutschen Frauen. Vorstand Köhler dankte allen Teilnehmenden und Mitwirkenden.
— Weilderstadt, 14. Juni. Ein Imker bekam vor einigen Tagen einen Bienenschwarm, der in einen Gänsestall schwärmte. Von 6 Gänsen erlagen 4 den Bienenstichen. Der Bienenzüchter tröstet sich damit, daß das ein seltener Fall sei. — Die kühlen Tage der letzten Zeit waren dem Wachstum des Hopfens nicht förderlich; die Heuernte hat begonnen, gutes Wetter ist jetzt nötig, obwohl die Setzwaren noch notwendig einen Regen hätten gebrauchen können.
Birkenfeld (O.-A. Neuebürg), 16. Juni. Als heute vormittag der Chauffeur Karl Klein das Auto der Dampfwaschanstalt reinigte, explodierte das Benzin und verbrannte ihn schwer an beiden Armen. Sein dabeistehendes 114 Jahre altes Knäblein Walter wurde so furchtbar verbrannt, daß es heute früh im Spital in Neuenbürg gestorben ist.
Wildbad, 14. Juni. Gestern abend kam Großherzogin Luise von Baden im Salonwagen um 5,26 Uhr auf dem hiesigen Bahnhof an und fuhr nach dem Hotel Bellevue, um bei der Königinwitwe Emma der Niederlande Besuch abzustatten. Um 7 Uhr erfolgte die Abreise.
Württemberg.
Stuttgart, 15. Juni. Zu Ehren des Regierungsjubiläums des Kaisers fand heute in der evangelischen und der katholischen Garnisonskirche ein Festgottesdienst statt, dem der Hof, soweit anwesend, die Generalität und die Offizierkorps beiwohnten. — Gestern feierte die Technische Hochschule das Jubiläum mit einem Festakt
ter erzählte, daß sein Sohn bei mir gedient habe, daß er schlechte Streiche gemacht, gestohlen habe und daoon- gegangen sei, will er es nicht glauben, hadert schon seit einigen Tagen mit mir, fordert seinen Sohn und sein Geld zurück, und beides kann ich nicht geben, denn das Geld gebührt mir für die Nachricht, die ich ihm gab, und seinen ungeratenen Burschen kann ich nicht herbeischaffen."
Jetzt sprach auch Benezar. Er schilderte seinen Sohn, wie edel und tugendhaft er sei, und daß er nie habe so schlecht sein können, zu stehlen. Er forderte den Kalifen auf, streng zu untersuchen.
„Ich hoffe," sprach Harun, „du hast, wie es Pflicht ist, den Diebstahl angezeigt. Kalum-Bek?"
,Ei freilich!" rief jener lächelnd. „Vor den Polizeirichter habe ich ihn geführt."
„Man bringe den Polizeirichter!" befahl der Kalis.
Zum allgemeinen Erstaunen erschien dieser sogleich, wie durch Zauberei herbeigebracht. Der Kalif fragte ihn, ob er sich dieses Handels erinnere, und dieser gestand den Fall zu.
„Hast du den jungen Mann verhört, hat er den Diebstahl eingestanden?" fragte Harun.
„Nein, er war sogar so verstockt, daß er niemand als Euch selbst gestehen wollte!" erwiderte der Richter.
„Aber ich erinnere mich nicht, ihn gesehen zu haben," sagte der Kalif.
„Ei, warum auch! da müßte ich alle Tage einen ganzen Pack solches Gesindel zu Euch schicken, die Euch sprechen wollen." (Forts, folgt.)