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»IrrteljShrltch Mi Stadt-, OrtS- und Nachbarorts« verkehr Mk. L.70, MßerhÄbMkS-80 etnschtteßlich der Postgebühren. Die Linzelnummer d«S BlattrSkostetloP. Erscheinungsweise täglich, mit Aus­nahme der Sonu- Festtage. r:

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selnrprerder 11.

Kchwarzwälder Tageszeitung. Mr die O.-A.-Bezirke Nagold, Keudenstadt und Taln

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Druck und Berta, 1» Altessteig.

Samstag, de« 2S. April.

Amtsblatt fiir Pfalrgrasemveiler,

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Zur Lage

Es gibt Leute, die glauben, daß die Weltgerichte in ihren Grundideen alle tausend Jahre sich wiederhole,

Chiliasmus wird diese Anschauung genannt. Und merkwürdig, es sind nahezu tausend Jahre her, das; auf den Gefilden, wo jetzt bayerische und württembergische Truppen gegen das asiatische Gespenst des Bolschevns- nms im Kampfe stehen, der Sachsenkaiser Otto I. den bajuwarischen und schwäbischen Heerbann gegen die Hor­den der halbasiatischen Ungarn sammelte, uni in der entscheidenden Schlacht auf dem Lechfeld 955 die den» ganzen Reich aus dem Osten drohende Gefahr für immer niederzuschlagen. Auch der gegenwärtige Kampf in Bayern scheint ein- Entschcidungskampf werden zu fol­gen, von dem es abhängen wird, ob die sozialistische Lehre, die in ihrem Geburtsland Rußland selbst bereits im Niedergehen ist, in Deutschland neue Wurzeln schlagen und das kultivierte Europa durchdringen oder für immer und ganz ausgerottet werden soll. In Ungarn hat der Bolschewismus nur wenige Wochen vor München seinen Einzug gehalten; jetzt läutet man ihm schon das Toten­glöckchen. Von allen Seiten rücken die Rumänen, Ser­ben, Jugoslaven und die Tschechoslovaken im Auftrag der Entente heran, die disziplinlosen Scharen der unga­rischen Rioten Garde stieben auseinander und Ungarn, das der Graf Karo lyi durch Ueberantwortung an den Bolschewismus vor dem Haß der Entente retten zu können glaubte, sieht dem furchtbarsten Elend ent­gegen. Was die Kommunistenbandeil noch nicht zerstört und niedergerissen haben, das werden die fremden Feinde vollends erledigen. Karolyi gedachte durch Verrat an dem deutschen Bundesgenossen den Kopf aus der Schlinge zu bringen. Er hat sich getäuscht. Wahrscheinlich wäre auch in der Jsarstadt die spartakistische Herrschaft schon zu Ende, wenn dieRegierung Hosfmann" mehr Schneid und Entschlossenheit zeigte. Ueber den Mangel an die­sen Eigenschaften beim Bamberger Kabinett beklagt mau sich in Bayern so sehr. Mit den 35 00V Mann, die nach der Angabe der Regierung östlich des Lech zusammen­gezogen sind, und die fortwährend Zuzug erhalten, sollte es nach der Meinung der Bayern möglich gewesen sein,

- einen Schlag zu führen. Mag dem sein, wie ihm will,

eine Entscheidung scheint unvermeidlich zu sein. Auch

die Reichsleitung dringt darauf, denn sie kann nicht

' dulden, daß in den Tagen, wo ein für Jahrhunderte die Geschicke des deutschen Volks bestimmender Friede geschlossen werden soll, innere Zerrissenheit die Stel- . lung dem äußeren Feind gegenüber gefährdet. Was die inneren Unruhen jetzt schon in der Zeit des Wassen­stillstands dem deutschen Volk in der Wahrnehmung seiner Interessen gegen den rachsüchtigen Feind gescha­det haben, daß ist in Worten nicht zu fassen und

läßt sich nie wieder gut machen. Jetzt soll es endlich

einmal Ruhe geben. Die württembergische Regierung hat ihre Hilfeleistung für Bayern in einer amtlichen Erklärung begründet: sie habe sichere Beweise in Hän­den, daß die sofortige Ueberschwemmung des westlichen Süddeutschland durch den Bolschewismus geplant und eine allgemeine Erhebung beabsichtigt gewesen sei. Dem habe die Regierung zuvorkommen müssen. Wenn die Württembergischen Truppen nicht am Lech kämpften, so hätten sie am Neckar den Kampf austragen müssen. --- Ob der Kamps am Neckar nicht trotzdem noch kommen wird, kamt man nicht wissen. Es soll diesmal auf eine Ueberraschung durch die Spartakisten abgesehen sein. Die Negierung ist aber auch anders gerüstet als an: 31. März. Die badische Regierung hat sich an der Expedition nach Bayern nicht beteiligt, offenbar wollte sie eigene Konflikte vermeiden.

Der Generalstreikim Ruhrgebiet und ander­wärts flaut mehr und mehr ab, nur wenige Unentwegte harren noch aus im Ausstand. Was die Arbeiter erreicht haben: den siebenstündigen Arbeitstag und eine aller­dings nicht unbeträchtliche Lohnerhöhung, das wäre ihnen auch ohne Streik sicher gewesen. Dem steht aber der ganze Lohnverlust über die Streikdauer gegenüber und für die Allgemeinheit der schreckliche Mangel an Kohlen mit seinen tausenderlei großen und kleinen Nebeln. Was wir noch an Kohlen aufbringen konnten, das verzehren die Transportzüge der Polen durchs ganze deutsche Reich, und der übrige Eisenbahnverkehr schrumpft auf ein unglaubliches Mindestmaß zusammen oder steht überhaupt still. Wer das hätte ahnen können! Selbstverständlich muß darunter auch die Lebensmittelversorgung notleiden.

Werr Ckemenceau schickte der Reichsregierung durch Vermittlung der deutschen Wäffenstillstandskommission eine Einladung zum Abschluß des Vorfriedens auf den 25. April nach Versailles. Dabei ließ er sagen, die deutschen Bevollmächtigten haben nur den fertigen Ver­trag entgegenzunehmen und im übrigen sich vorschrifts­mäßig zu benehmen. Auf diese unerhörte Zumutung wurde dem alten Tiger von Berlin aus die richtige Ab­fuhr zuteil. Wenn es nur darum sich handle, ein Schrift­stück abzuholen so wurde nach Paris geantwortet, so genüge dazu ein Briefträger, den man in Gestalt eines Beamten absenden werde. Clemenceau machte schöne Augen. Also die Deutschen ließen sich doch nicht alles bieten, wie er geglaubt hatte. Dann kam eine neue, viel höflichere Einladung, diesmal allerdings nicht mehr Cle­menceau, der den passenden Ton wohl nicht gefunden haben würde, sondern von Marschall'Foch. Und dieser Einladung wurde deutscherseits alsbald entsprochen mit der Bedingung, daß die deutschen Bevollmächtigten, an deren Spitze Graf Brock dorff-Rantzau, der Reichs­minister des Auswärtigen steht, als durchaus gleich­berechtigt mit den Vertretern der übrigen Mächte zu gelten haben. Clemenceau ist geschlagen und er sinnt auf Ruche. Vielleicht sind die neuesten Beschlüsse des Obersten Rats, die noch als Bedingungen in den Frie- densvertrag'chineingeknetet werden sollen, sein Werk, näm­lich: 1. kein Deutscher soll im Ausland Kriegsdienst nehmen dürfen (abgesehen von der französischen Fremden­legion, die größtenteils aus Deutschen besteht); 2. Deutsch­land soll auf den Gotthardvertrog verzichten; 3. Deutsch­land verzichtet auf das Kaiser Wilhelmslaüd. Was j den Gotthardvertrag anlangt, so hatte das Deutsche Reich seinerzeit zum Bau der Gotthardbahn, an der es wegen der unmittelbaren Verbindung mit Italien in­teressiert war, 24 Millionen Mk. beigesteuert und sich dafür einen gewissen Einfluß auf die Tarisgestaltung der Bahn Vorbehalten. Das Geld wollen die Schweizer von heute behalten, aber das Mitbestimmungsrecht möchten sie los sein und die Schweiz hat bei der Friedenskonferenz schon vor Monaten ihre Wünsche vorgebracht. Jetzt knapp vor Toresschluß hat man sich der Angelegenheit erinnert und sie als ein weiteres Schädigungsmittel Deutschlands mit den übrigen verbunden. Das Geld ist hin, der Ver­trag auch. Sei's drum; ändern werden wir es schwerlich können, denn das ganze Trachten Englands und Frank­reichs geht doch darauf hinaus, Deutschland auf mög­lichst lange Zeit der wirtschaftlichen Freiheit und Selb­ständigkeit zu berauben und in diesem System spielt die Tariffrage eine große Rolle. Die Forderung des Ver­zichts auf das Kaiser Uil helmsland ist den Eng­ländern gerade noch in letzter Stunde eingefallen. Wehe, wenn sie es vergessen hätten. Aus Veranlassung des Kaisers Wilhelm II. und mit Reichsunterstützung ging bekanntlich am 11. August 1901 eine deutsche Süd­polexpedition unter Führung der Forscher Drv- galski und Enzensperger mit dem eigens erbauten Polar­schiffGauß" von Kiel aus in Sec. Am 21. Februar 1902 wurde über die Kerguelen die Küste eines bisher unbekannten, hohen, eisbedeckten Landes unter dem Polar­kreis erreicht, das die Entdecker Kaiser Wilhelm II.-Land benannten. Dieses Land hat zu Nachbarn rechts und links englisches Land, wie denn England- sich fast des ganzen Fest- ! lands um den Südpol bemächtigt hat. Sehr wahrschein- ^ lich bergen jene Polarländer große Schätze an Kohlen und Metallen, Grund genug für England, keinen Nach­barn zu dulden. Wie ärgerlich, wenn Deutschland durch ein Versehen im Besitz der Eiskruste geblieben wäre! Nachher hätte es wegen des verflixten Völkerbunds schwer gehalten, den Nebenbuhler zu entfernen. Man hätte ihn wahrscheinlich mit Geld abfinden müssen. Das ist jetzt erspart, indem diePolarkolonie" Deutschland zusammen mit seinen Tropenkolonien abgenommen wird. Diese ver­liert es, weil es angeblich seine schwarze Klientel so schlecht behandelt hat; auf Kaiser Wilhelmsland hat man zwar noch keinen eingeborenen Menschen gesehen, aber es wird den Engländern ein leichtes sein, den hohen Rat zu überzeugen: wenn es ans Kaiser Wilhelmsland Menschen gäbe, so würden sie von Deutschland ebenso geschunden werden, wie die Askari und die sonstigen schwarzen Hilfstruppen Lettow-Vorbecks geschunden worden sind. Also darf man das Land dm Deutschen nicht lassen. Lrodatum «8t.

Reichspräsident Ebert hat dieser Tage einen Ver­treter der Pariser ZeitungTemps" empfangen und mit ihm Wer die künftige,Gestaltung der Beziehungen

zwischen Deutschland und Frankreich gesprochen. DEr- hat Ebert einen merkwürdigen Optimismus an den Tax gelegt. Er verspricht sich von der Errichtung der demo­kratischen Republik in Deutschland nach dieser Hinsicht die Folge, daß zwischen den beiden Völkern und Staaten: ein gutes Nachbar- oder gar Freundschaftsverhältnis er­wachsen werde. Damit wird es aber für absehbare Zeit seine guten Wege haben, dafür haben die FrsmoLn fM»» gesorgt.

In A egypten und Indien gärt es weiter. Der Mißbrauch, den England mit den aus beiden Ländern ausgehobenen Truppen und Etappenarbeitern auf dem französischen Kriegsschauplatz getrieben, hat unter der Bevölkerung eine große Erregung hervorgerufen, die be­greiflich ist, wenn man hört, daß von 800 000 zwangs­weise eingestellten ägyptischen Etappenarbeitern 400 Äv dem Klima und anderen Kriegseinwirkungen zum Opfer gefallen sind. Die Bewegung ging nach den eng­lischen Berichten ursprünglich von der mohammeda­nischen Bevölkerung aus und soll sich gegen die Unter­drückung der Türkei und des türkischen Kalifats gerichtet haben. Indessen haben sich in Aegypten die koptischen Christen und in Indien die buddhistischen Hindus mit d«« Mohammendanern vereinigt, und das beweist, daß man es nicht bloß und nicht hauptsächlich mit einer reli gip­sen Bewegung zu tun hat. Vielmehr dürfte es sich um den Versuch Handeln, das englische Joch überhaupt schütteln, woran Mohammedaner, Kopten und Hindus gleicherweise interessiert sind.

Neues vom Tage.

Einberufung des Friedensausschuffes.

Freiburg, 25. April. Präsident Fehrenbach Hst den Friedensausschnß der deutschen National»ersamm») lung aus den 2. Mai nach Berlin einberufen. s

Berlin, 25. April. Die 6 deutschen FriedcnS- bevollmächtigten werden von den Ministerialdirektoren von Stockhammer und Simons, Mitgliedern des Rnssi wärtigen Amts und Vertretern der übrigen Reichsmim- sterien und --Behörden als Kommissaren begleitet sein. Ferner gehören der Abordnung Finanzsachverständig« Wirtschaftssachverständige und Mitglieder der Waffenstill­standskommission und das erforderliche technische «nS Kanzleipersonal an.

Berlin, 25. April. Die deutsche Friedensabord­nung wird von 15 Pressevertretern begleitet sein. Die Abordnung wird am Dienstag abend in Versailles ein-

Ucheidemann über die Fricdensunterzerchnm- .

Haag, 25. April. Der Berliner Berichterstatter des LondonerDaily Chronicle" hatte eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Scheidemann. Dieser erklärte, daß die Nationalversammlung ganz bestimmt über den Frieden befragt werde. Nur wenn es sich er­geben sollte, daß das Urteil der Nationalversammlung so ansfalle, daß Deutschlands Antwort nur von einer kleinen Mehrheit getragen sein würde, müsse das Volk in seiner Gesamtheit durch das Mittel einer Abstiin- mung befragt werden. Der Berichterstatter meldet sev- ner, nach! seinen Erkundigungen in deutschen Regierungs- kreisen sei es wahrscheinlich, daß der Vertrag auch nach Unterhandlungen und Erörterungen nicht unterzeichnt werde, da die deutsche Regierung überzeugt sei, daß eine vernünftige Unterlage ftijr den Frieden nicht erreicht wer­den könne.

Auflösung ves Großen Hauptquartiers.

Berlin, 25. April. DemBerl. Lokalanzeiger" zu­folge, wird das Große Hauptquartier demnächst von sich! aus seine Auflösung beantragen, da sein Weitersteye« in Anbetracht des Umstands, daß die Kriegshandlunges ihr Ende erreicht haben, nicht mehr vonnöten sei.

Das älteste Regiment des preußischen Heers, Grv-- nadier-Regiment König Friedrich der Große, 3. ostpren«- ßisches Nr. 4, wird, wie derBerl. Lokalanz." erfährt in Rastenburg aufgelöst, .

Die Revolution in München.

5-) Ulm, 25. April. (Oberkommando.) TaK bayerische Oberkommando, das die Unternehmung gegenli München leitet, befindet sich hier. ,

Ulm, 25. April. Von zuständiger Stelle wird- uns mitgeteilt: Gegen G arm i s - P a r t en ki r ch c ni wurde am 24. April von den Spartakisten ein Angriffs