Mark, im Güterverkehr war eine Mehreinnahme von 256 000 »11 zu verzeichnen. Die Württembergische Eisenbahngesellschaft vereinnahmte im Monat April aus dem Personenverkehr 17 460 -.11, aus dem Güter­verkehr 32 760 »11, aus sonstigen Quellen 2810 »11, ins­gesamt 52 990 »11. Gegen den gleichen Akonat des Vor­jahrs sind 3690 »11 weniger vereinnahmt worden. Von dieser Summe entfallen 3230 »11 auf den Personenver­kehr. Auf den Württembergischen Nebenbahnen (Filderbahn, Strohgäubahn usw.) sind im Monat April 101200 -41 vereinnahmt worden. Das sind 6408 -41 weniger als im gleichen Monat des Vorjahrs. Von dem Betrag entfallen auf den Personenverkehr 70 870 Mark (minus 1580 -41), auf den Güterverkehr 29 020 -41 (minus 2280 -41) und auf sonstige Quellen 1310 -41 (plus 452 -41). Die NiederbiegenWeingartener Eisenbahn buchte im April eine Einnahme von 8124 Mark, 1350 -41 mehr als im Vorjahr. Der Güterver­kehr brachte 7973 -41 (plus 1521 -41); im Personenver­kehr sind 151 -->1 vereinnahmt worden.

Militärisches. Dr. Weitbrecht, Assistenzarzt beim In­fanterieregiment Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, wird auf sein Gesuch zu den Sanitätsoffizieren der Landwehr 1. Aufgebots übergeführt.

8Ld. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag steht trockenes und warmes Wetter bevor.

Wildbad, 22. Mai. Der König, der Fürst und die Fürstin zu Wied samt den beiden Söhnen trafen heute mittag zum Besuch der Königinmutter der Niederlande hier ein. Im Hotel Bellevue wurde das gemeinschaft­liche Mittagessen eingenommen. Um 4 Uhr erfolgte die Rückfahrt nach Stuttgart.

Württemberg.

Baiersbronn, 22. Mai. Der Gemeindeoberförster Hitler hat aus Gesundheitsrücksichten seine Stellung auf den 1. September gekündigt. Am 1. Juni wird die Asche des verstorbenen Professors Euting nach dem Ruhestein geschafft, in dessenNähe, auf der Höhe über dem Wildsee, Euting sich seine Grabstätte noch bei Leb­zeiten selbst bereitet hat. Sie führt seitdem den Na­men Eutingsruhe und wird nunmehr die Asche des Ver­ewigten aufnehmen.

Leonberg, 23. Mai. Der Lokomotivführer des letz­te!« hier um 12 Uhr nachts eintreffendrn Personenzugs be­merkte heute nacht kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof, daß der Zug einen Menschen überfahren hatte. Bei den Nachforschungen fand man am Bahndamm zwei menschliche Führ, während über dem Gleise der Körper des 1K Jahre alten Kaufmannslehrlings Eugen Kißling von hier lag. Der lleberfahrene wurde ins Krankenhaus verbracht, wo er nach einer halben Stunde starb. Ob ein llnglücksfall oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt.

Heilbronn, 23. Mai. Heute nacht ><11 Uhr brach in der hiesigen Zuckerfabrik Feuer aus, das alsbald eine so große Ausdehnung annahm, daß das ganze Fabrikgebäude in Asche gelegt wurde. Der Schaden ist sehr groß; die ganze Heilbronner Feuerwehr mußte ausrücken. Auch die Direktor­wohnung ist abgebrannt. Ueber die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nichts festgestellt. Voraussichtlich wird der Betrieb eine Zeit lang ruhen müssen.

Heilbronn, 22. Mai. Heute mittag kurz nach 1 Uhr brach in Bückingen in der Oelfabrik von Ludwig Müller Feuer aus, dem das ganze große Anwesen mit vielen Vorräten zum Opfer fiel. Die Löscharbeiten waren da­durch erschwert, daß der nächste Hydrant etwa 30 Meter entfernt liegt. Die Heilbronner Motorspritze konnte wegen Wassermangels nichts ausrichten. Der Ge­

schädigte ist, wie man hört, versichert. Die Entstehungs­ursache des Feuers ist noch nicht bekannt.

Rottenburg, 22. Mai. Gestern vormittag hat sich, wie bereits kurz berichtet, im Steinbruch des König!. Land­gefängnisses ein tödlicher Unfall ereignet. Solange ein Auf­seher mit seiner Gefangenenabteilung in einer Höhe von zirka 30 Meter Steine brach und diese herunterwarf, belud unten im Steinbruch annähernd gegenüber der Stelle, an der oben Steine gebrochen wurden, jedoch in einer Ent­fernung von mehr als 25 Meter von der Felswand, eine andere Gefangenenabteilung auf dem Anschlußgleis einige Eisenbahnwagen mit Schotter. Dabei wurde ein bei letzte­rer Abteilung beschäftigter Gefangener von einem durch den Luftraum sausenden etwa 2 Faust großen Stein an den Kopf getroffen, der ihm das Schädeldach zertrümmerte, so daß nach 20 Minuten der Tod eintrat. Bei der großen Ent­fernung, die zwischen den zwei Abteilungen lag, ist es nicht anders denkbar, als daß ein von dem Felsen heruntergewor­fener Stein unterwegs auf einer vorstehenden Felskante auf­prallte, dort zersplitterte und daß ein Splitter durch den Luftraum flog und den Gefangenen an den Kopf traf. Der Verunglückte war ledig und 19 Jahre alt.

Geislingen a. St., 22. Mai. Die Angebote für die Grab- und Maurerarbeiten für das Bezirkskrankenhaus bewegten sich zwischen 5000 -41 Abgebot und 7500 -41 Aufgebot bei einer Bausumme von rund 130 000 -41. Die billigsten Offerte waren auswärtige Baugeschäfts. Der Zuschlag ist nunmehr drei hiesigen Vaufirmen zu einem Abgebot von 1300 -41 erteilt worden.

Ans Wett «nd Zeit.

Die Hochzeit im Kaiserhause.

Berlin, 22. Mai. Wie offiziell mitgeteilt wird, wird am Samstag, 24. Mai, 4X Uhr nachmittags im Kurfürsten­zimmer des Schlosses zu Berlin die standesamtliche Ehe­schließung der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen mit dem Prinzen Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, erfolgen. Anschließend findet um 5 Uhr nach­mittags in der Schloßkapelle die Feier der kirchlichen Ver­mählung statt.

Berlin, 22. Mai. Um 10,40 Uhr traf das Kaiserpaar mit den cumberländischen Herrschaften, eskortiert von einer Schwadron Eardekürassiere und auf dem ganzen Wege vom Publikum herzlich begrüßt, im Lustgarten ein. Im ersten offenen Vierspänner saß der Kaiser links neben dem Herzog, im zweiten Wagen die Kaiserin und die Herzogin. Im dritten Wagen saßen das Brautpaar und Prinzessin Olga von Cumberland. Der Einzug in das Königliche Schloß er­folgte durch das Portal 5. Die Trompeter der Ehrenwache der Garde du Corps bliesen den Präsentiermarsch. Im Schlosse fand Empfang unter großem Vortritt statt. Um 11,36 Uhr traf der Hofzug mit dem Kaiser von Rußland, der zum erstenmal als Kaiesr in Berlin weilt, auf dem Anhalter Bahnhof ein.

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Wenn nicht alle Anzeichen trügen, steht die Lösung der braunschweigischen Thronfolgefrage unmittelbar bevor. Es ist nach den Informationen der M. A. A. Ztg. sogar nicht unwahrscheinlich, daß der Vundesrat einen entsprechenden Beschluß bereits in seiner nächsten Sit­zung fassen wird, die diesmal ausnahmsweise, des katholischen Feiertages wegen, am Mittwoch, den 21. dieses Monats, stattfinden soll. Sollte sich die An­nahme bestätigen, so würde Prinz Ernst August be­reits als Herzog von Braunschweig und Lüneburg das Ehebündnis mit der einzigen Toch­ter des deutschen Kaisers eingehen und die Neuver­mählten würden nicht erst im Oktober, sondern viel­leicht schon im nächsten Monat als regierendes Her­

Das Wirtshaus im Sxeffart.

Erzählung von Wilhelm Hauff.

So sprach der arglistige Michel, und die andern waren es zufrieden; die einen, weil sie gern nach Holland gezogen wären, es zu sehen, die andern des Geldes wegen. Nur ein einziger war redlich und mahnte sie ab, das Gut ihres Herrn der Gefahr auszusetzen, oder ihn um den höheren Preis zu betrügen, aber sie hörten nicht auf ihn und ver­gaßen seine Worte, aber der Holländer Michel vergaß sie nicht. Sie fuhren auch mit dem Holz den Rhein hinab, Michel leitete den Floß und brachte sie schnell bis nach Rotterdam. Dort bot man ihnen das Vierfache von dem früheren Preis, und besonders die ungeheuren Balken des Michel wurden mit schwerem Geld bezahlt. Als die Schwarz­wälder so viel Geld sahen, wußten sie sich vor Freude nicht zu fasten. Michel teilte ab, einen Teil dem Holzherrn, die drei andern unter die Männer. Und nun setzten sie sich mit Matrosen und anderem schlechten Gesindel in die Wirts­häuser, verschlemmten und verspielten ihr Geld, den braven Mann aber, der ihnen abgeraten, verkaufte der Holländer Michel an einen Seelenverkäufer, und man hat nichts mehr von ihm gehört. Von da an war den Burschen im Schwarz­wald Holland das Paradies, und Holländer Michel ihr König; die Holzherren erfuhren lange nichts von dem Han­del, und unvermerkt kam Geld, Flüche, schlechte Sitten, Trunk und Spiel aus Holland herauf.

Der Holländer Michel war, als die Geschichte heraus­kam, nirgends zu finden, aber tot ist er auch nicht; seit

hundert Jahren treibt er seinen Spuk im Wald, und man sagt, daß er schon vielen behilflich gewesen sei, reich zu werden, aber auf Kosten ihrer armen Seele, und mehr will ich nicht sagen. Aber so viel ist gewiß, daß er noch jetzt in solchen Sturmnächten im Tannenbühl, wo man nicht hauen soll, überall die schönsten Tannen aussucht, und mein Vater hat ihn eine vier Schuh dicke umbrechen sehen wie ein Rohr. Mit diesen beschenkt er die, welche sich voin Rechten abwenden und zu ihm gehen; um Mitternacht brin­gen sie dann die E'stair ins Master, und er rudert mit ihnen nach Holland. Aber wäre ich Herr und König in Holland, ich ließe ihn mit Kartätschen in den Boden schmettern, denn alle Schiffe, die von dem Holländer Michel auch nur einen Balken hasten, müssen untergehen. Daher kommt es, daß man von so viel Schiffbrüchen hört; wie könnte denn sonst ein schönes, starkes Schiff, so groß als eine Kirche, zugrunde gehen auf dem Master? Aber so oft Holländer Michel in einer Sturmnacht im Schwarzwald eine Tanne fällt, springt eine seiner alten aus den Fugen des Schiffes; das Master dringt ein, und das Schiff ist mit Mann und Maus ver­loren. Das ist die Sage vom Holländer Michel, und wahr ist es, alles Böse im Schwarzwald schreibt sich von ihm her; o! er kann einen reich machen!" setzte der Greis geheimnis­voll hinzu,aber ich möchte nichts von ihm haben; ich möchte um keinen Preis in der Haut des dicken Ezechiel und des langen Schlurkers stecken; auch der Tanzbodenkönig soll sich ihm ergeben haben!"

Der Sturm hatte sich während der Erzählung des Alten gelegt: die Mädchen zündeten schüchtern die Lampen an und gingen weg; die Männer aber legten Peter Munk einen

zogspaar ihren Einzug in Braunschweig halten, auch in dieser Eigenschaft inmitten der übrigen deutschen Bun­desfürsten am 25jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers teilnehmen können. In der Hauptstadt des Herzogtums Braunschweig sollen denn auch, wie von dort gemeldet wird, eilige Vorbereitungen getroffen werden, die ebenfalls auf den nahe bevorstehenden Empfang des neuen Herrn schließen lassen. Insbe­sondere werden im dortigen Schlosse umfangreiche Er­neuerungsarbeiten vorgenommen, die in bestimmter kurzer Frist durchgeführt werden müssen. Kurzum, es spricht alles dafür, daß die Erledigung der braunschwei­gischen Frage jetzt im schnellsten Tempo erfolgen und gleichsam eine Morgengabe des Bundesrats für das jungvermählte Paar bilden wird.

Mainz, 22. Mai. In Heimbach an der Nahe hatte sich der Stationsvorsteher von Vohsen mit seiner Frau in eine beim Bahnhof gelegene Wirtschaft begeben und sich gegen Mitternacht auf kurze Zeit entfernt. Als er auffallend lange ausblieb, wurde nachgeforscht. Man fand ihn bewußtlos und mit schweren Schädelverletzungen vor dem Eingang zum Bahnhof liegen. Sein Geldbeutel fehlte. Mehrere Stunden darauf verschied er, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben.

Berlin, 22. Mai. Die Abgeordneten Liesching. Dr. Müller-Meiningen und Fischbeck (Fortschr. Volksp.) haben an den Reichskanzler die kleine Anfrage ge­richtet, ober der Reichskanzler bereit sei, Auskunft zu erteilen über eine zwischen der Türkei, England und Deutschland abgeschlossene Vereinbarung, nach der Deutschland die Bagdadbahn bis nach Basra unter Zu­ziehung zweier englischer Mitglieder in den Aufsichts­rat und den Engländern der Bau des Hafens von Basra und der Strecke BasraKoweit unter englischem Pro­tektorat über Koweit zufallen würde.

Posen, 22. Mai. Das Opfer eines spanischen Schatz­schwindlers wurde, trotz der eindringlichen Warnungen in der Presse, ein Wurstfabrikant in Rawitsch. Vor mehreren Jahren war seine Schwester spurlos verschwunden. Wie der Schwindler dies erfuhr, ist ein Rätsel; jedenfalls erhielt der Fabrikant vor kurzem einen Brief aus Spanien, worin ihm mitgeteilt wurde, daß seine verloren geglaubte Schwester glücklich und reich verheiratet gewesen sei. Durch des Man­nes Tod sei sie in den Besitz eines großen Vermögens ge­langt; um aber den Nachlaß zu regulieren, bedürfe es der Befreiung ihres Schwagers, der unschuldig im Gefängnis schmachte, mit Hilfe einer Geldsumme. Der leichtgläubige Fabrikant ließ sich bewegen, zweimal 4000 41 in Banknoten an die Adresse des spanischen Schwindlers zu schicken, ohne natürlich einen Erfolg zu haben. Als er wieder zahlen sollte, wurde er stutzig und erstattete Anzeige.

Paris, 22. Mai. Von neuen Kundgebungen berichtet man auch aus Paris in der Kaserne des Tourelles am Diens­tag vormittag. Die Musiker des 31. Regiments machten hier nach einem Schreiben an die Humanits den Anfang, indem sie dieInternationale" spielten. Gegen Mittag ver­sammelten sich die Mannschaften im Hof und stimmten unter Rufen gegen die dreijährige Dienstzeit dasselbe Lied an. Ein Feldwebel nahm einen der Kundgeber fest, kam aber, versichert der Berichterstatter, den entschlossenen Forderungen der Mannschaften bald nach, daß der Mann sofort frei­gegeben würde. Ebenso meldet die Humanits neue Kund­gebungen, die sich am Dienstag abend in der Kaserne von Clignancourt im nordöstlichen Viertel von Paris ereigneten. Ueber die Kundgebungen in Toul führt die Humanits den Brief eines Soldaten an, der darüber u. a. noch folgendes schreibt:Was man nicht mitgeteilt hat, ist, daß zwei Kom­pagnien des 79 Regiments vor dem General Eoetschy (Korps-

Sack voll Laub als Kopfkissen auf die Ofenbank und wünsch­tet ihm gute Nacht.

Kohlenmunkpeter hatte noch nie so schwere Träume ge­habt wie in dieser Nacht; bald glaubte er, der finstere, riesige Holländer Michel reiße die Stubenfenster auf und reiche mit seinem ungeheuer langen Arm einen Beutel voll Goldstücke herein, die er untereinander schüttelte, daß es hell und lieblich klang; bald sah er wieder das kleine, freund­liche Elasmännlein auf einer ungeheuren grünen Flasche im Zimmer umherreiten, und er meinte das heisere Lachen wieder zu hören wie im Tannenbühl; dann brummte es ihm wieder ins linke Ohr:

In Holland gibt's Gold,

Könnt's haben, wenn ihr wollt,

Um geringen Sold,

Gold, Gold!"

Dann hörte er wieder in sein rechtes Ohr das Liedchen vom Schatzhauser im grünen Tannenwald klingen, und eine zarte Stimme flüsterte:Dummer Kohlenpeter, dummer Peter Munk, kannst kein Sprüchlein reimen auf stehen, und bist doch am Sonntag geboren Schlag zwölf Uhr. Reime, dummer Peter, reime!"

Er ächzte, er stöhnte im Schlaf, er mühte sich ab, einen Reim zu finden, aber da er in seinem Leben noch keinen gemacht hatte, war seine Mühe im Traume vergebens. Als er aber mit dem ersten Frührot erwachte, kam ihm doch sein Traum sonderbar vor; er setzte sich mit verschränkten Armen hinter den Tisch und dachte über die Einflüsterungen

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