kommandant) und General Remy (Brigadekommandant) sich weigerten, das Bajonett aufzupflanzen, um gegen die andern Soldaten, unsere Brüder, zu marschieren. Ein junger Unter­leutnant, ein Grünschnabel, sagte, er werde demjenigen eine Kugel vor den Kopf schießen, der nicht marschiere. Da trat ein Soldat vor und, seinen Rock öffnend, sagte er:Fangen Sie mit mir an, Herr Leutnant!"

London, 22. Mai. Wie das Reutersche Bureau erfährt, werden ausgezeichnete Fortschritte für den Abschluß des Frie­dens gemacht. Zwischen den Delegierten der Balkanstaaten und den türkischen Delegierten fanden neue Konferenzen statt, um die grundlegenden Bedingungen eines Friedens­vertrages zu finden. Man glaubt nicht, daß die türkischen Delegierten sich ernsthaft den Absichten der Verbündeten widersetzen werden. Es ist wahrscheinlich, daß Europa gegen die vorgeschlagenen Abänderungen keinen Widerspruch er­heben wird. Sämtliche Missionen der Verbündeten hielten heute eine Konferenz ab, um über die Lage unter dem Ge­sichtspunkt der Ereignisse der letzten Tage zu beraten. Es wird auch hervorgehoben, daß die Großmächte die Vorschläge Letr. die besonders Serbien berührenden Fragen genehmigen und daß Serbien von dieser Erklärung vollkommen befriedigt sei. Das Datum der offiziellen Versammlung der Dele­gierten ist noch nicht festgesetzt, doch wird wahrscheinlich eine Entscheidung hierüber in einigen Tagen getroffen werden.

London, 22. Mai. Wie Daily Mail aus Smyrna meldet, ist der den Messageries maritimes gehörende DampferSenegal" beim Verlassen des Hafens von Smyrna auf eine Mine gestoßen und in die Luft ge­flogen. Schleppdampfer sind zur Hilfeleistung nach der Unfallstelle abgegangen. DerSenegal" war vor 8 Tagen aus Marseille mit 60 Reisenden und einer 60 Mann zählenden Besatzung nach Konstantinopel abge­gangen, dürfte aber in verschiedenen Häfen weitere Reisende an Bord genommen haben. Besatzung und Reisende sollen gerettet sein; vier der letzteren werden vermißt.

Newyork, 20. Mai. Die Chinesen glauben, wie man weiß, daß in fremdem Lande Verstorbene nicht in den Himmel kommen. Da dies nur dann der Fall ist, wenn die Toten in heimatlicher Erde bestattet werden, so hat sich vor zwei Jahren in San Franziska eine chinesische Gesellschaft gebildet, die es sich zur Auf­gabe gemacht hat, alle seit 50 Jahren in Kalifornien verstorbenen Chinesen wieder auszugraben und nach China zu befördern. Jetzt endlich haben die Behörden ihre Erlaubnis zu diesem Unternehmen erteilt und in nächster Zeit dürfte der erste Transport abgehen. Es ist bereits ein Schiff gechartert, auf dem 6000 Särge Platz haben. Auch die Särge stehen bereit, um die Skelette aufzunehmen, mit deren Ausgrabung jetzt be­gonnen worden ist.

Benghasi (Tripolis, 22. Mai. Ueber einen bluti­gen Kampf der italienischen Besatzungstruppen mit ein­geborenen Kolonnen, der am 16. Mai bei Serna statt­gefunden hat, werden Einzelheiten nunmehr bekannt. Darnach sind drei italienische Kolonnen nach einem siegreichen Sturmangriff aus die Verschanzungen und Forts der Höhen um Raselain und Sidi Earba wäh­rend einer Ruhepause von überlegenen feindlichen Kräften überfallen und zum Rückzug gezwungen wor­den. Es heißt in dem Bericht über das Gefecht, daß das Bataillon auf der äußersten linken Flanke der mitt­leren Abteilung schwere Verluste habe erleiden müssen. Zahlreiche Offiziere fielen. U. a. wurde Oberst Ma- dalena zweimal verwundet. General Manbretti ver­suchte mit Reservetruppen die linke Flanke zu verstär­ken und es glückte ihm, den feindlichen Angriff zum Stocken zu bringen. Es war jedoch ein Teil des artil­leristischen Materials so sehr beschädigt worden, daß

man 4 Geschütze im Stiche lassen mußte, nachdem man sie völlig unbrauchbar gemacht hat. Man mußte sich davon überzeugen, daß es notwendig war, einen all­mählichen Rückzug auf die rückwärts gelegene Stellung anzuordnen, aus der auch schon andere Batterien auf­gestellt worden waren. Der Feind soll 500 Kampfun­fähige gehabt haben.

EerichLssaal.

Leipzig, 21. Mai. Das Reichsgericht hat auf die von der Staatsanwaltschaft und dem Nebenkläger eingelegte Re­vision das Urteil gegen den Amtsrichter Hermann Knittel, der von dem Landgericht Ratibor am 29. August v. I. von der Anklage der Beleidigung der Militärbehörden freige­sprochen worden ist, aufgehoben und die Sache an das Land­gericht Eleiwitz zurückverwiesen.

Paris, 22. Mai. Das Schwurgericht des Seinedeparte­ments verurteilte heute Joseph Kettler und Friedrich Rup­penthal, die im April 1912 bei der Mutter des ehemaligen mexikanischen Gesandten für 700 000 Franks Kleinodien ge­stohlen hatten, zu je 8 Jahren Zuchthaus.

LandWirtschafL und M8rkte.

Stuttgart, 22. Mai. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 169, Kälber 495, Schweine 1151 Stück. Ochsen 1. Kl. 98103 -1l, Bullen 1. Kl. 8892 -H, Stiere 1. Kl. 100103 -K, Jungrinder 2. Kl. 9699 Kühe 2. Kl. 7083 Kälber 1. Kl. 118123 -1t. Kälber 2. Kl. 109 bis 117 -K, Kälber 3. Kl. 100108 -1l, Schweine 1. Kl. 7081 -1l, Schweine 2. Kl. 6796 -1t, Schweine 3. Kl. 6064 -1t. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Freudenstadt, 21. Mai. Heute wurde hier die staatliche Bezirksrindviehschau gehalten, wobei Oekonomierat Ruoff- Niederreuthin, Gutsbesitzer Link-Trölleshof und Zuchtinspek­tor Storz-Heilbronn als Preisrichter tätig waren. An Prei­sen wurden insgesamt verteilt 980 -1t, nämlich für Farren, die sehr schwach vertreten waren, 2 IV. Preise von je 60 -1t, für Kühe 2 :I. Preise von je 80 -1t, 3 III. Preise von je 60 °1t und 11 IV- Preise von je 40 -1t. Mit der Schau war eine Ausstellung von landwirtschaftlichen Erntemaschi­nen verbunden, welche das Maschinengeschäft von I. Maier- Schopfloch veranstaltet hatte.

Vermischtes.

Der Todes stürz der Frau Eggemann.

Der Ostschweizerische Verein für Luftschiffahrt teilt der Schweizerischen Depeschenagentur" eine längere vom Führer und den überlebenden Mitfahrern des BallonsZürich" ge­gebene Darstellung über das Vallonunglück am 18. Mai mit. Es werden darin verschiedene in der Presse verbreitete Jrr- tümer richtiggestellt. U. a. wird die Behauptung, daß Frau Dr. Eggemann gewissermaßen zur Fahrt genötigt worden sei, als eine Erfindung bezeichnet. Frau Eggemann habe sich vielmehr mit Zustimmung ihres Gatten selbst zur Mit­fahrt angemeldet. In einer Höhe von etwa 3000 Metern wurde Frau Eggemann von derBergkrankheit" befallen, weshalb der Führer beschloß, tiefere Regionen aufzusuchen und in der Nähe von München, etwa bei Starnberg, zu landen. Er ließ den Ballon fallen, bis auf einer Höhe von etwa 2000 Metern sich der Zustand der Dame merklich bes­serte. Der anfänglich rasche Fall wurde deshalb durch ent­sprechende Vallastabgabe gebremst. Trotz genügender Ballast­abgabe fiel der Ballon bis zum Boden durch, wahrscheinlich weil eine nicht vorauszusehende Windbö ihn erfaßte und niederdrückte. Auf Anweisung des Führers ergriffen die Passagiere vorschriftsmäßig die Korbleinen. Der Anprall, der nicht besonders heftig war, brachte den Korb nach vorn zum Umkippen. Der an der Schleifseite stehende Herr wurde

über Bord geworfen. In dem Augenblick, als der Korb sich wieder aufrichtete, sah der Führer, daß Frau Eggemann, welche an der Schmalseite des Korbes stand und die sich von ihrem Unwohlsein vielleicht noch nicht völlig erholt hatte, über den Korbrand fiel, sich aber an den Korbleinen festhalten konnte, so daß sie mit dem Rücken gegen die Korb­wände frei schwebend außen am Korbe hing. Da der Ballon, um das Gewicht eines Passagiers erleichtert, rasch wieder in die Höhe ging, war an ein Aufreißen des Ballons mittels der Reißleine nicht zu denken. Der Führer überließ zunächst den Ballon sich selbst und griff nach den Handgelenken der Dame, die gerade noch über den oberen Korbrand hervor­ragten. Er versuchte, sie mit Hilfe des anderen Herrn über den Korbrand in den Ballon zurcküzuziehen, aber alle An­strengungen waren umsonst. Frau Eggemann hing wie leb­los und machte, offenbar durch den Schreck gelähmt, keinen Versuch, die verzweifelten Anstrengungen ihrer beiden Be­gleiter zu unterstützen. Nun gab es keine andere Rettung, als den Ballon so rasch wie möglich auf den Erdboden zu bringen.An das Ventil und aus Leibeskräften die Ventil­leine gezogen!" rief der Führer seinem Begleiter zu. Dies geschah, aber der Ballon machte keine Anstalten zum Fallen, er stieg vielmehr etwa bis auf 400Meter über dem Boden, als dem Führer, der währenddessen die Dame allein halten mutzte, die Kräfte zu verlassen begannen. Er fühlte, daß die Handgelenke, die er mit aller Kraft umklammert hielt, langsam seinen Händen entglitten, und rief seinen Begleiter zu Hilfe. Dieser konnte aber nicht mehr zufassen, da Frau Eggemann zu tief hing. Die Kraft des Führers war zu Ende, die Last entglitt ihm und er sah mit Schaudern, daß der Körper in die Tiefe stürzte. Einen Augenblick versagten die überanstrengten Nerven, dann galt es, den Ballon mit Gewalt zur Erde zu zwingen. Trotzdem sich die beiden Herren gemeinsam an die Ventilleinen hängten, stieg der Ballon vermöge des erneuten Auftriebes weiter bis auf 2500 Meter Höhe. Erst als er den Ammersee überflogen hatte, konnte der Ballon bei Oberbrunn, Bezirk Starnberg, zur Landung gebracht werden. Das Lommuniqus schließt nach weiteren Ausführungen über die Bergung der Leiche mit den Worten: Allen Beamten und Privaten, die uns die Erfüllung unserer traurigen Pflicht nach Möglichkeit erleichterten und uns ihre Anteilnahme bezeugten, sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus. Die Erklärung ist unterzeichnet von Dr. Max Schneeli, Walter Grob und Dr. Otto Mayer.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Gottesdienste.

l. Sonntag nach Trinit., SS. Mai. Vom Turm: 438. Predigt­lied: 381 (altes Gesangbuch 348.) 9y- Uhr: Vormitt.-

Predigt, Stadtpfarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern.

Donnerstag, 29. Mai, 8 Uhr abends: Bibelslunde im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.

Reklameteil.

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nach, die ihm noch immer im Ohr lagen;reime, dummer Kohlenmunkpeter, reime," sprach er zu sich und pochte mit dem Finger an seine Stirne, aber es wollte kein Reim Hervorkommen. Als er noch so dasaß, trübe vor sich hin­schaute und an den Reim auf stehen dachte, da zogen drei Burschen vor dem Haus vorbei in den Wald, und einer sang im Vorbeigehen:

Am Berge tat ich stehen Und schaute in das Tal,

Da Hab ich sie gesehen Zum allerletztenmal."

Das fuhr wie ein leuchtender Blitz durch Peters Ohr, und hastig raffte er sich auf, stürzte aus dem Haus, weil er meinte, nicht recht gehört zu haben, sprang den drei Bur­schen nach und packte den Sänger hastig und unsanft beim Arm.Halt, Freund," rief er,was habt Ihr da auf stehen gereimt? Tut mir die Liebe und sprecht, was Ihr gesungen."

Was ficht's dich an, Bursche?" entgegnete der Schwarz­wälder.Ich kann singen, was ich will, und laß gleich meinen Arm los, oder"

Nein, sagen sollst du, was du gesungen hast!" schrie Peter beinahe außer sich und packte ihn nur noch fester an, die zwei andern aber, als sie dies sahen, zögerten nicht lange, sondern fielen mit derben Fäusten über den armen Peter her und walkten ihn derb, bis er vor Schmerzen das Gewand des dritten ließ und erschöpft in die Knie sank. «Jetzt hast du dein Teil," sprachen sie lachend,und merk' dir, toller Bursche, daß du Leute, wie wir sind, nimmer an­fällst auf offenem Wege."

Ach, ich will mir es gewißlich merken!" erwiderte Kohlenpeter seufzend.Aber, so ich die Schläge habe, seid so gut und sagt deutlich, was jener gesungen."

Da lachten sie aufs neue und spotteten ihn aus; aber der das Lied gesungen, sagte es ihm vor, und lachend und singend zogen sie weiter.

Also sehen," sprach der arme Geschlagene, indem er sich mühsam aufrichtete;sehen auf stehen, jetzt, Elas- männlein, wollen wii wieder ein Wort zusammen sprechen." Er ging in die Hütte, holte seinen Hut und den langen Stock, nahm Abschied von den Bewohnern der Hütte und trat seinen Rückweg nach dem Tannenbühl an. Er ging langsam und sinnend seine Straße, denn er mußte ja einen Vers ersinnen; endlich, als er schon in den Bereich des Tannendühls ging, und die Tannen höher und dichter wur­den, hatte er auch seinen Vers gefunden und machte vor Freuden einen Sprung in die Höhe. Da trat ein riesen­großer Mann in Flözerkleidung, und eine Stange so lang wie ein Mastbaum in der Hand, hinter den Tannen hervor. Peter Munk sank beinahe in die Knie, als er jenen lang­samen Schrittes neben sich wandeln sah; denn er dachte, das ist der Holländer Michel und kein anderer. Noch immer schwieg die furchtbare Gestalt, und Peter schielte zuweilen furchtsam nach ihm hin. Er war wohl einen Kopf größer als der längste Mann, den Peter je gesehen, sein Gesicht war nicht mehr jung, doch auch nicht alt, aber voll Furchen und Falten; er trug ein Wams von Leinwand, und die ungeheuren Stiefeln, über die Lederbeinkleider heraufgezo­gen, waren Peter aus der Sage wohl bekannt.

Peter Munk, was tust du im Tannenbühl?" fragte der Waldkönig endlich mit tiefer, dröhnender Stimme.

Guten Morgen, Landsmann," antwortete Peter, indem er sich unerschrocken zeigen wollte, aber heftig zitterte.Ich will durch den Tannenbühl nach Haus zurück."

Peter Munk," erwiderte jener und warf einen stechen­den, furchtbaren Blick nach ihm herüber,dein Weg geht nicht durch diesen Hain."

Nun, so gerade just nicht," sagte jener,aber es macht heute warm, da dachte ich, es wird hier kühler sein."

Lüge nicht, du Kohlenpeter!" rief Holländer Michel mit donnernder Stimme,oder ich schlag' dich mit der Stange zu Boden; meinst, ich Hab' dich nicht betteln sehen bei dem Kleinen?" setzte er sanft hinzu.Geh, geh, das war ein dummer Streich, und gut ist es, daß du das Sprüchlein nicht wußtest; er ist ein Knauser, der kleine Kerl, und gibt nicht viel, und wem er gibt, der wird seines Lebens nicht froh. Peter, du bist ein armer Tropf und dauerst mich in der Seele; so ein munterer, schöner Bursche, der in der Welt was anfangen könnte, und sollst Kohle brennen! Wenn andere große Taler oder Dukaten aus dem Aermel schütteln, kannst du kaum ein paar Sechser aufwenden; 's ist ein ärm­lich Leben."

Wahr ist's; und recht habt Ihr; ein elendes Leben."

Na, mir soll's nicht drauf ankommen," fuhr der schreck­liche Michel fort,Hab' schon manchem armen Kerl aus der Not geholfen, und du wärest nicht der erste. Sag' einmal, wie viel hundert Taler brauchst du fürs erste?"

(Fortsetzung folgt.)