mehr dem Landesausschuß eröffnet, daß auf Grund jenes Gutachtens die genannte Beschwerde als un­begründet abgewiesen worden ist. Hienach bleibt die Anordnung der Entfernung jener Reklamezeichen aufrecht erhalten. Die Bezirksvertretungen des Landesausschusses und seine sonstigen Freunde wer­den diese Entscheidung dankbar begrüßen und wer­den es sich angele en sein lassen, bei den hier in Betracht kommenden Fällen im Sinn der in jenem Gutachten enthaltenen Ausführungen einheitlich vorzugehen. Bezog sich das Gutachten zunächst nur auf Reklame in freier Landschaft, so dürfte es doch möglich sein, die angedeuten allgemeinen Richt­linien zur Entscheidung zwischen zu billigenden und nicht zu billigenden Reklamearten auch auf Er­scheinungen innerhalb der Wohnplätze usw. zum Schutz besonders schonungswürdiger Orts- und Straßenbilder sinngemäß anzuwenden, wobei größere Rücksicht auf das berechtigte gewerbliche Reklame­bedürfnis sich von selbst nahelegen wird.

scd. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist wärmeres, vorherrschend trockenes, aber immer noch strichweise gewittriges Wetter zu erwarten.

Württemberg.

Stuttgart, 21. Mai. Die Zweite Kammer setzte heute die Beratung des Eisenbahnetats fort. Ein Antrag des Abg. Hanser (Ztr.), der die Schaffung von gehobenen Stellen für die Kanzleiassistenten wünschte, wurde nach län­gerer Debatte abgelehnt. Auf verschiedene Anregungen aus dem Hause erklärte der Ministerpräsident, er könne sich nicht für eine Verstaatlichung der Verkehrsschulen aus­sprechen. Die Schaffung gehobener Stellen lasse sich nur dann rechtfertigen, wenn ein dienstliches Bedürfnis dafür nachgewiesen sei. Erfreulich sei die Fürsorge des Hauses für die Militäranwärter, für die angesichts der neuen Mili­tärvorlage mehr als bisher geschehen müsse und die schon während ihrer Militärzeit auf den Eisenbahndienst vorzu­bereiten seien. Aus dem weiteren Verlauf der Beratung ist hervorzuheben, daß zu den Titeln 18, 19 und 20, die das Zugpersonal betreffen, nicht weniger als 40 Eingaben Vor­lagen, von denen eine große Zahl zumeist nach den Aus- schußanträgen erledigt wurde. Nennenswertes war nicht darunter. Freitag nachmittag Fortsetzung.

Cannstatt, 22. Mai. Gestern abend gegen 10 Uhr ist in der Wagenwerkstatt ein Easkessel explodiert. Eine ge­waltige Feuersäule schlug empor. Das Feuer wurde von der Feuerwehr gelöscht. Leider wurden auch die Leiden Arbeiter Johann Schrad und Karl Brust verletzt. Sie muß­ten mit schweren Brandwunden ins Krankenhaus gebracht werden.

Untertüxkheim, 21. Mai. Vorgestern abend kurz nach 7 Uhr blieb auf dem Eüterbahnhof ein Stations­diener beim Zusammenkoppeln von Wagen in einer Weiche hängen, wodurch ihm der rechte Fuß abgefahren wurde. Der Verunglückte wurde ins Cannstatter Kran­kenhaus verbracht.

Freudenstadt, 21. Mai. Die starken Gewitter der letzten Tage haben eine erhebliche Abkühlung gebracht. Heftige Winde wehen und in der letzten Nacht wie am frühen Morgen ist es so frisch, daß der Ofen geheizt werden mutz. Die Blüte der Heidelbeeren ist ausge­zeichnet verlaufen und eine reiche Ernte zu erhoffen.

Ebingen, 21. Mai. Wenn man glaubte, Heuer über die Eisheiligen glücklich hinübergekommen zu sein, so war das eine Täuschung. Die zwei letztverflossenen Nächte brachten für unsere Gegend außerordentlich starke Abkühlung mit Reifbildung. Auch von der Münsinger

Das Wirtshaus im Spessart.

13 ) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Kohlenmunkpeter hatte jetzt den höchsten Punkt des Tannenbühls erreicht und stand vor einer Tanne von ungeheurem Umfang, um die ein holländischer Schiffs­herr an Ort und Stelle viele hundert Gulden gegeben hätte.Hier," dachte er,wird wohl der Schatzhauser wohnen," zog seinen großen Sonntagshut, machte vor dem Baum eine tiefe Verbeugung, räusperte sich und sprach mit zitternder Stimme:Wünsche glückseligen Abend, Herr Elasmann." Aber es erfolgte keine Ant­wort, und alles umher war still wie zuvor.Vielleicht muß ich doch das Verslein sprechen," dachte er weiter und murmelte:

Schatzhauser im grünen Tannenwald,

Bist schon viel hundert Jahre alt,

Dir gehört all Land, wo Tannen stehn Indem er diese Worte sprach, sah er zu seinem großen Schrecken eine ganz kleine, sonderbare Gestalt hinter der dicken Tanne Hervorschauen; es war ihm, als habe er das Elasmännlein gesehen, wie man es beschrieben, das schwarze Wämschen, die roten Strümpf- chen, das Hütchen, alles war so, selbst das blaffe, aber feine und kluge Eesichtchen, wovon man erzählte, glaubte er gesehen zu haben. Aber ach, so schnell es hervorge­schaut hatte, das Elasmännlein, so schnell war es auch wieder verschwunden!Herr Elasmann," rief nach -inigem Zögern Peter Munk,seid so gütig und haltet wich nicht für'n Narren. Herr Elasmann, wenn Ihr

Alb wird berichtet, daß die Temperatur auf dem Ge­frierpunkt sank. Am oberen Neckar und an der oberen Donau zeigte das Thermometer heute früh 5 Uhr 1° Celsius unter Null.

Nußdorf OA. Vaihingen, 21. Mai. Heute früh kurz vor 6 Uhr landete in der Nähe des Orts der Militärdoppeldecker des Leutnants Pretzell, der sich am Prinz Heinrichflug beteiligt hatte und seither in Pforzheim lag. Leutnant Pretzell ist heute früh von Pforzheim in der Richtung gegen München abgeflogen, mußte aber hier, nachdem er die Strecke von Pforzheim in 13 Minuten zurückgelegt hatte, wegen Motordefekts landen. Die Landung vollzog sich glatt in schönem Eleitflug. Leutnant Pretzell hat den Weiterflug aufgegeben und läßt seinen Apparat abmontieren.

Bückingen, 21. Mai. Ein hiesiger Landwirt setzte sich auf den Wagen eines andern, auf welchem eine Dung­gabel als Quersitz diente. Plötzlich gab das eine Seiten­teil des Wagens nach und der Landwirt stürzte rück­lings herunter. Die nachfallende Gabel drang ihm in den Kopf. Außerdem ging das Hinterrad über ihn weg. Der Mang wurde schwer verletzt nach Hause ge­bracht.

Geislingen, 21. Mai. Im Spätjahr 1912 haben zwei Hausacher Einwohner eine seltsame Wette um 1000 <4l abgeschlossen, die jetzt lebhaft erörtert wird. Der eine der Wettenden verpflichtete sich, in einem Jahr einen Zentner Kupfermünzen aus dem Jahre 1874 zu sammeln, also einen Zentner Ein- und Zwei­pfennigstücke, die alle die Jahreszahl 1874 tragen müssen. Bringt er einen Zentner dieser Münzen zu­sammen, so bekommt er von dem andern Wettenden 1000 -4l, im anderen Fall hat er die 1000 -4l zu be­zahlen. Bis Anfang Mai hatte der Wettende, wie die Geislinger Zeitung berichtet, bereits 82 Pfund beisam­men und er hofft bis zum Ablauf der Frist am 5. Sep­tember die noch fehlenden 18 Pfund aufzubringen. Ilm dies jedoch zu verhindern, sammelt der andere Wettende gleichfalls diese Münzen und bezahlt Stück für Stück, gleichgültig ob Ein- oder Zweipfennigstücke, mit 5 wenn die Münzen die Jahreszahl 1874 tragen. Beide Wettenden haben in vielen Orten Vertreter auf­gestellt, die diese Münzen für sie sammeln müssen. Auch die Bankhäuser werden vielfach um Ein- und Zweipfennigstücke angegangen und zur Zeit herrscht ein wahrer Handel und eine starke Nachfrage nach diesen Münzen. Ja, ja, die Zeiten sind ernst!

Niedernau, 22. Mai. Im Steinbruch des Landesgefäng­nisses ist ein Gefangener durch einen von der Höhe herunter­stürzenden Stein am Kopf tödlich getroffen worden und bald darauf gestorben.

An» Welt und Zeit.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten im Kaiser­hause.

Berlin, 21. Mai. Das englische Königspaar traf heute vormittag 11,38 Uhr in Berlin ein, wo es von dem Kaiser herzlich begrüßt wurde. Um 8,28 Uhr traf Prinz Ernst August von Cumberland auf dem Anhalter Bahnhof ein.

Berlin, 21. Mai. Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten trafen ein: Um 8,33 Uhr abends auf dem Lehrter Bahnhof: der Großherzog und die Eroßherzogin von Mecklenburg-Schwerin mit Gefolge. Der Kronprinz sowie Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold waren zum Empfang auf dem Bahnhof erschienen. Um 8,43 Uhr abends trafen auf dem Anhalter Bahnhof weiterhin ein: der Großherzog und die Erotzherzo- gin von Baden mit Gefolge. Prinz Adalbert und die Kron-

meint, ich habe Euch nicht gesehen, so täuschet Ihr Euch sehr, ich sah Euch wohl hinter dem Baum hervorgucken." Immer keine Antwort, nur zuweilen glaubte er ein leises, heiseres Kichern hinter dem Baum zu ver­nehmen. Endlich überwand seine Ungeduld die Furcht, die ihn bis jetzt noch abgehalten hatte.Warte, du kleiner Bursche," rief er,dich will ich bald haben," sprang mit einem Satz hinter die Tanne, aber da war kein Schatzhauser im grünen Tannenwald, und nur ein kleines, zierliches Eichhörnchen jagte an dem Baum hinauf.

Peter Munk schüttelte den Kopf; er sah ein, daß er die Beschwörung bis auf einen gewissen Grad ge­bracht habe, und daß ihm vielleicht nur noch ein Reim zu dem Sprüchlein fehle, so könne er das Elasmännlein hervorlocken; aber er sann hin, er sann her und fand nichts. Das Eichhörnchen zeigte sich an den untersten Aesten der Tanne und schien ihn aufzumuntern oder zu verspotten. Es putzte sich, es rollte den schönen Schweif, es schaute ihn mit klugen Augen an, aber end­lich fürchtete er sich doch beinahe, mit diesem Tier allein zu sein; denn bald schien das Eichhörnchen einen Men­schenkopf zu haben und einen dreispitzigen Hut zu tragen, bald war es ganz wie ein anderes Eichhörnchen und hatte nur an den Hinterfüßen rote Strümpfe und schwarze Schuhe. Kurz, es war ein lustiges Tier, aber dennoch graute Kohlenpeter, denn er meinte, es gehe nicht mit rechten Dingen zu.

Mit schnelleren Schritten, als er gekommen war, j zog Peter wieder ab. Das Dunkel des Tannenwaldes

Prinzessin waren zum Empfang erschienen. Um 8,45 Uhr traf auf dem Anhalter Bahnhof der Großherzog und die Eroßherzogin von Hessen und bei Rhein mit Gefolge ein. Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich waren zum Empfang erschienen. Zur gleichen Zeit trafen auch Prinz und Prin­zessin Friedrich Karl von Hessen mit Gefolge ein. Die Herr­schaften wurden von Prinz und Prinzessin August Wilhelm empfangen. Endlich traf um 9,12 Uhr abends auf dem An­halter Bahnhof der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen mit Gefolge ein. Prinz Joachim empfing die Herrschaften.

Frankfurt a. M., 21. Mai. Aus Anlaß des Re­gierungsjubiläums des Kaisers haben die Stadtverord­neten eine halbe Million bewilligt, wovon 400 000 -K als Grundstock für ein Volksbildungsheim bestimmt sind und der Rest dem Kaiser zur Pflege des deutschen Volksgesangs überwiesen werden soll.

Berlin, 21. Mai. Die Sozialdemokraten haben im Reichstag folgende Interpellation eingebracht: Ist der Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu erteilen, ob im Bundesrat neue Diktaturgesetze (Einschränkungen des Reichs­vereins- und des Preßgesetzes) für Elsaß-Lothringen vor­geschlagen sind? Billigt der Reichskanzler die zuerst in Pa­riser Blättern veröffentlichte Vorlage und ihre Begründung?

Haspe, 21. Mai. Unweit der Station Vogelsang er­eignete sich in der vergangenen Nacht ein Eisenbahnunglück. Ein Güterzug, der aus 55 Wagen bestand, entgleiste. 16 Wagen stürzten die tiefe Böschung hinab. Der Schaffner Bayer kam dabei ums Leben. Die Ursache des Unglücks konnte noch nicht festgestellt werden. Durch den Unfall ist eine längere Betriebsstörung eingetreten. Personen- und Güterzüge werden umgeleitet. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.

Essen, 21. Mai. In den angrenzenden westfälischen Landesteilen sind durch ein furchtbares Unwetter auf weite Gebiete die Aecker gänzlich zerstört und die Saa­ten vernichtet worden. Viel Vieh ist umgekommen.

Wien, 21. Mai. In der gestrigen Sitzung des Budgetausschusses machte der Finanzminister Mit­teilungen über die Ausgaben, mit denen die außer­ordentlichen militärischen Maßnahmen seit November vorigen Jahres den Staatsschatz belastet hätten. Für diese Aufwendungen für Heer und Marine seien ins­gesamt auf österreichischer Seite als quotenmäßiger Beitrag 167 Millionen Kronen ausgegeben worden. Erfreulicherweise sei diese im Voraus nicht vorgesehene Summe ohne außerordentliche kreditäre Maßnahmen bestritten worden.

Paris, 21. Mai. Kriegsminister Etienne hat heute nachmittag der Finanzkommission des Senats mitgeteilt, daß in der Deputiertenkammer der Gesetzentwurf über Kredite von 442 Millionen Franks für Kasernenbauten und Pferde­ankäufe eingebracht worden sei, welche durch die Zurück­behaltung des dritten Jahrganges unter den Fahnen nötig würden. Er erklärte, 332 Millionen würden auf das Budget für 1913 gebracht werden, davon 130 Millionen für Kasernen­bauten.

Paris, 21. Mai. Trotz der in Nancy von der Militär­behörde getroffenen Maßnahmen haben auch in der dortigen Garnison Kundgebungen von Soldaten gegen die dreijährige Dienstzeit stattgefunden. DerTemps" behauptet, die Mili­tärbehörden von Toul und Nancy hätten untrügliche Beweise in Händen, daß die militärischen Demonstrationen von der sozialistischen Parteileitung und der Zentralstelle der Gewerk­schaften organisiert worden sind.

Paris, 21. Mai. Im Hofe der Tourelles-Kaserne in der Avenue Gambetta versammelten sich an 160

schien immer schwärzer zu werden, die Bäume standen immer dichter, und ihm fing an so zu grauen, daß er im Trab davon jagte, und erst, als er in der Ferne Hunde bellen hörte und bald daraus zwischen den Bäumen den Rauch einer Hütte erblickte, fand er, daß er aus Angst gerade die entgegengesetzte Richtung ge­nommen und statt zu den Elasleuten zu den Flözern gekommen sei. Die Leute, die in der Hütte wohnten, waren Holzfäller; ein alter Mann, sein Sohn, der Hauswirt und einige erwachsene Enkel. Sie nahmen Kohlenmunkpeter, der um ein Nachtlager bat, gut auf, ohne nach seinem Namen und Wohnort zu fragen; gaben ihm Apfelwein zu trinken, und abends wurde ein großer Auerhahn, die beste Schwarzwaldspeise, aufgesetzt.

Nach dem Nachtessen setzte sich die Hausfrau und ihre Töchter mit ihren Kunkeln um den großen Licht­span, den die Jungen mit dem feinsten Tannenharz un­terhielten, der Großvater, der East und der Hauswirt rauchten und schauten den Weibern zu, die Burschen aber waren beschäftigt. Löffel und Gabeln aus Holz zu schnitzeln. Draußen im Wald heulte der Sturm und raste in den Tannen, man hörte da und dort sehr heftige Schläge, und es schien oft, als ob ganze Bäume abge­knickt würden und zusammenkrachten. Die furchtlosen Jungen wollten hinaus in den Wald laufen, und dieses furchtbar schöne Schauspiel mit ansehen, ihr Großvater aber hielt sie mit strengem Wort und Blick zurück: Ich will keinem raten, daß er jetzt von der Tür' geht." rief er ihnen zu;bei Gott, der kommt nimmermehr wieder; denn der Holländer Michel haut sich heute nacht