Ovaren wir von vornherein dem uniergange prersgegeve» jaewesen, wenn, nachdem der Krieg einmal da war, dre Heinde uns auch noch das Gesetz des militärrlchen Han­delns diktiert hätten. Hätte Frankreich unter dem Schutze ?iner scheinbaren anfänglichen Neutralität seme Vorbe­reitungen bis aufs Letzte beendet, um dann in einem Zhm günstigen Augenblick, wo wir im Osten tief engagiert hewesen wären, über uns herzusallen, nun ich brauche Glicht auszuführen, in welche verzweifelte Lage wir ge­raten wären. Nur eine mit sicheren Garantien umgebene Neutralität konnte uns davor schützen.

Eine solche Garantie aber war, wiederum nach dem Urteile der zuständigen nchlitärischen Jnstänzen, nur ge­geben, wenn in den Gürtel der uns vorgelagerten fran­zösischen Festungen und Sperrsorts ein Loch gesprengt wurde. Die Haltung Frankreichs hat es dahin gebracht, - seine Neutralität nicht aktuell wurde. Mer ich möchte die französischen Staatsmänner, die von dieser Instruktion letzt so viel Aufhebens machen, daran erinnern, daß Deutschland in den darauffolgenden Tagen noch eine »andere Form der Neutralitätsgarantie vorgefchlagen hat. Wir haben ausdrücklich erklärt, daß uns eine von Frank­reich erklärte Neutralität völlige Gewähr biete, falls sie von England garantiert werde.

Die feindlichen Staatsmänner sollten ihre Völker, Kvenn 'sie sie über die wahre Sachlage aufklären wollen, an diese Tatsache erinnern, anstatt ihren Kriegswillen mit pusgegrabenen Instruktionen aufzupeitschen, die gar nichts beweisen.

Neu ist in den Ausführungen Bethmann Hollwegs, - die maßgebenden militärischen Instanzen es ge­wesen feien, die glaubten, daß wir einem Verbandskrieg nicht gewachsen seien und die zur Sicherung der fran­zösischen Neutralität die Besetzung der wichtigen fran­zösischen Festungen Toul und Verdun als Faustpfand -orgeschlagen hätten.

Der Krieg zur See.

Bern, 15. März. DerProgres de Lyon" meldet: Der ehemalige deutsche DampferVirginia" (jetziger ame­rikanischer DampferJason") wurde aus der Ueberfahrt nach Frankreich von einem deutschen Tauchboot durch Granatfeuer schwer beschädigt, konnte aber den nächsten französischen Hafen erreichen.

Christiania, 15. März. Nach einem Londoner Be­richt nimmt die Angst wegen der Schiffsbaukrisis zu. Es beginnt der Allgemeinheit klar zu werden, daß ein voll­ständiger Zusammenbruch auf dem Gebiete des Schiffs- vauwesens eingetreteu ist.

Die Ereignisse im Westen.

Fliegerüberfall ans Freiburg.

GKG. Karlsruhe, 14. März. Gestern nachmit­tag gegen 4 Uhr griffen feindliche Flieger abermals die offene Stadt Freiburg i. Br. an. Es wurden mehrere Bomben abgeworsen. Keinerlei militärischer Schaden, ei­niger Sachschaden an Häusern. Verletzt wurden 5 Per­sonen, darunter eine Krankenschwester und 2 Lazarettin­sassen. Zwei feindliche Flugzeuge wur den abgesch ossen.

Neues vom Tage.

i Tr. Michaelis an seine BundcSbrüder.

Berlin, 15. März. In der Kriegszeitung'des Korps Guestphalia" zu Würzburg findet sich folgende Zuschrift des jetzigen Obcrpräsidenten von Pommern: Ich schicke Euch einen bundesbrüderlichen Neujahrsgruß ins Feld. Ihr werdet mit mir stolz darauf sein, daß ein Würz­burger Guestphule Reichskanzler wurde, und werdet mit nir betrauert haben, daß es mir nicht vergönnt war, mein Amt bis zum Frieden durchzusühren. Ich stand in schwerem Konflikt, denn ich mußte eine Poli tik ausüben, die ich innerlich nicht bejahte und doch nicht ändern konnte. In solchen Föl­sen hat man seinen inneren Menschen aufzugeben, oder »ein Amt. Die Wahl war nicht schwer. Tie Entschei­dung liegt nun noch bei Euch, die Ihr im Felde steht. Ich halte die Hoffnung fest, der Frieden wird ein solcher werden, der Deutschlands Opfern würdig ist. Auf Wie­dersehen in Würzburg! Bennickenstein im Harz, 7. Jan. 491 8 . Michaelis, Reichskanzler a. D ..ß'

!

Die Ereignisse im

Englische Wühlereien irn Baltenland.

Berlin, 13. März, lieber die Verhältnisse in Finn­land und Reval wird uns berichtet: Die Rote Garde und. ° ic Matrosen in Helsingfors, Tammerfors und Wiborg --den noch weiter ihre Gewaltherrschaft aus. Die russische Ostseeflotte ist in Helsingfors eingetroffen, sie soll krie­gerische Unternehmungen planen, sobald das Eis schmilzt. Es sind starke Eisbrecher vorhanden. Das Tauwetter nimmt zu. In Reval find wohlvorbereitete englische Wühlereien entdeckt worden. DasRevaler/Tageblatt" war seit Weihnachten vom hiesigen englischen Marine­attache und Hafenkommandanten bestochen worden, gegen die Balten zu Hetzen. Nach Einmarsch der Deutschen wurden durch bezahlte Agmten unter der Bevölkerung Ge­rüchte verbreitet, England werde Linnen weniger Monate durch Waffengewalt die früheren Zustände in den Ostsee- Provinzen wieder Herstellen. Die Bevölkerung ist aber auf diese von England hochbezahlten Machenschaften nicht hereingefallen. . '

k HindenSnrg und Lndendorff über die militär- s politische Lage.

Berlin, 15. März, lieber Hindenburgs und Ludendorffs Auffassung der mititärpo'itifchen Lage bringen die Morgenblätter Mitteilungen, die die Kriegs­berichterstatter an der Westfront von ihnen kurz vor der Wreise nach Berlin empfingen. Beide Männer waren erfüllt von den Ereignissen im Osten. Die Kette, die uns würgen sollte, sagte Hindenburg, ist gesprengt und wst können unsere ganze Kraft dem Westen zuwenden. Man wirft uns vor, daß ivir iin O st e n als Gewaltmenschen aufgetreten sind, aber der Krieg ist keine weiche Sache. Es rst unvermeidlich, daß man scharf zugreift. Wir müssen uns auch unbedingt Grenzsicherungen schaffen, damit das Elend, das wir 1914 in Ostpreußen er­lebten, sich nicht noch einmal wiederholen kann. Nicht wir, sagte Ludendorff, sondern die unerhörten Zu-, stände in Rußland selbst haben den Russen wehe getan. Als darauf hingewiesen wurde, daß die Heimat wohl den Sieg im Osten noch nicht in seinem ganzen Umfang erfasse, weil alle Blicke nach dem Westen ge­richtet seien, stimmte Hindenburg zu und meinte: Es ist ja inimer so, daß man die Begebenheiten der Gegen­wart nicht nach Gebühr einschätzt. Zu den Verhältnissen im Westen meinte Hindenburg: Frankreich hat sich selbst fein Grab gegraben. Es hat sich ganz in englische Hörigkeit begeben. Wenn die Franzosen unsere armen gefangenen Kameraden anständiger behan­delten, so könnte man mit dem Unglück dieses Volkes Mitleid haben. Ludendorff sagte: Jetzt können wir an den Angriff denken. Kommt er, so wird er eine schwere Aufgabe werden. Man bedenke, daß der Feind an der englisch-französischen Front allein eine Menge Divisionen in Reserve hat, daß er ein gut ausgebautes Bahnnetz besitzt, um diese Reserven hin- und herzuschieben. Aber auf die moralische Kraft kommt es an. Wir sind voll Vertrauen, daß der Kampf, der entbrennt, auch glücken wird.

Ueberwachrmg der Rüstungsindustrie.

Berlin, 15. März. Der Haup tausschuß'des Reichstags beriet heute abermals die Frage der Heee reslieferungm. Einstimmig wurde der Antrag angenom­men, in sämtlichen mit dem Heeresbedarf arbeiten­den Betrieben die Geschäftsbücher und die für dix Berechnung der Preise maßgebenden Unterlagen überwachenzu lassen, insbesondere bei sämtlichen Zen- tralbeschaffungsstellen für die Bedürfnisse des Heeres und der Marine Preisprüsungsstellen einzurichten, eine Zerr- tralprüfungsstelle der Kricgslieferungen zu schaffen, die die Tätigkeit aller einzelnen Prüfungsstellen überwachen soll.

Graf Luxburg in Valparaiso.

Berlin, 15. März. LautBerliner Lokalanz." mel­det dieTimes" aus Valparaiso (Chile): Graf Lux- burg ist hier eiugetroffen.

^Vien, .15. März. Das Mgeordnetenhaus nahm den Antrag ans Erhöhung der Mannschaftsgebühren, ferner die Vorlagen für Aenderung der Rentensteuer und Kriegszuschläge zu den direkten Steuern an.

Aögelehnts Friedenskonferenz. ^

Paris, 15. März. Die Protestanten Frankreichs haben Pie Einladung der skandinavischen lutherischen Bi­schöfe von Upsala, Christiania und Seeland z« einer evangelischen Friedenskonferenz abgelehnt.

Die Wirren in Rußland.

Petersburg, 15. März. (Reuter.) Der Komman­dant des Hafens von Wladiwostok, General Tumbudco, hat Selbstmord begangen.

Petersburg, 14. März. (Reuter.) Es wird ge­meldet, daß. Fürst Lwow von dem Befehlshaber dex nördlichen Front verhaftet worden sei.

Berlin, 15. März. Der Moskauer Sovjetkongreß, der über die Ratifikation des Brest-Litowsker Friedens­vertrag entscheiden soll, wurde vom 12. auf den 14. März vertagt.

In Finnland treffen täcflich Waffen, Munition und Truppen für die Rote Garde ein.'

ZMeZMis, is. MSrr

^ .Alberne V.r-ieRümedaille wurde Verliehen: MuSk. Ulrich Kugele von MartinsmooS.

Nagold. Am morgigen Sonntag, den Mcn? k9-8, abends 5 Uhr veranstaltet die Altistin ^ Nrck im Traubensaal in Nagold zum Besten der Nagolder Kriegshilfe einen Liederabend. Frl. Nick, welche, »kl der b kannten kgl. Kammersängerin Frau Ruck- »einHeller m Stuttgart ausgedildet wurde, verfügt über eine sehr schöne, umfangreiche Altstimme. Auf dem Pro- gramm^hat sie sich einen schönen Stravß Lieder von Schu- .^Jumann und Brahm zusammengestellt. Zum Schlüße singt sie noch eine Arie aus Achilleus von Max Bruch Beglctterist der kgl. Musikdirektor Georg Ad Nack-Stuttzart. Kattenvoroerkauf in der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung m Nagold. ^

c-v. 15 . übertragen wurde eine

Oberrealleprerstrlle an dem Realprogymnasium und der Realschule m Kirchhemr dem Oberreallehrer Dr. Geiger en der Realschule in Freudenstadt. ' ^

G TeinaA 13. März. ^Kurzes EhegkücW Im Gasthof zumKühlen Brunnen" wurden ein frcrW, Mischer Kriegsgefangener und ein 21 Jahre altes MG- chen, die Tochter deS Verwalters des Vereinshauses h«, Karlsruhe, verhaftet. Das Paar hatte sich als DvktK i Julius Hirsch und Frau eingeschrieben. Das Mädchhv ; hatte sich einige hundert Mark geborgt und den KriqP- j aefanaenen mit Zivilkleidern versehen.

: (-) Tübingen, 15. Mürz. (Tödlicher Sturz»)

- Zwischen hier und Lustnau, in der Nähe des hiesigen Was- : ferwerks, am Eisenbahndamm, stürzte gestern mittag halb 1 Uhr ein Offizier ab und wurde zerschmettert. Kops.' l und Beine waren abgerissen.

: (-) Balingen, 15. März. (Liquidation.) Die

! aufs modernste ausgestattete Heuberg Dampfmolkerei. kfie ! sich über die Gemeinden Tieringen, Oberdigisheim, HrH- ; singen, Obernheim und Hausen erstreckte, wird aufge­löst. Der Grund besteht in dein Mangel an MilchzufuU,

^ weil sämtliche genannten Gemeinden ihre entbehrliche Milch.an^die^Stadtgemeinde Ebingen ablieferr».

Konfirmation»

6 p.- Taufende von Söhnen und Töchtern unserer schwäbischen Heimat treten morgen die zweite Kop- firmationsfeier vornehmlich für städtische Gemeinden folgt am 14. April an den Altar zur Einsegnung. Konfir­mation das bedeutet zunächst für die äußeren Lebeus- umstände bei den meisten Schulentlassung. Wieviele. Eltern zumal in ländlichen Verhältnissen sehnen jetzt im Krieg den Tag herbei, wo der Sohn, die Tochter frei werden für die dringende Mitarbeit in der häuslichen Landwirtschaft. Dank sei der Schule, die bis dahin m laugen Jahren, oft mit heißem Bemühen, in unver­drossener Lehr- und Erziehungsarbeit das Ihre an de»' jungen Köpfen und Seelen getan und ihnen einen Schatz des Wissens fürs Leben mitgegeben hat, und wo's «uders- recht bestellt ist, nicht bloß das, sondern mehr: Kapital' wertvoller, ehrenfester Gesinnung! Leb- wohl, harte Schul­bank wir hoffen, mancher scheidet von ihr mit druv stillen Wunsch, das Lernbedürfnis, das die Schule ge­weckt, noch weiter im Leben zu befriedigen auf höhere». Stufe.

Aber Kc<firmationstag bedeutet auch, soweit man rp. etwas auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegeu kann, schied von der Kindheit. Jetzt kommt die Berufs­wahl, jetzt die ersten frohen und doch zaghaften Schritt? ms Leben hinein, in die selbständiger werdende Mitarbe« neben den Erwachsenen, in die freiere Verfügung Üb«r sich selbst, über Geld und Zeit, für manches junge Blut, auch die ersten Schritte hinaus in die Fremde. Tausend neue Stimmen dringen an das jugendliche Ohr: lockend« Stimmen von Freiheit und sonnbeglänzten Morgenpfade«, taufend werbende Rufe erschallen zur Rechten und zuv Linken, laden den jungen Wanderer im Neuland de» sich weitenden Welt ein:Komm zu uns, komm zu unS In der eigenen Brust tief innen erwachen bisher ung», kannte, halb verstandene Regungen von Kraft und Sehn­sucht, die nach Betätigung sich strecken, in den Ader» fließt heißer, rascher das Blut, und die Seele schwillt vo» aufkeimenden Gedanken und Strebungen, die sie seltsantz halb süß halb unheimlich, bedrängen. Es ist eine heilig« Zeit, wie draußen der Frühling, wenn die geheime» Kräfte des neuen Werdens in der Natur überall an ihrer» Werke find. Aber wie der Naturfrühiing, so ist auM der Menschenfrühling eine kritische Zeit, eine Zell drohender Fröste, drohender Entwicklungsstocküngen, tödst Wer Rückschläge.

Wehe der Jugend, die ganz auf sich allein gestellt und unberaten in diese Werdezeit hineingehen müßtet In diesen: Sinn stellt die Kirche an die Wegscheide de« Jugend neben die Schulentlassung die Kon-, firmati 0 n. Ist das zunächst eine Sitte und bei manche« vielleicht auch nicht mehr als eben eine äußerlich midi gemachte Sitte, so kann doch überall da, wo die Sitte die sichtbare feste Form für einen lebendigen geistige« Inhalt ist, eine Kraft voll segensreicher Einflüsse vo« ihr ausgehen. Nicht als ob unsere Kinder durch die Kon­firmation mit einemmal zu fertigen Christen gestempelt werden sollten im Gegenteil: die Arbeit an ihnen soll jetzt erst recht anheben. Nicht als ob ihnen fertige kaum verstandene Glaubenslehren aufgedrängt werde» sollten: religiöses Leben ist mehr als Lehre, und gantz fertig wird überhaupt kein Mensch. Aber wenn ein mak an einem entscheidenden Wendepunkt des Lebens dem Menschen das Tiefste was es gibt, das Evangelium von Christus, zusammenhängend nahegcbrncht wird, wen» gute und heilsame Willens ent schlösse in ihm gez­weckt werden, wenn er hineingestellt wird ineirregroße geistige Gemeinschaft von Wandergenosferp vor ihm und neben ihm, so muß ihm das einen Hall geben für den Kampf mit dem Leben, der unbedingt wertz, voll ist. Es ist wahrlich mehr als eine bloße Formeh. wenn am Tag derEinsegnung" die Kirche der Jugens den Segen Gottes mitgibt und sie erinnert, daß zuletzt auf Gottes Segen alles ankommt. Dadurch, daß manche ihn verlachen, wird dieser Satz noch lange nicht umgegvMU. Denn dre Welt des Ewigen ist zwar unsicht­bar, aber gerade deswegen wirklich.

So grüßen wir, in ernster Zeit doppelt herzlich, die Jugend unseres Volkes die in dieser Zeit zum Konfir rnationsaltar schreitet. Der Schatten des Kriegs W auf ihren Weg; aber es ist jadem Manne gut,

-er fein Joch trage in seiner Jugend." Möge ein Ge­schlecht aus ihr heranreifen, wert der ernsten großes Zeit, gewachsen den Riesenaufgaben der Zukunft, pm und stgrk, Wicht und treu, froh und fromm!

Ä. " K. Kr. ^