Dorfriede mit Rumänien.
(Ausführlicher Beucht.)
Berlin, 6. März. (Amtlich.) Aus Bukarest wird vom 5. März gemeldet: Im Schloß in Buftea bei Bukarest wurde heute, 7 Uhr nachmittags, von den bevollmächtigten Vertretern der Vierbundmächte und den rumänischen Bevollmächtigten folgender Vertrag unterzeichnet:
Von dem -gemeinsamen Wunsch, den Kriegszustand zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei einerseits und Rumänien andererseits zu beenden und den Frieden wieder, herzustellen, sind' die Unterzeichneten (v. Kühlmann sür Deutschland, Graf Czernin für Oesterreich-Ungarn, Tr. Momtschiloff für Bulgarien, Großwesir Talaat Pascha für die Türkei, C. Argetojan für Rumänien) nach Prüfung ihrer Vollmachten dahin übereingekommen, daß, nachdem der zu Focsani am 9. Dezember 1917 Unterzeichnete Waffenstillstandsvertrag am 2. März gekündigt und ccm 5. März 1918 um 12 Uhr mittags abgelaufen ist, vom 5. März 1918 um Mitternacht an eine vierzehntägige Waffenruhe mit dreitägiger Kündigungsfrist laufen soll. Zwischen den Unterzeichneten besteht vollkommene Uebereinstimmung darüber, daß innerhalb dieses Zeitraums der endgültige Frieden abzufchlie- ßen ist auf Grundlage nachstehender Vereinbarung:
1. Rumänien tritt an die verbündeten Mächte die Dobrudscha bis zur Donau ab;
2. Die Mächte des Vierbundes werden für die Erhaltung desHandelswegs für Rumänien über Constanza nach dem Schwarzen Meer Sorge tragen;
3. Tie von Oesterreich-Ungarn geforderten Grenzberichtigungen an der österreichisch-ungarisch-rumänischen Grenze werden von rumänischer Seite grundsätzlich angenommen;
4. Ebenso werden der Lage entsprechende Maßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet zugestanden;
5. Tier umänische Regierung verpflichtet sich, sofort mindestens acht Divisionen der rumänischen Armee zu demobilisieren. Tie Leitung der De- >nobilmachung wird gemeinsam durch das Oberkommando Ser Heeresgruppe Mackensen und die rumänische Oberste Heeresleitung erfolgen. Sobald zwischen Rußland und Rumänien der Frieden wieder hergestellt ist, werden auch die übrigen Teile der rumänischen Armee zu demobilisieren fein, soweit sie nicht zum Sicherheitsdienst an der russisch-rumänischen Grenze benötigt werden;
6. Tie rumänischen Truppen haben sofort das von
ihnen besetzte Gebiet derösterveichisch-ung arischen Monarchie zu räumen; ' r
7. Die rumänische Regierung verpflichtet sich, den Transport von Truppen der verbündeten Mächte durch die Moldau und Beßarabien nach Odessa eisenbahntechnisch mit aller Kraft zu unterstützen^
8. Rumänien verpflichtet sich) die noch in rumänischen Diensten stehenden Offiziere der mit dem Vierbund im Kriege befindlichen Mächte ss- , fort zu entlassen. Tiefen Offizieren wird seitens j der Vierbundmächte freies Geleit zugesichert;
9. Dieser Vertrag tritt sofort in Kraft.
Endlich hat Rumänien die einzig mögliche Folgerung aus dem militärischen und politischen Zusammenbruch .Rußlands gezogen und Frieden mit den siegreichen Mittelmächten geschlossen. Es wird der rumänischen Regierung recht schwer gefallen fein. Nach Ausbruch des Kriegs war das Land, das unter König Karol dem Dreibund beigetreten war, von den beiden Parteien^ umworben und er wußte aus dem beneidenswerten Zustand von beiden Seiten für sie so große Vorteile zu ziehen, daß es sich einen Staatsschatz von zwei bis drei Milliarden anlegen konnte. Dadurch übermütig gemacht und im Glauben an die ausschweifenden Versprechungen der Entente, trat dann aber Rumänien auf Betreiben der liberalen Hofpartei, die in der Königin Marie, einer englischen Prinzessin, eine eifrige Mitarbeiterin gegenüber dem Willensschwächen König Ferdinand fand, offen auf die Seite des Verbands, zu einer Zeit, wo ein nüchterner Verstand schon begreifen mußte, daß das Spiel des Verbands verloren sei. Rußland war entscheidend geschlagen, Serbien und Montenegro erledigt, das Dardanellenabenteuer unter schwersten Verlusten für den Feind zusammengebrochen. Trotzdem brachte es der Ministerpräsident Bratianu, der sich Wohl von dem italienischen Angriff gegen Oesterreich große Hoffnungen machte, vielleicht auch noch aus andere n Gründen, fertig, den Krieg vom Zaun zu brechen. Anfangs schien auch alles nach Wunsch zu gehen. Die nach Siebenbürgen führenden Karpathenpässe, zum Hauptteil auf rumänischem Gebiet liegend, waren schon lange dicht mit rumänischen und russischen Truppen belegt. Es war ein leichtes, von hier aus an jenem denkwürdigen Sonntag die schwachen österreichisch-ungarischen Grenzposten zu überrumpeln, schon einige Stunden vor der amtlichen Kriegserklärung. In raschem Züge drangen die Feinde vor; unsere Verbündeten mußten die schönen Städte der siebenbürger Sachsen, eine nach der andern, der barbarischen Wut der Feinde pressgeben. Wie diese dort gehaust haben, wie viehisch roh sie auch späterhin gegen Gefangene und Verwundete, die vielfach gemartert und grausam getötet wurden, das ist noch in frischer Erinnerung. Der Siegeslauf der Rumänen fand aber ein jähes Ende, als ein eiligst zusammengestelltes deutsches Hilfsheer aus Ostgalizien und Wolhynien unter dem Befehl des Generals Falken- hayn erschien. Der eine Teil der Rumänen wurde in blutigen Kämpfen über die eisigen Pässe der Südkarpathen getrieben und aus der Walachei gejagt. Bukarest fiel. In der Dobrudscha drängten deutsche, bulgarische und türkische Truppen unter Mackensen den Feind ebenso rasch über die Donau zurück. Bald waren die ganze Walachei und die Dobrudscha bis zum Sereth von feindlichen Truppen gesäubert und Mackensen drang über Focsani vor. In den Waldkärpathen dauerten wegen des schwie- ! rigen Geländes die Kämpfe länger, aber auch hier wurden s die Russen und Rumänen fortwährend zurückgedrängt; j im Herbst vorigen Jahres waren nur noch kleinere Seiten- I täler von Ostgalizien am Osthang der Waldkarpathen z im Besitz des Feindes. Das war das Erwachen aus ? einem Traume, der den Rumänen den Gewinn Siebenbürgens und der Bukowina, des bulgarischen Bezirks Wid- din und der Provinz Deli Orman (von Rustschuk bis Varna) vorgekaukelt hatte. Die armselige Moldau, das war alles, was den Rumänen übrig geblieben war. Und zu guter Letzt mußten sie noch, ^ von allen Genossen im Stiche gelassen, die Waffen gegen eigene Verbündete tragen. Die Bolschewik trachteten die Revolution auch auf Rumäniens Boden zu verpflanzen. In der blutigen.Abwehr hofften die Rumänen sich das reiche Beßarabien, um das sie 1878 von den Russen betrogen worden waren, erobern zu können. Auch dieser Traum .wird vielleicht in ein Nichts zerflattern, da Beßarabien Lur neuen Revublik. Ukraine gehört, die Wohl schwerlich, z
auf den wertvolle« Besitz, jedenfalls «ccht ganz, verMsien wird. So hat sich der Verrat Rumäniens am Bunde, wie derjenige Italiens, schwer gerächt.
Im einzelnen bestimmt der Vertrag über den Rsr- srieden, daß die Dobrudscha bis zur Donau, d. h. wohl bis zur nördlichen Kiliamündung an Bulgarien abgetreten wird, welch letzteres damit wieder ein unmittelbarer Nachbar Rußlands bzw. der Ukraine wird. Dagegen soll Rumänien der Zugang zum Schwarzen Mcsre in dem früheren Haupthafen Rumäniens, Consta«z«, am alten Trajanswall, auf das die Hauptverkehrslimen von Bukarest und Jassy-Focsani über die jetzige Grenzstadt Fetesci zuführen, gewährleistet werden. Mit der Beherrschung der untersten Donaustraße, die Rumänien früher ost zum Nachteil der anderen Donauländer mißbraucht hatte, ist es also vorbei, was auch für den deutschen Handel von erheblichem Werte ist. Das rumänische Gebiet wird an keiner Stelle mehr ans Meer reiche».
Daß Oesterreich-Ungarn ein« Veränderung der Kar-- päthengrenze verlangte, ist selbstverständlich. Nach d«i Erfahrungen dieses Krieges mußte es sich gegen die Gefahr von rumänischen Einfällen zu schützen suchen, indem «K die Gebirgspässe seinem Gebiet einverleibt.
Rumänien hat ferner sofort acht Divisionen aözu- rüsten; aus Kriegsfuß bleiben nur diejenigen Truppexteile, die es zur Verteidigung gegen die Bolschewik k» Beßarabien braucht. Gegen diese Aufrührer scheint übrigens ein entschiedenes Vorgehen beabsichtigt zu sein; i» dem alten Verschwörernest Odessa iiben sie noch ihre Sp . ckensHerrschaft aus. Im Vertrag mit Rumänien ist vor, schen, daß es für Truppensendungen dorthin feine Eiscnvahnlinien zur Verfügung zu stellen hat. Der weitere Vormarsch in der Ukraine, der bekanntlich auf die Bitte der Regierung dieses Landes hin unternommen ist und mit dem Friedensvertrag mit Petersburg-Groß- runland nichts zu tun hat, soll also fortgesetzt werden
Wenn der Und friede mit Rumänien unterzeichne; sein wird — was nach Ablaut des jetzigen neuen vierzelp:- tägigen Waffenstillstands geschehen muß —, so werden die zurückkehrenden Rumänen in der Walachei ein Lem> antreffen, besser und geordneter, als es einst in Friedenszeiten war. Englische Offiziere und Ingenieure haben bei der Flucht der rumänischen Heere die großen Erdölquellen vernichtet, zahllose Industrieanlagen verwüstet u«d die mächtigen Getreidelager und Lagerhäuser in Brand gesteckt. Unter deutscher Verwaltung ist alles wieder erstanden, alte Wege sind verbessert, neue angelegt, der Landbau nach deutscher Art und mit deutschem Fleiß gehoben worden. Manch einer der Rumänen wird einen Vergleich ziehen zwischen den englischen und den deutschen Spuren.
Der Abschluß des deutsch-russischen Friedensvertrags hat in Frankreich Helle Wut entfacht: wie werden M dort jetzt über das „treulose" Rumänien zetern.
Der Krieg Zur See.
Berlin, 6. März. (Amtlich.) Ein zur Einrichtung eines Etappenplatzes für die Hilfsaktion nach Finnland bestimmter Teil unserer Seestreitkräfte hat am N. März nachmittags bei Gckere auf den Äalandsinfek« geankert. ? W
Der Chef des Admiralstabs der Marine, s Haag, 6. März. Es wird berichtet, daß der me- derländischc Dampfer „Heent'lint" torpediert worden sei Tie eine Hälfte der Besatzung sei gelandet, die andere werde noch vermißt.
G.
Leoek ru cbr.
Vertraue Gottes Vatechänden,
Wenn sr den liebsten Wunsch versa l! Was hier beginn:, wird toct vollenden, Wo dir ein neues Leben lagt.
Es ruh'n im engen Raum der Zeit — Tie Keime deiner Ewigkeit.
Mächtiger als Goltz.
Nomon von M. WiLLe.
tw'ousxtzung.)
(Nachdruck »erkoren.)
»Wenn man dich hört, mein lieber Fred, ssllte man wirklich meinen, ich hätte mich jeder Selbstbestimmung begeben und mich dir mit Leib und Seele verschrieben Ganz so liegen die Dinge denn doch nicht. Du bist mir von Anfang an ein guter Kamerad genesen und hast aus mancher Klemme geholfen. Das erkenne ich bereit- willig an, und es fällt mir auch nicht ein, mich meiner Dankespflicht zu entziehen. Wenn ich jetzt mein Glück mac!» so wirst du der erste sein, der davon Vorteil hatl" 1 l. .du es nicht machst, habe Sch das Nach-
sth?"? Nein, mein Lieber, auf so unsichere Spekulationen lasse ich mich nicht ein ! Du weißt, daß ich einen großen Coup vorhabe, und daß die Sache in einigen Tagen .oder Wochen reif sein wird. Zu ihrer Ausführuna aber ibilt du mir ganz unentbehrlich, und deshalb lasse ich dich nicht fort."
„Monn ich nun aber um Erlaubnis zu fragen?"
ginge, ohne dich erst lang«
„Dann tatest du es auf deine Gefahr! lind so weit solltest du mich nun doch jchon kennen, um zu wissen» was das bedeutet!"
Er hatte es ganz ruhig gesprochen, und ohne seine Stimme zu erheben. Aber es war nichtsdestoweniger etwas unheimlich Drohendes in den nachlässig hinge- worfenen Worten gewesen. Wohl sine Minute lang blickte Rolf schweigend vor sich hin ; dann stieß er sein Glas zurück und beugte sich über den Tisch, um seine Rede bis zum leisesten Flüstern dämpfen zu können.
„Du hast kein Vertrauen zu dem Gelingen meines Planes; das kann ich dir nach allem, was ich selber dir über die Art meiner Beziehungen zu meiner Pflegeschwester und zu meinem Stiefvater erzählt habe, kaum verübeln. Aber ich sage dir, Fred, daß du dich im Irrtum befindest. Es wird gelingen, und wenn du gemeinschaftliche Sache mit mir machen willst, so ist vollends jede Möglichkeit eines Mißerfolgs ausgeschlossen."
„Gemeinschaftliche Sache? Inwiefern?" — Soll ich vielleicht helfen, das Mädchen in dich verliebt zu machen ?"
„Nein. Dazu ist mir meine Mutter »ilfe genug. Und es wird überhaupt gar nicht so sehr darauf ankommen, sie verliebt zu machen, als darauf, sie in eine Situation zu bringen, die sie zwingt, mich zum Manne zu nehmen."
„Pah! Das sind Romanidesn!" siel Fred mit einer geringschätzigen Gebärde ein. „In der Wirklichkeit ist dergleichen nicht so einfach zu machen wie auf dem geduldigen Papier. Und wenn Qu etwa in deiner Unerfahrenheit daran gedacht hast, eine Entführung in Szene zu setzen-"
„Ich würde selbstverständlich auch vor einer Entführung nicht zurückschrecken, wenn ich mir etwas davon verspräche. Aber ich bin ganz und gar deiner Ansicht, daß derartige Gewaltmittel heutzutage viel zu unmodern und verbraucht sind. Aber du kennst weder die aufopfernde Liebe meiner Mutter, die zu allem bereit sein wird, was ich um meines künftigen Glückes willen von ihr verlange, noch kennst du das Mädchen, das denn doch von etwas anderem Schlage ist als die Frauen, denen du bisher begegnet sein magst. Sie ist die verkörperte Unschuld und Reinheit. Und sobald es gelingt, sie bei ihrer weiblichen Ehre zu fassen, haben wir gewonnenes Spiel. Die Liebe zu mir braucht dabei, wie gesagt, gar keine Rolle zu spielen."
„Möglich, daß du irgendeine Schurkerei ausheckst, die das arme Geschöpf in deine Gewalt bringt. Aber damit hast du ihre Millionen noch lange nicht in den Händen."
Worin besteht denn eigentlich der unerwartete Glücksfall, den du dir aus dem Briefe deiner Mutter herauskonstruierst? Der Vormund des Mädchens ist gestorben. Schön — davon könntest du dir vielleicht etwas versprechen, wenn er das einzige Hindernis für eine Verbindung zwischen dir und dieser unermeßlich reichen Erbin gewesen wäre. Aber deine Mutter erzählt weiter, daß die Vormundschaft auf ihren Mann übergegangen wäre, und du hast mir oft genug versichert, daß du keinen unversöhnlicheren Feind hättest als diesen Stiefvater. Der Mann kennt dich jedenfalls bis auf die Knochen, und ich nehme an, daß er sein kostbares Mündel jedem andern lieber geben wird, als gerade dir.
Die Mittel, mit denen du dir allenfalls ein junges Mädchen gefügig machen könntest — ihm gegenüber werden sie schwerlich verfangen. Und mit dem Augenblick seiner Rückkehr aus Südafrika müßten alle deine Lustschlösser kläglich zusammenbrechen."
„Ja", gab Rolf ohne weiteres zu. Und dann, indem er seine glitzernden Augen fest auf das verwüstete Gesicht des andern richtete, fügte er in hauchleisem Flüsterton« hinzu:
„Und eben deshalb darf er niemals zurückkehre«. — Das ist es, Fred, wozu ich deine Hilfe brauche!"
Die Blicke der beiden begegneten sich, und für die Dauer einiger Sekunden blieb es still zwischen ihnen. Hinter der niedrigen, tief gefurchten Stirn des Aelteren arbeiteten mit fieberhafter Schnelligkeit die Gedanken. Dann stieß er wieder eine dicke Rauchwolke heraus und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
„Vielen Dank sür das ehrende Vertrauen!" sagte er kurz. „Das könnte dir wohl allerdings passen, daß ich Kopf und Kragen riskiere, um für dich die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Aber ich muß bedauern. Auf solche Geschichten lasse ich mich einem Phantom zuliebe nicht mehr ein."
Fortsetzung "lgt.