Vorsitz von Stadtpfarrer T r a u b - Stuttgart am 23. April seine stark besuchte Mitgliederversammlung in Stuttgart ab. Dem Jahresbericht über die umfangreiche Arbeit des Ver- einsausschusses und den Berichten über besondere Arbeits­zweige des Verbandes folgte ein gedankenreicher Vortrag von Stadtpfarrer Finckh - Eßlingen überBibel und Pro- . testantismus". Im weiteren Verlauf wurde über die Schaf­fung einer Zentralbibliothek neben den Diözesanbibliotheken, und die Errichtung eines Pfarrtöchteralumnats verhandelt. Zur Organistenfrage faßte die Versammlung folgende Reso­lution: 1. Die 23. Hauptversammlung des Evangelischen Pfarrvereins in Württemberg erkennt dankbar die Verdienste an, welche sich die evangelischen Organisten sowie die Schule um die Pflege der kirchlichen Tonkunst erworben haben. 2. Sie spricht sich für die Gewährung eines Urlaubs an die Organisten bis zu 3 Sonntagen aus, bittet aber die Ober­kirchenbehörde, bezüglich der Stellvertretungskosten zunächst von einer allgemein verbindlichen Anordnung im Interesse der Kirchengemeinden und mit Rücksicht auf die Frage der Stolgebührenablösung abzusehen. 3. Sie geht im übrigen von der Voraussetzung aus, dag der Organist (Kantor) ver­pflichtet ist, im Einvernehmen mit dem Kirchengemeinderat selbst für seine Stellvertretung zu sorgen, ststbeschadet des Rechts der Kirchengemeinde, auch andere musikalische Kräfte beizuziehen. 4. Sie bringt ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck, dag seitens des Evangelischen Konsistoriums die bessere musikalische Ausbildung der Theologen in die Wege geleitet ist; sie wünscht jedoch, dag auch für strebsame Orga­nisten und für sonstige Eemeindeglieder weitergehende Ge-! legenheit zur musikalischen Fortbildung im Interesse des Dienstes in der Gemeinde geboten werde.

Stuttgart, 24. April. Infolge der kürzlich vorgenommenen höheren Justizdienstprüfung find 30 Referendare zu Justizassessoren ernannt worden. Die Aussichten für die Anstellung sind durch die zahlreichen neuen Richterstellen in dem gegenwärtig zur Beratung stehenden Justizetat erheblich ver­bessert worden.

Göppingen» 24. April. Gestern ist ein Kind des Fabrik­arbeiters Böckle in Kleineislingen am oberen Wehr in die Fils gefallen und ertrunken. Man hat den ganzen gestrigen Nachmittag nach dem Leichnam erfolglos gesucht.

Zwiefaltendorf, 24. April. Dag es in Frankreich noch bessere Menschen gibt, die nicht von störrischem Chauvinis­mus erfüllt sind, wie er sich kürzlich in Nancy aufgebläht hat, beweist nach dem Münsinger Alb-Boten nachstehender Fall: Eine reiche Französin hat einem hiesigen Fräulein, ihrer einstigen geschätzten Pflegerin in Vurghölzli bei Zürich, als Anerkennung die Summe von 20 000 -4t übersandt. Gewiß ein schöner praktischer Dank für die nicht gerade mit irdischen Elücksgütern gesegnete ehemalige Pflegerin.

Alpirsbach, 24. April. Das dreijährige Kind des Tag­löhners Wilh. Schwenk fiel in den Mühlkanal unterhalb der Falzziegelei und ertrank, ehe Hilfe gebracht werden konnte. Die Leiche wurde beim Rechen der Ehrhardschen Möbelfabrik geborgen.

Alpirsbach, 24. April. Der Kaiser hat für die Orgel in der hiesigen Klosterkirche 2000 -4t gestiftet. In der Kirche liegt bekanntlich der Ahnherr unseres Kaisergeschlechts, Graf Adalbert von Zollern, gestorben ums Jahr 1100, einer der Stifter des Benediktinerklosters Alpirsbach, begraben.

Hausen a. d. Würm, 24. April. Der 70 Jahre alte Schäfereibesitzer Christian Bauer kehrte abends nicht mehr von der Weide zurück, so daß man nach ihm fahnden mußte. Man fand ihn tot bei seinen Schafen. Seine Hunde hielten die Totenwache.

Friedrichshafen, 24. April. Der hiesigen Ortsgruppe des Jungdeutschlandbundes sind von Leopold O. H. Bier­mann (Bremen) 1000 °4t zur Anschaffung zweier Ruderboote zur Verfügung gestellt worden.

37) Im Sturm genommen!

Roman aus den Freiheitskriegen 18131814.

Von H. E. Jahn.

Vater, lieber, bester Vater!" jammerte das gequälte Geschöpf bang:Laß das, bis morgen! Morgen werde ich dir meinen Entschluß Mitteilen! Laß mich nur diese Nacht noch mit Gott besprechen."

Weiberlaunen!" ächzte der Kranke:Morgen ist es vielleicht schon zu spät!"

Zum Glück für Lenchen kam in diesem Augenblick Mar­quis de Bosquet. Er brachte die Nachricht, daß General v. Tauentzien den Gouverneur Marquis de Lapoype und den Kommandanten Major v. Lohhausen zur Uebergabe des Platzes aufgefordert hätte, widrigenfalls in einigen Tagen der Sturm erfolgen würde. Die Kapitulation sei abgelehnt worden, da man bis dahin die Breschen und Schä­den an den Mauern, Bastionen und übrigen Werken wieder durch Palisaden und Sandsäcke zu schließen hoffe. Er, Bos­quet, teile die Sicherheit des Gouverneurs nicht. Die Bre­schen beim Schloß- und Elstertor, am Brückenkopf und in dem Werk vor dem Berliner Pfiirtchen seien so groß, daß sie kaum je wieder unter dem Feuer der feindlichen Batte­rien zu schließen seien.

Ar»» Wett und Zeit.

Berlin, 24. April. Im Reichstag beriet man weiter über den Militäretat. Eine lange Debatte entspann sich über den Kommissionsantrag, die Stadtkommandanturen Karlsruhe, Darmstadt, Dresden und Stuttgart zu streichen. Bevor man in die Debatte eintrat, hob der Kriegsminister hervor, daß diese Kommandanturen durch staatliche Verträge festgelegt seien. Nach langer Aussprache wurde die Stadt­kommandantur Karlsruhe ganz gestrichen und die Stadt­kommandantur in Dresden, Stuttgart und Darmstadt den Kommandanturen der Truppenübungsplätze angeglie­dert. Auf sozialdemokratischen Antrag fiel auch die Kom­mandantur von Königstein. Damit war nach fast sieben­tägiger Debatte die zweite Lesung des Militäretats erledigt, um den Etat für den allgemeinen Pensionsfonds zu be­sprechen. Ein Kommissionsantrag zu diesem Punkt ersucht den Reichskanzler, noch im laufenden Rechnungsjahr einen Entwurf zu einem Gesetze vorzulegen, durch das eine Auf­besserung der Altpensionäre ermöglicht wird, sowie einen Gesetzentwurf zur Abänderung der Reichsversicherungsord­nung behufs Herabsetzung der Altersgrenze für die Gewäh­rung der Altersrente von 70 auf 66 Jahre. Dann wurde die Resolution der Budgetkommission fast einstimmig an­genommen, ebenso ein Antrag der Sozialdemokratie, nach dem den Altpensionären nach vollendetem 60. Lebensjahr ihre Bezüge nicht mehr gekürzt werden dürfen. Hierauf kam man endlich zur Beratung des Etats des Reichsschatz­amtes.

Der Seniorenkonvent des Reichstages trat während der Plenarsitzung zu einer Besprechung zusammen und einigte sich dahin: Der Reichstag soll am Freitag und Sonnabend den Etat in dritter Lesung erledigen und dann die Pfingst- ferien beginnen, dagegen soll die Budgetkommission bis zuin Mittwoch, den 30. April, tagen, um dann, wie bereits be­schlossen, bis zum 19. Mai in die Pfingstferien zu gehen.

Berlin, 24. April. Der angekündigte Entwurf eines Gesetzes betr. die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteil­nehmer ist vom Bundesrat angenommen worden. Die Vor­lage sieht eine allgemeine 26prozentige Erhöhung der Bei­hilfen aus dem Jahresbetrage von 150 -4t vor, tritt für die Gewährung des Enadenvierteljahres für die Witwen der Beihilfsempfänger ein und mildert die Bedingungen zur Erlangung der Beihilfe.

Köln, 24. April. Eine Erklärung zum Fall Krupp gab Geh. Rat Hugenberg, der Vorsitzende des Direktoriums der Friedrich Kupp-A.-E., dem Vertreter der Köln. Ztg. Er spricht von den Geheimberichten, die Krupp sich von seinem Berliner Vertreter erstatten laste, als von Berichten, die inländische Bewaffnungsfragen betreffen, die alle als geheim gelten müßten. Die Frage sei so zu stellen: Hat die Ver­tretung auf unlauterem Wege Informationen erhalten? Was in dieser Richtung geschehen sei, werde seinen Richter finden, wennschon sicherlich nur Kleinigkeiten in Betracht kämen. Mittel der Firma zur Bestechung für höhere und mittlere Beamte existierten nur in der Einbildung Liebknechts.

Kiel, 24. April. Die Eermaniawerft in Kiel hat von der argentinischen Regierung 4 Torpedobootszerstörer in Auf­trag bekommen. Es handelt sich um Ersatzschiffe für die 1910 in England gebauten, aber von der argentinischen Re­gierung zurückgewiesenen 4 Torpedobootszerstörer, die später an Griechenland verkauft wurden.

Paris» 24. April. Der Kriegsminister hat dem Heeres­ausschuß der Kammer die heute vormittag von dem Obersten Kriegsrat beschlossenen Ziffern der normalen und der ver­stärkten Mannschaftsbestände mitgeteilt. Danach sollen u. a. die Jnfanteriekompagnien der Deckungstruppen 220 Mann, der Truppen im Jneren des Landes 154 Mann stark sein. Die Kavallerieregimenter werden überall eine Stärke von 810 Mann besitzen. Die berittenen Artilleriebatterien der Deckungstruppen werden 154 Mann, der Truppen im Innern

Die letzten Worte hatte der soeben eintretende Soulard gehört. Er schnarrte, seinen spärlichen Schnurrbart empor­drehend:Que me ditesvous la! Ick waren Meine auf die Wall. Ick aben gesehn mit meine Aug. Ick waren mit Kapitän Boisdehetre da, er kommandieren heute nacht die Posten. Ick werden mit ihm gehn ä faire la ronde und werde wachen über Monsieur Lange und Madelon!"

Ich werde mich auch auf den Wall begeben," sagte Bosquet ernst,denn die Preußen müßten gar zu einfältig sein, wenn sie nicht sähen, wie die Sache bei uns aussieht!"

Nun ist Lenchen allein. Eine schmälende Talgkerze flackert auf dem Tisch, die Wanduhr tickt monoton, und es klingt ihr wie das ängstliche Klopfen eines Herzens. Der Vater schläft, im Fieberdelirium wirre, unverständliche Worte murmelnd. Draußen ist die weite, schwarze Nacht, nur gegen Norden und Osten rot von dem,Feuer der Schüsse. Die Fensterscheiben klirren unter dem Donner der schweren Belagerungsgeschütze. Lenchen lehnt am Fenster und sieht mit starren, tränenlosen Augen in den Nachthimmel. In einigen Tagen wird der Sturm erfolgen, für sie zu spät, da sie dann unzerreißbare Ketten an einen anderen, einen Ungeliebten, schmieden. Sie hauchte:Hans, Hans, komme und befreie deine Braut!" Unwillkürlich streckt sie die beben­den Arme weit aus, als wolle sie Schutz und Hilfe an der Brust des Geliebten suchen. Dann rollen ihr Tränen schwer hinab.Zu spät! Zu spät! Wenn du kommen wirst, findest du die Frau eines anderen!"

des Landes 121 Mann, die Batterien der Fußartillerie bei den Deckungstruppen 176 Mann und bei den Truppen im Innern des Landes 132 Mann stark sein. Die Fliegerabtei­lungen sollen 66, die Luftschifferkompagnien 165 Mann zählen.

Pittsburg, 24. April. Bei einer Explosion in der Cin- cinnati-Erube in.Finleyville (Pennsylvania) sollen 120 Berg­leute umgekommen sein. 70 Leichen wurden bereits geborgen, die in der Nähe der Ausgänge lagen. Diese Bergleute schei­nen der Explosion selbst entronnen, dann aber erstickt zu sein. Ein durch die Explosion entstandenes Feuer wurde bis Mitternacht gelöscht.

Jaffa, 24. April. Gestern erfolgte hier die Grundsteinlegung des deutschen Krankenhauses. Das Hospital darf als ein bedeutsamer Fortschritt deutscher Kolonisation in Palästina gelten. _

Gerichtssaal.

Mordprozeß Weiß.

Tübingen» 24. April. Nachdem mehrere Zeugen über die Führung des des Mordes, Mordversuches und versuchten Raubes angeklagten Bauernknechtes Wilhelm Weiß von Alt- hengstett vernommen waren sie alle bekundeten, daß mit dem Angeklagten hinsichtlich seines Fleißes, seiner Nüchtern­heit und seines ganzen Benehmens in letzter Zeit ein Um­schwung nicht zum Guten vorgegangen sei, wurde Weiß nochmals an Hand verschiedener Momente über die Beweg­gründe seiner Tat verhört. Er blieb hartnäckig darauf be­stehen, daß er die Tat in der Trunkenheit lediglich in der Absicht begangen habe, die Frau des ermordeten Vahnwarts Löffler mißbrauchen zu können. Dieser Umstand, sowie einige weitere Momente psychischer Art veranlaßten den ärztlichen Sachverständigen, Oberamtsarzt Stoll, eine längerdauernde Untersuchung des Angeklagten auf seinen Geisteszustand im allgemeinen zu befürworten. Diese Anregung formulierte, wie bereits gemeldet, der Rechtsbeistand des Angeklagten unter dem Vorbringen, er halte den Angeklagten auf Grund der Hauptverhandlung für geistig nicht normal veranlagt, zu dem Antrag, den Beklagten 6 Wochen einer Nervenklinik zur Beobachtung seines geistigen Zustandes zu überweisen. Das Gericht beschloß demgemäß und vertagte die Verhand­lung bis auf weiteres.

Augsburg, 24. April. Die Strafkammer Augsburg ver­urteilte den in der städtischen Wasenmeisterei bediensteten Fleischergehilfen Stockerl zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und seine Geliebte, die Fabrikarbeiterin Häringe, welche ihm Beihilfe leistete, zu 1 Jahr Zuchthaus. Stockerl hatte im zweiten Halbjahr 1912 Fleisch von Kadavern Hunderter ge­töteter Katzen und Hunde, sowie von gefallenem Rindvieh an 51 bis 60 Leute verkauft, worauf einige erkrankten. Auch verarbeitet er zu Wurst die Eingeweide und mit Petroleum bespritzte Weichteile von geschlachteten Tieren. Eine Wirtin, die wissentlich Abnehmerin seiner Fleischwaren war, erhielt 2 Monate Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte für Stockerl 2 Jahre Zuchthaus und für seine Geliebte IjH Jahre Zucht­haus beantragt.

Landwirtschaft und Markte.

Alpirsbach, 24. April. Bei dem letzten Holzverkauf der Stadtgemeinde Alpirsbach kamen 745 Fm. Langholz im An­schlag von 15 060 -4t zum Ausbot. Erlöst wurden 17 573 -4t 116,7 Prozent im Durchschnitte

Stuttgart, 24. April. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 213, Kälber 322, Schweine 807 Stück. Ochsen 1. Kl. 98103 -tt, Bullen 1. Kl. 8994 -4t, Bullen 2. Kl. 8289 -4t, Stiere 1. Kl. 100104 -4t, Jungrinder 2. Kl. 9799 -4t, Jungrinder 3. Kl. 9496 -4t, Kühe 2. Kl. 7080 -4t, Kühe 3. Kl. 5565 -4t. Kälber 1. Kl. 113118 -4t, Kälber 2. Kl. 108113 -4t, Kälber 3. Kl. 100107 -4t, Schweine 1. Kl. 7475 -4t, Schweine 2. Kl. 7073 -4t, Schweine 3. Kl. 6568 -4t. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Da plötzlich schweigt der Kanonendonner, und es wird totenstill. Eine grausige, unheimliche Stille. Und da was ist das? überall das Helle Schmettern der Flügel­hörner und das Rasseln der Trommeln:Sturm! Sturm!" Nein, das ist kein Klang, das ist wie eine rote Flamme, die alle mit sich fortreißt, hinein in den sprühenden Kar­tätschenhagel, hinein in die Bajonette. Das Krachen der Schüsse, das Geheul des Kampfes, näher und immer näher das jubelnde Hurra der Preußen. Ein Laufen, Rennen, Schüsse, Waffenklirren, das Stampfen vieler Füße, das Ge­schrei:Pardon! I me rende!"

Helene war in die Knie gesunken, hatte die Hände ge­faltet und betete in Dank und Angst. Da flog die Tür auf und herein wankte, mit zerrissenen Kleidern, den blanken Degen in der Faust, Oberst de Bosquet.

Mademoiselle, seien Sie unbesorgt!" keuchte er,ich werde Sie beschützen, und wäre es mit dem letzten Bluts­tropfen!"

Helene hatte sich rasch erhoben und sagte:Mein lieber Freund, es sind meine Landsleute!"

Der Kranke war, erschreckt durch den Lärm, in seinem Bette aufgefahren. Seine leeren Augen starrten, und sein Mund lachte wirr:Da, da ist sie! Siehst du sie nicht? Es ist Annchen, mein Weib! Sie winkt, sie lacht. Oh, wie schön sie ist! Das Glück!" Dann sank er schwer in die Kissen zurück. Lenchen war an das Bett des Vaters geeilt und suchte durch kalte Umschläge das Fieber zu lindern. (Schluß folgt.)

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