von auswärtigen Verkehrsvereinen, Städten und Bureaus sei eine fortgesetzt steigende. Der Führer wird in der Druckerei des Calwer Tagblatts (A. Oelschlägersche Buchdruckerei) in einer Auflage von 5000 hergestellt, der Text ist auf Grund des seinerzeit von Rektor Dr. Weizsäcker versagten von Stadtschultheiß Conz ergänzt worden. Er wird mit photographischen Illustrationen nach Aufnahmen von Forstassessor Feucht- Hirsau und Photograph Fuchs-Calw geschmückt. Der Führer wird einen Jnseratenanhang bekommen, den zu benützen die Interessenten auch von hier aus zu ihrem eigenen Vorteil aufgefordert werden. Sie werden gebeten, den Jnseratentext bei der A. Oelschlägerschen Buchdruckerei in Calw bis Samstag aufgeben zu wollen. — Leider gehen die laufenden Jahresbeiträge mehr und mehr zurück. Sie haben früher das Tausend überschritten, sanken im vorletzten Jahre aber bis auf 550 herab! Der Vorsitzende knüpft an diese betrübende Tatsache die eindringliche Bitte an Einzelmitglieder wie an zahlende Vereinigungen, nicht gerade dem Fremdenverkehrsverein die ihm so notwendigen Beiträge zu kürzen. Er hatte dazu um so mehr Anlatz, als von dem Bezirkswirtsverein schriftlich mitgeteilt worden war, dag er seinen seitherigen Beitrag von 40 -K auf die Hälfte herabsetzt. Der Vorsitzende vertrat die Meinung, daß die Hauptinteressenten damit denen, die am Fremdenverkehrsverein nicht und weniger interessiert seien, kein gutes Vorbild seien. Ein Mitglied des Wirtevereins begründete diese Streichung von 20 mit den den 57 Mitglieder zählenden Verein, die nicht einmal nur Wirte seien, ohnehin belastenden Verbandsbeiträgen und damit, daß die Wirte in der Hauptsache auch einzeln Beiträge zum Fremdenverkehrsverein bezahlen. Stadtschultheiß Conz gibt zu bedenken, daß diese verminderte Eebe- freudigkeit auch ihren Einfluß auf die Gestaltung des Zugverkehrs habe insofern, als, wenn der Verein für Inserate und Reklame nicht die nötigen Mittel aufwenden könne, der Verkehr Nachlasse und die Eisenbahnverwaltung darum nicht mehr in der entgegenkommenden Weise auf unseren Fahrplan Rücksicht nehmen könne, wie sie dieses noch erst bei der Aufstellung des neuen Sommerfahrplans getan habe. Auch aus der Mitte der Versammlung bedauerte jemand die Absicht des Wirtevereins. — Schließlich sind noch einige Mitteilungen des Vorsitzenden aufzuführen: Er schilderte die Tätigkeit des Beamten für Württemberg im Internationalen Reise- und Verkehrsbureau Unter den Linden in Berlin als eine für Württembergs Fremdenverkehr äußerst tatkräftige, vorteilhafte. Von diesem Bureau sind namentlich viele Exemplare des Eeschenkbüchleins „Der wllrttember- gische Schwarzwald" einverlangt worden. — Auf dem hiesigen Rathaus befindet sich eine Auskunftsstelle des Fremdenverkehrsvereins, durch die Prospekte über alle Länder und Gegenden an jedermann abgegeben werden. Auch die für die Stuttgarter Ausstellung verfertigte Schwarzwälder Wirts st ube steht hier zum Verkauf. Stadtschultheiß Conz ladet Kaufliebhaber freundlich ein. Die Versammlung war damit an ihrem Schluß angelangt. Die Versammlung entlastete den Rechner unter herzlichem Dank für seine Mühewaltung- besonderer Dank wurde durch E. Wid- maier dem Vorsitzenden ausgesprochen.
„Kuckuck, Kuckuck," ruft's aus dem Wald! Ein Freund und Vertrauter des Waldes teilt uns mit, daß gestern, zum erstenmal in diesem Frühling, der seltsame Vogel im Calwer Wald gehört worden sei. Daß man's nicht vergesse: Wer den Kuckucksruf zum erstenmal im Jahre vernimmt, möge ja seinen Geldbeutel tüchtig schütteln, der wird dann das ganze Jahr über nie leer. — Wer's nicht glaubt, bezahlt einen Taler!
Was kostet die Erziehung eines Schulkindes? Aus dem Schuletat Heilbronns sind folgende Angaben über die Kosten, die die betreffende Stadt für den Unterricht eines Schülers jährlich aufzubringen hat, wohl von allgemeinem Interesse: der Zuschuß, den die Stadt für den Unterricht beizu-
er reckte die Hände empor, als wollte er die Rache Gottes niederreißen auf das Haupt des verruchten Frevlers.
Tief erschüttert hauchte Helene: „Polanthe hat den Unwürdigen geliebt?"
„Es mußte so sein," nickte Bosquet finster. „Denn es starben zwei in den Wellen der Loire, Mutter und Kind, und das Kind hatte noch nichts vom Leben gewußt."
Helene schauerte angstvoll zusammen, und der greise Offizier sagte hart: „Geld verloren, nichts verloren — Leben verloren, viel verloren — Ehre verloren, alles verloren! Alles verloren!" wiederholte er mehrmals heiser. „Lassen wir die Toten. Sie gehören alten Zeiten an. Nur Ihr süßer Anblick, Mademoiselle, hat die grauen Gestalten wieder aus ihren Gräbern emporbeschworen. Aber doch danke ich Ihnen, Madelon, daß Sie mir erschienen sind, denn nun fühle ich mich nicht mehr so ganz einsam auf der Welt. Nun aber, kleine Madelon, denken Sie, ich sei Ihr Vater, und ich will denken, Sie seien Polanthe."
Mit leiser Stimme erzählte Helene beim Hinabsteigen vom Walle alle ihre Leiden und Aengste. Wie Soulard den schwachen Vater ganz in Gewalt habe und sie durchaus dem verhaßten Manne anschmieden möchte. Alsdann beichtete Lenchen auch ihre Liebe zu Hans, und wie sie nur durch die trügerische Vorspiegelung, nach Halle zu reisen, um den Verwundeten dort zu pflegen, sich von Berlin fort in das Kriegsgetümmel habe locken lassen.
Marquis de Bosquet hatte teilnahmsvoll zugehört, ohne sie zu unterbrechen: nun, nachdem Lenchen geendet hatte,
steuern hat, beträgt bei einem Elementarschüler 45,9.//, einem katholischen Volksschüler 51,5^, einem evangelischen 55,6 .//, einem Realgymnaststen 57,8.//, einem Mittelschüler 60,5 ,//, einem Realschüler 69.6 ^/, einer „höheren Tochter" 70,7 einem Gymnasiasten 85,4 ^ und einem Oberrealschüler 96,2 .//. Letztere sind also in Wahrheit der Stadt „teuerste Söhne".
8cb- Mutmaßliches Wetter. Für Donnerstag und Freitag steht meist heiteres, trockenes und wärmeres, stellenweise auch zu Gewittern geneigtes Wetter bevor.
H Bad Liebenzell, 21. April Herr G. Wohlgemuth von hier, Leiter des städtischen Kurorchesters und Dirigent der Kapelle in der Ersten Stuttgarter Rollschuhbahn, hat auf den Todestag der Herzogin Wera einen gemischten Chor „Glaube und Liebe" komponiert und den Töchtern der verewigten Fürstin, den Prinzessinnen Elsa und Olga zu Schaumburg-Lippe, überreichen lassen. Im Auftrag der Prinzessinnen ist dem Komponisten durch den einstigen Hofmarschall der Herzogin ein Dankschreiben zugegangen. Die Komposition wird mit Zustimmung des Komponisten dem „Krieger- und Sängerbund Herzogin Wera" überwiesen werden.
! Eechingen, 22. April. Am Sonntag versammelte sich eine große Anzahl hiesiger Bürger im Gasthaus zum Rößle, um einen Vortrag anzuhören, welchen der Naturheilkundige Zipperer aus Weilderstadt über Homöopathie hielt. Der Redner wußte die Anwesenden mit seinem Vortrage, welcher 114 Stunden dauerte, zu überzeugen, daß die Homöopathie kein Stiefkind mehr sei und über ein weites Gebiet der Erde Eingang gefunden hat. Er verwies den Landmann auf die Pflanzenwelt, in welcher nützliche und heilbringende Kräuter jeden Tag zerstampft und zertreten würden, ohne daß dieser eine Ahnung davon habe, welchen Nutzen diese oder jene Pflanze für die Heilkunde besitze. Sodann gedachte der Vortragende des Herrn Pfarrers Beuter, welcher seinen Gemeindegliedern zu Nutz und Frommen sein Können aus diesem Gebiet angewendet hat, ohne jede Entschädigung. — Der Vortrag wird zur Gründung eines Homöopathischen Vereins führen.
Altensteig, 23. April. Beim Spielen mit andern Kindern fiel das vierjährige Büblein des Arbeiters W. hinter der L. Moserschen Gerberei in die Nagold. Es wurde ein großes Stück abwärts getrieben, konnte aber von Schmiedmeister Paul Wallraff dem nassen Elemente rechtzeitig entrissen werden. Das Kind hat eine große Wunde am Kopf davongetragen.
—n— Simmersfeld (O.-A. Nagold), 22. April. Ein hiesiger Schneidermeister beauftragte seinen Lehrling, Kleidungsstücke nach Hornberg zu verbringen. Der junge Mann hat in Hornberg seinen Auftrag ausgeführt und etwas Geld für seinen Meister vereinnahmt, ist aber bis jetzt noch nicht zu seinem Lehrherrn zurückgekehrt. Er soll noch auf dem Weg von Hornberg nach Zwerenberg gesehen worden sein. Trotz eifriger Nachforschungen konnte noch nichts über den Verbleib des Lehrlings ermittelt werden.
Pforzheim, 22. April. Hier wurde ein seit Jahren am Platze ansässiger Metzgermeister unter dem Verdacht verhaftet, im Schlachthofe Schinkendiebstähle ausgeführt zu haben. — Der verhaftete Metzgermeister hat sich im hiesigen Untersuchungsgefängnis erhängt.
Von der badischen Grenze, 22. April. Gestern abend brannten in dem auf der Höhe südlich Pforzheim gelegenen Schellbronn zwei Wohnhäuser ab, wodurch 5 Familien obdachlos wurden. Der Schaden ist 25 000 bis 30 000 -K. Das eine Haus hatte vier Besitzer: Witwe Ochs, Emil Klink, Jul. Reichstetter und Franz Reichstetter, das andere gehörte dem Wilh. Ochs. Das Vieh ist gerettet. Die Brandursache ist unbekannt.
Württemberg.
Stuttgart, 22. April. Die Zweite Kammer nahm heute einen Antrag des Finanzausschusses an, die Frage der Errichtung einer Landwirtschaftlichen Winterschule im Donaukreis der Regierung zur Erwägung zu übergeben. In der Beratung des Justizetats erklärte Justizminister v. Schmid- lin, daß infolge von 25 neu geforderten Richterstellen im Hilfsrichterwesen in Württemberg nicht so schlimme Zustände obwalteten, wie angenommen werde. Mit den andern Bundesstaaten könne ein Vergleich wohl ausgehalten werden. — Morgen Fortsetzung der Beratung.
Horb, 22. April. Der Wagner Wunibald Wöhrle in Fischingen (Hohenzollern), der am 31. Januar unter eigener Lebensgefahr ein Kind von dem Ertrinken im Neckar rettete, erhielt vom Minister des Innern eine Geldbelohnung von 100 und vom Regierungspräsidenten eine Extragabe von 15 -H, weil der mutige, opferwillige Mann das besinnungslos gewordene Kind durch sachgemäß angestellte Wiederbelebungsversuche wieder zum Leben gebracht hat.
Tübingen, 22. April. In Breitenholz ist der Maurer Müllerbader von Poltringen von dem Gerüst eines Neubaus abgestürzt und hat sich schwere innere Verletzungen zugezogen. Bewußtlos wurde er hier in die Klinik eingeliefert, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Er ist gestern seinen Verletzungen erlegen.
Gmünd, 22. April. Vergangene Nacht ist im evangelischen Stadtpfarrhaus ein Einbruch verübt worden. Der Dieb drückte oder warf ein Loch in eines der Fenster des Studierzimmers des Stadtpfarrers Gittinger. Er stieg unbemerkt ein, erbrach das Pult und entwendete 60 -11. Man vermutet in dem Dieb einen angeblichen Schreiner, der kürzlich bei dem Stadtpfarrer war und um ein Darlehen von 30 -11 nachsuchte. Er gab sich als einen in der Schmidgasse wohnenden „Schreiner Mozer" aus. Der Polizeihund, der auf die Fährte des Diebes gesetzt werden sollte, hat versagt, dagegen konnten am Fenster deutliche Fingerabdrücke photographisch ausgenommen werden.
Schramberg, 22. April. Sonntag abend vermißten die Fabrikarbeiterseheleute Armbruster, in der Nähe des Gaswerks wohnend, ihr 314 Jahre altes Söhnchen. Die sofort angestellten Nachforschungen mit Hilfe von Nachbarn waren ergebnislos. Gestern früh wurde das unglückliche Kind in Schiltach tot aus der Schiltach gezogen. — Auch hier hat die Jungdeutschlandbewegung festen Fuß gefaßt. Nach umfassenden Vorbereitungen fand am Sonntag der erste Ausmarsch statt, der mit der Erstürmung der alten Veste Nippenburg endete. Die Beteiligung der Jugend aus allen Ständen und Kreisen war sehr zahlreich.
Ebingen, 22. April. Nach langem, zähen Festhalten am höchsten Fleischpreise haben endlich Ende letzter Woche die hiesigen Metzger zu einem Abschlag von 10 Pfennig am Pfund Schweinefleisch sich verstanden. Schweinefleisch kostet also jetzt 90 Pfennig das Pfund.
Ulm, 22. April. Den Weinhändlern scheint es hier nicht zum Besten zu gehen. Vor einigen Jahren ist die große Firma Burger in Abgang gekommen, dann die Firma Valk- heimer. Vor kurzem hat die Firma Steigenberger Konkurs gemacht und jetzt zeigt Weinhändler Clostermeyer an, daß er sein Geschäft aufgibt und seine Weinvorräte verkauft. Im Konkurs Steigenberger betragen die Forderungen 90 000 Mark. Verfügbar sind 19 000 Mark, wovon noch die Kosten abgehen.
Aus Wett «nd Zeit.
Berlin, 22. April. Der Reichstag behandelte heute zunächst die Anfrage des Fortschrittlers Heckscher, ob der Reichsverwaltung Nachrichten über die Ermordung des deutschen Reichsangehörigen Hans Arp in Santa Cruz zugegangen seien, und ob es bereits die Bestrafung der Schuldigen eingeleitet habe. Der Vertreter der Regierung bejahte dies. Darauf wurde weitergefahren mit der Einzelberatung
begann er freundlich: „Harare Soulard, wie er sich nennt, ist anscheinend ein großer Schurke. Mir gefiel sein gelbes, ewig lächelndes Gesicht von Anfang an nicht. Aber, Mademoiselle, fürchten Sie nichts, solche Leute sind meist feige und werden es nicht zum Aeußersten kommen lassen. Bleiben Sie nur fest und sich selbst getreu. Kein Teufel wird über Sie Macht haben, am wenigsten so ein kriechender Teufel wie Soulard. Sollte man aber dennoch, im Glauben, die Wirren der Belagerung verhüllten es, Sie zu einer Ehe zwingen wollen, und fände sich wirklich ein Priester, der diesen Bund einsegnen wollte, so wird ein leichter Druck auf den Gouverneur Marquis de Lapoype genügen, das schändliche Vorhaben zu vereiteln. Also ängstigen Sie sich nicht, mein Kind: der Kolonel de Bosquet hat nicht fünfzig Jahre lang die Waffen getragen, um vor einem Schleicher von Intendanten zu kapitulieren." Verächtlich spuckte der Oberst aus. „Nein, Madelon, ängstigen und grämen Sie sich nicht. Sie haben einen Freund, der Ihnen treu zur Seite stehen wird."
Unter diesem Gespräche war das Haus des Kaufmanns Kühn erreicht, und so schieden Lenchen und der Oberst mit herzlichem Händedruck voneinander.
Eines Morgens, als Helene das Haus verließ, um mit de Bosquet den gewohnten Morgenspaziergang zu machen, stand ein Bauer vor der Tür und drückte der Ueberraschten einen Zettel in die Hand: „Schnell, Mamsell, man beobachtet uns!" ' .
Das junge Mädchen gehorchte instinktiv und ließ das
Blatt Papier in ihrem Muff verschwinden. Soulard aber, der, so viel er konnte, alle Schritte Lenchens eifersüchtig bewachte, und dem der Umgang mit dem Obersten schon lange ein Dorn im Auge gewesen war, schoß herbei und zeterte: „Mademoiselle, dieses Subjekt hat soeben eine Lettre Ihnen überbracht, geben Sie an mich dieselbe."
Helene sah den kleinen Franzosen kühl an und entgeg- nete: „Monsieur, Sie irren sich! Uebrigens, was gibt Ihnen das Recht, eine solche Sprache mir gegenüber zu führen? Ihm den Rücken zukehrend, ging sie langsam die Straße hinab.
Vor Wut schäumend, wandte sich Soulard an den Bauern: „Wie heißen Er?"
„Knape, Euer Gnaden," tönte es ängstlich.
"Woher seien Er?"
Aus Labitz, Euer Gnaden."
„Er seien ein Trastre, ein Spion! Er in die Stadt gekommen, auszukundschaften und tragen, wie ick gesehen abe, ca et la des nouvelles!"
„Ja, Euer Gnaden," stotterte der Bauer einfältig, da er den Sinn der halb französischen und halb deutschen Rede kaum verstanden hatte.
„Sacrö nom de Dieu! Baus stes mein Gefangener! En avant!" Eine zufällig vorüberkommende Patrouille heranwinkend, befahl Soulard, den Bauern auf die Wache zu bringen.
(Fortsetzung folgt.)
I»